Die U-Boote der Klasse 212 A
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Die U-Boote der Klasse 212 A
Die U-Boote der Klasse 212 A sind die modernsten U-Boote der Deutschen Marine und der italienischen Marina Militare. Sie sind weltweit die ersten außenluftunabhängigen Boote, deren Antriebsanlage auf Brennstoffzellen basiert. Sie sind die einzigen U-Boote der Deutschen Marine, seit sie die letzten U-Boote der Klasse 206 A im Juni 2010 abgelöst haben.
U-Boot-Typ Konventionelles Jagd-U-Boot
Bauzeit Seit 2003
Anzahl Einheiten DEU: 6 geplant, davon 5 in Dienst
ITA: 4 geplant, davon 2 in Dienst (Stand 08/2009)
Technische Daten
Länge 56 m
Breite 7 m
Tiefgang (aufgetaucht) 6 m
Höhe über Turm 11,5 m
Verdrängung 1450 t aufgetaucht
1830 t getaucht
Antrieb Elektromotor (1700 kW)
Dieselgenerator (1050 kW)
Brennstoffzellen (306 kW)[1]
Batterieanlage
Geschwindigkeit 12 kn aufgetaucht (≈ 22 km/h)
20 kn getaucht (≈ 37 km/h)[2]
Tauchtiefe ≤ 400 m,
Zerstörungstauchtiefe ≈ 700 m
Besatzung 27
Bewaffnung 6 × 533-mm-Torpedorohre
Radar Kelvin Hughes 1007 Schiffsradar
Sonaranlage Atlas Elektronik DBQS-40FTC
Elektronische Kampfführung
EADS Systems & Defence Electronics and Thales Defence FL1800U
HDW/WASS (Whitehead Alenia Sistemi Subacquei) Torpedo-Abwehrsystem (TCM) C303/S mit 40 Täuschkörpern
Geschichte
Planung und Bau
U 32 am Ausrüstungskai
Die taktisch-operative Forderung nach außenluftunabhängigen Booten war bereits bei der Kriegsmarine gegeben, scheiterte jedoch in der Durchsetzung an technischen Problemen. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich als technische Lösung der Nuklearantrieb in einigen Marinen durch. Deutschland war bis 1980 durch das Protokoll Nr. III über die Rüstungskontrolle der WEU-Verträge im Bereich der Kriegsschiffentwicklung beschränkt.[3]
Die Klasse 212 wurde von einer Arbeitsgemeinschaft (ARGE U 212) der deutschen Unternehmen Howaldtswerke-Deutsche Werft Kiel (HDW) und Nordseewerke Emden (NSWE) entwickelt. Versuche zum außenluftunabhängigen Antrieb mit Brennstoffzellen unternahm ein Konsortium von HDW, Ferrostaal und IKL bereits Anfang der 1980er Jahre; eine erste HDW-Landtestanlage mit 104 kW entstand 1983 in Kiel. 1986 wurde eine Versuchsanlage gleicher Leistung an Bord von U 1 eingebaut und ab 1988 erprobt.[4][5]
Im selben Jahr verpflichtete sich die Bundesmarine im Rahmen einer Kooperation mit Norwegen, auf ihrer neuen U-Boot-Klasse 211 ein norwegisches integriertes Computer-Führungssystem einzubauen. Im Frühjahr 1987 wurde diese Klasse gestrichen und daher die Planungen für die Nachfolgeklasse 212 vorgezogen, für die dann im Dezember 1987 die taktischen Anforderungen feststanden. Bereits für die Klasse 211 entwickelte Komponenten und der Vertrag mit Norwegen wurden für die neue Klasse übernommen. Die militärisch-wirtschaftlich-technische Forderung (MWTF) stand im Mai 1994 fest, und der Bauvertrag über vier Boote der Klasse 212 wurde am 6. Juli 1994 zwischen dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung und der ARGE U 212 unterzeichnet.[6] 1996 schloss sich Italien dem Programm an; der für die italienischen Anforderungen überarbeitete Entwurf wurde in Klasse 212 A umbenannt. Ein Boot der Klasse 212 (ohne A) hat es somit nie gegeben.[7]
Bei der Entwicklung der Klasse 212 A ergaben sich Synergieeffekte mit der seit 1986 laufenden Entwicklung von U-Booten der Dolphin-Klasse, die für die Israelische Marine gebaut wurden. So konnten nicht nur die Werften bis zum Bau der Klasse 212 A ausgelastet werden, sondern auch einzelne Komponenten für die zukünftige Klasse getestet werden.[8] Ebenso gab es Synergieeffekte für die deutsche Fahrzeugindustrie, die große Hoffnung auf die Brennstoffzelle setzte (→Brennstoffzellenfahrzeug).
