Der Kreisauer Kreis
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Der Kreisauer Kreis
Der Kreisauer Kreis war eine bürgerliche Widerstandsgruppe, die sich während der Zeit des Nationalsozialismus mit Plänen zur politisch-gesellschaftlichen Neuordnung nach dem angenommenen Zusammenbruch der Hitler-Diktatur befasste.
Der Kreis, dessen Führungspersönlichkeiten Helmuth James Graf von Moltke und Peter Graf Yorck von Wartenburg waren, bildete sich im Jahr 1940. Freya von Moltke organisierte mit Gleichgesinnten drei Zusammenkünfte im Mai 1942, Oktober 1942 und Juni 1943 mit dem Ziel, Gesellschaftsentwürfe für eine Nachkriegszeit zu erstellen. Nach der Verhaftung Moltkes Anfang 1944 löste sich der Kreisauer Kreis de facto auf, einige Kreisauer schlossen sich der Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg an. Nach dessen Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 gelang es der Gestapo, die Arbeit des Kreises aufzudecken. Sie nannte die Widerstandsgruppe nach Moltkes Gut Kreisau in Schlesien „Kreisauer Kreis“ – vermutlich wurde der Begriff von Theodor Haubach während seiner Vernehmungen benutzt[1] – und prägte damit den Namen, der später Eingang in die Geschichtsschreibung fand.
Aufbau und Absichten
Der Kreisauer Kreis bestand aus einem „inneren Kreis“ von etwa 20 Personen und ungefähr genauso vielen Mitwissern und Sympathisanten, welche – und dieser Aspekt hebt den Kreisauer Kreis von anderen antinationalsozialistischen Widerstandsgruppen ab – aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten stammten. Persönlichkeiten aus dem Bürgertum, dem Adel, der Arbeiterbewegung, dem Katholizismus und dem Protestantismus arbeiteten in diesem Kreis zusammen.
Die Kreisauer Pläne zur Neuordnung gingen weit über eine bloße Restauration vergangener Zustände – also der Weimarer Republik oder der Monarchie – wie sie beispielsweise von der Goerdeler-Gruppe angestrebt wurde, hinaus. Auf der Basis der Auffassung, die nationalsozialistische Gewaltherrschaft sei der Kulminationspunkt einer geschichtlichen Entwicklung weg vom christlichen Universalismus des Mittelalters hin zum säkularisierten, absoluten Staat, strebten die Kreisauer eine grundlegende geistige, gesellschaftliche und politische Reform an, die den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt aller Betrachtungen stellt. Vom Individuum ausgehend, wollten die Kreisauer eine Gesellschaftsordnung schaffen, die den Einzelnen zu Selbstbestimmung und Übernahme (politischer) Verantwortung befähigen sollte. Die sozialpolitische Komponente der Kreisauer Pläne war stark sozialistisch geprägt, außenpolitisch strebten sie eine gesamteuropäische Integration an. Für Hans Mommsen stellte das Kreisauer Programm einen „[…] umfassenden Zukunftsentwurf dar, dessen Kühnheit und innere Stringenz von anderen politischen Reformkonzepten des deutschen Widerstandes gegen Hitler nicht übertroffen worden ist.“[2]
Die wichtigsten Mitglieder des Kreises
Der Kreisauer Kreis war keine strikt abgrenzbare Organisation. Seine Mitglieder trafen sich in der Regel in kleineren Gruppen, um einzelne Aspekte der angestrebten Neuordnung zu erörtern. Aus Sicherheitsgründen kannten sich diese Zellen untereinander häufig nicht, lediglich Moltke und Yorck hatten einen Gesamtüberblick über alle Arbeiten. Dazu kommt, dass die Mitglieder des engeren Kreises um die beiden Leitfiguren ihrerseits ihnen bekannte Experten zu Rate zogen, die mit dem Kreisauer Kreis sonst nichts zu tun hatten. Nachfolgend sollen die Lebensbilder der wichtigsten Kreisauer[3] kurz umrissen werden, um ihre Herkunft, Sozialisation und Weltanschauung verständlich zu machen.
Helmuth James Graf von Moltke
Moltke (1907–1945) hatte eine liberale Erziehung genossen. Seine Eltern waren beide Anhänger der Christian Science. Durch seine Mutter Dorothy, die die Tochter des ehemaligen Obersten Richters der Südafrikanischen Union James Rose Innes war, fühlte er sich zeitlebens dem britischen Empire verbunden. Er hatte Rechtswissenschaften studiert und sich in England zum Barrister ausbilden lassen. Sein ausgeprägtes soziales Interesse hatte ihm den Spitznamen „der Rote Graf“[4] eingebracht. Nach der „Machtergreifung“ Hitlers half er als Anwalt in Berlin den vom NS-Regime Verfolgten. Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er in den Kriegsverwaltungsrat der Abwehr einberufen, wo er sich als Sachverständiger für Kriegs- und Völkerrecht für die Einhaltung des Völkerrechts und die humane Behandlung von Gefangenen einsetzte.
Peter Graf Yorck von Wartenburg
Peter Yorck (1904–1944), dessen Familie wie die der Moltkes bedeutende Persönlichkeiten im preußischen Staat hervorgebracht hatte, wurde im christlich-humanistischen Geist erzogen. Wie Moltke hatte er Rechtswissenschaften studiert und entwickelte ein starkes politisches und soziales Verantwortungsgefühl auf Basis einer konservativen Grundeinstellung.[5] Nachdem er dem Nationalsozialismus zunächst aufgeschlossen gegenüberstand – im Gegensatz zu Moltke hatte er sich mit der Weimarer Republik nie identifizieren können – ließ ihn die Gewaltpolitik und die zunehmende Rechtlosigkeit im „Führerstaat“ zu einem entschiedenen Gegner desselben werden. Da er sich weigerte, der NSDAP beizutreten, wurde er auf seinem Posten im Reichswirtschaftsministerium nicht mehr befördert. Yorck, der als Leutnant der Reserve am Polenfeldzug teilgenommen hatte, empörte sich aus einer aristokratischen Grundhaltung heraus über das rohe Auftreten der neuen deutschen Führungsschichten. Hitler nannte er einmal einen „deutschen Dschingiskhan“.[6]
Carl Dietrich von Trotha
Carl Dietrich von Trotha (1907–1952) war ein Vetter Moltkes und ebenfalls in Kreisau aufgewachsen.[7] Er hatte ebenfalls Jura und zusätzlich Wirtschaftswissenschaften studiert und war wie Yorck im Reichswirtschaftsministerium tätig. Seine Persönlichkeit wurde vor allem durch die Jugendbewegung und die Arbeit in der Volksbildung mit Eugen Rosenstock-Huessy geprägt. Im Kreisauer Kreis arbeitete er mit Einsiedel in der Arbeitsgruppe Wirtschaft, die sich häufig in Trothas Wohnung traf. Nach dem 20. Juli 1944 blieb Trotha unentdeckt. Ab 1948 lehrte er an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin.
