Barbara von Nikomedien oder schlicht,die Heilige Barbara (Schutzheilige von Schacht Konrad und der Asse )
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Barbara von Nikomedien oder schlicht,die Heilige Barbara (Schutzheilige von Schacht Konrad und der Asse )
Barbara von Nikomedien (Barbara, von griechisch βάρβαρα, bárbara „die Fremde“) war eine christliche Jungfrau, Märtyrin des 3. Jahrhunderts. Der Überlieferung zufolge wurde sie von ihrem Vater enthauptet, weil sie sich weigerte, ihren christlichen Glauben und ihre jungfräuliche Hingabe an Gott aufzugeben. Barbara war der Überlieferung nach die Tochter des Dioscuros und lebte am Ende des 3. Jahrhunderts im kleinasiatischen Nikomedia (heute İzmit). Einer anderen Tradition zufolge lebte sie in Heliopolis (heute Baalbek im Libanon).[1] Ihr Vater wird von den verschiedenen Versionen als König oder zumindest reicher Kaufmann oder als Angehöriger der kaiserlichen Leibgarde betrachtet. In den orthodoxen Kirchen und der römisch-katholischen Kirche wird Barbara als Heilige verehrt.
Enthauptung Barbaras durch ihren Vater Dioscuros, Barbara-Altar von Jerg Ratgeb in der Stadtkirche Schwaigern, 1510
Hagiographische Überlieferung
Wie in der Legenda aurea überliefert wird,[2][3] war Barbara eine sehr schöne und kluge junge Frau, so dass viele Männer aus Nikomedia um ihre Hand anhielten. Barbara jedoch wies die Verehrer zurück. Die junge Frau besuchte eine Gruppe junger Christen, die sich trotz der Christenverfolgung durch den Kaiser heimlich trafen. Barbara lernte dort das Evangelium kennen und kam zu der Erkenntnis, dass sie Christin werden wollte.
Barbaras Vater versuchte sie von der Außenwelt abzuschirmen und sperrte sie in einen eigens dafür gebauten Turm (nach manchen Versionen aus Eifersucht, nach anderen Erzählungen sollte Barbara mit einem Jüngling des kaiserlichen Hofes verheiratet werden). Hauptgrund für das Einsperren des Mädchens war der verzweifelte Versuch des Vaters, Barbaras Hinwendung zum Christentum zu verhindern.
In der Abgeschiedenheit ihres Gefängnisses bekannte Barbara sich gegen den Willen des Vaters zum Christentum. Der Vater versuchte, sie mit Marterungen und Peinigungen umzustimmen, doch dies bestärkte sie noch in ihrem Glauben. Dem Turm (einer anderen Legende zufolge dem angrenzenden Badehaus) ließ sie ein drittes Fenster hinzufügen – als Symbol der Dreifaltigkeit. Vom Heiligen Geist erleuchtet, ließ sich Barbara in einem heidnischen Opferbecken taufen. Als ihr Vater davon erfuhr, beschloss er, seine Tochter zu töten. Barbara konnte in einen Felsspalt fliehen, der sich wie durch ein Wunder vor ihr öffnete. Sie wurde dennoch von einem Hirten verraten. Dieser wurde von Gott in einen Stein (nach einer anderen Legende in einen Mistkäfer) verwandelt, seine Schafe in Heuschrecken oder Käfer.
Dioscuros fand seine Tochter, schlug sie und brachte sie zum römischen Statthalter Marcianus, der sie zum Tode verurteilte. In der Stadt wurde sie schließlich so grausam misshandelt, dass ihre Haut am Ende in Fetzen vom Körper hing. In der Gefängniszelle erschien ihr Christus und heilte ihre Wunden. Der erbitterte Statthalter ließ sie in der Öffentlichkeit mit Keulen schlagen, die Brüste abschneiden und mit Fackeln foltern. Vor ihrem Tod betete Barbara, daraufhin erschien ein Engel und hüllte sie in ein schneeweiß leuchtendes Gewand. Letztendlich enthauptete der grausame Vater seine Tochter selbst. Er wurde kurz darauf vom Blitz getroffen und verbrannte, was sich der Legende nach im Jahr 306 unter Kaiser Maximinus Daia zutrug.[4][5]
Verehrung
Der Gedenktag der heiligen Barbara in der Liturgie der katholischen und der griechisch-orthodoxen Kirche ist seit dem 12. Jahrhundert der 4. Dezember, der im Volksmund Barbaratag genannt wird.[6] In den anderen Ostkirchen, die den julianischen Kalender zugrunde legen, wie zum Beispiel der georgischen oder der russisch-orthodoxen Kirche, wird der Gedenktag am 17. Dezember begangen. Der Gedenktag am 4. Dezember wurde in den evangelischen Namenkalender übernommen.[5]
Im Zuge der Liturgiereformen des zweiten vatikanischen Konzils wurde die hl. Barbara aus dem römischen Generalkalender gestrichen, da ihre Existenz historisch nicht gesichert sei. Wegen der großen Verehrung, die sie im Volk genoss, blieb ihr Gedenktag jedoch in einigen Regionalkalendern erhalten.