Der Fertigungsbeginn für das Typboot startete am 1. Juli 1998 mit dem Einschalten der Spantenschweißmaschine durch den damaligen Bundesminister der Verteidigung Volker Rühe.[6] U 31 wurde am 20. März 2002 getauft. Die Funktionsnachweise begannen im August 2002 im Hafen und ab April 2003 auf See.[9] Im März 2004 begann die Erprobung in der Deutschen Marine. U 31 bildet mit drei weiteren Booten der Klasse (U 32, U 33 und U 34) das erste Baulos. Die Entwicklung der Klasse kostete Deutschland etwa 150 Mio. €, der Bau der vier Boote für die Deutsche Marine jeweils gut 400 Mio. €.[10]
Um die magnetischen Signaturen der neuen, größeren Boote vermessen und so deren erschwertes magnetisches Ansprechverhalten auf magnetische Seeminen sichern zu können, entstand von 2001 bis November 2005 in der Borgstedter Enge ein neuer Erdmagnetfeldsimulator für etwa 40 Mio. €.[11]
Modifikationen
Ab 1996 wurde für die italienische Marine ein Baulos von zwei Booten der Klasse 212 A realisiert; die ausführende Werft war Fincantieri in La Spezia, die Brennstoffzellenanlage kam allerdings direkt von HDW. Es besteht eine Option auf zwei weitere Boote. Die beiden Boote heißen Todaro und Scirè und unterscheiden sich von den deutschen Booten nur geringfügig durch die Berücksichtigung italienischer Zulieferer, zum Beispiel bei den Ausfahrgeräten und dem Steuerstand. Die große Tauchtiefe der Klasse 212 A geht auf italienische Forderungen in der Entwicklungsphase zurück.[12]
Das etwas längere U 35 mit der massigeren Turmverkleidung des 2. Bauloses an Land neben dem Ursprungsentwurf U 33 im Wasser
Das geplante zweite Baulos für die Deutsche Marine sieht keine tiefgreifenden Änderungen gegenüber den vier ersten Booten vor. Erweitert werden sollen die Fähigkeiten zum weltweiten Operieren, zum Einsatz von Spezialeinheiten und zur verdeckten Aufklärung.[13] Hierzu wird ein neues Indra-Satellitenkommunikationssystem (X-Band) mit einer Leistung von 128 kB/s zur Sprach- oder Datenübertragung in Periskoptiefe integriert. Die Computersysteme werden verbessert, anstelle des Kongsberg-MSI-90U-Einsatzführungssystems kommt Atlas Elektroniks integriertes Sensor-Unterwassersystem zum Einsatz. Das Sonar wird überarbeitet (Ersatz der Flankenbasis- durch eine Flächenantenne), eines der Sehrohre wird durch einen OMS-100-Optronikmast von Carl Zeiss mit einem SERO-400-Periskop ersetzt, eine Vier-Mann-Schleuse für Kampfschwimmer wird eingebaut und die Klimaanlage wird tropenfähig ausgelegt.[7] Herzstück der verbesserten Kommunikationsfähigkeiten ist die Antennenboje Callisto von Gabler Maschinenbau, die, an der Spitze eines Ausfahrmastes eingeklinkt, als normales Antennensystem dient. Am Schleppkabel ausgeklinkt, erlaubt sie dem tiefgetauchten Boot, auf allen Frequenzbändern terrestrisch und mit Satelliten zu kommunizieren.[12]
Gegenwart und Zukunft
Am 25. April 2006 stellte U 32 mit zwei Wochen ununterbrochener Tauchfahrt ohne Schnorcheln einen neuen Rekord für nichtnuklear angetriebene U-Boote auf. Dies geschah während einer Verlegung von Eckernförde nach Rota in Spanien.[14]
Am 22. September 2006 wurde durch das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung ein weiteres Los, bestehend aus zwei Booten der Klasse 212 A, bestellt, die 2012 bzw. 2013 geliefert werden sollen.[13] Ursprünglich sollte auch das zweite Los aus vier Booten bestehen. Perspektivisch benötigt die Deutsche Marine zwölf Boote der Klasse, um ihre bisherigen Einsatzaufgaben zu erfüllen und die 2010 außer Dienst gestellten Vorgängerboote abzulösen. Mit dem im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr im Oktober 2011 beschlossenen Rüstungskonzept wurde bestätigt, dass es keine weiteren Neuanschaffungen geben wird. Die Stückzahl bleibt bei sechs U-Booten.[15] Am 15. November 2011 wurde U 35 in der HDW-Werft getauft [16] und wurde im März 2015 in Dienst gestellt.[17]
Die italienische Marine lässt derzeit ein zweites Baulos von zwei weiteren Booten bauen.[18] Die Auslieferung wird für 2015[veraltet] respektive 2016 für die zweite Einheit anvisiert. Die Modifikationen für das zweite Los der deutschen Marine, welche vor allem die Fähigkeiten für internationale Einsätze verbessern sollen, werden die italienischen Boote allerdings nicht erhalten. Somit werden die Boote des zweiten italienischen Bauloses technisch nahezu gleich sein mit den Booten des ersten Bauloses beider Länder. Mit dem Zulauf der beiden neuen Einheiten werden die beiden älteren – Salvatore Pelosi und Giuliano Prini – der vier noch in Dienst befindlichen U-Boote der Sauro-Klasse außer Dienst genommen. Die Marine arbeitet aufgrund des hohen Einsatzniveaus im Jahr 2015 darüber hinaus an der Beschaffung eines dritten Zweierloses[19].
Exportklasse 214
→ Hauptartikel: U-Boot-Klasse 214
Die U-Boot-Klasse 214 ist ausschließlich für den Export bestimmt und geht auf die U-Boot-Klassen 209 und 212 A zurück.[7] Es sind konventionelle Jagd-U-Boote mit außenluftunabhängigem Antriebssystem, die seit 2001 von HDW sowie von Werften in Südkorea, Griechenland und der Türkei gebaut werden. Die U-Boote der Klasse 212 A und 214 gelten als die leisesten konventionellen U-Boote der Welt.
Klasse 216
Die Bauwerft HDW hat eigene Vorstellungen zu einer weiterentwickelten Variante unter der Bezeichnung Klasse 216 vorgestellt, die bei einer im Vergleich zur Klasse 212 knapp 40 Prozent größeren Bootslänge eine größere Reichweite und eine längere Einsatzdauer aufweisen soll.[20] Die U-Boote haben 33 Personen Stammbesatzung. Statt den unzeitgemäßen Bleiakkumulatoren der Vorgängerklassen sollen hier Lithium-Ionen-Akkumulatoren eingesetzt werden.[21]
Klasse 218 SG
Für die Marine von Singapur wurde auf Basis der Klasse U 212 A die Klasse HDW 218 SG mit einem auf die Kundenwünsche zugeschnittenen Design weiterentwickelt, von der im Dezember 2013 auch zwei Boote bestellt worden sind.[22] Die Boote werden über außenluftunabhängigen Antrieb und ein maßgeschneiderten Führungs- und Waffenleitsystem, das die singapurianische ST Electronics gemeinsam mit Atlas Elektronik entwickelt, verfügen.[23]
Technik
Das Gesamtkonzept der Klasse führt die Charakteristika der deutschen Nachkriegs-U-Boote der Klasse 206 mit denen der – zwischenzeitlich gebauten – größeren Export-U-Boote deutscher Werften zusammen.
