Flying P-Liner
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Flying P-Liner
Flying P-Liner oder kurz P-Liner nannten Seeleute in der Zeit der Windjammer hochachtungsvoll die Segelschiffe der Hamburger Reederei F. Laeisz (besser bekannt unter dem Kürzel FL). Die Schiffe waren für ihre Geschwindigkeit und ihre Sicherheit berühmt, sie wurden in den Reedereifarben schwarz (Rumpf über der Wasserlinie), weiß (Wasserlinie) und rot (Unterwasserschiff) gestrichen.
Lief als Padua 1926 als letzter P-Liner vom Stapel und ist als einziger noch aktiv: die heutige Kruzenshtern
Modell des P-Liners Pamir in den schwarz-weiß-roten F.-Laeisz-Farben
Begründung des Rufs der Flying P-Liner
Viermastbark Passat in Lübeck-Travemünde, heute der einzige P-Liner in Deutschland
Begründung des Rufs der Flying P-Liner
Die schnellen Segler waren für ihre Robustheit und Geschwindigkeit unabhängig vom Wetter berühmt, und ihre Zuverlässigkeit kam der eines Linienbetriebes nahe, der sonst nur Dampfschiffen zugetraut wurde. Carl Laeisz gab seinen Kapitänen stets mit auf den Weg: „Meine Schiffe können und sollen schnelle Reisen machen!“
Auch gingen nach einer Statistik der Klassifikationsgesellschaft Bureau Veritas aus dem Jahr 1908 jährlich durchschnittlich 3 % aller Segelschiffe verloren, während bei den Flying P-Linern ein rechnerischer Verlust von nur 0,9 % pro Jahr zu beobachten war. FL verlor keinen seiner Vier- oder Fünfmaster durch eigene Schuld (verloren gingen die Pitlochry 1913 nach Kollision mit Dampfer südlich des Ärmelkanals, die Preußen 1910 durch Strandung nach Kollision mit Dampfer bei Dover, die Pangani 1913 im Ärmelkanal nach Kollision durch Dampfer (30 Tote) und die Petschili 1919 in Valparaíso durch Strandung im Hafen). Allerdings ergab die Seegerichtsverhandlung im Fall der Pangani, dass die Positionslichter in der Kollisionsnacht aufgrund einer ungünstigen Segelführung vom Kollisionsgegner nicht gesehen werden konnten.
Unterwanten mit Holzsprossen am Großmast der Passat
Das Erfolgsgeheimnis der Laeisz-Schiffe war ihr stets neuester technischer Stand, die weit über das übliche Maß gehende stärkere Bauweise und die damit verbundene Standfestigkeit gegenüber den Unbilden von Wind und Meer, dazu eine hervorragende Instandhaltung, auch bei den Holzschiffen. Als Beispiel sei hier nur genannt, dass an vielen Laeisz-Schiffen die Wanten nicht mit Webeleinen (kurze, querverlaufende Tauverbindungsstücke), sondern mit Holzsprossen als Tritte zum Aufentern ausgestattet waren (heute noch zu sehen an der Passat, die in Travemünde liegt). Nach Berichten kam es vor, dass Laeisz-Schiffe Kap Hoorn in starkem Sturm umrundeten, während andere Schiffe Schutz zum Abwettern suchen mussten. Durch ihren guten Ruf fand die Reederei fähige Kapitäne und konnte handverlesene Mannschaften durch gute Behandlung, Verpflegung und Bezahlung an sich binden. Dazu kam eine erstklassige Organisation, die sich durch Agenten vor Ort in den entlegenen Salpeterhäfen Chiles um zügigen Warenumschlag und Abfertigung kümmerte. Damit verkürzten sich die teuren Liegezeiten gegenüber dem Großteil der Konkurrenz um Tage bis Wochen. Auch die große französische Reederei A. D. Bordes & Fils, ebenfalls bekannt für ihre schönen und schnellen Segler, verfuhr ähnlich.
