John Wesley
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John Wesley
John Wesley (* 17. Junijul./ 28. Juni 1703greg.[1] in Epworth, North Lincolnshire; † 2. März 1791 in London) war ein englischer Erweckungsprediger, der auch in Nordamerika tätig war, und einer der Begründer der methodistischen Bewegung.
Leben
Der prominente puritanische Pfarrer Samuel Annesley war John Wesleys Großvater mütterlicherseits
John Wesley wurde am 17. Juni 1703 in Epworth in Lincolnshire geboren, als fünfzehntes von neunzehn Kindern. Sein oft pedantischer und streitlustiger, hochkirchlich und konservativ eingestellter Vater, Samuel Wesley, kam aus einer anglikanischen Pfarrerdynastie. Sein Vater und sein Großvater wurden wegen puritanischer Neigungen aus ihren Pfarreien vertrieben.[2] Seine Mutter, Susanna Wesley geb. Annesley, war die Tochter des prominenten puritanischen Pfarrers Samuel Annesley und eine für ihre Zeit ungewöhnlich gebildete, fromme Frau. Mit dreizehn Jahren befasste sie sich intensiv mit den kirchlichen und dogmatischen Kontroversen ihrer Zeit, entschloss sich selbständig, der anglikanischen Kirche beizutreten, und setzte bei ihrem Vater durch, dass sie in dieser konfirmiert wurde.
Mit fünf Jahren wurde John im letzten Moment aus dem brennenden Elternhaus gerettet, ein Erlebnis, das ihm bis ins Alter in lebhafter Erinnerung blieb.
Mit 11 Jahren (1714) kam er nach Godalming in die Charterhouse School, und mit 17 nach Oxford in das Christchurch-College. Starken Eindruck auf ihn machten die Lektüre von Thomas von Kempens "Nachfolge Christi" und Taylors "Heiliges Leben und Sterben". 1725 erhielt er von Bischof Potter die Diakon-Weihe und wurde Vikar in Epworth. In Oxford gründete sein Bruder Charles 1726 mit zwei Mitstudenten den „Holy Club“, in dem sie sich zum Bibelstudium und vertieften geistlichen Leben zusammenfanden. Nachdem John sich ihnen angeschlossen hatte, wurde er sehr schnell der Leiter und Organisator der Gruppe. Sie studierten täglich drei Stunden das Neue Testament, fasteten zweimal wöchentlich, besuchten Gefangene, Kranke und Arme und spendeten alles Geld, das sie nicht unbedingt zum Lebensunterhalt brauchten. Die Gruppe, wegen ihres methodisch geführten Gemeinschaftslebens spöttisch „Methodisten“ genannt, vergrößerte sich, und 1735 trat ihr auch George Whitefield bei.
1728 erhielt John die Priesterweihe und wirkte als Dozent am Lincoln College der Universität Oxford.
1735 ging er mit seinem Bruder für zwei Jahre als Missionar nach Georgia. Auf der Überfahrt nach Amerika schloss er sich einer Gruppe der Herrnhuter Brüdergemeine um Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf an und war beeindruckt, als diese, Männer, Frauen und Kinder, während eines fürchterlichen Seesturms ruhig ihre Psalmen sangen, während die Engländer auf dem Schiff in Panik gerieten. Ein Lied der Brüdergemeine, das von Wesley ins Englische übersetzt wurde, ist Ich habe nun den Grund gefunden, der meinen Anker ewig hält von Johann Andreas Rothe, einem engen Mitarbeiter Zinzendorfs.
Die Wesley-Brüder waren in ihrem pastoralen Dienst in Frederica und Savannah streng gegen sich und andere, was sie äußerst unbeliebt machte. Zurück in England, hatten erst Charles und wenige Wochen später auch John ein Bekehrungserlebnis, das sie von einem unbefriedigten kirchlich-dogmatischen Christentum zur vollen Heilsgewissheit kommen ließ. John konnte den Zeitpunkt bis auf die Viertelstunde genau angeben, als er am 24. Mai 1738 unter dem Eindruck der Vorrede Martin Luthers zum Römerbrief in der Londoner Herrnhuter Brüdergemeine eine persönliche Bekehrung erlebte, die seine spätere Theologie stark beeinflusste. Beide nahmen an, dass der heilige Geist von ihrer Seele Besitz ergriffen hätte.
