Der Narzissmus
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Der Narzissmus
Der Ausdruck Narzissmus steht alltagspsychologisch und umgangssprachlich im weitesten Sinne für die Selbstverliebtheit und Selbstbewunderung eines Menschen, der sich für wichtiger und wertvoller einschätzt, als urteilende Beobachter ihn einschätzen. Der Duden übersetzt den Begriff als übersteigerte Selbstliebe und Ichbezogenheit.[1]
Narziss, Ölgemälde von Caravaggio, 1594–1596, Galleria Nazionale d’Arte Antica, Rom
Umgangssprachlich haften dem Wort „Narzissmus“ meist negative Bedeutungen an. Im Alltagsverständnis ist ein Narzisst ein Mensch, der sich sehr auf sich selbst bezieht und dabei andere vernachlässigt. Auf der spirituellen Ebene ist ein Narzisst ein Mensch, der den Kontakt zum Sein verloren hat. Dieser Mensch ist in seiner narzisstischen Persönlichkeitsstruktur wie in einem Gefängnis eingesperrt. Das Gefängnis wird jedoch oft erst dann offensichtlich, wenn die Sehnsucht nach dem „Sinn des Lebens“, nach dem „eigentlichen“ und nach dem „Glück“ nicht verstummen will.
Der Begriff steht darüber hinaus in Verbindung mit einer Vielzahl sehr unterschiedlicher psychologischer, sozialwissenschaftlicher, kulturwissenschaftlicher und philosophischer Konzepte. Die Einzelheiten ergeben sich aus dem jeweils zugrundeliegenden theoretischen Konzept.
Allgemeines
Die Diagnose „Narzissmus“ und das Prädikat „narzisstisch“ dienen im allgemeinen Sprachgebrauch der kritisch-polemischen Kennzeichnung einer Person, die sich den Ansprüchen der Gemeinschaft auf spezifische Weise zugunsten eines überhöhten Ich-Anspruchs entzieht. Tatsächlich markiert der Vorwurf des „Narzissmus“ einen Konflikt zwischen der Einschätzung von außen und der Selbsteinschätzung des Narzissten, dessen Bewusstsein sich genau in dem Maße narzisstisch verhält, wie es sich gegen solche Kritik immunisiert. Typisch „narzisstisch“ scheint zu sein, den eigenen Narzissmus zu bejahen, wie neuere Untersuchungen nahelegen.[2]
Im Sinn einer Einschätzung von außen allerdings geht die Diagnose des „Narzissmus“ mit dem Vorwurf einer stark aufgeblähten, unrealistisch positiven Selbsteinschätzung, mit Selbstzentriertheit, Berechtigungsdenken und mangelnder Rücksichtnahme auf andere Personen einher; auf ihre Umgebung mögen Narzissten unter Umständen destruktive Einflüsse ausüben. Narzissten sind jedoch, wie die jüngere Forschung aufgewiesen hat, emotional stabil, mit sich selbst und ihrem Leben zufrieden und an ihre Lebenssituation gut angepasst.[3] Zwar sind sie mehr als andere Menschen auf Bewunderung angewiesen, verfügen jedoch über eine große Bandbreite von Verhaltensweisen und Wahrnehmungsmustern, um ihren Bedarf an Bewunderung zu decken und Kritik abzuwehren.[4]
Begriff und Geschichte des Begriffs
Etymologie
Der Begriff „Narzissmus“ ist abgeleitet vom antiken Narziss-Mythos. In seinen Metamorphosen erzählt Ovid die in der griechischen Mythologie angesiedelte Geschichte des Jünglings Narziss, der die Liebe einer Frau verschmäht und dafür mit unstillbarer Selbstliebe bestraft wird. [5] Er verliebt sich in sein eigenes Spiegelbild, das er im Wasser einer Quelle sieht; er kann das Objekt seiner Liebe nicht erreichen und verwandelt sich im Tod in eine schöne Blume, eine Narzisse. Ursprünglich hatte dieser Mythos die Selbstüberhebung (Hybris) und ihre Strafe zum Thema. In der Spätantike wurde an der Sage das Motiv der „Vergänglichkeit“ (Vanitas) hervorgehoben.