Zudem wurden spätestens seit dem berühmten Windjammerkapitän Robert Hilgendorf, der bereits früh Mathew Fontaine Maurys Werke (Wind und Strömungskarte des Nordatlantik, Segelanweisungen) kannte und anwandte, alle verfügbaren Daten, insbesondere die Beobachtungen der deutschen Kapitäne über die Wind- und Strömungsverhältnisse unterwegs zentral gesammelt, ausgewertet und damit verbessert und verfeinert. Damit gelang es Robert Hilgendorf, der als Flying German oder Teufel von Hamburg (Düwel von Hamborg) bekannt wurde und der bekannteste Segelschiffskapitän der Laeisz-Flotte wurde, als erster Kapitän der legendären Fünfmastbark Potosi zahlreiche neue Reiserekorde aufzustellen. Später fuhr die große Bark auch unter anderen Schiffsführern herausragende Fahrten. So schaffte sie die Reise von Chile nach England 1904 in der Rekordzeit von 57 Tagen, in der Gegenrichtung (1905) 59 Tage, jeweils rund Kap Hoorn. Zwischen 1896 und 1914 benötigte sie für keine ihrer 22 Chile-Reisen mehr als 86 Tage.
Geschichte der Flying P-Liner
1839 kaufte F. Laeisz das erste Schiff, eine Brigg mit dem Namen Carl. Nach Problemen mit dem Segler wurden erst ab 1853 wieder eigene Schiffe genutzt, als Carl Laeisz in das Unternehmen einstieg.
1857 wurde ein von F. Laeisz veranlasster Segelschiffsneubau, eine kleine Bark, nach dem Spitznamen der Reedersgattin, Sophie Laeisz (1838–1912), Pudel getauft. Alle weiteren Neubauten unter Segeln und schließlich sämtliche Segelschiffe im Eigentum von FL trugen daraufhin Namen, die mit dem Buchstaben P begannen. Der letzte Laeisz-Segler ohne einen solchen Namen war die Bark Henriette Behn, die 1885 vor Mexiko strandete. Insgesamt trugen 66 der 86 Segelschiffe in der Geschichte von FL einen Namen, der mit „P“ begann.
Viermastbark Peking, heute Museumsschiff in New York
Viermastbark Pommern, heute Museumsschiff in Mariehamn auf den Ålandinseln
Ferdinand Laeisz' Nachfolger Carl Laeisz und Carl Ferdinand Laeisz gehörten zu den letzten Reedern, die frachttragende Segelschiffe nutzten und damit sehr erfolgreich waren. Die Reederei setzte ihre Schiffe vor allem in der Salpeterfahrt ein, auf der natürlicher Salpeter aus Chile nach Europa transportiert wurde. Auf der Ausfahrt wurden Industriegüter von Europa nach Chile transportiert oder es wurde unter Ballast gefahren. Die Route führte auf der Hin- und Rückreise um Kap Hoorn.
Die Reederei Laeisz glaubte an die Zukunft der stählernen Segler und experimentierte mit Fünfmastern, zunächst mit der Fünfmastbark Potosi von 1895. Das Fünfmastvollschiff Preußen sollte im Jahr 1902 der Prototyp für das Segelschiff der Zukunft sein, aber der Größensprung bewährte sich nicht. Das Schiff war den Kapitänen und Mannschaften nicht mehr geheuer, und 8000 t Fracht für die Ausreise in die entlegenen Häfen waren kaum zu organisieren. Als die Preußen vor Dover 1910 im Ärmelkanal verlorenging, weil ein ausweichpflichtiger Postdampfer dem Segelschiff die Vorfahrt nahm, gab Laeisz als Ersatz die Peking und die Passat in Auftrag, beide nur halb so groß. Diese Viermastbarken schienen von der Größe und vom Typ her ideal für die Salpeterfahrt zu sein und waren das Vorbild aller späteren Neubauten.
