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Die Implementation Force (dt. Umsetzungstruppe), kurz IFOR

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Die Implementation Force (dt. Umsetzungstruppe), kurz IFOR Empty Die Implementation Force (dt. Umsetzungstruppe), kurz IFOR

Beitrag  Andy Fr Okt 14, 2016 9:15 pm

Die Implementation Force (dt. Umsetzungstruppe), kurz IFOR, bezeichnete die unter NATO-Kommando stehende, multilaterale Friedenstruppe, die am 20. Dezember 1995 in Bosnien und Herzegowina die UNPROFOR ablöste und ihre Tätigkeit im Rahmen der Operation Joint Endeavour aufnahm. Am 21. Dezember 1995 wurde daraufhin die seit April 1993 bestehende NATO-Luftoperation Deny Flight eingestellt. Ihr folgte am 9. Januar 1996 auch die Einstellung der seit Juli 1992 bestandenen Luftbrücke nach Sarajevo im Rahmen der Operation Provide Promise.

Die Implementation Force (dt. Umsetzungstruppe), kurz IFOR 220px-Insignia_NATO_Army_IFOR.svg
Logo der Implementation Force (IFOR)

Die Implementation Force (dt. Umsetzungstruppe), kurz IFOR IFORDeployment1996
IFOR-Stationierungen 1995 in Bosnien-Herzegowina

Die Implementation Force (dt. Umsetzungstruppe), kurz IFOR 800px-IFORRussland
Russische Soldaten mit Transportpanzer BTR-80 im Rahmen des IFOR-Einsatzes, November 1996

Die Implementation Force (dt. Umsetzungstruppe), kurz IFOR 800px-Sisu_XA-180-IFOR
Panzer der finnischen Armee während der Operation Joint Endeavor (SISU XA-180 APC)

Geschichte

Der Gründung vorausgegangen waren schwierige Verhandlungen, die erst nach massivem internationalen Druck am 21. November 1995 in Dayton, Ohio, zu einer Einigung zwischen den Konfliktparteien im ehemaligen Jugoslawien führten. IFOR sollte die militärischen Aspekte des Friedensabkommens von Dayton umsetzen.

Nach der vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in der Resolution 1031 vom 15. Dezember 1995 definierten und eingerichteten IFOR wurde die NATO beauftragt die Waffenstillstandsvereinbarungen sowie die Truppenentflechtung zu überwachen. An diesem erstmaligen Einsatz der NATO, außerhalb der bisherigen Rolle als kollektives Verteidigungsbündnis, beteiligten sich 16 NATO- und 17 Nicht-NATO-Länder, darunter 14 Staaten aus dem Rahmen des NATO-Programms Partnership for Peace (PfP) einschließlich Russland und der Ukraine. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges war dies damit auch die erste gemeinsame Militäroperation zwischen den „Supermächten“ Vereinigte Staaten und Russland.

Am 18. Mai 1996 wurde der IFOR-Einsatz vom NATO-Rat verlängert und auch auf die Unterstützung des Wiederaufbaus ausgeweitet.

Durch die UN-Resolution 1088 vom 12. Dezember 1996 erfolgte die Übertragung des IFOR-Mandats auf die Nachfolgemission SFOR.
Umfang und Stationierung

Die Sollstärke der IFOR betrug rund 57.000 Soldaten, davon stellten die USA rund 20.000, Großbritannien 13.000 und Frankreich 7.500 Soldaten. Das NATO-Kommando der IFOR unterstand politisch dem Nordatlantikrat und militärisch dem Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE) und dessen Supreme Allied Commander Europe (SACEUR) General George A. Joulwan (USA). SACEUR beauftragte wiederum den Oberbefehlshaber (CINCSOUTH) des operativen Kommandobereichs der Allied Forces South Europe (AFSOUTH) in Neapel mit der Führung der Implementation Force (IFOR) mit Hauptquartier in Sarajevo. Am 7. November 1996 folgte ein Wechsel innerhalb der IFOR-Führung vom NATO-Kommandobereich AFSOUTH zu den Land Forces Central Europe (LANDCENT), das zum Allied Forces Central Europe (AFCENT) mit Hauptquartier in Brunssum (Niederlande) gehörte.