Eine kleine Reliquie der heiligen Barbara befindet sich in der Wallfahrtskirche St. Hildegard und St. Johannes der Täufer in Eibingen im Rheingau. Diese Reliquie gehört zum Eibinger Reliquienschatz, den Hildegard von Bingen zusammengetragen hat. Eine weitere Reliquie befindet sich seit 1647 im Altar der St. Antoniuskirche in Iseringhausen.
Patronate und Ikonographie
Die heilige Barbara zählt zu den vierzehn Nothelfern, und ihr Verhalten im Angesicht von Verfolgung und Tod gilt als Symbol der Wehr- und Standhaftigkeit im Glauben. Darauf weist ihre Darstellung mit ihrem Attribut, dem Turm, hin, der meist drei Fenster enthält. Deswegen wird sie als Patronin der Türme und der Festungsbauten verehrt.[5] Wegen des von ihr beauftragten Einbaus der Fensteröffnung[7] in den Turm gilt sie als Schutzheilige der Architekten und aller Arten von Bauarbeitern (Maurer, Zimmerleute, Dachdecker und Elektriker) sowie der Glöckner, Türmer und Glockengießer.[5][8]
Wegen des plötzlichen Todes des Dioscuros, der ohne den Empfang der Sterbesakramente erfolgte,[9] wird die heilige Barbara allgemein gegen einen plötzlichen und unvorhersehbaren Tod angerufen.[8] Hiervon leitet sich vermutlich die Darstellung mit Hostie und Kelch ab.
Bauern erbitten von ihr Schutz vor plötzlich auftretenden Schrecknissen, wie Blitz, Donner und Feuer.[8] Neben den fehlenden Sterbesakramenten, dürfte sich dies auf den Blitz beziehen, von dem Dioscuros getroffen wurde. Daher ist sie eine Schutzheilige der Feuerwehr sowie weiterer Berufe, die diesen Gefahren ausgesetzt sind, selbst Waffen herstellen oder mit Feuer umgehen,[10] darunter Feuerwerker,[10] Goldschmiede, Sprengmeister, Salpetersieder, Büchsenmacher und Waffenschmiede.[5] Deshalb zählt eine Fackel zu ihren Attributen.
Wegen des plötzlichen Todes und da die Heilige der Legende nach von einem Felsen geschützt wurde, der sich öffnete und sie verbarg, wählten die Bergleute sie zu ihrer Patronin, ebenso die Hüttenarbeiter, Steinhauer und Geologen.[8][11] Naheliegend ist daher die Darstellung mit Bergbauwerkzeugen.
Die heilige Barbara wird als Schutzpatronin der Artillerie verehrt und mit einer Kanone dargestellt, in der Hoffnung, die Artillerie möge ihre Ziele in derselben Weise treffen möge, wie der Blitz den Dioscuros traf,[9] oder wegen der Verbindung mit dem plötzlichen Tod.[8] Diese Verehrung kann zudem möglicherweise auf eine Legende aus der Zeit der Maurenkriege in Spanien zurückgeführt werden. Danach konnten die Geschosse der christlichen Belagerer einer heidnischen Stadt an den Gestaden Afrikas deren Mauern nicht durchdringen. Erst die Anrufung der Heiligen durch die frommen Belagerer erreichte, dass das Feuer der zur Verstärkung gebrachten Geschütze gleich nach den ersten Schüssen die Mauern zum Einsturz brachte. Die Heiden mussten sich ergeben, viele davon nahmen wegen des Wunders den christlichen Glauben an. Weiter berichtet die Legende, dass die frommen Artilleristen aus Dankbarkeit vor der Heimfahrt in den Pulverkammern ihrer Schiffe das Bildnis der heiligen Barbara anbrachten. Als dann auf dem Rückweg nach Spanien auf einem der Schiffe Feuer ausbrach, erloschen wie durch Wunder die Flammen, als sie sich dem Bild der Schutzheiligen näherten. Die Pulverkammer auf französischen Schiffen wird französisch La Sainte Barbe, auf deutschen Schiffen „Barbette“ (kleine Barbara) genannt. Bis in die Gegenwart finden sich Schreine der heiligen Barbara auf Schiffen und Booten der deutschen Marine, zumeist im Bereich der Batterie.
