Minerva - Die legendären Autos aus Antwerpen
Seite 1 von 1
Minerva - Die legendären Autos aus Antwerpen
Einer der Blickfange der Abteilung „Weltstadt. Von hier und anderswo“ im Museum am Strom (MAS) in Antwerpen ist zweifellos ein knallroter Minerva von 1930 (Foto). Minerva war einst Belgiens stolzeste Automarke. Die Luxusautos wurden in Antwerpen gebaut. Über 60 Jahre ist es her, dass die letzten Minervas vom Band liefen. Danach wurde noch rund ein Dutzend Jahre weiterproduziert, doch das waren allerdings keine Luxuskarossen mehr, sondern in Land Rover-Lizenz gebaute Geländewagen.
Anfang des 20. Jahrhunderts genoss die Marke Minerva Weltruhm für seine Fahr- und Motorräder und für seine Luxuskarossen. Die Marke zählte Filmstars und Könige zu ihren Kunden und die Qualität stand der des britischen Konkurrenten Rolls Royce in nichts nach. Gegründet wurde Minerva 1897 von Sylvain De Jong und seinen Brüdern Henri und Jacques, die einige Jahre zuvor aus ihrer Geburtsstadt Amsterdam wegzogen und sich in Antwerpen niedergelassen hatten, um ab 1895 unter der Marke „Mercury Cycle & Co.“ Fahrräder zu bauen. Sylvain gründete zwei Jahre später eine eigene Firma, die den Namen Minerva trug - Minerva, die römische Göttin für Weisheit und Kunst.
Zur Jahrhundertwende fanden auch Motoren den Weg zu Minerva in Antwerpen und Sylvain De Jong montierte einen kleinen Einzylinder-Motor schweizerischer Herkunft unter eines seiner Fahrräder. Einem Mitarbeiter von Minerva, Jan Olieslagers, war es gelungen, dieses Motorfahrrad tatsächlich fahrfähig zu machen. Minerva erwarb kurz darauf eine Lizenz für solche Einzylinder-Motoren von Züricher & Luthi in der Schweiz und kurz darauf wurde eine Filiale in London gebaut, in der ebenfalls Minerva-Motorräder montiert wurden. Zur gleichen Zeit fuhren solche Bikes auch die ersten Rennen, unter anderem von Jan Olieslagers gesteuert, der damit später selbst Weltrekorde einfuhr.
Ab 1903 lieferte Minerva sogar Motorblöcke an andere große Marken, wie zum Beispiel an Opel und Adler in Deutschland und an Humber und Royal Enfield in England und die Marke, die jetzt „Minerva Motors & Co.“ hieß, verlagerte seine Produktionsstätte von der Karel Oomstraat im Antwerpener Stadtzentrum nach Berchem in der Nähe der Scheldemetropole. Die Motoren von Minerva wurden stärker und bekannter und sorgten dafür, dass die Marke den Bau von Motorrädern im Laufe der Zeit beendete. Etwa 1908 wurden die letzten Maschinen montiert und bis 1910 wurden die Lagerbestände abverkauft.
Ab 1904 wurden Autos gebaut
Ab 1904 baute Minerva Autos, doch es sollte noch rund vier Jahre dauern, bis sich hier ähnliche Erfolge einstellten, wie bei den Motorrädern. Als Minerva eine Lizenz für geräuscharme Schiebermotoren von Knight in Chicago/USA erwerben konnte, ging es so richtig los. Minerva baute schnell Autos mit luxuriöser Ausstattung und sauberer Fertigung. Die Qualität lag hoch und wer genügend zahlen konnte, der ließ sich sein Traumauto nach Maß schneidern. Nicht nur das belgische Königshaus fuhr seinerzeit Minerva, sondern auch die Monarchen von Rumänien und die Maharadschas in Indien.
Auch Filmstars kauften Minervas und sogar Großindustrielle. Selbst Autobauer, wie der Amerikaner Henry Ford, fuhren privat Minerva. Für einen solchen Industriemagnaten waren die eigenen Autos, wie der Ford T, wohl zu klein und auf gar keinen Fall als Statussymbol zu gebrauchen.
Schwierige Zeiten brachen an, als deutsche Truppen Belgien während des Ersten Weltkriegs besetzten und die Minerva-Fabrik ausräumten. Doch nach dem Krieg konnte ein Neuanfang gewagt werden, auch wenn zunächst der Personalbestand aus den Zeiten vor dem Krieg, als etwa 1.600 Arbeiter und Angestellte in der Karel Oomstraat im Antwerpener Stadtteil Berchem Minervas bauten, nicht wieder erreicht werden konnte.
Die Goldenen 20er, der Crash und der Krieg
In den 1920er Jahren war Minerva eine große und weltbekannte Automarke und eine ernste Konkurrenz für Rolls Royce oder Mercedes-Benz. 1927 beschäftigte man 6.500 Mitarbeiter und Firmengründer Sylvain De Jong wollte weiter wachsen. Er suchte nach Investoren, die er auch fand aber dabei verlor er schnell die Aktienmehrheit. Als es 1929 zum großen Börsencrash und zur nachfolgenden Rezession kam, sank naturgemäß auch die Frage nach Luxusautos. Noch im selben Jahr starb Sylvain De Jong an den Folgen einer Krebserkrankung. Bis 1934 hielt Minerva noch durch und fusionierte im gleichen Jahr mit einer anderen belgischen Automarke, mit Imperia.
Während des Zweiten Weltkriegs schlug das Schicksal erneut zu, als die deutschen Besetzer schon wieder die Minerva-Werke für sich beanspruchten. Die Minerva-Fabrik in Mortsel bei Antwerpen wurde zum „Front-Reparturbetrieb Erla VII“ in dem auch Bauteile für Flugzeuge und Raketen gefertigt wurden. Bei einem amerikanischen Bombenangriff, der nicht die Minerva-Werke, sondern den Ortskern in Mortsel traf, kamen rund 900 Zivilisten ums Leben, denn die Bomben verfehlten ihr Ziel um mehr als einen Kilometer.
Kurzes Aufflackern mit Imperia und Land Rover
Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es in bescheidener Form erst einmal weiter und der Besitzer von Imperia, Mathieu van Roggen, gründete die „Nieuwe Maatschappij Minerva N.V.“. Dieses Unternehmen baute zunächst leichte Geländewagen vom Typ „Minerva TT“ (TT steht für ‚Tout Terrain‘ frz. für ‚alle Gelände‘, also heute ‚Allrad-Offroader‘) in Land Rover-Lizenz für die belgische Armee. Weitere Lizenzen der britischen Jeep-Marke erlaubten den Bau von Geländefahrzeugen nach Land Rover-Prinzip für den Export in die belgische Kolonie Kongo, nach Portugal und Brasilien und auch nach Australien.
Zudem kam noch ein Lizenzbau von italienischen Motorrädern der Marke MV Agusta. Allerdings ging es hierbei nicht um die legendären Rennmaschinen dieser berühmten Marke, sondern um Motorroller und Mopeds. Kurz vor dem Ende der ruhmreichen Marke Minerva wurde es sogar noch mit der Herstellung von Autoscootern für Kirmes und Jahrmärkte versucht, doch dies war nur ein kurzes Aufleuchten vor dem endgültigen Ende.
Nostalgie und Museen
Heute gehören die Luxuskarossen von Minerva aus dem Interbellum, der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts, zu gesuchten Sammlerobjekten. Rund 150 von ihnen sollen noch existieren. Einige von ihnen stehen in belgischen Museen, wie der Autoworld im Jubelpark in Brüssel oder dem Museum Mahymobiles in Leuze in der Provinz Hennegau. Auch im Museum am Strom (MAS) in Antwerpen ist ein wunderschönes Exemplar zu bewundern (Foto oben). Von den Land Rover-Lizenzbauten nach dem Krieg sind in Belgien sogar noch mehrere Hundert Autos angemeldet.
Im Königlichen Armeemuseum in Brüssel sind restaurierte Minervas in ihrer Militärversion zu sehen. Die meisten Minervas allerdings stehen gut geschützt in den Privatsammlungen einiger Fans, u.a. dem Minerva-TT-Register-Club, und werden wohl nur selten bewegt. Ab und an entdeckt man den einen oder anderen Minerva auf einem Oldtimertreffen. Antwerpen selbst räumt dieser doch einst bedeutenden Auto-Manufaktur nicht wirklich viel Raum zum Andenken.