Bestimmend sind vor allem Elemente des Nordseewerke-Typs TR 1700. Wie dieses ist das Schiff erheblich größer als frühere deutsche Boote und erlaubt zwei Decks im vorderen Bereich. Die Zentrale des Bootes ist so im Einsatz frei von störendem „Durchgangsverkehr“. Der Komfort für die Besatzung wurde durch das größere Raumangebot ebenfalls gesteigert; so gibt es zum ersten Mal zwei Nasszellen (jeweils mit Waschbecken, Dusche und WC), Geschirrspülmaschine, Mikrowellenofen und ein Multifunktions-Sportgerät.[24] Wie auch in allen davor gebauten Booten der deutschen Marine teilen sich die meisten Besatzungsmitglieder eine Koje.[25]
Das im Kalten Krieg für alle U-Boote der Bundesmarine bestimmende Kriterium, schon in 17 m Wassertiefe getaucht fahren zu können, um die flachste Stelle der Kadetrinne zu passieren, hält auch die Klasse 212 A ein.[7] Verglichen mit denen anderer Marinen sind die Boote weiterhin relativ klein.
Entwicklung und Bau der Klasse wurden durch ein ständig mitlaufendes „Akustikmanagement“ auf möglichst geringe Geräuschemissionen ausgerichtet. Wie bei anderen konventionell angetriebenen Booten auch entfallen bei Booten mit Brennstoffzellenantrieb im Gegensatz zu Atom-U-Booten Wärmeabstrahlung und Pumpengeräusche, was bei Schleichfahrt eine passive Ortung sehr erschwert.
Rumpf
Der Rumpf ist stromlinienförmig mit zylindrischem Mittelschiff und damit auf hohe Unterwassergeschwindigkeit ausgelegt. Der Turm erinnert in seiner organischen Form eher an sowjetische als andere westliche Entwürfe. Die vorderen Tiefenruder sind am Turm montiert. Dies reduziert die Strömungsgeräusche am Rumpf, was die Sonarbedingungen verbessert. Die achteren Ruder sind diagonal (als X-Ruder) ausgelegt; dies hat eine Reihe von Vorteilen, so insgesamt geringeren Wasserwiderstand, geringere Mindestwassertiefe bei Tauchfahrt und ein geringeres Risiko von Ruderschäden in Grundnähe.
Der Typ verfügt, wie schon die ältere Klasse 206, über eine Außenhülle aus nichtmagnetisierbarem Stahl. Damit ist es schwieriger, das U-Boot mit elektromagnetischen Detektoren aufzuspüren, und es wird damit auch eine größere Sicherheit in verminten Seegebieten erreicht. Um die Ortbarkeit zusätzlich zu erschweren, ist das Boot mit einem speziellen Kunststoff beplankt.
Antrieb
Neben der konventionellen Anlage aus Blei-Säure-Akkumulator (EnerSys-Doppeletagenzellen) und einem Dieselgenerator (Motor: MTU 16V396, Generator: Piller, 1050 kW) ist eine HDW-Brennstoffzellenanlage eingebaut, die von der Außenluft unabhängig Strom liefern kann. Die neun wassergekühlten Polymer-Elektrolyt-Membran-Brennstoffzellenmodule werden von Siemens hergestellt und leisten zusammen 306 kW.[7] Sie werden mit flüssigem Sauerstoff aus Drucktanks und Wasserstoff aus Metallhydridspeichern gespeist; als einziges Abfallprodukt fällt chemisch reines Wasser an, das als Brauchwasser genutzt wird. Sowohl die zwei zylindrischen Sauerstofftanks als auch die röhrenförmigen Wasserstoffspeicher befinden sich außerhalb des Druckkörpers; um den flüssigen Sauerstoff zu verdampfen und den Wasserstoff aus den Metallhydriden auszutreiben, wird das Kühlwasser der Brennstoffzellen genutzt.
Der Dieselgenerator ist in doppelter Entkoppelung auf einem „schwimmenden Deck“ gelagert, um möglichst wenig Schall an den Rumpf und darüber an das Wasser abzugeben. Die Antriebsanlage erlaubt das Fahren mittels der Bleiakkumulatoren oder (aufgetaucht oder in Schnorchelfahrt) nur mit dem Dieselgenerator. Die Brennstoffzelle wirkt stets nur auf die Batterien.
Angetrieben wird das Boot in jedem Fahrmodus über einen direkt auf die Propellerwelle montierten, in Berlin hergestellten Siemens-Synchronmotor 1FR6134 mit Permanentmagneterregung („Permasyn“), der im Vergleich zu konventionellen U-Boot-Gleichstrommaschinen kompakter und leichter ausfällt. Der neuartige Motor wird durch Frequenzumrichter angesteuert, die zur Platzersparnis in Form keilförmiger Module im Innern des glockenförmigen Motorläufers angeordnet sind.[26] Er kann zudem stufenlos ohne Schaltgeräusche und Spannungsspitzen durch alle Drehzahlbereiche geregelt werden, produziert geringe elektromagnetische Abstrahlungen und wenig Abwärme. Eine aktive Geräuschunterdrückung verringert niederfrequenten Schall. Da der Motor im niedrigen Drehzahlbereich mehr Drehmoment abgibt als konventionelle Maschinen, erlaubt er, einen besonders großen und effizienten Propeller zu verwenden.[27] Der siebenflügelige Sichelpropeller soll besonders geringe Fahrgeräusche verursachen. Wie bei aktuellen Schraubenentwürfen für U-Boote üblich wird seine Form geheimgehalten; auf Fotos ist die Schraube entweder abgedeckt oder es wurde eine Ersatzschraube montiert.[24]
Bewaffnung
Die Hauptwaffe des Bootes sind Torpedos vom Standardkaliber 533 mm. Diese werden aus sechs Torpedorohren geschossen, wobei im Gegensatz zu früheren Booten keine Ablaufrohre, sondern Ausstoßrohre zum Einsatz kommen. Der Torpedo wird also nicht schon im Rohr gestartet, sondern mit Druckwasser aus dem Rohr ausgestoßen und läuft erst kurze Zeit später an. Dies verhindert die Ortung des Bootes beim Abschuss der Waffe. Die Torpedorohre sind, was ungewöhnlich ist, aus Platzgründen asymmetrisch angeordnet; vier Rohre befinden sich versetzt backbords, zwei Rohre steuerbords der Mittellinie.
