Die Rohde & Schwarz GmbH & Co. KG
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Die Rohde & Schwarz GmbH & Co. KG
Die Rohde & Schwarz GmbH & Co. KG (Kürzel: R&S bzw. RSD für Rohde & Schwarz Deutschland) ist ein deutscher Elektronikkonzern mit den Arbeitsgebieten Messtechnik, Rundfunk, Funküberwachung und -ortung sowie Funkkommunikation. Das Unternehmen fertigt Produkte in den Bereichen Mobilfunk-, Rundfunk- und Elektronik-Industrie, Luftfahrt und Verteidigung sowie Informationssicherheit und kritische Infrastrukturen.
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 17. November 1933
Sitz München
Leitung Christian Leicher (CEO, Vorsitz), Peter Riedel (COO)[1]
Mitarbeiter ca. 10.000 (Gj. 2015/16)[2]
Umsatz ca. 1,92 Mrd. EUR (Gj. 2015/16)[2]
Website www.rohde-schwarz.de
Seit 1933 entwickelt, fertigt und vertreibt die Unternehmensgruppe Elektronikprodukte für den Investitionsgüterbereich. Der Sitz befindet sich in München. Ergänzend steuern je ein regionales Hauptquartier in den USA (Columbia) und Asien (Singapur) die Geschäfte. Fast 6.000 Personen sind in Deutschland beschäftigt, davon rund 2.000 in der Konzernzentrale. Weltweit arbeiten rund 10.000 Mitarbeiter für das Unternehmen in über 70 Ländern.
Das Unternehmen erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2015/2016 (Juli bis Juni) einen Umsatz von 1,92 Milliarden Euro.[3] Der Exportanteil liegt bei circa 90 Prozent.
Das Unternehmen bildet in den Ausbildungsberufen Elektroniker für Informations- und Systemtechnik, Fachinformatiker und Industriekaufmann aus. Bei Umfragen unter Studenten und Absolventen der Nachrichtentechnik belegte R&S mehrfach den Spitzenplatz als beliebtester Arbeitgeber in Deutschland.[4]
Geschichte
Das Unternehmen wurde von Lothar Rohde und Hermann Schwarz gegründet, die einander während ihres Studiums der Physik in Jena kennengelernt hatten. 1932 bauten sie ihr erstes Messgerät und im August 1933 nahm die Firma Physikalisch-Technisches Entwicklungslabor Dr. L. Rohde & Dr. H. Schwarz (kurz PTE) die Geschäfte auf.
Nach der Wende wurden Kryptologen, die vormals in der Staatssicherheit der ehemaligen DDR tätig waren, in der Tochter Rohde & Schwarz SIT GmbH mit Sitz Berlin-Adlershof übernommen.[5][6]
Es gibt vier Geschäftsstellen von Rohde & Schwarz in Deutschland: München, Hamburg, Berlin, und Köln.
Die Ingenieure Lothar Rohde und Hermann Schwarz entwickelten 1932 das erste Messgerät für die Hermsdorf-Schomburg-Isolatoren-Gesellschaft (Hescho). Die Firma wurde im Sommer 1933 in einer Wohnung in der Münchner Thierschstraße 36 (Stadtteil Lehel) gegründet, um darin ein elektrotechnisches Labor einzurichten. Am 17. November folgte die Registrierung des "Physikalisch-technischen Entwicklungslabors Dr. L. Rohde und Dr. H. Schwarz" (PTE) beim Registergericht München. Den ersten Exportauftrag erhielt die Firma 1934 von einer englischen Isolierstoff-Fabrik, die ein Verlustfaktormessgerät (50 bis 200 MHz) bestellte, um die dielektrischen Verluste an keramischen Scheiben bis 100 MHz zu messen. 1937 zog das Unternehmen in eine ehemalige Brotfabrik am Tassiloplatz nahe dem Münchner Ostbahnhof um. Rohde & Schwarz hatte zu dem Zeitpunkt 35 Mitarbeiter und eine Produktpalette von 24 verschiedenen Geräten. Die erste transportable Quarzuhr mit einem Gewicht von 36 Kg wurde 1938 entwickeltet.
1941 wurde im Allgäu ein eigenständiger Produktionsstandort aufgebaut und die Messgerätebau GmbH (heute Rohde & Schwarz Messgerätebau) gegründet. Ab 1943 wurde am neuen Standort produziert, zuerst für kurze Zeit in Kempten und ab 1944 in Memmingen. Wegen des ersten Großauftrags für Funkmessbeobachtungs-Empfänger wurde 1942 zur industriellen Produktion umgestiegen. Rohde & Schwarz erhielt den Großauftrag der US Army, im Zentrallager für die United States Air Force in Erding Wartung und Service für alle dort eingehenden Geräte zu übernehmen.
