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Der Blaue Reiter

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Der Blaue Reiter Empty Der Blaue Reiter

Beitrag  Andy Di Feb 21, 2017 10:22 pm

Der Blaue Reiter ist eine Bezeichnung von Wassily Kandinsky und Franz Marc für ihre Ausstellungs- und Publikationstätigkeit, bei der beide Künstler in dem erstmals Mitte Mai 1912 herausgegebenen gleichnamigen Almanach als alleinige Herausgeber fungierten.[1] Das Redaktionsteam organisierte in den Jahren 1911 und 1912 zwei Ausstellungen in München, um seine kunsttheoretischen Vorstellungen anhand der ausgestellten Kunstwerke zu belegen.[2] Es folgten Wanderausstellungen in deutschen und europäischen Städten. Der Blaue Reiter löste sich zu Beginn des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 auf.

Der Blaue Reiter 220px-Franz_Marc_029a
Franz Marc: Der Turm der blauen Pferde, 1913. Das Gemälde ist seit 1945 verschollen.

Die im Umfeld des Blauen Reiters tätigen Künstler waren wichtige Wegbereiter der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts; sie bildeten ein lockeres Beziehungsnetz, aber keine Künstlergruppe im engeren Sinne wie die Brücke in Dresden. Das Werk der angeschlossenen Künstler wird dem deutschen Expressionismus zugeordnet.

Geschichte
Von der Neuen Künstlervereinigung zum Blauen Reiter

Der Blaue Reiter 150px-Vassily-Kandinsky
Wassily Kandinsky, um 1913

Vorläufer des Blauen Reiters war die von Wassily Kandinsky im Jahre 1909 mitbegründete Neue Künstlervereinigung München (N.K.V.M), als deren erster Vorsitzender er die Ausstellungen von 1909 und 1910 organisierte. Noch vor der ersten Ausstellung führte Kandinsky auf Grund einer Meinungsverschiedenheit mit dem Maler Charles Johann Palmié die sogenannte „Vierquadratmeter-Klausel“[3] in die Satzung der N.K.V.M ein. Sie bot ihm und Franz Marc 1911 den Anlass, den Verein zu verlassen und die erste „Blauer Reiter“-Ausstellung zu veranstalten.[4] Der Blaue Reiter war somit eine Abspaltung (Secession) von der N.K.V.M.

Der Blaue Reiter 150px-August_Macke_037
August Macke: Porträt des Franz Marc, 1910

Als es bei den konservativen Kräften in der N.K.V.M immer wieder zu Streitigkeiten kam, die sich an Kandinskys zusehends abstrakter werdenden Malerei entzündeten, legte er am 10. Januar 1911 den Vorsitz nieder, blieb jedoch dem Verein als einfaches Mitglied erhalten. Sein Nachfolger wurde Adolf Erbslöh. Im Juni entwickelte Kandinsky Pläne zu eigenen Aktivitäten außerhalb der N.K.V.M. Eine „Art Almanach“, der möglicherweise Die Kette heißen könne, gedachte er herauszubringen. Am 19. Juni unterrichtete er Marc von seiner Idee und gewann ihn zum Mitmachen, indem er ihm die gemeinschaftliche Redaktion des Buches anbot.[5]

Aus einem Brief Marcs vom 10. September an Reinhard Piper geht hervor, dass es nunmehr in Der Blaue Reiter umgetauft worden war.[6] Kandinsky äußerte sich 1930 zur Namengebung in seinem Rückblick: „Den Namen Der Blaue Reiter erfanden wir am Kaffeetisch in der Gartenlaube in Sindelsdorf. Beide liebten wir Blau, Marc – Pferde, ich – Reiter. So kam der Name von selbst.“[7]

Marc schrieb am 10. August an August Macke, beklagte sich über die abweichenden künstlerischen Intentionen von Kanoldt und Erbslöh in der N.K.V.M., und versuchte, Macke zum Beitritt zu bewegen, um die eigene Position zu stärken. Er sah eine „schauderhafte Auseinandersetzung […] Spaltung, respektive Austritt der einen oder anderen Partei“ voraus.[8] Am 8. September war der Ruin der N.K.V.M beschlossene Sache. Marc sprach von einer „schnellen Beerdigung der Vereinigung“.[9] Macke war Mitwisser.[10] Gabriele Münter war von Anfang an in den Plan eingeweiht, wie aus einem Brief Kandinskys vom 6. August 1911 hervorgeht: „Ich male und male jetzt. Lauter Skizzen zum Jüngsten Gericht. Bin aber mit allem unzufrieden. Ich muß aber finden, wie ich es anpacken soll! Nur Geduld.“[11]