Während eines USA-Aufenthaltes starb er 1952 bei einem Badeunfall.[8]
Horst von Einsiedel
Horst von Einsiedel (1905–1947) war der Sohn eines Dresdner Arztehepaares. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaften und hatte sich ebenfalls intensiv an der Volksbildungsarbeit mit Rosenstock-Huessy beteiligt. Er hatte zahlreiche Studienreisen, unter anderem nach Norwegen, in die Türkei und in die USA, unternommen. Einsiedel lehnte aus einer christlich-sozialistischen Grundeinstellung heraus den Nationalsozialismus ab (er hatte wie Trotha bei dem religiösen Sozialisten Adolf Löwe studiert und war ab 1930 Mitglied der SPD) und wurde aus diesem Grund 1934 aus dem Staatsdienst im Statistischen Reichsamt gedrängt. In der späteren Tätigkeit im Kreisauer Kreis leitete Einsiedel, der eine staatliche Wirtschaftslenkung befürwortete, die Arbeitsgruppe für Wirtschaftsfragen. Er entging der Verhaftungswelle nach dem 20. Juli 1944 und starb 1947 im Sowjetischen Speziallager Sachsenhausen.
Hans Lukaschek
Hans Lukaschek (1885–1960) stammte aus einer katholischen Breslauer Familie, hatte eine christlich-humanistische Weltanschauung[9] und war befreundet mit van Husen, den er später auch in den Kreisauer Kreis einführte. Er studierte Rechtswissenschaft, wurde 1919 Landrat in Oberschlesien und im gleichen Jahr Leiter der deutschen Propaganda für die bevorstehende Abstimmung (vgl. dazu Teilung Oberschlesiens nach dem Ersten Weltkrieg) über die Zugehörigkeit Oberschlesiens zu Polen oder Deutschland. Nach der Teilung arbeitete der Zentrumspolitiker Lukaschek in der Gemischten Kommission für Oberschlesien mit. Als Oberpräsident der preußischen Provinz Oberschlesien förderte er ab 1929 die Minderheitenpolitik. Er engagierte sich für seine schlesische Heimat, die nach dem Ersten Weltkrieg durch die Teilung, den daraus resultierenden Flüchtlingsstrom und die rückständige Wirtschaft vor erheblichen Strukturproblemen stand. Den Nationalsozialismus lehnte er deutlich ab, nach vergeblicher Überredungsarbeit durch Göring wurde er im Mai 1933 aus seinem Amt gedrängt. Im Kreisauer Kreis beschäftigte er sich später mit Verfassungsfragen und hielt den Kontakt zur katholischen Kirche. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde er verhaftet und gefoltert. Aufgrund der Misshandlungen wurde er vom Volksgerichtshof freigesprochen. Nach 1945 gehörte Lukaschek zu den Mitbegründern der Thüringer CDU und war 1949 bis 1953 Bundesminister für Vertriebene.
Adolf Reichwein
Der Pädagoge Adolf Reichwein (1898–1944) aus Bad Ems schloss sich in seiner Jugendzeit der Wandervogel-Bewegung an. Nach einem Notabitur 1916 meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst. Er kam an die Westfront, wo er 1917 in der Panzerschlacht von Cambrai verwundet wurde. Als Republikaner und Sozialist begrüßte er die Revolution von 1918. Während seines Studiums der Geschichte, der Volkswirtschaft und der Philosophie kam er mit der neokantianistischen Lehre in Kontakt, er wurde unter anderem von Scheler, Natorp und Wolters beeinflusst. Des Weiteren stand er mit dem George-Kreis in Kontakt. Reichwein schrieb für die Sozialistischen Monatshefte, beschäftigte sich mit dem Kommunismus und der Religion und trat für die Überwindung der Klassenschranken ein. Er rechnete sich selbst der Strömung des religiösen Sozialismus zu.[10] Ende der 1920er Jahre reiste er durch die USA, Japan und China. Nach seiner Rückkehr 1928 wurde er Referent und persönlicher Vertrauter des preußischen Kulturministers Becker, im Zuge dieser Tätigkeit engagierte er sich bei der Löwenberger Arbeitsgemeinschaft, wo er einige der späteren Kreisauer kennenlernte. Reichwein trat der SPD bei und nahm eine Professur in Halle an. Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler musste er diesen Posten aus politischen Gründen aufgeben und wurde Dorfschullehrer in Tiefensee. Für den Kreisauer Kreis vermittelte er die Kontakte zu Mierendorff und Haubach. Nach seiner Fühlungnahme mit kommunistischen Widerstandsgruppen wurde er 1944 verhaftet, zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Carlo Mierendorff
Entscheidenden Einfluss auf die Kreisauer Tätigkeit übte der Arbeiterführer Carlo Mierendorff (1897–1943) aus Großenhain aus. Er war Weltkriegsteilnehmer, von Kaiser Wilhelm persönlich ausgezeichnet, und hatte 1918 bis 1922 Philosophie und Volkswirtschaft studiert. Schon während des Krieges hatte er sich publizistisch betätigt, und seit 1920 war er SPD-Mitglied. Mierendorff war einer der erbittertsten Gegner des Nationalsozialismus[11] und ein fähiger Agitator. Er erkannte früh den psychologischen Effekt von Identifikationssymbolen und Massenmedien. Rhetorisch und in der Wahl der Mittel war Mierendorff dem NSDAP-Chefpropagandisten Goebbels gewachsen, dem er im Reichstag mit den Worten „Bleiben Sie in dem Lokal, Herr Goebbels, wenn Sie den Mut haben, einem Frontkämpfer ins Auge zu sehn!“[12] entgegentrat. Nicht zuletzt wegen der Veröffentlichung der Boxheimer Dokumente zog er sich den Hass der Nationalsozialisten zu, die ihn nach der Machtübernahme sofort in „Schutzhaft“ nehmen ließen. Die Jahre von 1933 bis 1938 verbrachte er in den Konzentrationslagern Osthofen, Börgermoor, Buchenwald und Lichtenburg. Nach seiner Entlassung durfte er nicht unter seinem richtigen Namen leben und musste in einem SS-Betrieb arbeiten. Ungeachtet dessen gelang es ihm, frühere Kontakte zu reaktivieren. Über Reichwein kam er zum Kreisauer Kreis, wo er zu Moltke ein persönliches Verhältnis entwickelte. Der Tod Mierendorffs bei einem Bombenangriff auf Leipzig 1943 war für die Arbeit des Kreises ein schwerer Schlag.
Theodor Haubach
Ein enger Freund Mierendorffs war Theodor Haubach (1896–1945) aus Darmstadt. Er war ebenfalls hoch dekorierter Soldat im Ersten Weltkrieg und Anhänger der Sozialdemokratie. Haubach studierte Philosophie und promovierte bei Jaspers. Er war ein begabter Redner, jedoch weit weniger impulsiv als sein Freund Mierendorff. Ab 1927 war er Abgeordneter in der Hamburger Bürgerschaft; ähnlich wie Julius Leber war er beim Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold seit dessen Gründung engagiert. Ab 1930 arbeitete er als Pressereferent in der preußischen Regierung mit und etwa zur selben Zeit engagierte er sich bei den „Neuen Blättern für den Sozialismus“, einem Organ des religiösen Sozialismus um Paul Tillich. Nach der „Machtergreifung“ war er kurz inhaftiert, und von 1934 bis 1936 wurde er im KZ Esterwegen eingesperrt. Nach dem 20. Juli 1944 wurde Haubach verhaftet, von Freisler zum Tode verurteilt und am 23. Januar 1945 hingerichtet.