Das Physikalisch-Technisches Entwicklungslabor Dr. L. Rohde & Dr. H. Schwarz (PTE) wurde 1945 in Rohde & Schwarz umbenannt. Am 18. Januar 1949 erhielt Rohde & Schwarz von Radio München, dem Vorgänger des Bayerischen Rundfunks, den Auftrag einen frequenzmodulierten UKW-Versuchssender zu bauen und diesen probeweise laufen zu lassen. Das Unternehmen entwickelte 1945 den Z-g-Diagraph, der erste komplexe Netzwerkanalysator für die vektorielle Netzwerkanalyse. Das NAP1, das erste automatische Peilgerät, wurde 1955 entwickelt. Es wird in der Flugsicherung ergänzend zur Radarortung eingesetzt. 1956 entstand der heutige Firmensitz an der Mühldorfstraße. 1959 wurde das NP4 vorgestellt, der erste Peiler, der nach dem Dopplereffekt arbeitet. Das erste Fluglärmüberwachungssystem in der Bundesrepublik wurde für den Flughafen Frankfurt produziert. Das erste automatische Testsystem für integrierte Schaltkreise (IC) kam 1967 in Europa auf dem Markt. Das Werk in Teisnach wurde 1969 gegründet. 1970 wurde die Vertriebsstrategie auf den Export ausgerichtet und Geräte wurden nach eigenen Vorgaben entwickelt und dem Kunden angeboten. Erster Funkmessplatz mit Mikroprozessorsteuerung (SMPU) wurde 1974 auf dem Markt gebracht. Der Kommunikationsprozessor ALIS GP 853 regelt 1982 HF-Verbindungen automatisch. 1994 nahm Rohde & Schwarz in Mexiko das größte zivile HF-Kommunikationsnetz in Betrieb. 1988 wurde in Memmingen eine computergesteuerte Fertigung eingeführt und auf Just-in-Time-Produktion ausgerichtet. Zudem wurde ein automatisches Materialflusssystem eingeführt. 1995 wurde eines für das Digital Audio Broadcasting modifizierte Feldstärke-Messempfänger und ein DAB-Sender als Mitglied des DAB-Projekts EUREKA 147 entwickelt. Drei Jahre später statete das erste landesweite DVB-T-Projekt. Die britische Castle Transmission International (CTI) bestellte DVB-T-Sendeanlagen mit einer Ausgangsleistung zwischen 500 W und 5 kW. Die Bundeswehr nutzte 1998 für das erste TETRA-Projekt in Deutschland für Sprach- und Datenkommunikation das Kommunikationssystem ACCESSNET-T mit 42 TETRA-HF-Trägern an sieben Standorten sowie Endgeräte für 2.500 Teilnehmer. In der M3xR-Familie werden 1999 erste software-basierte Funkgeräte ins Sortiment aufgenommen.
In 2001 kam der Produktionsstandort Vimperk in Tschechien hinzu. Dafür wurde das 42.000 Quadratmeter große Werk der Tesla Prag a.s. in Vimperk gekauft. Bereits seit 1991 produzierte Tesla Prag für Rohde & Schwarz und die 200 Beschäftigten wurden allesamt übernommen.[7] Mit dem TopSec GSM stellte die Rohde & Schwarz SIT GmbH 2001 ein abhörsicheres Handy vor. Mit dem ELCRODAT 6-2 entwickelte 2002 die Rohde & Schwarz SIT GmbH ein Kryptosystem, das vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik bis zur Geheimhaltungsstufe „Streng geheim“ zugelassen wurde. Die HAMEG GmbH, ein deutsches Unternehmen zur Entwicklung und Herstellung von Laborinstrumenten wurde 2005 von Rohde & Schwarz übernommen. Die flüssig gekühlten Hochleistungssender R&S Nx8600 sind 2007 die energiesparsamsten Sender. Als erster Spektrumanalysator arbeitet der R&S FSU67 durchgehend bis 67 GHz. Rohde & Schwarz übernimmt 2007 das Unternehmen Arpège SAS mit Sitz in Aubagne nahe Marseille. Der Wideband Monitoring Receiver R&S ESMD beherrscht 2008 alle Funkerfassungsfunktionen in einem Gerät: Empfangen, peilen, messen und demodulieren. Der R&S PR100 ist der erste tragbare Empfänger für schwache oder kurzzeitig gesendete Signale im Frequenzbereich von 9 kHz bis 7,5 GHz. Er kam 2008 auf dem Markt heraus. Im Dezember 2010 übernimmt Rohde & Schwarz die DVS GmbH, Hannover. Rohde & Schwarz beteiligt sich 2010 mehrheitlich an der rumänischen Firma Topex, einem Hersteller von Telekommunikations-Equipment für Behörden und Unternehmen. Zum 11. Mai 2011 übernimmt Rohde & Schwarz die ipoque GmbH, Leipzig. Rohde & Schwarz integriert 2012 mit SwissQual einen Anbieter von Systemen für die Prüfung und Beurteilung der Quality of Service (QoS). Der Übernahmeprozess mit dem Leipziger Next-Generation-Firewall-Hersteller Adyton Systems AG wurde 2014 erfolgreich abgeschlossen.[8] Gateprotect AG Germany wird 2014 Teil des Rohde & Schwarz-Konzerns[9] Rohde & Schwarz übernimmt 2015 mit Sirrix AG Spezialisten für Enterprise Security[10] Rohde & Schwarz bündelt 2016 Kompetenzen für Cyber-Sicherheit in der Rohde & Schwarz Cybersecurity GmbH[11]
Niederlassungen und Tochterunternehmen
Niederlassungen
Messestand auf der CeBIT 2015
Das Unternehmen betreibt drei Werke in Europa, in Deutschland in Memmingen (s. Rohde & Schwarz Messgerätebau) und Teisnach, sowie im tschechischen Vimperk. Diese Werke arbeiten z.T. auch als Fertigungsdienstleister. Seit 2011 gibt es kleinere Werke für die Endmontage und Auslieferung in Singapur und Malaysia. Neben der in München angesiedelten zentralen Entwicklung gibt es Entwicklungszentren in den USA, Singapur, Malaysia, Korea, China, Dänemark, Frankreich und Großbritannien.
Betriebsgesellschaften
Rohde & Schwarz betreibt mehrere Betriebsgesellschaften:
Rohde & Schwarz Vertriebs-GmbH (RSV): Die in München ansässige Gesellschaft ist zuständig für den Inlandsvertrieb.
R&S Systems GmbH: Erbringung von Systemleistungen innerhalb der Rohde & Schwarz-Geschäftsfelder weltweit.
Rohde & Schwarz International Operations GmbH (RSIO): Unterstützung der Vertriebsorganisationen Asien/Pazifik, Mittlerer Osten, Afrika (= Rohde & Schwarz Regional Headquarters Singapore Pte. Ltd.).
Rohde & Schwarz SIT GmbH: Die Rohde & Schwarz SIT vertreibt Produkte und Dienstleistungen für die Verschlüsselung in der Informations- und Kommunikationstechnik.
Rohde & Schwarz DVS GmbH: DVS Digital Video Systems produziert Workstations, Videoserver und Speicherapplikationen für die Postproduktion digitaler Film- und Fernsehproduktionen.
Tochterunternehmen
Rohde & Schwarz besitzt mehrere Tochtergesellschaften im Inland und Ausland:
ipoque GmbH: ipoque stellt Systeme zum Netzwerkmanagement her[12].
SwissQual AG: Das im Jahr 2000 in Zuchwil (Schweiz) gegründete Unternehmen entwickelt und verkauft Systeme für die Messung und Beurteilung der Sprach-, Daten- und Videoqualität von Mobilfunknetzen[13].
Arpège SAS: Das französische Unternehmen stellt kundenspezifische Systeme zur Satellitenüberwachung für staatliche Sicherheitsorganisationen her[14].
S.C. Rohde & Schwarz Topex S.A.: Entwicklung und Herstellung von militärischen und zivilen Telekommunikationsprodukten u.a. für die Flugsicherung[15].
Hameg Instruments gehört seit 2005 zu Rohde & Schwarz und bedient das untere Preissegment durch Messgeräte für Industrie, Handwerk, Wissenschaft und Ausbildung. HAMEG ist eigenständig in Produktentwicklung, Produktmanagement, Service und Vertrieb. Alle HAMEG Produkte werden in den Rohde & Schwarz Stammwerken produziert[16].
Sirrix AG gehört seit 2015 zu Rohde & Schwarz. Der Vorstandsvorsitzende der Sirrix AG ist Geschäftsführer der Rohde & Schwarz Cybersecurity GmbH[17].
Produktsparten
Messtechnik für Wireless, allgemeine Elektronik und Mikrowelle
Das Unternehmen liefert Messlösungen für Mobilfunk- und Wireless-Technologien von LTE, GSM, UMTS/HSPA(+), CDMA2000 bis hin zu Bluetooth, GPS und dem drahtlosen Internetzugang via WLAN und WiMAX.
Es bietet Geräte für die Entwicklung und Produktion von Chipsets, mobilen Endgeräten sowie Basisstationen. Netzbetreiber verwenden Rohde & Schwarz-Produkte für Planung, Aufbau und Überwachung ihrer Netze. Für LTE Advanced entwickelt Rohde & Schwarz passende Signalgeneratoren und -analysatoren.
Für die Luftfahrt- und Verteidigungsindustrie entwickelt Rohde & Schwarz Messgeräte für Richtfunkstrecken sowie Radar- und Satellitenkommunikationssysteme. Das Unternehmen bietet außerdem komplette Systeme für EMV- und Feldstärke-Tests, zum Beispiel um elektromagnetische Störungen in der Automobilelektronik aufzuspüren.
Im Jahr 2010 bot Rohde & Schwarz erstmals ein Oszilloskop mit digitalem Trigger an.
Fernseh- und Hörfunktechnik
Seit den 1950er Jahren ist das Unternehmen im Bereich Fernsehen und Hörfunk tätig. Heute sind in 80 Ländern Sender und Messtechnik von Rohde & Schwarz für analoges und digitales Fernsehen im Einsatz. Für Nordamerika bietet das Unternehmen Geräte für den Übertragungsstandard ATSC, in Asien und Lateinamerika für ISDB-T und in Europa für DVB-T2.
Das Unternehmen vertreibt Messtechnik für Installation, Wartung und Überwachung von Rundfunknetzen. Für die Herstellung von Unterhaltungselektronik liefert das Unternehmen Messgeräte für die Entwicklung und Produktion von Satellitenempfängern und Fernsehgeräten, auch für HD- und 3D-Formate.
Ende 2010 hat das Unternehmen die DVS Digital Video Systems GmbH[18] übernommen. DVS bietet Hard- und Software für die professionelle Film- und Videopostproduktion.
Cyber-Sicherheit
Entwicklung und Vermarktung intelligenter IT-Sicherheitsprodukte für High-Tech-Unternehmen, kritische Infrastrukturen und öffentliche Auftraggeber. Das Kompetenzzentrum ist die Sirrix AG in Saarbrücken. Sie entwickelt Lösungen auf der Basis von Vorentwicklungen wie BizzTrust des FhG SIT, Darmstadt Deutschland EU[19].
Funkkommunikation für Streitkräfte, Behörden und Industrie
Das Unternehmen liefert interoperable Funkkommunikationssysteme für den militärischen, behördlichen und zivilen Einsatz. Das Unternehmen entwickelt software-basierte Funkgeräte (SDR). So hat die Bundeswehr das Unternehmen Ende 2008 mit der Entwicklung eines SDR-Grundgeräts für die streitkräftegemeinsame, verbundfähige Funkgeräteausstattung (SVFuA)[20] beauftragt.
Das SDR-Funkgerät MR6000A kommt im Eurofighter und Hubschraubern der Bundeswehr zum Einsatz.[21]
Etwa 200 Flughäfen arbeiten mit Funkkommunikationssystemen von Rohde & Schwarz. Seit 2011 bietet das Unternehmen Sprachvermittlungssysteme für die Flugsicherung (ATC) an. Sie basieren auf einem Produkt der Firma Topex SA,[22] an der sich Rohde & Schwarz 2010 beteiligt hat.
Für Regierungsstellen, Bundeswehr, Behörden, Militär und Wirtschaft entwickelt die Rohde & Schwarz SIT GmbH Kryptoprodukte und -systeme. Die Hochsicherheits-Verschlüsselungstechnik der Tochterfirma kommt sowohl bei drahtloser als auch bei leitungsgebundener Kommunikation zum Einsatz. 2001 bot das Unternehmen das weltweit erste Krypto-Handy an.
Frequenzmanagement und Funkortung für innere und äußere Sicherheit
Das Unternehmen entwickelt stationäre sowie mobile Systeme zur Erfassung, Ortung und Analyse von Funkkommunikationssignalen. Rohde & Schwarz bietet den zuständigen Diensten Lösungen, um verdächtige Kommunikationsaktivitäten zu identifizieren und zu orten: Dazu bietet es Empfänger, Peiler, Signalanalysatoren, Antennen und angepasste Systeme.
Auch für Satelliten-Monitoring entwickelte das Unternehmen Geräte. Die Lösungen umfassen stationäre und mobile Systeme, die auf Land, See und in der Luft im Einsatz sind. Sie ermöglichen autorisierten Behörden weltweit Einblick in die satellitengestützte Sprach- und Datenkommunikation. Unterstützt wird das Unternehmen von der französischen Tochter Arpège SAS[23].
Quelle
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 17. November 1933
Sitz München
Leitung Christian Leicher (CEO, Vorsitz), Peter Riedel (COO)[1]
Mitarbeiter ca. 10.000 (Gj. 2015/16)[2]
Umsatz ca. 1,92 Mrd. EUR (Gj. 2015/16)[2]
Website www.rohde-schwarz.de
Seit 1933 entwickelt, fertigt und vertreibt die Unternehmensgruppe Elektronikprodukte für den Investitionsgüterbereich. Der Sitz befindet sich in München. Ergänzend steuern je ein regionales Hauptquartier in den USA (Columbia) und Asien (Singapur) die Geschäfte. Fast 6.000 Personen sind in Deutschland beschäftigt, davon rund 2.000 in der Konzernzentrale. Weltweit arbeiten rund 10.000 Mitarbeiter für das Unternehmen in über 70 Ländern.
Das Unternehmen erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2015/2016 (Juli bis Juni) einen Umsatz von 1,92 Milliarden Euro.[3] Der Exportanteil liegt bei circa 90 Prozent.
Das Unternehmen bildet in den Ausbildungsberufen Elektroniker für Informations- und Systemtechnik, Fachinformatiker und Industriekaufmann aus. Bei Umfragen unter Studenten und Absolventen der Nachrichtentechnik belegte R&S mehrfach den Spitzenplatz als beliebtester Arbeitgeber in Deutschland.[4]
Geschichte
Das Unternehmen wurde von Lothar Rohde und Hermann Schwarz gegründet, die einander während ihres Studiums der Physik in Jena kennengelernt hatten. 1932 bauten sie ihr erstes Messgerät und im August 1933 nahm die Firma Physikalisch-Technisches Entwicklungslabor Dr. L. Rohde & Dr. H. Schwarz (kurz PTE) die Geschäfte auf.
Nach der Wende wurden Kryptologen, die vormals in der Staatssicherheit der ehemaligen DDR tätig waren, in der Tochter Rohde & Schwarz SIT GmbH mit Sitz Berlin-Adlershof übernommen.[5][6]
Es gibt vier Geschäftsstellen von Rohde & Schwarz in Deutschland: München, Hamburg, Berlin, und Köln.
Die Ingenieure Lothar Rohde und Hermann Schwarz entwickelten 1932 das erste Messgerät für die Hermsdorf-Schomburg-Isolatoren-Gesellschaft (Hescho). Die Firma wurde im Sommer 1933 in einer Wohnung in der Münchner Thierschstraße 36 (Stadtteil Lehel) gegründet, um darin ein elektrotechnisches Labor einzurichten. Am 17. November folgte die Registrierung des "Physikalisch-technischen Entwicklungslabors Dr. L. Rohde und Dr. H. Schwarz" (PTE) beim Registergericht München. Den ersten Exportauftrag erhielt die Firma 1934 von einer englischen Isolierstoff-Fabrik, die ein Verlustfaktormessgerät (50 bis 200 MHz) bestellte, um die dielektrischen Verluste an keramischen Scheiben bis 100 MHz zu messen. 1937 zog das Unternehmen in eine ehemalige Brotfabrik am Tassiloplatz nahe dem Münchner Ostbahnhof um. Rohde & Schwarz hatte zu dem Zeitpunkt 35 Mitarbeiter und eine Produktpalette von 24 verschiedenen Geräten. Die erste transportable Quarzuhr mit einem Gewicht von 36 Kg wurde 1938 entwickeltet.
1941 wurde im Allgäu ein eigenständiger Produktionsstandort aufgebaut und die Messgerätebau GmbH (heute Rohde & Schwarz Messgerätebau) gegründet. Ab 1943 wurde am neuen Standort produziert, zuerst für kurze Zeit in Kempten und ab 1944 in Memmingen. Wegen des ersten Großauftrags für Funkmessbeobachtungs-Empfänger wurde 1942 zur industriellen Produktion umgestiegen. Rohde & Schwarz erhielt den Großauftrag der US Army, im Zentrallager für die United States Air Force in Erding Wartung und Service für alle dort eingehenden Geräte zu übernehmen.
Das Physikalisch-Technisches Entwicklungslabor Dr. L. Rohde & Dr. H. Schwarz (PTE) wurde 1945 in Rohde & Schwarz umbenannt. Am 18. Januar 1949 erhielt Rohde & Schwarz von Radio München, dem Vorgänger des Bayerischen Rundfunks, den Auftrag einen frequenzmodulierten UKW-Versuchssender zu bauen und diesen probeweise laufen zu lassen. Das Unternehmen entwickelte 1945 den Z-g-Diagraph, der erste komplexe Netzwerkanalysator für die vektorielle Netzwerkanalyse. Das NAP1, das erste automatische Peilgerät, wurde 1955 entwickelt. Es wird in der Flugsicherung ergänzend zur Radarortung eingesetzt. 1956 entstand der heutige Firmensitz an der Mühldorfstraße. 1959 wurde das NP4 vorgestellt, der erste Peiler, der nach dem Dopplereffekt arbeitet. Das erste Fluglärmüberwachungssystem in der Bundesrepublik wurde für den Flughafen Frankfurt produziert. Das erste automatische Testsystem für integrierte Schaltkreise (IC) kam 1967 in Europa auf dem Markt. Das Werk in Teisnach wurde 1969 gegründet. 1970 wurde die Vertriebsstrategie auf den Export ausgerichtet und Geräte wurden nach eigenen Vorgaben entwickelt und dem Kunden angeboten. Erster Funkmessplatz mit Mikroprozessorsteuerung (SMPU) wurde 1974 auf dem Markt gebracht. Der Kommunikationsprozessor ALIS GP 853 regelt 1982 HF-Verbindungen automatisch. 1994 nahm Rohde & Schwarz in Mexiko das größte zivile HF-Kommunikationsnetz in Betrieb. 1988 wurde in Memmingen eine computergesteuerte Fertigung eingeführt und auf Just-in-Time-Produktion ausgerichtet. Zudem wurde ein automatisches Materialflusssystem eingeführt. 1995 wurde eines für das Digital Audio Broadcasting modifizierte Feldstärke-Messempfänger und ein DAB-Sender als Mitglied des DAB-Projekts EUREKA 147 entwickelt. Drei Jahre später statete das erste landesweite DVB-T-Projekt. Die britische Castle Transmission International (CTI) bestellte DVB-T-Sendeanlagen mit einer Ausgangsleistung zwischen 500 W und 5 kW. Die Bundeswehr nutzte 1998 für das erste TETRA-Projekt in Deutschland für Sprach- und Datenkommunikation das Kommunikationssystem ACCESSNET-T mit 42 TETRA-HF-Trägern an sieben Standorten sowie Endgeräte für 2.500 Teilnehmer. In der M3xR-Familie werden 1999 erste software-basierte Funkgeräte ins Sortiment aufgenommen.
In 2001 kam der Produktionsstandort Vimperk in Tschechien hinzu. Dafür wurde das 42.000 Quadratmeter große Werk der Tesla Prag a.s. in Vimperk gekauft. Bereits seit 1991 produzierte Tesla Prag für Rohde & Schwarz und die 200 Beschäftigten wurden allesamt übernommen.[7] Mit dem TopSec GSM stellte die Rohde & Schwarz SIT GmbH 2001 ein abhörsicheres Handy vor. Mit dem ELCRODAT 6-2 entwickelte 2002 die Rohde & Schwarz SIT GmbH ein Kryptosystem, das vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik bis zur Geheimhaltungsstufe „Streng geheim“ zugelassen wurde. Die HAMEG GmbH, ein deutsches Unternehmen zur Entwicklung und Herstellung von Laborinstrumenten wurde 2005 von Rohde & Schwarz übernommen. Die flüssig gekühlten Hochleistungssender R&S Nx8600 sind 2007 die energiesparsamsten Sender. Als erster Spektrumanalysator arbeitet der R&S FSU67 durchgehend bis 67 GHz. Rohde & Schwarz übernimmt 2007 das Unternehmen Arpège SAS mit Sitz in Aubagne nahe Marseille. Der Wideband Monitoring Receiver R&S ESMD beherrscht 2008 alle Funkerfassungsfunktionen in einem Gerät: Empfangen, peilen, messen und demodulieren. Der R&S PR100 ist der erste tragbare Empfänger für schwache oder kurzzeitig gesendete Signale im Frequenzbereich von 9 kHz bis 7,5 GHz. Er kam 2008 auf dem Markt heraus. Im Dezember 2010 übernimmt Rohde & Schwarz die DVS GmbH, Hannover. Rohde & Schwarz beteiligt sich 2010 mehrheitlich an der rumänischen Firma Topex, einem Hersteller von Telekommunikations-Equipment für Behörden und Unternehmen. Zum 11. Mai 2011 übernimmt Rohde & Schwarz die ipoque GmbH, Leipzig. Rohde & Schwarz integriert 2012 mit SwissQual einen Anbieter von Systemen für die Prüfung und Beurteilung der Quality of Service (QoS). Der Übernahmeprozess mit dem Leipziger Next-Generation-Firewall-Hersteller Adyton Systems AG wurde 2014 erfolgreich abgeschlossen.