Peter Joseph Lenné
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Peter Joseph Lenné
Peter Joseph Lenné (* 29. September 1789 in Bonn; † 23. Januar 1866 in Potsdam) war ein preußischer Gartenkünstler und General-Gartendirektor der königlich-preußischen Gärten.
Peter Joseph Lenné prägte fast ein halbes Jahrhundert die Gartenkunst in Preußen. Er gestaltete weiträumige Parkanlagen nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten und konzentrierte sich auf eine sozialverträgliche Stadtplanung Berlins, indem er Grünanlagen für die Naherholung der Bevölkerung schuf.[1] Der Schwerpunkt seiner Arbeiten lag im Berlin-Potsdamer Kulturraum, doch finden sich auch in vielen weiteren Teilen Deutschlands Zeugnisse seiner Arbeiten.
Charakteristische Merkmale seiner Landschaftsgestaltungen sind die vielfältigen Sichtachsen, mit denen er vor allem in Potsdam die einzelnen Parkanlagen optisch miteinander verband und so die Bauwerke der Parkanlagen wirkungsvoll in Szene setzte. Die Sichtschneisen nahm er als Ausgangspunkt für die Anlage verschlungener Wege und Gartenflächen, in denen er mit ausdrucksvollen Gehölzen Akzente setzte. Sein landschaftskünstlerisches Werk bildet einen wesentlichen Teil der Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft, die von der Pfaueninsel bis nach Werder reicht. Es steht, seit die gesamte Landschaft 1990 zum Weltkulturerbe ernannt wurde, unter dem Schutz der UNESCO.
Leben und Wirken
Herkunft
Lennés Geburtshaus in Bonn
Inschrift am Geburtshaus
Peter Joseph Lenné wurde 1789 im Gärtnerhaus, heute Konviktstraße 4, am Kurfürstlichen Schloss in Bonn geboren. Sein Vater, Peter Joseph Lenné d. Ä. (1756–1821), bekleidete dort das Amt des Bonner Hofgärtners sowie des Vorstehers des Botanischen Gartens, der zur kurfürstlichen Universität (1786–1798) gehörte.[2] Seine Mutter hieß Anna Catharina, geborene Pottgieter, eine Tochter des Bürgermeisters in Rheinberg.[3]
Lenné war Nachkomme der aus der Gegend von Lüttich stammenden Gärtnerfamilie Le Neu oder auch Le Nain[4] (franz.: nain = Zwerg, zwergenhaft), die 1665 ins Rheinland auswanderte und seitdem in Poppelsdorf bei Bonn in kurfürstlichen Diensten stand. Wahrscheinlich erfolgte durch den Urgroßvater Maximilian Heinrich (1675–1735) 1699 eine Namensänderung in Lenné,[5] andere Quellen verweisen auf Peter Joseph Lenné d. Ä.[6]
Jugend und Ausbildung
Der Familientradition folgend entschied sich Peter Joseph Lenné für den Gärtnerberuf. Auf Betreiben des Vaters, der für seinen Sohn eine akademische Ausbildung wünschte, erhielt er schon im Schüleralter Unterricht durch einen Universitätslehrer in Botanik.[7] 1805 begann er eine Gärtnerlehre bei seinem Onkel väterlicherseits, dem Hofgärtner Josef Clemens Weyhe in Brühl, der mit Johanna Gertrud Lenné (circa 1753–1837) verheiratet war. Am 15. September 1808 beendete Lenné seine Lehre.[8] So zumindest besagt es ein Zeugnis.[9]
Von seinem Vater finanzierte Studienreisen führten ihn 1809 nach Süddeutschland und 1811/12 nach Frankreich. In Paris bei André Thouin, dem Leiter des Jardin des Plantes und Mitglied der Académie des sciences, erwarb Lenné Kenntnisse in der Botanik seltener Sträucher und exotischer Pflanzen, die er später durch akzentuierte Anpflanzungen in die Praxis umsetzte. Diese Art der Gartengestaltung unterschied seine Arbeiten von den Werken Friedrich Ludwig von Sckells und seines Konkurrenten Hermann Fürst Pückler-Muskau, die einheimische Gewächse bevorzugten. Die von einigen Autoren angenommene Ausbildung bei André Thouins jüngerem Bruder Gabriel Thouin, der als Gartenarchitekt wirkte, ist nicht belegt.[10] Ein weiterer Lehrmeister soll nach Lennés eigenen Angaben Jean-Nicolas-Louis Durand gewesen sein, der am Pariser Polytechnikum architektonisches Entwerfen unterrichtete und mit der Entwicklung eines Rastersystems die Planung und Gestaltung im Städtebau vereinfachte.