Augustin Rösch
Pater Augustin Rösch (1893–1961) war seit 1935 Provinzial der Oberdeutschen Provinz des Jesuitenordens. Von Gerstenmaier wurde er als stärkster Mann des deutschen Katholizismus bezeichnet.[13] Er setzte sich bei der Gestapo beständig für verfolgte Ordensbrüder und die Einhaltung kirchlicher Rechte (vgl. Reichskonkordat) ein. Im Kreisauer Kreis hielt Rösch die Verbindung zum katholischen Widerstand und prägte die Ausarbeitungen zu konfessionellen und kulturellen Themen mit. Nach dem 20. Juli 1944 wurde er verhaftet und gefoltert, jedoch kurz vor der Eroberung Berlins durch die Rote Armee freigelassen. Nach dem Krieg war er bis 1961 Landesdirektor der bayerischen Caritas.
Alfred Delp
Einer der geistig führenden Köpfe[14] war der Jesuitenpater Alfred Delp (1907–1945), der von Rösch als Vertreter des Katholizismus in den Kreisauer Kreis eingeführt wurde. Er war in einer gemischt-konfessionellen Familie aufgewachsen, schloss sich jedoch dem Jesuitenorden an, um aus bürgerlichen Beschränkungen auszubrechen und sein Leben bewusst in den Dienst der Nächstenliebe zu stellen.[15] Delp setzte sich in seiner Studienzeit (Philosophie und Theologie) mit dem Existenzialismus auseinander und schrieb ein Buch über Heidegger.[16] Später arbeitete er bei der angesehenen katholischen Zeitschrift „Stimmen der Zeit“ als Redakteur. Nach deren Verbot wurde er 1941 Gemeindepfarrer in München-Bogenhausen, um dem Wehrdienst zu entgehen. Im Kreisauer Kreis war er überaus aktiv, neben vielen kleineren Treffen nahm er auch an allen drei großen Tagungen teil. Nach dem 20. Juli 1944 wurde er verhaftet, zum Tode verurteilt und am 2. Februar 1945 hingerichtet.
Lothar König
Als Rösch zum Kreisauer Kreis kam, brachte er seinen Sekretär und Bevollmächtigten Lothar König (1906–1946) mit. Dieser stammte aus Stuttgart und war in seiner Jugend in der bündischen Jugendgruppe Neudeutschland aktiv. Er studierte Philosophie und Naturwissenschaften, später lehrte er in Pullach Kosmologie. Während des Kirchenkampfes widmete er sich der Verteidigung seines Ordens; es gelang ihm beispielsweise, die Pullacher Ordenshochschule dem Zugriff der Gestapo zu entziehen. Im Kreisauer Kreis war er meist als Kurier und Verbindungsmann zu verschiedenen Bischöfen unterwegs. Nach dem 20. Juli 1944 sollte er verhaftet werden, ihm gelang aber im letzten Moment die Flucht. Während er sich versteckt hielt, erkrankte er schwer; da er sich im Untergrund befand, konnte er nicht die nötige ärztliche Hilfe erhalten. An den Folgen der Krankheit verstarb er 1946.
Kategorisierung
Nach den dargestellten Lebensläufen können die Mitglieder des Kreisauer Kreises ungefähr wie folgt kategorisiert werden:[17]
Die Gruppe der Adeligen: Moltke, Yorck, Haeften, Trott, Einsiedel, (Gablentz)
Die sozialistische Gruppe: Reichwein, Mierendorff, Leber, Haubach
Die protestantische Gruppe: Poelchau, Gerstenmaier, Steltzer
Die katholische Gruppe: Delp, Rösch, König, Lukaschek, van Husen, Peters
Es handelt sich hierbei nur um eine sehr grobe Kategorisierung. Während die katholische Gruppe weltanschaulich noch die am besten abgrenzbare Gruppe darstellt, ist der Zusammenhalt durch das Prädikat „Adel“ nur sehr lose. Die große Mehrheit der Kreisauer waren beispielsweise evangelische Christen, einige Adelige wie Einsiedel standen der SPD nahe. Die dargestellte „Lagerbildung“ eignet sich jedoch zur Verdeutlichung der Tatsache, dass sich im Kreisauer Kreis verschiedene und teils gegensätzliche Gesellschaftsschichten vereinigten.
Geschichte
Der Kreisauer Kreis bildete sich Anfang 1940, als Moltke und Yorck, die beide bereits vorher in oppositionell eingestellten Gruppen wirkten, sich zu einer gemeinsamen Arbeit zusammenfanden. Beide kannten sich bereits vorher – beide Familien waren in Niederschlesien ansässig und Yorcks Schwester Davida Yorck von Wartenburg, genannt „Davy“, war mit Moltkes Vetter Hans-Adolf von Moltke, dem deutschen Botschafter in Polen, verheiratet – es bestand aber kein engerer Kontakt. Nachdem Moltke und Yorck zusammenarbeiteten, wurden systematisch vertrauenswürdige Personen hinzugezogen. Diese wurde entsprechend ihrer Fachgebiete in Arbeitsgruppen aufgeteilt und sollten Entwürfe für die Neuordnung ausarbeiten. Auf drei großen Tagungen auf Moltkes Gut Kreisau wurden die Vorarbeiten zusammengefasst und als Grundsatzerklärungen, die die Pläne des Kreises widerspiegelten, schriftlich festgehalten. Von diesen Schriften wurden nur sehr wenige Kopien angefertigt, seine Exemplare ließ Moltke von seiner Frau in Kreisau verwahren. Im Januar 1944 wurde Moltke von der Gestapo verhaftet, da er einen Freund vor dessen bevorstehender Verhaftung gewarnt hatte. Die Festnahme hatte also keinen Bezug zur Arbeit im Kreisauer Kreis. Trotzdem löste sich dieser de facto auf, nachdem die Führungsperson ausgefallen war.
Vorgeschichte
Wie bereits erwähnt, waren sowohl Moltke als auch Yorck in oppositionellen Kreisen tätig, bevor sie im Kreisauer Kreis zusammenarbeiteten. Der niederländische Historiker Ger van Roon unterscheidet eine soziologisch-wirtschaftlich interessierte Gruppe um Moltke und eine verwaltungstechnisch interessierte um Yorck.[18]
Moltke verkehrte nach 1933 gelegentlich im so genannten Schifferkreis, in dem sich dem bürgerlichen Spektrum zuzurechnende Personen um den ehemaligen Minister Eugen Schiffer zu Gesprächsrunden trafen. Außerdem hielt er Kontakt zu einigen Freunden aus der Zeit der Löwenberger Arbeitsgemeinschaft, über die noch zu sprechen sein wird. Hier sind zunächst Carl Dietrich von Trotha und Horst von Einsiedel zu nennen.