[8] Gateprotect AG Germany wird 2014 Teil des Rohde & Schwarz-Konzerns[9] Rohde & Schwarz übernimmt 2015 mit Sirrix AG Spezialisten für Enterprise Security[10] Rohde & Schwarz bündelt 2016 Kompetenzen für Cyber-Sicherheit in der Rohde & Schwarz Cybersecurity GmbH[11]
Niederlassungen und Tochterunternehmen
Niederlassungen
Messestand auf der CeBIT 2015
Das Unternehmen betreibt drei Werke in Europa, in Deutschland in Memmingen (s. Rohde & Schwarz Messgerätebau) und Teisnach, sowie im tschechischen Vimperk. Diese Werke arbeiten z.T. auch als Fertigungsdienstleister. Seit 2011 gibt es kleinere Werke für die Endmontage und Auslieferung in Singapur und Malaysia. Neben der in München angesiedelten zentralen Entwicklung gibt es Entwicklungszentren in den USA, Singapur, Malaysia, Korea, China, Dänemark, Frankreich und Großbritannien.
Betriebsgesellschaften
Rohde & Schwarz betreibt mehrere Betriebsgesellschaften:
Rohde & Schwarz Vertriebs-GmbH (RSV): Die in München ansässige Gesellschaft ist zuständig für den Inlandsvertrieb.
R&S Systems GmbH: Erbringung von Systemleistungen innerhalb der Rohde & Schwarz-Geschäftsfelder weltweit.
Rohde & Schwarz International Operations GmbH (RSIO): Unterstützung der Vertriebsorganisationen Asien/Pazifik, Mittlerer Osten, Afrika (= Rohde & Schwarz Regional Headquarters Singapore Pte. Ltd.).
Rohde & Schwarz SIT GmbH: Die Rohde & Schwarz SIT vertreibt Produkte und Dienstleistungen für die Verschlüsselung in der Informations- und Kommunikationstechnik.
Rohde & Schwarz DVS GmbH: DVS Digital Video Systems produziert Workstations, Videoserver und Speicherapplikationen für die Postproduktion digitaler Film- und Fernsehproduktionen.
Tochterunternehmen
Rohde & Schwarz besitzt mehrere Tochtergesellschaften im Inland und Ausland:
ipoque GmbH: ipoque stellt Systeme zum Netzwerkmanagement her[12].
SwissQual AG: Das im Jahr 2000 in Zuchwil (Schweiz) gegründete Unternehmen entwickelt und verkauft Systeme für die Messung und Beurteilung der Sprach-, Daten- und Videoqualität von Mobilfunknetzen[13].
Arpège SAS: Das französische Unternehmen stellt kundenspezifische Systeme zur Satellitenüberwachung für staatliche Sicherheitsorganisationen her[14].
S.C. Rohde & Schwarz Topex S.A.: Entwicklung und Herstellung von militärischen und zivilen Telekommunikationsprodukten u.a. für die Flugsicherung[15].
Hameg Instruments gehört seit 2005 zu Rohde & Schwarz und bedient das untere Preissegment durch Messgeräte für Industrie, Handwerk, Wissenschaft und Ausbildung. HAMEG ist eigenständig in Produktentwicklung, Produktmanagement, Service und Vertrieb. Alle HAMEG Produkte werden in den Rohde & Schwarz Stammwerken produziert[16].
Sirrix AG gehört seit 2015 zu Rohde & Schwarz. Der Vorstandsvorsitzende der Sirrix AG ist Geschäftsführer der Rohde & Schwarz Cybersecurity GmbH[17].
Produktsparten
Messtechnik für Wireless, allgemeine Elektronik und Mikrowelle
Das Unternehmen liefert Messlösungen für Mobilfunk- und Wireless-Technologien von LTE, GSM, UMTS/HSPA(+), CDMA2000 bis hin zu Bluetooth, GPS und dem drahtlosen Internetzugang via WLAN und WiMAX.
