Richard Dehmel
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Richard Dehmel
Richard Fedor Leopold Dehmel (* 18. November 1863 in Hermsdorf bei Wendisch Buchholz, Provinz Brandenburg (heute Ortsteil der Gemeinde Münchehofe); † 8. Februar 1920 in Blankenese) war ein deutscher Dichter und Schriftsteller.
Leben
Richard Dehmel als Soldat im Ersten Weltkrieg
Richard Dehmel wurde als Sohn eines Försters im Spreewald geboren. Seine Kindheit verbrachte Richard Dehmel in der Stadt Kremmen, in der der Vater die Stelle des Stadtförsters innehatte. Richard Dehmel ging in Kremmen zur Schule und wohnte im alten Forsthaus an der Straße nach Sommerfeld. 1872 erhielt er die Gelegenheit, auf das Sophien-Gymnasium in Berlin zu wechseln. Aufgrund einer Auseinandersetzung mit dem dortigen Direktor musste Dehmel diese Schule wieder verlassen und wechselte an das städtische Gymnasium in Danzig.[1] Nach dem Abitur in Danzig 1882 studierte er in Berlin Naturwissenschaften, Nationalökonomie und Philosophie und beendete sein Studium mit der Promotion in Leipzig 1887 zu einem Thema aus der Versicherungswirtschaft. Während des Studiums wurde er Mitglied der Burschenschaft Hevellia Berlin.[2] Danach arbeitete er als Sekretär im Verband der Privaten Deutschen Versicherungsgesellschaften in Berlin und verkehrte im Umkreis des Berliner Naturalismus.
Im Jahr 1889 heiratete Dehmel die Märchendichterin Paula Oppenheimer, mit der zusammen er auch Kinderbücher verfasste. Seine ersten Gedichtbände Erlösungen (1891) und Aber die Liebe (1893) erschienen. 1894 war er Mitbegründer der Zeitschrift PAN, im folgenden Jahr gab er seine Stellung beim Versicherungsverband auf und lebte seitdem als freier Schriftsteller. Er lernte seine spätere zweite Frau Ida, geborene Coblenz, verheiratete Auerbach, kennen. Das 1896 in dem Gedichtband Weib und Welt veröffentlichte Gedicht Venus Consolatrix[3] trug ihm eine Verurteilung wegen „Verletzung religiöser und sittlicher Gefühle“ ein, der Text musste geschwärzt werden, der Skandal machte seinen Namen bekannter.
Nach der Scheidung von seiner ersten Frau Paula 1899 unternahm Dehmel mit Ida Auerbach weite Reisen durch Europa. 1901 nahm er seinen Wohnsitz in Hamburg in der Nähe seines engen Freundes Detlev von Liliencron, und er heiratete Ida Auerbach. 1912 regte er die Kleist-Stiftung dazu an, den Kleistpreis nicht nach Mehrheitsbeschluss zu vergeben, sondern durch Entscheidung eines Vertrauensmannes, der für jedes Jahr neu bestimmt wurde. Im selben Jahr bezog er in Blankenese das nach seinen Vorgaben gebaute Dehmel-Haus. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 meldete sich Dehmel freiwillig zum Militäreinsatz (Infanterie-Regiment „Graf Bose“ (1. Thüringisches) Nr. 31) und diente bis 1916. Kurz vor Kriegsende 1918 forderte er die Deutschen in einem Aufruf noch zum Durchhalten auf. Er starb am 8. Februar 1920 an einer im Krieg zugezogenen Venenentzündung.