Insgesamt können 13[28] Schwergewichtstorpedos vom Typ DM2A4 Seehecht mitgeführt werden. Der Torpedo wird nach dem Schuss über einen Lichtwellenleiter (Glasfaser) gelenkt und von Silber-Zink-Batterien über einen Elektromotor angetrieben. Alternativ können bis zu 24 Rohrminen mitgeführt werden; je zwei Minen ersetzen einen Torpedo. Damit ist die Klasse 212 die erste deutsche Nachkriegsklasse, deren Rohre nach NATO-Kriterien zweitschussfähig sind.
Als Torpedogegenmaßnahme ist das Täuschkörperausstoßsystem TAU 2000 (Torpedoabwehr Uboote) installiert. Die vier Ausstoßcontainer mit je zehn Täuschkörpern befinden sich vor dem Turm im freiflutenden Oberschiff, also außerhalb des Druckkörpers. Bei den Booten des Los 1 ist dieses System noch nicht eingebaut, es soll beim Los 2 realisiert werden.
Für die Zukunft ist der Einbau des Waffensystems IDAS geplant; dieser lichtwellenleitergelenkte leichte Flugkörper kann getaucht ausgestoßen werden und von der Wasseroberfläche aus Luftziele wie ASW-Hubschrauber oder auch Landziele angreifen. In ein Torpedorohr kann ein Revolvermagazin mit vier IDAS geladen werden.[29]
Die italienischen U-Boote verwenden den Torpedo A 184 als Hauptbewaffnung.
Elektronik
Als Hauptsensoren sind mehrere Sonaranlagen eingebaut (Zylinderbasis, Flankenbasis, Schleppsonar, passives Entfernungsmesssonar, Abfangsonar für feindliche Sonarsignale, Navigationssonar). Der Komplex wird vom Hersteller Atlas Elektronik als CSU 90 bezeichnet, von der Bundeswehr als DBQS-40FTC. Als optische Systeme sind Sehrohre von Cassidian Optronics (ehemals Carl Zeiss Optronics) installiert; das Beobachtungssehrohr SERO 14 ist mit einer Wärmebildkamera, GPS-Antenne und Antenne für elektronische Unterstützungsmaßnahmen, das Angriffssehrohr SERO 15 mit einem Laser-Entfernungsmesser, beide mit optischen Entfernungsmessern ausgestattet. Die optische Ausrüstung ist anders als bei den Vorgängerbooten dazu geeignet, auch nächtliche Aufklärung von Landzielen durchzuführen.[30]
Alle Sensoren und Waffensysteme des Bootes sind durch ein integriertes Computersystem des Typs MSI-90U Mk1+ des norwegischen Herstellers Kongsberg verknüpft. Im Sprachgebrauch der Bundeswehr heißt dieses FüWES (Führungs- und Waffeneinsatzsystem). Es wird über 20 Farbbildschirme bedient.[24] Die Boote des 2. Loses erhalten ein System von Atlas Elektronik (siehe Abschnitt zu Modifikationen).
Probleme bei der U-Bootklasse
Im Januar 2015 enthüllte die Zeitschrift Der Spiegel Einzelheiten eines als Verschlusssache eingestuften Berichts der Marine über die U-Boot-Klasse 212 A. Im Januar 2015 waren nur U 31 und U 33 einsatzbereit, während U 32 und U 34 in der Werft lagen. U 35 und U 36 waren immer noch nicht in Dienst gestellt. Bei U 35 und U 36 gab es massive Probleme mit der Wellenanlage, der Fahrbatterie, dem Radar und der Funkboje Callisto, die jeweils nicht einsatzfähig waren. Der Marine-Bericht vermerkt auch, dass die Abzugshaube am Herd zu klein sei und deshalb beim Würstchenbraten beißender Qualm in der Kombüse sei.[31]
Kennung Name Kiellegung Stapellauf Indienststellung Einheit Verbleib
S181 U 31 1. Juli 1998 20. März 2002 19. Oktober 2005 1. Ubootgeschwader in Eckernförde aktiv
S182 U 32 11. Juli 2000 November 2003 19. Oktober 2005 1. Ubootgeschwader in Eckernförde aktiv
S183 U 33 30. April 2001 August 2004 13. Juni 2006 1. Ubootgeschwader in Eckernförde aktiv
S184 U 34 Dezember 2001 Mai 2005 3. Mai 2007 1. Ubootgeschwader in Eckernförde aktiv
S185 U 35 21. August 2007 15. November 2011 23. März 2015 1. Ubootgeschwader in Eckernförde aktiv[32]
S186 U 36 6. Februar 2013[33] gepl. 2015[34] 1. Ubootgeschwader in Eckernförde in Erprobung
Italien (Seekriegsflagge) Italien – Alle U-Boote der Klasse 212 A der Marina Militare Kennung Name Kiellegung Stapellauf Indienststellung Einheit Verbleib
