*** KAMAZ ***
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Das russische Unternehmen KAMAZ[2] (russisch ПAO КАМАЗ, deutsch PAO KAMAZ, jeweils abgekürzt für Камский автомобильный завод bzw. Kamski awtomobilny sawod, aufgrund ehemals genormter Typenbezeichnungen auch als KamAZ bekannt) befindet sich in der Industriestadt Nabereschnyje Tschelny, Tatarstan. In dem Automobilwerk werden außer Lastkraftwagen auch Dieselmotoren, Omnibusse (NefAZ - НефАЗ) und Panzer produziert.
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1969
Sitz Nabereschnyje Tschelny
Leitung Sergei A. Kogogin
Mitarbeiter ca. 59.000 (2008)
Umsatz 56,6 Mrd. russische Rubel[1] (2012)
Branche Fahrzeugbau
Website www.kamaz.net
Geschichte
Sowjetische Zeit
Mitte der 1960er-Jahre bestand in der Sowjetunion ein hoher Bedarf an mittelschweren Lkw, der aus eigener Produktion nicht gedeckt werden konnte. Aus diesem Grund wurde 1976 ein komplettes Produktionswerk in Betrieb genommen, das innerhalb von fünf Jahren errichtet wurde. 70 % der dafür benötigten Maschinen mussten importiert werden. Der mit einer Computeranalyse ermittelte optimale Produktionsstandort war Nabereschnyje Tschelny. Mittlerweile umfasst der Produktionskomplex zehn große Spezialwerke mit einer Kapazität von bis zu 65.000 Lkw, 1.000 Bussen und bis zu 75.000 Dieselmotoren pro Jahr. Damit waren die KAMAZ-Werke einer der größten Nutzfahrzeughersteller weltweit.
Bevor die Großserie begann, wurden vorher in dem Moskauer Ingenieurinstitut I. A. Lichatschow 24 Prototypen gebaut, die in dem zentralen sowjetischen Fahrzeugplanungs- und Entwicklungsinstitut NAMI projektiert sowie in den unterschiedlichsten sowjetischen Klimagebieten wie Sibirien, Ural und den heißen südlichen Unionsrepubliken auf ihre Alltagstauglichkeit und Robustheit erprobt wurden. Die Motoren wurden zentral im Jaroslawski Motorny Sawod entwickelt. Die Versuchsmuster sahen insbesondere in der Führerhausgestaltung noch anders aus als die späteren Serien-Lkw. Drei Baumuster gingen zunächst in die Produktion. Ein Pritschenwagen (Modell KamAZ-5320), eine Sattelzugmaschine (KamAZ-5410) und ein Muldenkipper (KamAZ-5511) – alle jeweils als dreiachsige Varianten.
Am 16. Februar 1976 lief der erste KAMAZ-Serien-Lkw vom Band und 1977 wurde mit der Großserie begonnen. Damit begann genau eine Woche vor dem XXV. Parteitag der KPdSU die Serienproduktion. Im ersten Jahr wurden so bis Oktober 1976 15.000 und bis Dezember 22.000 Lkw in den Gewichtsklassen von 8 bis 20 Tonnen produziert. Diese Lkw hatten 210 PS und später mit Turbolader 260 PS. Die Fahrzeuge waren bis Anfang der 1990er-Jahre im ganzen RGW-Bereich sehr verbreitet. Die Motoren wurden auch an andere Lkw-Hersteller wie ZIL, das Uralski Awtomobilny Sawod und LIAZ geliefert. Geplant war die Produktion von 150.000 Lkw und 250.000 Motoren im Jahr. Im Februar 1985 wurde auf Kuba eine Montagefertigung eingerichtet. Auch unter der Bezeichnung Altkam wurden Lkw gebaut. Im Oktober 1988 lief der einmillionste Lkw im Werk in Nabereschnyje Tschelny vom Band.
Am 23. August 1990 wurde der Betrieb als erster in der Sowjetunion in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion
Bereits 1992 wurden Motoren von Cummins benutzt, wobei auch eigene Motoren noch bis 1995 eingebaut wurden. In dem Jahr wurde das komplette Motoren-Werk durch ein Großfeuer zerstört. Nun wurden Cummins Sechszylinder Motoren mit bis zu 400 PS, ein Vielstoffmotor, Eaton Getriebe und Fahrerhäuser von Sisu benutzt. Auch die Zahnradfabrik Friedrichshafen lieferte Getriebe und Rockwell die Achsen.