IFOR untergliederte sich wiederum in drei Kommandobereiche:

Allied Naval Forces South (NAVSOUTH), der Marinestreitkräfte innerhalb des Kommandobereichs der Allied Forces South Europe (AFSOUTH) unter Führung des Befehlshabers: Commander Allied Naval Forces South (COMNAVSOUTH)
Land Component Command hierzu gehörte das Korpshauptquartier Allied Command Europe Rapid Reaction Corps (ARRC) das von Mönchengladbach nach Ilidža verlegt wurde. Dem ARRC unterstanden die drei Führungskontingente bzw. multinationale Divisionen (MND), die Führung leiteten gemeinsam der Befehlshaber der IFOR (COMIFOR) und der Befehlshaber des ARRC (COMARRC).
Air Component Command, hierzu gehörte das Combined Air Operations Centre (CAOC) und Regional Air Movement Control Center (RAMCC) - ein erweitertes 5. ATAF (Allied Tactical Air Force bzw. Luftflottenkommando) der Allied Air Forces South (AIRSOUTH) - in Vicenza (Italien) als taktischer Gefechtsstand der NATO zur Koordinierung der Luftoperationen der ihm zugeordneten Kräfte

Das Hauptquartier für die Versorgung der IFOR-Kontingente (Logistic Support HQ) hatte seinen Sitz im kroatischen Zagreb und unterstand dem IFOR Commander for Support (C-SPT). In Split gab es zudem ein Büro der NATO Maintenance and Supply Agency (NAMSA).

Die Operationsgebiete und multinationale Divisionen (MND) in Bosnien und Herzegowina und in Kroatien waren wie folgt disloziert:

MND(N) - Multinational Division (North) mit Hauptquartier in Tuzla

Führung durch die USA (Amerikanischer Sektor) mit der Task Force Eagle (darunter die 1. US-Panzerdivision) mit Hauptquartiere in Tuzla und Vlasenica
daneben ab 6. Januar 1996 eine unabhängige russische Brigade (RUSBDE) mit 1.500 Soldaten, überwiegend Fallschirmjäger, unter Führung von Generaloberst Leonti Pawlowitsch Schewzow mit Hauptquartier in Ugljevik und Stützpunkten in Prijob, Simin Han, Milijas, Spasojevici, Vukosavci und Koraj
eine gemischte Nordisch-Polnische-Brigade (NordicPolish-Brigade; NORDPOL BDE) mit Kontingenten aus den skandinavischen Staaten Finnland, Norwegen, Dänemark und Schweden sowie aus Polen mit Hauptquartier in Doboj. Insgesamt umfasste die Brigade 2.755 Soldaten unterstützt von 220 US-Soldaten

MND(SW) - Multinational Division (Southwest) (Britischer Sektor) mit Hauptquartier in Banja Luka, später in Gornji Vakuf

Führung durch Großbritannien, bestehend aus einer britischen Brigade mit Hauptquartier in Šipovo
eine Brigade aus der Türkei mit Hauptquartier in Zenica und
eine Brigade aus Kanada mit Hauptquartier in Ćoralići bei Cazin

MND(SE) - Multinational Division (Southeast) (Französischer Sektor) mit Hauptquartier in Mostar

Führung durch Frankreich mit einer französischen Brigade mit Hauptquartier in Mostar und in Rajlovac bei Sarajevo
eine Brigade aus Spanien mit Hauptquartier in Međugorje
eine Brigade aus Italien mit Hauptquartier in Sarajevo-Zetra

Führung

Die Bezeichnung des Befehlshabers der IFOR lautete COMIFOR (Commander Implementation Force):

20. Dezember 1995 - 31. Juli 1996: Admiral Leighton W. Smith, USA
31. Juli 1996 - 7. November 1996: Admiral T. Joseph Lopez, USA
7. November 1996 - 12. Dezember 1996: General William W. Crouch, USA

Das deutsche Kontingent GECONIFOR

Die Soldaten des deutschen Kontingents GECONIFOR (L) (GErman CONtingent Implementation FORce (Land)) hatten ihre Standorte in Zadar (Heeresflieger), Benkovac (Pioniere), Šibenik (Einsatzunterstützung: Nachschub und Instandsetzung), Camp Solaris (Transport), in Trogir (Sanitäter mit Feldlazarett) und in Primošten (Feldjäger).

