Der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS (Abkürzung SD)
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Der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS (Abkürzung SD)
Der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS (Abkürzung SD[1]) war ein Teil des nationalsozialistischen Machtapparates in der Zeit des Nationalsozialismus im Deutschen Reich und während des Krieges im besetzten Europa. Er wurde 1931 als Geheimdienst der NSDAP bzw. der ihr zugehörigen SS gegründet und unterstand ab 1939 dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA). Er wurde gezielt zur Bekämpfung und Vernichtung politischer Gegner und Einschüchterung der Bevölkerung eingesetzt und war für zahlreiche Verbrechen im ursprünglichen Reichsgebiet und in den von deutschen Truppen der Wehrmacht besetzten Gebieten verantwortlich. Durch seine Auslandsgliederung beschäftigte er sich zudem mit Spionage und verdeckten Operationen.
Der Chef des SD Reinhard Heydrich im Jahr 1940
Geschichte
Entstehung und Funktion
SD-Männer bei einer Aktion zur Verhaftung von Juden in Polen (September 1939): Oberscharführer, Rottenführer, Untersturmführer und Oberscharführer[2]
Der SD wurde am 5. Oktober 1931 vom Reichsführer SS Heinrich Himmler als Geheimdienst der SS geschaffen und Reinhard Heydrich unterstellt. Zu Beginn „Ic-Dienst“ genannt änderte Heydrich den Namen während des Verbotes der SA und SS von April bis Juni 1932 in „PI-Dienst“ (Presse- und Informationsdienst), bevor das Referat schließlich Sicherheitsdienst getauft wurde.[3] Finanziell gespeist wurde der SD dabei bis zum Ende seiner Existenz aus dem Etatbereich des Reichsschatzmeisters der NSDAP, Franz Xaver Schwarz.[4]
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Januar 1933 wurde die Zentrale des SD von München nach Berlin verlegt. Seine Aufgaben umfassten sowohl die Überwachung der politischen Gegner als auch die von Parteimitgliedern. Damit konkurrierte der SD mit der ebenfalls Himmler und Heydrich unterstellten Geheimen Staatspolizei. Nach dem angeblichen Röhm-Putsch wurden die Zuständigkeiten der beiden Organisationen genauer abgegrenzt. Danach sollte der SD als Spionage- und Gegenspionagedienst die Gestapo bei der Entlarvung von Staatsfeinden unterstützen.
Im Zuge eines Vortrages vor Angehörigen der Wehrmacht fasste Himmler im Januar 1937 die nachrichtendienstlichen Aufgaben des SD wie folgt zusammen: „Die Gebiete, die er [der SD] bearbeitet, sind vor allem Kommunismus, die Tätigkeit politisierender Konfessionen und Reaktion. Auch hierbei aber interessieren nicht die Einzelfragen der Exekutive. [...] Den Sicherheitsdienst interessieren nur die großen weltanschaulichen Fragen.“[5]
Durch Erlass von Rudolf Heß vom 9. Juni 1934 in seiner Funktion als Stellvertreter des Führers wurde der SD zum einzigen parteiinternen Nachrichtendienst der NSDAP. Der Erlass sah eine Überführung der anderen Nachrichtendienste der Partei in den SD vor. Weiterhin wurde bestimmt: „[...] 4. Nach der Überführung darf neben dem Sicherheitsdienst des Reichsführers-SS kein Nachrichten- oder Abwehrdienst der Partei mehr bestehen, auch nicht in der Form einer Inlandsnachrichtenorganisation für außenpolitische Zwecke.“[6]
Vier Jahre später erfolgte wiederum durch Rudolf Heß eine nachträgliche Bestätigung des nachrichtendienstlichen Monopols. Die Anordnung vom 14. Dezember 1938 verkündete: „Der Sicherheitsdienst des Reichsführers-SS ist durch meine Anordnung vom 9. 6. 1934 als einziger politischer Nachrichten- und Abwehrdienst der NSDAP, ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände eingesetzt worden. Der SD-RF-SS ist also eine Einrichtung der Partei. Der organisatorische und menschliche Träger dieser Einrichtung ist die SS als Gliederung der Partei.“[7]
1935 erfolgte die Unterteilung in den „Allgemeinen SD“, der daraufhin mit Angehörigen der Sicherheitspolizei (Sipo) besetzt wurde, und dem wichtigeren „Nachrichten-SD“, der die Überwachung der Bevölkerung durchführte. Die Ergebnisse wurden in den sogenannten „Leitheften“ und später den Meldungen aus dem Reich zusammengefasst. Zu diesem Zweck standen dem SD 52 SD-(Leit-)Abschnitte mit 51 Haupt- und 519 Außenstellen zur Verfügung (Auflistung siehe SD-Oberabschnitt). 1944 arbeiteten dort 6.482 hauptamtliche SD-Angehörige und über 30.000 V-Leute.