Literarisches Werk, Bedeutung
Dehmel galt in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker. Seine oft sinnliche und erotische Lyrik zeigt „vitalistische[s] Ungestüm“ und thematisiert oft „Lust und Abschiedsschmerz“, hat dabei aber insgesamt verklärende Züge und weist „ornamentale[s] Sprachdekor“ auf.[4]
Rezeption
Literatur
Der Einfluss Richard Dehmels auf die jungen Dichter seiner Zeit, einschließlich der Expressionisten, war „enorm“.[5]
Musik
Berühmte Komponisten wie Richard Strauss, Jean Sibelius, Hans Pfitzner, Max Reger, Arnold Schönberg, Heinrich Kaspar Schmid, Anton Webern, Karol Szymanowski und Kurt Weill vertonten seine Gedichte oder wurden durch diese zu Kompositionen angeregt wie Schönberg zu dem berühmten Verklärte Nacht op. 4 für Streichsextett von 1899 nach dem gleichnamigen Gedicht aus Weib und Welt (später in Zwei Menschen. Roman in Romanzen aufgenommen). Dieses Gedicht behandelt Dehmels Hauptthema »Liebe und Sexualität« (Eros), die von ihm zu einer die bürgerlichen Konventionen sprengenden Kraft stilisiert werden. Auch einige der erhalten gebliebenen Liedkompositionen von Alma Mahler-Werfel vertonen Texte von Dehmel. Der Komponist Heinrich Kaspar Schmid (1874–1953) hat von seinen Gedichten Schutzengel für Singstimme und Klavier op. 20 vertont. Ferner in Liederspiel zur Laute oder auch Klavier op. 31 die Gedichte Erntelied, Die Getrennten, Wiegenlied für einen Jungen, sowie für Männerchor op. 49 das Gedicht Nicht doch (Walter Homolka, Heinrich Kaspar Schmid Archiv Landau/Isar).
Bildende Kunst
Franz M. Jansen / Richard Dehmel: Zwei=Menschen=Bilder. Holzschnitte. Zusammengestellt und mit einem Nachwort versehen von Wolfgang Delseit. Köln/Münster 1996.
Werke
Erlösungen. Eine Seelenwandlung in Gedichten und Sprüchen 1891
Aber die Liebe. Ein Ehemanns- und Menschenbuch. Mit Deckelzeichnung von Hans Thoma und Handbildern von Fidus 1893
Lebensblätter. Gedichte und Anderes. Mit Randzeichnungen von Joseph Sattler 1895
Der Mitmensch. Drama 1896
Weib und Welt. Gedichte und Märchen. 1896
Weib und Welt. Gedichte und Märchen. 1901
Lucifer. Ein Tanz- und Glanzspiel 1899
Fitzebutze. Allerhand Schnickschnack für Kinder von Paula und Richard Dehmel. Mit Bildern von Ernst Kreidolf 1900
Zwei Menschen. Roman in Romanzen 1903
Der Buntscheck. Ein Sammelbuch herzhafter Kunst für Ohr und Auge deutscher Kinder. Mit Bildern von Ernst Kreidolf 1904
Fitzebutze. Traumspiel in 5 Aufzügen. In Musik gesetzt von Hermann Zilcher. Textbuch 1907
Die Verwandlungen der Venus. Rhapsodie 1907
Anno Domini 1812. Gedicht 1907
Eine Lebensmesse. Dichtung. Vertont von Jan van Gilse 1909
Die Gottesnacht. Ein Erlebnis in Träumen 1911
Michel Michael. Komödie 1911
Jesus und Psyche. Phantasie bei Klinger 1912
Schöne wilde Welt. Neue Gedichte und Sprüche 1913
Volksstimme Gottesstimme. Kriegsgedichte 1914
Die stille Stadt, 1896
Kriegs-Brevier. Insel-Bücherei 1917
Die Menschenfreunde. Drama 1917
Zwischen Volk und Menschheit. Kriegstagebuch 1919
Die Götterfamilie. Kosmopolitische Komödie 1921
Der Vogel Wandelbar. Ein Märchen. Pestalozzi-Verlag 1924
Der kleine Held. Eine Dichtung für wohlgeratene Bengels und für Jedermann aus dem Volk. Pestalozzi-Verlag 1924
Mein Leben. Autobiografie 1922 (postum)
Briefe
Catherine Kramer (Hrsg.): Eine deutsch-französische Brieffreundschaft: Richard Dehmel – Henri Albert. Briefwechsel 1893–1898. Bautz, Herzberg 1998.
