Braunschweig-aktuell
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.
Suchen
 
 

Ergebnisse in:
 


Rechercher Fortgeschrittene Suche

Neueste Themen
» R.I.P. Karin
** Muselmann ** Icon_minitimeGestern um 12:04 am von Admin

» R.I.P. Marcus
** Muselmann ** Icon_minitimeFr Mai 17, 2024 8:07 am von Admin

» Metallfilter Reinigung Dunstabzugshaube
** Muselmann ** Icon_minitimeMo Mai 06, 2024 12:17 am von Admin

» Telefunken S950 Settings
** Muselmann ** Icon_minitimeSo Apr 28, 2024 7:24 am von Admin

» Füllstandanzeige
** Muselmann ** Icon_minitimeSo Apr 28, 2024 7:16 am von Admin

» ebike controller tester - E-Scooter Fehlersuche Diagnose - Motor / Controller / Gashebel prüfen
** Muselmann ** Icon_minitimeMo März 18, 2024 6:23 am von checker

» Einfach erklärt - Funktionsweiße, Fehlersuche und Tuning. Bürstenloser Nabenmotor
** Muselmann ** Icon_minitimeMo März 18, 2024 6:15 am von checker

» Akne Filme Dr. Pimple Pooper
** Muselmann ** Icon_minitimeSa März 02, 2024 4:50 am von Andy

» R.I.P. Manni
** Muselmann ** Icon_minitimeSa Dez 30, 2023 6:31 am von checker

Navigation
 Portal
 Index
 Mitglieder
 Profil
 FAQ
 Suchen
Partner
free forum
Mai 2024
MoDiMiDoFrSaSo
  12345
6789101112
13141516171819
20212223242526
2728293031  

Kalender Kalender


** Muselmann **

Nach unten

** Muselmann ** Empty ** Muselmann **

Beitrag  checker So Dez 18, 2016 8:06 am

Muselmann (auch: Muselman, Plural Muselmänner, polnisch Muzułman) wurden in der Lagerszpracha der nationalsozialistischen Konzentrationslager jene Häftlinge genannt, die durch völlige Unterernährung bis auf die Knochen abgemagert waren und hungerbedingt bereits charakteristische Verhaltensänderungen bis hin zur Agonie zeigten.

** Muselmann ** 220px-KZ_Neuengamme_Gedenk_Skulptur
Skulptur Der sterbende Häftling in der Gedenkstätte des KZ Neuengamme

Erscheinungsbild

** Muselmann ** 220px-Buchenwald-bei-Weimar-am-24-April-1945
Verstorbene, unterernährte Häftlinge, KZ Buchenwald

Menschen, die sich im letzten Stadium des Hungertodes befanden, hießen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern „Muselmänner“. Sie waren gekennzeichnet durch Folgen des Hungers: Haut und Gerippe, angeschwollene Beine und aufgeblähte Bäuche. Ihr einziger Instinkt war der Selbsterhaltungstrieb und die Suche nach Nahrung, beispielsweise Kartoffelschalen aus Abfallbehältern. Der SS galten sie durch dieses Verhalten als Beispiel für „Untermenschen“, sie nahmen sie nicht ins Krankenrevier auf. Kapos gingen brutal mit ihnen um. Auch Häftlinge stießen sie teilweise aus den Wohnbaracken hinaus, da sie in Apathie und Agonie des Hungertodes gefallen waren und Angst bei anderen Haftinsassen auslösten, „ebenso zu enden“.[1]

Abgesehen vom Kriegsende, als die Alliierten die Lager befreiten, hatte ein Mensch, der das Stadium eines „Muselmanns“ erreicht hatte, praktisch keine Chance zu überleben. Wenn er nicht an Entkräftung, Hunger oder Krankheit starb, „selektierte“ ihn die SS zur Tötung.

** Muselmann ** 220px-Mauthausen-survivors
Überlebende im KZ Gusen, 1945

Abgesehen vom Kriegsende, als die Alliierten die Lager befreiten, hatte ein Mensch, der das Stadium eines „Muselmanns“ erreicht hatte, praktisch keine Chance zu überleben. Wenn er nicht an Entkräftung, Hunger oder Krankheit starb, „selektierte“ ihn die SS zur Tötung.
Herkunft des Wortes

Es ist historisch zwar nicht eindeutig geklärt, woher der Ausdruck stammt, mittlerweile hat die Forschung aber Hinweise auf eine mögliche Herkunft ermittelt.[2]

Der ehemalige Häftling Viktor Frankl berichtet in seinen Erinnerungen, dass Lagerinsassen diesen Ausdruck selbst füreinander verwendeten.[3] Er stellt dies in den Zusammenhang mit dem System der Funktionshäftlinge und leitet diese Phänomene von der allgemeinen Barbarisierung des Menschen unter den Bedingungen wie Lagerhaft, Zwangsarbeit und Unterernährung her.