Im selben Jahr, 1738, reiste er nach Frankfurt am Main, Marienborn und Herrnhut. Nach dem Besuch in Herrnhut entwickelte er eine intensive evangelistische Tätigkeit, beginnend als Freiluft-Prediger in Kingswood und Bristol, wo er den Bergarbeitern vor ihren Kohleminen predigte. Aus seinen peinlich genau geführten Tagebüchern ist ersichtlich, dass er unermüdlich von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf ritt und täglich vier bis fünf Predigten hielt. Dies blieb so bis zu seinem Tod – er soll insgesamt 40.000 Predigten gehalten haben, oft vor Tausenden von Zuhörern. Der Inhalt war: Buße, Sündenvergebung, Heilsgewissheit, Wiedergeburt unter Betonung von Christi Heilstat.
John Wesley war nicht nur Prediger und Theologe, sondern auch ein begabter Organisator: Er fasste die Leute, die nach seinen Predigten ihr Leben ändern wollten, in kleinen Gruppen (Klassen) zusammen, die sich durch Bibelstudium, Einzelseelsorge und gegenseitige Rechenschaftspflicht bei der Stange hielten, er ernannte Laienprediger und organisierte jährliche Konferenzen, um sich über den Methodismus in Theorie und Praxis auszutauschen.
Von Anfang an hatte er auch eine ausgeprägte Neigung zur sozial-diakonischen Tätigkeit. Er kämpfte für Reformen im Gefängniswesen und für die Abschaffung der Sklaverei. Er richtete Volksbibliotheken ein und sammelte Geld zum Aufbau von vorbildlichen Schulen. Er richtete Darlehenskassen zur Selbsthilfe ein. Ferner kümmerte er sich um die Volksgesundheit, indem er eine Poliklinik und Armenapotheken gründete, Bücher über Volksmedizin verfasste und – angeregt durch Benjamin Franklins „electric treatment machine“ – die Elektrotherapie mittels „electric shock machines“ zur Heilung diverser Krankheiten, vor allem zur Behandlung nervöser Störungen, einführte (vgl. John Wesley: The Desideratum, or Electricity made Plain and Useful, London 1760). Er hielt Elektrizität für die „Seele des Universums“, für eine Art Feuer, das das Blut im menschlichen Körper in Wallung bringt – interessant insofern, als ja auch die direkte Einwirkung des heiligen Geistes auf die menschliche Seele ein zentraler Aspekt seiner Lehre war.
Weiter glaubte er, wie viele seiner Zeitgenossen, fest an Gespenster, stellte sie auf die gleiche Stufe wie Engel und sah im Geisterglauben einen Beleg dafür, dass die menschliche Seele unsterblich sei. In seinen Tagebüchern berichtet er von Geistererscheinungen und Wundern, die er und seine Anhänger erlebt haben. Sein unerschütterlicher Glaube an derartige Erscheinungen rührt von Erlebnissen in seinem Vaterhaus her, in dem angeblich der Poltergeist Old Jeffery sein Unwesen trieb. Als Zwanzigjähriger berichtet er in einem Brief an seine Mutter von einem Haus, das von Gespenstern heimgesucht wurde. Ein weiterer Geist soll einer gewissen Mrs. Barnesley zu jenem Zeitpunkt auf freiem Felde erschienen sein, als ihre Mutter starb. Angesichts der rein materialistischen Weltanschauung, die sich in weiten Kreisen bis hinein in die Kirche von England ausgebreitet hatte, sah Wesley in solchen Erscheinungen ein wichtiges Argument gegen den Deismus und den Atheismus. In diesem Zusammenhang konnte er sogar schreiben, dass ein Leugnen von Hexerei einem Leugnen der biblischen Wahrheiten gleichkäme:[3] „giving up witchcraft is, in effect, giving up the Bible“
Wesley glaubte fest an göttliche Führung. In seinen jüngeren Jahren ließ er bei zahlreichen wichtigen Entscheidungen, die zu treffen waren, nach biblischem Vorbild das Los entscheiden, was zu tun sei, um so die Entscheidung Gottes Willen zu überlassen. Auch schlug er zu Beginn seiner Predigten oft die Bibel zufällig irgendwo auf, weil er überzeugt war, Gott weise ihm so die Stelle an, über die es am jeweiligen Tag zu predigen galt. Wesley orientierte sich hierbei an der Herrnhuter Praxis, für jeden Tag einen Bibelspruch auszulosen, der für den jeweiligen Tag als religiöse Leitlinie galt.