Quelle
Leben
Richard Dehmel als Soldat im Ersten Weltkrieg
Richard Dehmel wurde als Sohn eines Försters im Spreewald geboren. Seine Kindheit verbrachte Richard Dehmel in der Stadt Kremmen, in der der Vater die Stelle des Stadtförsters innehatte. Richard Dehmel ging in Kremmen zur Schule und wohnte im alten Forsthaus an der Straße nach Sommerfeld. 1872 erhielt er die Gelegenheit, auf das Sophien-Gymnasium in Berlin zu wechseln. Aufgrund einer Auseinandersetzung mit dem dortigen Direktor musste Dehmel diese Schule wieder verlassen und wechselte an das städtische Gymnasium in Danzig.[1] Nach dem Abitur in Danzig 1882 studierte er in Berlin Naturwissenschaften, Nationalökonomie und Philosophie und beendete sein Studium mit der Promotion in Leipzig 1887 zu einem Thema aus der Versicherungswirtschaft. Während des Studiums wurde er Mitglied der Burschenschaft Hevellia Berlin.[2] Danach arbeitete er als Sekretär im Verband der Privaten Deutschen Versicherungsgesellschaften in Berlin und verkehrte im Umkreis des Berliner Naturalismus.
Im Jahr 1889 heiratete Dehmel die Märchendichterin Paula Oppenheimer, mit der zusammen er auch Kinderbücher verfasste. Seine ersten Gedichtbände Erlösungen (1891) und Aber die Liebe (1893) erschienen. 1894 war er Mitbegründer der Zeitschrift PAN, im folgenden Jahr gab er seine Stellung beim Versicherungsverband auf und lebte seitdem als freier Schriftsteller. Er lernte seine spätere zweite Frau Ida, geborene Coblenz, verheiratete Auerbach, kennen. Das 1896 in dem Gedichtband Weib und Welt veröffentlichte Gedicht Venus Consolatrix[3] trug ihm eine Verurteilung wegen „Verletzung religiöser und sittlicher Gefühle“ ein, der Text musste geschwärzt werden, der Skandal machte seinen Namen bekannter.
Nach der Scheidung von seiner ersten Frau Paula 1899 unternahm Dehmel mit Ida Auerbach weite Reisen durch Europa. 1901 nahm er seinen Wohnsitz in Hamburg in der Nähe seines engen Freundes Detlev von Liliencron, und er heiratete Ida Auerbach. 1912 regte er die Kleist-Stiftung dazu an, den Kleistpreis nicht nach Mehrheitsbeschluss zu vergeben, sondern durch Entscheidung eines Vertrauensmannes, der für jedes Jahr neu bestimmt wurde. Im selben Jahr bezog er in Blankenese das nach seinen Vorgaben gebaute Dehmel-Haus. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 meldete sich Dehmel freiwillig zum Militäreinsatz (Infanterie-Regiment „Graf Bose“ (1. Thüringisches) Nr. 31) und diente bis 1916. Kurz vor Kriegsende 1918 forderte er die Deutschen in einem Aufruf noch zum Durchhalten auf. Er starb am 8. Februar 1920 an einer im Krieg zugezogenen Venenentzündung.