Während der Sudetenkrise knüpfte Moltke einen engeren Kontakt zum ehemaligen schlesischen Landrat Hans Lukaschek, den er bereits aus der Zeit der Löwenberger Arbeitsgemeinschaft kannte. Mit Lukaschek erörterte Moltke die aktuelle politische Lage, nämlich Hitlers Kriegspläne gegen die Tschechoslowakei und die als Reaktion darauf entwickelten Staatsstreich-Pläne von Beck, Halder und Goerdeler.[19] Nachdem die unmittelbare Kriegsgefahr durch die englischen Appeasement-Politik während der Münchner Konferenz beseitigt worden war, waren die Überlegungen der Opposition obsolet geworden.
Im Jahr 1939 stießen über Einsiedel Otto Heinrich von der Gablentz und über Adolf Reichwein, Carlo Mierendorff und Theodor Haubach zu Moltkes Gruppe. Über den Rechtsanwalt Eduard Waetjen kamen Kontakte zu Karl Blessing und Ernst von Siemens zustande. Damit waren in Moltkes Gruppe Vertreter der Arbeitgeber, Arbeitnehmer und der Wirtschaftsverwaltung versammelt.
Die Gruppe um Yorck, aufgrund ihrer Mitglieder „Grafengruppe“ genannt[20], konstituierte sich 1938 kurz nach den organisierten Pogromen gegen die Juden. Zu den Mitgliedern zählten Fritz von der Schulenburg, der später auch zum weitläufigeren Kreisauer Kreis gehörte, Nikolaus Graf Uexküll, Mitarbeiter beim Reichspreiskommissar, der Industrielle Caesar von Hofacker, der Legationsrat Albrecht von Kessel und andere. Die Teilnehmer, die sich meist in Yorcks Wohnung im Berliner Villenviertel Lichterfelde-West trafen, erörterten vor allem Verfassungsprobleme. Dienstlich und über seine Familie pflegte Yorck auch eine Reihe andere Kontakte, zum Beispiel zu Hermann Abs, Günter Schmölders und zum Freiburger Kreis. Unter dem Eindruck der Sudetenkrise und der „Zerschlagung der Rest-Tschechei“ verdichtete sich auch in Yorcks Gruppe die oppositionelle Haltung zu der Einsicht, dass eine politische Veränderung notwendig sei.
Formierung des Kreisauer Kreises
Anfang 1940 verfestigte sich der Kontakt zwischen Yorck und Moltke. Am 4. Juni 1940 trafen sich die beiden mit Schulenburg bei Yorcks. Im Anschluss an dieses Treffen begann ein Briefwechsel zwischen Moltke und Yorck, in dem sie ihre beiderseitigen Standpunkte klärten und zu einer gemeinsamen Zusammenarbeit fanden. Der Beginn dieses Austauschs stand unter dem Eindruck des deutschen Sieges in Frankreich, als das nationalsozialistische Deutschland den Zenit seiner Macht fast erreicht hatte. Unbeirrt davon war Moltke der Überzeugung, dass der militärische Erfolg und die Ausdehnung des Deutschen Reiches nur zur Überdehnung der Ressourcen und damit zum beschleunigten Zusammenbruch führen müsse.[21] Entsprechend eröffnete er die Korrespondenz mit den Worten:
„[…] nun, da wir damit rechnen müssen einen Triumph des Bösen zu erleben, und während wir gerüstet waren, alles Leid und Unglück auf uns zu nehmen, statt dessen im Begriffe sind, einen viel schlimmeren Sumpf von äußerem Glück, Wohlbehagen und Wohlstand durchwaten zu müssen, ist es wichtiger als je, sich über die Grundlagen einer positiven Staatslehre klar zu werden.[22]“
Über die Ursache der französischen Niederlage stimmten beide überein,[23] Yorck beurteilte das Ergebnis aber anders:
„[…] ich fand europäische Bereitschaft auf dem Boden der vollzogenen Tatsachen […] Selbst wenn – wie ich hoffe – wir zur Zeit den pathetischen Abschluß einer Epoche erleben, muß auf die Keime geachtet werden, die das neue Leben aus den Ruinen treiben soll.[24]“
Wie im Schreiben von Moltke bereits anklingt, setzten sich die beiden in ihrem Briefwechsel, der durch mehrere Treffen ergänzt wurde, mit dem Staatsrecht, dem Verhältnis des Staates zum Individuum und dem Verhältnis des Staates zur Religion auseinander. Das Grundthema fasste Moltke wie folgt zusammen: „Welches ist die Manifestation der Gerechtigkeit im Staate!“[25]
Am gleichen Tag, an dem Moltke seinen ersten Brief an Yorck verfasste, schrieb er einen weiteren an Einsiedel, in dem er an die Themen anknüpfte, die beide in Moltkes Wirtschaftskreis besprochen hatten. Analog zum Schreiben an Yorck fixierte Moltke die mit Einsiedel zu erörternde Frage: „Welches ist die Manifestation der Gerechtigkeit in der Wirtschaft?“[26]
Mittels der Briefwechsel taxierte Moltke die Möglichkeiten, beide Gruppen auf einer gemeinsamen Grundlage zusammenzuführen. Das Ergebnis war eine im August 1940 stattfindende erste Tagung in Kreisau, die wohl als Kristallisationspunkt des Kreisauer Kreises gelten kann. Moltke, Yorck, Einsiedel und Waetjen besprachen Fragen der Erziehung, das Versagen der Lehrkörper vor der nationalsozialistischen Einflussnahme und die Gestaltung der Erziehung nach Hitler. Nach diesem Wochenende setzten Yorck und Moltke ihren Austausch fort. Letzterer befasste sich eingehend mit verschiedenen philosophischen Lehren, seine Lektüre bestand in dieser Zeit aus Werken von Kant, Voltaire, Spinoza, des Freiherrn vom Stein und anderen, von denen ihn offenbar besonders Spinozas Tractatus theologico-politicus beeinflusste.[27] Als Folge des Gedankenaustauschs mit seinen Freunden und seiner eigenen Studien verfasste Moltke am 20. Oktober 1940 die Denkschrift „Über die Grundlagen der Staatslehre“.[28] Auf die Inhalte dieses Arbeitspapiers wird im Abschnitt über die Pläne des Kreisauer Kreises noch genauer eingegangen, es sei jedoch bereits vorweggenommen, dass Moltke sich nicht nur mit praktischen Formen der Staatsorganisation auseinandersetzen wollte, sondern sich grundlegend über eine vom Wohl des Einzelnen ausgehende Verwaltungsorganisation Gedanken machte:[29]
„Als erstes muss man sich darüber klar werden, welches der Inhalt des Staates sei, wovon der Staat lebe, wodurch sich ein Staat von einer großen organisierten Bande unterscheide. […] Daher stellt sich die Frage der Organisation erst, wenn man sich über den Inhalt klar ist […][30]“
Den Inhalt dieser Schrift besprach Moltke mit Yorck, der durchaus andere Auffassungen vertrat. Es gelang den beiden jedoch, sich über die wesentlichen Punkte zu einigen, so dass Moltke Mitte November 1940 schrieb:
„Wenn ich diese 3 Punkte betrachte, so sehe ich nicht, wo ein ernster sachlicher Unterschied zwischen uns bestehen sollte.[31]“
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kreisauer_Kreis
Der Kreis, dessen Führungspersönlichkeiten Helmuth James Graf von Moltke und Peter Graf Yorck von Wartenburg waren, bildete sich im Jahr 1940. Freya von Moltke organisierte mit Gleichgesinnten drei Zusammenkünfte im Mai 1942, Oktober 1942 und Juni 1943 mit dem Ziel, Gesellschaftsentwürfe für eine Nachkriegszeit zu erstellen. Nach der Verhaftung Moltkes Anfang 1944 löste sich der Kreisauer Kreis de facto auf, einige Kreisauer schlossen sich der Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg an. Nach dessen Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 gelang es der Gestapo, die Arbeit des Kreises aufzudecken. Sie nannte die Widerstandsgruppe nach Moltkes Gut Kreisau in Schlesien „Kreisauer Kreis“ – vermutlich wurde der Begriff von Theodor Haubach während seiner Vernehmungen benutzt[1] – und prägte damit den Namen, der später Eingang in die Geschichtsschreibung fand.