In seinen späteren, reiferen Jahren distanzierte sich Wesley allerdings ausdrücklich von schwärmerischen Auffassungen und verwies insbesondere auf die Bibel: „Verlass dich nicht auf Visionen oder Träume, auf plötzliche Eingebungen oder starke Gemütsbewegungen irgendeiner Art! Bedenke: Nicht durch solche Dinge sollst du ‚Gottes Willen‘ bei bestimmten Gelegenheiten erkennen, sondern durch Anwendung der klaren biblischen Regel mithilfe der Erfahrung und der Vernunft und unter dem ständigen Beistand des Geistes Gottes!“[4]
Seine Sozialwerke finanzierte er aus dem Erlös seiner Schriften, während er selbst sehr sparsam lebte.
Er starb am 2. März 1791 in London.
Religiöses Leben und Theologie
Das religiöse Denken in Bezug auf die Ziele ist bei John Wesley praktischer Natur. Das Hauptgewicht liegt nicht auf Meinungen und Lehren, sondern auf Gesinnung und Lebensführung.[5] John Wesley hat keine systematische Theologie hinterlassen und noch weniger seine Anhänger auf eine Sonderlehre verpflichtet, aber er hat deutliche Akzente gesetzt, die bis heute für die methodistischen Kirchen wesentlich sind.
John Wesley vertrat entschieden das Konzept der allgemeinen Gnade Gottes im Gegensatz zur calvinistischen Lehre von der doppelten Prädestination – dieser Punkt war es auch, der John Wesley und George Whitefield theologisch trennte, obwohl sie sich menschlich zeit ihres Lebens die größte Hochachtung entgegenbrachten. Nach John Wesley gilt Gottes Gnade allen Menschen ohne Unterschied, bedingungslos, ohne irgendwelche Vorleistungen. Vom Menschen wird aber die Annahme dieser Gnade erwartet, die Gott ihm in Jesus Christus gewährt, obwohl der Mensch diese Gnade nicht verdient hat.
Nach John Wesley ist jene allgemeine Gnade Gottes in Jesus Christus eine dem menschlichen Hören und Glauben vorlaufende Gnade. Das Ja des Menschen zu dieser Gnade wird durch diese erst ermöglicht.
Wesley dachte ökumenisch – ihm ging es um die Sammlung und innere Einheit aller Christen.
Christsein war für ihn weder eine bloße innere Herzensangelegenheit noch eine bloß formale Sache, sondern Form, Dienst, Verantwortung und Organisation.
Wesley war einer der ersten, der die Auffassung vertrat, dass Mission die Aufgabe der Christen in der modernen Welt sei.
Er verband verständliche Predigt und theologische Klarheit. Selbst ein hochgebildeter Mann, forderte er auch von seinen Laienpredigern eine überzeugende Bildung.
Er verband Heilsfreude und Heiligungsernst auf eine einzigartige Weise mit missionarischer und diakonischer Aktivität.
Gedenktage
evangelisch: 2. März im Evangelischen Namenkalender der EKD und dem Kalender der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELCA).
anglikanisch: 24. Mai[6]
Veröffentlichungen (Auswahl)
Wesley-Predigten (Hrsg.: Johann Wilhelm Ernst Sommer u. Theophil Mann), Anker Verlag, Frankfurt a.M. 1950.
Das Tagebuch John Wesleys (Hrsg.: Augustine Birrell), Herold-Verlag, Frankfurt a.M. 1970.
Die 53 Lehrpredigten (9 Bände), Christliches Verlagshaus, Stuttgart 1987, ISBN 978-3-76757-301-7.
Das Tagebuch John Wesleys (Hrsg.: Percy Livingstone Parker), Hänssler Verlag, Holzgerlingen 2000, ISBN 978-3-7751-3597-9.
Über allem die Liebe: ein Brevier (Hrsg.: Gotthard Falk), Edition Ruprecht, Göttingen 4.Aufl. 2013, ISBN 978-3-8469-0144-1.