Mit den politischen Umwälzungen in Osteuropa veränderten sich auch die Rahmenbedingungen der Produktion. KAMAZ kam 1998 bis an den Rand des Ruins. 1999 erhielt das Unternehmen einen Kredit von mehr als 100 Millionen Dollar von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD). Trotz des weggebrochenen Absatzmarktes konnten bis August 1993 noch 1,5 Millionen und bis August 1999 insgesamt 1,6 Millionen Lkw gebaut werden. Im Jahr 2000 kamen nur noch 5000 Lkw hinzu und Cummins sowie die Zahnradfabrik Friedrichshafen lieferten nicht mehr. Aufträge kamen nun von den Russischen Streitkräften, sodass eigene V8-Motoren in die Lastwagen eingebaut werden konnten. Die zivilen Typen erhielten nun Caterpillar-Motoren. Bis 2003 verließen insgesamt rund 2,3 Millionen eigene und fremde Dieselmotoren das Werk. Die Fahrzeuge sind bis heute in den GUS-Staaten weit verbreitet und werden nach Werksangaben weltweit in ca. 30 Länder exportiert.
KamAZ-5320 in Russland (2007)
Am 12. Dezember 2008 erwarb die Daimler AG 10 % der KAMAZ-Anteile von der Troika-Dialog Holding. Eine Aufstockung auf bis zu 43 % der Beteiligung ist bei positiver wirtschaftlicher Entwicklung geplant. Daimler erhält zudem einen Sitz im Aufsichtsrat sowie weitreichenden Einfluss, was die Weiterentwicklung und Modernisierung der Modellreihen betrifft.[3]
Im Oktober 2009 wurde bekannt, dass Daimler und KAMAZ enger zusammenarbeiten wollen, es soll ein Gemeinschaftsprojekt entwickelt werden. So werden Mercedes-Lkw in einem KAMAZ-Werk produziert. Gleichfalls sollen über das Unternehmen auch Produkte von Mercedes-Benz sowie Busse der Marke Setra vertrieben werden. Das Service- und Vertriebsnetz soll über KAMAZ-Händler ausgebaut werden. Daimlers japanische Tochter Fuso wird ebenfalls Lkw in Nabereschnyje Tschelny bauen. Genannt wurde der Fuso Canter. Ziel sei es dabei, den Anteil der russischen Zulieferbetriebe und russisch produzierten Komponenten schrittweise zu erhöhen sowie insgesamt eine Stärkung der Präsenz von Mercedes-Benz und der Zusammenarbeit mit KAMAZ in Russland.[4]
Bis 2014 hat Daimler seine Beteiligung an KAMAZ auf 15 % ausgebaut.[5] Ebenfalls mit Stand 2014 hat das Werk in seiner Geschichte 2,13 Millionen Lastwagen und 2,8 Millionen Dieselmotoren gefertigt.[6]
Die KAMAZ-Gruppe
Zur KAMAZ-Gruppe gehören mehr als 110 Tochter- und Beteiligungsgesellschaften. Ferner ist KAMAZ an ca. 50 Unternehmungen beteiligt. Zur Gruppe gehören u. a.:
das Hauptwerk in Nabereschnyje Tschelny, verantwortlich für die Lkw-Produktion
das Neftekamski Awtosawod (abgekürzt NefAZ) in Neftekamsk, Produktion von Autobussen, Anhängern und Sattelaufliegern, Spezialaufbauten, Kombinationsbussen und landwirtschaftlichem Gerät
KAMAZ-Metallurgie
Gießerei und Stanzwerk
KAMAZ Diesel
KAMAZ Remdiesel
KAMAZ Technischer Service
Handels- und Finanzunternehmen KAMAZ
KIP Master
Wissenschaftlich-Technisches Zentrum von KAMAZ
KAMAZ Spezialinstrumentenbau
KamAZ-5350 für das Militär (2011)
Modelle
Nutzfahrzeuge
Die aktuelle Produktpalette umfasst deutlich mehr als 200 unterschiedliche Modelle auf Basis von KAMAZ-Lkw, von Standardlastkraftwagen über Kranwagen bis zu Feuerwehrautos. Hinzu kommt eine große Typenpalette der Zweigwerke wie NefAZ, die spezielle Aufbauten fertigen und auf KAMAZ-Fahrgestelle setzen. Die Ergebnisse werden wiederum als eigene Modelle geführt. Nachfolgend findet sich eine kleine Auswahl der wichtigsten Versionen.