Im Herbst 1938 wurde der SD schließlich zu einer staatlichen Institution erhoben. Ein Erlass des Reichsministeriums des Innern vom 11. November 1938 erklärte: „Der Sicherheitsdienst des RFSS hat als Nachrichtenorganisation für Partei und Staat – insbesondere zur Unterstützung der Sicherheitspolizei – wichtige Aufgaben zu erfüllen. Der SD wird damit in staatlichem Auftrage tätig. Das erfordert ein enges und verständnisvolles Zusammenarbeiten zwischen dem SD und den Verwaltungsbehörden der Allgemeinen und Inneren Verwaltung.“[8]
Am 1. Oktober 1939 erfolgte die Zusammenlegung von Hauptamt Sicherheitspolizei und dem SD-Hauptamt zum Reichssicherheitshauptamt (RSHA). Zu Beginn der Realunion mit der Sicherheitspolizei waren die Aufgaben des SD innerhalb des RSHA auf insgesamt vier Ämter verteilt. Gleichermaßen stellte der SD die jeweiligen Amtsleiter dieser Teilbereiche:[9]
SD-Funktionär Werner Best im Jahre 1942
Amt I Verwaltung und Recht Werner Best
Amt II Gegnererforschung Franz Six
Amt III Deutsche Lebensgebiete Otto Ohlendorf
Amt VI Auslandsnachrichtendienst Heinz Jost
In einer ersten Änderung in der Organisationsstruktur wurde Amt I in zwei Ämter aufgegliedert. Dabei kümmerte sich Amt I unter der Leitung von Bruno Streckenbach fortan um Personalbelange, während das neugebildete Amt II unter Best für Organisation, Verwaltung und Recht zuständig war. Das bisherige Amt II wurde das neue Amt VII „Weltanschauliche Forschung und Auswertung“ mit dem Leiter Franz Six.[10]
Auch in der Auslandsspionage konkurrierte der SD mit staatlichen Organisationen, insbesondere dem Amt Ausland/Abwehr der Wehrmacht. In der Folge des Attentats vom 20. Juli 1944 konnte der SD auch die Kontrolle über diese Institution erlangen. Der Auslands-SD unterhielt eigene Agentennetze im Ausland, z. B. im Vatikan, und unterstützte ausländische faschistische Organisationen. Vor allem in den ehemals deutschen Gebieten in Polen und der Tschechoslowakei, wie auch in anderen Teilen Osteuropas, organisierte der Auslands-SD terroristische Gruppen unter den deutschen Minderheiten, die als sogenannte Fünfte Kolonnen die deutsche Besetzung vorbereiteten. Der Auslands-SD war auch federführend bei der Vorbereitung und Durchführung des Überfalls auf den Sender Gleiwitz am 31. August 1939, der als propagandistischer Vorwand für den Angriff auf Polen gebraucht wurde.
Seinen Sitz hatte der SD im Prinz-Albrecht-Palais in der Wilhelmstraße 102 in Berlin. Das Grundstück gehört heute zur Gedenkstätte Topographie des Terrors.
SS-Einsatzgruppen und Judenverfolgung
Der SD war maßgeblich an der Aufstellung und Ausrüstung der SS-Einsatzgruppen beteiligt. Dabei war die Überzeugung maßgeblich, dass die Juden „natürliche“ Feinde des Staates und der NSDAP seien. Diese Haltung kam bereits im Dezember 1936 in einer Denkschrift der „Abteilung Juden“ (Abteilung II 112) zum Ausdruck, in der als „vorläufiges Ziel […] die Befreiung Deutschlands von den Juden“ bekanntgegeben wurde.
