Die Differentielle Psychologie und die Persönlichkeitspsychologie
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Die Differentielle Psychologie und die Persönlichkeitspsychologie
Die Differentielle Psychologie und die Persönlichkeitspsychologie bilden einen zentralen Bereich der Psychologie mit drei Aufgabenstellungen: (1) die individuellen Unterschiede in einzelnen psychologischen Merkmalen und in den relativ überdauernden Persönlichkeitseigenschaften zu beschreiben und zu erklären, (2) die empirischen Ergebnisse zu einer Theorie der Persönlichkeit zu integrieren und (3) die geeigneten Strategien und praktischen Methoden der psychologischen Diagnostik zu entwickeln und theoretisch zu begründen. Während einige Autoren zwischen den beiden Begriffen unterscheiden, verwenden andere Autoren sie synonym.
Diese Ziele kennzeichnen den Unterschied zur Allgemeinen Psychologie, welche diejenigen psychologischen Gesetzmäßigkeiten erforscht, die für alle Individuen gleichermaßen gelten. Die Differenzielle Psychologie und Persönlichkeitspsychologie sind die wichtigsten Grundlagen der Angewandten Psychologie, denn die psychologische Praxis der Arbeits- und Schulpsychologie, Beratung, Psychotherapie usw. wird in der Regel von den beobachteten Unterschieden zwischen Personen oder Personengruppen ausgehen. In diesem Zusammenhang wird die Persönlichkeitspsychologie auch als Teil der Führungspsychologie erachtet.
Wichtige Untersuchungsthemen sind zum Beispiel die Intelligenzdiagnostik (siehe Intelligenzquotient), die Kreativität, aber auch die allgemeine Frage, worauf diese Unterschiede zwischen den Individuen beruhen, zum Beispiel, inwieweit sie durch Veranlagung zustande kommen oder durch Erfahrung erworben und ausgebildet werden (vgl. Heritabilität).
Wissenschaftliche Forschungskonzepte (Paradigmen) der Persönlichkeitspsychologie weichen von alltagspsychologischen Vorstellungen der Persönlichkeit ab. Psychologen suchen ein theoretisch begründetes Persönlichkeitsmodell, während in den naiven (subjektiven) Alltagstheorien beispielsweise alltägliche Attributionsprozesse herangezogen werden (Beispiel: »Er verhält sich so, weil er eine starke Persönlichkeit hat«). Beispiele für wissenschaftliche Paradigmen sind das psychoanalytische, das interaktionistische, das behavioristische, das evolutionspsychologische und das Informationsverarbeitungs-Paradigma.
Geschichte
In der Doppelbezeichnung, die heute auch als Fach in akademischen Prüfungsordnungen der Psychologie enthalten ist, sind die beiden hauptsächlichen Traditionen zu erkennen: Das Teilgebiet der Differentiellen Psychologie befasst sich mit den Unterschieden (Differenzen) zwischen einzelnen Personen im Hinblick auf psychische Dimensionen, Eigenschaften und Zustände. Es werden Unterschiede zwischen den einzelnen Personen (also inter-individuell), aber auch innerhalb einer Person selbst (intra-individuell) untersucht. Beispiele hierfür sind der Wechsel der Leistungsfähigkeit im Tageslauf und die Veränderung von Persönlichkeitseigenschaften in der Lebensspanne eines Individuums.
Das Teilgebiet Persönlichkeitspsychologie (Persönlichkeitsforschung) hat in der Charakterkunde (Charakterologie) und biographischen Psychologie eine lange Vorgeschichte. Seit alters her gibt es Versuche, den Charakter, das Temperament und die Begabung eines Menschen insgesamt zu erfassen, zu erklären und zu verstehen. Diese traditionellen Lehren und die Absicht der Menschenkenntnis sind auch in der im 18. und 19. Jahrhundert verbreiteten Erfahrungsseelenkunde zu erkennen.