Im Oktober malte Kandinsky insgeheim an dem über vier Quadratmeter großen abstrakten Gemälde für den Umsturz,[12] das er am 17. November 1911 fertigstellte.[13] Kandinsky nannte es Komposition V und gab ihm den sehr symbolträchtigen Untertitel Das Jüngste Gericht.[14] Dieses Gemälde reichte er nach Palmiés Vorbild – wohl wissend um die Statuten der N.K.V.M – der Jury am 2. Dezember 1911 zur bevorstehenden Winterausstellung ein. Es gab den erhofften Eklat, die Mehrheit lehnte Kandinskys Bild satzungsgemäß ab. Zusammen mit Münter und Marc verließ Kandinsky nach erregten Diskussionen die N.K.V.M. Am selben Abend schrieb Maria Marc an das befreundete Ehepaar Macke und zitierte Marianne von Werefkin mit den Worten: „So, meine Herren, jetzt verlieren wir die beiden würdigsten Mitglieder, dazu ein wundervolles Bild, und wir selbst werden bald Schlafmützen auf dem Kopf haben.“ Werefkin und Alexej von Jawlensky verließen später die N.K.V.M., waren aber in künstlerischer Hinsicht auf der Seite der Ausgetretenen. Die noch namenlose neue Gruppe veröffentlichte am 8. Dezember des Jahres eine kurze Zeitungsanzeige: „Folgende Künstler sind aus der Neuen Künstler-Vereinigung München ausgetreten: Hartmann, Kandinsky, Kubin, Fauconnier, Marc, Münter.“[15]

Erst mehr als zwanzig Jahre später verriet Kandinsky erstmals seinen und Marcs Plan: „Da wir beide den Krach schon früher witterten, hatten wir eine andre Ausstellung vorbereitet.“[16] Noch deutlicher wurde Kandinsky am 22. November 1938 in einem Schreiben an Galka Scheyer, die ihn in Amerika innerhalb der Ausstellungsgemeinschaft Die Blaue Vier vertrat. Für die Kunstgeschichtsschreibung aufschlussreich klärte er sie über die Entstehung der ersten Ausstellung der Redaktion des Blauen Reiters auf:

„Meine Tätigkeit [bei der NKVM] endete mit einem hübschen Krach, der zur Gründung des Blauen Reiters führte. Die N.K.V.M. wurde 1908 gegründet. Ende 1911 trat ich aus. Sofort darauf veranstaltete ich mit Hilfe von Franz Marc eine Ausstellung der Redaktion des B.R. [Blauen Reiters] bei Thannhauser. Unsre Säle lagen dicht an den Räumen der Ausstellung der N.K.V.M. Es war eine Sensation. Da ich rechtzeitig den ‚Krach‘ voraussah, hatte ich ein reiches Ausstellungsmaterial für den B.R. vorbereitet. So fanden die beiden Ausstellungen gleichzeitig statt. Auf den Tischen der Thannhauser-Galerie lagen die ersten Exemplare des Geistigen in der Kunst. Die Rache war süß!“[17]

Selbstverständnis

Marc und Kandinsky hatten nicht die Absicht, eine neue Künstlervereinigung im Sinne einer Gemeinschaft mit „festen Statuten“ zu schaffen[18] oder eine bestimmte Richtung zu propagieren, sondern sie wollten vielmehr die Vielfalt der Kunstausdrücke in einem redaktionellen Kontext bündeln. Kandinsky schrieb rückblickend im Jahr 1935: „In Wirklichkeit gab es nie eine Vereinigung ‚Der Blaue Reiter‘, auch keine ‚Gruppe‘, wie es oft irrtümlich beschrieben wird. Marc und ich nahmen das, was uns richtig erschien, […] ohne sich um irgendwelche Meinungen oder Wünsche zu kümmern.“[19]

Macke, Münter, von Werefkin, Jawlensky, Alfred Kubin, Paul Klee und Hanns Bolz fühlten sich der Redaktion Der Blaue Reiter eng verbunden und stellten wiederholt mit ihnen aus. Auch Komponisten wie Arnold Schönberg, der zugleich Maler war, gehörten dem Blauen Reiter an. Die Mitglieder vereinte ihr Interesse an mittelalterlicher und primitiver Kunst und den zeitgenössischen Bewegungen des Fauvismus und Kubismus.