Das 1. Heereskontingent der Bundeswehr für IFOR im Januar/Februar 1996

Das Heer der Bundeswehr stellte ab Ende Januar 1996 unter Führung von Generalleutnant Friedrich Riechmann das erste Hauptkontingent für GECONIFOR (L) mit rund 2.600 Soldaten bereit. Zuvor hatten sogenannte Vorauskommandos ab dem 22. Dezember 1995 die späteren Liegenschaften infrastrukturell vorbereitet. GECONIFOR war in 4 Einsatzverbände sowie ein Feldlazarett gegliedert:

Transporteinsatzverband
Leitverband war das Transportbataillon 133 aus Erfurt mit ca. 550 Soldaten, ausgerüstet mit 6 Schwerlasttransportern. Angegliedert daran war eine Sicherungskompanie, personell bestehend aus der Gebirgspanzeraufklärungskompanie 230 (GbPzAufklKp 230) aus Freyung sowie der 2. Kompanie des Gebirgsjägerbataillon 231 (GebJgBtl 231) aus Bad Reichenhall, ausgerüstet mit Radpanzern vom Typ Luchs und Transportpanzer Fuchs, später umbenannt in TrspAufklKp (Transportaufklärungskompanie). Die Panzer dienten als Begleitschutz der deutschen Konvois durch Bosnien. Stationiert wurde der Verband im Camp Solaris bei Šibenik. Der erste Konvoi wurde Mitte Januar 1996 als "Generalprobe" von Šibenik nach Livno und zurück durchgeführt. In den folgenden Monaten fanden Transporte sowohl zu den eigenen deutschen Kräften in Benkovac und Visoko als auch zu anderen Standorten des IFOR-Kontingents, z. B. Ploče und Mostar (Franzosen), Banja Luka (Briten), Sarajevo und Tuzla (USA), statt.
Einsatzunterstützungsverband
Leitverband war die Logistikbrigade 1 aus Lingen mit ca. 500 Soldaten, sowie eine Sicherungskompanie des Gebirgsjägerbataillons 232 aus Bischofswiesen ausgerüstet mit Transportpanzer Fuchs. Stationiert in Primošten und Divulje.
Pioniereinsatzverband
Leitverband war das Pionierbataillon 1 aus Holzminden mit ca. 400 Soldaten ausgerüstet mit Panzerschnellbrücken und Festbrücke sowie Aufbau und Betrieb von Feldlazaretten durch Panzerpionierzüge. Teile des Pionierbataillons waren in Benkovac und in Visoko ca. 15 km nord-westlich der bosnischen Hauptstadt Sarajevo stationiert und auch in der Nähe der Bosnisch-Serbischen Grenze mit 22 Mann in Borci bei Konjic zur Unterstützung des „2e Régiment Étranger de Parachutistes“ der französischen Fremdenlegion. Der Verband hatte als Auftrag u. a. die Wiederherstellung einer Straßenverbindung zwischen Visoko und Sarajevo sowie Minenräumung.
Heeresfliegereinsatzverband
Leitverband des ersten Kontingents bis Mai 1996 war das Heeresfliegerregiment 10 in Faßberg mit ca. 380 Soldaten und ausgerüstet mit Transporthubschraubern vom Typ CH-53 und Bell UH-1D vom Standort Rheine und Niederstetten, sowie eine Sicherungskompanie des Gebirgsjägerbataillons 232 / 233 ausgerüstet mit Transportpanzer Fuchs und Waffenträger Wiesel.
Leitverband des zweiten Kontingents bis Oktober 1996 war das Heeresfliegerregiment 6 in Hohenlockstedt mit ca. 380 Soldaten und einer Aufstockung von 400 Sicherungssoldaten zur ersten freien Wahl im Oktober/November 1996. Hierzu wurden als Sicherungssoldaten die Gebirgsjägerbataillons 232/233 eingesetzt.
Nach dem zweiten Kontingent wurde der Flugplatz geschlossen und die vorhanden Kräfte weiter Richtung Sarajevo/Benkovac verlegt, Mitte 1998 endete dieser Einsatz für die Heeresfliegertruppe.