KamAZ-4310 – Pritschenwagen der ersten Generation, mit Allradantrieb
KamAZ-43114 – Pritschenwagen der zweiten Generation, mit Allradantrieb
KamAZ-43118 – Pritschenwagen der dritten Generation, mit Allradantrieb
KamAZ-5320 – Pritschenwagen der ersten Generation (teilweise mit Ladekran LDK 12/6,3)
KamAZ-53212 – Pritschenwagen der zweiten Generation
KamAZ-53215 – Pritschenfahrzeug der dritten Generation
KamAZ-5410 – Sattelzugmaschine der ersten Generation
KamAZ-54112 – Sattelzugmaschine der zweiten Generation
KamAZ-54115 – Sattelzugmaschine der dritten Generation
KamAZ-5460 – Sattelzugmaschine
KamAZ-5511 – Kipper der ersten Generation
KamAZ-55111 – Kipper
KamAZ-65115 – Kipper
KamAZ-6520 – Kipper
KamAZ-43253 – Pritschenwagen
KamAZ-49252 – Rallyefahrzeug
KamAZ-49256 – Rallyefahrzeug
KamAZ-4911 – Rallyefahrzeug
NefAZ-5299 – ÖPNV-Omnibus
NefAZ-52991 – Reisebus
Für die Modellbezeichnungen war bis 2003 die russische Norm GOST ON 025270-66 von 1966 verbindlich, die das Bezeichnungssystem sowjetischer und russischer Kraftfahrzeuge zum Inhalt hatte. Sie schrieb Nummern nach dem Schema KamAZ-XXXX vor, z. B. KamAZ-5410.[7] Heute vermarktet der Hersteller die Fahrzeuge davon abweichend auch als KAMAZ XXXX.
Ein Oka aus der Produktion von SeAZ (2013)
Am 21. Dezember 1987 begann KAMAZ mit der Produktion des Kleinwagens Oka.[8] Die Vermarktung erfolgte bis zum 16. März 1990 unter dem Markennamen Kama und der Modellbezeichnung 1111.[8] Bis zu diesem Zeitpunkt waren 1000 Fahrzeuge entstanden.[8] Danach erfolgte die Vermarktung durch Lada und SeAZ.[8] Heute fertigt KAMAZ keine Personenwagen mehr.
Motorsport
KamAZ-4911-Truck auf einer Ausstellung in Russland (2009)
An der Rallye Dakar nahm das Werk mit bis zu drei T4-Kategorie-Fahrzeugen teil. 13 mal konnte bislang die Truck-Gesamtwertung gewonnen werden, in den Jahren 1996, 2000, 2002 bis 2006, 2009 bis 2011 sowie 2013 bis 2015.[9]
Siege bei der Rallye Dakar
Jahr Fahrer (Nationalität) Trucks Strecke
1996 Moskowskich, Kusmin (RUS) Platz 1 Granada – Dakar
2000 Tschagin, Jakubow, Sawostin (RUS) Platz 1 Paris – Dakar – Kairo
2002 Tschagin, Jakubow, Sawostin (RUS) Platz 1 Arras – Madrid – Dakar
2003 Tschagin, Jakubow, Sawostin (RUS) Platz 1 Marseille – Scharm El-Scheich
2004 Tschagin, Jakubow, Sawostin (RUS) Platz 1 Clermont-Ferrand – Dakar
2005 Kabirow, Beljajew, Mokejew (RUS) Platz 1 Barcelona – Dakar
2006 Tschagin, Jakubow, Sawostin (RUS) Platz 1 Lissabon – Nouakchott – Dakar
2009 Kabirow, Beljajew, Mokejew (RUS) Platz 1 Buenos Aires – Buenos Aires
2010 Tschagin, Sawostin, Nikolaew (RUS) Platz 1 Buenos Aires – Antofagasta – Buenos Aires
2011 Tschagin, Sawostin, Shaysultanow (RUS) Platz 1 Buenos Aires – Arica – Buenos Aires
2013 Nikolaew (RUS) Platz 1 Rosario - Santiago de Chile
2014 Karginow, Mokeew, Dewjatkin (RUS) Platz 1 Lima - Valparaiso
2015 Mardeew, Belyaew, Swistunow (RUS) Platz 1 Buenos Aires – Buenos Aires
Weitere Erfolge
Rustam Minnichanow, der heutige Präsident von Tatarstan, war in seiner Freizeit begeisterter Rennfahrer und gewann 2002, 2003, 2004 und 2006 mit einem Werks-KamAZ-4911-Truck die UAE Desert Challenge in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Im Jahr 2005 konnte er nach einem Beinbruch nicht an diesem Rallye Raid teilnehmen.