August Macke und Franz Marc vertraten die Auffassung, dass jeder Mensch eine innere und eine äußere Erlebniswirklichkeit besitzt, die durch die Kunst zusammengeführt werden sollte. Diese Idee wurde von Kandinsky theoretisch untermauert. Angestrebt wurde eine Gleichberechtigung der Kunstformen.

Ausstellungen 1911–1912

Die erste der beiden Ausstellungen des Blauen Reiters fand unter dem Titel „Die Erste Ausstellung der Redaktion Der Blaue Reiter“ vom 18. Dezember 1911 bis zum 1. Januar 1912 in der Modernen Galerie Heinrich Thannhauser im Arco-Palais, Theatinerstraße 7, in München statt, parallel zur dritten Ausstellung der N.K.V.M. im selben Haus. Sie zeigte „43 im Katalog verzeichnete sowie mindestens 5 weitere Werke außer Katalog von folgenden Künstlern: Henri Rousseau, Albert Bloch, David und Wladimir Burljuk, Heinrich Campendonk, Robert Delaunay, Elisabeth Epstein, Eugen von Kahler, Wassily Kandinsky, August Macke, Franz Marc, Gabriele Münter, Jean-Bloé Niestlé und Arnold Schönberg“.[20]

Neben den im Katalog aufgeführten Werken wie beispielsweise Kandinskys Komposition V – der Ausgangspunkt des Jurystreits in der N.K.V.M. – Mackes Der Sturm und Indianer auf Pferden sowie Marcs Gelben Kuh und Reh im Walde I war sein Affenfries gehängt, der im Katalog nicht gelistet war, da Bernhard Koehler ihn kurzfristig aus seiner Sammlung zur Verfügung gestellt hatte.[21] Die zu dieser Zeit moderne Musik wurde ebenfalls in die Ausstellung einbezogen, so Veröffentlichungen von Alban Berg, Arnold Schönberg und Anton Webern.[22] Der vor einem Jahr verstorbene französische Maler Henri Rousseau, den Kandinsky als „großen Realisten“ bewunderte, wurde durch einen Lorbeerkranz mit Trauerflor geehrt, der unter seinem Bild Hühnerhof stand. Schönberg, der auch Maler war, hatte seine Gemälde Nächtliche Landschaft (nicht im Katalog vertreten) sowie sein Selbstporträt (von hinten) in die Ausstellung gegeben. Der Schweizer Tiermaler Jean-Bloé Niestlé hängte seine realistisch gehaltenen Tierbilder wieder ab, da die Gleichberechtigung dieser Werke im Verhältnis zu den abstrakten nicht gegeben war. Schönberg hatte diesen Schritt zumindest erwogen.[23][24]

Die legendär gewordene erste Ausstellung ist dokumentiert durch sechs erhaltene Fotos von Gabriele Münter, die zusammen mit der Katalogliste und den abgebildeten Werken eine Rekonstruktion der Schau möglich machten.[25][26] Delaunay, der nicht in München wohnte – der Kontakt war über Kandinskys Schülerin Epstein zustande gekommen – war der erfolgreichste Künstler, der drei von vier ausgestellten Bildern an Bernhard Koehler, den Sammler und Mäzen von Macke und Marc, an Adolf Erbslöh sowie an Alexej von Jawlensky verkaufen konnte.[27] Die Ausstellung ging anschließend auf Tournee in weitere Städte, unter anderem in den Gereonsklub nach Köln und in Herwarth Waldens neu eröffnete Galerie Der Sturm in Berlin. In der Wanderausstellung waren zusätzlich Werke von Jawlensky und Werefkin zu sehen, die inzwischen ebenfalls aus der N.K.V.M. ausgetreten waren und sich dem Blauen Reiter angeschlossen hatten.[28] Weitere Stationen bis zum Jahr 1914 waren Bremen, Hagen, Frankfurt, Hamburg, Budapest, Oslo, Helsinki, Trondheim und Göteborg.

Weiteres dazu im Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Blaue_Reiter
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