Zu den frühesten Autoren, bei denen die Verwendung des Wortes „Narzissmus“ nachgewiesen werden kann, zählt der englische Dichter und Philosoph Samuel Taylor Coleridge, der es 1822 in einem Brief verwendete.[6] Als der erste Wissenschaftler, der menschliches Verhalten mit der Selbstliebe des mythischen Narziss verglichen hat, gilt Alfred Binet, der die Fabel 1887 im Zusammenhang mit einem Fall von sexuellem Fetischismus zitierte.[7] Der britische Sexualwissenschaftler Havelock Ellis erwähnte sie 1898, um das Verhalten von Frauen zu bewerten, die sich entblößt im Spiegel beschauen.[8] 1899 folgte ihm der deutsche Psychiater Paul Näcke, der den Terminus „Narzissmus“ in die Wissenschaft einführte, und damit „die schwerste Form des ‚Auto-Erotismus‘“ bezeichnete, ein Phänomen, dessen Prävalenz er als äußerst gering einschätzte.[9] Gemeinsam war allen sexualwissenschaftlichen Positionen des ausgehenden 19. Jahrhunderts die Einschätzung, dass Narzissmus (als Selbstverliebtheit bzw. als erotisches Gefallen am eigenen Körper) als eine ernste „Geschlechtsverwirrung“ einzustufen sei.[10]
Die Psychoanalyse hat sich maßgeblich des Begriffs bemächtigt. Freud etabliert ihn in der offiziellen Theoriesprache seiner Schule 1914 mit seinem Essay „Zur Einführung des Narzissmus“. Vermittelt über die Psychoanalyse Freuds und die Freudrezeption der Frankfurter Schule hat der Terminus einen breiten Eingang in Wissenschaft und Umgangssprache gefunden; er wird heute in den verschiedensten Kontexten gebraucht, u. a. in der Psychologie, der Psychiatrie, der Sozialpsychologie, der Philosophie, der Soziologie, der Kultur- und Gesellschaftskritik bis hin zur Organisationsforschung und Managementtheorie.
Mehrdeutigkeit und Vagheit
Obwohl Narziss schon früh neben Ödipus als zweite zentrale Ikone der Theoriebildung durch Freud eingeführt wurde, ist die psychoanalytische Narzissmustheorie, zumal in ihrer postfreudianischen Entwicklung bis in die Gegenwart, nicht einheitlich. Hinter dem psychoanalytischen Narzissmusbegriff verbergen sich zahlreiche umstrittene Konzepte und Behandlungsansätze.[11] So kann einerseits ein geradezu inflationärer Gebrauch des Begriffs in Alltag und Wissenschaft bemerkt werden, während andererseits keine Einigkeit über dessen konzeptionelle Grundlage besteht. Tatsächlich wird die wissenschaftliche Verwendbarkeit des Begriffs aufgrund seiner Vagheit gelegentlich in Frage gestellt.[12] Übereinstimmung besteht vor allem in Hinsicht auf Symptomlage und Äußerungsformen einer narzisstischen Störung bzw. Pathologie.[13]
Pathologischer und gesunder Narzissmus
Grundsätzlich ist ein psychogenetischer Narzissmus-Begriff (Narzissmus als notwendige Entwicklungsstufe und normales allgegenwärtiges Phänomen) von dem geläufigeren, diagnostisch verwendeten, negativ im Sinne einer Fehlentwicklung konnotierten Begriff zu unterscheiden. Im letzteren charakterpathologischen Sinne verstand Freud unter Narzissmus die Libido, die auf das eigene Ich gerichtet ist, anstatt auf ein Objekt. Dies führe zu einer Charaktereigenschaft, bei der ein geringes Selbstwertgefühl durch übertriebene Einschätzung der eigenen Wichtigkeit und den großen Wunsch nach Bewunderung kompensiert werde. In dieser Tradition des Begriffsverständnisses bezeichnet Narzissmus die im Zeichen einer Ethik der Reife[14] zu überwindende Entwicklungsphase, die durch genitale, ödipalisierte Objektsexualität abzulösen ist.
In der weiteren Entwicklung des Begriffes kam es jedoch zu einer weiteren Differenzierung der Bedeutung. Narzissmus wurde etwa von Heinz Kohut als wichtiges Element der Persönlichkeit angesehen, nicht nur als Phase, die jeder Mensch durchläuft, sondern auch als wichtige Funktion im Erwachsenenalter, um das Selbst als psychische Struktur zu stabilisieren.
