Ölbohrung im Reitlingstal

Etwa 15 Kilometer südöstlich von Braunschweig liegt im Naturpark Elm das vielbesuchte Reitlingstal. Wer hier früher offenen Auges durch die Landschaft zog, konnte am Waldrand zahlreiche eisenarmierte Betonquader entdecken. Kaum jemand weiß jedoch heute noch, wofür diese verwendet wurden: hier wurde nach Öl gebohrt.
Im Frühjahr 1931 begann eine englische Bohrfirma mit den Vorarbeiten zur Suchbohrung. Das Gelände, im Besitz des Rittergutes Lucklum, wurde eingezäunt, erforderliche Wege und Baracken wurden errichtet. Die Gerätschaften, z. T. schwere Maschinen, wurden mit der damals noch existenten Braunschweig-Schöninger Eisenbahn bis zum Bahnhof Lucklum transportiert, um danach mit einem 8-PS-Pferdegespann, das von Bauern aus Erkerode bereitgestellt wurde, ins Tal gezogen zu werden. Pferdegespanne waren es auch, die ständig große Mengen Kohle zur Bohrstelle schafften. Diese diente dort als Kraftquelle für die Dampfmaschinen. Das benötigte Wasser wurde direkt aus der Wabe entnommen, dem Flüßchen, welches das Reitlingstal durchfließt.



Gut ein Jahr später, im Juni 1932, wurde dann mit der ersten Bohrung begonnen. In drei Schichten wurde rund um die Uhr gearbeitet. Aufgrund der Bodengegebenheiten wurde am Tag teilweise nur ein halber Meter Vortrieb geschafft. Nach zwei Jahren (!) hatte man eine Tiefe von 1935 Metern erreicht. Dann wurden die Arbeiten eingestellt, ohne Öl gefunden zu haben. Offizieller Grund war damals das Festsitzen des Diamantbohrers. Es wurde jedoch auch gemunkelt, dass nach der Machtübernahme Adolf Hitlers die Besorgnisse der englischen Firma zum Abbruch der Arbeiten geführt hätten.
Nach der Stillegung der Bohrstelle 1934 wurde das Bohrloch mit Zement verfüllt. Übrig blieben die lange sichtbaren Betonquader, die das Fundament des Bohrturms bildeten.

Quelle