Wegen der Ähnlichkeit ihres Namens zum lateinischen barba (vgl. Barbarossa) sollen sich Berufe, die Haare oder haarähnliches Material verarbeiten, unter den Schutz von Barbara gestellt haben. Neben Bürstenbindern gilt das für Hutmacher, weswegen Barbara auf manchen Darstellungen einen Turm als Kopfbedeckung trägt, der die hohen Hauben des 15. Jahrhunderts symbolisieren soll.[12] Zu den anderen Berufsständen, denen die heilige Barbara aus oben genannten Gründen als Schutzpatronin dient, gehören zudem Metzger, Köche, Totengräber und Buchhändler.[5] Sie ist auch Patronin der Mädchen, der Sterbenden und der Gefangenen [5]
Oft wird die heilige Barbara mit zwei anderen jungfräulichen Märtyrinnen und Nothelferinnen dargestellt, Katharina von Alexandrien und Margareta von Antiochia. Für die „drei heiligen Madl“ gibt es folgenden Merkspruch (mit Bezug auf ihre ikonographischen Attribute): Margareta mit dem Wurm, Barbara mit dem Turm, Katharina mit dem Radl, das sind die drei heiligen Madl. Die heilige Barbara, die meist als vornehme Jungfrau abgebildet ist, wird meist mit Märtyrerpalme, Krone[9] und Schwert dargestellt, zuweilen dient auch ein Buch als Attribut.
Sie ist die Schutzheilige der Diözese Katowice[5] sowie der Orte Ashton under Hill, Culemborg, Ferrara, Guastalla (mit dem zugehörigen Herzogtum), Heliopolis, Maldegem, Mantua. Roy, Phönizien und Pedena.[7] Zudem wurden Orte nach der Heiligen Santa Barbara oder St. Barbara benannt, darunter die Marktgemeinte Sankt Barbara im Mürztal, in der sich mit der Barbarakirche eine der mindestestens 100 in Europa geweihten Kirchen und Kapellen befindet.
Brauchtum
Nach einer alten Tradition werden am Barbaratag Zweige von einem Obstbaum (meist von einem Kirschbaum, einem Apfelbaum) oder einer Forsythie geschnitten und ins Wasser gestellt.[13] Diese Barbarazweige, in den Alpen Barbarabaum, sollen bis zum Heiligen Abend blühen und in der kalten und düsteren Winterzeit ein wenig Licht in die Wohnung bringen. Dies geht zurück auf einen Einzelzug der Legende: Auf dem Weg in das Gefängnis blieb Barbara mit ihrem Gewand an einem Zweig hängen. Sie stellte den abgebrochenen Zweig in ein Gefäß mit Wasser, und er blühte genau an dem Tag, an dem sie zum Tode verurteilt wurde.
Daneben gibt es den Barbaraweizen, der am Barbaratag auf einem Teller ausgesät wird und bis Weihnachten aufsprießen soll. Dieses „winterliche Grün“ ist als Teller-Saat oder Adonisgärtlein bekannt.[13]
Auch in alten Bauernregeln nimmt man auf Barbara Bezug: „An Barbara die Sonne weicht / an Lucia sie sich wieder zeigt.“
Beim alten Brauch des Bärbeletreibens oder „Bärbelespringens“ im Oberallgäu ziehen am Barbaratag als „alte Weiber“ verkleidete Frauen mit ihren Weidenruten durch die Straßen, um Rutenhiebe zu verteilen und Kinder mit Äpfeln und Nüssen zu beschenken.
Barbaraschreine im Eisenerzbergwerk Schacht Konrad (links) und im Salzbergwerk Asse II (rechts).