Aufbau und Absichten
Der Kreisauer Kreis bestand aus einem „inneren Kreis“ von etwa 20 Personen und ungefähr genauso vielen Mitwissern und Sympathisanten, welche – und dieser Aspekt hebt den Kreisauer Kreis von anderen antinationalsozialistischen Widerstandsgruppen ab – aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten stammten. Persönlichkeiten aus dem Bürgertum, dem Adel, der Arbeiterbewegung, dem Katholizismus und dem Protestantismus arbeiteten in diesem Kreis zusammen.
Die Kreisauer Pläne zur Neuordnung gingen weit über eine bloße Restauration vergangener Zustände – also der Weimarer Republik oder der Monarchie – wie sie beispielsweise von der Goerdeler-Gruppe angestrebt wurde, hinaus. Auf der Basis der Auffassung, die nationalsozialistische Gewaltherrschaft sei der Kulminationspunkt einer geschichtlichen Entwicklung weg vom christlichen Universalismus des Mittelalters hin zum säkularisierten, absoluten Staat, strebten die Kreisauer eine grundlegende geistige, gesellschaftliche und politische Reform an, die den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt aller Betrachtungen stellt. Vom Individuum ausgehend, wollten die Kreisauer eine Gesellschaftsordnung schaffen, die den Einzelnen zu Selbstbestimmung und Übernahme (politischer) Verantwortung befähigen sollte. Die sozialpolitische Komponente der Kreisauer Pläne war stark sozialistisch geprägt, außenpolitisch strebten sie eine gesamteuropäische Integration an. Für Hans Mommsen stellte das Kreisauer Programm einen „[…] umfassenden Zukunftsentwurf dar, dessen Kühnheit und innere Stringenz von anderen politischen Reformkonzepten des deutschen Widerstandes gegen Hitler nicht übertroffen worden ist.“[2]
Die wichtigsten Mitglieder des Kreises
Der Kreisauer Kreis war keine strikt abgrenzbare Organisation. Seine Mitglieder trafen sich in der Regel in kleineren Gruppen, um einzelne Aspekte der angestrebten Neuordnung zu erörtern. Aus Sicherheitsgründen kannten sich diese Zellen untereinander häufig nicht, lediglich Moltke und Yorck hatten einen Gesamtüberblick über alle Arbeiten. Dazu kommt, dass die Mitglieder des engeren Kreises um die beiden Leitfiguren ihrerseits ihnen bekannte Experten zu Rate zogen, die mit dem Kreisauer Kreis sonst nichts zu tun hatten. Nachfolgend sollen die Lebensbilder der wichtigsten Kreisauer[3] kurz umrissen werden, um ihre Herkunft, Sozialisation und Weltanschauung verständlich zu machen.
Helmuth James Graf von Moltke
Moltke (1907–1945) hatte eine liberale Erziehung genossen. Seine Eltern waren beide Anhänger der Christian Science. Durch seine Mutter Dorothy, die die Tochter des ehemaligen Obersten Richters der Südafrikanischen Union James Rose Innes war, fühlte er sich zeitlebens dem britischen Empire verbunden. Er hatte Rechtswissenschaften studiert und sich in England zum Barrister ausbilden lassen. Sein ausgeprägtes soziales Interesse hatte ihm den Spitznamen „der Rote Graf“[4] eingebracht. Nach der „Machtergreifung“ Hitlers half er als Anwalt in Berlin den vom NS-Regime Verfolgten. Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er in den Kriegsverwaltungsrat der Abwehr einberufen, wo er sich als Sachverständiger für Kriegs- und Völkerrecht für die Einhaltung des Völkerrechts und die humane Behandlung von Gefangenen einsetzte.
Peter Graf Yorck von Wartenburg
Peter Yorck (1904–1944), dessen Familie wie die der Moltkes bedeutende Persönlichkeiten im preußischen Staat hervorgebracht hatte, wurde im christlich-humanistischen Geist erzogen. Wie Moltke hatte er Rechtswissenschaften studiert und entwickelte ein starkes politisches und soziales Verantwortungsgefühl auf Basis einer konservativen Grundeinstellung.[5] Nachdem er dem Nationalsozialismus zunächst aufgeschlossen gegenüberstand – im Gegensatz zu Moltke hatte er sich mit der Weimarer Republik nie identifizieren können – ließ ihn die Gewaltpolitik und die zunehmende Rechtlosigkeit im „Führerstaat“ zu einem entschiedenen Gegner desselben werden. Da er sich weigerte, der NSDAP beizutreten, wurde er auf seinem Posten im Reichswirtschaftsministerium nicht mehr befördert. Yorck, der als Leutnant der Reserve am Polenfeldzug teilgenommen hatte, empörte sich aus einer aristokratischen Grundhaltung heraus über das rohe Auftreten der neuen deutschen Führungsschichten. Hitler nannte er einmal einen „deutschen Dschingiskhan“.[6]
Carl Dietrich von Trotha
Carl Dietrich von Trotha (1907–1952) war ein Vetter Moltkes und ebenfalls in Kreisau aufgewachsen.[7] Er hatte ebenfalls Jura und zusätzlich Wirtschaftswissenschaften studiert und war wie Yorck im Reichswirtschaftsministerium tätig. Seine Persönlichkeit wurde vor allem durch die Jugendbewegung und die Arbeit in der Volksbildung mit Eugen Rosenstock-Huessy geprägt. Im Kreisauer Kreis arbeitete er mit Einsiedel in der Arbeitsgruppe Wirtschaft, die sich häufig in Trothas Wohnung traf. Nach dem 20. Juli 1944 blieb Trotha unentdeckt. Ab 1948 lehrte er an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin.