S526 Salvatore Todaro 3. Juli 1999 6. November 2003 29. März 2006 Kommando Unterseekräfte in Tarent aktiv
S527 Sciré 27. Juli 2000 18. Dezember 2004 19. Februar 2007 Kommando Unterseekräfte in Tarent aktiv
S528 Pietro Venuti 9. Dezember 2009 9. Oktober 2014 gepl. ab 2016 Kommando Unterseekräfte in Tarent in Bau
S529 Romeo Romei 4. Juli 2015 gepl. ab 2016 Kommando Unterseekräfte in Tarent in Bau
Siehe auch
Liste deutscher U-Boot-Klassen
Quelle
U-Boot-Typ Konventionelles Jagd-U-Boot
Bauzeit Seit 2003
Anzahl Einheiten DEU: 6 geplant, davon 5 in Dienst
ITA: 4 geplant, davon 2 in Dienst (Stand 08/2009)
Technische Daten
Länge 56 m
Breite 7 m
Tiefgang (aufgetaucht) 6 m
Höhe über Turm 11,5 m
Verdrängung 1450 t aufgetaucht
1830 t getaucht
Antrieb Elektromotor (1700 kW)
Dieselgenerator (1050 kW)
Brennstoffzellen (306 kW)[1]
Batterieanlage
Geschwindigkeit 12 kn aufgetaucht (≈ 22 km/h)
20 kn getaucht (≈ 37 km/h)[2]
Tauchtiefe ≤ 400 m,
Zerstörungstauchtiefe ≈ 700 m
Besatzung 27
Bewaffnung 6 × 533-mm-Torpedorohre
Radar Kelvin Hughes 1007 Schiffsradar
Sonaranlage Atlas Elektronik DBQS-40FTC
Elektronische Kampfführung
EADS Systems & Defence Electronics and Thales Defence FL1800U
HDW/WASS (Whitehead Alenia Sistemi Subacquei) Torpedo-Abwehrsystem (TCM) C303/S mit 40 Täuschkörpern
Geschichte
Planung und Bau
U 32 am Ausrüstungskai
Die taktisch-operative Forderung nach außenluftunabhängigen Booten war bereits bei der Kriegsmarine gegeben, scheiterte jedoch in der Durchsetzung an technischen Problemen. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich als technische Lösung der Nuklearantrieb in einigen Marinen durch. Deutschland war bis 1980 durch das Protokoll Nr. III über die Rüstungskontrolle der WEU-Verträge im Bereich der Kriegsschiffentwicklung beschränkt.[3]
Die Klasse 212 wurde von einer Arbeitsgemeinschaft (ARGE U 212) der deutschen Unternehmen Howaldtswerke-Deutsche Werft Kiel (HDW) und Nordseewerke Emden (NSWE) entwickelt. Versuche zum außenluftunabhängigen Antrieb mit Brennstoffzellen unternahm ein Konsortium von HDW, Ferrostaal und IKL bereits Anfang der 1980er Jahre; eine erste HDW-Landtestanlage mit 104 kW entstand 1983 in Kiel. 1986 wurde eine Versuchsanlage gleicher Leistung an Bord von U 1 eingebaut und ab 1988 erprobt.[4][5]
Im selben Jahr verpflichtete sich die Bundesmarine im Rahmen einer Kooperation mit Norwegen, auf ihrer neuen U-Boot-Klasse 211 ein norwegisches integriertes Computer-Führungssystem einzubauen. Im Frühjahr 1987 wurde diese Klasse gestrichen und daher die Planungen für die Nachfolgeklasse 212 vorgezogen, für die dann im Dezember 1987 die taktischen Anforderungen feststanden. Bereits für die Klasse 211 entwickelte Komponenten und der Vertrag mit Norwegen wurden für die neue Klasse übernommen. Die militärisch-wirtschaftlich-technische Forderung (MWTF) stand im Mai 1994 fest, und der Bauvertrag über vier Boote der Klasse 212 wurde am 6. Juli 1994 zwischen dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung und der ARGE U 212 unterzeichnet.[6] 1996 schloss sich Italien dem Programm an; der für die italienischen Anforderungen überarbeitete Entwurf wurde in Klasse 212 A umbenannt. Ein Boot der Klasse 212 (ohne A) hat es somit nie gegeben.[7]
Bei der Entwicklung der Klasse 212 A ergaben sich Synergieeffekte mit der seit 1986 laufenden Entwicklung von U-Booten der Dolphin-Klasse, die für die Israelische Marine gebaut wurden. So konnten nicht nur die Werften bis zum Bau der Klasse 212 A ausgelastet werden, sondern auch einzelne Komponenten für die zukünftige Klasse getestet werden.[8] Ebenso gab es Synergieeffekte für die deutsche Fahrzeugindustrie, die große Hoffnung auf die Brennstoffzelle setzte (→Brennstoffzellenfahrzeug).
