Der Eklektizismus
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Der Eklektizismus
Als Eklektizismus (von griech. ἐκλεκτός, eklektos, „ausgewählt“) bezeichnet man Methoden, die sich verschiedener entwickelter und abgeschlossener Systeme (z. B. Stile, Disziplinen, Philosophien) bedienen und deren Elemente neu zusammensetzen. Eine ähnliche Bedeutung hat der Begriff Genresynkretismus. Der Ausdruck Synkretismus wird jedoch eher im religiösen Zusammenhang verwendet.
Ein eklektizistisches Bauwerk: die Hauptpost (Palacio de Comunicaciones) in Madrid
Der New-York-Palast in Budapest
Eklektizismus in den Geisteswissenschaften
Der Begriff ist bereits in der Antike, etwa um Christi Geburt, geprägt worden. Damals existierten verschiedene Philosophenschulen nebeneinander, und es gab Denker und Politiker, die als Eklektiker bezeichnet wurden, weil sie Elemente der unterschiedlichen Positionen miteinander verbanden. Der berühmteste Vertreter dieser Richtung war Cicero. Er übernahm besonders in seinen ethischen Vorstellungen im Wesentlichen die Lehren der Stoiker, wobei er auch Werte der Akademie und des Peripatos einfließen ließ.
In den Geisteswissenschaften charakterisiert der Begriff die Methode, aus Versatzstücken unterschiedlicher Systeme, Theorien oder Weltanschauungen eine neue Einheit zu bilden. Auch hier wird der Terminus in der Regel abwertend verwendet. Dies verrät eine Bevorzugung in sich abgeschlossener, isolierter Theorien gegenüber der Selektion zutreffender Aussagen aus verschiedenen Theorien bei Nichtübernahme widerlegter Elemente. Dass wissenschaftstheoretisch legitimiert dennoch Eklektizismus zu betreiben ist, zeigt Richter (2011).
Eklektizismus in Kunst und Architektur
Der Eklektizismus ist kennzeichnend für die Stilrichtungen der europäischen Kunst seit Beginn des Historismus. Als Kunstverfahren ist Eklektizismus in der Postmoderne für die kritische Reflexion über vorhandenes Material von Bedeutung. Die Bezeichnung eklektisch oder eklektizistisch bezieht sich auf ein einzelnes Kunstwerk, in dem verschiedene vergangene Stile verarbeitet sind.[1] Im Hinblick auf die jeweilige künstlerische Qualität ist zwischen Imitation und eigener Weiterentwicklung zu unterscheiden. Der Begriff kann mit einer negativen Betonung versehen sein, wenn der Künstler anstelle einer eigenen Kreation unschöpferisch Elemente aus anderen Werken auswählt und zu einem neuen Werk zusammenfügt.
In der Architektur ist Eklektizismus das Zitieren von Architekturstil-Elementen mehrerer vergangener Epochen an einem neuen Bauwerk.[2] Diese Methodik findet sich insbesondere im Historismus des 19. Jahrhunderts, aber beispielsweise auch im 11. Jahrhundert in der süditalienischen Romanik, wo ein arabisch-byzantinisch-normannischer Mischstil entstand.[3] Ebenso in der Postmodernen Architektur des 20. Jahrhunderts.[4]
Ein Beispiel für Eklektizismus in der Architektur: St. Augustin in Paris. Die Fassade mit Fensterrose und Skulpturengalerie folgt dem gotischen Stil, die Kuppel orientiert sich dagegen an Renaissance-Vorbildern
Ein Eklektiker ist derjenige, der aus dem Vorhandenen das ihm Geeignete aussucht und versucht, es seinen Zwecken anzupassen.[5]
Eklektizismus und Historismus
Eklektizismus wird, analog zu Historismus, auch als Epochenbegriff benutzt. Als derartiger Epochenbegriff gilt Eklektizismus aber als ungeeignet, da es damals auch andere Architekturhaltungen gab. Als Ersatzbezeichnung und Abgrenzung kann Eklektizismus gegenüber Historismus benutzt werden um den damals verbreiteten Stilpluralismus besser einzuordnen: So dienten die zahlreichen Neo-Stile in der Architektur (vgl. Neoromanik, Neogotik, Neorenaissance, Neobarock) nicht nur einem Bezug zur vergangenen Geschichte, sondern auch dazu, einen Ortsbezug, eine Charakterisierung der Bauaufgabe oder eine Stimmigkeit der Konstruktion herzustellen.[6]
Eklektizismus kann, innerhalb des Historismus, auch die Stilmischung des verwendeten Formenapparates an einem Gebäude meinen.[7]