Während eines USA-Aufenthaltes starb er 1952 bei einem Badeunfall.[8]
Horst von Einsiedel
Horst von Einsiedel (1905–1947) war der Sohn eines Dresdner Arztehepaares. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaften und hatte sich ebenfalls intensiv an der Volksbildungsarbeit mit Rosenstock-Huessy beteiligt. Er hatte zahlreiche Studienreisen, unter anderem nach Norwegen, in die Türkei und in die USA, unternommen. Einsiedel lehnte aus einer christlich-sozialistischen Grundeinstellung heraus den Nationalsozialismus ab (er hatte wie Trotha bei dem religiösen Sozialisten Adolf Löwe studiert und war ab 1930 Mitglied der SPD) und wurde aus diesem Grund 1934 aus dem Staatsdienst im Statistischen Reichsamt gedrängt. In der späteren Tätigkeit im Kreisauer Kreis leitete Einsiedel, der eine staatliche Wirtschaftslenkung befürwortete, die Arbeitsgruppe für Wirtschaftsfragen. Er entging der Verhaftungswelle nach dem 20. Juli 1944 und starb 1947 im Sowjetischen Speziallager Sachsenhausen.
Hans Lukaschek
Hans Lukaschek (1885–1960) stammte aus einer katholischen Breslauer Familie, hatte eine christlich-humanistische Weltanschauung[9] und war befreundet mit van Husen, den er später auch in den Kreisauer Kreis einführte. Er studierte Rechtswissenschaft, wurde 1919 Landrat in Oberschlesien und im gleichen Jahr Leiter der deutschen Propaganda für die bevorstehende Abstimmung (vgl. dazu Teilung Oberschlesiens nach dem Ersten Weltkrieg) über die Zugehörigkeit Oberschlesiens zu Polen oder Deutschland. Nach der Teilung arbeitete der Zentrumspolitiker Lukaschek in der Gemischten Kommission für Oberschlesien mit. Als Oberpräsident der preußischen Provinz Oberschlesien förderte er ab 1929 die Minderheitenpolitik. Er engagierte sich für seine schlesische Heimat, die nach dem Ersten Weltkrieg durch die Teilung, den daraus resultierenden Flüchtlingsstrom und die rückständige Wirtschaft vor erheblichen Strukturproblemen stand. Den Nationalsozialismus lehnte er deutlich ab, nach vergeblicher Überredungsarbeit durch Göring wurde er im Mai 1933 aus seinem Amt gedrängt. Im Kreisauer Kreis beschäftigte er sich später mit Verfassungsfragen und hielt den Kontakt zur katholischen Kirche. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde er verhaftet und gefoltert. Aufgrund der Misshandlungen wurde er vom Volksgerichtshof freigesprochen. Nach 1945 gehörte Lukaschek zu den Mitbegründern der Thüringer CDU und war 1949 bis 1953 Bundesminister für Vertriebene.
Adolf Reichwein
Der Pädagoge Adolf Reichwein (1898–1944) aus Bad Ems schloss sich in seiner Jugendzeit der Wandervogel-Bewegung an. Nach einem Notabitur 1916 meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst. Er kam an die Westfront, wo er 1917 in der Panzerschlacht von Cambrai verwundet wurde. Als Republikaner und Sozialist begrüßte er die Revolution von 1918. Während seines Studiums der Geschichte, der Volkswirtschaft und der Philosophie kam er mit der neokantianistischen Lehre in Kontakt, er wurde unter anderem von Scheler, Natorp und Wolters beeinflusst. Des Weiteren stand er mit dem George-Kreis in Kontakt. Reichwein schrieb für die Sozialistischen Monatshefte, beschäftigte sich mit dem Kommunismus und der Religion und trat für die Überwindung der Klassenschranken ein. Er rechnete sich selbst der Strömung des religiösen Sozialismus zu.[10] Ende der 1920er Jahre reiste er durch die USA, Japan und China. Nach seiner Rückkehr 1928 wurde er Referent und persönlicher Vertrauter des preußischen Kulturministers Becker, im Zuge dieser Tätigkeit engagierte er sich bei der Löwenberger Arbeitsgemeinschaft, wo er einige der späteren Kreisauer kennenlernte. Reichwein trat der SPD bei und nahm eine Professur in Halle an. Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler musste er diesen Posten aus politischen Gründen aufgeben und wurde Dorfschullehrer in Tiefensee. Für den Kreisauer Kreis vermittelte er die Kontakte zu Mierendorff und Haubach. Nach seiner Fühlungnahme mit kommunistischen Widerstandsgruppen wurde er 1944 verhaftet, zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Carlo Mierendorff
Entscheidenden Einfluss auf die Kreisauer Tätigkeit übte der Arbeiterführer Carlo Mierendorff (1897–1943) aus Großenhain aus. Er war Weltkriegsteilnehmer, von Kaiser Wilhelm persönlich ausgezeichnet, und hatte 1918 bis 1922 Philosophie und Volkswirtschaft studiert. Schon während des Krieges hatte er sich publizistisch betätigt, und seit 1920 war er SPD-Mitglied. Mierendorff war einer der erbittertsten Gegner des Nationalsozialismus[11] und ein fähiger Agitator. Er erkannte früh den psychologischen Effekt von Identifikationssymbolen und Massenmedien. Rhetorisch und in der Wahl der Mittel war Mierendorff dem NSDAP-Chefpropagandisten Goebbels gewachsen, dem er im Reichstag mit den Worten „Bleiben Sie in dem Lokal, Herr Goebbels, wenn Sie den Mut haben, einem Frontkämpfer ins Auge zu sehn!“[12] entgegentrat. Nicht zuletzt wegen der Veröffentlichung der Boxheimer Dokumente zog er sich den Hass der Nationalsozialisten zu, die ihn nach der Machtübernahme sofort in „Schutzhaft“ nehmen ließen. Die Jahre von 1933 bis 1938 verbrachte er in den Konzentrationslagern Osthofen, Börgermoor, Buchenwald und Lichtenburg. Nach seiner Entlassung durfte er nicht unter seinem richtigen Namen leben und musste in einem SS-Betrieb arbeiten. Ungeachtet dessen gelang es ihm, frühere Kontakte zu reaktivieren. Über Reichwein kam er zum Kreisauer Kreis, wo er zu Moltke ein persönliches Verhältnis entwickelte. Der Tod Mierendorffs bei einem Bombenangriff auf Leipzig 1943 war für die Arbeit des Kreises ein schwerer Schlag.
Theodor Haubach
Ein enger Freund Mierendorffs war Theodor Haubach (1896–1945) aus Darmstadt. Er war ebenfalls hoch dekorierter Soldat im Ersten Weltkrieg und Anhänger der Sozialdemokratie. Haubach studierte Philosophie und promovierte bei Jaspers. Er war ein begabter Redner, jedoch weit weniger impulsiv als sein Freund Mierendorff. Ab 1927 war er Abgeordneter in der Hamburger Bürgerschaft; ähnlich wie Julius Leber war er beim Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold seit dessen Gründung engagiert. Ab 1930 arbeitete er als Pressereferent in der preußischen Regierung mit und etwa zur selben Zeit engagierte er sich bei den „Neuen Blättern für den Sozialismus“, einem Organ des religiösen Sozialismus um Paul Tillich. Nach der „Machtergreifung“ war er kurz inhaftiert, und von 1934 bis 1936 wurde er im KZ Esterwegen eingesperrt. Nach dem 20. Juli 1944 wurde Haubach verhaftet, von Freisler zum Tode verurteilt und am 23. Januar 1945 hingerichtet.