In der Karel Oomstraat in Berchem erinnern nur noch eine Treppe und ein Maschinenrest im Innenhof eines Bürokomplexes an das einstige Werk, auf dessen früherem Gelände heute ein niederländischer Discounter steht. Und in Universitätsnähe erinnert ein in eine Mauer eingelassenes Denkmal an die Minerva-Aktivitäten, bzw. an die in den beiden Weltkriegen gefallenen Ex-Minerva-Arbeiter. Ach ja, ein Stromkasten in der Karel Oomstraat wurde jüngst mit Minerva-Motiven beklebt (kl. Foto)…
Quelle
Anfang des 20. Jahrhunderts genoss die Marke Minerva Weltruhm für seine Fahr- und Motorräder und für seine Luxuskarossen. Die Marke zählte Filmstars und Könige zu ihren Kunden und die Qualität stand der des britischen Konkurrenten Rolls Royce in nichts nach. Gegründet wurde Minerva 1897 von Sylvain De Jong und seinen Brüdern Henri und Jacques, die einige Jahre zuvor aus ihrer Geburtsstadt Amsterdam wegzogen und sich in Antwerpen niedergelassen hatten, um ab 1895 unter der Marke „Mercury Cycle & Co.“ Fahrräder zu bauen. Sylvain gründete zwei Jahre später eine eigene Firma, die den Namen Minerva trug - Minerva, die römische Göttin für Weisheit und Kunst.
Zur Jahrhundertwende fanden auch Motoren den Weg zu Minerva in Antwerpen und Sylvain De Jong montierte einen kleinen Einzylinder-Motor schweizerischer Herkunft unter eines seiner Fahrräder. Einem Mitarbeiter von Minerva, Jan Olieslagers, war es gelungen, dieses Motorfahrrad tatsächlich fahrfähig zu machen. Minerva erwarb kurz darauf eine Lizenz für solche Einzylinder-Motoren von Züricher & Luthi in der Schweiz und kurz darauf wurde eine Filiale in London gebaut, in der ebenfalls Minerva-Motorräder montiert wurden. Zur gleichen Zeit fuhren solche Bikes auch die ersten Rennen, unter anderem von Jan Olieslagers gesteuert, der damit später selbst Weltrekorde einfuhr.
Ab 1903 lieferte Minerva sogar Motorblöcke an andere große Marken, wie zum Beispiel an Opel und Adler in Deutschland und an Humber und Royal Enfield in England und die Marke, die jetzt „Minerva Motors & Co.“ hieß, verlagerte seine Produktionsstätte von der Karel Oomstraat im Antwerpener Stadtzentrum nach Berchem in der Nähe der Scheldemetropole. Die Motoren von Minerva wurden stärker und bekannter und sorgten dafür, dass die Marke den Bau von Motorrädern im Laufe der Zeit beendete. Etwa 1908 wurden die letzten Maschinen montiert und bis 1910 wurden die Lagerbestände abverkauft.
Ab 1904 wurden Autos gebaut
Ab 1904 baute Minerva Autos, doch es sollte noch rund vier Jahre dauern, bis sich hier ähnliche Erfolge einstellten, wie bei den Motorrädern. Als Minerva eine Lizenz für geräuscharme Schiebermotoren von Knight in Chicago/USA erwerben konnte, ging es so richtig los. Minerva baute schnell Autos mit luxuriöser Ausstattung und sauberer Fertigung. Die Qualität lag hoch und wer genügend zahlen konnte, der ließ sich sein Traumauto nach Maß schneidern. Nicht nur das belgische Königshaus fuhr seinerzeit Minerva, sondern auch die Monarchen von Rumänien und die Maharadschas in Indien.
Auch Filmstars kauften Minervas und sogar Großindustrielle. Selbst Autobauer, wie der Amerikaner Henry Ford, fuhren privat Minerva. Für einen solchen Industriemagnaten waren die eigenen Autos, wie der Ford T, wohl zu klein und auf gar keinen Fall als Statussymbol zu gebrauchen.
Schwierige Zeiten brachen an, als deutsche Truppen Belgien während des Ersten Weltkriegs besetzten und die Minerva-Fabrik ausräumten. Doch nach dem Krieg konnte ein Neuanfang gewagt werden, auch wenn zunächst der Personalbestand aus den Zeiten vor dem Krieg, als etwa 1.600 Arbeiter und Angestellte in der Karel Oomstraat im Antwerpener Stadtteil Berchem Minervas bauten, nicht wieder erreicht werden konnte.
Die Goldenen 20er, der Crash und der Krieg
In den 1920er Jahren war Minerva eine große und weltbekannte Automarke und eine ernste Konkurrenz für Rolls Royce oder Mercedes-Benz. 1927 beschäftigte man 6.500 Mitarbeiter und Firmengründer Sylvain De Jong wollte weiter wachsen. Er suchte nach Investoren, die er auch fand aber dabei verlor er schnell die Aktienmehrheit. Als es 1929 zum großen Börsencrash und zur nachfolgenden Rezession kam, sank naturgemäß auch die Frage nach Luxusautos. Noch im selben Jahr starb Sylvain De Jong an den Folgen einer Krebserkrankung. Bis 1934 hielt Minerva noch durch und fusionierte im gleichen Jahr mit einer anderen belgischen Automarke, mit Imperia.