Nach seinem Pariser Aufenthalt kehrte Peter Joseph Lenné im Sommer 1812 zunächst zu seinen Eltern nach Koblenz zurück, wohin die Familie während der napoleonischen Besatzung 1811 umsiedelte und wo der Vater durch den Präfekten Jules Doazan zum Leiter der Departementsbaumschule ernannt worden war.[11] Noch im selben Jahr trat Lenné seine dritte Studienreise an, die ihn nach Süddeutschland und in die Schweiz führte.[12] Lennés eigene Aussage, er sei in dieser Zeit auch in der Schweiz gewesen, hält der Nachprüfung jedoch nicht stand.[13] Während seines Aufenthalts in München lernte er möglicherweise den Gartengestalter von Sckell kennen, den Schöpfer der landschaftlichen Umgestaltungen im ursprünglich barocken Schlossparks Nymphenburg und des Englischen Gartens in München. Das Zusammentreffen ist allerdings nicht dokumentiert.[14] Lediglich die von Lenné übernommenen Sckell’schen Geländemodellierungen auf Zeichnungen und in der praktischen Anwendung lassen ein Zusammentreffen vermuten, können aber auch allein aus der praktischen Anschauung der Werke Sckells herrühren. Bereits im Herbst 1812 führte seine Reise weiter nach Wien. Dort erhielt er eine Gehilfenstelle in den Parkanlagen des Schlosses Schönbrunn unter dem Hofgärtner Franz Boos, einem Jugendfreund seines Vaters. Ein weiterer Wechsel nach Laxenburg, dem Sommersitz der Habsburger, erfolgte 1814. Dort bekam er den Auftrag, einen Umgestaltungsentwurf für die weiträumige Parkanlage des Barockschlosses Blauer Hof anzufertigen. Sein Plan wurde nicht ausgeführt.[15] Die von ihm behauptete Verleihung des Titels „Kaiserlicher Garten-Ingenieur“ ist nicht nachweisbar.[16] 1815, ein Jahr nach dem Tod seiner Mutter am 12. Januar 1814, kehrte Peter Joseph Lenné nach Koblenz zurück. Er arbeitete bei seinem Vater mit, der auch die Gestaltung von Privatgärten übernahm, und entwarf Pläne für eine Erweiterung der Stadt Koblenz nach Abtrag der Festungsanlagen.[17]
Anstellung am preußischen Hof
Als nach dem Wiener Kongress die Rheinprovinz dem Königreich Preußen zugesprochen wurde, bewarb sich Lenné um eine Stelle in preußischen Diensten. Durch die Napoleonischen Kriege waren die Berliner und Potsdamer Parkanlagen in einem verwahrlosten Zustand, deren Verwaltung dem Hofmarschallamt unterstand, das Hofmarschall und „Intendant der Königlichen Schlösser und Gärten“ Burchard Friedrich Freiherr von Maltzahn leitete. Im Februar 1816 erhielt Lenné in Potsdam eine Gehilfenstelle[18] mit Probezeit bis Michaelis (29. September)[19] und war anfangs vermutlich an verschiedenen Orten tätig, um Zeichnungen von den königlichen Gartenanlagen anzufertigen.[20] In diesem Jahr entstand auch der „Plan von Sanssouci und dessen Umgebungen“. Im Mai bekam er bei Hofgärtner Johann Friedrich Morsch im Neuen Garten eine Gehilfenstelle zugewiesen, wurde aber von Oberhofbaurat und Gartendirektor Johann Gottlob Schulze oft zum Zeichnen in die Gartendirektion bestellt. Dieser gewann einen guten Eindruck von Lenné, sah in ihm seinen einstigen Nachfolger und förderte ihn nach Kräften. […] Gewiss rechnete er [auch] damit, dass Lenné eine seiner Töchter heiraten würde, wie er selbst die Tochter seines Vorgängers Manger geheiratet hatte.[21] Im Neuen Garten wohnte Lenné im sogenannten „Grünen Haus“, an der Nordspitze des Heiligen Sees.[22]