Während des Ersten Weltkriegs wurden viele P-Liner auf ihren Salpeterfahrten in Chile interniert und mussten danach an die Alliierten als Reparationen abgeliefert werden. Die vorherige Internierung in Chile erwies sich jedoch als Glücksfall: Die Alliierten erlaubten den Reedern am Kriegsende, auf den Rückfahrten der Schiffe nach Europa Fracht auf eigene Rechnung zu laden, bevor sie die Schiffe auslieferten. Die Salpeterladungen erzielten so große Gewinne, dass F. Laeisz von dem Geld die meisten Schiffe wieder zurückkaufen konnte;[1] dazu kam, dass die Empfängerländer, in denen das Großseglerwissen zum Teil schon weitgehend verloren gegangen war, mit den Großseglern nicht viel anzufangen wussten. F. Laeisz hingegen glaubte weiter an die Zukunft der Segelschiffe auf langen Strecken und mit Gütern, deren Transportzeiten gegenüber den Transportkosten eine untergeordnete Rolle spielten. Das Unternehmen kaufte seine Schiffe billig zurück und beauftragte sogar noch Neubauten. Das letzte Schiff war die Padua (heute Krusenstern), die 1926 bei der Joh. C. Tecklenborg-Werft vom Stapel lief und der letzte Großsegler überhaupt sein sollte, der allein für die Frachtfahrt gebaut wurde.
Noch 1931 betrieb Laeisz in der Salpeterfahrt eine Flotte von sechs Seglern, die zu der Zeit bereits von Journalisten und Schriftstellern (z. B. Alan Villiers und Irving Johnson) beachtet wurden. Doch die Folgen der Weltwirtschaftskrise setzten der Reederei zu, und die Frachtsegler waren immer weniger rentabel. In den 1930er Jahren verkaufte Laeisz daher mehrere Schiffe – darunter 1931 die Pamir, 1932 die Passat – an den finnischen Reeder Gustaf Erikson, der noch einige Jahre bis zu 21 Windjammer in der Frachtfahrt betrieb, darunter viele P-Liner.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges besaß Laeisz nur noch zwei Windjammer. 1941 wurde die Priwall in Chile interniert, daraufhin an Chile verschenkt und 1945 von einem Ladungsbrand vernichtet. Der letzte Flying P-Liner, die Padua, ging 1946 als Reparationszahlung an die Sowjetunion und fährt seither als Segelschulschiff Krusenstern unter sowjetischer bzw. russischer Flagge. Diesmal kaufte FL kein Segelschiff zurück oder nach, sondern konzentrierte sich seither auf die Motorschiffahrt. Die Ära der Flying P-Liner war endgültig vorüber.
Nur vier Laeisz-Windjammer sind noch heute erhalten (siehe erhaltene Flying P-Liner). Daneben blieb von den Flying P-Linern außer ihrem legendären Ruf die Tradition von F. Laeisz, die meisten eigenen Schiffsnamen mit „P“ beginnen zu lassen. Fast alle Containerschiffe und Massengutfrachter tragen heute (Stand 2008) solche Namen; die einzige Ausnahme bilden vier 2001 und 2002 gebaute Containerschiffe mit Doppelnamen, deren erste Hälfte Hanjin lautet, bevor sich ein mit „P“ anfangender zweiter Name anschließt (z. B. Hanjin Pretoria).[2]
Liste der Flying P-Liner
Erhaltene Flying P-Liner
Vier Flying P-Liner sind erhalten:
Pommern ex Mneme, Viermastbark, Museumsschiff in Mariehamn (Finnland)
Peking, Viermastbark, → Arethusa, H.M.S. Peking, seit 1974 wieder Peking, Museumsschiff in New York welches nach Hamburg überführt und dort restauriert werden soll.
Passat, Viermastbark, Museumsschiff in Travemünde
Padua, Viermastbark, heute als russisches Segelschulschiff Kruzenshtern im Einsatz
Sämtliche Flying P-Liner im Überblick
Insgesamt wurde 83 Flying P-Liner gebaut:
Carl, hölzerne Brigg
Sophie & Friedericke ex Gladiator, hölzerner Schoner
Adolph, hölzerne Brigg
Pudel, hölzerne Bark, war 1857 das erste "P" der Reihe. „Pudel“ war, wegen ihrer auffällig krausen Haare, der Spitzname von Carl Laeisz’ Gattin Sophie.