Der Fertigungsbeginn für das Typboot startete am 1. Juli 1998 mit dem Einschalten der Spantenschweißmaschine durch den damaligen Bundesminister der Verteidigung Volker Rühe.[6] U 31 wurde am 20. März 2002 getauft. Die Funktionsnachweise begannen im August 2002 im Hafen und ab April 2003 auf See.[9] Im März 2004 begann die Erprobung in der Deutschen Marine. U 31 bildet mit drei weiteren Booten der Klasse (U 32, U 33 und U 34) das erste Baulos. Die Entwicklung der Klasse kostete Deutschland etwa 150 Mio. €, der Bau der vier Boote für die Deutsche Marine jeweils gut 400 Mio. €.[10]
Um die magnetischen Signaturen der neuen, größeren Boote vermessen und so deren erschwertes magnetisches Ansprechverhalten auf magnetische Seeminen sichern zu können, entstand von 2001 bis November 2005 in der Borgstedter Enge ein neuer Erdmagnetfeldsimulator für etwa 40 Mio. €.[11]
Modifikationen
Ab 1996 wurde für die italienische Marine ein Baulos von zwei Booten der Klasse 212 A realisiert; die ausführende Werft war Fincantieri in La Spezia, die Brennstoffzellenanlage kam allerdings direkt von HDW. Es besteht eine Option auf zwei weitere Boote. Die beiden Boote heißen Todaro und Scirè und unterscheiden sich von den deutschen Booten nur geringfügig durch die Berücksichtigung italienischer Zulieferer, zum Beispiel bei den Ausfahrgeräten und dem Steuerstand. Die große Tauchtiefe der Klasse 212 A geht auf italienische Forderungen in der Entwicklungsphase zurück.[12]
Das etwas längere U 35 mit der massigeren Turmverkleidung des 2. Bauloses an Land neben dem Ursprungsentwurf U 33 im Wasser
Das geplante zweite Baulos für die Deutsche Marine sieht keine tiefgreifenden Änderungen gegenüber den vier ersten Booten vor. Erweitert werden sollen die Fähigkeiten zum weltweiten Operieren, zum Einsatz von Spezialeinheiten und zur verdeckten Aufklärung.[13] Hierzu wird ein neues Indra-Satellitenkommunikationssystem (X-Band) mit einer Leistung von 128 kB/s zur Sprach- oder Datenübertragung in Periskoptiefe integriert. Die Computersysteme werden verbessert, anstelle des Kongsberg-MSI-90U-Einsatzführungssystems kommt Atlas Elektroniks integriertes Sensor-Unterwassersystem zum Einsatz. Das Sonar wird überarbeitet (Ersatz der Flankenbasis- durch eine Flächenantenne), eines der Sehrohre wird durch einen OMS-100-Optronikmast von Carl Zeiss mit einem SERO-400-Periskop ersetzt, eine Vier-Mann-Schleuse für Kampfschwimmer wird eingebaut und die Klimaanlage wird tropenfähig ausgelegt.[7] Herzstück der verbesserten Kommunikationsfähigkeiten ist die Antennenboje Callisto von Gabler Maschinenbau, die, an der Spitze eines Ausfahrmastes eingeklinkt, als normales Antennensystem dient. Am Schleppkabel ausgeklinkt, erlaubt sie dem tiefgetauchten Boot, auf allen Frequenzbändern terrestrisch und mit Satelliten zu kommunizieren.[12]
Gegenwart und Zukunft
Am 25. April 2006 stellte U 32 mit zwei Wochen ununterbrochener Tauchfahrt ohne Schnorcheln einen neuen Rekord für nichtnuklear angetriebene U-Boote auf. Dies geschah während einer Verlegung von Eckernförde nach Rota in Spanien.[14]
Am 22. September 2006 wurde durch das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung ein weiteres Los, bestehend aus zwei Booten der Klasse 212 A, bestellt, die 2012 bzw. 2013 geliefert werden sollen.[13] Ursprünglich sollte auch das zweite Los aus vier Booten bestehen. Perspektivisch benötigt die Deutsche Marine zwölf Boote der Klasse, um ihre bisherigen Einsatzaufgaben zu erfüllen und die 2010 außer Dienst gestellten Vorgängerboote abzulösen. Mit dem im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr im Oktober 2011 beschlossenen Rüstungskonzept wurde bestätigt, dass es keine weiteren Neuanschaffungen geben wird. Die Stückzahl bleibt bei sechs U-Booten.[15] Am 15. November 2011 wurde U 35 in der HDW-Werft getauft [16] und wurde im März 2015 in Dienst gestellt.[17]
Die italienische Marine lässt derzeit ein zweites Baulos von zwei weiteren Booten bauen.[18] Die Auslieferung wird für 2015[veraltet] respektive 2016 für die zweite Einheit anvisiert. Die Modifikationen für das zweite Los der deutschen Marine, welche vor allem die Fähigkeiten für internationale Einsätze verbessern sollen, werden die italienischen Boote allerdings nicht erhalten. Somit werden die Boote des zweiten italienischen Bauloses technisch nahezu gleich sein mit den Booten des ersten Bauloses beider Länder. Mit dem Zulauf der beiden neuen Einheiten werden die beiden älteren – Salvatore Pelosi und Giuliano Prini – der vier noch in Dienst befindlichen U-Boote der Sauro-Klasse außer Dienst genommen. Die Marine arbeitet aufgrund des hohen Einsatzniveaus im Jahr 2015 darüber hinaus an der Beschaffung eines dritten Zweierloses[19].
Exportklasse 214
→ Hauptartikel: U-Boot-Klasse 214
Die U-Boot-Klasse 214 ist ausschließlich für den Export bestimmt und geht auf die U-Boot-Klassen 209 und 212 A zurück.[7] Es sind konventionelle Jagd-U-Boote mit außenluftunabhängigem Antriebssystem, die seit 2001 von HDW sowie von Werften in Südkorea, Griechenland und der Türkei gebaut werden. Die U-Boote der Klasse 212 A und 214 gelten als die leisesten konventionellen U-Boote der Welt.
Klasse 216
Die Bauwerft HDW hat eigene Vorstellungen zu einer weiterentwickelten Variante unter der Bezeichnung Klasse 216 vorgestellt, die bei einer im Vergleich zur Klasse 212 knapp 40 Prozent größeren Bootslänge eine größere Reichweite und eine längere Einsatzdauer aufweisen soll.[20] Die U-Boote haben 33 Personen Stammbesatzung. Statt den unzeitgemäßen Bleiakkumulatoren der Vorgängerklassen sollen hier Lithium-Ionen-Akkumulatoren eingesetzt werden.[21]
Klasse 218 SG
Für die Marine von Singapur wurde auf Basis der Klasse U 212 A die Klasse HDW 218 SG mit einem auf die Kundenwünsche zugeschnittenen Design weiterentwickelt, von der im Dezember 2013 auch zwei Boote bestellt worden sind.[22] Die Boote werden über außenluftunabhängigen Antrieb und ein maßgeschneiderten Führungs- und Waffenleitsystem, das die singapurianische ST Electronics gemeinsam mit Atlas Elektronik entwickelt, verfügen.[23]
Technik
Das Gesamtkonzept der Klasse führt die Charakteristika der deutschen Nachkriegs-U-Boote der Klasse 206 mit denen der – zwischenzeitlich gebauten – größeren Export-U-Boote deutscher Werften zusammen.