Die ersten Operationen der Einsatzgruppen erfolgten während der Annexion Österreichs im März 1938 und im Zuge des Einmarsches deutscher Truppen der Wehrmacht in das Sudetenland im Oktober 1938. Ein undatierter Referentenentwurf des SD-Hauptamtes aus jener Zeit präzisiert die Aufgaben und Rolle des SD: „Der SD folgt, wenn möglich, unmittelbar hinter der einmarschierenden Truppe und übernimmt analog seiner Aufgaben im Reich die Sicherung des politischen Lebens. Maßnahmen im Reich stehen unter der Leitung der Gestapo. SD wirkt mit. Maßnahmen im besetzten Gebiet stehen unter der Leitung eines höheren SD-Führers.“
Uniformjacke eines Unterscharführers des Sicherheitsdienstes (SD) der SS mit der typischen SD-Ärmelraute und den Schulterstücken der Schutzpolizei
Vor dem Überfall auf Polen im September 1939 wurden gleichermaßen Einsatzgruppen bereitgestellt, die mit der „Bekämpfung aller reichs- und deutschfeindlichen Elemente rückwärts der fechtenden Truppe“ beauftragt waren. Insgesamt sechs Gruppen standen bei Ausbruch des Krieges bereit. Zunächst waren fünf Einsatzgruppen aufgestellt worden, um den fünf Armeen der Wehrmacht nachzufolgen. Nachträglich wurde jedoch eine sechste Gruppe gebildet, deren Einsatzgebiet die „Provinz Posen“ sein sollte. Jede der Einsatzgruppen bestand aus zwei bis vier „Einsatzkommandos“ von jeweils 120 bis 150 Mann. Ab dem 12. September 1939 betrug die Gesamtstärke aller Einsatzgruppen circa 2.700 Mann. Die Einsatzgruppen setzten sich überwiegend aus Personal der regionalen SS-Dienststellen der ursprünglichen „Sammelplätze“ zusammen, nämlich Wien, Oppeln, Breslau, Dramburg, Allenburg und Frankfurt an der Oder. Die jeweiligen Leiter der Einsatzgruppen und der Einsatzkommandos entstammten dagegen hauptsächlich aus SD-Personal.[11] Zu Beginn ihres Einsatzes in Polen hatten die Einsatzgruppen offiziell die Bezeichnung „Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei“ und trugen die Felduniform der SS-Verfügungstruppe mit der SD-Raute am linken Ärmel.[12]
Reinhard Heydrich fasste diese ersten Operationen der Einsatztruppen unter der Führung des SD in einem Aktenvermerk vom 2. Juli 1940 wie folgt zusammen: „Bei allen bisherigen Einsätzen: Ostmark, Sudetenland, Böhmen und Mähren und Polen, waren gemäß Sonderbefehl des Führers besondere polizeiliche Einsatzgruppen mit den vorrückenden, in Polen mit [sic] den kämpfenden Truppen vorgegangen und hatten auf Grund der vorbereiteten Arbeit systematisch durch Verhaftung, Beschlagnahme und Sicherstellung wichtigsten politischen Materials heftige Schläge gegen die reichsfeindlichen Elemente in der Welt aus dem Lager von Emigration, Freimaurerei, Judentum und politisch-kirchlichem Gegnertum sowie der 2. und 3. Internationale geführt.“
Im Zuge der Operationen während des Polenfeldzuges ereigneten sich die ersten Massenerschießungen polnischer Zivilisten und Funktionäre durch die Einsatzgruppen. Laut Heydrich führten diese Liquidierungen zu „Reibungen“ mit mehreren Befehlshabern der Wehrmacht aufgrund deren „Unkenntnis“ der „Weisungen des Führers“ und der „weltanschaulichen Gegnerlage“.[13]
Weitere Entwicklung
Bis 1942 wurde der SD von Reinhard Heydrich geführt. Nachdem Heydrich an den Folgen seiner Verletzungen bei einem Attentat in Prag verstorben war, übernahm Ernst Kaltenbrunner bis 1945 die Leitung.
Der SD wurde im Rahmen der Nürnberger Prozesse neben der SS und der Gestapo als verbrecherische Organisation verurteilt.
Zahlreiche Mitglieder des SD wurden nach 1945 unter der Leitung des ehemaligen Generalmajors der Wehrmacht-Abteilung Fremde Heere Ost, Reinhard Gehlen, in westliche Geheimdienstorganisationen übernommen – zunächst in die „Organisation Gehlen“, die 1956 im neu gegründeten Bundesnachrichtendienst der Bundesrepublik Deutschland aufging.
