Kenilworth Castle
Seite 1 von 1
Kenilworth Castle
Kenilworth Castle liegt in der gleichnamigen Stadt in Warwickshire, England. Die Burg, an der im Zeitraum zwischen dem Beginn der normannischen Herrschaft Englands und der Tudorzeit gebaut wurde, wurde vom Architekturhistoriker Anthony Emery beschrieben als "das beste erhaltene Beispiel eines semi-königlichen Palasts des Spätmittelalters, der bedeutsam ist für seine Größe, Form und die handwerkliche Qualität seiner Ausführung". Kenilworth hat auch eine wichtige Rolle in der Geschichte gespielt. Die Burg war Gegenstand der sechsmonatigen Belagerung von Kenilworth im Jahre 1266, die vermutlich die längste Belagerung in der englischen Geschichte war, und bildete später eine Basis für die Kriegszüge des Hauses Lancaster in den Rosenkriegen. Kenilworth Castle war auch der Ort des Sturzes von Eduard II. vom englischen Thron, der französischen Beleidigung Heinrichs V. im Jahre 1414 (die laut John Strecche mitursächlich für den Azincourt-Feldzug war), und des durch den Earl of Leicester ausgerichteten prunkvollen Empfang für Elisabeth I. im Jahr 1575.
Kenilworth Castle, vom Tiltyard aus gesehen
Die Burg wurde über mehrere Jahrhunderte erbaut. Gegründet in den 1120er Jahren ausgehend von einem mächtigen normannischen Bergfried, wurde die Burg von König John zu Beginn des 13. Jahrhunderts erheblich erweitert. Es wurden durch die Aufstauung der örtlichen Flüsse und Bäche große Gewässer zur Verteidigung angelegt, und die daraus entstehenden Befestigungen erwiesen sich im Jahr 1266 als geeignet, Angriffen zu Lande und zu Wasser standhalten. John of Gaunt gab im späten 14. Jahrhundert große Summen aus, um die mittelalterliche Burg in eine Palastfestung des seinerzeit modernen Perpendicular Styles zu verwandeln. Der Earl of Leicester baute die Burg danach weiter aus, indem er neue Gebäude im Tudorstil unter Ausnutzung der vorhandenen mittelalterlichen Bausubstanz von Kenilworth Castle errichten ließ, und damit einen modischen Renaissance-Palast schuf.
Kenilworth Castle wurde im Jahre 1649 durch parlamentarische Kräfte teilweise zerstört, um zu verhindern, dass es als eine militärische Festung genutzt werden konnte. Nach dieser Zerstörung sind heute nur noch zwei seiner Gebäude bewohnbar. Das Schloss wurde ab dem 18. Jahrhundert zu einem touristischen Ziel, und wurde insbesondere in der viktorianischen Zeit nach der Veröffentlichung des Romans Kenilworth durch Sir Walter Scott im Jahre 1826 berühmt. Die englische Denkmalschutzbehörde English Heritage verwaltet die Burg seit 1984. Die Burg ist als Gebäude der Klasse I und als Scheduled Monument denkmalgeschützt und für die Öffentlichkeit zugänglich.
Kenilworth Castle ist Schauplatz der 1826 erstmals aufgeführten Opera seria Il castello di Kenilworth von Gaetano Donizetti.
Architektur und Anlagengestaltung
Wenzel Hollars Lageplan der Burg aus dem Jahr 1649.
Obwohl die Burg jetzt als Folge der Schleifung, d.h. der vorsätzlichen teilweisen Zerstörung, nach dem englischen Bürgerkrieg eine Ruine ist, ist Kenilworth Castle ein anschauliches Beispiel für fünf Jahrhunderte der englischen militärischen und zivilen Architektur. Die Burg ist fast vollständig aus dem örtlichen Buntsandstein errichtet.
Eingang und Mauer der Vorburg
Südöstlich der Kernburg liegen die Brays, eine Verballhornung des französischen Wortes braie, das eine äußere Palisadenbefestigung bezeichnet. Von diesem großen Barbakan des 13. Jahrhunderts, der mit seiner Steinmauer und seinem äußeren Torhaus den wichtigsten Zugang zur Kernburg sicherte, sind lediglich die Erdwälle und einige Mauerfragmente erhalten geblieben. Das Gebiet ist heute ein Teil des Parkplatzes der Burg. Hinter den Brays befinden sich die Ruinen des Galerieturms, eines zweiten, im 15. Jahrhundert umgebauten Torturms. Der Galerieturm schützte ursprünglich den 152 Meter langen, schmalen und ummauerten Damm, der immer noch die Brays mit der Kernburg verbindet. Dieser Damm hieß Tiltyard, weil er im Mittelalter zum Tilting verwendet wurde, womit das Turnierstechen bezeichnet wurde. Der Tiltyard-Damm diente sowohl als Damm als auch als Teil der Befestigungen der Vorburg. An der Ostseite des Tiltyards liegt ein tiefer gelegener Bereich sumpfigen Geländes, das ursprünglich geflutet war und als Lower Pool (Unteres Becken) bezeichnet wurde. Westlich des Damms befindet sich eine Fläche, die einst Grand Mere (Großes Meer) genannt wurde. Das Great Mere ist nun trockengelegt, und es befindet sich dort eine Wiese, wo sich zuvor ein großer See mit einer Fläche von rund 100 Hektar befand, der durch den Tiltyard-Damm aufgestaut wurde.
Die äußere Vorburg von Kenilworth Castle wird normalerweise durch den Mortimer-Turm betreten, der heute eine einfache Ruine ist, ursprünglich aber ein im späten 13. und im 16. Jahrhundert erweiterter normannischer Torturm war. Die Mauer der äußeren Vorburg, die lang und relativ niedrig war, wurde vor allem durch König John gebaut; sie verfügte über zahlreiche Stützpfeiler, jedoch nur wenige Türme, da sie hauptsächlich durch die Wasserflächen des Great Mere und des Lower Pool geschützt sein sollte. Die Nordseite der Mauer der äußeren Vorburg wurde bei der Schleifung fast vollständig zerstört. Die Befestigungen der äußeren Vorburg beinhalten, im Uhrzeigersinn, beginnend am Mortimer-Turm, ein sich nach Westen öffnendes Wassertor, das ursprünglich zum Great Mere geführt hätte, das Königstor, eine landwirtschaftliche Ergänzung aus dem 17. Jahrhundert, den Schwanenturm, ein Turm aus dem späten 13. Jahrhundert mit Ergänzungen aus dem 16. Jahrhundert, der nach den Schwänen benannt ist, die früher auf dem Great Mere lebten, den Lunn-Turm aus dem frühen 13. Jahrhundert, und den Wasserturm aus dem 14. Jahrhundert, der so genannt wurde, weil er am Wasser des Lower Pools lag.
Innerer Burghof
Der innere Burghof von Kenilworth Castle besteht aus mehreren Gebäuden, die sich an eine Vorburg-Mauer normannischen Ursprungs anlehnen, und dabei für ihre Verteidigung die Lage auf einer natürlichen Anhöhe ausnutzen, die sich steil aus dem umliegenden Gelände erhebt. Der Große Turm aus dem 12. Jahrhundert liegt dabei auf der Anhöhe selbst und bildet die nordöstliche Ecke der Vorburg. Die gewaltigen Ecktürme des Großen Turmes, der während der Schleifung zerstört wurde, sind auffällig, und gleichen im Wesentlichen übertriebenenen normannischen Pilastern. Die Wände des Großen Turms sind 5 Meter dick und seine Ecktürme 30 Meter hoch. Obwohl der Große Turm von Kenilworth Castle größer ist, ähnelt er demjenigen von Brandon Castle in der Nähe von Coventry. Beide wurden von der aus der Umgebung stammenden Familie Clinton in den 20er Jahren des 12. Jahrhunderts errichtet. Der Große Turm kann als Hallendonjon bezeichnet werden, weil seine Länge größer ist als seine Breite. Die unterste Etage ist mit Erde angefüllt, die möglicherweise von einer früheren Motte stammt, die auf dem Gelände gestanden haben könnte, und wird zusätzlich durch einen umlaufenden schrägen Steinsockel an der Basis geschützt. Die hohen Tudor-Fenster an der Turmspitze stammen aus den 1570er Jahren.
Die Mehrzahl der Bauten des nördlichen Teils des inneren Burghofs wurde durch den Adligen John of Gaunt zwischen 1372 und 1380 erbaut. Dieser Teil der Burg wird vom Historiker Anthony Emery beschrieben als "das beste erhaltene Beispiel eines semi-königlichen Palasts des Spätmittelalters, der bedeutsam ist für seine Größe, Form und die handwerkliche Qualität seiner Ausführung". Gaunts architektonischer Stil betonte rechteckige Formen, die Trennung von Dienstbereichen im Erdgeschoss von den oberen Stockwerken und den Gegensatz zwischen schlichtem Äußeren mit üppigen Innenausstattungen, vor allem in den ersten Etagen der Gebäude des Innteren Burghofs. Das Ergebnis wird als "ein frühes Beispiel des Perpendicular Style" betrachtet.
John of Gaunts Großer Rittersaal, mit den für den Perpendicular Style charakteristischen senkrechten Linien
Das bedeutendste von Gaunts Gebäuden ist sein Großer Rittersaal. Der Große Rittersaal ersetzte eine frühere Abfolge von Sälen an gleicher Stelle, und war stark vom Entwurf Edwards III. für Schloss Windsor beeinflusst. Der Große Rittersaal bestand aus einer "zeremoniellen Abfolge von Räumen", zu denen eine besonders große Treppe hinführte, die jetzt verschwunden ist. Aus dem Großen Rittersaal konnten die Besucher aus den hohen Fenstern herausschauen und das Great Mere oder den Inneren Burghof bewundern. Das Erdgeschoss des Großen Rittersaals, das von den Dienstleuten benutzt wurde, wurde durch Fensterschlitze beleuchtet, ähnlich dem Entwurf des zeitgenössischen Wingfield Manor. Das Dach wurde im Jahre 1376 von William Wintringham gebaut und war seinerzeit der breiteste Raum in England, der nicht von Pfeilern abgestützt wurde. Es gibt eine Debatte unter Historikern darüber, ob dieses Dach nach der Art eines Hammerbalken-Gewölbes oder in Halsbalkenbauweise (collar and truss-brace design) konstruiert war, oder als Kombination von beidem.
Es gab einen frühen Versuch, die äußere Erscheinung des Großen Rittersaals symmetrisch zu gestalten – der Starke Turm (Strong Tower) und der Saintlowe-Turm fungieren architektonisch als nahezu symmetrische "Flügel" für den Großen Rittersaal, während der Sockel des Großen Rittersaals so konzipiert ist, dass er den Sockel des gegenüberliegenden Großen Turms widerspiegelt. Ein ungewöhnlicher mehrseitiger Turm, der Oriel, Erker, stellt einen Kontrapunkt zum Haupteingang des Großen Rittersaals dar und war für die private Unterhaltung von John of Gaunt gedacht, abseits von den hauptsächlichen Feierlichkeiten bei wichtigen Anlässen. Der Oriel-Turm basiert auf Edwards III La Rose-Tower in Windsor Castle, der eine ähnliche Funktion hatte. Gaunts Starker Turm wird so genannt, weil er auf allen Etagen über steinerne Gewölbe verfügt, was eine ungewöhnliche und robuste Bauweise darstellt. Der Große Rittersaal beeinflusste die Gestaltung von Bolton Castle und Raby Castle, während die Dachkonstruktion des Großen Rittersaals berühmt wurde und bei Arundel Castle und Westminster Hall kopiert wurde.
Die architektonische Symmetrie des Starken Turms zur Linken, des Großen Rittersaals in der Bildmitte und des Saintlowe-Turms zur Rechten, vom Linken Hof aus gesehen
Andere von Gaunt gebaute Teile der Burg sind der südliche Bereich der Staatsgemächer, der Gaunt-Turm und die Hauptküche. Obwohl diese jetzt stark beschädigt sind, sind diese im gleichen Stil errichtet wie der Große Rittersaal. Dies gab Gaunts Palast ein einheitliches Erscheinungsbild in deutlicher Abkehr von den eher eklektischen mittelalterlichen Bautraditionen. Gaunts Küche ersetzte die vorherigen aus dem 12. Jahrhundert stammenden Küchen, die wie bei Conisbrough Castle entlang dem Großen Turm angeordnet waren. Gaunts neue Küche war doppelt so groß wie diejenigen von vergleichbaren Burgen und maß 19 mal 8 Meter.
Der Rest des inneren Burghofs wurde von Robert Dudley, dem Earl of Leicester, in den 1570er Jahren gebaut. Er baute einen Turm, der nun Leicesters Gebäude genannt wird, am südlichen Rand des inneren Burghofs als Gästetrakt, der aus der Mauer des inneren Burghofs herauskragt, um zusätzlichen Platz zu schaffen. Leicesters Gebäude war vier Stockwerke hoch und in einem modischen zeitgenössischen Tudor-Stil errichtet mit "spröden dünnen Wänden und gitterartigen Fenstern". Das Gebäude sollte wohl proportioniert zum danebenliegenden alten Großen Turm erscheinen, was einer der Gründe für seine beträchtliche Höhe war. Der Stil von Leicesters Gebäude diente später als Vorbild elisabethanischer Landhaus-Entwürfe, vor allem in den Midlands, wofür Hardwick Hall ein klassisches Beispiel darstellt.
Leicester baute neben dem großen Bergfried auch eine Loggia, eine offene Galerie, die zu den neuen Ziergärten führte. Die Loggia sollte den Blick des Betrachters, der die Gärten langsam bewunderte, elegant umrahmen, und war im 16. Jahrhundert ein erst kürzlich aus Italien übernommenes neues Designelement.
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kenilworth_Castle
Kenilworth Castle, vom Tiltyard aus gesehen
Die Burg wurde über mehrere Jahrhunderte erbaut. Gegründet in den 1120er Jahren ausgehend von einem mächtigen normannischen Bergfried, wurde die Burg von König John zu Beginn des 13. Jahrhunderts erheblich erweitert. Es wurden durch die Aufstauung der örtlichen Flüsse und Bäche große Gewässer zur Verteidigung angelegt, und die daraus entstehenden Befestigungen erwiesen sich im Jahr 1266 als geeignet, Angriffen zu Lande und zu Wasser standhalten. John of Gaunt gab im späten 14. Jahrhundert große Summen aus, um die mittelalterliche Burg in eine Palastfestung des seinerzeit modernen Perpendicular Styles zu verwandeln. Der Earl of Leicester baute die Burg danach weiter aus, indem er neue Gebäude im Tudorstil unter Ausnutzung der vorhandenen mittelalterlichen Bausubstanz von Kenilworth Castle errichten ließ, und damit einen modischen Renaissance-Palast schuf.
Kenilworth Castle wurde im Jahre 1649 durch parlamentarische Kräfte teilweise zerstört, um zu verhindern, dass es als eine militärische Festung genutzt werden konnte. Nach dieser Zerstörung sind heute nur noch zwei seiner Gebäude bewohnbar. Das Schloss wurde ab dem 18. Jahrhundert zu einem touristischen Ziel, und wurde insbesondere in der viktorianischen Zeit nach der Veröffentlichung des Romans Kenilworth durch Sir Walter Scott im Jahre 1826 berühmt. Die englische Denkmalschutzbehörde English Heritage verwaltet die Burg seit 1984. Die Burg ist als Gebäude der Klasse I und als Scheduled Monument denkmalgeschützt und für die Öffentlichkeit zugänglich.
Kenilworth Castle ist Schauplatz der 1826 erstmals aufgeführten Opera seria Il castello di Kenilworth von Gaetano Donizetti.
Architektur und Anlagengestaltung
Wenzel Hollars Lageplan der Burg aus dem Jahr 1649.
Obwohl die Burg jetzt als Folge der Schleifung, d.h. der vorsätzlichen teilweisen Zerstörung, nach dem englischen Bürgerkrieg eine Ruine ist, ist Kenilworth Castle ein anschauliches Beispiel für fünf Jahrhunderte der englischen militärischen und zivilen Architektur. Die Burg ist fast vollständig aus dem örtlichen Buntsandstein errichtet.
Eingang und Mauer der Vorburg
Südöstlich der Kernburg liegen die Brays, eine Verballhornung des französischen Wortes braie, das eine äußere Palisadenbefestigung bezeichnet. Von diesem großen Barbakan des 13. Jahrhunderts, der mit seiner Steinmauer und seinem äußeren Torhaus den wichtigsten Zugang zur Kernburg sicherte, sind lediglich die Erdwälle und einige Mauerfragmente erhalten geblieben. Das Gebiet ist heute ein Teil des Parkplatzes der Burg. Hinter den Brays befinden sich die Ruinen des Galerieturms, eines zweiten, im 15. Jahrhundert umgebauten Torturms. Der Galerieturm schützte ursprünglich den 152 Meter langen, schmalen und ummauerten Damm, der immer noch die Brays mit der Kernburg verbindet. Dieser Damm hieß Tiltyard, weil er im Mittelalter zum Tilting verwendet wurde, womit das Turnierstechen bezeichnet wurde. Der Tiltyard-Damm diente sowohl als Damm als auch als Teil der Befestigungen der Vorburg. An der Ostseite des Tiltyards liegt ein tiefer gelegener Bereich sumpfigen Geländes, das ursprünglich geflutet war und als Lower Pool (Unteres Becken) bezeichnet wurde. Westlich des Damms befindet sich eine Fläche, die einst Grand Mere (Großes Meer) genannt wurde. Das Great Mere ist nun trockengelegt, und es befindet sich dort eine Wiese, wo sich zuvor ein großer See mit einer Fläche von rund 100 Hektar befand, der durch den Tiltyard-Damm aufgestaut wurde.
Die äußere Vorburg von Kenilworth Castle wird normalerweise durch den Mortimer-Turm betreten, der heute eine einfache Ruine ist, ursprünglich aber ein im späten 13. und im 16. Jahrhundert erweiterter normannischer Torturm war. Die Mauer der äußeren Vorburg, die lang und relativ niedrig war, wurde vor allem durch König John gebaut; sie verfügte über zahlreiche Stützpfeiler, jedoch nur wenige Türme, da sie hauptsächlich durch die Wasserflächen des Great Mere und des Lower Pool geschützt sein sollte. Die Nordseite der Mauer der äußeren Vorburg wurde bei der Schleifung fast vollständig zerstört. Die Befestigungen der äußeren Vorburg beinhalten, im Uhrzeigersinn, beginnend am Mortimer-Turm, ein sich nach Westen öffnendes Wassertor, das ursprünglich zum Great Mere geführt hätte, das Königstor, eine landwirtschaftliche Ergänzung aus dem 17. Jahrhundert, den Schwanenturm, ein Turm aus dem späten 13. Jahrhundert mit Ergänzungen aus dem 16. Jahrhundert, der nach den Schwänen benannt ist, die früher auf dem Great Mere lebten, den Lunn-Turm aus dem frühen 13. Jahrhundert, und den Wasserturm aus dem 14. Jahrhundert, der so genannt wurde, weil er am Wasser des Lower Pools lag.
Innerer Burghof
Der innere Burghof von Kenilworth Castle besteht aus mehreren Gebäuden, die sich an eine Vorburg-Mauer normannischen Ursprungs anlehnen, und dabei für ihre Verteidigung die Lage auf einer natürlichen Anhöhe ausnutzen, die sich steil aus dem umliegenden Gelände erhebt. Der Große Turm aus dem 12. Jahrhundert liegt dabei auf der Anhöhe selbst und bildet die nordöstliche Ecke der Vorburg. Die gewaltigen Ecktürme des Großen Turmes, der während der Schleifung zerstört wurde, sind auffällig, und gleichen im Wesentlichen übertriebenenen normannischen Pilastern. Die Wände des Großen Turms sind 5 Meter dick und seine Ecktürme 30 Meter hoch. Obwohl der Große Turm von Kenilworth Castle größer ist, ähnelt er demjenigen von Brandon Castle in der Nähe von Coventry. Beide wurden von der aus der Umgebung stammenden Familie Clinton in den 20er Jahren des 12. Jahrhunderts errichtet. Der Große Turm kann als Hallendonjon bezeichnet werden, weil seine Länge größer ist als seine Breite. Die unterste Etage ist mit Erde angefüllt, die möglicherweise von einer früheren Motte stammt, die auf dem Gelände gestanden haben könnte, und wird zusätzlich durch einen umlaufenden schrägen Steinsockel an der Basis geschützt. Die hohen Tudor-Fenster an der Turmspitze stammen aus den 1570er Jahren.
Die Mehrzahl der Bauten des nördlichen Teils des inneren Burghofs wurde durch den Adligen John of Gaunt zwischen 1372 und 1380 erbaut. Dieser Teil der Burg wird vom Historiker Anthony Emery beschrieben als "das beste erhaltene Beispiel eines semi-königlichen Palasts des Spätmittelalters, der bedeutsam ist für seine Größe, Form und die handwerkliche Qualität seiner Ausführung". Gaunts architektonischer Stil betonte rechteckige Formen, die Trennung von Dienstbereichen im Erdgeschoss von den oberen Stockwerken und den Gegensatz zwischen schlichtem Äußeren mit üppigen Innenausstattungen, vor allem in den ersten Etagen der Gebäude des Innteren Burghofs. Das Ergebnis wird als "ein frühes Beispiel des Perpendicular Style" betrachtet.
John of Gaunts Großer Rittersaal, mit den für den Perpendicular Style charakteristischen senkrechten Linien
Das bedeutendste von Gaunts Gebäuden ist sein Großer Rittersaal. Der Große Rittersaal ersetzte eine frühere Abfolge von Sälen an gleicher Stelle, und war stark vom Entwurf Edwards III. für Schloss Windsor beeinflusst. Der Große Rittersaal bestand aus einer "zeremoniellen Abfolge von Räumen", zu denen eine besonders große Treppe hinführte, die jetzt verschwunden ist. Aus dem Großen Rittersaal konnten die Besucher aus den hohen Fenstern herausschauen und das Great Mere oder den Inneren Burghof bewundern. Das Erdgeschoss des Großen Rittersaals, das von den Dienstleuten benutzt wurde, wurde durch Fensterschlitze beleuchtet, ähnlich dem Entwurf des zeitgenössischen Wingfield Manor. Das Dach wurde im Jahre 1376 von William Wintringham gebaut und war seinerzeit der breiteste Raum in England, der nicht von Pfeilern abgestützt wurde. Es gibt eine Debatte unter Historikern darüber, ob dieses Dach nach der Art eines Hammerbalken-Gewölbes oder in Halsbalkenbauweise (collar and truss-brace design) konstruiert war, oder als Kombination von beidem.
