Die Gelsenkirchener Bergwerks-AG
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Die Gelsenkirchener Bergwerks-AG
Die Gelsenkirchener Bergwerks-AG (abgekürzt GBAG, Gebag oder Gelsenberg) war ein deutsches Bergbauunternehmen mit Sitz in Gelsenkirchen bzw. Essen.
Geschichte
1873–1926
Aktie über 1200 Mark der Gelsenkirchener Bergwerks-AG vom 21. Dezember 1904
Der Gründungsvertrag der GBAG datiert vom 3. Januar 1873 und wies ein Gründungskapital von 4.500.000 Thaler aus. Mitglieder des Aufsichtsrates waren laut Gründungsprotokoll: Geheimer Kommerzienrath Adolph von Hansemann, Kaufmann Walther Bauendahl, Kommerzienrath Jakob Landau, Rechtsanwalt a.D. Adolph Salomonsohn, Senator Gustav Godeffroy, Kaufmann Friedrich Grillo und Syndicus der Disconto-Gesellschaft Emil Russell.[1] Zum Kaufpreis von 4.240.000 Thaler wurden die in den Gemeinden Ückendorf, Leithe, Gelsenkirchen, Bulmke, Hüllen, Röhlinghausen gelegenen Steinkohlezechen Rheinelbe und Alma erworben.[1]
Ursprüngliche Zielsetzung des Unternehmens war es, alle mit ausländischem Kapital arbeitenden Zechen Gelsenkirchens unter deutscher Führung zusammenzuschließen. Nach dem Erwerb des „Aachener Hütten-Aktien-Vereins Rothe Erde“ und der Schalker Gruben- und Hüttenverein AG im Jahr 1907 war die GBAG das nach Fördermenge größte deutsche Bergbauunternehmen. 1916 erwarb sie zusätzlich die Hüstener Gewerkschaft.
Generaldirektor (Vorstandsvorsitzender) war von 1893 bis 1926 Emil Kirdorf. In dieser Zeit expandierte die GBAG mit Unterstützung von August Thyssen und Hugo Stinnes durch den Erwerb von Reedereien, Kohlenhandelsunternehmen und Röhrenwerken zum vertikal integrierten Montankonzern. 1920 fusionierte sie mit dem Stinnes-Unternehmen Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten-AG sowie dem Bochumer Verein zur Rhein-Elbe-Union GmbH.
1926–1945
1926 ging die GBAG in der Vereinigte Stahlwerke AG auf – zusammen mit den Zechen der Thyssen- und der Phoenix-Gruppe bildeten die 41 Steinkohlezechen bis zum 31. Dezember 1933 die Abteilung Bergbau der Vereinigten Stahlwerke mit Sitz in Essen.
Im Sommer 1932 wurde bekannt, dass die Reichsregierung unter Reichskanzler Heinrich Brüning heimlich von Friedrich Flick ein Aktienpaket der GBAG zu einem überhöhten Preis erworben hatte. Dies wurde von führenden Ruhrindustriellen wie Paul Reusch und Friedrich Springorum als Schritt in Richtung „Staatssozialismus“ verurteilt, die daraufhin die Zusammenarbeit mit den Industriellen der Vereinigte Stahlwerke AG in der Ruhrlade einstellten. Die Transaktion ging unter der Bezeichnung Gelsenberg-Affäre in die Geschichte ein.