In vielen Tunneln und Bergwerken unter Tage gibt es Nischen oder Schreine mit Barbaraskulpturen.[14] In den Bergbau- und Steinindustriedörfern der Eifel war es Sitte, dass Bergleute und Steinmetze vor ihrem Bildnis die Grubenlampen als Weiheleuchten anzündeten, dort zählt die „hellig Frau“ zu den volkstümlichsten Heiligen.[15]
Nach alter bergmännischer Tradition ist dort das Fest der heiligen Barbara am 4. Dezember ein Feiertag, an dem meist die Arbeit ruht und der Schutzpatronin gedacht wird. Mit Barbarafeiern unterschiedlichen Charakters werden die Traditionen der jeweiligen Bereiche gepflegt.[16]
So findet in vielen (ehemaligen) Bergbauorten am Barbaratag oder am Sonntag nach dem Barbaratag ein bergmännischer Umzug statt. Zu diesem Umzug tragen die Bergleute häufig ihre Bergmannsuniform. Dieser Bergkittel der Bergleute in Schlesien, Österreich und im Ruhrbergbau ist häufig mit 29 Knöpfen verziert, welche Barbaras 29 Lebensjahre symbolisieren sollen.[17][18] Oft sind die obersten drei Knöpfe geöffnet; sie symbolisieren entweder Glaube, Hoffnung und Liebe, die Dreifaltigkeit oder sollen an die dreijährige Kerkerhaft von Barbara erinnern. Die neun Zacken des Pelerinkragens erinnern an die neun Haftjahre im Turm.[19]
Die Artilleristen[20] und Pioniere, aber meist auch die aus der Artillerie hervorgegangene Heeresflugabwehrtruppe und die Flugabwehrraketentruppe der Luftwaffe, begehen am 4. Dezember die Barbarafeier. Dabei wird der Heiligen gedacht, für ihren Schutz vor Schießunfällen gedankt und in das vergangene Jahr in meist humorvoller Weise zurückgeschaut.[21] Auch beim Sprengdienst der Feuerwehren in Österreich ruft man neben dem hl. Florian Barbara als Schutzheilige an.[22]
In einigen Feuerwehren im Saarland sowie im Rheinland wird ebenfalls der heiligen Barbara gedacht, meist am letzten November-Wochenende. Vor der Feier findet ein Gottesdienst statt, bei dem der im Einsatz verstorbenen Kameraden gedacht wird. Außerdem rufen die Feuerwehrleute die heilige Barbara um ihre Fürsprache an, damit sie immer wieder sicher von Einsätzen nach Hause kommen. Obwohl bei den österreichischen Feuerwehren generell der hl. Florian der Schutzpatron ist, wird bei den Sprengdiensten der Feuerwehr die heilige Barbara verehrt.[23]
Im Rheinland gibt es seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts den Brauch, am Barbaratag Kinder zu beschenken. Bereits am Vorabend stellen die Kinder einen Schuh auf, der dann mit Süßigkeiten, Gebäck oder Obst gefüllt wird. In manchen Gegenden des Rheinlands gilt Barbara als Begleiterin des Nikolaus und wirkt bei dessen Bescherung der Kinder mit.[5]
Musik
In der katholischen Pfarrei St. Barbara in Mülheim an der Ruhr entstand im Jahre 2014 auf die Initiative des Kuratoriums Barbaramahl im Bistum Essen das etwa 60-minütige Barbara-Oratorium. Das aus vier Akten und neun Szenen bestehende Werk schrieb der Mülheimer Pfarrer Manfred von Schwartzenberg,[24] die Musik stammt von dem Kirchenmusiker Burkard Maria Kölsch. Die Uraufführung fand am 28. November 2014 in der Barbarakirche statt.[25]
Lexikonartikel und Beiträge zu Barbara
Friedrich Wilhelm Bautz: Barbara. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 364–365.
Barbara, S.. In: Johann E. Stadler, Franz Joseph Heim, Johann N. Ginal (Hrsg.): Vollständiges Heiligen-Lexikon ..., 1. Band (A–D), B. Schmid’sche Verlagsbuchhandlung, Augsburg 1858, S. 380–383.
Johann Peter Kirsch: St. Barbara. In: Catholic Encyclopedia, Band 2, Robert Appleton Company, New York 1907.
Anselm Grün: Die heilige Barbara. Von Erwartungen anderer frei werden. In: Ders.: Wunden zu Perlen verwandeln. Die 14 Nothelfer als Ikonen der Heilung. Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach, 4., überarbeitete und aktualisierte Auflage 2004. ISBN 3-87868-290-5, S. 69–74.