In diese Zeit fällt ebenfalls der Auftrag des preußischen Staatskanzlers Karl August Fürst von Hardenberg, die Besitzungen Neuhardenberg und Glienicke gartenkünstlerisch umzugestalten. Nach dem Kauf der Gutsanlage Glienicke durch Carl von Preußen 1824 konnte Lenné seine landschaftsgärtnerischen Arbeiten unter dem neuen Eigentümer übergangslos weiterführen. Hier legte er den Grundstein für ein weiträumiges Gesamtkunstwerk, das unter seiner Leitung in den darauffolgenden fünf Jahrzehnten die „Insel Potsdam“ zu einem großen, zusammenhängenden Landschaftsgarten werden ließ. Dieses Großprojekt wurde vor allem in der Regierungszeit des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. gefördert.
Beruflicher Werdegang
Im Jahr 1817 wurden Peter Joseph Lenné in Potsdam drei frei gewordene Hofgärtnerstellen angeboten, die er alle ablehnte, weil ihm die Tätigkeiten in den Gartenrevieren nicht zusagten.[23] Eine Anstellung in der „Königlichen Gartendirektion“ nahm er im Februar 1818 an. Maltzahn, der Lenné förderte und maßgeblich an dessen Aufstieg beteiligt war,[24] gab ihm den Titel „Garteningenieur und Mitglied der Gartendirektion“.
Nun hatte er nicht nur die Position eines Hofgärtners übersprungen, sondern war sogar deren Vorgesetzter und dem Oberhofbaurat und Gartendirektor Johann Gottlob Schulze fast gleichgestellt, der das Amt seit 1790 innehatte. In einer Instruktion des Hofmarschalls von Maltzahn an die Hofgärtner vom 10. Februar 1818 heißt es, [...] daß Sie den Anordnungen des H. Lenné eben so Folge zu leisten haben, als wenn solche von mir oder dem Garten-Direktor ergangen, welches ein Jeder von Ihnen gewiß mit Vergnügen thun wird, da H. Lenné die Gartenkunst erlernt hat, und ein Mann ist, der gründliche Kenntnisse und Geschmack besitzt.[25] Die Gärtner mussten nun die Anweisungen dreier Vorgesetzter befolgen.
In der Zusammenarbeit zwischen Schulze und Lenné kam es fortwährend zu Spannungen. Schulze beklagte sich über die unklaren Kompetenzen in der Gartenverwaltung und bemängelte immer wieder Lennés Eigenmächtigkeiten, durch die er seine Autorität als Gartendirektor schwinden sah. Zudem bekam Lenné die Aufsicht über die Baumschulen übertragen, wodurch Schulze aus seinem Lieblingsgebiet verdrängt wurde.[24] Auch heiratete Lenné nicht dessen Tochter Karoline,[26] sondern am 3. Januar 1820 in der katholischen Kirche St. Peter und Paul[24] Friederica Louisa Voß (1798–1855), die älteste Tochter des lutherischen Hofgärtners im Potsdamer Küchengarten Joachim Heinrich Voß. Die 35-jährige Ehe blieb kinderlos.
Lenné zog aus der gehobenen Stellung seinen Nutzen.[27] Als 1822 auf Anregung des Staatsministers der Geistlichen-, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten Karl vom Stein zum Altenstein der „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preußischen Staaten“ gegründet wurde, gehörte Lenné zu den elf Gründungsmitgliedern. In diesem ersten deutschen Gartenverein war er ab Juni 1823 Vorsteher der Verwaltungsausschüsse für Obstbaumzucht und für bildende Gartenkunst sowie zweiter Stellvertreter des Direktors.