Schiller (1855), hölzerne Brigg
Pacific, hölzerne Brigg
India, hölzerne Bark
Costa Rica, hölzerne Bark
Republic, hölzerne Bark
Neptun, hölzerne Bark
Peru, hölzerne Brigg
Panama ex Marbs, hölzerne Bark
Persia, hölzerne Bark
Louis Kniffler ex Cecilia, hölzerne Bark
Patria, hölzerne Bark
Princess, hölzerne Brigg
Perle, hölzerne Bark
Los Hermanos ex North Point, hölzerne Brigg
Papa, hölzerne Bark
Pyrmont, hölzerne Bark
Carolina, hölzerne Bark
Don Julio, hölzerne Bark
Henrique Teodoro, hölzerne Bark
Mercedes, hölzerne Bark
Ricardo, hölzerne Bark
Rosa y Isabel, hölzerne Bark
Panama, hölzerne Bark
Professor ex Flottbek, eiserne Bark
Hunsingo, hölzerne Bark
Patagonia, hölzerne Bark
Pacha ex Isabellita, hölzerne Bark
Polynesia (1874), eisernes Vollschiff
Henriette Behn, hölzerne Bark
Paladin, hölzerne Bark
Pandur, hölzerne Bark
Paradox, hölzerne Bark
Parnass, hölzerne Bark
Poncho ex Weymouth, eiserne Bark
Pluto ex Aminta, eisernes Vollschiff
Paquita ex Irma ex Maggie Leslie, eiserne Bark
Pavian ex Tiverton, eiserne Bark
Parsifal, eiserne Bark
Puck ex Peep O'Day, eiserne Bark
Pirat, eiserne Bark
Pestalozzi, eiserne Bark
Plus, eiserne Bark
Potrimpos, eiserne Bark
Prompt (1887), stählerne Bark (erster deutscher Großsegler aus Stahl)
Pamelia, stählerne Bark
Pergamon, stählerne Bark
Potsdam, stählerne Bark
Paposo, eiserne Bark
Palmyra, stählernes Vollschiff (alle weiteren Segler aus Stahl)
Parchim, Vollschiff
Pera, Vollschiff
Pampa, Vollschiff
Posen (1902) ex Preußen (I), Vollschiff
Placilla, Viermastbark (1892-1905), → Optima (auf den Haisbro-Sandbänken gestrandet)
Pisagua, Viermastbark (1892-1913, unter norwegischer Flagge bei den Shetland-Inseln gestrandet)
Pitlochry, Viermastbark (1894-1913, nach Kollision mit Dampfer südlich des Ärmelkanals gesunken)
Potosi, Fünfmastbark (1895-1925), → Flora (als ausgebranntes, treibendes Wrack vor Patagonien versenkt)
Die Preußen unter Vollzeug
Persimmon ex Drumrock, Viermastbark, → Helwig Vinnen → Allen Dollar → Drumrock
Preußen, Fünfmastvollschiff (1902-1910)
Pangani, Viermastbark (1903-1913, im Ärmelkanal von Dampfer gerammt und gesunken, 30 Tote)
Petschili, Viermastbark (durch einen chilenischen Nordsturm nach Ankerkettenbruch gestrandet)
Pamir, Viermastbark (1905-1957, als Schulschiff im Orkan gesunken)
Pommern (siehe oben)
Peiho ex Argo ex Brynymor, Vollschiff
Pirna ex Osorno ex Beethoven, Vollschiff
Pinnas ex Fitzjames, Vollschiff
Ponape ex Regina Elena, Viermastbark, → Bellhouse → Ponape
Mozart (links) und Penang (rechts)
Penang ex Albert Rickmers, Bark
Peking (siehe oben)
Passat (siehe oben)
Perim ex Radiant, Bark
Pelikan ex Dione, Vollschiff
Parma ex Arrow, Viermastbark
Pinguin ex Erasmo, Viermastbark, → Weser → Jacobsen
Perkeo ex Brilliant, Viermastbark, → Bell (größte je gebaute Viermastbark, 3.765 BRT)
Pola, Viermastbark (fuhr nie unter FL-Flagge, als Kriegsreparation 1919/1920 nach Frankreich; → Richelieu (1924), in Baltimore 1927 ausgebrannt)
