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Alfred Rosenberg

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Alfred Rosenberg Empty Alfred Rosenberg

Beitrag  Andy Mi Dez 07, 2016 11:52 pm

Alfred Ernst Rosenberg (russisch Альфред Вольдемарович Розенберг, Alfred Woldemarowitsch Rosenberg; * 31. Dezember 1892jul./ 12. Januar 1893greg.[1] in Reval; † 16. Oktober 1946 in Nürnberg) war zur Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus Politiker und führender Ideologe der NSDAP. Als Student war er 1917 Zeuge der Revolution in Moskau. Wie die russischen Rechtsextremen interpretierte er diese als Folge einer jüdisch-freimaurerischen Weltverschwörung. Mit dieser Vorstellung prägte er später maßgeblich die Ideologie der NSDAP. Ab 1920 trug Rosenberg mit zahlreichen rassenideologischen Schriften erheblich zur Verschärfung des Antisemitismus in Deutschland bei. Im Zweiten Weltkrieg unternahm er mit seinem Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) Beutezüge in ganz Europa, insbesondere zum Raub von Kulturgütern. Als Leiter des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete (RMfdbO) verfolgte er im Rahmen seiner Ostpolitik das Projekt der Germanisierung der besetzten Ostgebiete bei gleichzeitiger systematischer Vernichtung der Juden. Rosenberg wurde im Nürnberger Hauptprozess als Hauptschuldiger der NS-Kriegsverbrechen angeklagt, in allen vier Anklagepunkten für schuldig befunden, zum Tode verurteilt und hingerichtet.

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Alfred Rosenberg (1941), Foto: Hoffmann (Bundesarchiv)

Herkunft und Familie
Jugendliche Prägungen

Bis heute ist nicht sicher, ob der glühende Antisemit Rosenberg möglicherweise selbst jüdische Vorfahren hatte. Das Interesse an dieser Frage ist erstmals im Monat der Veröffentlichung seiner antisemitischen Schrift Der Mythus des 20. Jahrhunderts und seiner Wahl in den Reichstag im Oktober 1930 entstanden. In der Öffentlichkeit war damals die Rede davon, dass „kein Tropfen deutschen Blutes“ in seinen Adern fließe und sich unter seinen Vorfahren nur „Letten, Juden, Mongolen und Franzosen“ befunden hätten.[2] Verkündet haben soll diese Aussage etwa der Journalist Franz Szell[3] und am 15. September 1937 ebenso die Vatikan-Zeitung L’Osservatore Romano.[4] Nachgewiesen werden konnten jüdische Familienwurzeln allerdings bislang nicht. Allem Anschein nach wurden diesbezügliche Dokumente, die diese Frage mutmaßlich hätten klären können, während der deutschen Besatzungszeit in den Jahren 1941 bis 1945 vernichtet, nach Ansicht mancher Forscher gezielt.[5]

Die ersten Lebensjahre von Alfred Rosenberg, der in einer deutschbaltischen Großfamilie im Haus Poststraße 9 in der damals russischen Stadt Reval, der heutigen estnischen Hauptstadt Tallinn, aufwuchs,[6] waren durch mehrere Todesfälle mitgeprägt. Nur zwei Monate nach seiner Geburt starb seine Mutter Elfriede Caroline Siré (geb. 1868 in Sankt Petersburg) an Tuberkulose. Als Rosenberg elf Jahre alt war, starb 1904 nach langer Krankheit sein Vater Woldemar Wilhelm Rosenberg (geb. 1862), ein Kaufmann mit Wurzeln in Livland; 1905 dann seine Großmutter.[7] Zu seinen Pflegemüttern wurden zwei Schwestern seines Vaters, Cäcilie Rosalie (geb. 1860) und Lydia Henriette (geb. 1864), an die er sich später stets mit Dankbarkeit erinnerte.[7]