Leitung und Organisation
→ Hauptartikel: Geschäftsverteilungspläne des SD-Hauptamtes
Leiter des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS waren
von 1931 bis 1939: SS-Sturmführer/SS-Standartenführer/SS-Obergruppenführer und General der Polizei Reinhard Heydrich, Chef der Sicherheitspolizei und des SD
Siehe auch
Schulen der SS, des SD und der Sicherheitspolizei
Quelle
Der Chef des SD Reinhard Heydrich im Jahr 1940
Geschichte
Entstehung und Funktion
SD-Männer bei einer Aktion zur Verhaftung von Juden in Polen (September 1939): Oberscharführer, Rottenführer, Untersturmführer und Oberscharführer[2]
Der SD wurde am 5. Oktober 1931 vom Reichsführer SS Heinrich Himmler als Geheimdienst der SS geschaffen und Reinhard Heydrich unterstellt. Zu Beginn „Ic-Dienst“ genannt änderte Heydrich den Namen während des Verbotes der SA und SS von April bis Juni 1932 in „PI-Dienst“ (Presse- und Informationsdienst), bevor das Referat schließlich Sicherheitsdienst getauft wurde.[3] Finanziell gespeist wurde der SD dabei bis zum Ende seiner Existenz aus dem Etatbereich des Reichsschatzmeisters der NSDAP, Franz Xaver Schwarz.[4]
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Januar 1933 wurde die Zentrale des SD von München nach Berlin verlegt. Seine Aufgaben umfassten sowohl die Überwachung der politischen Gegner als auch die von Parteimitgliedern. Damit konkurrierte der SD mit der ebenfalls Himmler und Heydrich unterstellten Geheimen Staatspolizei. Nach dem angeblichen Röhm-Putsch wurden die Zuständigkeiten der beiden Organisationen genauer abgegrenzt. Danach sollte der SD als Spionage- und Gegenspionagedienst die Gestapo bei der Entlarvung von Staatsfeinden unterstützen.
Im Zuge eines Vortrages vor Angehörigen der Wehrmacht fasste Himmler im Januar 1937 die nachrichtendienstlichen Aufgaben des SD wie folgt zusammen: „Die Gebiete, die er [der SD] bearbeitet, sind vor allem Kommunismus, die Tätigkeit politisierender Konfessionen und Reaktion. Auch hierbei aber interessieren nicht die Einzelfragen der Exekutive. [...] Den Sicherheitsdienst interessieren nur die großen weltanschaulichen Fragen.“[5]
Durch Erlass von Rudolf Heß vom 9. Juni 1934 in seiner Funktion als Stellvertreter des Führers wurde der SD zum einzigen parteiinternen Nachrichtendienst der NSDAP. Der Erlass sah eine Überführung der anderen Nachrichtendienste der Partei in den SD vor. Weiterhin wurde bestimmt: „[...] 4. Nach der Überführung darf neben dem Sicherheitsdienst des Reichsführers-SS kein Nachrichten- oder Abwehrdienst der Partei mehr bestehen, auch nicht in der Form einer Inlandsnachrichtenorganisation für außenpolitische Zwecke.“[6]
Vier Jahre später erfolgte wiederum durch Rudolf Heß eine nachträgliche Bestätigung des nachrichtendienstlichen Monopols. Die Anordnung vom 14. Dezember 1938 verkündete: „Der Sicherheitsdienst des Reichsführers-SS ist durch meine Anordnung vom 9. 6. 1934 als einziger politischer Nachrichten- und Abwehrdienst der NSDAP, ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände eingesetzt worden. Der SD-RF-SS ist also eine Einrichtung der Partei. Der organisatorische und menschliche Träger dieser Einrichtung ist die SS als Gliederung der Partei.“[7]
1935 erfolgte die Unterteilung in den „Allgemeinen SD“, der daraufhin mit Angehörigen der Sicherheitspolizei (Sipo) besetzt wurde, und dem wichtigeren „Nachrichten-SD“, der die Überwachung der Bevölkerung durchführte. Die Ergebnisse wurden in den sogenannten „Leitheften“ und später den Meldungen aus dem Reich zusammengefasst. Zu diesem Zweck standen dem SD 52 SD-(Leit-)Abschnitte mit 51 Haupt- und 519 Außenstellen zur Verfügung (Auflistung siehe SD-Oberabschnitt). 1944 arbeiteten dort 6.482 hauptamtliche SD-Angehörige und über 30.000 V-Leute.