Priwall, Viermastbark[3], → Lautaro (nach Brand 1945 vor der Küste Perus explodiert)
Pellworm ex Faith ex Maréchal Suchet, Vollschiff
Padua (siehe oben)
Quelle
Lief als Padua 1926 als letzter P-Liner vom Stapel und ist als einziger noch aktiv: die heutige Kruzenshtern
Modell des P-Liners Pamir in den schwarz-weiß-roten F.-Laeisz-Farben
Begründung des Rufs der Flying P-Liner
Viermastbark Passat in Lübeck-Travemünde, heute der einzige P-Liner in Deutschland
Begründung des Rufs der Flying P-Liner
Die schnellen Segler waren für ihre Robustheit und Geschwindigkeit unabhängig vom Wetter berühmt, und ihre Zuverlässigkeit kam der eines Linienbetriebes nahe, der sonst nur Dampfschiffen zugetraut wurde. Carl Laeisz gab seinen Kapitänen stets mit auf den Weg: „Meine Schiffe können und sollen schnelle Reisen machen!“
Auch gingen nach einer Statistik der Klassifikationsgesellschaft Bureau Veritas aus dem Jahr 1908 jährlich durchschnittlich 3 % aller Segelschiffe verloren, während bei den Flying P-Linern ein rechnerischer Verlust von nur 0,9 % pro Jahr zu beobachten war. FL verlor keinen seiner Vier- oder Fünfmaster durch eigene Schuld (verloren gingen die Pitlochry 1913 nach Kollision mit Dampfer südlich des Ärmelkanals, die Preußen 1910 durch Strandung nach Kollision mit Dampfer bei Dover, die Pangani 1913 im Ärmelkanal nach Kollision durch Dampfer (30 Tote) und die Petschili 1919 in Valparaíso durch Strandung im Hafen). Allerdings ergab die Seegerichtsverhandlung im Fall der Pangani, dass die Positionslichter in der Kollisionsnacht aufgrund einer ungünstigen Segelführung vom Kollisionsgegner nicht gesehen werden konnten.
Unterwanten mit Holzsprossen am Großmast der Passat
Das Erfolgsgeheimnis der Laeisz-Schiffe war ihr stets neuester technischer Stand, die weit über das übliche Maß gehende stärkere Bauweise und die damit verbundene Standfestigkeit gegenüber den Unbilden von Wind und Meer, dazu eine hervorragende Instandhaltung, auch bei den Holzschiffen. Als Beispiel sei hier nur genannt, dass an vielen Laeisz-Schiffen die Wanten nicht mit Webeleinen (kurze, querverlaufende Tauverbindungsstücke), sondern mit Holzsprossen als Tritte zum Aufentern ausgestattet waren (heute noch zu sehen an der Passat, die in Travemünde liegt). Nach Berichten kam es vor, dass Laeisz-Schiffe Kap Hoorn in starkem Sturm umrundeten, während andere Schiffe Schutz zum Abwettern suchen mussten. Durch ihren guten Ruf fand die Reederei fähige Kapitäne und konnte handverlesene Mannschaften durch gute Behandlung, Verpflegung und Bezahlung an sich binden. Dazu kam eine erstklassige Organisation, die sich durch Agenten vor Ort in den entlegenen Salpeterhäfen Chiles um zügigen Warenumschlag und Abfertigung kümmerte. Damit verkürzten sich die teuren Liegezeiten gegenüber dem Großteil der Konkurrenz um Tage bis Wochen. Auch die große französische Reederei A. D. Bordes & Fils, ebenfalls bekannt für ihre schönen und schnellen Segler, verfuhr ähnlich.
Zudem wurden spätestens seit dem berühmten Windjammerkapitän Robert Hilgendorf, der bereits früh Mathew Fontaine Maurys Werke (Wind und Strömungskarte des Nordatlantik, Segelanweisungen) kannte und anwandte, alle verfügbaren Daten, insbesondere die Beobachtungen der deutschen Kapitäne über die Wind- und Strömungsverhältnisse unterwegs zentral gesammelt, ausgewertet und damit verbessert und verfeinert. Damit gelang es Robert Hilgendorf, der als Flying German oder Teufel von Hamburg (Düwel von Hamborg) bekannt wurde und der bekannteste Segelschiffskapitän der Laeisz-Flotte wurde, als erster Kapitän der legendären Fünfmastbark Potosi zahlreiche neue Reiserekorde aufzustellen. Später fuhr die große Bark auch unter anderen Schiffsführern herausragende Fahrten. So schaffte sie die Reise von Chile nach England 1904 in der Rekordzeit von 57 Tagen, in der Gegenrichtung (1905) 59 Tage, jeweils rund Kap Hoorn. Zwischen 1896 und 1914 benötigte sie für keine ihrer 22 Chile-Reisen mehr als 86 Tage.
Geschichte der Flying P-Liner
1839 kaufte F. Laeisz das erste Schiff, eine Brigg mit dem Namen Carl. Nach Problemen mit dem Segler wurden erst ab 1853 wieder eigene Schiffe genutzt, als Carl Laeisz in das Unternehmen einstieg.
1857 wurde ein von F. Laeisz veranlasster Segelschiffsneubau, eine kleine Bark, nach dem Spitznamen der Reedersgattin, Sophie Laeisz (1838–1912), Pudel getauft. Alle weiteren Neubauten unter Segeln und schließlich sämtliche Segelschiffe im Eigentum von FL trugen daraufhin Namen, die mit dem Buchstaben P begannen. Der letzte Laeisz-Segler ohne einen solchen Namen war die Bark Henriette Behn, die 1885 vor Mexiko strandete. Insgesamt trugen 66 der 86 Segelschiffe in der Geschichte von FL einen Namen, der mit „P“ begann.
Viermastbark Peking, heute Museumsschiff in New York
Viermastbark Pommern, heute Museumsschiff in Mariehamn auf den Ålandinseln
Ferdinand Laeisz' Nachfolger Carl Laeisz und Carl Ferdinand Laeisz gehörten zu den letzten Reedern, die frachttragende Segelschiffe nutzten und damit sehr erfolgreich waren. Die Reederei setzte ihre Schiffe vor allem in der Salpeterfahrt ein, auf der natürlicher Salpeter aus Chile nach Europa transportiert wurde. Auf der Ausfahrt wurden Industriegüter von Europa nach Chile transportiert oder es wurde unter Ballast gefahren. Die Route führte auf der Hin- und Rückreise um Kap Hoorn.
Die Reederei Laeisz glaubte an die Zukunft der stählernen Segler und experimentierte mit Fünfmastern, zunächst mit der Fünfmastbark Potosi von 1895. Das Fünfmastvollschiff Preußen sollte im Jahr 1902 der Prototyp für das Segelschiff der Zukunft sein, aber der Größensprung bewährte sich nicht. Das Schiff war den Kapitänen und Mannschaften nicht mehr geheuer, und 8000 t Fracht für die Ausreise in die entlegenen Häfen waren kaum zu organisieren. Als die Preußen vor Dover 1910 im Ärmelkanal verlorenging, weil ein ausweichpflichtiger Postdampfer dem Segelschiff die Vorfahrt nahm, gab Laeisz als Ersatz die Peking und die Passat in Auftrag, beide nur halb so groß. Diese Viermastbarken schienen von der Größe und vom Typ her ideal für die Salpeterfahrt zu sein und waren das Vorbild aller späteren Neubauten.
Während des Ersten Weltkriegs wurden viele P-Liner auf ihren Salpeterfahrten in Chile interniert und mussten danach an die Alliierten als Reparationen abgeliefert werden. Die vorherige Internierung in Chile erwies sich jedoch als Glücksfall: Die Alliierten erlaubten den Reedern am Kriegsende, auf den Rückfahrten der Schiffe nach Europa Fracht auf eigene Rechnung zu laden, bevor sie die Schiffe auslieferten. Die Salpeterladungen erzielten so große Gewinne, dass F. Laeisz von dem Geld die meisten Schiffe wieder zurückkaufen konnte;[1] dazu kam, dass die Empfängerländer, in denen das Großseglerwissen zum Teil schon weitgehend verloren gegangen war, mit den Großseglern nicht viel anzufangen wussten. F. Laeisz hingegen glaubte weiter an die Zukunft der Segelschiffe auf langen Strecken und mit Gütern, deren Transportzeiten gegenüber den Transportkosten eine untergeordnete Rolle spielten. Das Unternehmen kaufte seine Schiffe billig zurück und beauftragte sogar noch Neubauten. Das letzte Schiff war die Padua (heute Krusenstern), die 1926 bei der Joh. C. Tecklenborg-Werft vom Stapel lief und der letzte Großsegler überhaupt sein sollte, der allein für die Frachtfahrt gebaut wurde.
Noch 1931 betrieb Laeisz in der Salpeterfahrt eine Flotte von sechs Seglern, die zu der Zeit bereits von Journalisten und Schriftstellern (z. B. Alan Villiers und Irving Johnson) beachtet wurden. Doch die Folgen der Weltwirtschaftskrise setzten der Reederei zu, und die Frachtsegler waren immer weniger rentabel. In den 1930er Jahren verkaufte Laeisz daher mehrere Schiffe – darunter 1931 die Pamir, 1932 die Passat – an den finnischen Reeder Gustaf Erikson, der noch einige Jahre bis zu 21 Windjammer in der Frachtfahrt betrieb, darunter viele P-Liner.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges besaß Laeisz nur noch zwei Windjammer. 1941 wurde die Priwall in Chile interniert, daraufhin an Chile verschenkt und 1945 von einem Ladungsbrand vernichtet. Der letzte Flying P-Liner, die Padua, ging 1946 als Reparationszahlung an die Sowjetunion und fährt seither als Segelschulschiff Krusenstern unter sowjetischer bzw. russischer Flagge. Diesmal kaufte FL kein Segelschiff zurück oder nach, sondern konzentrierte sich seither auf die Motorschiffahrt. Die Ära der Flying P-Liner war endgültig vorüber.
Nur vier Laeisz-Windjammer sind noch heute erhalten (siehe erhaltene Flying P-Liner). Daneben blieb von den Flying P-Linern außer ihrem legendären Ruf die Tradition von F. Laeisz, die meisten eigenen Schiffsnamen mit „P“ beginnen zu lassen. Fast alle Containerschiffe und Massengutfrachter tragen heute (Stand 2008) solche Namen; die einzige Ausnahme bilden vier 2001 und 2002 gebaute Containerschiffe mit Doppelnamen, deren erste Hälfte Hanjin lautet, bevor sich ein mit „P“ anfangender zweiter Name anschließt (z. B. Hanjin Pretoria).[2]
Liste der Flying P-Liner
Erhaltene Flying P-Liner
Vier Flying P-Liner sind erhalten:
Pommern ex Mneme, Viermastbark, Museumsschiff in Mariehamn (Finnland)
Peking, Viermastbark, → Arethusa, H.M.S. Peking, seit 1974 wieder Peking, Museumsschiff in New York welches nach Hamburg überführt und dort restauriert werden soll.
Passat, Viermastbark, Museumsschiff in Travemünde
Padua, Viermastbark, heute als russisches Segelschulschiff Kruzenshtern im Einsatz
Sämtliche Flying P-Liner im Überblick
Insgesamt wurde 83 Flying P-Liner gebaut:
Carl, hölzerne Brigg
Sophie & Friedericke ex Gladiator, hölzerner Schoner
Adolph, hölzerne Brigg
Pudel, hölzerne Bark, war 1857 das erste "P" der Reihe. „Pudel“ war, wegen ihrer auffällig krausen Haare, der Spitzname von Carl Laeisz’ Gattin Sophie.