Bestimmend sind vor allem Elemente des Nordseewerke-Typs TR 1700. Wie dieses ist das Schiff erheblich größer als frühere deutsche Boote und erlaubt zwei Decks im vorderen Bereich. Die Zentrale des Bootes ist so im Einsatz frei von störendem „Durchgangsverkehr“. Der Komfort für die Besatzung wurde durch das größere Raumangebot ebenfalls gesteigert; so gibt es zum ersten Mal zwei Nasszellen (jeweils mit Waschbecken, Dusche und WC), Geschirrspülmaschine, Mikrowellenofen und ein Multifunktions-Sportgerät.[24] Wie auch in allen davor gebauten Booten der deutschen Marine teilen sich die meisten Besatzungsmitglieder eine Koje.[25]
Das im Kalten Krieg für alle U-Boote der Bundesmarine bestimmende Kriterium, schon in 17 m Wassertiefe getaucht fahren zu können, um die flachste Stelle der Kadetrinne zu passieren, hält auch die Klasse 212 A ein.[7] Verglichen mit denen anderer Marinen sind die Boote weiterhin relativ klein.
Entwicklung und Bau der Klasse wurden durch ein ständig mitlaufendes „Akustikmanagement“ auf möglichst geringe Geräuschemissionen ausgerichtet. Wie bei anderen konventionell angetriebenen Booten auch entfallen bei Booten mit Brennstoffzellenantrieb im Gegensatz zu Atom-U-Booten Wärmeabstrahlung und Pumpengeräusche, was bei Schleichfahrt eine passive Ortung sehr erschwert.
Rumpf
Der Rumpf ist stromlinienförmig mit zylindrischem Mittelschiff und damit auf hohe Unterwassergeschwindigkeit ausgelegt. Der Turm erinnert in seiner organischen Form eher an sowjetische als andere westliche Entwürfe. Die vorderen Tiefenruder sind am Turm montiert. Dies reduziert die Strömungsgeräusche am Rumpf, was die Sonarbedingungen verbessert. Die achteren Ruder sind diagonal (als X-Ruder) ausgelegt; dies hat eine Reihe von Vorteilen, so insgesamt geringeren Wasserwiderstand, geringere Mindestwassertiefe bei Tauchfahrt und ein geringeres Risiko von Ruderschäden in Grundnähe.
Der Typ verfügt, wie schon die ältere Klasse 206, über eine Außenhülle aus nichtmagnetisierbarem Stahl. Damit ist es schwieriger, das U-Boot mit elektromagnetischen Detektoren aufzuspüren, und es wird damit auch eine größere Sicherheit in verminten Seegebieten erreicht. Um die Ortbarkeit zusätzlich zu erschweren, ist das Boot mit einem speziellen Kunststoff beplankt.
Antrieb
Neben der konventionellen Anlage aus Blei-Säure-Akkumulator (EnerSys-Doppeletagenzellen) und einem Dieselgenerator (Motor: MTU 16V396, Generator: Piller, 1050 kW) ist eine HDW-Brennstoffzellenanlage eingebaut, die von der Außenluft unabhängig Strom liefern kann. Die neun wassergekühlten Polymer-Elektrolyt-Membran-Brennstoffzellenmodule werden von Siemens hergestellt und leisten zusammen 306 kW.[7] Sie werden mit flüssigem Sauerstoff aus Drucktanks und Wasserstoff aus Metallhydridspeichern gespeist; als einziges Abfallprodukt fällt chemisch reines Wasser an, das als Brauchwasser genutzt wird. Sowohl die zwei zylindrischen Sauerstofftanks als auch die röhrenförmigen Wasserstoffspeicher befinden sich außerhalb des Druckkörpers; um den flüssigen Sauerstoff zu verdampfen und den Wasserstoff aus den Metallhydriden auszutreiben, wird das Kühlwasser der Brennstoffzellen genutzt.
Der Dieselgenerator ist in doppelter Entkoppelung auf einem „schwimmenden Deck“ gelagert, um möglichst wenig Schall an den Rumpf und darüber an das Wasser abzugeben. Die Antriebsanlage erlaubt das Fahren mittels der Bleiakkumulatoren oder (aufgetaucht oder in Schnorchelfahrt) nur mit dem Dieselgenerator. Die Brennstoffzelle wirkt stets nur auf die Batterien.
Angetrieben wird das Boot in jedem Fahrmodus über einen direkt auf die Propellerwelle montierten, in Berlin hergestellten Siemens-Synchronmotor 1FR6134 mit Permanentmagneterregung („Permasyn“), der im Vergleich zu konventionellen U-Boot-Gleichstrommaschinen kompakter und leichter ausfällt. Der neuartige Motor wird durch Frequenzumrichter angesteuert, die zur Platzersparnis in Form keilförmiger Module im Innern des glockenförmigen Motorläufers angeordnet sind.[26] Er kann zudem stufenlos ohne Schaltgeräusche und Spannungsspitzen durch alle Drehzahlbereiche geregelt werden, produziert geringe elektromagnetische Abstrahlungen und wenig Abwärme. Eine aktive Geräuschunterdrückung verringert niederfrequenten Schall. Da der Motor im niedrigen Drehzahlbereich mehr Drehmoment abgibt als konventionelle Maschinen, erlaubt er, einen besonders großen und effizienten Propeller zu verwenden.[27] Der siebenflügelige Sichelpropeller soll besonders geringe Fahrgeräusche verursachen. Wie bei aktuellen Schraubenentwürfen für U-Boote üblich wird seine Form geheimgehalten; auf Fotos ist die Schraube entweder abgedeckt oder es wurde eine Ersatzschraube montiert.[24]
Bewaffnung
Die Hauptwaffe des Bootes sind Torpedos vom Standardkaliber 533 mm. Diese werden aus sechs Torpedorohren geschossen, wobei im Gegensatz zu früheren Booten keine Ablaufrohre, sondern Ausstoßrohre zum Einsatz kommen. Der Torpedo wird also nicht schon im Rohr gestartet, sondern mit Druckwasser aus dem Rohr ausgestoßen und läuft erst kurze Zeit später an. Dies verhindert die Ortung des Bootes beim Abschuss der Waffe. Die Torpedorohre sind, was ungewöhnlich ist, aus Platzgründen asymmetrisch angeordnet; vier Rohre befinden sich versetzt backbords, zwei Rohre steuerbords der Mittellinie.