Lehrpredigten. Neuübersetzung zum 225. Todestag von John Wesley (Hrsg.: Manfred Marquardt), Edition Ruprecht, Göttingen 2016, ISBN 978-3-8469-0248-6.
Quelle
Leben
Der prominente puritanische Pfarrer Samuel Annesley war John Wesleys Großvater mütterlicherseits
John Wesley wurde am 17. Juni 1703 in Epworth in Lincolnshire geboren, als fünfzehntes von neunzehn Kindern. Sein oft pedantischer und streitlustiger, hochkirchlich und konservativ eingestellter Vater, Samuel Wesley, kam aus einer anglikanischen Pfarrerdynastie. Sein Vater und sein Großvater wurden wegen puritanischer Neigungen aus ihren Pfarreien vertrieben.[2] Seine Mutter, Susanna Wesley geb. Annesley, war die Tochter des prominenten puritanischen Pfarrers Samuel Annesley und eine für ihre Zeit ungewöhnlich gebildete, fromme Frau. Mit dreizehn Jahren befasste sie sich intensiv mit den kirchlichen und dogmatischen Kontroversen ihrer Zeit, entschloss sich selbständig, der anglikanischen Kirche beizutreten, und setzte bei ihrem Vater durch, dass sie in dieser konfirmiert wurde.
Mit fünf Jahren wurde John im letzten Moment aus dem brennenden Elternhaus gerettet, ein Erlebnis, das ihm bis ins Alter in lebhafter Erinnerung blieb.
Mit 11 Jahren (1714) kam er nach Godalming in die Charterhouse School, und mit 17 nach Oxford in das Christchurch-College. Starken Eindruck auf ihn machten die Lektüre von Thomas von Kempens "Nachfolge Christi" und Taylors "Heiliges Leben und Sterben". 1725 erhielt er von Bischof Potter die Diakon-Weihe und wurde Vikar in Epworth. In Oxford gründete sein Bruder Charles 1726 mit zwei Mitstudenten den „Holy Club“, in dem sie sich zum Bibelstudium und vertieften geistlichen Leben zusammenfanden. Nachdem John sich ihnen angeschlossen hatte, wurde er sehr schnell der Leiter und Organisator der Gruppe. Sie studierten täglich drei Stunden das Neue Testament, fasteten zweimal wöchentlich, besuchten Gefangene, Kranke und Arme und spendeten alles Geld, das sie nicht unbedingt zum Lebensunterhalt brauchten. Die Gruppe, wegen ihres methodisch geführten Gemeinschaftslebens spöttisch „Methodisten“ genannt, vergrößerte sich, und 1735 trat ihr auch George Whitefield bei.
1728 erhielt John die Priesterweihe und wirkte als Dozent am Lincoln College der Universität Oxford.
1735 ging er mit seinem Bruder für zwei Jahre als Missionar nach Georgia. Auf der Überfahrt nach Amerika schloss er sich einer Gruppe der Herrnhuter Brüdergemeine um Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf an und war beeindruckt, als diese, Männer, Frauen und Kinder, während eines fürchterlichen Seesturms ruhig ihre Psalmen sangen, während die Engländer auf dem Schiff in Panik gerieten. Ein Lied der Brüdergemeine, das von Wesley ins Englische übersetzt wurde, ist Ich habe nun den Grund gefunden, der meinen Anker ewig hält von Johann Andreas Rothe, einem engen Mitarbeiter Zinzendorfs.
Die Wesley-Brüder waren in ihrem pastoralen Dienst in Frederica und Savannah streng gegen sich und andere, was sie äußerst unbeliebt machte. Zurück in England, hatten erst Charles und wenige Wochen später auch John ein Bekehrungserlebnis, das sie von einem unbefriedigten kirchlich-dogmatischen Christentum zur vollen Heilsgewissheit kommen ließ. John konnte den Zeitpunkt bis auf die Viertelstunde genau angeben, als er am 24. Mai 1738 unter dem Eindruck der Vorrede Martin Luthers zum Römerbrief in der Londoner Herrnhuter Brüdergemeine eine persönliche Bekehrung erlebte, die seine spätere Theologie stark beeinflusste. Beide nahmen an, dass der heilige Geist von ihrer Seele Besitz ergriffen hätte.