Erna und Hans Melchers: Das große Buch der Heiligen, Geschichte und Legende im Jahreslauf, 4. Auflage, Südwest Verlag, München 1980, ISBN 3-517-00617-3, S. 783f.
Die heilige Barbara in der Kunst
Delia Bösch, Thomas Mayer: Glück auf! Der immerwährende Barbarakalender. Mit zwölf Darstellungen der heiligen Barbara aus dem Kunstschacht Zollverein, Klartext Verlag 2010, ISBN 978-3-8375-0329-6.
Quelle
Enthauptung Barbaras durch ihren Vater Dioscuros, Barbara-Altar von Jerg Ratgeb in der Stadtkirche Schwaigern, 1510
Hagiographische Überlieferung
Wie in der Legenda aurea überliefert wird,[2][3] war Barbara eine sehr schöne und kluge junge Frau, so dass viele Männer aus Nikomedia um ihre Hand anhielten. Barbara jedoch wies die Verehrer zurück. Die junge Frau besuchte eine Gruppe junger Christen, die sich trotz der Christenverfolgung durch den Kaiser heimlich trafen. Barbara lernte dort das Evangelium kennen und kam zu der Erkenntnis, dass sie Christin werden wollte.
Barbaras Vater versuchte sie von der Außenwelt abzuschirmen und sperrte sie in einen eigens dafür gebauten Turm (nach manchen Versionen aus Eifersucht, nach anderen Erzählungen sollte Barbara mit einem Jüngling des kaiserlichen Hofes verheiratet werden). Hauptgrund für das Einsperren des Mädchens war der verzweifelte Versuch des Vaters, Barbaras Hinwendung zum Christentum zu verhindern.
In der Abgeschiedenheit ihres Gefängnisses bekannte Barbara sich gegen den Willen des Vaters zum Christentum. Der Vater versuchte, sie mit Marterungen und Peinigungen umzustimmen, doch dies bestärkte sie noch in ihrem Glauben. Dem Turm (einer anderen Legende zufolge dem angrenzenden Badehaus) ließ sie ein drittes Fenster hinzufügen – als Symbol der Dreifaltigkeit. Vom Heiligen Geist erleuchtet, ließ sich Barbara in einem heidnischen Opferbecken taufen. Als ihr Vater davon erfuhr, beschloss er, seine Tochter zu töten. Barbara konnte in einen Felsspalt fliehen, der sich wie durch ein Wunder vor ihr öffnete. Sie wurde dennoch von einem Hirten verraten. Dieser wurde von Gott in einen Stein (nach einer anderen Legende in einen Mistkäfer) verwandelt, seine Schafe in Heuschrecken oder Käfer.
Dioscuros fand seine Tochter, schlug sie und brachte sie zum römischen Statthalter Marcianus, der sie zum Tode verurteilte. In der Stadt wurde sie schließlich so grausam misshandelt, dass ihre Haut am Ende in Fetzen vom Körper hing. In der Gefängniszelle erschien ihr Christus und heilte ihre Wunden. Der erbitterte Statthalter ließ sie in der Öffentlichkeit mit Keulen schlagen, die Brüste abschneiden und mit Fackeln foltern. Vor ihrem Tod betete Barbara, daraufhin erschien ein Engel und hüllte sie in ein schneeweiß leuchtendes Gewand. Letztendlich enthauptete der grausame Vater seine Tochter selbst. Er wurde kurz darauf vom Blitz getroffen und verbrannte, was sich der Legende nach im Jahr 306 unter Kaiser Maximinus Daia zutrug.[4][5]
Verehrung
Der Gedenktag der heiligen Barbara in der Liturgie der katholischen und der griechisch-orthodoxen Kirche ist seit dem 12. Jahrhundert der 4. Dezember, der im Volksmund Barbaratag genannt wird.[6] In den anderen Ostkirchen, die den julianischen Kalender zugrunde legen, wie zum Beispiel der georgischen oder der russisch-orthodoxen Kirche, wird der Gedenktag am 17. Dezember begangen. Der Gedenktag am 4. Dezember wurde in den evangelischen Namenkalender übernommen.[5]
Im Zuge der Liturgiereformen des zweiten vatikanischen Konzils wurde die hl. Barbara aus dem römischen Generalkalender gestrichen, da ihre Existenz historisch nicht gesichert sei. Wegen der großen Verehrung, die sie im Volk genoss, blieb ihr Gedenktag jedoch in einigen Regionalkalendern erhalten.