Insgesamt können 13[28] Schwergewichtstorpedos vom Typ DM2A4 Seehecht mitgeführt werden. Der Torpedo wird nach dem Schuss über einen Lichtwellenleiter (Glasfaser) gelenkt und von Silber-Zink-Batterien über einen Elektromotor angetrieben. Alternativ können bis zu 24 Rohrminen mitgeführt werden; je zwei Minen ersetzen einen Torpedo. Damit ist die Klasse 212 die erste deutsche Nachkriegsklasse, deren Rohre nach NATO-Kriterien zweitschussfähig sind.
Als Torpedogegenmaßnahme ist das Täuschkörperausstoßsystem TAU 2000 (Torpedoabwehr Uboote) installiert. Die vier Ausstoßcontainer mit je zehn Täuschkörpern befinden sich vor dem Turm im freiflutenden Oberschiff, also außerhalb des Druckkörpers. Bei den Booten des Los 1 ist dieses System noch nicht eingebaut, es soll beim Los 2 realisiert werden.
Für die Zukunft ist der Einbau des Waffensystems IDAS geplant; dieser lichtwellenleitergelenkte leichte Flugkörper kann getaucht ausgestoßen werden und von der Wasseroberfläche aus Luftziele wie ASW-Hubschrauber oder auch Landziele angreifen. In ein Torpedorohr kann ein Revolvermagazin mit vier IDAS geladen werden.[29]
Die italienischen U-Boote verwenden den Torpedo A 184 als Hauptbewaffnung.
Elektronik
Als Hauptsensoren sind mehrere Sonaranlagen eingebaut (Zylinderbasis, Flankenbasis, Schleppsonar, passives Entfernungsmesssonar, Abfangsonar für feindliche Sonarsignale, Navigationssonar). Der Komplex wird vom Hersteller Atlas Elektronik als CSU 90 bezeichnet, von der Bundeswehr als DBQS-40FTC. Als optische Systeme sind Sehrohre von Cassidian Optronics (ehemals Carl Zeiss Optronics) installiert; das Beobachtungssehrohr SERO 14 ist mit einer Wärmebildkamera, GPS-Antenne und Antenne für elektronische Unterstützungsmaßnahmen, das Angriffssehrohr SERO 15 mit einem Laser-Entfernungsmesser, beide mit optischen Entfernungsmessern ausgestattet. Die optische Ausrüstung ist anders als bei den Vorgängerbooten dazu geeignet, auch nächtliche Aufklärung von Landzielen durchzuführen.[30]
Alle Sensoren und Waffensysteme des Bootes sind durch ein integriertes Computersystem des Typs MSI-90U Mk1+ des norwegischen Herstellers Kongsberg verknüpft. Im Sprachgebrauch der Bundeswehr heißt dieses FüWES (Führungs- und Waffeneinsatzsystem). Es wird über 20 Farbbildschirme bedient.[24] Die Boote des 2. Loses erhalten ein System von Atlas Elektronik (siehe Abschnitt zu Modifikationen).
Probleme bei der U-Bootklasse
Im Januar 2015 enthüllte die Zeitschrift Der Spiegel Einzelheiten eines als Verschlusssache eingestuften Berichts der Marine über die U-Boot-Klasse 212 A. Im Januar 2015 waren nur U 31 und U 33 einsatzbereit, während U 32 und U 34 in der Werft lagen. U 35 und U 36 waren immer noch nicht in Dienst gestellt. Bei U 35 und U 36 gab es massive Probleme mit der Wellenanlage, der Fahrbatterie, dem Radar und der Funkboje Callisto, die jeweils nicht einsatzfähig waren. Der Marine-Bericht vermerkt auch, dass die Abzugshaube am Herd zu klein sei und deshalb beim Würstchenbraten beißender Qualm in der Kombüse sei.[31]
Kennung Name Kiellegung Stapellauf Indienststellung Einheit Verbleib
S181 U 31 1. Juli 1998 20. März 2002 19. Oktober 2005 1. Ubootgeschwader in Eckernförde aktiv
S182 U 32 11. Juli 2000 November 2003 19. Oktober 2005 1. Ubootgeschwader in Eckernförde aktiv
S183 U 33 30. April 2001 August 2004 13. Juni 2006 1. Ubootgeschwader in Eckernförde aktiv
S184 U 34 Dezember 2001 Mai 2005 3. Mai 2007 1. Ubootgeschwader in Eckernförde aktiv
S185 U 35 21. August 2007 15. November 2011 23. März 2015 1. Ubootgeschwader in Eckernförde aktiv[32]
S186 U 36 6. Februar 2013[33] gepl. 2015[34] 1. Ubootgeschwader in Eckernförde in Erprobung
Italien (Seekriegsflagge) Italien – Alle U-Boote der Klasse 212 A der Marina Militare Kennung Name Kiellegung Stapellauf Indienststellung Einheit Verbleib
S526 Salvatore Todaro 3. Juli 1999 6. November 2003 29. März 2006 Kommando Unterseekräfte in Tarent aktiv
S527 Sciré 27. Juli 2000 18. Dezember 2004 19. Februar 2007 Kommando Unterseekräfte in Tarent aktiv
S528 Pietro Venuti 9. Dezember 2009 9. Oktober 2014 gepl. ab 2016 Kommando Unterseekräfte in Tarent in Bau
S529 Romeo Romei 4. Juli 2015 gepl. ab 2016 Kommando Unterseekräfte in Tarent in Bau
Siehe auch
Liste deutscher U-Boot-Klassen
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