Quelle
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1969
Sitz Nabereschnyje Tschelny
Leitung Sergei A. Kogogin
Mitarbeiter ca. 59.000 (2008)
Umsatz 56,6 Mrd. russische Rubel[1] (2012)
Branche Fahrzeugbau
Website www.kamaz.net
Geschichte
Sowjetische Zeit
Mitte der 1960er-Jahre bestand in der Sowjetunion ein hoher Bedarf an mittelschweren Lkw, der aus eigener Produktion nicht gedeckt werden konnte. Aus diesem Grund wurde 1976 ein komplettes Produktionswerk in Betrieb genommen, das innerhalb von fünf Jahren errichtet wurde. 70 % der dafür benötigten Maschinen mussten importiert werden. Der mit einer Computeranalyse ermittelte optimale Produktionsstandort war Nabereschnyje Tschelny. Mittlerweile umfasst der Produktionskomplex zehn große Spezialwerke mit einer Kapazität von bis zu 65.000 Lkw, 1.000 Bussen und bis zu 75.000 Dieselmotoren pro Jahr. Damit waren die KAMAZ-Werke einer der größten Nutzfahrzeughersteller weltweit.
Bevor die Großserie begann, wurden vorher in dem Moskauer Ingenieurinstitut I. A. Lichatschow 24 Prototypen gebaut, die in dem zentralen sowjetischen Fahrzeugplanungs- und Entwicklungsinstitut NAMI projektiert sowie in den unterschiedlichsten sowjetischen Klimagebieten wie Sibirien, Ural und den heißen südlichen Unionsrepubliken auf ihre Alltagstauglichkeit und Robustheit erprobt wurden. Die Motoren wurden zentral im Jaroslawski Motorny Sawod entwickelt. Die Versuchsmuster sahen insbesondere in der Führerhausgestaltung noch anders aus als die späteren Serien-Lkw. Drei Baumuster gingen zunächst in die Produktion. Ein Pritschenwagen (Modell KamAZ-5320), eine Sattelzugmaschine (KamAZ-5410) und ein Muldenkipper (KamAZ-5511) – alle jeweils als dreiachsige Varianten.
Am 16. Februar 1976 lief der erste KAMAZ-Serien-Lkw vom Band und 1977 wurde mit der Großserie begonnen. Damit begann genau eine Woche vor dem XXV. Parteitag der KPdSU die Serienproduktion. Im ersten Jahr wurden so bis Oktober 1976 15.000 und bis Dezember 22.000 Lkw in den Gewichtsklassen von 8 bis 20 Tonnen produziert. Diese Lkw hatten 210 PS und später mit Turbolader 260 PS. Die Fahrzeuge waren bis Anfang der 1990er-Jahre im ganzen RGW-Bereich sehr verbreitet. Die Motoren wurden auch an andere Lkw-Hersteller wie ZIL, das Uralski Awtomobilny Sawod und LIAZ geliefert. Geplant war die Produktion von 150.000 Lkw und 250.000 Motoren im Jahr. Im Februar 1985 wurde auf Kuba eine Montagefertigung eingerichtet. Auch unter der Bezeichnung Altkam wurden Lkw gebaut. Im Oktober 1988 lief der einmillionste Lkw im Werk in Nabereschnyje Tschelny vom Band.
Am 23. August 1990 wurde der Betrieb als erster in der Sowjetunion in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion
Bereits 1992 wurden Motoren von Cummins benutzt, wobei auch eigene Motoren noch bis 1995 eingebaut wurden. In dem Jahr wurde das komplette Motoren-Werk durch ein Großfeuer zerstört. Nun wurden Cummins Sechszylinder Motoren mit bis zu 400 PS, ein Vielstoffmotor, Eaton Getriebe und Fahrerhäuser von Sisu benutzt. Auch die Zahnradfabrik Friedrichshafen lieferte Getriebe und Rockwell die Achsen.
