Gerhard Fieseler
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Gerhard Fieseler
Gerhard Fieseler (* 15. April 1896 in Glesch; † 1. September 1987 in Kassel) war ein deutscher Flugzeugkonstrukteur, der sich im Ersten Weltkrieg als Jagdflieger, später als Kunstflugpilot und Industrieller in der Luftrüstungsindustrie (Gerhard-Fieseler-Werke) einen Namen machte.
Leben
Der Kampfflieger
Fieseler kam als Sohn des aus Koblenz stammenden Schriftsetzers August Fieseler und Katharina Fieseler (geb. Marx) in Glesch zur Welt. Seine Kindheit verbrachte er ab dem 6. Lebensjahr in Bonn, wo er in der Aug. Fieseler Buchdruckerei seines Vaters aushalf. Bereits in jungen Jahren zeichnete sich sein Drang nach technischer Perfektion und die Leidenschaft zum Fliegen durch den Bau zahlreicher Modellflugzeuge ab. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde Fieseler als Freiwilliger von der Fliegerabteilung in Berlin-Johannisthal und auf dem Butzweilerhof bei Köln abgelehnt. Mangels zur Verfügung stehender Piloten wurde er dennoch 1915 im militärischen Flugdienst aufgenommen, beim Flugtraining stürzte er jedoch ab und verletzte sich so schwer, dass er erst im Februar 1916 aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte. Im Oktober 1916 wurde Fieseler zur Fliegerabteilung 243 und später zur Fliegerabteilung 43 abkommandiert. Nach erfolgter Umschulung auf einsitzige Flugzeugmuster wurde er im Mai 1917 nach Mazedonien zur Jasta 25 verlegt. Am 20. August 1917 errang Gerhard Fieseler seinen ersten Luftsieg im Kampf gegen eine Nieuport 17 südlich von Prilep. Gerhard Fieseler erreichte in seiner Dienstzeit zunächst den Dienstgrad Offizierstellvertreter. Bis zum Kriegsende errang er insgesamt 19 bestätigte Luftsiege, für die er 1918 mit dem Goldenen Militär-Verdienst-Kreuz ausgezeichnet und wegen Tapferkeit vor dem Feind zum Leutnant befördert wurde.[1]
Der Kunstflugpilot
Durch den Vertrag von Versailles bestand in der Weimarer Republik bis 1922 ein Flugverbot. Motorflugzeuge durften weder gebaut noch besessen werden. Nach dem Krieg baute Fieseler zunächst eine Druckerei in Eschweiler auf, die er 1926 schloss, um sich wie viele seiner ehemaligen Kameraden ganz dem Kunstflug zu widmen.
Er ging nach Kassel, um als Fluglehrer bei der Raab-Katzenstein-Flugzeugwerke GmbH tätig zu werden, an der er sich als GmbH Gesellschafter beteiligt hatte. Fieseler behauptet mit 20 Prozent beteiligt gewesen zu sein, Raab nennt 2 Prozent.[2][3] Allerdings wurde ihm bereits im April 1927 fristlos gekündigt. Seine GmbH-Anteile erhielt er in Form einer Flugzeugzelle erstattet.[3]
Ab 1927 nahm er an Kunstflugwettbewerben teil, für die er intensiv am Flugplatz Kassel-Waldau trainierte.[3] Dabei entwickelte er für seine Maschine, eine Raab-Katzenstein Schwalbe, ein rückenflugtaugliches Tank- und Vergasersystem. Beim Zürcher Kunstflugwettbewerb vom 12. bis 21. August 1927 stellte er mit dieser Maschine einen Weltrekord im Rückenflug von zehn Minuten 56 Sekunden auf.[4] Der sicher beherrschte Rückenflug erlaubte ihm den ersten Außenlooping nach modernem Kunstflugstandard zu fliegen. Seine Stärke lag im Erfinden neuer und immer schwieriger Manöver, die ihm beachtlichen Erfolg im Wettbewerb mit anderen europäischen Kunstflugpiloten seiner Zeit brachten, obwohl ihm nur leistungsmäßig unterlegene Maschinen zur Verfügung standen. 1928 entwarf er ein eigenes Kunstflugzeug, das bei Raab-Katzenstein gebaut wurde, die Fieseler F1.[3] Die als schwierig eingestufte Kunstflugfigur Rollenkreis wurde erstmals von ihm geflogen.
Nach dem Bankrott von Raab-Katzenstein kaufte Fieseler von seinem durch die Kunstfliegerei geschaffenen Vermögen die Fabrik Segelflugzeugbau Kassel, die von ihm am 1. April 1930 in Fieseler Flugzeugbau (ab April 1939 Gerhard-Fieseler-Werke) umbenannt wurde. Auf einem seiner neuen Flugzeugentwürfe, der Fieseler F 2 Tiger, mit der er als erster die symmetrische Tragfläche im Kunstflug einführte, gewann Gerhard Fieseler am 9. und 10. Juni 1934 in Vincennes bei Paris den als erste Kunstflug-Weltmeisterschaft angesehen Coupe Mondiale d’Acrobatie Aerienne an dem neun Kunstflugpiloten aus sieben europäischen Ländern teilnahmen.[5] Nach diesem Erfolg, bei dem zwei seiner Mitstreiter ums Leben kamen, gab Fieseler die Kunstfliegerei auf, das Preisgeld von 100.000 Franc investierte er in seine Firma.
Diese Leistungen zusammen mit der Einführung vieler fortgeschrittener Kunstflugfiguren machen Fieseler zum Gründervater des modernen Wettbewerb-Kunstflugs. Die Kunstflugfigur Turn wird im englischen Sprachgebrauch auch heute noch Fieseler genannt.
Der Industrielle
Begünstigt durch Fieselers Mitgliedschaft in der NSDAP[6] und durch seine Ernennung zum Wehrwirtschaftsführer[7] konnten die Fieseler Werke wichtige Aufträge für die Aufrüstung der neu gegründeten Luftwaffe gewinnen. Dabei war Fieseler selbst kein Flugzeugkonstrukteur, aber als Inhaber hatte er insbesondere in der Projektierungsphase neuer Maschinen maßgeblichen Einfluss auf die Konstruktionsvorgaben. Allerdings führte er persönlich die Erstflüge durch.[3]
Das bekannteste Flugzeug wurde der Fieseler Storch, der aufgrund einer Bestellung des Reichsluftfahrtministeriums (RLM) entstand. Durch die ausgezeichneten Langsamflug- und STOL-Eigenschaften gewann dieses Muster die Ausschreibung für ein neues Luftwaffen-Verbindungsflugzeug. Insgesamt 2549 Exemplare dieses Flugzeugs wurden bis Kriegsende gebaut.
Weitere bekannte Flugzeuge, die bei Fieseler u. a. in Lizenz produziert wurden:
Fieseler F 5, Sport und Trainingsflugzeug
Fieseler Fi 98, Kampfflugzeug, Doppeldecker
Fieseler Fi 167, Torpedo-Bomber, Aufklärer
Messerschmitt Bf 109 (besonders erwähnenswert ist hier das nur bei Fieseler produzierte Modell Bf 109 T mit klappbaren Tragflächen. Es war für den Einsatz auf dem deutschen Flugzeugträger Graf Zeppelin bestimmt, der nie fertiggestellt wurde.)
Focke-Wulf Fw 190
Fieseler Fi 103, die als „Vergeltungswaffe“ V1 bekanntgewordene „fliegende Bombe“ wurde bei Fieseler entwickelt und bei 50 weiteren Firmen produziert.
Gerhard Fieseler wird am 29. März 1944 als Betriebsführer der Fieseler-Werke abgesetzt, da die von der Luftwaffe geforderten Produktionszahlen nicht erreicht wurden. Zeitweise waren mehr als 10.000 Arbeiter und Arbeiterinnen, darunter Tausende niederländische Zwangsarbeiter, in den drei Kasseler Fieseler Werken beschäftigt. Fieselers Karriere im Dienste des Nationalsozialismus wird heute trotz vollkommener Entlastung seiner Person im Entnazifizierungsprozess kritisch betrachtet.
Nachlass
Am 17. Oktober 1980 wurde die Gerhard-Fieseler-Stiftung in Kassel gegründet. Zweck ist die Förderung bestehender gemeinnütziger Institutionen des Wohlfahrtswesens, des Sports, der Altenhilfe sowie von Kunst und Kultur. Gerhard Fieseler starb im Jahr 1987 in Kassel.
Auszeichnungen
Goldenes Militär-Verdienst-Kreuz (1918) [1]
Schriften
Gerhard Fieseler: Meine Bahn am Himmel. Bertelsmann Verlag, München 1989, ISBN 3-570-01192-5 (Autobiographie).
Quelle
Leben
Der Kampfflieger
Fieseler kam als Sohn des aus Koblenz stammenden Schriftsetzers August Fieseler und Katharina Fieseler (geb. Marx) in Glesch zur Welt. Seine Kindheit verbrachte er ab dem 6. Lebensjahr in Bonn, wo er in der Aug. Fieseler Buchdruckerei seines Vaters aushalf. Bereits in jungen Jahren zeichnete sich sein Drang nach technischer Perfektion und die Leidenschaft zum Fliegen durch den Bau zahlreicher Modellflugzeuge ab. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde Fieseler als Freiwilliger von der Fliegerabteilung in Berlin-Johannisthal und auf dem Butzweilerhof bei Köln abgelehnt. Mangels zur Verfügung stehender Piloten wurde er dennoch 1915 im militärischen Flugdienst aufgenommen, beim Flugtraining stürzte er jedoch ab und verletzte sich so schwer, dass er erst im Februar 1916 aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte. Im Oktober 1916 wurde Fieseler zur Fliegerabteilung 243 und später zur Fliegerabteilung 43 abkommandiert. Nach erfolgter Umschulung auf einsitzige Flugzeugmuster wurde er im Mai 1917 nach Mazedonien zur Jasta 25 verlegt. Am 20. August 1917 errang Gerhard Fieseler seinen ersten Luftsieg im Kampf gegen eine Nieuport 17 südlich von Prilep. Gerhard Fieseler erreichte in seiner Dienstzeit zunächst den Dienstgrad Offizierstellvertreter. Bis zum Kriegsende errang er insgesamt 19 bestätigte Luftsiege, für die er 1918 mit dem Goldenen Militär-Verdienst-Kreuz ausgezeichnet und wegen Tapferkeit vor dem Feind zum Leutnant befördert wurde.[1]
Der Kunstflugpilot
Durch den Vertrag von Versailles bestand in der Weimarer Republik bis 1922 ein Flugverbot. Motorflugzeuge durften weder gebaut noch besessen werden. Nach dem Krieg baute Fieseler zunächst eine Druckerei in Eschweiler auf, die er 1926 schloss, um sich wie viele seiner ehemaligen Kameraden ganz dem Kunstflug zu widmen.
Er ging nach Kassel, um als Fluglehrer bei der Raab-Katzenstein-Flugzeugwerke GmbH tätig zu werden, an der er sich als GmbH Gesellschafter beteiligt hatte. Fieseler behauptet mit 20 Prozent beteiligt gewesen zu sein, Raab nennt 2 Prozent.[2][3] Allerdings wurde ihm bereits im April 1927 fristlos gekündigt. Seine GmbH-Anteile erhielt er in Form einer Flugzeugzelle erstattet.[3]
Ab 1927 nahm er an Kunstflugwettbewerben teil, für die er intensiv am Flugplatz Kassel-Waldau trainierte.[3] Dabei entwickelte er für seine Maschine, eine Raab-Katzenstein Schwalbe, ein rückenflugtaugliches Tank- und Vergasersystem. Beim Zürcher Kunstflugwettbewerb vom 12. bis 21. August 1927 stellte er mit dieser Maschine einen Weltrekord im Rückenflug von zehn Minuten 56 Sekunden auf.[4] Der sicher beherrschte Rückenflug erlaubte ihm den ersten Außenlooping nach modernem Kunstflugstandard zu fliegen. Seine Stärke lag im Erfinden neuer und immer schwieriger Manöver, die ihm beachtlichen Erfolg im Wettbewerb mit anderen europäischen Kunstflugpiloten seiner Zeit brachten, obwohl ihm nur leistungsmäßig unterlegene Maschinen zur Verfügung standen. 1928 entwarf er ein eigenes Kunstflugzeug, das bei Raab-Katzenstein gebaut wurde, die Fieseler F1.[3] Die als schwierig eingestufte Kunstflugfigur Rollenkreis wurde erstmals von ihm geflogen.
Nach dem Bankrott von Raab-Katzenstein kaufte Fieseler von seinem durch die Kunstfliegerei geschaffenen Vermögen die Fabrik Segelflugzeugbau Kassel, die von ihm am 1. April 1930 in Fieseler Flugzeugbau (ab April 1939 Gerhard-Fieseler-Werke) umbenannt wurde. Auf einem seiner neuen Flugzeugentwürfe, der Fieseler F 2 Tiger, mit der er als erster die symmetrische Tragfläche im Kunstflug einführte, gewann Gerhard Fieseler am 9. und 10. Juni 1934 in Vincennes bei Paris den als erste Kunstflug-Weltmeisterschaft angesehen Coupe Mondiale d’Acrobatie Aerienne an dem neun Kunstflugpiloten aus sieben europäischen Ländern teilnahmen.[5] Nach diesem Erfolg, bei dem zwei seiner Mitstreiter ums Leben kamen, gab Fieseler die Kunstfliegerei auf, das Preisgeld von 100.000 Franc investierte er in seine Firma.
Diese Leistungen zusammen mit der Einführung vieler fortgeschrittener Kunstflugfiguren machen Fieseler zum Gründervater des modernen Wettbewerb-Kunstflugs. Die Kunstflugfigur Turn wird im englischen Sprachgebrauch auch heute noch Fieseler genannt.
Der Industrielle
Begünstigt durch Fieselers Mitgliedschaft in der NSDAP[6] und durch seine Ernennung zum Wehrwirtschaftsführer[7] konnten die Fieseler Werke wichtige Aufträge für die Aufrüstung der neu gegründeten Luftwaffe gewinnen. Dabei war Fieseler selbst kein Flugzeugkonstrukteur, aber als Inhaber hatte er insbesondere in der Projektierungsphase neuer Maschinen maßgeblichen Einfluss auf die Konstruktionsvorgaben. Allerdings führte er persönlich die Erstflüge durch.[3]
Das bekannteste Flugzeug wurde der Fieseler Storch, der aufgrund einer Bestellung des Reichsluftfahrtministeriums (RLM) entstand. Durch die ausgezeichneten Langsamflug- und STOL-Eigenschaften gewann dieses Muster die Ausschreibung für ein neues Luftwaffen-Verbindungsflugzeug. Insgesamt 2549 Exemplare dieses Flugzeugs wurden bis Kriegsende gebaut.
Weitere bekannte Flugzeuge, die bei Fieseler u. a. in Lizenz produziert wurden:
Fieseler F 5, Sport und Trainingsflugzeug
Fieseler Fi 98, Kampfflugzeug, Doppeldecker
Fieseler Fi 167, Torpedo-Bomber, Aufklärer
Messerschmitt Bf 109 (besonders erwähnenswert ist hier das nur bei Fieseler produzierte Modell Bf 109 T mit klappbaren Tragflächen. Es war für den Einsatz auf dem deutschen Flugzeugträger Graf Zeppelin bestimmt, der nie fertiggestellt wurde.)
Focke-Wulf Fw 190
Fieseler Fi 103, die als „Vergeltungswaffe“ V1 bekanntgewordene „fliegende Bombe“ wurde bei Fieseler entwickelt und bei 50 weiteren Firmen produziert.
Gerhard Fieseler wird am 29. März 1944 als Betriebsführer der Fieseler-Werke abgesetzt, da die von der Luftwaffe geforderten Produktionszahlen nicht erreicht wurden. Zeitweise waren mehr als 10.000 Arbeiter und Arbeiterinnen, darunter Tausende niederländische Zwangsarbeiter, in den drei Kasseler Fieseler Werken beschäftigt. Fieselers Karriere im Dienste des Nationalsozialismus wird heute trotz vollkommener Entlastung seiner Person im Entnazifizierungsprozess kritisch betrachtet.
Nachlass
Am 17. Oktober 1980 wurde die Gerhard-Fieseler-Stiftung in Kassel gegründet. Zweck ist die Förderung bestehender gemeinnütziger Institutionen des Wohlfahrtswesens, des Sports, der Altenhilfe sowie von Kunst und Kultur. Gerhard Fieseler starb im Jahr 1987 in Kassel.
Auszeichnungen
Goldenes Militär-Verdienst-Kreuz (1918) [1]
Schriften
Gerhard Fieseler: Meine Bahn am Himmel. Bertelsmann Verlag, München 1989, ISBN 3-570-01192-5 (Autobiographie).
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