Ausgehend davon, dass „Muselmann“ eine – allerdings schon in der NS-Zeit veraltete – Bezeichnung für Muslime ist, wurden Erklärungen für die Bezeichnung zunächst in orientalistischen Assoziationen wie muslimischen Gebetshaltungen oder turbanartig um den Kopf geschlungenen Lumpen gesucht. Damit in Verbindung steht die Annahme, die Bezeichnung sei auf (islamischen) Fatalismus zu beziehen. So nennt Eugen Kogon die „Muselmänner“ „Leute von bedingungslosem Fatalismus“.[4]

Wahrscheinlich ist, dass die Bezeichnung auch deshalb in die Lagersprache übernommen wurde, weil „Muselmann“ in der deutschen Umgangssprache vielerorts nicht mehr (nur) einen Muslim, sondern einen kranken, schwachen oder alten Menschen bezeichnete.[5] Der Gebrauch der Bezeichnung in dieser Bedeutung wurde wohl nicht zuletzt durch den weithin bekannten, Carl Gottlieb Hering zugeschriebenen Anti-Kaffee-Kanon befördert:

C-A-F-F-E-E
Trink nicht so viel Caffee,
Nicht für Kinder ist der Türkentrank,
Schwächt die Nerven,
Macht dich blass und krank,
Sei doch kein Muselmann,
Der ihn nicht lassen kann.[6]

Möglicherweise ist die Bezeichnung auch durch dieses Lied in die Lagersprache gelangt, das die beiden Bedeutungen 'Muslim' und 'schwacher/kranker Mensch' verbindet.[7] So berichtet beispielsweise die Überlebende Renata Yesner in ihrer Autobiografie: „‚Sei kein Muselmann!‘ Dieses Wort hielt sich eisern in den Gesprächen“.[8] Die Bezeichnung könnte dabei sowohl durch deutsche KZ-Aufseher als auch durch Häftlinge in die Lager eingeführt worden sein.

Eine philosophische Untersuchung erfahren Phänomen und Begriff „Muselmann“ bei Giorgio Agamben und Gil Anidjar.[9]
Konzentrationslager Auschwitz

Der Häftling Witold Pilecki schilderte in seinem Bericht, den er im Sommer 1945 verfasste, folgendes:

"Im Frühjahr 1941 verbreitete sich unter den Lagerinsassen die Bezeichnung Muselmann. So nannten die deutschen Aufseher einen Häftling, der so ausgezehrt und abgestumpft war, dass er kaum noch gehen konnte - und das Wort hielt sich. Wie es in einem Lagerlied hieß: Muselmänner ... sie flattern im Wind .... Muselmann zu sein, hieß, dass man sich auf der Grenzlinie zwischen Leben und ... Krematorium befand. Es war sehr schwierig für jemandem, mit dem es so weit gekommen war, wieder zu Kräften zu kommen. Gewöhnlich endete man dann im sogenannten Schonungsblock (Block 14 nach der alten und 19 nach der neuen Nummerierung). Dort gewährte die Lagerleitung mehreren Hundert solcher bedauernswerter Gestalten die Gnade, den ganzen Tag lang bewegungslos in den Gängen stehen zu dürfen; aber schon dieses Herumstehen brachte die Menschen um." [10]

Nach Hermann Langbein dürfte der Ausdruck "Muselmann" in Auschwitz in die Lagersprache eingegangen sein. Er war ab dem 1. Mai 1941 Schreiber im Häftlingskrankenbau Dachau gewesen und wurde im August 1942 in das KL Auschwitz überstellt.[11] Er berichtet folgendes:

"Die zerstörten Menschen wurden in Auschwitz Muselmänner genannt. Der Ausdruck wurde später auch in anderen Lagern gebraucht. Bevor ich nach Auschwitz kam, hatte ich ihn in Dachau nicht kennengelernt. Dort sagte man zu den Heruntergekommenen in bayerischer Mundart Kretiner."[12]


Quelle
checker
checker
Moderator
Moderator

Anzahl der Beiträge : 49390
Anmeldedatum : 03.04.11
Ort : Braunschweig

Nach oben Nach unten

Nach oben


 
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten