Die Bestattung von Bad Dürrenberg
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Die Bestattung von Bad Dürrenberg
Die Bestattung von Bad Dürrenberg ist die älteste bekannte Bestattung in Sachsen-Anhalt. Sie ist vor allem durch ihre ungewöhnlichen Beigaben und medizinischen Anomalien bekannt geworden. Nach unkalibrierten C-14 Daten ist die Bestattung in der ersten Hälfte des 6. Jahrtausends v. Chr. angelegt worden und ist damit relativchronologisch ein mesolithisches Grab. Es wurde 1934 bei Kanalarbeiten im Kurpark von Bad Dürrenberg im Saalekreis gefunden.[1]
Archäologische Befunde
Die Frau (auch als Schamanin bezeichnet) war in aufrecht gehockter Haltung (Sitzbestattung), wie sie für die Jäger und Sammler der Epoche nicht untypisch ist, beigesetzt worden. Zwischen den Oberschenkeln hielt die Frau einen Säugling. Sitzbestattungen sind ein Phänomen, das regional vom Paläolithikum bis in die Eisenzeit und darüber hinaus zu finden ist.
Die fast rechteckige Grabgrube von etwa 90 cm und 55 cm Tiefe war etwa 30 cm hoch mit Rötel gefüllt. Die Skelettreste und die Beigaben waren darin eingebettet. Nur die obere Hälfte des Schädels der Frau ragte heraus. Das pulverisierte Mineral ist in kultischem Kontext vielfach nachweisbar. In der Grube fand sich ein 30 g schweres Rötelstück mit einer angetriebenen Fläche. Ein plattiges, dreieckiges Stück aus amphibolitischem Schiefer und ein oval-rundliches Schiefergeröll hatten zum Zerreiben der Farbe gedient. Zwei zusammenpassende Schädelfragmente mit dem Geweih von Rehen und Bruchstücke von drei Unterkieferhälften könnten auf dem Kopf getragen oder an der Kleidung befestigt gewesen sein.
Mehr als 100 Skelettreste von Bibern, Hirschen, Kranichen, Rehen, Wildschweinen, Ur oder Wisent sowie Panzerbruchstücke von mindestens drei Sumpfschildkröten und etwa 120 Schalenfragmente von Fluss-, Maler- und Flussperlenmuscheln stammen von Nahrungsbeigaben oder hatten rituelle Funktion.
In einem Behälter aus dem Langknochen eines Kranichs lagen für die Mittelsteinzeit typische 29 kleine bearbeitete Feuersteinstücke, so genannte Mikrolithen. Es handelt sich dabei um Einsätze in Werkzeuge aus Holz, Knochen oder Geweih (so genannte Kompositgeräte). Neben weiteren Feuerstein und Abschlägen zählen ein als Schlagstein benutztes Quarzitgeröll, eine geschliffene Flachhacke (oder ein Beil) aus schwarzem Hornblendeschiefer, eine Gerätfassung mit Schaftloch aus einem Hirschgeweihstück, vier Knochenpfrieme und eine 22,1 cm lange Knochenspitze zu den Gerätebeigaben.
Der Schmuck bestand aus über 20 Schneidezähnen vom Wildschwein, Ur oder Wisent und zwei Schmuckplatten aus Wildschweinhauern. Sie waren durchlocht und als Halskette oder Schmuckanhänger an der Kleidung getragen worden. Etwa 40 Zähne vom Hirsch und Reh, Ur oder Wisent sowie vier Eberhauer bzw. deren Fragmente weisen keine Durchlochung auf.
Anthropologische Befunde
Die jüngsten publizierten Untersuchungen der Bestattung von Bad Dürrenberg wurden von Jörg Orschiedt vorgenommen.[2] Das Geschlecht des erwachsenen Individuums wurde zunächst als männlich bestimmt. Weitere Nachuntersuchungen führten zu dem Ergebnis, dass es sich um ein weibliches Skelett handeln muss.[3] Die Frau war zum Zeitpunkt ihres Todes vermutlich zwischen 25 und 35 Jahren alt.[4] Das Kleinkind ist schlecht erhalten. Es war zum Zeitpunkt seines Todes ca.12 Monate alt.[5]
Es gibt einige pathologische Veränderungen, die für das Mesolithikum typisch sind. Hierbei handelt es sich um Abnutzungserscheinungen. Die Abrasion ihrer vorderen Schneidezähne ist hingegen kein Normalfall. Diese Abrasion ist so stark, dass sich der Rachen der Frau entzündete. Diese Entzündungen haben wahrscheinlich zum Tod geführt.
Eine weite Besonderheit ist eine Anomalie am Atlaswirbel, die anfänglich fälschlicherweise für die Spuren einer Enthauptung gehalten wurden. Diese Anomalie führte dazu, dass bei einer bestimmten Kopfbewegung eine Arterie zum Gehirn abgeklemmt wurde. Da die Frau aber 25 bis 35 Jahre alt wurde war diese Anomalie wohl nicht tödlich.[6]
Interpretation
Aufgrund der Lage der Verstorbenen und der großen Menge an Beigaben, insbesondere dem Rehgeweih, wurde das Grab schon früh einer Schamanin zugeordnet. So sind z.B. die Schamanen der Tungusen in Sibirien für geschmückte Kleider mit einem bisweilen hoch aufragenden Geweih auf dem Kopf bekannt.