Die Bezeichnung Eklektizismus kann, im Zusammenhang mit dem Historismus und mit abwertender Nebenbedeutung, auch eine Kritik am selektiven Entwurfsverfahren vieler Architekten des 19. Jahrhunderts darstellen.[8]
Eklektizismus als Methodenbegriff
Im Rahmen des architektonischen Entwurfs kann es zu einem Auswahlverfahren aus vorhandenen Stilen und Formen kommen. Dabei können auch Elemente aus verschiedenen Vorbildern miteinander kombiniert werden. Diese Vorbilder stammen mitunter aus ähnlichen Architekturkreisen (römischer Tempeltyp mit griechischen Säulen) oder aber aus völlig unterschiedlichen (Renaissanceportikus neben ägyptischen Säulen und maurischen Fensterrahmen mit gotischer Turmspitze). Beim Auswahlverfahren können zeitliche Bezüge (wie beim Historismus) oder aber räumliche (wie beim Exotismus) eine Rolle spielen.[9]
Eklektizismus als Methodenbegriff kann auch die Verwendung verschiedener Formen und Stile an unterschiedlichen Gebäuden innerhalb des Gesamtwerkes eines Architekten bedeuten, wenn es ihm gilt der jeweiligen, unterschiedlichen, Bauaufgabe gerecht zu werden.[6]
George Gilbert Scott sah die Methode des Eklektizismus positiv:
„Die Eklektik an sich ist ein gutes Prinzip, das heißt von der Kunst aller Arten die Elemente zu borgen, mit denen wir den Stil, den wir laut unserem Plan als unsere Basis und unseren Kern ausgemacht haben, bereichern und perfektionieren können.“[10]
Gottfried Semper dagegen kritisierte den „Kunstjünger“, der „sein Herbarium voll mit wohlaufgeklebten Durchzeichnungen aller Art“ stopft
„in der frohen Erwartung, daß die Bestellung einer Walhalla à la Panthenon, einer Basilika à la Monreale, eines Boudoirs à la Pompeji, eines Palastes à la Pitti, einer byzantinischen Kirche oder gar eines Bazars in türkischem Geschmacke nicht lange ausbleiben könne.“[10]
Fritz Schumacher differenzierte den Eklektizismus als Entwurfsmethode:
„Es gibt einen leichtsinnig-oberflächlichen und einen gewissenhaft-wissenschaftlichen Eklektizismus, es gibt einen Eklektizismus der Bequemlichkeit und einen der Überzeugung, einen Eklektizismus des Verstandes und einen des Gefühls.“[10]
Quelle
Ein eklektizistisches Bauwerk: die Hauptpost (Palacio de Comunicaciones) in Madrid
Der New-York-Palast in Budapest
Eklektizismus in den Geisteswissenschaften
Der Begriff ist bereits in der Antike, etwa um Christi Geburt, geprägt worden. Damals existierten verschiedene Philosophenschulen nebeneinander, und es gab Denker und Politiker, die als Eklektiker bezeichnet wurden, weil sie Elemente der unterschiedlichen Positionen miteinander verbanden. Der berühmteste Vertreter dieser Richtung war Cicero. Er übernahm besonders in seinen ethischen Vorstellungen im Wesentlichen die Lehren der Stoiker, wobei er auch Werte der Akademie und des Peripatos einfließen ließ.
In den Geisteswissenschaften charakterisiert der Begriff die Methode, aus Versatzstücken unterschiedlicher Systeme, Theorien oder Weltanschauungen eine neue Einheit zu bilden. Auch hier wird der Terminus in der Regel abwertend verwendet. Dies verrät eine Bevorzugung in sich abgeschlossener, isolierter Theorien gegenüber der Selektion zutreffender Aussagen aus verschiedenen Theorien bei Nichtübernahme widerlegter Elemente. Dass wissenschaftstheoretisch legitimiert dennoch Eklektizismus zu betreiben ist, zeigt Richter (2011).
Eklektizismus in Kunst und Architektur
Der Eklektizismus ist kennzeichnend für die Stilrichtungen der europäischen Kunst seit Beginn des Historismus. Als Kunstverfahren ist Eklektizismus in der Postmoderne für die kritische Reflexion über vorhandenes Material von Bedeutung. Die Bezeichnung eklektisch oder eklektizistisch bezieht sich auf ein einzelnes Kunstwerk, in dem verschiedene vergangene Stile verarbeitet sind.[1] Im Hinblick auf die jeweilige künstlerische Qualität ist zwischen Imitation und eigener Weiterentwicklung zu unterscheiden. Der Begriff kann mit einer negativen Betonung versehen sein, wenn der Künstler anstelle einer eigenen Kreation unschöpferisch Elemente aus anderen Werken auswählt und zu einem neuen Werk zusammenfügt.