Mit den politischen Umwälzungen in Osteuropa veränderten sich auch die Rahmenbedingungen der Produktion. KAMAZ kam 1998 bis an den Rand des Ruins. 1999 erhielt das Unternehmen einen Kredit von mehr als 100 Millionen Dollar von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD). Trotz des weggebrochenen Absatzmarktes konnten bis August 1993 noch 1,5 Millionen und bis August 1999 insgesamt 1,6 Millionen Lkw gebaut werden. Im Jahr 2000 kamen nur noch 5000 Lkw hinzu und Cummins sowie die Zahnradfabrik Friedrichshafen lieferten nicht mehr. Aufträge kamen nun von den Russischen Streitkräften, sodass eigene V8-Motoren in die Lastwagen eingebaut werden konnten. Die zivilen Typen erhielten nun Caterpillar-Motoren. Bis 2003 verließen insgesamt rund 2,3 Millionen eigene und fremde Dieselmotoren das Werk. Die Fahrzeuge sind bis heute in den GUS-Staaten weit verbreitet und werden nach Werksangaben weltweit in ca. 30 Länder exportiert.
KamAZ-5320 in Russland (2007)
Am 12. Dezember 2008 erwarb die Daimler AG 10 % der KAMAZ-Anteile von der Troika-Dialog Holding. Eine Aufstockung auf bis zu 43 % der Beteiligung ist bei positiver wirtschaftlicher Entwicklung geplant. Daimler erhält zudem einen Sitz im Aufsichtsrat sowie weitreichenden Einfluss, was die Weiterentwicklung und Modernisierung der Modellreihen betrifft.[3]
Im Oktober 2009 wurde bekannt, dass Daimler und KAMAZ enger zusammenarbeiten wollen, es soll ein Gemeinschaftsprojekt entwickelt werden. So werden Mercedes-Lkw in einem KAMAZ-Werk produziert. Gleichfalls sollen über das Unternehmen auch Produkte von Mercedes-Benz sowie Busse der Marke Setra vertrieben werden. Das Service- und Vertriebsnetz soll über KAMAZ-Händler ausgebaut werden. Daimlers japanische Tochter Fuso wird ebenfalls Lkw in Nabereschnyje Tschelny bauen. Genannt wurde der Fuso Canter. Ziel sei es dabei, den Anteil der russischen Zulieferbetriebe und russisch produzierten Komponenten schrittweise zu erhöhen sowie insgesamt eine Stärkung der Präsenz von Mercedes-Benz und der Zusammenarbeit mit KAMAZ in Russland.[4]
Bis 2014 hat Daimler seine Beteiligung an KAMAZ auf 15 % ausgebaut.[5] Ebenfalls mit Stand 2014 hat das Werk in seiner Geschichte 2,13 Millionen Lastwagen und 2,8 Millionen Dieselmotoren gefertigt.[6]
Die KAMAZ-Gruppe
Zur KAMAZ-Gruppe gehören mehr als 110 Tochter- und Beteiligungsgesellschaften. Ferner ist KAMAZ an ca. 50 Unternehmungen beteiligt. Zur Gruppe gehören u. a.:
das Hauptwerk in Nabereschnyje Tschelny, verantwortlich für die Lkw-Produktion
das Neftekamski Awtosawod (abgekürzt NefAZ) in Neftekamsk, Produktion von Autobussen, Anhängern und Sattelaufliegern, Spezialaufbauten, Kombinationsbussen und landwirtschaftlichem Gerät
KAMAZ-Metallurgie
Gießerei und Stanzwerk
KAMAZ Diesel
KAMAZ Remdiesel
KAMAZ Technischer Service
Handels- und Finanzunternehmen KAMAZ
KIP Master
Wissenschaftlich-Technisches Zentrum von KAMAZ
KAMAZ Spezialinstrumentenbau
KamAZ-5350 für das Militär (2011)
Modelle
Nutzfahrzeuge
Die aktuelle Produktpalette umfasst deutlich mehr als 200 unterschiedliche Modelle auf Basis von KAMAZ-Lkw, von Standardlastkraftwagen über Kranwagen bis zu Feuerwehrautos. Hinzu kommt eine große Typenpalette der Zweigwerke wie NefAZ, die spezielle Aufbauten fertigen und auf KAMAZ-Fahrgestelle setzen. Die Ergebnisse werden wiederum als eigene Modelle geführt. Nachfolgend findet sich eine kleine Auswahl der wichtigsten Versionen.