In den Persönlichkeitstheorien werden die Untersuchungsergebnisse über die vielfältigen individuellen Differenzen zu einer Theorie verknüpft. Über die Beschreibung einzelner Merkmale und Persönlichkeitseigenschaften hinaus wird nach dem Muster und dem inneren Zusammenhang, nach der Struktur und Dynamik sowie den Entwicklungsprinzipien der gesamten Persönlichkeit gefragt. Die Persönlichkeitspsychologie verlangt teilweise auch eine andere methodische Einstellung, d.h. nicht nur beschreibende, experimentelle und statistische Methoden, sondern auch psychologische Interpretation und biographische Methodik, um den Lebens- und Entwicklungszusammenhang einer Persönlichkeit zu begreifen.
Beide Richtungen sind noch heute als ausgeprägter und oft irritierender Methoden- und Theorienpluralismus dieses Gebiets vorhanden und können als ein schwieriger Gegensatz oder als eine notwendige Ergänzung verstanden werden. So entwickelte bereits William Stern, der als der Begründer der systematischen Differenziellen Psychologie angesehen wird, eine Personologie (Persönlichkeitslehre, Personalismus), und Hans Thomae sah in der psychologischen Biographik die Synthese von nomothetischer und idiographischer Forschung.
Einige Lehrbücher verwenden nur einen der beiden Begriffe für das gesamte Gebiet, und die Fragestellungen des anderen Bereichs werden nur untergeordnet behandelt. Dass beide Richtungen unverzichtbar sind, zeigt sich in der Praxis, wenn es um die Beschreibung, Begutachtung, Diagnostik und Vorhersage bestimmter Persönlichkeitsmerkmale geht. Dieses Vorgehen verlangt eine Persönlichkeitstheorie als wissenschaftliches Bezugssystem, um die Auswahl, die Anordnung und die Interpretation der einzelnen Persönlichkeitsmerkmale und die bevorzugte Untersuchungsmethodik begründen zu können. Die beschreibende Differenzielle Psychologie liefert die empirische Basis für die mehr oder minder weit gefasste Persönlichkeitstheorien und die entsprechende theoriegeleitete Diagnostik und Anwendung.
Auswahl an Persönlichkeitstheorien
Big Five (Psychologie)
Kellys Konstrukttheorie
Ich-Entwicklung nach Jane Loevinger
Biopsychologische Persönlichkeitstheorie von Hans Jürgen Eysenck
Carl Rogers' Selbstaktualisierung
Erik H. Eriksons Theorie der Identitätsentwicklung
Gordon Allports und James McKeen Cattells Eigenschaftstheorien
Siehe auch
Individualität
Konstitution
Personismus
Konstruktivismus
Quelle
Diese Ziele kennzeichnen den Unterschied zur Allgemeinen Psychologie, welche diejenigen psychologischen Gesetzmäßigkeiten erforscht, die für alle Individuen gleichermaßen gelten. Die Differenzielle Psychologie und Persönlichkeitspsychologie sind die wichtigsten Grundlagen der Angewandten Psychologie, denn die psychologische Praxis der Arbeits- und Schulpsychologie, Beratung, Psychotherapie usw. wird in der Regel von den beobachteten Unterschieden zwischen Personen oder Personengruppen ausgehen. In diesem Zusammenhang wird die Persönlichkeitspsychologie auch als Teil der Führungspsychologie erachtet.
Wichtige Untersuchungsthemen sind zum Beispiel die Intelligenzdiagnostik (siehe Intelligenzquotient), die Kreativität, aber auch die allgemeine Frage, worauf diese Unterschiede zwischen den Individuen beruhen, zum Beispiel, inwieweit sie durch Veranlagung zustande kommen oder durch Erfahrung erworben und ausgebildet werden (vgl. Heritabilität).
Wissenschaftliche Forschungskonzepte (Paradigmen) der Persönlichkeitspsychologie weichen von alltagspsychologischen Vorstellungen der Persönlichkeit ab. Psychologen suchen ein theoretisch begründetes Persönlichkeitsmodell, während in den naiven (subjektiven) Alltagstheorien beispielsweise alltägliche Attributionsprozesse herangezogen werden (Beispiel: »Er verhält sich so, weil er eine starke Persönlichkeit hat«). Beispiele für wissenschaftliche Paradigmen sind das psychoanalytische, das interaktionistische, das behavioristische, das evolutionspsychologische und das Informationsverarbeitungs-Paradigma.