Im Dezember 1933[2] wurde im Zuge einer Restrukturierung der Vereinigten Stahlwerke deren gesamter Bergwerksbesitz in ein formal selbständiges Tochterunternehmen ausgegliedert, das erneut den traditionsreichen Namen Gelsenkirchener Bergwerks-AG erhielt, nun jedoch mit Sitz in Essen. Ehrenvorsitzender wurde der ehemalige GBAG-Chef Emil Kirdorf, erster Vorsitzender des Aufsichtsrates Albert Vögler, Vorstandsvorsitzender war Gustav Knepper. Die 'neue' GBAG gliederte sich in vier Gruppen, die jeweils über eigene Verwaltungen verfügten (Stand 1936):
Gruppe Dortmund mit 8 aktiven Schachtanlagen (Förderleistung 28.300 t/d): Erin, Westhausen, Hansa, Adolf von Hansemann, Zollern 1/3, Zollern 2/4, Minister Stein, Fürst Hardenberg. Hauptverwaltung im Verwaltungsgebäude der vormaligen Union, AG für Bergbau, Eisen- und Stahl-Industrie
Gruppe Bochum mit 6 aktiven Schachtanlagen (Förderleistung 19.400 t/d): Bruchstraße, Dannenbaum, Prinz Regent, Friedlicher Nachbar, Engelsburg, Carolinenglück
Gruppe Gelsenkirchen mit 6 Schachtanlagen (Förderleistung 37.500 t/d): Nordstern, Graf Moltke, Holland, Pluto, Zollverein 12, Bonifacius
Gruppe Hamborn mit 5 aktiven Schachtanlagen (Förderleistung 27.200 t/d): Friedrich Thyssen 4/8, Westende, Beekerwerth, Friedrich Thyssen 2/5, Lohberg.
Durch die intensive Gaswirtschaft zwischen den Kokereien und gichtgasliefernden Hochofenbetrieben war die GBAG darüber hinaus mit 26 Prozent an der 1926 gegründeten Ruhrgas AG beteiligt.
1940 wurden von einer Tochterfirma Gelsenberg Benzin Aktien emittiert, die als Aufgaben und Eigentümer nannten: "Herstellung von Treibstoffen auf Kohlebasis." Gegründet am 18. Dezember 1936; eingetragen 24. Dezember 1936. Alle Aktien bei den Gründern: Vereinigte Stahlwerke AG, Düsseldorf; Gelsenkirchener Bergwerks-AG Essen, August-Thyssen-Hütte AG, Duisburg-Hamborn, Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation AG, Bochum, Dortmund-Hoerder Hüttenverein-AG, Dortmund. Dieses Werk fand nach dem Krieg einen Nachfolger, nun mit Benzin aus Erdöl, bei der ehemaligen VEBA, danach E.ON.
Im Zweiten Weltkrieg beschäftigte die GBAG wie viele andere deutsche Großunternehmen Zwangsarbeiter. Zu diesem Zweck wurde auf dem Firmengelände der Gelsenberg Benzin AG das Gelsenberg-Lager als Außenlager des KZ Buchenwald unterhalten.[3]
Nach 1945
Im Zuge der von den Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg betriebenen Entflechtung der Montanindustrie entstand die GBAG 1953 neu als reine Finanz-Holding. Aus den einzelnen Gruppen wurden selbständige Unternehmen gebildet, die jedoch z. T. nicht existieren konnten: Dortmunder Bergbau AG[4], Bochumer Bergbau AG[5], die Hamborner Bergbau AG und die Friedrich Thyssen-Bergbau AG[6], die Rheinelbe Bergbau AG usw.
1962 beschäftigte das Unternehmen 66.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Jahresumsatz von 3 Milliarden DM. 1965 sank der Umsatz des Konzerns auf 2,8 Milliarden DM und die Mitarbeiterzahl auf 54.100 Beschäftigte. Teile dieses Besitzes gingen später im Thyssen-Konzern, der RWE sowie in E.ON auf. Schließlich erfolgte die Namensänderung in Gelsenberg AG.
Nach Wilhelm Brandhoff wurde 1967 Friedrich Funcke Vorstandsvorsitzender der Gelsenberg AG. Als dieser 1969 in den Aufsichtsrat wechselte, wurde Walter Cipa sein Nachfolger, der Gelsenberg bis zur Übernahme durch die VEBA 1975 leitete.
Personen
Vorstandsvorsitzende (unvollständig)
1893–1926: Emil Kirdorf
1934–1942: Gustav Knepper
1943–1955: Otto Springorum
1955–1967: Wilhelm Brandhoff
1967–1969: Friedrich Funcke
1969–1975: Walter Cipa
Aufsichtsratsvorsitzende (unvollständig)
1896–?: Adolph von Hansemann
1912–1930: Arthur Salomonsohn
1933–?: Albert Vögler
1942–?: Gustav Knepper
Quelle
Geschichte
1873–1926
Aktie über 1200 Mark der Gelsenkirchener Bergwerks-AG vom 21. Dezember 1904
Der Gründungsvertrag der GBAG datiert vom 3. Januar 1873 und wies ein Gründungskapital von 4.500.000 Thaler aus. Mitglieder des Aufsichtsrates waren laut Gründungsprotokoll: Geheimer Kommerzienrath Adolph von Hansemann, Kaufmann Walther Bauendahl, Kommerzienrath Jakob Landau, Rechtsanwalt a.D. Adolph Salomonsohn, Senator Gustav Godeffroy, Kaufmann Friedrich Grillo und Syndicus der Disconto-Gesellschaft Emil Russell.[1] Zum Kaufpreis von 4.240.000 Thaler wurden die in den Gemeinden Ückendorf, Leithe, Gelsenkirchen, Bulmke, Hüllen, Röhlinghausen gelegenen Steinkohlezechen Rheinelbe und Alma erworben.[1]
Ursprüngliche Zielsetzung des Unternehmens war es, alle mit ausländischem Kapital arbeitenden Zechen Gelsenkirchens unter deutscher Führung zusammenzuschließen. Nach dem Erwerb des „Aachener Hütten-Aktien-Vereins Rothe Erde“ und der Schalker Gruben- und Hüttenverein AG im Jahr 1907 war die GBAG das nach Fördermenge größte deutsche Bergbauunternehmen. 1916 erwarb sie zusätzlich die Hüstener Gewerkschaft.
Generaldirektor (Vorstandsvorsitzender) war von 1893 bis 1926 Emil Kirdorf. In dieser Zeit expandierte die GBAG mit Unterstützung von August Thyssen und Hugo Stinnes durch den Erwerb von Reedereien, Kohlenhandelsunternehmen und Röhrenwerken zum vertikal integrierten Montankonzern. 1920 fusionierte sie mit dem Stinnes-Unternehmen Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten-AG sowie dem Bochumer Verein zur Rhein-Elbe-Union GmbH.
1926–1945
1926 ging die GBAG in der Vereinigte Stahlwerke AG auf – zusammen mit den Zechen der Thyssen- und der Phoenix-Gruppe bildeten die 41 Steinkohlezechen bis zum 31. Dezember 1933 die Abteilung Bergbau der Vereinigten Stahlwerke mit Sitz in Essen.
Im Sommer 1932 wurde bekannt, dass die Reichsregierung unter Reichskanzler Heinrich Brüning heimlich von Friedrich Flick ein Aktienpaket der GBAG zu einem überhöhten Preis erworben hatte. Dies wurde von führenden Ruhrindustriellen wie Paul Reusch und Friedrich Springorum als Schritt in Richtung „Staatssozialismus“ verurteilt, die daraufhin die Zusammenarbeit mit den Industriellen der Vereinigte Stahlwerke AG in der Ruhrlade einstellten. Die Transaktion ging unter der Bezeichnung Gelsenberg-Affäre in die Geschichte ein.
Im Dezember 1933[2] wurde im Zuge einer Restrukturierung der Vereinigten Stahlwerke deren gesamter Bergwerksbesitz in ein formal selbständiges Tochterunternehmen ausgegliedert, das erneut den traditionsreichen Namen Gelsenkirchener Bergwerks-AG erhielt, nun jedoch mit Sitz in Essen. Ehrenvorsitzender wurde der ehemalige GBAG-Chef Emil Kirdorf, erster Vorsitzender des Aufsichtsrates Albert Vögler, Vorstandsvorsitzender war Gustav Knepper. Die 'neue' GBAG gliederte sich in vier Gruppen, die jeweils über eigene Verwaltungen verfügten (Stand 1936):
Gruppe Dortmund mit 8 aktiven Schachtanlagen (Förderleistung 28.300 t/d): Erin, Westhausen, Hansa, Adolf von Hansemann, Zollern 1/3, Zollern 2/4, Minister Stein, Fürst Hardenberg. Hauptverwaltung im Verwaltungsgebäude der vormaligen Union, AG für Bergbau, Eisen- und Stahl-Industrie
Gruppe Bochum mit 6 aktiven Schachtanlagen (Förderleistung 19.400 t/d): Bruchstraße, Dannenbaum, Prinz Regent, Friedlicher Nachbar, Engelsburg, Carolinenglück
Gruppe Gelsenkirchen mit 6 Schachtanlagen (Förderleistung 37.500 t/d): Nordstern, Graf Moltke, Holland, Pluto, Zollverein 12, Bonifacius
Gruppe Hamborn mit 5 aktiven Schachtanlagen (Förderleistung 27.200 t/d): Friedrich Thyssen 4/8, Westende, Beekerwerth, Friedrich Thyssen 2/5, Lohberg.
Durch die intensive Gaswirtschaft zwischen den Kokereien und gichtgasliefernden Hochofenbetrieben war die GBAG darüber hinaus mit 26 Prozent an der 1926 gegründeten Ruhrgas AG beteiligt.
1940 wurden von einer Tochterfirma Gelsenberg Benzin Aktien emittiert, die als Aufgaben und Eigentümer nannten: "Herstellung von Treibstoffen auf Kohlebasis." Gegründet am 18. Dezember 1936; eingetragen 24. Dezember 1936. Alle Aktien bei den Gründern: Vereinigte Stahlwerke AG, Düsseldorf; Gelsenkirchener Bergwerks-AG Essen, August-Thyssen-Hütte AG, Duisburg-Hamborn, Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation AG, Bochum, Dortmund-Hoerder Hüttenverein-AG, Dortmund. Dieses Werk fand nach dem Krieg einen Nachfolger, nun mit Benzin aus Erdöl, bei der ehemaligen VEBA, danach E.ON.
Im Zweiten Weltkrieg beschäftigte die GBAG wie viele andere deutsche Großunternehmen Zwangsarbeiter. Zu diesem Zweck wurde auf dem Firmengelände der Gelsenberg Benzin AG das Gelsenberg-Lager als Außenlager des KZ Buchenwald unterhalten.[3]
Nach 1945
Im Zuge der von den Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg betriebenen Entflechtung der Montanindustrie entstand die GBAG 1953 neu als reine Finanz-Holding. Aus den einzelnen Gruppen wurden selbständige Unternehmen gebildet, die jedoch z. T. nicht existieren konnten: Dortmunder Bergbau AG[4], Bochumer Bergbau AG[5], die Hamborner Bergbau AG und die Friedrich Thyssen-Bergbau AG[6], die Rheinelbe Bergbau AG usw.
1962 beschäftigte das Unternehmen 66.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Jahresumsatz von 3 Milliarden DM. 1965 sank der Umsatz des Konzerns auf 2,8 Milliarden DM und die Mitarbeiterzahl auf 54.100 Beschäftigte. Teile dieses Besitzes gingen später im Thyssen-Konzern, der RWE sowie in E.ON auf. Schließlich erfolgte die Namensänderung in Gelsenberg AG.
Nach Wilhelm Brandhoff wurde 1967 Friedrich Funcke Vorstandsvorsitzender der Gelsenberg AG. Als dieser 1969 in den Aufsichtsrat wechselte, wurde Walter Cipa sein Nachfolger, der Gelsenberg bis zur Übernahme durch die VEBA 1975 leitete.
Personen
Vorstandsvorsitzende (unvollständig)
1893–1926: Emil Kirdorf
1934–1942: Gustav Knepper
1943–1955: Otto Springorum
1955–1967: Wilhelm Brandhoff
1967–1969: Friedrich Funcke
1969–1975: Walter Cipa
Aufsichtsratsvorsitzende (unvollständig)
1896–?: Adolph von Hansemann
1912–1930: Arthur Salomonsohn
1933–?: Albert Vögler
1942–?: Gustav Knepper
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