Kurz nach dieser Folge von Todesfällen in der Familie lernte er Hilda Leesmann kennen, die er 1915 heiratete. Ihre Familie galt als äußerst kultiviert, gebildet und unterhielt zahlreiche Beziehungen zur Sankt Petersburger Gesellschaft.[8] Vor allem über diese Verbindung, wie er später in seinem NS-Erinnerungsbuch andeutete,[9] begann Rosenberg in dieser Zeit, populäre Literatur zu lesen, so vor allem philosophische Bücher aus dem deutschen Idealismus, wie Herder und Fichte, der Weimarer Klassik (Goethe), Romane (Charles Dickens), Heldenmythen (Thomas Carlyle) und christlich geprägte Sozialliteratur (Ralph Waldo Emerson)[10] sowie wichtige Klassiker der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts.[11] Später, zwischen 1909 und 1912, kamen noch natur- (Arthur Schopenhauer) und lebensphilosophische Schriften von Nietzsche[12] sowie rassenideologisch-christlich verklärte Bücher von Chamberlain hinzu, wobei Rosenberg besonders von Chamberlains Schriften über Goethe und Kant angetan war, wie Alfred Baeumler in einer Einleitung zu Rosenbergs frühen Aufzeichnungen noch während des Krieges mitteilte.[13] Diese Schriften sollen in jener Zeit bei Rosenberg mehr Eindruck hinterlassen haben als Chamberlains damals populäres Buch Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts.[13] Und noch 1946 bedauerte Rosenberg, dass er während seiner Jugendzeit „keine humanistische Vorbildung“ erhalten habe.[14]

Noch während seiner Schulzeit in der Petri-Oberrealschule, die er bis Juni 1910 besuchte, entdeckte Rosenberg sein Interesse für Vorgeschichte, insbesondere für Archäologie, und für die Völkerwanderung.[15] Das Interesse dafür entstand durch Anregungen seines Geographielehrers Spreekelsen, der sich vor allem an den im vorrevolutionären Russland populären und mythologisierten Geschichtsbüchern des Historikers Dmitrij Iwanowitsch Ilowaiski (1832–1920) orientierte. Mit Spreekelsen hatte Rosenberg auch erfolgreich an einer Ausgrabung teilgenommen.[15] Diese Ereignisse fallen in eine Zeit, als Bücher des Vorgeschichtlers Gustaf Kossinna populär wurden. In diesen frühen Jahren wurde bei Rosenberg der Grundstein gelegt, der ihn später dazu führte, in Deutschland die „Vor- und Frühgeschichtsforschung“ ideologisch auszurichten und populär zu machen.[16] Über Rosenbergs späteres „Amt Rosenberg“, den angeschlossenen „Reichsbund für Deutsche Vorgeschichte“ mit dem Prähistoriker Hans Reinerth, den „Nordischen Bund“ mit Walter Darré und Heinrich Himmler (der die „Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe“ gegründet hatte), bildete sich in den nachfolgenden Jahren ein Wirkungskreis heraus, der später massiv die Inhalte der politisierten Unterrichtspläne in deutschen Schulen bestimmte.[16]
Revolutionäre Kunst

Vorgeprägt durch persönliche und gesellschaftliche Krisenerfahrungen[17] sowie christliches und völkisches Gedankengut,[18] das um die Jahrhundertwende populär war, begann Rosenberg im Herbst 1910 mit seinem Studium der Architektur am Polytechnikum in Riga, der späteren Universität Lettlands,[19] wo zum selben Zeitpunkt auch der damals bekannte Wagner-Verehrer Carl Friedrich Glasenapp arbeitete.[20] Noch im selben Jahr wurde Rosenberg engagiertes Mitglied des im Jahre 1875 gegründeten Corps[21] Rubonia Riga, einer schlagenden baltischen Studentenverbindung.[18] Während seiner Studienzeit lernte er, wie damals zum selben Zeitpunkt auch Adolf Hitler,[22] die Musikdramen des – ebenso von Chamberlain verehrten – Komponisten und antisemitischen politischen Schriftstellers Richard Wagner kennen, für dessen Opern Rosenberg mehrmals das Theater aufsuchte.[18] Insbesondere von Wagners Meistersingern und von Tristan und Isolde sowie von Wolfram von Eschenbachs Versroman Parzival, der literarischen Grundlage für Wagners Parsifal, war Rosenberg in jener Zeit angetan.[18]

Nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges evakuierte man das Rigaer Polytechnikum im Sommer 1915 mit sämtlichen Professoren nach Moskau,[23][24] am 3. September 1917 wurde Riga von deutschen Truppen eingenommen. In Moskau, wo Rosenberg das Ende der Zarenherrschaft, die Oktoberrevolution und die Gewaltherrschaft der von ihm äußerst verachteten Bolschewisten miterlebte, schloss er im Frühjahr 1918 sein Studium mit einer Diplomarbeit über die Architektur eines für russische Verhältnisse geeigneten Krematoriums ab.[25]

Rosenberg scheint sich für den Ausgang des Krieges nicht besonders interessiert zu haben; während der Revolution beschäftigte er sich mit deutscher und indischer Philosophie und Kunst.[26] Bereits im Januar 1917 hatte Rosenberg damit begonnen, einzelne Gedanken in der Form von Aphorismen und kurzen Essays in Wachstuchheften aufzuschreiben. Diese in Moskau, Reval und später auch in München angefertigten Niederschriften, welche er 1943 veröffentlichen ließ, enden im November 1919.[27] Seine frühen Aufzeichnungen liefern ein Zeugnis seiner existentiellen Suche nach einer Identität und beginnen programmatisch mit der Bemerkung: „Man kann oft beobachten, dass ein Mensch, der revolutionär in einer Kunst ist, traditionell über eine andere denkt.“[27] Dementsprechend stand Rosenberg der Februarrevolution nicht völlig fremd gegenüber[28] und bezeichnete sie auch einmal als ein Ereignis von herausragender Größe.[29] Seine Gedanken über die Februarrevolution hielt er auf Russisch fest.[30] 15 Monate später hatte er sich, so Laqueur, zu einem fanatischen Antisemiten entwickelt. Hinter allen Versuchen zu politischer und sozialer Destruktivität sah er stets „den Juden“. Er sagte, auf Reisen durch Russland habe er in Kureinrichtungen, Militärkrankenhäusern und anderswo agitierende jüdische Studenten mit der Prawda in der Hand gesehen und stellte dies als Beweis dafür dar, dass fast alle Linkssozialisten Juden seien.[31] Als Rosenberg im Frühjahr 1918 in seine Geburtsstadt zurückkehrte, waren dort noch deutsche Truppen stationiert, die gegen Einheiten der Roten Armee kämpften. Immer noch war die politische Lage angespannt. Rosenberg war sich sicher: „Aber was fehlte, war ein Führer, ein Kampfruf für die Zukunft. Für die Wiederkehr derer, die gestürzt waren, wollte niemand kämpfen“, wie er später in seinem Tagebuch schrieb.[32] Geschult durch den lettischen Maler Wilhelm Purwit (lett. Vilhelms Purvītis), bei dem er bereits während seiner Schulzeit Privatunterricht erhalten hatte, sowie durch sein Studium, begann er zunächst mittellos als Zeichenlehrer am Gustav-Adolf-Gymnasium zu arbeiten. Zur selben Zeit schrieb er seine ersten antisemitischen Essays mit den Titeln Eine ernste Frage (um Mai 1918), worunter er die Judenfrage verstanden hatte, dann seine Reformskizzen Über Religionsunterricht (Juni 1918) und schließlich die längste seiner ganzen Frühschriften mit dem Titel Der Jude (Juli 1918). Bereits hier verwendete er eine rassistische Terminologie, wobei er seinen Antisemitismus insbesondere mit einer Berufung auf Fichte und Wagner rechtfertigte, sich bereits auf einen Dualismus zwischen „Juden und Ariern“ festlegte und forderte, dass „den Juden“ – unter Ächtung der „Menschenrechte“ – die „Bürgerrechte“ entzogen werden müssten.[27] Schon einen Monat zuvor, im Mai 1918, hatte er sich auf einen festen assoziativen Zusammenhang zwischen „Sozialismus“, „Völkerchaos“ und „Juden“ in seinen Frühschriften festgelegt und – wie einst auch Richard Wagner[33] – behauptet, dass jüdische Menschen zu einer künstlerischen Produktion, worunter Rosenberg auch die Herstellung eines „Staatsgebildes“ verstand, nicht fähig seien.[27] Gewachsen war der Gedanke offenkundig auch mit Blick auf die Bolschewisten, die seinem Eindruck nach die politische Ordnung nach der Revolution nicht zu stabilisieren vermochten.