Friedrich Wilhelm III. gründete mit Kabinettsorder vom 20. August 1823 die Königliche Gärtner-Lehranstalt zu Schöneberg und Potsdam,[28] die 1853 nach Potsdam und 1903 nach Berlin-Dahlem verlegt wurde, in Verbindung mit einer Landes-Baumschule. In der Lehranstalt erhielten die angehenden Gartenarchitekten erstmals eine Ausbildung auf wissenschaftlicher Basis. Am 21. Oktober 1823 ernannte der preußische König Lenné zum Direktor der Landesbaumschule sowie zum Direktor der Potsdamer Gärtnerlehranstalt.[29] Nachdem der fast 74-jährige Johann Gottlob Schulze, ohne darum gebeten zu haben, zum 1. April 1828 pensioniert worden war, erhielt Lenné außerdem das Amt des Gartendirektors der königlichen Gärten.[30] 1847 wurde Lenné Mitglied im „Landesökonomie-Collegium“, das in wirtschaftstechnischen Angelegenheiten das Landwirtschaftsministerium unterstützte. 1854 verlieh ihm Friedrich Wilhelm IV. den Titel Generaldirektor der königlichen Gärten. Mit diesem Titel war keine Erweiterung seines Zuständigkeitsbereichs verbunden.[31]
Seine Kenntnisse vertiefte und erweiterte er auf Reisen zum Studium der großen Parkanlagen. Nachdem der englische Gartenkünstler John Adey Repton (1775–1860) – ältester Sohn des Landschaftsarchitekten Humphry Repton – im Mai 1822 in Potsdam war und Gestaltungsmöglichkeiten für die königlichen Gärten vorschlug, reiste Lenné im Spätsommer des Jahres nach England. Seine Eindrücke, die er in einem Reisejournal festhielt, wurden 1824 unter dem Titel „Allgemeine Bemerkungen über die Brittischen Parks und Gärten“ in Fragmenten veröffentlicht.[32] Weitere Bildungsreisen folgten 1830/31 nach Süddeutschland und Westeuropa, 1837 nach Brüssel und Paris sowie 1844 und 1847 nach Italien.
Weiteres zu seiner Geschichte im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Joseph_Lenn%C3%A9
Peter Joseph Lenné prägte fast ein halbes Jahrhundert die Gartenkunst in Preußen. Er gestaltete weiträumige Parkanlagen nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten und konzentrierte sich auf eine sozialverträgliche Stadtplanung Berlins, indem er Grünanlagen für die Naherholung der Bevölkerung schuf.[1] Der Schwerpunkt seiner Arbeiten lag im Berlin-Potsdamer Kulturraum, doch finden sich auch in vielen weiteren Teilen Deutschlands Zeugnisse seiner Arbeiten.
Charakteristische Merkmale seiner Landschaftsgestaltungen sind die vielfältigen Sichtachsen, mit denen er vor allem in Potsdam die einzelnen Parkanlagen optisch miteinander verband und so die Bauwerke der Parkanlagen wirkungsvoll in Szene setzte. Die Sichtschneisen nahm er als Ausgangspunkt für die Anlage verschlungener Wege und Gartenflächen, in denen er mit ausdrucksvollen Gehölzen Akzente setzte. Sein landschaftskünstlerisches Werk bildet einen wesentlichen Teil der Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft, die von der Pfaueninsel bis nach Werder reicht. Es steht, seit die gesamte Landschaft 1990 zum Weltkulturerbe ernannt wurde, unter dem Schutz der UNESCO.