Die Interpretation wird des Weiteren durch den Anthropologischen Befund gestützt, denn die Anomalie könnte sie dazu befähigt haben, mit einem Nicken ohnmächtig zu werden. Es ist möglich, dass ihre Zeitgenossen sie aufgrund dieser Fähigkeit für etwas Besonderes hielten.[7]
Quelle
Archäologische Befunde
Die Frau (auch als Schamanin bezeichnet) war in aufrecht gehockter Haltung (Sitzbestattung), wie sie für die Jäger und Sammler der Epoche nicht untypisch ist, beigesetzt worden. Zwischen den Oberschenkeln hielt die Frau einen Säugling. Sitzbestattungen sind ein Phänomen, das regional vom Paläolithikum bis in die Eisenzeit und darüber hinaus zu finden ist.
Die fast rechteckige Grabgrube von etwa 90 cm und 55 cm Tiefe war etwa 30 cm hoch mit Rötel gefüllt. Die Skelettreste und die Beigaben waren darin eingebettet. Nur die obere Hälfte des Schädels der Frau ragte heraus. Das pulverisierte Mineral ist in kultischem Kontext vielfach nachweisbar. In der Grube fand sich ein 30 g schweres Rötelstück mit einer angetriebenen Fläche. Ein plattiges, dreieckiges Stück aus amphibolitischem Schiefer und ein oval-rundliches Schiefergeröll hatten zum Zerreiben der Farbe gedient. Zwei zusammenpassende Schädelfragmente mit dem Geweih von Rehen und Bruchstücke von drei Unterkieferhälften könnten auf dem Kopf getragen oder an der Kleidung befestigt gewesen sein.
Mehr als 100 Skelettreste von Bibern, Hirschen, Kranichen, Rehen, Wildschweinen, Ur oder Wisent sowie Panzerbruchstücke von mindestens drei Sumpfschildkröten und etwa 120 Schalenfragmente von Fluss-, Maler- und Flussperlenmuscheln stammen von Nahrungsbeigaben oder hatten rituelle Funktion.
In einem Behälter aus dem Langknochen eines Kranichs lagen für die Mittelsteinzeit typische 29 kleine bearbeitete Feuersteinstücke, so genannte Mikrolithen. Es handelt sich dabei um Einsätze in Werkzeuge aus Holz, Knochen oder Geweih (so genannte Kompositgeräte). Neben weiteren Feuerstein und Abschlägen zählen ein als Schlagstein benutztes Quarzitgeröll, eine geschliffene Flachhacke (oder ein Beil) aus schwarzem Hornblendeschiefer, eine Gerätfassung mit Schaftloch aus einem Hirschgeweihstück, vier Knochenpfrieme und eine 22,1 cm lange Knochenspitze zu den Gerätebeigaben.
Der Schmuck bestand aus über 20 Schneidezähnen vom Wildschwein, Ur oder Wisent und zwei Schmuckplatten aus Wildschweinhauern. Sie waren durchlocht und als Halskette oder Schmuckanhänger an der Kleidung getragen worden. Etwa 40 Zähne vom Hirsch und Reh, Ur oder Wisent sowie vier Eberhauer bzw. deren Fragmente weisen keine Durchlochung auf.
Anthropologische Befunde
Die jüngsten publizierten Untersuchungen der Bestattung von Bad Dürrenberg wurden von Jörg Orschiedt vorgenommen.[2] Das Geschlecht des erwachsenen Individuums wurde zunächst als männlich bestimmt. Weitere Nachuntersuchungen führten zu dem Ergebnis, dass es sich um ein weibliches Skelett handeln muss.[3] Die Frau war zum Zeitpunkt ihres Todes vermutlich zwischen 25 und 35 Jahren alt.[4] Das Kleinkind ist schlecht erhalten. Es war zum Zeitpunkt seines Todes ca.12 Monate alt.[5]
Es gibt einige pathologische Veränderungen, die für das Mesolithikum typisch sind. Hierbei handelt es sich um Abnutzungserscheinungen. Die Abrasion ihrer vorderen Schneidezähne ist hingegen kein Normalfall. Diese Abrasion ist so stark, dass sich der Rachen der Frau entzündete. Diese Entzündungen haben wahrscheinlich zum Tod geführt.
Eine weite Besonderheit ist eine Anomalie am Atlaswirbel, die anfänglich fälschlicherweise für die Spuren einer Enthauptung gehalten wurden. Diese Anomalie führte dazu, dass bei einer bestimmten Kopfbewegung eine Arterie zum Gehirn abgeklemmt wurde. Da die Frau aber 25 bis 35 Jahre alt wurde war diese Anomalie wohl nicht tödlich.[6]
Interpretation
Aufgrund der Lage der Verstorbenen und der großen Menge an Beigaben, insbesondere dem Rehgeweih, wurde das Grab schon früh einer Schamanin zugeordnet. So sind z.B. die Schamanen der Tungusen in Sibirien für geschmückte Kleider mit einem bisweilen hoch aufragenden Geweih auf dem Kopf bekannt.
Die Interpretation wird des Weiteren durch den Anthropologischen Befund gestützt, denn die Anomalie könnte sie dazu befähigt haben, mit einem Nicken ohnmächtig zu werden. Es ist möglich, dass ihre Zeitgenossen sie aufgrund dieser Fähigkeit für etwas Besonderes hielten.[7]
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