Augustin Rösch
Pater Augustin Rösch (1893–1961) war seit 1935 Provinzial der Oberdeutschen Provinz des Jesuitenordens. Von Gerstenmaier wurde er als stärkster Mann des deutschen Katholizismus bezeichnet.[13] Er setzte sich bei der Gestapo beständig für verfolgte Ordensbrüder und die Einhaltung kirchlicher Rechte (vgl. Reichskonkordat) ein. Im Kreisauer Kreis hielt Rösch die Verbindung zum katholischen Widerstand und prägte die Ausarbeitungen zu konfessionellen und kulturellen Themen mit. Nach dem 20. Juli 1944 wurde er verhaftet und gefoltert, jedoch kurz vor der Eroberung Berlins durch die Rote Armee freigelassen. Nach dem Krieg war er bis 1961 Landesdirektor der bayerischen Caritas.
Alfred Delp
Einer der geistig führenden Köpfe[14] war der Jesuitenpater Alfred Delp (1907–1945), der von Rösch als Vertreter des Katholizismus in den Kreisauer Kreis eingeführt wurde. Er war in einer gemischt-konfessionellen Familie aufgewachsen, schloss sich jedoch dem Jesuitenorden an, um aus bürgerlichen Beschränkungen auszubrechen und sein Leben bewusst in den Dienst der Nächstenliebe zu stellen.[15] Delp setzte sich in seiner Studienzeit (Philosophie und Theologie) mit dem Existenzialismus auseinander und schrieb ein Buch über Heidegger.[16] Später arbeitete er bei der angesehenen katholischen Zeitschrift „Stimmen der Zeit“ als Redakteur. Nach deren Verbot wurde er 1941 Gemeindepfarrer in München-Bogenhausen, um dem Wehrdienst zu entgehen. Im Kreisauer Kreis war er überaus aktiv, neben vielen kleineren Treffen nahm er auch an allen drei großen Tagungen teil. Nach dem 20. Juli 1944 wurde er verhaftet, zum Tode verurteilt und am 2. Februar 1945 hingerichtet.
Lothar König
Als Rösch zum Kreisauer Kreis kam, brachte er seinen Sekretär und Bevollmächtigten Lothar König (1906–1946) mit. Dieser stammte aus Stuttgart und war in seiner Jugend in der bündischen Jugendgruppe Neudeutschland aktiv. Er studierte Philosophie und Naturwissenschaften, später lehrte er in Pullach Kosmologie. Während des Kirchenkampfes widmete er sich der Verteidigung seines Ordens; es gelang ihm beispielsweise, die Pullacher Ordenshochschule dem Zugriff der Gestapo zu entziehen. Im Kreisauer Kreis war er meist als Kurier und Verbindungsmann zu verschiedenen Bischöfen unterwegs. Nach dem 20. Juli 1944 sollte er verhaftet werden, ihm gelang aber im letzten Moment die Flucht. Während er sich versteckt hielt, erkrankte er schwer; da er sich im Untergrund befand, konnte er nicht die nötige ärztliche Hilfe erhalten. An den Folgen der Krankheit verstarb er 1946.
Kategorisierung
Nach den dargestellten Lebensläufen können die Mitglieder des Kreisauer Kreises ungefähr wie folgt kategorisiert werden:[17]
Die Gruppe der Adeligen: Moltke, Yorck, Haeften, Trott, Einsiedel, (Gablentz)
Die sozialistische Gruppe: Reichwein, Mierendorff, Leber, Haubach
Die protestantische Gruppe: Poelchau, Gerstenmaier, Steltzer
Die katholische Gruppe: Delp, Rösch, König, Lukaschek, van Husen, Peters
Es handelt sich hierbei nur um eine sehr grobe Kategorisierung. Während die katholische Gruppe weltanschaulich noch die am besten abgrenzbare Gruppe darstellt, ist der Zusammenhalt durch das Prädikat „Adel“ nur sehr lose. Die große Mehrheit der Kreisauer waren beispielsweise evangelische Christen, einige Adelige wie Einsiedel standen der SPD nahe. Die dargestellte „Lagerbildung“ eignet sich jedoch zur Verdeutlichung der Tatsache, dass sich im Kreisauer Kreis verschiedene und teils gegensätzliche Gesellschaftsschichten vereinigten.
Geschichte
Der Kreisauer Kreis bildete sich Anfang 1940, als Moltke und Yorck, die beide bereits vorher in oppositionell eingestellten Gruppen wirkten, sich zu einer gemeinsamen Arbeit zusammenfanden. Beide kannten sich bereits vorher – beide Familien waren in Niederschlesien ansässig und Yorcks Schwester Davida Yorck von Wartenburg, genannt „Davy“, war mit Moltkes Vetter Hans-Adolf von Moltke, dem deutschen Botschafter in Polen, verheiratet – es bestand aber kein engerer Kontakt. Nachdem Moltke und Yorck zusammenarbeiteten, wurden systematisch vertrauenswürdige Personen hinzugezogen. Diese wurde entsprechend ihrer Fachgebiete in Arbeitsgruppen aufgeteilt und sollten Entwürfe für die Neuordnung ausarbeiten. Auf drei großen Tagungen auf Moltkes Gut Kreisau wurden die Vorarbeiten zusammengefasst und als Grundsatzerklärungen, die die Pläne des Kreises widerspiegelten, schriftlich festgehalten. Von diesen Schriften wurden nur sehr wenige Kopien angefertigt, seine Exemplare ließ Moltke von seiner Frau in Kreisau verwahren. Im Januar 1944 wurde Moltke von der Gestapo verhaftet, da er einen Freund vor dessen bevorstehender Verhaftung gewarnt hatte. Die Festnahme hatte also keinen Bezug zur Arbeit im Kreisauer Kreis. Trotzdem löste sich dieser de facto auf, nachdem die Führungsperson ausgefallen war.
Vorgeschichte
Wie bereits erwähnt, waren sowohl Moltke als auch Yorck in oppositionellen Kreisen tätig, bevor sie im Kreisauer Kreis zusammenarbeiteten. Der niederländische Historiker Ger van Roon unterscheidet eine soziologisch-wirtschaftlich interessierte Gruppe um Moltke und eine verwaltungstechnisch interessierte um Yorck.[18]
Moltke verkehrte nach 1933 gelegentlich im so genannten Schifferkreis, in dem sich dem bürgerlichen Spektrum zuzurechnende Personen um den ehemaligen Minister Eugen Schiffer zu Gesprächsrunden trafen. Außerdem hielt er Kontakt zu einigen Freunden aus der Zeit der Löwenberger Arbeitsgemeinschaft, über die noch zu sprechen sein wird. Hier sind zunächst Carl Dietrich von Trotha und Horst von Einsiedel zu nennen.