Leben und Wirken
Herkunft
Lennés Geburtshaus in Bonn
Inschrift am Geburtshaus
Peter Joseph Lenné wurde 1789 im Gärtnerhaus, heute Konviktstraße 4, am Kurfürstlichen Schloss in Bonn geboren. Sein Vater, Peter Joseph Lenné d. Ä. (1756–1821), bekleidete dort das Amt des Bonner Hofgärtners sowie des Vorstehers des Botanischen Gartens, der zur kurfürstlichen Universität (1786–1798) gehörte.[2] Seine Mutter hieß Anna Catharina, geborene Pottgieter, eine Tochter des Bürgermeisters in Rheinberg.[3]
Lenné war Nachkomme der aus der Gegend von Lüttich stammenden Gärtnerfamilie Le Neu oder auch Le Nain[4] (franz.: nain = Zwerg, zwergenhaft), die 1665 ins Rheinland auswanderte und seitdem in Poppelsdorf bei Bonn in kurfürstlichen Diensten stand. Wahrscheinlich erfolgte durch den Urgroßvater Maximilian Heinrich (1675–1735) 1699 eine Namensänderung in Lenné,[5] andere Quellen verweisen auf Peter Joseph Lenné d. Ä.[6]
Jugend und Ausbildung
Der Familientradition folgend entschied sich Peter Joseph Lenné für den Gärtnerberuf. Auf Betreiben des Vaters, der für seinen Sohn eine akademische Ausbildung wünschte, erhielt er schon im Schüleralter Unterricht durch einen Universitätslehrer in Botanik.[7] 1805 begann er eine Gärtnerlehre bei seinem Onkel väterlicherseits, dem Hofgärtner Josef Clemens Weyhe in Brühl, der mit Johanna Gertrud Lenné (circa 1753–1837) verheiratet war. Am 15. September 1808 beendete Lenné seine Lehre.[8] So zumindest besagt es ein Zeugnis.[9]
Von seinem Vater finanzierte Studienreisen führten ihn 1809 nach Süddeutschland und 1811/12 nach Frankreich. In Paris bei André Thouin, dem Leiter des Jardin des Plantes und Mitglied der Académie des sciences, erwarb Lenné Kenntnisse in der Botanik seltener Sträucher und exotischer Pflanzen, die er später durch akzentuierte Anpflanzungen in die Praxis umsetzte. Diese Art der Gartengestaltung unterschied seine Arbeiten von den Werken Friedrich Ludwig von Sckells und seines Konkurrenten Hermann Fürst Pückler-Muskau, die einheimische Gewächse bevorzugten. Die von einigen Autoren angenommene Ausbildung bei André Thouins jüngerem Bruder Gabriel Thouin, der als Gartenarchitekt wirkte, ist nicht belegt.[10] Ein weiterer Lehrmeister soll nach Lennés eigenen Angaben Jean-Nicolas-Louis Durand gewesen sein, der am Pariser Polytechnikum architektonisches Entwerfen unterrichtete und mit der Entwicklung eines Rastersystems die Planung und Gestaltung im Städtebau vereinfachte.
Nach seinem Pariser Aufenthalt kehrte Peter Joseph Lenné im Sommer 1812 zunächst zu seinen Eltern nach Koblenz zurück, wohin die Familie während der napoleonischen Besatzung 1811 umsiedelte und wo der Vater durch den Präfekten Jules Doazan zum Leiter der Departementsbaumschule ernannt worden war.[11] Noch im selben Jahr trat Lenné seine dritte Studienreise an, die ihn nach Süddeutschland und in die Schweiz führte.[12] Lennés eigene Aussage, er sei in dieser Zeit auch in der Schweiz gewesen, hält der Nachprüfung jedoch nicht stand.[13] Während seines Aufenthalts in München lernte er möglicherweise den Gartengestalter von Sckell kennen, den Schöpfer der landschaftlichen Umgestaltungen im ursprünglich barocken Schlossparks Nymphenburg und des Englischen Gartens in München. Das Zusammentreffen ist allerdings nicht dokumentiert.