Es bietet Geräte für die Entwicklung und Produktion von Chipsets, mobilen Endgeräten sowie Basisstationen. Netzbetreiber verwenden Rohde & Schwarz-Produkte für Planung, Aufbau und Überwachung ihrer Netze. Für LTE Advanced entwickelt Rohde & Schwarz passende Signalgeneratoren und -analysatoren.
Für die Luftfahrt- und Verteidigungsindustrie entwickelt Rohde & Schwarz Messgeräte für Richtfunkstrecken sowie Radar- und Satellitenkommunikationssysteme. Das Unternehmen bietet außerdem komplette Systeme für EMV- und Feldstärke-Tests, zum Beispiel um elektromagnetische Störungen in der Automobilelektronik aufzuspüren.
Im Jahr 2010 bot Rohde & Schwarz erstmals ein Oszilloskop mit digitalem Trigger an.
Fernseh- und Hörfunktechnik
Seit den 1950er Jahren ist das Unternehmen im Bereich Fernsehen und Hörfunk tätig. Heute sind in 80 Ländern Sender und Messtechnik von Rohde & Schwarz für analoges und digitales Fernsehen im Einsatz. Für Nordamerika bietet das Unternehmen Geräte für den Übertragungsstandard ATSC, in Asien und Lateinamerika für ISDB-T und in Europa für DVB-T2.
Das Unternehmen vertreibt Messtechnik für Installation, Wartung und Überwachung von Rundfunknetzen. Für die Herstellung von Unterhaltungselektronik liefert das Unternehmen Messgeräte für die Entwicklung und Produktion von Satellitenempfängern und Fernsehgeräten, auch für HD- und 3D-Formate.
Ende 2010 hat das Unternehmen die DVS Digital Video Systems GmbH[18] übernommen. DVS bietet Hard- und Software für die professionelle Film- und Videopostproduktion.
Cyber-Sicherheit
Entwicklung und Vermarktung intelligenter IT-Sicherheitsprodukte für High-Tech-Unternehmen, kritische Infrastrukturen und öffentliche Auftraggeber. Das Kompetenzzentrum ist die Sirrix AG in Saarbrücken. Sie entwickelt Lösungen auf der Basis von Vorentwicklungen wie BizzTrust des FhG SIT, Darmstadt Deutschland EU[19].
Funkkommunikation für Streitkräfte, Behörden und Industrie
Das Unternehmen liefert interoperable Funkkommunikationssysteme für den militärischen, behördlichen und zivilen Einsatz. Das Unternehmen entwickelt software-basierte Funkgeräte (SDR). So hat die Bundeswehr das Unternehmen Ende 2008 mit der Entwicklung eines SDR-Grundgeräts für die streitkräftegemeinsame, verbundfähige Funkgeräteausstattung (SVFuA)[20] beauftragt.
Das SDR-Funkgerät MR6000A kommt im Eurofighter und Hubschraubern der Bundeswehr zum Einsatz.[21]
Etwa 200 Flughäfen arbeiten mit Funkkommunikationssystemen von Rohde & Schwarz. Seit 2011 bietet das Unternehmen Sprachvermittlungssysteme für die Flugsicherung (ATC) an. Sie basieren auf einem Produkt der Firma Topex SA,[22] an der sich Rohde & Schwarz 2010 beteiligt hat.
Für Regierungsstellen, Bundeswehr, Behörden, Militär und Wirtschaft entwickelt die Rohde & Schwarz SIT GmbH Kryptoprodukte und -systeme. Die Hochsicherheits-Verschlüsselungstechnik der Tochterfirma kommt sowohl bei drahtloser als auch bei leitungsgebundener Kommunikation zum Einsatz. 2001 bot das Unternehmen das weltweit erste Krypto-Handy an.
Frequenzmanagement und Funkortung für innere und äußere Sicherheit
Das Unternehmen entwickelt stationäre sowie mobile Systeme zur Erfassung, Ortung und Analyse von Funkkommunikationssignalen. Rohde & Schwarz bietet den zuständigen Diensten Lösungen, um verdächtige Kommunikationsaktivitäten zu identifizieren und zu orten: Dazu bietet es Empfänger, Peiler, Signalanalysatoren, Antennen und angepasste Systeme.
Auch für Satelliten-Monitoring entwickelte das Unternehmen Geräte. Die Lösungen umfassen stationäre und mobile Systeme, die auf Land, See und in der Luft im Einsatz sind. Sie ermöglichen autorisierten Behörden weltweit Einblick in die satellitengestützte Sprach- und Datenkommunikation. Unterstützt wird das Unternehmen von der französischen Tochter Arpège SAS[23].
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