Eine kleine Reliquie der heiligen Barbara befindet sich in der Wallfahrtskirche St. Hildegard und St. Johannes der Täufer in Eibingen im Rheingau. Diese Reliquie gehört zum Eibinger Reliquienschatz, den Hildegard von Bingen zusammengetragen hat. Eine weitere Reliquie befindet sich seit 1647 im Altar der St. Antoniuskirche in Iseringhausen.
Patronate und Ikonographie
Die heilige Barbara zählt zu den vierzehn Nothelfern, und ihr Verhalten im Angesicht von Verfolgung und Tod gilt als Symbol der Wehr- und Standhaftigkeit im Glauben. Darauf weist ihre Darstellung mit ihrem Attribut, dem Turm, hin, der meist drei Fenster enthält. Deswegen wird sie als Patronin der Türme und der Festungsbauten verehrt.[5] Wegen des von ihr beauftragten Einbaus der Fensteröffnung[7] in den Turm gilt sie als Schutzheilige der Architekten und aller Arten von Bauarbeitern (Maurer, Zimmerleute, Dachdecker und Elektriker) sowie der Glöckner, Türmer und Glockengießer.[5][8]
Wegen des plötzlichen Todes des Dioscuros, der ohne den Empfang der Sterbesakramente erfolgte,[9] wird die heilige Barbara allgemein gegen einen plötzlichen und unvorhersehbaren Tod angerufen.[8] Hiervon leitet sich vermutlich die Darstellung mit Hostie und Kelch ab.
Bauern erbitten von ihr Schutz vor plötzlich auftretenden Schrecknissen, wie Blitz, Donner und Feuer.[8] Neben den fehlenden Sterbesakramenten, dürfte sich dies auf den Blitz beziehen, von dem Dioscuros getroffen wurde. Daher ist sie eine Schutzheilige der Feuerwehr sowie weiterer Berufe, die diesen Gefahren ausgesetzt sind, selbst Waffen herstellen oder mit Feuer umgehen,[10] darunter Feuerwerker,[10] Goldschmiede, Sprengmeister, Salpetersieder, Büchsenmacher und Waffenschmiede.[5] Deshalb zählt eine Fackel zu ihren Attributen.
Wegen des plötzlichen Todes und da die Heilige der Legende nach von einem Felsen geschützt wurde, der sich öffnete und sie verbarg, wählten die Bergleute sie zu ihrer Patronin, ebenso die Hüttenarbeiter, Steinhauer und Geologen.[8][11] Naheliegend ist daher die Darstellung mit Bergbauwerkzeugen.
Die heilige Barbara wird als Schutzpatronin der Artillerie verehrt und mit einer Kanone dargestellt, in der Hoffnung, die Artillerie möge ihre Ziele in derselben Weise treffen möge, wie der Blitz den Dioscuros traf,[9] oder wegen der Verbindung mit dem plötzlichen Tod.[8] Diese Verehrung kann zudem möglicherweise auf eine Legende aus der Zeit der Maurenkriege in Spanien zurückgeführt werden. Danach konnten die Geschosse der christlichen Belagerer einer heidnischen Stadt an den Gestaden Afrikas deren Mauern nicht durchdringen. Erst die Anrufung der Heiligen durch die frommen Belagerer erreichte, dass das Feuer der zur Verstärkung gebrachten Geschütze gleich nach den ersten Schüssen die Mauern zum Einsturz brachte. Die Heiden mussten sich ergeben, viele davon nahmen wegen des Wunders den christlichen Glauben an. Weiter berichtet die Legende, dass die frommen Artilleristen aus Dankbarkeit vor der Heimfahrt in den Pulverkammern ihrer Schiffe das Bildnis der heiligen Barbara anbrachten. Als dann auf dem Rückweg nach Spanien auf einem der Schiffe Feuer ausbrach, erloschen wie durch Wunder die Flammen, als sie sich dem Bild der Schutzheiligen näherten. Die Pulverkammer auf französischen Schiffen wird französisch La Sainte Barbe, auf deutschen Schiffen „Barbette“ (kleine Barbara) genannt. Bis in die Gegenwart finden sich Schreine der heiligen Barbara auf Schiffen und Booten der deutschen Marine, zumeist im Bereich der Batterie.