Im selben Jahr, 1738, reiste er nach Frankfurt am Main, Marienborn und Herrnhut. Nach dem Besuch in Herrnhut entwickelte er eine intensive evangelistische Tätigkeit, beginnend als Freiluft-Prediger in Kingswood und Bristol, wo er den Bergarbeitern vor ihren Kohleminen predigte. Aus seinen peinlich genau geführten Tagebüchern ist ersichtlich, dass er unermüdlich von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf ritt und täglich vier bis fünf Predigten hielt. Dies blieb so bis zu seinem Tod – er soll insgesamt 40.000 Predigten gehalten haben, oft vor Tausenden von Zuhörern. Der Inhalt war: Buße, Sündenvergebung, Heilsgewissheit, Wiedergeburt unter Betonung von Christi Heilstat.
John Wesley war nicht nur Prediger und Theologe, sondern auch ein begabter Organisator: Er fasste die Leute, die nach seinen Predigten ihr Leben ändern wollten, in kleinen Gruppen (Klassen) zusammen, die sich durch Bibelstudium, Einzelseelsorge und gegenseitige Rechenschaftspflicht bei der Stange hielten, er ernannte Laienprediger und organisierte jährliche Konferenzen, um sich über den Methodismus in Theorie und Praxis auszutauschen.
Von Anfang an hatte er auch eine ausgeprägte Neigung zur sozial-diakonischen Tätigkeit. Er kämpfte für Reformen im Gefängniswesen und für die Abschaffung der Sklaverei. Er richtete Volksbibliotheken ein und sammelte Geld zum Aufbau von vorbildlichen Schulen. Er richtete Darlehenskassen zur Selbsthilfe ein. Ferner kümmerte er sich um die Volksgesundheit, indem er eine Poliklinik und Armenapotheken gründete, Bücher über Volksmedizin verfasste und – angeregt durch Benjamin Franklins „electric treatment machine“ – die Elektrotherapie mittels „electric shock machines“ zur Heilung diverser Krankheiten, vor allem zur Behandlung nervöser Störungen, einführte (vgl. John Wesley: The Desideratum, or Electricity made Plain and Useful, London 1760). Er hielt Elektrizität für die „Seele des Universums“, für eine Art Feuer, das das Blut im menschlichen Körper in Wallung bringt – interessant insofern, als ja auch die direkte Einwirkung des heiligen Geistes auf die menschliche Seele ein zentraler Aspekt seiner Lehre war.
Weiter glaubte er, wie viele seiner Zeitgenossen, fest an Gespenster, stellte sie auf die gleiche Stufe wie Engel und sah im Geisterglauben einen Beleg dafür, dass die menschliche Seele unsterblich sei. In seinen Tagebüchern berichtet er von Geistererscheinungen und Wundern, die er und seine Anhänger erlebt haben. Sein unerschütterlicher Glaube an derartige Erscheinungen rührt von Erlebnissen in seinem Vaterhaus her, in dem angeblich der Poltergeist Old Jeffery sein Unwesen trieb. Als Zwanzigjähriger berichtet er in einem Brief an seine Mutter von einem Haus, das von Gespenstern heimgesucht wurde. Ein weiterer Geist soll einer gewissen Mrs. Barnesley zu jenem Zeitpunkt auf freiem Felde erschienen sein, als ihre Mutter starb. Angesichts der rein materialistischen Weltanschauung, die sich in weiten Kreisen bis hinein in die Kirche von England ausgebreitet hatte, sah Wesley in solchen Erscheinungen ein wichtiges Argument gegen den Deismus und den Atheismus. In diesem Zusammenhang konnte er sogar schreiben, dass ein Leugnen von Hexerei einem Leugnen der biblischen Wahrheiten gleichkäme:[3] „giving up witchcraft is, in effect, giving up the Bible“
Wesley glaubte fest an göttliche Führung. In seinen jüngeren Jahren ließ er bei zahlreichen wichtigen Entscheidungen, die zu treffen waren, nach biblischem Vorbild das Los entscheiden, was zu tun sei, um so die Entscheidung Gottes Willen zu überlassen. Auch schlug er zu Beginn seiner Predigten oft die Bibel zufällig irgendwo auf, weil er überzeugt war, Gott weise ihm so die Stelle an, über die es am jeweiligen Tag zu predigen galt. Wesley orientierte sich hierbei an der Herrnhuter Praxis, für jeden Tag einen Bibelspruch auszulosen, der für den jeweiligen Tag als religiöse Leitlinie galt.