In der Architektur ist Eklektizismus das Zitieren von Architekturstil-Elementen mehrerer vergangener Epochen an einem neuen Bauwerk.[2] Diese Methodik findet sich insbesondere im Historismus des 19. Jahrhunderts, aber beispielsweise auch im 11. Jahrhundert in der süditalienischen Romanik, wo ein arabisch-byzantinisch-normannischer Mischstil entstand.[3] Ebenso in der Postmodernen Architektur des 20. Jahrhunderts.[4]
Ein Beispiel für Eklektizismus in der Architektur: St. Augustin in Paris. Die Fassade mit Fensterrose und Skulpturengalerie folgt dem gotischen Stil, die Kuppel orientiert sich dagegen an Renaissance-Vorbildern
Ein Eklektiker ist derjenige, der aus dem Vorhandenen das ihm Geeignete aussucht und versucht, es seinen Zwecken anzupassen.[5]
Eklektizismus und Historismus
Eklektizismus wird, analog zu Historismus, auch als Epochenbegriff benutzt. Als derartiger Epochenbegriff gilt Eklektizismus aber als ungeeignet, da es damals auch andere Architekturhaltungen gab. Als Ersatzbezeichnung und Abgrenzung kann Eklektizismus gegenüber Historismus benutzt werden um den damals verbreiteten Stilpluralismus besser einzuordnen: So dienten die zahlreichen Neo-Stile in der Architektur (vgl. Neoromanik, Neogotik, Neorenaissance, Neobarock) nicht nur einem Bezug zur vergangenen Geschichte, sondern auch dazu, einen Ortsbezug, eine Charakterisierung der Bauaufgabe oder eine Stimmigkeit der Konstruktion herzustellen.[6]
Eklektizismus kann, innerhalb des Historismus, auch die Stilmischung des verwendeten Formenapparates an einem Gebäude meinen.[7]
Die Bezeichnung Eklektizismus kann, im Zusammenhang mit dem Historismus und mit abwertender Nebenbedeutung, auch eine Kritik am selektiven Entwurfsverfahren vieler Architekten des 19. Jahrhunderts darstellen.[8]
Eklektizismus als Methodenbegriff
Im Rahmen des architektonischen Entwurfs kann es zu einem Auswahlverfahren aus vorhandenen Stilen und Formen kommen. Dabei können auch Elemente aus verschiedenen Vorbildern miteinander kombiniert werden. Diese Vorbilder stammen mitunter aus ähnlichen Architekturkreisen (römischer Tempeltyp mit griechischen Säulen) oder aber aus völlig unterschiedlichen (Renaissanceportikus neben ägyptischen Säulen und maurischen Fensterrahmen mit gotischer Turmspitze). Beim Auswahlverfahren können zeitliche Bezüge (wie beim Historismus) oder aber räumliche (wie beim Exotismus) eine Rolle spielen.[9]
Eklektizismus als Methodenbegriff kann auch die Verwendung verschiedener Formen und Stile an unterschiedlichen Gebäuden innerhalb des Gesamtwerkes eines Architekten bedeuten, wenn es ihm gilt der jeweiligen, unterschiedlichen, Bauaufgabe gerecht zu werden.[6]
George Gilbert Scott sah die Methode des Eklektizismus positiv:
„Die Eklektik an sich ist ein gutes Prinzip, das heißt von der Kunst aller Arten die Elemente zu borgen, mit denen wir den Stil, den wir laut unserem Plan als unsere Basis und unseren Kern ausgemacht haben, bereichern und perfektionieren können.“[10]
Gottfried Semper dagegen kritisierte den „Kunstjünger“, der „sein Herbarium voll mit wohlaufgeklebten Durchzeichnungen aller Art“ stopft
„in der frohen Erwartung, daß die Bestellung einer Walhalla à la Panthenon, einer Basilika à la Monreale, eines Boudoirs à la Pompeji, eines Palastes à la Pitti, einer byzantinischen Kirche oder gar eines Bazars in türkischem Geschmacke nicht lange ausbleiben könne.“[10]
Fritz Schumacher differenzierte den Eklektizismus als Entwurfsmethode:
„Es gibt einen leichtsinnig-oberflächlichen und einen gewissenhaft-wissenschaftlichen Eklektizismus, es gibt einen Eklektizismus der Bequemlichkeit und einen der Überzeugung, einen Eklektizismus des Verstandes und einen des Gefühls.“[10]
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