Im Herbst 1938 wurde der SD schließlich zu einer staatlichen Institution erhoben. Ein Erlass des Reichsministeriums des Innern vom 11. November 1938 erklärte: „Der Sicherheitsdienst des RFSS hat als Nachrichtenorganisation für Partei und Staat – insbesondere zur Unterstützung der Sicherheitspolizei – wichtige Aufgaben zu erfüllen. Der SD wird damit in staatlichem Auftrage tätig. Das erfordert ein enges und verständnisvolles Zusammenarbeiten zwischen dem SD und den Verwaltungsbehörden der Allgemeinen und Inneren Verwaltung.“[8]
Am 1. Oktober 1939 erfolgte die Zusammenlegung von Hauptamt Sicherheitspolizei und dem SD-Hauptamt zum Reichssicherheitshauptamt (RSHA). Zu Beginn der Realunion mit der Sicherheitspolizei waren die Aufgaben des SD innerhalb des RSHA auf insgesamt vier Ämter verteilt. Gleichermaßen stellte der SD die jeweiligen Amtsleiter dieser Teilbereiche:[9]
SD-Funktionär Werner Best im Jahre 1942
Amt I Verwaltung und Recht Werner Best
Amt II Gegnererforschung Franz Six
Amt III Deutsche Lebensgebiete Otto Ohlendorf
Amt VI Auslandsnachrichtendienst Heinz Jost
In einer ersten Änderung in der Organisationsstruktur wurde Amt I in zwei Ämter aufgegliedert. Dabei kümmerte sich Amt I unter der Leitung von Bruno Streckenbach fortan um Personalbelange, während das neugebildete Amt II unter Best für Organisation, Verwaltung und Recht zuständig war. Das bisherige Amt II wurde das neue Amt VII „Weltanschauliche Forschung und Auswertung“ mit dem Leiter Franz Six.[10]
Auch in der Auslandsspionage konkurrierte der SD mit staatlichen Organisationen, insbesondere dem Amt Ausland/Abwehr der Wehrmacht. In der Folge des Attentats vom 20. Juli 1944 konnte der SD auch die Kontrolle über diese Institution erlangen. Der Auslands-SD unterhielt eigene Agentennetze im Ausland, z. B. im Vatikan, und unterstützte ausländische faschistische Organisationen. Vor allem in den ehemals deutschen Gebieten in Polen und der Tschechoslowakei, wie auch in anderen Teilen Osteuropas, organisierte der Auslands-SD terroristische Gruppen unter den deutschen Minderheiten, die als sogenannte Fünfte Kolonnen die deutsche Besetzung vorbereiteten. Der Auslands-SD war auch federführend bei der Vorbereitung und Durchführung des Überfalls auf den Sender Gleiwitz am 31. August 1939, der als propagandistischer Vorwand für den Angriff auf Polen gebraucht wurde.
Seinen Sitz hatte der SD im Prinz-Albrecht-Palais in der Wilhelmstraße 102 in Berlin. Das Grundstück gehört heute zur Gedenkstätte Topographie des Terrors.
SS-Einsatzgruppen und Judenverfolgung
Der SD war maßgeblich an der Aufstellung und Ausrüstung der SS-Einsatzgruppen beteiligt. Dabei war die Überzeugung maßgeblich, dass die Juden „natürliche“ Feinde des Staates und der NSDAP seien. Diese Haltung kam bereits im Dezember 1936 in einer Denkschrift der „Abteilung Juden“ (Abteilung II 112) zum Ausdruck, in der als „vorläufiges Ziel […] die Befreiung Deutschlands von den Juden“ bekanntgegeben wurde.