Geschichte
In der Doppelbezeichnung, die heute auch als Fach in akademischen Prüfungsordnungen der Psychologie enthalten ist, sind die beiden hauptsächlichen Traditionen zu erkennen: Das Teilgebiet der Differentiellen Psychologie befasst sich mit den Unterschieden (Differenzen) zwischen einzelnen Personen im Hinblick auf psychische Dimensionen, Eigenschaften und Zustände. Es werden Unterschiede zwischen den einzelnen Personen (also inter-individuell), aber auch innerhalb einer Person selbst (intra-individuell) untersucht. Beispiele hierfür sind der Wechsel der Leistungsfähigkeit im Tageslauf und die Veränderung von Persönlichkeitseigenschaften in der Lebensspanne eines Individuums.
Das Teilgebiet Persönlichkeitspsychologie (Persönlichkeitsforschung) hat in der Charakterkunde (Charakterologie) und biographischen Psychologie eine lange Vorgeschichte. Seit alters her gibt es Versuche, den Charakter, das Temperament und die Begabung eines Menschen insgesamt zu erfassen, zu erklären und zu verstehen. Diese traditionellen Lehren und die Absicht der Menschenkenntnis sind auch in der im 18. und 19. Jahrhundert verbreiteten Erfahrungsseelenkunde zu erkennen.
In den Persönlichkeitstheorien werden die Untersuchungsergebnisse über die vielfältigen individuellen Differenzen zu einer Theorie verknüpft. Über die Beschreibung einzelner Merkmale und Persönlichkeitseigenschaften hinaus wird nach dem Muster und dem inneren Zusammenhang, nach der Struktur und Dynamik sowie den Entwicklungsprinzipien der gesamten Persönlichkeit gefragt. Die Persönlichkeitspsychologie verlangt teilweise auch eine andere methodische Einstellung, d.h. nicht nur beschreibende, experimentelle und statistische Methoden, sondern auch psychologische Interpretation und biographische Methodik, um den Lebens- und Entwicklungszusammenhang einer Persönlichkeit zu begreifen.
Beide Richtungen sind noch heute als ausgeprägter und oft irritierender Methoden- und Theorienpluralismus dieses Gebiets vorhanden und können als ein schwieriger Gegensatz oder als eine notwendige Ergänzung verstanden werden. So entwickelte bereits William Stern, der als der Begründer der systematischen Differenziellen Psychologie angesehen wird, eine Personologie (Persönlichkeitslehre, Personalismus), und Hans Thomae sah in der psychologischen Biographik die Synthese von nomothetischer und idiographischer Forschung.
Einige Lehrbücher verwenden nur einen der beiden Begriffe für das gesamte Gebiet, und die Fragestellungen des anderen Bereichs werden nur untergeordnet behandelt. Dass beide Richtungen unverzichtbar sind, zeigt sich in der Praxis, wenn es um die Beschreibung, Begutachtung, Diagnostik und Vorhersage bestimmter Persönlichkeitsmerkmale geht. Dieses Vorgehen verlangt eine Persönlichkeitstheorie als wissenschaftliches Bezugssystem, um die Auswahl, die Anordnung und die Interpretation der einzelnen Persönlichkeitsmerkmale und die bevorzugte Untersuchungsmethodik begründen zu können. Die beschreibende Differenzielle Psychologie liefert die empirische Basis für die mehr oder minder weit gefasste Persönlichkeitstheorien und die entsprechende theoriegeleitete Diagnostik und Anwendung.
Auswahl an Persönlichkeitstheorien
Big Five (Psychologie)
Kellys Konstrukttheorie
Ich-Entwicklung nach Jane Loevinger
Biopsychologische Persönlichkeitstheorie von Hans Jürgen Eysenck
Carl Rogers' Selbstaktualisierung
Erik H. Eriksons Theorie der Identitätsentwicklung
Gordon Allports und James McKeen Cattells Eigenschaftstheorien
Siehe auch
Individualität
Konstitution
Personismus
Konstruktivismus
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