Wegen der Ähnlichkeit ihres Namens zum lateinischen barba (vgl. Barbarossa) sollen sich Berufe, die Haare oder haarähnliches Material verarbeiten, unter den Schutz von Barbara gestellt haben. Neben Bürstenbindern gilt das für Hutmacher, weswegen Barbara auf manchen Darstellungen einen Turm als Kopfbedeckung trägt, der die hohen Hauben des 15. Jahrhunderts symbolisieren soll.[12] Zu den anderen Berufsständen, denen die heilige Barbara aus oben genannten Gründen als Schutzpatronin dient, gehören zudem Metzger, Köche, Totengräber und Buchhändler.[5] Sie ist auch Patronin der Mädchen, der Sterbenden und der Gefangenen [5]
Oft wird die heilige Barbara mit zwei anderen jungfräulichen Märtyrinnen und Nothelferinnen dargestellt, Katharina von Alexandrien und Margareta von Antiochia. Für die „drei heiligen Madl“ gibt es folgenden Merkspruch (mit Bezug auf ihre ikonographischen Attribute): Margareta mit dem Wurm, Barbara mit dem Turm, Katharina mit dem Radl, das sind die drei heiligen Madl. Die heilige Barbara, die meist als vornehme Jungfrau abgebildet ist, wird meist mit Märtyrerpalme, Krone[9] und Schwert dargestellt, zuweilen dient auch ein Buch als Attribut.
Sie ist die Schutzheilige der Diözese Katowice[5] sowie der Orte Ashton under Hill, Culemborg, Ferrara, Guastalla (mit dem zugehörigen Herzogtum), Heliopolis, Maldegem, Mantua. Roy, Phönizien und Pedena.[7] Zudem wurden Orte nach der Heiligen Santa Barbara oder St. Barbara benannt, darunter die Marktgemeinte Sankt Barbara im Mürztal, in der sich mit der Barbarakirche eine der mindestestens 100 in Europa geweihten Kirchen und Kapellen befindet.
Brauchtum
Nach einer alten Tradition werden am Barbaratag Zweige von einem Obstbaum (meist von einem Kirschbaum, einem Apfelbaum) oder einer Forsythie geschnitten und ins Wasser gestellt.[13] Diese Barbarazweige, in den Alpen Barbarabaum, sollen bis zum Heiligen Abend blühen und in der kalten und düsteren Winterzeit ein wenig Licht in die Wohnung bringen. Dies geht zurück auf einen Einzelzug der Legende: Auf dem Weg in das Gefängnis blieb Barbara mit ihrem Gewand an einem Zweig hängen. Sie stellte den abgebrochenen Zweig in ein Gefäß mit Wasser, und er blühte genau an dem Tag, an dem sie zum Tode verurteilt wurde.
Daneben gibt es den Barbaraweizen, der am Barbaratag auf einem Teller ausgesät wird und bis Weihnachten aufsprießen soll. Dieses „winterliche Grün“ ist als Teller-Saat oder Adonisgärtlein bekannt.[13]
Auch in alten Bauernregeln nimmt man auf Barbara Bezug: „An Barbara die Sonne weicht / an Lucia sie sich wieder zeigt.“
Beim alten Brauch des Bärbeletreibens oder „Bärbelespringens“ im Oberallgäu ziehen am Barbaratag als „alte Weiber“ verkleidete Frauen mit ihren Weidenruten durch die Straßen, um Rutenhiebe zu verteilen und Kinder mit Äpfeln und Nüssen zu beschenken.
Barbaraschreine im Eisenerzbergwerk Schacht Konrad (links) und im Salzbergwerk Asse II (rechts).