In der Tradition Kohuts, der einen gesunden, autonomen Narzissmus befürwortet, steht (unausdrücklich) auch Alice Miller. Sie sieht den Begriff als positive Eigenschaft, wie sie unter anderem in Das Drama des begabten Kindes erläutert. Narzisstisch zu sein ist für sie etwas Normales, Gesundes und bezeichnet jemanden, der seine Interessen verfolgen kann. Eine narzisstische Störung entsteht laut Miller, wenn ein Kind seine eigenen Gefühle und Interessen nicht artikulieren durfte und später dafür ein „Ventil“ braucht. Das äußert sich meistens in Depression und/oder Gefühlen der Großartigkeit, die aber nur zwei Seiten derselben Medaille darstellen. Millers breitrezipierte Revision des Narzissmusbegriffes führte sie schließlich zur entschiedenen Abkehr von der Psychoanalyse und dem triebtheoretischen Denken.
Gelingender Narzissmus entgeht, so vermuteten Jean Laplanche und Jean-Bertrand Pontalis 1967, in einem bestimmten Reifungsschritt den Aporien reiner Spiegelbildlichkeit (vergleiche auch Spiegelstadium) durch Übertragung der narzisstischen Libido auf einen realen Anderen als geliebtes Vorbild. Geglückter „Narzissmus wäre dadurch gekennzeichnet, dass sich das Subjekt durch dieses Bild liebend ergreifen lässt“.[15] Damit träte in Form narzisstischer Identifikation an die Stelle reiner Selbstbezogenheit die „Verinnerlichung einer (intersubjektiven) Beziehung“. In diesem Sinn leistet der Narzissmus nicht nur einen notwendigen Beitrag zur Ich-Bildung (Freud) überhaupt, sondern zur innerseelischen Strukturbildung des Selbst, indem es dieses als Instanz etabliert. Der typische Narzisst hätte demnach trotz sogenannter „Selbstbezogenheit“ eben kein Selbst, auf das sich ein wirklicher Bezug richten könnte. Sein Selbst basiert einzig darauf, sich die eigene Grandiosität zu spiegeln. Dabei verschließt er sich der wirklichen Begegnung mit anderen, gegenüber denen er sich manisch überlegen fühlt.
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Narzissmus
Narziss, Ölgemälde von Caravaggio, 1594–1596, Galleria Nazionale d’Arte Antica, Rom
Umgangssprachlich haften dem Wort „Narzissmus“ meist negative Bedeutungen an. Im Alltagsverständnis ist ein Narzisst ein Mensch, der sich sehr auf sich selbst bezieht und dabei andere vernachlässigt. Auf der spirituellen Ebene ist ein Narzisst ein Mensch, der den Kontakt zum Sein verloren hat. Dieser Mensch ist in seiner narzisstischen Persönlichkeitsstruktur wie in einem Gefängnis eingesperrt. Das Gefängnis wird jedoch oft erst dann offensichtlich, wenn die Sehnsucht nach dem „Sinn des Lebens“, nach dem „eigentlichen“ und nach dem „Glück“ nicht verstummen will.
Der Begriff steht darüber hinaus in Verbindung mit einer Vielzahl sehr unterschiedlicher psychologischer, sozialwissenschaftlicher, kulturwissenschaftlicher und philosophischer Konzepte. Die Einzelheiten ergeben sich aus dem jeweils zugrundeliegenden theoretischen Konzept.