Die ersten Operationen der Einsatzgruppen erfolgten während der Annexion Österreichs im März 1938 und im Zuge des Einmarsches deutscher Truppen der Wehrmacht in das Sudetenland im Oktober 1938. Ein undatierter Referentenentwurf des SD-Hauptamtes aus jener Zeit präzisiert die Aufgaben und Rolle des SD: „Der SD folgt, wenn möglich, unmittelbar hinter der einmarschierenden Truppe und übernimmt analog seiner Aufgaben im Reich die Sicherung des politischen Lebens. Maßnahmen im Reich stehen unter der Leitung der Gestapo. SD wirkt mit. Maßnahmen im besetzten Gebiet stehen unter der Leitung eines höheren SD-Führers.“
Uniformjacke eines Unterscharführers des Sicherheitsdienstes (SD) der SS mit der typischen SD-Ärmelraute und den Schulterstücken der Schutzpolizei
Vor dem Überfall auf Polen im September 1939 wurden gleichermaßen Einsatzgruppen bereitgestellt, die mit der „Bekämpfung aller reichs- und deutschfeindlichen Elemente rückwärts der fechtenden Truppe“ beauftragt waren. Insgesamt sechs Gruppen standen bei Ausbruch des Krieges bereit. Zunächst waren fünf Einsatzgruppen aufgestellt worden, um den fünf Armeen der Wehrmacht nachzufolgen. Nachträglich wurde jedoch eine sechste Gruppe gebildet, deren Einsatzgebiet die „Provinz Posen“ sein sollte. Jede der Einsatzgruppen bestand aus zwei bis vier „Einsatzkommandos“ von jeweils 120 bis 150 Mann. Ab dem 12. September 1939 betrug die Gesamtstärke aller Einsatzgruppen circa 2.700 Mann. Die Einsatzgruppen setzten sich überwiegend aus Personal der regionalen SS-Dienststellen der ursprünglichen „Sammelplätze“ zusammen, nämlich Wien, Oppeln, Breslau, Dramburg, Allenburg und Frankfurt an der Oder. Die jeweiligen Leiter der Einsatzgruppen und der Einsatzkommandos entstammten dagegen hauptsächlich aus SD-Personal.[11] Zu Beginn ihres Einsatzes in Polen hatten die Einsatzgruppen offiziell die Bezeichnung „Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei“ und trugen die Felduniform der SS-Verfügungstruppe mit der SD-Raute am linken Ärmel.[12]
Reinhard Heydrich fasste diese ersten Operationen der Einsatztruppen unter der Führung des SD in einem Aktenvermerk vom 2. Juli 1940 wie folgt zusammen: „Bei allen bisherigen Einsätzen: Ostmark, Sudetenland, Böhmen und Mähren und Polen, waren gemäß Sonderbefehl des Führers besondere polizeiliche Einsatzgruppen mit den vorrückenden, in Polen mit [sic] den kämpfenden Truppen vorgegangen und hatten auf Grund der vorbereiteten Arbeit systematisch durch Verhaftung, Beschlagnahme und Sicherstellung wichtigsten politischen Materials heftige Schläge gegen die reichsfeindlichen Elemente in der Welt aus dem Lager von Emigration, Freimaurerei, Judentum und politisch-kirchlichem Gegnertum sowie der 2. und 3. Internationale geführt.“
Im Zuge der Operationen während des Polenfeldzuges ereigneten sich die ersten Massenerschießungen polnischer Zivilisten und Funktionäre durch die Einsatzgruppen. Laut Heydrich führten diese Liquidierungen zu „Reibungen“ mit mehreren Befehlshabern der Wehrmacht aufgrund deren „Unkenntnis“ der „Weisungen des Führers“ und der „weltanschaulichen Gegnerlage“.[13]
Weitere Entwicklung
Bis 1942 wurde der SD von Reinhard Heydrich geführt. Nachdem Heydrich an den Folgen seiner Verletzungen bei einem Attentat in Prag verstorben war, übernahm Ernst Kaltenbrunner bis 1945 die Leitung.
Der SD wurde im Rahmen der Nürnberger Prozesse neben der SS und der Gestapo als verbrecherische Organisation verurteilt.
Zahlreiche Mitglieder des SD wurden nach 1945 unter der Leitung des ehemaligen Generalmajors der Wehrmacht-Abteilung Fremde Heere Ost, Reinhard Gehlen, in westliche Geheimdienstorganisationen übernommen – zunächst in die „Organisation Gehlen“, die 1956 im neu gegründeten Bundesnachrichtendienst der Bundesrepublik Deutschland aufging.
Leitung und Organisation
→ Hauptartikel: Geschäftsverteilungspläne des SD-Hauptamtes
Leiter des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS waren
von 1931 bis 1939: SS-Sturmführer/SS-Standartenführer/SS-Obergruppenführer und General der Polizei Reinhard Heydrich, Chef der Sicherheitspolizei und des SD
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Schulen der SS, des SD und der Sicherheitspolizei
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