[14] Lediglich die von Lenné übernommenen Sckell’schen Geländemodellierungen auf Zeichnungen und in der praktischen Anwendung lassen ein Zusammentreffen vermuten, können aber auch allein aus der praktischen Anschauung der Werke Sckells herrühren. Bereits im Herbst 1812 führte seine Reise weiter nach Wien. Dort erhielt er eine Gehilfenstelle in den Parkanlagen des Schlosses Schönbrunn unter dem Hofgärtner Franz Boos, einem Jugendfreund seines Vaters. Ein weiterer Wechsel nach Laxenburg, dem Sommersitz der Habsburger, erfolgte 1814. Dort bekam er den Auftrag, einen Umgestaltungsentwurf für die weiträumige Parkanlage des Barockschlosses Blauer Hof anzufertigen. Sein Plan wurde nicht ausgeführt.[15] Die von ihm behauptete Verleihung des Titels „Kaiserlicher Garten-Ingenieur“ ist nicht nachweisbar.[16] 1815, ein Jahr nach dem Tod seiner Mutter am 12. Januar 1814, kehrte Peter Joseph Lenné nach Koblenz zurück. Er arbeitete bei seinem Vater mit, der auch die Gestaltung von Privatgärten übernahm, und entwarf Pläne für eine Erweiterung der Stadt Koblenz nach Abtrag der Festungsanlagen.[17]
Anstellung am preußischen Hof
Als nach dem Wiener Kongress die Rheinprovinz dem Königreich Preußen zugesprochen wurde, bewarb sich Lenné um eine Stelle in preußischen Diensten. Durch die Napoleonischen Kriege waren die Berliner und Potsdamer Parkanlagen in einem verwahrlosten Zustand, deren Verwaltung dem Hofmarschallamt unterstand, das Hofmarschall und „Intendant der Königlichen Schlösser und Gärten“ Burchard Friedrich Freiherr von Maltzahn leitete. Im Februar 1816 erhielt Lenné in Potsdam eine Gehilfenstelle[18] mit Probezeit bis Michaelis (29. September)[19] und war anfangs vermutlich an verschiedenen Orten tätig, um Zeichnungen von den königlichen Gartenanlagen anzufertigen.[20] In diesem Jahr entstand auch der „Plan von Sanssouci und dessen Umgebungen“. Im Mai bekam er bei Hofgärtner Johann Friedrich Morsch im Neuen Garten eine Gehilfenstelle zugewiesen, wurde aber von Oberhofbaurat und Gartendirektor Johann Gottlob Schulze oft zum Zeichnen in die Gartendirektion bestellt. Dieser gewann einen guten Eindruck von Lenné, sah in ihm seinen einstigen Nachfolger und förderte ihn nach Kräften. […] Gewiss rechnete er [auch] damit, dass Lenné eine seiner Töchter heiraten würde, wie er selbst die Tochter seines Vorgängers Manger geheiratet hatte.[21] Im Neuen Garten wohnte Lenné im sogenannten „Grünen Haus“, an der Nordspitze des Heiligen Sees.[22]
In diese Zeit fällt ebenfalls der Auftrag des preußischen Staatskanzlers Karl August Fürst von Hardenberg, die Besitzungen Neuhardenberg und Glienicke gartenkünstlerisch umzugestalten. Nach dem Kauf der Gutsanlage Glienicke durch Carl von Preußen 1824 konnte Lenné seine landschaftsgärtnerischen Arbeiten unter dem neuen Eigentümer übergangslos weiterführen. Hier legte er den Grundstein für ein weiträumiges Gesamtkunstwerk, das unter seiner Leitung in den darauffolgenden fünf Jahrzehnten die „Insel Potsdam“ zu einem großen, zusammenhängenden Landschaftsgarten werden ließ. Dieses Großprojekt wurde vor allem in der Regierungszeit des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. gefördert.
Beruflicher Werdegang
Im Jahr 1817 wurden Peter Joseph Lenné in Potsdam drei frei gewordene Hofgärtnerstellen angeboten, die er alle ablehnte, weil ihm die Tätigkeiten in den Gartenrevieren nicht zusagten.[23] Eine Anstellung in der „Königlichen Gartendirektion“ nahm er im Februar 1818 an. Maltzahn, der Lenné förderte und maßgeblich an dessen Aufstieg beteiligt war,[24] gab ihm den Titel „Garteningenieur und Mitglied der Gartendirektion“.