Während des Zweiten Weltkriegs schlug das Schicksal erneut zu, als die deutschen Besetzer schon wieder die Minerva-Werke für sich beanspruchten. Die Minerva-Fabrik in Mortsel bei Antwerpen wurde zum „Front-Reparturbetrieb Erla VII“ in dem auch Bauteile für Flugzeuge und Raketen gefertigt wurden. Bei einem amerikanischen Bombenangriff, der nicht die Minerva-Werke, sondern den Ortskern in Mortsel traf, kamen rund 900 Zivilisten ums Leben, denn die Bomben verfehlten ihr Ziel um mehr als einen Kilometer.
Kurzes Aufflackern mit Imperia und Land Rover
Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es in bescheidener Form erst einmal weiter und der Besitzer von Imperia, Mathieu van Roggen, gründete die „Nieuwe Maatschappij Minerva N.V.“. Dieses Unternehmen baute zunächst leichte Geländewagen vom Typ „Minerva TT“ (TT steht für ‚Tout Terrain‘ frz. für ‚alle Gelände‘, also heute ‚Allrad-Offroader‘) in Land Rover-Lizenz für die belgische Armee. Weitere Lizenzen der britischen Jeep-Marke erlaubten den Bau von Geländefahrzeugen nach Land Rover-Prinzip für den Export in die belgische Kolonie Kongo, nach Portugal und Brasilien und auch nach Australien.
Zudem kam noch ein Lizenzbau von italienischen Motorrädern der Marke MV Agusta. Allerdings ging es hierbei nicht um die legendären Rennmaschinen dieser berühmten Marke, sondern um Motorroller und Mopeds. Kurz vor dem Ende der ruhmreichen Marke Minerva wurde es sogar noch mit der Herstellung von Autoscootern für Kirmes und Jahrmärkte versucht, doch dies war nur ein kurzes Aufleuchten vor dem endgültigen Ende.
Nostalgie und Museen
Heute gehören die Luxuskarossen von Minerva aus dem Interbellum, der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts, zu gesuchten Sammlerobjekten. Rund 150 von ihnen sollen noch existieren. Einige von ihnen stehen in belgischen Museen, wie der Autoworld im Jubelpark in Brüssel oder dem Museum Mahymobiles in Leuze in der Provinz Hennegau. Auch im Museum am Strom (MAS) in Antwerpen ist ein wunderschönes Exemplar zu bewundern (Foto oben). Von den Land Rover-Lizenzbauten nach dem Krieg sind in Belgien sogar noch mehrere Hundert Autos angemeldet.
Im Königlichen Armeemuseum in Brüssel sind restaurierte Minervas in ihrer Militärversion zu sehen. Die meisten Minervas allerdings stehen gut geschützt in den Privatsammlungen einiger Fans, u.a. dem Minerva-TT-Register-Club, und werden wohl nur selten bewegt. Ab und an entdeckt man den einen oder anderen Minerva auf einem Oldtimertreffen. Antwerpen selbst räumt dieser doch einst bedeutenden Auto-Manufaktur nicht wirklich viel Raum zum Andenken.
In der Karel Oomstraat in Berchem erinnern nur noch eine Treppe und ein Maschinenrest im Innenhof eines Bürokomplexes an das einstige Werk, auf dessen früherem Gelände heute ein niederländischer Discounter steht. Und in Universitätsnähe erinnert ein in eine Mauer eingelassenes Denkmal an die Minerva-Aktivitäten, bzw. an die in den beiden Weltkriegen gefallenen Ex-Minerva-Arbeiter. Ach ja, ein Stromkasten in der Karel Oomstraat wurde jüngst mit Minerva-Motiven beklebt (kl. Foto)…
Quelle
Andy- Admin
- Anzahl der Beiträge : 36186
Anmeldedatum : 03.04.11
Seite 1 von 1
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten
Heute um 3:20 am von Heiliger Hotze
» Halflives
Heute um 3:18 am von Heiliger Hotze
» Kupfergold
Heute um 3:15 am von Heiliger Hotze
» Whitesnake
Heute um 3:13 am von Heiliger Hotze
» ( ENGELSEIN ) ENGELHAI
Heute um 3:11 am von Heiliger Hotze
» MALIGNANT TUMOUR
Heute um 3:04 am von Heiliger Hotze
» - LEEAAV -
Heute um 3:02 am von Heiliger Hotze
» (( ifa ))
Heute um 3:00 am von Heiliger Hotze
» AOP Records
Heute um 2:57 am von Heiliger Hotze