Stationiert wurde der Verband auf dem Gelände des Flughafens von Zadar von dem sowohl deutsche als auch alliierte Truppen in Kroatien und Bosnien und Herzegowina unterstützt wurden.

Feldlazarett
Leitverband war die Sanitätsbrigade 2 in Ulm mit ca. 400 Soldaten, der in Trogir stationiert wurde und Teile der Einheit sich auch in Visoko befanden.

An allen Standorten waren zusätzlich Einheiten der Fernmeldetruppe stationiert. Leitverband der Fernmeldetruppe des 1. Kontingentes war das Fernmelderegiment 4 aus Regensburg.

Befehlshaber des 1. und des 3. deutschen Heereskontingent war der Brigadegeneral Friedrich Riechmann. Befehlshaber des 2. Kontingents war der Brigadegeneral Henning Brümmer.

Im Juni 1996 wurde in Lukavac ein sogenannter vorgeschobener Teilgefechtsstand eingerichtet. Aufgabe der rund 100 deutschen Soldaten aus allen Standorten in Kroatien war die logistische Unterstützung der US-Armee bei der Umstrukturierung der Liegenschaften im Bereich Tuzla.

In Šibenik war im Rahmen des EU-Verbandes auch eine Einheit Instandsetzungssoldaten stationiert, die Fahrzeuge mit speziellen Panzerungen für den Einsatz vorbereitete, Ersatzteillogistik und Reparaturen durchführte. Es fanden dort auch Spezialumbauten wie z. B. Ausrüstung des Fuchs mit Gefechtsturm statt. Die meisten der ca. 200 Soldaten kamen aus Potsdam Eiche/Golm und wurden unterstützt durch einen San-Bereich und Fernmeldern aus den dortigen Standorten, die jedoch größtenteils in Primošten stationiert waren, da sich dort das Feldlager befand. In Primošten war auch eine größere Einheit des Deutsch-Französischen Korps stationiert, die mit Sicherungsaufgaben betraut war (ca. 150 Soldaten).
Leistungsbilanz der deutschen Bundeswehr zur IFOR

Heer

Das Heereskontingent führte bis zum 18. Dezember 1996 rund 492 Konvois und Transporteinsätze sowie 1.050 Lufttransporteinsätze durch die Heeresflieger durch. Der Pioniereinsatzverband erneuerte 9 Brücken oder setzte sie instand, baute 35 km neue Straßen und erneuerte Straßenabschnitte auf einer Länge von 21 km.
Marine

Es gab 29 Einsätze von Zerstörern und Fregatten der Deutschen Marine (mehrfache Einsätze), 4 Tankereinsätze sowie 29 MPA-Einsätze (Seeraumüberwachung)
Luftwaffe

Kampfflugzeuge vom Typ Tornado flogen 1006 ECR-Einsätze zum Schutz von deutschen und NATO-Flugzeugen, sowie 1085 RECCE-Einsatzflüge zur Aufklärung der Streitkräfte der ehemaligen Konfliktparteien und zur Überwachung der Militärstützpunkte und Waffenlager. Stützpunkt war der Flugplatz der italienischen Luftstreitkräfte in San Damiano bei Piacenca.

Sanitätsdienst

Der Sanitätsdienst mit dem Feldlazarett führte 10.925 ambulante und 2.046 stationäre Behandlungen von Patienten aus 58 Nationen durch.

Quelle
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