Allgemeines
Die Diagnose „Narzissmus“ und das Prädikat „narzisstisch“ dienen im allgemeinen Sprachgebrauch der kritisch-polemischen Kennzeichnung einer Person, die sich den Ansprüchen der Gemeinschaft auf spezifische Weise zugunsten eines überhöhten Ich-Anspruchs entzieht. Tatsächlich markiert der Vorwurf des „Narzissmus“ einen Konflikt zwischen der Einschätzung von außen und der Selbsteinschätzung des Narzissten, dessen Bewusstsein sich genau in dem Maße narzisstisch verhält, wie es sich gegen solche Kritik immunisiert. Typisch „narzisstisch“ scheint zu sein, den eigenen Narzissmus zu bejahen, wie neuere Untersuchungen nahelegen.[2]
Im Sinn einer Einschätzung von außen allerdings geht die Diagnose des „Narzissmus“ mit dem Vorwurf einer stark aufgeblähten, unrealistisch positiven Selbsteinschätzung, mit Selbstzentriertheit, Berechtigungsdenken und mangelnder Rücksichtnahme auf andere Personen einher; auf ihre Umgebung mögen Narzissten unter Umständen destruktive Einflüsse ausüben. Narzissten sind jedoch, wie die jüngere Forschung aufgewiesen hat, emotional stabil, mit sich selbst und ihrem Leben zufrieden und an ihre Lebenssituation gut angepasst.[3] Zwar sind sie mehr als andere Menschen auf Bewunderung angewiesen, verfügen jedoch über eine große Bandbreite von Verhaltensweisen und Wahrnehmungsmustern, um ihren Bedarf an Bewunderung zu decken und Kritik abzuwehren.[4]
Begriff und Geschichte des Begriffs
Etymologie
Der Begriff „Narzissmus“ ist abgeleitet vom antiken Narziss-Mythos. In seinen Metamorphosen erzählt Ovid die in der griechischen Mythologie angesiedelte Geschichte des Jünglings Narziss, der die Liebe einer Frau verschmäht und dafür mit unstillbarer Selbstliebe bestraft wird. [5] Er verliebt sich in sein eigenes Spiegelbild, das er im Wasser einer Quelle sieht; er kann das Objekt seiner Liebe nicht erreichen und verwandelt sich im Tod in eine schöne Blume, eine Narzisse. Ursprünglich hatte dieser Mythos die Selbstüberhebung (Hybris) und ihre Strafe zum Thema. In der Spätantike wurde an der Sage das Motiv der „Vergänglichkeit“ (Vanitas) hervorgehoben.
Zu den frühesten Autoren, bei denen die Verwendung des Wortes „Narzissmus“ nachgewiesen werden kann, zählt der englische Dichter und Philosoph Samuel Taylor Coleridge, der es 1822 in einem Brief verwendete.[6] Als der erste Wissenschaftler, der menschliches Verhalten mit der Selbstliebe des mythischen Narziss verglichen hat, gilt Alfred Binet, der die Fabel 1887 im Zusammenhang mit einem Fall von sexuellem Fetischismus zitierte.[7] Der britische Sexualwissenschaftler Havelock Ellis erwähnte sie 1898, um das Verhalten von Frauen zu bewerten, die sich entblößt im Spiegel beschauen.[8] 1899 folgte ihm der deutsche Psychiater Paul Näcke, der den Terminus „Narzissmus“ in die Wissenschaft einführte, und damit „die schwerste Form des ‚Auto-Erotismus‘“ bezeichnete, ein Phänomen, dessen Prävalenz er als äußerst gering einschätzte.[9] Gemeinsam war allen sexualwissenschaftlichen Positionen des ausgehenden 19. Jahrhunderts die Einschätzung, dass Narzissmus (als Selbstverliebtheit bzw. als erotisches Gefallen am eigenen Körper) als eine ernste „Geschlechtsverwirrung“ einzustufen sei.[10]
Die Psychoanalyse hat sich maßgeblich des Begriffs bemächtigt. Freud etabliert ihn in der offiziellen Theoriesprache seiner Schule 1914 mit seinem Essay „Zur Einführung des Narzissmus“. Vermittelt über die Psychoanalyse Freuds und die Freudrezeption der Frankfurter Schule hat der Terminus einen breiten Eingang in Wissenschaft und Umgangssprache gefunden; er wird heute in den verschiedensten Kontexten gebraucht, u. a. in der Psychologie, der Psychiatrie, der Sozialpsychologie, der Philosophie, der Soziologie, der Kultur- und Gesellschaftskritik bis hin zur Organisationsforschung und Managementtheorie.