Es gab einen frühen Versuch, die äußere Erscheinung des Großen Rittersaals symmetrisch zu gestalten – der Starke Turm (Strong Tower) und der Saintlowe-Turm fungieren architektonisch als nahezu symmetrische "Flügel" für den Großen Rittersaal, während der Sockel des Großen Rittersaals so konzipiert ist, dass er den Sockel des gegenüberliegenden Großen Turms widerspiegelt. Ein ungewöhnlicher mehrseitiger Turm, der Oriel, Erker, stellt einen Kontrapunkt zum Haupteingang des Großen Rittersaals dar und war für die private Unterhaltung von John of Gaunt gedacht, abseits von den hauptsächlichen Feierlichkeiten bei wichtigen Anlässen. Der Oriel-Turm basiert auf Edwards III La Rose-Tower in Windsor Castle, der eine ähnliche Funktion hatte. Gaunts Starker Turm wird so genannt, weil er auf allen Etagen über steinerne Gewölbe verfügt, was eine ungewöhnliche und robuste Bauweise darstellt. Der Große Rittersaal beeinflusste die Gestaltung von Bolton Castle und Raby Castle, während die Dachkonstruktion des Großen Rittersaals berühmt wurde und bei Arundel Castle und Westminster Hall kopiert wurde.
Die architektonische Symmetrie des Starken Turms zur Linken, des Großen Rittersaals in der Bildmitte und des Saintlowe-Turms zur Rechten, vom Linken Hof aus gesehen
Andere von Gaunt gebaute Teile der Burg sind der südliche Bereich der Staatsgemächer, der Gaunt-Turm und die Hauptküche. Obwohl diese jetzt stark beschädigt sind, sind diese im gleichen Stil errichtet wie der Große Rittersaal. Dies gab Gaunts Palast ein einheitliches Erscheinungsbild in deutlicher Abkehr von den eher eklektischen mittelalterlichen Bautraditionen. Gaunts Küche ersetzte die vorherigen aus dem 12. Jahrhundert stammenden Küchen, die wie bei Conisbrough Castle entlang dem Großen Turm angeordnet waren. Gaunts neue Küche war doppelt so groß wie diejenigen von vergleichbaren Burgen und maß 19 mal 8 Meter.
Der Rest des inneren Burghofs wurde von Robert Dudley, dem Earl of Leicester, in den 1570er Jahren gebaut. Er baute einen Turm, der nun Leicesters Gebäude genannt wird, am südlichen Rand des inneren Burghofs als Gästetrakt, der aus der Mauer des inneren Burghofs herauskragt, um zusätzlichen Platz zu schaffen. Leicesters Gebäude war vier Stockwerke hoch und in einem modischen zeitgenössischen Tudor-Stil errichtet mit "spröden dünnen Wänden und gitterartigen Fenstern". Das Gebäude sollte wohl proportioniert zum danebenliegenden alten Großen Turm erscheinen, was einer der Gründe für seine beträchtliche Höhe war. Der Stil von Leicesters Gebäude diente später als Vorbild elisabethanischer Landhaus-Entwürfe, vor allem in den Midlands, wofür Hardwick Hall ein klassisches Beispiel darstellt.
Leicester baute neben dem großen Bergfried auch eine Loggia, eine offene Galerie, die zu den neuen Ziergärten führte. Die Loggia sollte den Blick des Betrachters, der die Gärten langsam bewunderte, elegant umrahmen, und war im 16. Jahrhundert ein erst kürzlich aus Italien übernommenes neues Designelement.
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kenilworth_Castle
Andy- Admin
- Anzahl der Beiträge : 36186
Anmeldedatum : 03.04.11
Seite 1 von 1
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten
Fr Nov 15, 2024 3:20 am von Heiliger Hotze
» Halflives
Fr Nov 15, 2024 3:18 am von Heiliger Hotze
» Kupfergold
Fr Nov 15, 2024 3:15 am von Heiliger Hotze
» Whitesnake
Fr Nov 15, 2024 3:13 am von Heiliger Hotze
» ( ENGELSEIN ) ENGELHAI
Fr Nov 15, 2024 3:11 am von Heiliger Hotze
» MALIGNANT TUMOUR
Fr Nov 15, 2024 3:04 am von Heiliger Hotze
» - LEEAAV -
Fr Nov 15, 2024 3:02 am von Heiliger Hotze
» (( ifa ))
Fr Nov 15, 2024 3:00 am von Heiliger Hotze
» AOP Records
Fr Nov 15, 2024 2:57 am von Heiliger Hotze