In seinen späteren, reiferen Jahren distanzierte sich Wesley allerdings ausdrücklich von schwärmerischen Auffassungen und verwies insbesondere auf die Bibel: „Verlass dich nicht auf Visionen oder Träume, auf plötzliche Eingebungen oder starke Gemütsbewegungen irgendeiner Art! Bedenke: Nicht durch solche Dinge sollst du ‚Gottes Willen‘ bei bestimmten Gelegenheiten erkennen, sondern durch Anwendung der klaren biblischen Regel mithilfe der Erfahrung und der Vernunft und unter dem ständigen Beistand des Geistes Gottes!“[4]
Seine Sozialwerke finanzierte er aus dem Erlös seiner Schriften, während er selbst sehr sparsam lebte.
Er starb am 2. März 1791 in London.
Religiöses Leben und Theologie
Das religiöse Denken in Bezug auf die Ziele ist bei John Wesley praktischer Natur. Das Hauptgewicht liegt nicht auf Meinungen und Lehren, sondern auf Gesinnung und Lebensführung.[5] John Wesley hat keine systematische Theologie hinterlassen und noch weniger seine Anhänger auf eine Sonderlehre verpflichtet, aber er hat deutliche Akzente gesetzt, die bis heute für die methodistischen Kirchen wesentlich sind.
John Wesley vertrat entschieden das Konzept der allgemeinen Gnade Gottes im Gegensatz zur calvinistischen Lehre von der doppelten Prädestination – dieser Punkt war es auch, der John Wesley und George Whitefield theologisch trennte, obwohl sie sich menschlich zeit ihres Lebens die größte Hochachtung entgegenbrachten. Nach John Wesley gilt Gottes Gnade allen Menschen ohne Unterschied, bedingungslos, ohne irgendwelche Vorleistungen. Vom Menschen wird aber die Annahme dieser Gnade erwartet, die Gott ihm in Jesus Christus gewährt, obwohl der Mensch diese Gnade nicht verdient hat.
Nach John Wesley ist jene allgemeine Gnade Gottes in Jesus Christus eine dem menschlichen Hören und Glauben vorlaufende Gnade. Das Ja des Menschen zu dieser Gnade wird durch diese erst ermöglicht.
Wesley dachte ökumenisch – ihm ging es um die Sammlung und innere Einheit aller Christen.
Christsein war für ihn weder eine bloße innere Herzensangelegenheit noch eine bloß formale Sache, sondern Form, Dienst, Verantwortung und Organisation.
Wesley war einer der ersten, der die Auffassung vertrat, dass Mission die Aufgabe der Christen in der modernen Welt sei.
Er verband verständliche Predigt und theologische Klarheit. Selbst ein hochgebildeter Mann, forderte er auch von seinen Laienpredigern eine überzeugende Bildung.
Er verband Heilsfreude und Heiligungsernst auf eine einzigartige Weise mit missionarischer und diakonischer Aktivität.
Gedenktage
evangelisch: 2. März im Evangelischen Namenkalender der EKD und dem Kalender der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELCA).
anglikanisch: 24. Mai[6]
Veröffentlichungen (Auswahl)
Wesley-Predigten (Hrsg.: Johann Wilhelm Ernst Sommer u. Theophil Mann), Anker Verlag, Frankfurt a.M. 1950.
Das Tagebuch John Wesleys (Hrsg.: Augustine Birrell), Herold-Verlag, Frankfurt a.M. 1970.
Die 53 Lehrpredigten (9 Bände), Christliches Verlagshaus, Stuttgart 1987, ISBN 978-3-76757-301-7.
Das Tagebuch John Wesleys (Hrsg.: Percy Livingstone Parker), Hänssler Verlag, Holzgerlingen 2000, ISBN 978-3-7751-3597-9.
Über allem die Liebe: ein Brevier (Hrsg.: Gotthard Falk), Edition Ruprecht, Göttingen 4.Aufl. 2013, ISBN 978-3-8469-0144-1.
Lehrpredigten. Neuübersetzung zum 225. Todestag von John Wesley (Hrsg.: Manfred Marquardt), Edition Ruprecht, Göttingen 2016, ISBN 978-3-8469-0248-6.
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