Literarisches Werk, Bedeutung
Dehmel galt in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker. Seine oft sinnliche und erotische Lyrik zeigt „vitalistische[s] Ungestüm“ und thematisiert oft „Lust und Abschiedsschmerz“, hat dabei aber insgesamt verklärende Züge und weist „ornamentale[s] Sprachdekor“ auf.[4]
Rezeption
Literatur
Der Einfluss Richard Dehmels auf die jungen Dichter seiner Zeit, einschließlich der Expressionisten, war „enorm“.[5]
Musik
Berühmte Komponisten wie Richard Strauss, Jean Sibelius, Hans Pfitzner, Max Reger, Arnold Schönberg, Heinrich Kaspar Schmid, Anton Webern, Karol Szymanowski und Kurt Weill vertonten seine Gedichte oder wurden durch diese zu Kompositionen angeregt wie Schönberg zu dem berühmten Verklärte Nacht op. 4 für Streichsextett von 1899 nach dem gleichnamigen Gedicht aus Weib und Welt (später in Zwei Menschen. Roman in Romanzen aufgenommen). Dieses Gedicht behandelt Dehmels Hauptthema »Liebe und Sexualität« (Eros), die von ihm zu einer die bürgerlichen Konventionen sprengenden Kraft stilisiert werden. Auch einige der erhalten gebliebenen Liedkompositionen von Alma Mahler-Werfel vertonen Texte von Dehmel. Der Komponist Heinrich Kaspar Schmid (1874–1953) hat von seinen Gedichten Schutzengel für Singstimme und Klavier op. 20 vertont. Ferner in Liederspiel zur Laute oder auch Klavier op. 31 die Gedichte Erntelied, Die Getrennten, Wiegenlied für einen Jungen, sowie für Männerchor op. 49 das Gedicht Nicht doch (Walter Homolka, Heinrich Kaspar Schmid Archiv Landau/Isar).
Bildende Kunst
Franz M. Jansen / Richard Dehmel: Zwei=Menschen=Bilder. Holzschnitte. Zusammengestellt und mit einem Nachwort versehen von Wolfgang Delseit. Köln/Münster 1996.
Werke
Erlösungen. Eine Seelenwandlung in Gedichten und Sprüchen 1891
Aber die Liebe. Ein Ehemanns- und Menschenbuch. Mit Deckelzeichnung von Hans Thoma und Handbildern von Fidus 1893
Lebensblätter. Gedichte und Anderes. Mit Randzeichnungen von Joseph Sattler 1895
Der Mitmensch. Drama 1896
Weib und Welt. Gedichte und Märchen. 1896
Weib und Welt. Gedichte und Märchen. 1901
Lucifer. Ein Tanz- und Glanzspiel 1899
Fitzebutze. Allerhand Schnickschnack für Kinder von Paula und Richard Dehmel. Mit Bildern von Ernst Kreidolf 1900
Zwei Menschen. Roman in Romanzen 1903
Der Buntscheck. Ein Sammelbuch herzhafter Kunst für Ohr und Auge deutscher Kinder. Mit Bildern von Ernst Kreidolf 1904
Fitzebutze. Traumspiel in 5 Aufzügen. In Musik gesetzt von Hermann Zilcher. Textbuch 1907
Die Verwandlungen der Venus. Rhapsodie 1907
Anno Domini 1812. Gedicht 1907
Eine Lebensmesse. Dichtung. Vertont von Jan van Gilse 1909
Die Gottesnacht. Ein Erlebnis in Träumen 1911
Michel Michael. Komödie 1911
Jesus und Psyche. Phantasie bei Klinger 1912
Schöne wilde Welt. Neue Gedichte und Sprüche 1913
Volksstimme Gottesstimme. Kriegsgedichte 1914
Die stille Stadt, 1896
Kriegs-Brevier. Insel-Bücherei 1917
Die Menschenfreunde. Drama 1917
Zwischen Volk und Menschheit. Kriegstagebuch 1919
Die Götterfamilie. Kosmopolitische Komödie 1921
Der Vogel Wandelbar. Ein Märchen. Pestalozzi-Verlag 1924
Der kleine Held. Eine Dichtung für wohlgeratene Bengels und für Jedermann aus dem Volk. Pestalozzi-Verlag 1924
Mein Leben. Autobiografie 1922 (postum)
Briefe
Catherine Kramer (Hrsg.): Eine deutsch-französische Brieffreundschaft: Richard Dehmel – Henri Albert. Briefwechsel 1893–1898. Bautz, Herzberg 1998.
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