KamAZ-4310 – Pritschenwagen der ersten Generation, mit Allradantrieb
KamAZ-43114 – Pritschenwagen der zweiten Generation, mit Allradantrieb
KamAZ-43118 – Pritschenwagen der dritten Generation, mit Allradantrieb
KamAZ-5320 – Pritschenwagen der ersten Generation (teilweise mit Ladekran LDK 12/6,3)
KamAZ-53212 – Pritschenwagen der zweiten Generation
KamAZ-53215 – Pritschenfahrzeug der dritten Generation
KamAZ-5410 – Sattelzugmaschine der ersten Generation
KamAZ-54112 – Sattelzugmaschine der zweiten Generation
KamAZ-54115 – Sattelzugmaschine der dritten Generation
KamAZ-5460 – Sattelzugmaschine
KamAZ-5511 – Kipper der ersten Generation
KamAZ-55111 – Kipper
KamAZ-65115 – Kipper
KamAZ-6520 – Kipper
KamAZ-43253 – Pritschenwagen
KamAZ-49252 – Rallyefahrzeug
KamAZ-49256 – Rallyefahrzeug
KamAZ-4911 – Rallyefahrzeug
NefAZ-5299 – ÖPNV-Omnibus
NefAZ-52991 – Reisebus
Für die Modellbezeichnungen war bis 2003 die russische Norm GOST ON 025270-66 von 1966 verbindlich, die das Bezeichnungssystem sowjetischer und russischer Kraftfahrzeuge zum Inhalt hatte. Sie schrieb Nummern nach dem Schema KamAZ-XXXX vor, z. B. KamAZ-5410.[7] Heute vermarktet der Hersteller die Fahrzeuge davon abweichend auch als KAMAZ XXXX.
Ein Oka aus der Produktion von SeAZ (2013)
Am 21. Dezember 1987 begann KAMAZ mit der Produktion des Kleinwagens Oka.[8] Die Vermarktung erfolgte bis zum 16. März 1990 unter dem Markennamen Kama und der Modellbezeichnung 1111.[8] Bis zu diesem Zeitpunkt waren 1000 Fahrzeuge entstanden.[8] Danach erfolgte die Vermarktung durch Lada und SeAZ.[8] Heute fertigt KAMAZ keine Personenwagen mehr.
Motorsport
KamAZ-4911-Truck auf einer Ausstellung in Russland (2009)
An der Rallye Dakar nahm das Werk mit bis zu drei T4-Kategorie-Fahrzeugen teil. 13 mal konnte bislang die Truck-Gesamtwertung gewonnen werden, in den Jahren 1996, 2000, 2002 bis 2006, 2009 bis 2011 sowie 2013 bis 2015.[9]
Siege bei der Rallye Dakar
Jahr Fahrer (Nationalität) Trucks Strecke
1996 Moskowskich, Kusmin (RUS) Platz 1 Granada – Dakar
2000 Tschagin, Jakubow, Sawostin (RUS) Platz 1 Paris – Dakar – Kairo
2002 Tschagin, Jakubow, Sawostin (RUS) Platz 1 Arras – Madrid – Dakar
2003 Tschagin, Jakubow, Sawostin (RUS) Platz 1 Marseille – Scharm El-Scheich
2004 Tschagin, Jakubow, Sawostin (RUS) Platz 1 Clermont-Ferrand – Dakar
2005 Kabirow, Beljajew, Mokejew (RUS) Platz 1 Barcelona – Dakar
2006 Tschagin, Jakubow, Sawostin (RUS) Platz 1 Lissabon – Nouakchott – Dakar
2009 Kabirow, Beljajew, Mokejew (RUS) Platz 1 Buenos Aires – Buenos Aires
2010 Tschagin, Sawostin, Nikolaew (RUS) Platz 1 Buenos Aires – Antofagasta – Buenos Aires
2011 Tschagin, Sawostin, Shaysultanow (RUS) Platz 1 Buenos Aires – Arica – Buenos Aires
2013 Nikolaew (RUS) Platz 1 Rosario - Santiago de Chile
2014 Karginow, Mokeew, Dewjatkin (RUS) Platz 1 Lima - Valparaiso
2015 Mardeew, Belyaew, Swistunow (RUS) Platz 1 Buenos Aires – Buenos Aires
Weitere Erfolge
Rustam Minnichanow, der heutige Präsident von Tatarstan, war in seiner Freizeit begeisterter Rennfahrer und gewann 2002, 2003, 2004 und 2006 mit einem Werks-KamAZ-4911-Truck die UAE Desert Challenge in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Im Jahr 2005 konnte er nach einem Beinbruch nicht an diesem Rallye Raid teilnehmen.
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