Mehrdeutigkeit und Vagheit
Obwohl Narziss schon früh neben Ödipus als zweite zentrale Ikone der Theoriebildung durch Freud eingeführt wurde, ist die psychoanalytische Narzissmustheorie, zumal in ihrer postfreudianischen Entwicklung bis in die Gegenwart, nicht einheitlich. Hinter dem psychoanalytischen Narzissmusbegriff verbergen sich zahlreiche umstrittene Konzepte und Behandlungsansätze.[11] So kann einerseits ein geradezu inflationärer Gebrauch des Begriffs in Alltag und Wissenschaft bemerkt werden, während andererseits keine Einigkeit über dessen konzeptionelle Grundlage besteht. Tatsächlich wird die wissenschaftliche Verwendbarkeit des Begriffs aufgrund seiner Vagheit gelegentlich in Frage gestellt.[12] Übereinstimmung besteht vor allem in Hinsicht auf Symptomlage und Äußerungsformen einer narzisstischen Störung bzw. Pathologie.[13]
Pathologischer und gesunder Narzissmus
Grundsätzlich ist ein psychogenetischer Narzissmus-Begriff (Narzissmus als notwendige Entwicklungsstufe und normales allgegenwärtiges Phänomen) von dem geläufigeren, diagnostisch verwendeten, negativ im Sinne einer Fehlentwicklung konnotierten Begriff zu unterscheiden. Im letzteren charakterpathologischen Sinne verstand Freud unter Narzissmus die Libido, die auf das eigene Ich gerichtet ist, anstatt auf ein Objekt. Dies führe zu einer Charaktereigenschaft, bei der ein geringes Selbstwertgefühl durch übertriebene Einschätzung der eigenen Wichtigkeit und den großen Wunsch nach Bewunderung kompensiert werde. In dieser Tradition des Begriffsverständnisses bezeichnet Narzissmus die im Zeichen einer Ethik der Reife[14] zu überwindende Entwicklungsphase, die durch genitale, ödipalisierte Objektsexualität abzulösen ist.
In der weiteren Entwicklung des Begriffes kam es jedoch zu einer weiteren Differenzierung der Bedeutung. Narzissmus wurde etwa von Heinz Kohut als wichtiges Element der Persönlichkeit angesehen, nicht nur als Phase, die jeder Mensch durchläuft, sondern auch als wichtige Funktion im Erwachsenenalter, um das Selbst als psychische Struktur zu stabilisieren.
In der Tradition Kohuts, der einen gesunden, autonomen Narzissmus befürwortet, steht (unausdrücklich) auch Alice Miller. Sie sieht den Begriff als positive Eigenschaft, wie sie unter anderem in Das Drama des begabten Kindes erläutert. Narzisstisch zu sein ist für sie etwas Normales, Gesundes und bezeichnet jemanden, der seine Interessen verfolgen kann. Eine narzisstische Störung entsteht laut Miller, wenn ein Kind seine eigenen Gefühle und Interessen nicht artikulieren durfte und später dafür ein „Ventil“ braucht. Das äußert sich meistens in Depression und/oder Gefühlen der Großartigkeit, die aber nur zwei Seiten derselben Medaille darstellen. Millers breitrezipierte Revision des Narzissmusbegriffes führte sie schließlich zur entschiedenen Abkehr von der Psychoanalyse und dem triebtheoretischen Denken.
Gelingender Narzissmus entgeht, so vermuteten Jean Laplanche und Jean-Bertrand Pontalis 1967, in einem bestimmten Reifungsschritt den Aporien reiner Spiegelbildlichkeit (vergleiche auch Spiegelstadium) durch Übertragung der narzisstischen Libido auf einen realen Anderen als geliebtes Vorbild. Geglückter „Narzissmus wäre dadurch gekennzeichnet, dass sich das Subjekt durch dieses Bild liebend ergreifen lässt“.[15] Damit träte in Form narzisstischer Identifikation an die Stelle reiner Selbstbezogenheit die „Verinnerlichung einer (intersubjektiven) Beziehung“. In diesem Sinn leistet der Narzissmus nicht nur einen notwendigen Beitrag zur Ich-Bildung (Freud) überhaupt, sondern zur innerseelischen Strukturbildung des Selbst, indem es dieses als Instanz etabliert. Der typische Narzisst hätte demnach trotz sogenannter „Selbstbezogenheit“ eben kein Selbst, auf das sich ein wirklicher Bezug richten könnte. Sein Selbst basiert einzig darauf, sich die eigene Grandiosität zu spiegeln. Dabei verschließt er sich der wirklichen Begegnung mit anderen, gegenüber denen er sich manisch überlegen fühlt.
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Narzissmus
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