** Paul Kuhn **
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Paul Kuhn (* 12. März 1928 in Wiesbaden; † 23. September 2013 in Bad Wildungen)[1] war ein deutsch-schweizerischer[2] Pianist, Bandleader, Sänger und Komponist.
Leben
Paul Kuhn wurde in Wiesbaden als Sohn eines Croupiers geboren.[2] Schon als Achtjähriger trat er 1936 in Berlin bei der Funkausstellung als Akkordeonspieler auf. Der Junge, der hinter seinem Instrument fast verschwand, bekam den Spitznamen Paulchen.[3] Später spielte er im Wiesbadener Weinlokal „Eimer“ den Gästen auf. In seiner Zeit als Hitlerjunge entdeckte er die Jazzmusik.[2] 1944 war er als Truppenbetreuer für die Wehrmacht in Paris tätig.[2][4] Am 25. August 1944 kapitulierte der Stadtkommandant von Paris nahezu kampflos; die Wehrmacht zog sich schnell aus Frankreich zurück.
Nach seiner Ausbildung bei Kurt Thomas am Musischen Gymnasium Frankfurt am Main besuchte Kuhn ab seinem 17. Lebensjahr das Konservatorium in Wiesbaden. Parallel wirkte er bereits öffentlich als Pianist, auch auf dem Gebiet der Jazzmusik. 1945 wurde Deutschland in Besatzungszonen aufgeteilt; das heutige Hessen gehörte zur US-Besatzungszone. Kuhn trat vor amerikanischen GIs auf und wurde beim Soldatensender AFN angestellt. Fast täglich war er dort auf Sendung und spielte live aus dem Studio mit seiner Band. Er eignete sich das Repertoire von Glenn Miller (1904–1944) an und orientierte sich an dessen Sound.[3]
Kuhn spielte in der Berliner Femina-Bar mit Freddie Brocksieper und trat auch in den frühen westdeutschen Jazzclubs auf.[5] In den fünfziger Jahren arrangierte und komponierte Kuhn Unterhaltungsmusik. Ab Mitte der 1950er Jahre trat er zunehmend auch mit gesungenen Schlagern in Erscheinung. Sein größter Erfolg war der von Horst-Heinz Henning 1954 komponierte Schlager Der Mann am Klavier. Drei Jahre später nahm Kuhn mit dem Lied Das Klavier über mir an der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest teil, erreichte aber nur den dritten Platz. 1963 sang er mit Jazzsängerin Greetje Kauffeld Jeden Tag da lieb ich dich ein kleines bisschen mehr; es wurde ein Hit, gefolgt von Kuhns Solodarbietung Es gibt kein Bier auf Hawaii (1963).[5]
Paul Kuhn 1978 als Bandleader der SFB-Bigband
Mit dem Aufkommen von Musiksendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wurde Paul Kuhn zum musikalischen Dauergast auf bundesdeutschen Bildschirmen. Seine wichtigste Tätigkeit als Arrangeur und Bandleader war die Leitung der Bigband des Senders Freies Berlin (SFB Big Band) ab 1968. In dieser Zeit war er als Leiter des SFB-Tanzorchesters in zahlreichen Fernsehsendungen zu Gast, so unter anderem in der großen internationalen Show-Reihe Gala-Abend der Schallplatte in den Jahren 1969 (Conference: Vivi Bach und Dietmar Schönherr), 1971 (Conference: Eva Renzi und Paul Hubschmid) und 1973 (Conference: Rudi Carrell); legendär waren die Tanzmusik-Sendungen auf dem Bildschirm und die Reihe Paul’s Party. 1980 war ein schweres Jahr für Kuhn: Die SFB-Bigband wurde aufgelöst, der Plattenverlag EMI-Electrola kündigte ihm; auch seine Fernsehsendung Gong Show wurde nach vier Folgen eingestellt, die zweite Ehe scheiterte. Für den Neubeginn zog Kuhn nach Köln, gründete sein eigenes Orchester und gab im Oktober 1981 dann beim Presseball in Köln seinen Einstand. Mit seinem Orchester begleitete er unter anderem Peter Alexander auf der Tournee 1983 und später auf seiner letzten Tournee von 1990 bis 1991.
Ab Mitte der 1990er Jahre war er wieder im Jazz aktiv. Das Paul Kuhn Trio bestand aus ihm am Flügel, Willy Ketzer am Schlagzeug sowie Martin Gjakonovski oder auch Gary Todd am Bass. Verstärkt wurden sie durch Benny Bailey an der Trompete, Gustl Mayer am Saxophon und die niederländische Sängerin Greetje Kauffeld. Seit Sommer 2000 war er mit Max Greger, Hugo Strasser und der SWR-Big-Band als Swing Legenden unterwegs. 2008 nahm Paul Kuhn zusammen mit Mario Barth die CD Mensch Berlin auf.
Ende 2011 flog Kuhn nach Los Angeles und spielte in den Capitol-Studios das Album The L.A. Session ein, begleitet von John Clayton und Jeff Hamilton. Das 2013 veröffentlichte Album erhielt hervorragende Kritiken:[6] „Begnadete Improvisation – und das Verschmelzen dreier ganz Großer ihres Fachs“ schrieb etwa die Frankfurter Allgemeine Zeitung.[5]
Privatleben
Seit den 1970er-Jahren hatte Kuhn in der Schweiz eine Wohnung. 1980 zog er ins schweizerische Lenzerheide im Kanton Graubünden. Dort lebte er mit seiner dritten Ehefrau Ute Hellermann, die er 1988 heiratete, bis zu seinem Tod.[2] Im November 1994 wurde das Ehepaar wegen Steuerhinterziehung von fast einer Million DM zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt.[7]
Im Jahr 2005 musste sich Kuhn einer Herzoperation unterziehen, 2007 erkrankte er an einer Gürtelrose. In den darauffolgenden Jahren ließen sein Gehör und seine Sehkraft nach.[5]
Paul Kuhn starb am 23. September 2013 während eines Kuraufenthaltes im hessischen Bad Wildungen.[1] Er hinterließ seine Frau Ute und seinen aus erster Ehe stammenden Sohn Daniel.[8]
Künstlerische Entwicklung
Kuhn erlernte nacheinander Akkordeon, Klavier und Klarinette. Seinen ersten Fernsehauftritt hatte er im Alter von acht Jahren auf der Funkausstellung 1936 in Berlin. Seine Laufbahn als Jazzpianist begann kurz nach Kriegsende in den Clubs der US Army und bescherte ihm für einige Jahre eine feste Anstellung beim Sender AFN.
Schlagersänger
Paul Kuhn – Der Mann am Klavier
Als Schlagersänger spielte Kuhn Titel wie Der Mann am Klavier (1954), Es gibt kein Bier auf Hawaii (1963) und Die Farbe der Liebe (1958 in den Hitparaden) ein. Das von Nils Nobach produzierte Stimmungslied Der Mann am Klavier verkaufte sich über 250.000 Mal.
Pianist
Als Pianist zählte Kuhn Art Tatum und George Shearing sowie – besonders in stilistischer Hinsicht mit häufig sparsamer Einzelnoten- und Akkordsetzung – Hank Jones zu seinen Vorbildern. Ausflüge in den Bebop sind belegt durch Stücke wie Stitt’s tune (2002) und Ornithology (1999).
Bandleader
Paul Kuhn (links) mit Tony Lakatos (Mitte) und Gary Todd am Bass (2008)
Als Arrangeur und Bandleader orientierte sich Kuhn vor allem an Count Basie. „Basie ist die Basis“, sagte Kuhn. Und: „Ich spiele zwar Klavier, doch mein eigentliches Instrument ist meine Band.“ Sein erstes Arrangement schrieb er mit Freunden über Bei mir bist Du schön als 15-Jähriger. Er begleitete viele Topstars der deutschsprachigen Unterhaltung auf ihren Konzerttourneen, so auch Peter Alexander, bei dessen Tournee 1979 bereits Paul Kuhns Frau, Ute Hellermann, als Chorleiterin ihrer Ute Mann Singers mitwirkte. Die Orchesterleitung hatte Dieter Reith.
Produzent
Als Produzent förderte Kuhn ab Ende der 1950er Jahre Nachwuchstalente – unter anderem Ralf Bendix, Rocco Granata, Howard Carpendale – und produzierte ihre Aufnahmen.
Entertainer und Schauspieler
Als Entertainer und Schauspieler trat Kuhn in einer Reihe von Fernsehsendungen auf, darunter mit Willy Maertens, Walter Richter und Hanns Lothar in Biedermann und die Brandstifter (1958), in der Verwechslungskomödie Drillinge an Bord (1959), Spiel mit Vieren, Hallo Paulchen, Paul's Party. In einer Fernsehserie von Sketchen mit dem Titel Der Forstarzt (1992) mit Harald Juhnke trat Kuhn in der Rolle eines Regisseurs auf.
Im Jahr 1985 spielte er sich selbst in dem Fernsehfilm Der Mann am Klavier, gemeinsam mit internationalen Gesangsstars wie Gilbert Bécaud, Marlène Charell und Bibi Johns.[9] Kuhn spielte 2010 an der Seite von Peter Lohmeyer und Mina Tander in der Tragikomödie Schenk mir dein Herz von Nicole Weegmann die ihm auf den Leib geschneiderte Rolle eines alten Jazzpianisten.[10] Für diesen Film komponierte Kuhn auch einige Songs. Er startete am 5. Mai 2011 bundesweit in den Kinos, war am 16. Juni 2011 Eröffnungsfilm des Festivals des deutschen Films[11] und wurde später mehrfach im deutschen Fernsehen ausgestrahlt.[12][13] Im Jahr 2012 versammelte Autor Christoph Simon für seinen Dokumentarfilm Paul Kuhn – Der Mann am Klavier Freunde und Weggefährten Paul Kuhns vor der Kamera, so Götz Alsmann, Till Brönner, Helge Schneider und seinen langjährigen Schlagzeuger Willy Ketzer.[14]
Filmografie (Auswahl)
1955: Wie werde ich Filmstar?
1956: Liebe, Sommer und Musik
1958: Biedermann und die Brandstifter (Fernsehfilm)
1959: Drillinge an Bord
1959: Liebe, Luft und lauter Lügen
1960: Romanze in Tüll (Fernsehfilm)
1965: Adieu 65: Hello 66 (Fernsehfilm)
1965: Vom Ersten das Beste (Fernsehfilm)
1966: Playgirl
1968–1972: Paul’s Party (Fernsehshow)
1969: Unsere kleine Show (Fernsehserie)
1970: Aristocats (Sänger der deutschen Titelmelodie)
1971: Der trojanische Sessel (Fernsehfilm)
1972: Die Glückspirale (Fernsehfilm)
1972: Pauls Finale (Fernsehfilm)
1973: Peter Alexander präsentiert Spezialitäten (Fernsehserie)
1975: Berlin grüsst Bern (Fernsehfilm)
1979: Noch ’ne Oper (Fernsehfilm)
1980: Hollywood, ich komme (Fernsehfilm)
1981: Gong Show (Fernsehshow)
1981: So schön wie heut’, so müßt’ es bleiben (Fernsehfilm)
1982: Das kann ja heiter werden (Fernsehserie)
1984: Lach mal wieder (Fernsehserie)
1985: Der Mann am Klavier (Fernsehfilm)
1992: Der Forstarzt (Fernsehserie)
1994: Die Stadtindianer (Fernsehserie)
2010: Schenk mir dein Herz
Auszeichnungen
Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen zählen unter anderem:
1936: Landessieger Akkordeon in Hessen-Nassau
1953: Jazzpianist Nr. 1 in Deutschland
1964: Bayerischer Verdienstorden
1971: Goldene Kamera für seine Fernseharbeiten (Paul’s Party)
1976: Deutscher Schallplattenpreis
1976: Hans-Bredow-Medaille (für Verdienste um den Rundfunk)
2003: Gold im German Jazz Award (für das Album My World Of Music)
2003: Gold im German Jazz Award (für das Album Play It Again Paul)
2002: German Jazz Trophy (für Verdienste um die Jazzmusik)
2003: Klavierspieler des Jahres
2003: Gold im German Jazz Award (für das Album Young at Heart)
2003: Goldene Europa (für sein künstlerisches Lebenswerk)
2003: Vierteljahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik (für die CD Young at Heart)
2008: Ehrenurkunde der Deutschen Schallplattenkritik (für sein Lebenswerk) und Gold im German Jazz Award (für das Album As Time Goes By)
2010: ECHO Jazz für sein Lebenswerk als Pianist, Dirigent und Komponist (Verleihung am 5. Mai 2010 in Bochum)
2013: Joachim-Ernst-Berendt-Ehrenpreis der Stadt Baden-Baden (Verleihung am 13. März 2013 in Baden-Baden im Rahmen des Mr. M’s Jazz Club Festivals)
2013: Gold im German Jazz Award (für das Album The L.A. Session)
Quelle
Leben
Paul Kuhn wurde in Wiesbaden als Sohn eines Croupiers geboren.[2] Schon als Achtjähriger trat er 1936 in Berlin bei der Funkausstellung als Akkordeonspieler auf. Der Junge, der hinter seinem Instrument fast verschwand, bekam den Spitznamen Paulchen.[3] Später spielte er im Wiesbadener Weinlokal „Eimer“ den Gästen auf. In seiner Zeit als Hitlerjunge entdeckte er die Jazzmusik.[2] 1944 war er als Truppenbetreuer für die Wehrmacht in Paris tätig.[2][4] Am 25. August 1944 kapitulierte der Stadtkommandant von Paris nahezu kampflos; die Wehrmacht zog sich schnell aus Frankreich zurück.
Nach seiner Ausbildung bei Kurt Thomas am Musischen Gymnasium Frankfurt am Main besuchte Kuhn ab seinem 17. Lebensjahr das Konservatorium in Wiesbaden. Parallel wirkte er bereits öffentlich als Pianist, auch auf dem Gebiet der Jazzmusik. 1945 wurde Deutschland in Besatzungszonen aufgeteilt; das heutige Hessen gehörte zur US-Besatzungszone. Kuhn trat vor amerikanischen GIs auf und wurde beim Soldatensender AFN angestellt. Fast täglich war er dort auf Sendung und spielte live aus dem Studio mit seiner Band. Er eignete sich das Repertoire von Glenn Miller (1904–1944) an und orientierte sich an dessen Sound.[3]
Kuhn spielte in der Berliner Femina-Bar mit Freddie Brocksieper und trat auch in den frühen westdeutschen Jazzclubs auf.[5] In den fünfziger Jahren arrangierte und komponierte Kuhn Unterhaltungsmusik. Ab Mitte der 1950er Jahre trat er zunehmend auch mit gesungenen Schlagern in Erscheinung. Sein größter Erfolg war der von Horst-Heinz Henning 1954 komponierte Schlager Der Mann am Klavier. Drei Jahre später nahm Kuhn mit dem Lied Das Klavier über mir an der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest teil, erreichte aber nur den dritten Platz. 1963 sang er mit Jazzsängerin Greetje Kauffeld Jeden Tag da lieb ich dich ein kleines bisschen mehr; es wurde ein Hit, gefolgt von Kuhns Solodarbietung Es gibt kein Bier auf Hawaii (1963).[5]
Paul Kuhn 1978 als Bandleader der SFB-Bigband
Mit dem Aufkommen von Musiksendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wurde Paul Kuhn zum musikalischen Dauergast auf bundesdeutschen Bildschirmen. Seine wichtigste Tätigkeit als Arrangeur und Bandleader war die Leitung der Bigband des Senders Freies Berlin (SFB Big Band) ab 1968. In dieser Zeit war er als Leiter des SFB-Tanzorchesters in zahlreichen Fernsehsendungen zu Gast, so unter anderem in der großen internationalen Show-Reihe Gala-Abend der Schallplatte in den Jahren 1969 (Conference: Vivi Bach und Dietmar Schönherr), 1971 (Conference: Eva Renzi und Paul Hubschmid) und 1973 (Conference: Rudi Carrell); legendär waren die Tanzmusik-Sendungen auf dem Bildschirm und die Reihe Paul’s Party. 1980 war ein schweres Jahr für Kuhn: Die SFB-Bigband wurde aufgelöst, der Plattenverlag EMI-Electrola kündigte ihm; auch seine Fernsehsendung Gong Show wurde nach vier Folgen eingestellt, die zweite Ehe scheiterte. Für den Neubeginn zog Kuhn nach Köln, gründete sein eigenes Orchester und gab im Oktober 1981 dann beim Presseball in Köln seinen Einstand. Mit seinem Orchester begleitete er unter anderem Peter Alexander auf der Tournee 1983 und später auf seiner letzten Tournee von 1990 bis 1991.
Ab Mitte der 1990er Jahre war er wieder im Jazz aktiv. Das Paul Kuhn Trio bestand aus ihm am Flügel, Willy Ketzer am Schlagzeug sowie Martin Gjakonovski oder auch Gary Todd am Bass. Verstärkt wurden sie durch Benny Bailey an der Trompete, Gustl Mayer am Saxophon und die niederländische Sängerin Greetje Kauffeld. Seit Sommer 2000 war er mit Max Greger, Hugo Strasser und der SWR-Big-Band als Swing Legenden unterwegs. 2008 nahm Paul Kuhn zusammen mit Mario Barth die CD Mensch Berlin auf.
Ende 2011 flog Kuhn nach Los Angeles und spielte in den Capitol-Studios das Album The L.A. Session ein, begleitet von John Clayton und Jeff Hamilton. Das 2013 veröffentlichte Album erhielt hervorragende Kritiken:[6] „Begnadete Improvisation – und das Verschmelzen dreier ganz Großer ihres Fachs“ schrieb etwa die Frankfurter Allgemeine Zeitung.[5]
Privatleben
Seit den 1970er-Jahren hatte Kuhn in der Schweiz eine Wohnung. 1980 zog er ins schweizerische Lenzerheide im Kanton Graubünden. Dort lebte er mit seiner dritten Ehefrau Ute Hellermann, die er 1988 heiratete, bis zu seinem Tod.[2] Im November 1994 wurde das Ehepaar wegen Steuerhinterziehung von fast einer Million DM zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt.[7]
Im Jahr 2005 musste sich Kuhn einer Herzoperation unterziehen, 2007 erkrankte er an einer Gürtelrose. In den darauffolgenden Jahren ließen sein Gehör und seine Sehkraft nach.[5]
Paul Kuhn starb am 23. September 2013 während eines Kuraufenthaltes im hessischen Bad Wildungen.[1] Er hinterließ seine Frau Ute und seinen aus erster Ehe stammenden Sohn Daniel.[8]
Künstlerische Entwicklung
Kuhn erlernte nacheinander Akkordeon, Klavier und Klarinette. Seinen ersten Fernsehauftritt hatte er im Alter von acht Jahren auf der Funkausstellung 1936 in Berlin. Seine Laufbahn als Jazzpianist begann kurz nach Kriegsende in den Clubs der US Army und bescherte ihm für einige Jahre eine feste Anstellung beim Sender AFN.
Schlagersänger
Paul Kuhn – Der Mann am Klavier
Als Schlagersänger spielte Kuhn Titel wie Der Mann am Klavier (1954), Es gibt kein Bier auf Hawaii (1963) und Die Farbe der Liebe (1958 in den Hitparaden) ein. Das von Nils Nobach produzierte Stimmungslied Der Mann am Klavier verkaufte sich über 250.000 Mal.
Pianist
Als Pianist zählte Kuhn Art Tatum und George Shearing sowie – besonders in stilistischer Hinsicht mit häufig sparsamer Einzelnoten- und Akkordsetzung – Hank Jones zu seinen Vorbildern. Ausflüge in den Bebop sind belegt durch Stücke wie Stitt’s tune (2002) und Ornithology (1999).
Bandleader
Paul Kuhn (links) mit Tony Lakatos (Mitte) und Gary Todd am Bass (2008)
Als Arrangeur und Bandleader orientierte sich Kuhn vor allem an Count Basie. „Basie ist die Basis“, sagte Kuhn. Und: „Ich spiele zwar Klavier, doch mein eigentliches Instrument ist meine Band.“ Sein erstes Arrangement schrieb er mit Freunden über Bei mir bist Du schön als 15-Jähriger. Er begleitete viele Topstars der deutschsprachigen Unterhaltung auf ihren Konzerttourneen, so auch Peter Alexander, bei dessen Tournee 1979 bereits Paul Kuhns Frau, Ute Hellermann, als Chorleiterin ihrer Ute Mann Singers mitwirkte. Die Orchesterleitung hatte Dieter Reith.
Produzent
Als Produzent förderte Kuhn ab Ende der 1950er Jahre Nachwuchstalente – unter anderem Ralf Bendix, Rocco Granata, Howard Carpendale – und produzierte ihre Aufnahmen.
Entertainer und Schauspieler
Als Entertainer und Schauspieler trat Kuhn in einer Reihe von Fernsehsendungen auf, darunter mit Willy Maertens, Walter Richter und Hanns Lothar in Biedermann und die Brandstifter (1958), in der Verwechslungskomödie Drillinge an Bord (1959), Spiel mit Vieren, Hallo Paulchen, Paul's Party. In einer Fernsehserie von Sketchen mit dem Titel Der Forstarzt (1992) mit Harald Juhnke trat Kuhn in der Rolle eines Regisseurs auf.
Im Jahr 1985 spielte er sich selbst in dem Fernsehfilm Der Mann am Klavier, gemeinsam mit internationalen Gesangsstars wie Gilbert Bécaud, Marlène Charell und Bibi Johns.[9] Kuhn spielte 2010 an der Seite von Peter Lohmeyer und Mina Tander in der Tragikomödie Schenk mir dein Herz von Nicole Weegmann die ihm auf den Leib geschneiderte Rolle eines alten Jazzpianisten.[10] Für diesen Film komponierte Kuhn auch einige Songs. Er startete am 5. Mai 2011 bundesweit in den Kinos, war am 16. Juni 2011 Eröffnungsfilm des Festivals des deutschen Films[11] und wurde später mehrfach im deutschen Fernsehen ausgestrahlt.[12][13] Im Jahr 2012 versammelte Autor Christoph Simon für seinen Dokumentarfilm Paul Kuhn – Der Mann am Klavier Freunde und Weggefährten Paul Kuhns vor der Kamera, so Götz Alsmann, Till Brönner, Helge Schneider und seinen langjährigen Schlagzeuger Willy Ketzer.[14]
Filmografie (Auswahl)
1955: Wie werde ich Filmstar?
1956: Liebe, Sommer und Musik
1958: Biedermann und die Brandstifter (Fernsehfilm)
1959: Drillinge an Bord
1959: Liebe, Luft und lauter Lügen
1960: Romanze in Tüll (Fernsehfilm)
1965: Adieu 65: Hello 66 (Fernsehfilm)
1965: Vom Ersten das Beste (Fernsehfilm)
1966: Playgirl
1968–1972: Paul’s Party (Fernsehshow)
1969: Unsere kleine Show (Fernsehserie)
1970: Aristocats (Sänger der deutschen Titelmelodie)
1971: Der trojanische Sessel (Fernsehfilm)
1972: Die Glückspirale (Fernsehfilm)
1972: Pauls Finale (Fernsehfilm)
1973: Peter Alexander präsentiert Spezialitäten (Fernsehserie)
1975: Berlin grüsst Bern (Fernsehfilm)
1979: Noch ’ne Oper (Fernsehfilm)
1980: Hollywood, ich komme (Fernsehfilm)
1981: Gong Show (Fernsehshow)
1981: So schön wie heut’, so müßt’ es bleiben (Fernsehfilm)
1982: Das kann ja heiter werden (Fernsehserie)
1984: Lach mal wieder (Fernsehserie)
1985: Der Mann am Klavier (Fernsehfilm)
1992: Der Forstarzt (Fernsehserie)
1994: Die Stadtindianer (Fernsehserie)
2010: Schenk mir dein Herz
Auszeichnungen
Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen zählen unter anderem:
1936: Landessieger Akkordeon in Hessen-Nassau
1953: Jazzpianist Nr. 1 in Deutschland
1964: Bayerischer Verdienstorden
1971: Goldene Kamera für seine Fernseharbeiten (Paul’s Party)
1976: Deutscher Schallplattenpreis
1976: Hans-Bredow-Medaille (für Verdienste um den Rundfunk)
2003: Gold im German Jazz Award (für das Album My World Of Music)
2003: Gold im German Jazz Award (für das Album Play It Again Paul)
2002: German Jazz Trophy (für Verdienste um die Jazzmusik)
2003: Klavierspieler des Jahres
2003: Gold im German Jazz Award (für das Album Young at Heart)
2003: Goldene Europa (für sein künstlerisches Lebenswerk)
2003: Vierteljahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik (für die CD Young at Heart)
2008: Ehrenurkunde der Deutschen Schallplattenkritik (für sein Lebenswerk) und Gold im German Jazz Award (für das Album As Time Goes By)
2010: ECHO Jazz für sein Lebenswerk als Pianist, Dirigent und Komponist (Verleihung am 5. Mai 2010 in Bochum)
2013: Joachim-Ernst-Berendt-Ehrenpreis der Stadt Baden-Baden (Verleihung am 13. März 2013 in Baden-Baden im Rahmen des Mr. M’s Jazz Club Festivals)
2013: Gold im German Jazz Award (für das Album The L.A. Session)
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