Während der Sudetenkrise knüpfte Moltke einen engeren Kontakt zum ehemaligen schlesischen Landrat Hans Lukaschek, den er bereits aus der Zeit der Löwenberger Arbeitsgemeinschaft kannte. Mit Lukaschek erörterte Moltke die aktuelle politische Lage, nämlich Hitlers Kriegspläne gegen die Tschechoslowakei und die als Reaktion darauf entwickelten Staatsstreich-Pläne von Beck, Halder und Goerdeler.[19] Nachdem die unmittelbare Kriegsgefahr durch die englischen Appeasement-Politik während der Münchner Konferenz beseitigt worden war, waren die Überlegungen der Opposition obsolet geworden.
Im Jahr 1939 stießen über Einsiedel Otto Heinrich von der Gablentz und über Adolf Reichwein, Carlo Mierendorff und Theodor Haubach zu Moltkes Gruppe. Über den Rechtsanwalt Eduard Waetjen kamen Kontakte zu Karl Blessing und Ernst von Siemens zustande. Damit waren in Moltkes Gruppe Vertreter der Arbeitgeber, Arbeitnehmer und der Wirtschaftsverwaltung versammelt.
Die Gruppe um Yorck, aufgrund ihrer Mitglieder „Grafengruppe“ genannt[20], konstituierte sich 1938 kurz nach den organisierten Pogromen gegen die Juden. Zu den Mitgliedern zählten Fritz von der Schulenburg, der später auch zum weitläufigeren Kreisauer Kreis gehörte, Nikolaus Graf Uexküll, Mitarbeiter beim Reichspreiskommissar, der Industrielle Caesar von Hofacker, der Legationsrat Albrecht von Kessel und andere. Die Teilnehmer, die sich meist in Yorcks Wohnung im Berliner Villenviertel Lichterfelde-West trafen, erörterten vor allem Verfassungsprobleme. Dienstlich und über seine Familie pflegte Yorck auch eine Reihe andere Kontakte, zum Beispiel zu Hermann Abs, Günter Schmölders und zum Freiburger Kreis. Unter dem Eindruck der Sudetenkrise und der „Zerschlagung der Rest-Tschechei“ verdichtete sich auch in Yorcks Gruppe die oppositionelle Haltung zu der Einsicht, dass eine politische Veränderung notwendig sei.
Formierung des Kreisauer Kreises
Anfang 1940 verfestigte sich der Kontakt zwischen Yorck und Moltke. Am 4. Juni 1940 trafen sich die beiden mit Schulenburg bei Yorcks. Im Anschluss an dieses Treffen begann ein Briefwechsel zwischen Moltke und Yorck, in dem sie ihre beiderseitigen Standpunkte klärten und zu einer gemeinsamen Zusammenarbeit fanden. Der Beginn dieses Austauschs stand unter dem Eindruck des deutschen Sieges in Frankreich, als das nationalsozialistische Deutschland den Zenit seiner Macht fast erreicht hatte. Unbeirrt davon war Moltke der Überzeugung, dass der militärische Erfolg und die Ausdehnung des Deutschen Reiches nur zur Überdehnung der Ressourcen und damit zum beschleunigten Zusammenbruch führen müsse.[21] Entsprechend eröffnete er die Korrespondenz mit den Worten:
„[…] nun, da wir damit rechnen müssen einen Triumph des Bösen zu erleben, und während wir gerüstet waren, alles Leid und Unglück auf uns zu nehmen, statt dessen im Begriffe sind, einen viel schlimmeren Sumpf von äußerem Glück, Wohlbehagen und Wohlstand durchwaten zu müssen, ist es wichtiger als je, sich über die Grundlagen einer positiven Staatslehre klar zu werden.[22]“
Über die Ursache der französischen Niederlage stimmten beide überein,[23] Yorck beurteilte das Ergebnis aber anders:
„[…] ich fand europäische Bereitschaft auf dem Boden der vollzogenen Tatsachen […] Selbst wenn – wie ich hoffe – wir zur Zeit den pathetischen Abschluß einer Epoche erleben, muß auf die Keime geachtet werden, die das neue Leben aus den Ruinen treiben soll.[24]“
Wie im Schreiben von Moltke bereits anklingt, setzten sich die beiden in ihrem Briefwechsel, der durch mehrere Treffen ergänzt wurde, mit dem Staatsrecht, dem Verhältnis des Staates zum Individuum und dem Verhältnis des Staates zur Religion auseinander. Das Grundthema fasste Moltke wie folgt zusammen: „Welches ist die Manifestation der Gerechtigkeit im Staate!“[25]
Am gleichen Tag, an dem Moltke seinen ersten Brief an Yorck verfasste, schrieb er einen weiteren an Einsiedel, in dem er an die Themen anknüpfte, die beide in Moltkes Wirtschaftskreis besprochen hatten. Analog zum Schreiben an Yorck fixierte Moltke die mit Einsiedel zu erörternde Frage: „Welches ist die Manifestation der Gerechtigkeit in der Wirtschaft?“[26]
Mittels der Briefwechsel taxierte Moltke die Möglichkeiten, beide Gruppen auf einer gemeinsamen Grundlage zusammenzuführen. Das Ergebnis war eine im August 1940 stattfindende erste Tagung in Kreisau, die wohl als Kristallisationspunkt des Kreisauer Kreises gelten kann. Moltke, Yorck, Einsiedel und Waetjen besprachen Fragen der Erziehung, das Versagen der Lehrkörper vor der nationalsozialistischen Einflussnahme und die Gestaltung der Erziehung nach Hitler. Nach diesem Wochenende setzten Yorck und Moltke ihren Austausch fort. Letzterer befasste sich eingehend mit verschiedenen philosophischen Lehren, seine Lektüre bestand in dieser Zeit aus Werken von Kant, Voltaire, Spinoza, des Freiherrn vom Stein und anderen, von denen ihn offenbar besonders Spinozas Tractatus theologico-politicus beeinflusste.[27] Als Folge des Gedankenaustauschs mit seinen Freunden und seiner eigenen Studien verfasste Moltke am 20. Oktober 1940 die Denkschrift „Über die Grundlagen der Staatslehre“.[28] Auf die Inhalte dieses Arbeitspapiers wird im Abschnitt über die Pläne des Kreisauer Kreises noch genauer eingegangen, es sei jedoch bereits vorweggenommen, dass Moltke sich nicht nur mit praktischen Formen der Staatsorganisation auseinandersetzen wollte, sondern sich grundlegend über eine vom Wohl des Einzelnen ausgehende Verwaltungsorganisation Gedanken machte:[29]
„Als erstes muss man sich darüber klar werden, welches der Inhalt des Staates sei, wovon der Staat lebe, wodurch sich ein Staat von einer großen organisierten Bande unterscheide. […] Daher stellt sich die Frage der Organisation erst, wenn man sich über den Inhalt klar ist […][30]“
Den Inhalt dieser Schrift besprach Moltke mit Yorck, der durchaus andere Auffassungen vertrat. Es gelang den beiden jedoch, sich über die wesentlichen Punkte zu einigen, so dass Moltke Mitte November 1940 schrieb:
„Wenn ich diese 3 Punkte betrachte, so sehe ich nicht, wo ein ernster sachlicher Unterschied zwischen uns bestehen sollte.[31]“
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kreisauer_Kreis
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