Den Gestus des Genies, der um die Jahrhundertwende ein gesellschaftlich weit verbreitetes Symptom der Dekadenz war,[34] bildete Rosenberg zusammen mit seinem Feindbild „Juden“ in jenen Monaten deutlich heraus – und er legte diesen Gestus gemäß seiner sich entfaltenden Rassenideologie zeitlebens nicht mehr ab.[35] Am 30. November 1918 hielt er in einem von ihm gemieteten großen Saal des Schwarzhäupterhauses einen Vortrag über „die Judenfrage“, wobei er noch am selben Abend seine Geburtsstadt verließ, um nach Berlin zu reisen.[36] Nur wenige Tage später beabsichtigte er, Berlin wieder zu verlassen. Er dachte zunächst an London, weil er glaubte, dass allein Großbritannien in der Lage wäre, den Bolschewismus – worunter er stets das Judentum verstand – zu bekämpfen. Sein Antrag auf ein Visum wurde von London abgewiesen, weil sich die britische Regierung vor einer russischen Infiltration fürchtete.[37] Schließlich reiste er nach München, damals eine Anlaufstelle von zahlreichen immigrierenden Deutschbalten.[12] Mit seinem russischen Ersatzpass stellte er sich Hetman Pawlo Skoropadskyj, dem ukrainischen Vorsitzenden eines Emigrantenvereins, vor, und es gelang ihm, rasch Anschluss an weissrussische Emigrantenkreise zu gewinnen.[38] In München pflegte er zunächst Kontakte zu den baltischen Malern Otto von Kursell und Ernst Tode,[39] und nur kurze Zeit nach seiner Ankunft besuchte er eine Kundgebung revolutionärer Künstler im Deutschen Theater. Rosenberg war der Auffassung, dass es sich bei diesen Menschen um „künstlerisch Zukurzgekommene“ gehandelt habe, die – wie er selbst auch – „mit Hilfe einer neuen Welle Bedeutung erhalten wollten“.[39]
Weimarer Republik
Politischer Schriftsteller

Im Frühjahr 1919 hielt er in München seine erste politische Rede, in der er seine Absage an die Revolution in bewusster Anlehnung an eine Rede des rechtsextremen Duma-Abgeordneten Markov II formulierte.[40] Trotz wichtiger Kontaktpersonen war die Lage für Rosenberg zunächst nicht einfach. Er war fast mittellos, sprach nur schlecht Deutsch und war bis Februar 1923 russischer Staatsbürger; und nach der Niederschlagung der Räterepublik konnte Rosenberg nur durch die Fürsprache seines Verlegers, des deutschnationalen Thule-Mitglieds Julius Friedrich Lehmann, in München bleiben.[41]

Mit Beginn der Weimarer Republik veröffentlichte Rosenberg erste Schriften wie Die Spur des Juden im Wandel der Zeiten (1919), Das Verbrechen der Freimaurerei. Judentum, Jesuitismus, Deutsches Christentum (1921), Börse und Marxismus oder der Herr und der Knecht (1922) oder die antizionistische Schrift Der staatsfeindliche Zionismus. Deren Resümee lautet: „Zionismus ist […] ein Mittel für ehrgeizige Spekulanten, sich ein neues Aufmarschgebiet für Weltbewucherung zu schaffen.“[42]

Er verbreitete eine von der russischen extremen Rechten übernommene Theorie der „jüdisch-freimaurerischen Weltverschwörung“ (židomasonstvo),[43] die es darauf abgesehen habe, „die Existenz anderer Völker zu unterminieren“. Zu diesem Zweck hätten die Freimaurer den Weltkrieg und die Juden die Russische Revolution herbeigeführt. Daher seien Kapitalismus und Kommunismus nur scheinbare Gegensätze, in Wahrheit handele es sich um ein und dieselbe Zangenbewegung, mit der das „internationale Judentum“ nach der Weltherrschaft strebe (Die Hochfinanz als Herrin der Arbeiterbewegung in allen Ländern, 1924). Dieser Gedanke gehe maßgeblich auf eine antisemitische Schrift von Dostojewski zurück, den Rosenberg wiederholt anführte.[44] Das Aufkommen dieser Gedanken muss aber auch im Zusammenhang mit dem krisenhaft-aufgeregten Klima des Deutschlands der frühen 1920er Jahre gesehen werden. Hier fanden sie zahlreiche Anhänger und trugen zum Bild einer „jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung“ bei, das den Kern von Hitlers Denken, seiner Propaganda und seiner Politik bilden sollte. Rosenbergs Biograph Ernst Piper schrieb sogar, dass erst Rosenberg entscheidend dazu beigetragen habe, Hitler das Bild vom vermeintlich jüdischen Charakter der russischen Revolution zu vermitteln.