Nun hatte er nicht nur die Position eines Hofgärtners übersprungen, sondern war sogar deren Vorgesetzter und dem Oberhofbaurat und Gartendirektor Johann Gottlob Schulze fast gleichgestellt, der das Amt seit 1790 innehatte. In einer Instruktion des Hofmarschalls von Maltzahn an die Hofgärtner vom 10. Februar 1818 heißt es, [...] daß Sie den Anordnungen des H. Lenné eben so Folge zu leisten haben, als wenn solche von mir oder dem Garten-Direktor ergangen, welches ein Jeder von Ihnen gewiß mit Vergnügen thun wird, da H. Lenné die Gartenkunst erlernt hat, und ein Mann ist, der gründliche Kenntnisse und Geschmack besitzt.[25] Die Gärtner mussten nun die Anweisungen dreier Vorgesetzter befolgen.
In der Zusammenarbeit zwischen Schulze und Lenné kam es fortwährend zu Spannungen. Schulze beklagte sich über die unklaren Kompetenzen in der Gartenverwaltung und bemängelte immer wieder Lennés Eigenmächtigkeiten, durch die er seine Autorität als Gartendirektor schwinden sah. Zudem bekam Lenné die Aufsicht über die Baumschulen übertragen, wodurch Schulze aus seinem Lieblingsgebiet verdrängt wurde.[24] Auch heiratete Lenné nicht dessen Tochter Karoline,[26] sondern am 3. Januar 1820 in der katholischen Kirche St. Peter und Paul[24] Friederica Louisa Voß (1798–1855), die älteste Tochter des lutherischen Hofgärtners im Potsdamer Küchengarten Joachim Heinrich Voß. Die 35-jährige Ehe blieb kinderlos.
Lenné zog aus der gehobenen Stellung seinen Nutzen.[27] Als 1822 auf Anregung des Staatsministers der Geistlichen-, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten Karl vom Stein zum Altenstein der „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preußischen Staaten“ gegründet wurde, gehörte Lenné zu den elf Gründungsmitgliedern. In diesem ersten deutschen Gartenverein war er ab Juni 1823 Vorsteher der Verwaltungsausschüsse für Obstbaumzucht und für bildende Gartenkunst sowie zweiter Stellvertreter des Direktors.
Friedrich Wilhelm III. gründete mit Kabinettsorder vom 20. August 1823 die Königliche Gärtner-Lehranstalt zu Schöneberg und Potsdam,[28] die 1853 nach Potsdam und 1903 nach Berlin-Dahlem verlegt wurde, in Verbindung mit einer Landes-Baumschule. In der Lehranstalt erhielten die angehenden Gartenarchitekten erstmals eine Ausbildung auf wissenschaftlicher Basis. Am 21. Oktober 1823 ernannte der preußische König Lenné zum Direktor der Landesbaumschule sowie zum Direktor der Potsdamer Gärtnerlehranstalt.[29] Nachdem der fast 74-jährige Johann Gottlob Schulze, ohne darum gebeten zu haben, zum 1. April 1828 pensioniert worden war, erhielt Lenné außerdem das Amt des Gartendirektors der königlichen Gärten.[30] 1847 wurde Lenné Mitglied im „Landesökonomie-Collegium“, das in wirtschaftstechnischen Angelegenheiten das Landwirtschaftsministerium unterstützte. 1854 verlieh ihm Friedrich Wilhelm IV. den Titel Generaldirektor der königlichen Gärten. Mit diesem Titel war keine Erweiterung seines Zuständigkeitsbereichs verbunden.[31]
Seine Kenntnisse vertiefte und erweiterte er auf Reisen zum Studium der großen Parkanlagen. Nachdem der englische Gartenkünstler John Adey Repton (1775–1860) – ältester Sohn des Landschaftsarchitekten Humphry Repton – im Mai 1822 in Potsdam war und Gestaltungsmöglichkeiten für die königlichen Gärten vorschlug, reiste Lenné im Spätsommer des Jahres nach England. Seine Eindrücke, die er in einem Reisejournal festhielt, wurden 1824 unter dem Titel „Allgemeine Bemerkungen über die Brittischen Parks und Gärten“ in Fragmenten veröffentlicht.[32] Weitere Bildungsreisen folgten 1830/31 nach Süddeutschland und Westeuropa, 1837 nach Brüssel und Paris sowie 1844 und 1847 nach Italien.
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