In vielen Tunneln und Bergwerken unter Tage gibt es Nischen oder Schreine mit Barbaraskulpturen.[14] In den Bergbau- und Steinindustriedörfern der Eifel war es Sitte, dass Bergleute und Steinmetze vor ihrem Bildnis die Grubenlampen als Weiheleuchten anzündeten, dort zählt die „hellig Frau“ zu den volkstümlichsten Heiligen.[15]
Nach alter bergmännischer Tradition ist dort das Fest der heiligen Barbara am 4. Dezember ein Feiertag, an dem meist die Arbeit ruht und der Schutzpatronin gedacht wird. Mit Barbarafeiern unterschiedlichen Charakters werden die Traditionen der jeweiligen Bereiche gepflegt.[16]
So findet in vielen (ehemaligen) Bergbauorten am Barbaratag oder am Sonntag nach dem Barbaratag ein bergmännischer Umzug statt. Zu diesem Umzug tragen die Bergleute häufig ihre Bergmannsuniform. Dieser Bergkittel der Bergleute in Schlesien, Österreich und im Ruhrbergbau ist häufig mit 29 Knöpfen verziert, welche Barbaras 29 Lebensjahre symbolisieren sollen.[17][18] Oft sind die obersten drei Knöpfe geöffnet; sie symbolisieren entweder Glaube, Hoffnung und Liebe, die Dreifaltigkeit oder sollen an die dreijährige Kerkerhaft von Barbara erinnern. Die neun Zacken des Pelerinkragens erinnern an die neun Haftjahre im Turm.[19]
Die Artilleristen[20] und Pioniere, aber meist auch die aus der Artillerie hervorgegangene Heeresflugabwehrtruppe und die Flugabwehrraketentruppe der Luftwaffe, begehen am 4. Dezember die Barbarafeier. Dabei wird der Heiligen gedacht, für ihren Schutz vor Schießunfällen gedankt und in das vergangene Jahr in meist humorvoller Weise zurückgeschaut.[21] Auch beim Sprengdienst der Feuerwehren in Österreich ruft man neben dem hl. Florian Barbara als Schutzheilige an.[22]
In einigen Feuerwehren im Saarland sowie im Rheinland wird ebenfalls der heiligen Barbara gedacht, meist am letzten November-Wochenende. Vor der Feier findet ein Gottesdienst statt, bei dem der im Einsatz verstorbenen Kameraden gedacht wird. Außerdem rufen die Feuerwehrleute die heilige Barbara um ihre Fürsprache an, damit sie immer wieder sicher von Einsätzen nach Hause kommen. Obwohl bei den österreichischen Feuerwehren generell der hl. Florian der Schutzpatron ist, wird bei den Sprengdiensten der Feuerwehr die heilige Barbara verehrt.[23]
Im Rheinland gibt es seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts den Brauch, am Barbaratag Kinder zu beschenken. Bereits am Vorabend stellen die Kinder einen Schuh auf, der dann mit Süßigkeiten, Gebäck oder Obst gefüllt wird. In manchen Gegenden des Rheinlands gilt Barbara als Begleiterin des Nikolaus und wirkt bei dessen Bescherung der Kinder mit.[5]
Musik
In der katholischen Pfarrei St. Barbara in Mülheim an der Ruhr entstand im Jahre 2014 auf die Initiative des Kuratoriums Barbaramahl im Bistum Essen das etwa 60-minütige Barbara-Oratorium. Das aus vier Akten und neun Szenen bestehende Werk schrieb der Mülheimer Pfarrer Manfred von Schwartzenberg,[24] die Musik stammt von dem Kirchenmusiker Burkard Maria Kölsch. Die Uraufführung fand am 28. November 2014 in der Barbarakirche statt.[25]
Lexikonartikel und Beiträge zu Barbara
Friedrich Wilhelm Bautz: Barbara. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 364–365.
Barbara, S.. In: Johann E. Stadler, Franz Joseph Heim, Johann N. Ginal (Hrsg.): Vollständiges Heiligen-Lexikon ..., 1. Band (A–D), B. Schmid’sche Verlagsbuchhandlung, Augsburg 1858, S. 380–383.
Johann Peter Kirsch: St. Barbara. In: Catholic Encyclopedia, Band 2, Robert Appleton Company, New York 1907.
Anselm Grün: Die heilige Barbara. Von Erwartungen anderer frei werden. In: Ders.: Wunden zu Perlen verwandeln. Die 14 Nothelfer als Ikonen der Heilung. Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach, 4., überarbeitete und aktualisierte Auflage 2004. ISBN 3-87868-290-5, S. 69–74.
Erna und Hans Melchers: Das große Buch der Heiligen, Geschichte und Legende im Jahreslauf, 4. Auflage, Südwest Verlag, München 1980, ISBN 3-517-00617-3, S. 783f.
Die heilige Barbara in der Kunst
Delia Bösch, Thomas Mayer: Glück auf! Der immerwährende Barbarakalender. Mit zwölf Darstellungen der heiligen Barbara aus dem Kunstschacht Zollverein, Klartext Verlag 2010, ISBN 978-3-8375-0329-6.
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