1923 gab Rosenberg einen Kommentar zu den Protokollen der Weisen von Zion heraus, einer antisemitischen Hetzschrift, für deren Verbreitung er sich schon seit seiner Ankunft in Deutschland eingesetzt hatte und die zwei Jahre später in Mein Kampf mehrfach zitiert wurde. Darin heißt es:

„Es beginnt heute mitten im Zusammenbruch einer ganzen Welt eine neue Epoche. […] Als eines der Vorzeichen dieses kommenden Kampfes um eine neue Weltgestaltung steht die Erkenntnis des Wesens des Dämons unseres heutigen Verfalls.“[45]

Der Einfluss von Gedankengut der russischen Rechtsextremen auf Rosenberg beschränkte sich nicht auf seine Zeit in Russland, sondern er studierte aufmerksam die Emigrantenzeitungen der russischen Rechtsextremen und nutzte sie in großem Umfang für seine eigene Tätigkeit.[46] Was er über Juden und jüdische Kultur zu sagen hatte, lässt sich, so Laqueur, fast wortwörtlich in den von Fjodor Winberg 1919 publizierten Schriften nachlesen,[47] und die 1922 veröffentlichte Schrift Pest in Russland lässt sich als Rosenbergsche Variante von Fjodor Winbergs Krestnyj Put bezeichnen und bildet auch den Höhepunkt der Aneignung von Positionen der Emigranten.[40]

Rosenberg war Mitglied in der von Scheubner-Richter ins Leben gerufenen Wirtschaftlichen Aufbau-Vereinigung, die die vorrevolutionäre Ordnung in Europa wiederherstellen wollte, und trieb, wie andere Mitglieder dieser Organisation, für eine deutsch-russische Zusammenarbeit gegen das Weltjudentum Propaganda.[48] Dementsprechend war sein Russlandbild in den ersten Nachkriegsjahren keineswegs, wie in seinen späteren Schriften, eindeutig russophob,[11][49] vielmehr stellte er positive Bezüge zwischen den Völkern und deren kulturell bedeutenden Künstlern und Schriftstellern her.[49]

Seine Sicht führte weiter dazu, dass er die Distanzierung des Nationalsozialismus vom Nationalbolschewismus und anderen Kräften, die eine Annäherung an die Sowjetunion anstrebten, als eine Hauptaufgabe ansah.[50][51] Wie andere Aufbaumitglieder auch, legte er die von den Bolschewiki durchgeführte Vernichtungspolitik[52][53] als eine gezielte Vernichtung der nationalen russischen Intelligenz aus und warnte davor, dass das Schicksal Russlands auch anderen Ländern drohe.[54] Obwohl er das Vorgehen der Bolschewiki verurteilte, bemerkte er zugleich dessen „Zweckmäßigkeit“.[55]

Bereits 1921 war er mit Dietrich Eckart zum Völkischen Beobachter gewechselt, dessen Chefredaktion er Februar 1923 von Eckart übernahm; dies zeigt die starke Stellung, die sich Rosenberg mit seinen Verschwörungstheorien innerhalb der nationalsozialistischen Bewegung aufgebaut hatte. Ab 1937 war er schließlich Herausgeber des Blattes.
Verbotsphase der NSDAP

Rosenberg nahm 1923 am „Marsch auf die Feldherrnhalle“ teil, wurde aber im Gegensatz zu anderen Teilnehmern des Putsches nicht angeklagt. Während Hitler seine Haftstrafe absaß, betraute er Rosenberg mit der Führung der nunmehr verbotenen NSDAP, einer Aufgabe, der sich Rosenberg jedoch kaum gewachsen zeigte. Unter dem Pseudonym Rolf Eidhalt (ein Anagramm auf Adolf Hitler) gründete er im Januar 1924 die Großdeutsche Volksgemeinschaft (GVG), doch konnte er die Zersplitterung der nationalsozialistischen Bewegung nicht verhindern. Aus der Führung der GVG wurde er bald durch Hermann Esser und Julius Streicher herausgedrängt.[56]

Nachdem seine erste Ehe 1923 geschieden worden war, heiratete er 1925 ein zweites Mal, die Ehe mit Hedwig Kramer hielt bis zu seinem Tod. 1930 wurde die Tochter Irene geboren, ein Sohn starb kurz nach der Geburt.
Kampfbund für deutsche Kultur
1927 wurde Rosenberg von Hitler mit der Gründung eines nationalsozialistischen Kulturverbandes beauftragt. Obwohl ursprünglich offenbar als Kulturverband der Partei gedacht, trat der Verband erst 1929 als vorgeblich überparteilicher „Kampfbund für deutsche Kultur“ an die Öffentlichkeit. Hier wurden verschiedene Erscheinungsformen der Klassischen Moderne wie die Architektur des Bauhaus, der Expressionismus und die Abstraktion in der Malerei oder die Zwölftonmusik pauschal als „Kulturbolschewismus“ diffamiert und bekämpft.

Weiteres dazu im Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Rosenberg
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