Schiller (1855), hölzerne Brigg
Pacific, hölzerne Brigg
India, hölzerne Bark
Costa Rica, hölzerne Bark
Republic, hölzerne Bark
Neptun, hölzerne Bark
Peru, hölzerne Brigg
Panama ex Marbs, hölzerne Bark
Persia, hölzerne Bark
Louis Kniffler ex Cecilia, hölzerne Bark
Patria, hölzerne Bark
Princess, hölzerne Brigg
Perle, hölzerne Bark
Los Hermanos ex North Point, hölzerne Brigg
Papa, hölzerne Bark
Pyrmont, hölzerne Bark
Carolina, hölzerne Bark
Don Julio, hölzerne Bark
Henrique Teodoro, hölzerne Bark
Mercedes, hölzerne Bark
Ricardo, hölzerne Bark
Rosa y Isabel, hölzerne Bark
Panama, hölzerne Bark
Professor ex Flottbek, eiserne Bark
Hunsingo, hölzerne Bark
Patagonia, hölzerne Bark
Pacha ex Isabellita, hölzerne Bark
Polynesia (1874), eisernes Vollschiff
Henriette Behn, hölzerne Bark
Paladin, hölzerne Bark
Pandur, hölzerne Bark
Paradox, hölzerne Bark
Parnass, hölzerne Bark
Poncho ex Weymouth, eiserne Bark
Pluto ex Aminta, eisernes Vollschiff
Paquita ex Irma ex Maggie Leslie, eiserne Bark
Pavian ex Tiverton, eiserne Bark
Parsifal, eiserne Bark
Puck ex Peep O'Day, eiserne Bark
Pirat, eiserne Bark
Pestalozzi, eiserne Bark
Plus, eiserne Bark
Potrimpos, eiserne Bark
Prompt (1887), stählerne Bark (erster deutscher Großsegler aus Stahl)
Pamelia, stählerne Bark
Pergamon, stählerne Bark
Potsdam, stählerne Bark
Paposo, eiserne Bark
Palmyra, stählernes Vollschiff (alle weiteren Segler aus Stahl)
Parchim, Vollschiff
Pera, Vollschiff
Pampa, Vollschiff
Posen (1902) ex Preußen (I), Vollschiff
Placilla, Viermastbark (1892-1905), → Optima (auf den Haisbro-Sandbänken gestrandet)
Pisagua, Viermastbark (1892-1913, unter norwegischer Flagge bei den Shetland-Inseln gestrandet)
Pitlochry, Viermastbark (1894-1913, nach Kollision mit Dampfer südlich des Ärmelkanals gesunken)
Potosi, Fünfmastbark (1895-1925), → Flora (als ausgebranntes, treibendes Wrack vor Patagonien versenkt)
Die Preußen unter Vollzeug
Persimmon ex Drumrock, Viermastbark, → Helwig Vinnen → Allen Dollar → Drumrock
Preußen, Fünfmastvollschiff (1902-1910)
Pangani, Viermastbark (1903-1913, im Ärmelkanal von Dampfer gerammt und gesunken, 30 Tote)
Petschili, Viermastbark (durch einen chilenischen Nordsturm nach Ankerkettenbruch gestrandet)
Pamir, Viermastbark (1905-1957, als Schulschiff im Orkan gesunken)
Pommern (siehe oben)
Peiho ex Argo ex Brynymor, Vollschiff
Pirna ex Osorno ex Beethoven, Vollschiff
Pinnas ex Fitzjames, Vollschiff
Ponape ex Regina Elena, Viermastbark, → Bellhouse → Ponape
Mozart (links) und Penang (rechts)
Penang ex Albert Rickmers, Bark
Peking (siehe oben)
Passat (siehe oben)
Perim ex Radiant, Bark
Pelikan ex Dione, Vollschiff
Parma ex Arrow, Viermastbark
Pinguin ex Erasmo, Viermastbark, → Weser → Jacobsen
Perkeo ex Brilliant, Viermastbark, → Bell (größte je gebaute Viermastbark, 3.765 BRT)
Pola, Viermastbark (fuhr nie unter FL-Flagge, als Kriegsreparation 1919/1920 nach Frankreich; → Richelieu (1924), in Baltimore 1927 ausgebrannt)
Priwall, Viermastbark[3], → Lautaro (nach Brand 1945 vor der Küste Perus explodiert)
Pellworm ex Faith ex Maréchal Suchet, Vollschiff
Padua (siehe oben)
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