** Die Ogham **
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** Die Ogham **
Die Ogham- oder (altirisch) Ogam-Schrift (irisch ['oɣam]) wurde in Irland und einigen westlichen Teilen Britanniens bzw. Schottlands (Schottisch-Gälisch Oghum) vom 4. bis 6. Jahrhundert dazu benutzt, an den Kanten von Oghamsteinen oder auf anderem Trägermaterial kurze Texte, in den meisten Fällen Personennamen, anzubringen. Der Name der Schrift weist starke etymologische Parallelen zu Ogma oder Ogmios auf, dem altirischen Gott der Redekunst. Ob dieser Gott jedoch der Namensgeber der Schrift ist oder ob die Volksetymologie den Bezug im Nachhinein herstellte, konnte bisher nicht geklärt werden.[1]
Das Ogam-Alphabet
Die Texte
Oghamstein auf dem Friedhof von Kilmalkedar (Dingle-Halbinsel)
Oghamsteine in der Nähe von Baile Mhic Íre (Ballymakeery) - in der Mitte ein Bullaun
Der eingeritzte Name wurde stets im Genitiv angegeben, um den Bezug des Steins zur Person zu kennzeichnen („Dies ist der Stein des …“). Nicht vollständig geklärt ist bisher, was die Steine letztlich kennzeichnen sollten. Entweder zeigten sie den Landbesitz an oder waren, was wahrscheinlicher ist, Grabmal der bezeichneten Person. Nach einem mittelirischen (also wesentlich späteren) Text wird Etarcomol begraben und an seinem Grab ein Stein mit Ogamschrift aufgestellt. Ein weiteres Beispiel ist ein Ogham-Stein in Arraglen (County Kerry), der neben einem Tatzenkreuz die Inschrift “Rónán der Priester, Sohn des Comgán” trägt.
Die Schrift läuft von unten nach oben und gegebenenfalls auf der anderen Seite wieder nach unten. Die meisten Namen sind in archaischem Irisch, also der Sprachstufe vor dem Altirischen (vor etwa 600 n. Chr.) gehalten. Seltener, und vor allem in Wales, sind die Inschriften zweisprachig: Irisch-Latein. Auf einigen Steinen befinden sich auch Runeninschriften oder Kreuze. Bisweilen sind den Namen knappe Kommentare beigefügt. So wurden je ein Abt, ein Bischof und ein Priester erwähnt. Das Wort für Priester erscheint in der Form QRIMITIR (Genitiv von *QRIMITER < Latein presbyter; vgl. altirisch cruimther). Dies wirft die Frage auf, inwieweit Ogam als „heidnisches“ Schrifttum anzusehen ist. Die Forschung ist sich in diesem Punkt nicht einig. Die Ogam-Schrift wurde anhand einer Aufzeichnung im um 1400 entstandenen „Leabhar Bhaile an Mhóta“ („Das Buch von Ballymote“) [2][3] entziffert. Mit Kreuzen versehene Ogamsteine liefern widersprüchliche Hinweise, da Kreuz und Ogamzeichen sich manchmal (fast oder ganz) überlagern, ohne dass festzustellen wäre, welche „Felsritzung“ die ältere ist. Einen klareren Hinweis gibt möglicherweise ein Stein bei Ballyferriter auf der Dingle-Halbinsel, auf dem einer der Ogamstriche offenbar absichtlich kurz gehalten wurde, um das (bereits vorhandene?) Kreuz nicht zu beschädigen. Ein solches Beispiel ist der Priest Stone (östlich von Dingle). Aus Nordirland sind nur zwei Ogamsteine, beide ohne christliche Symbole, bekannt. In Schottland existieren Oghaminschriften in nicht zu entziffernder piktischer Sprache.
Beispiel für eine Inschrift:
ᚉᚑᚔᚂᚂᚐᚁᚑᚈᚐᚄᚋᚐᚊᚔᚉᚑᚏᚁᚔ COILLABOTAS MAQI CORBI
ᚋᚐᚊᚔᚋᚑᚉᚑᚔᚊᚓᚏᚐᚔ MAQI MOCOI QERAI
Daraus ergibt sich dann: „(Der Stein von) Coílub, Sohn von Corb, Sohn (Abkömmling des Stammes) der Ciarraige“. Die hier erwähnten Ciarraige sind im Namen der Grafschaft Kerry verewigt.
Ursprünge
Das Ogamsystem stellt kein eigenständiges Alphabet dar. Die Zuordnung der Zeichen ist höchstwahrscheinlich eine Codierung eines der den damaligen Kelten bekannten Alphabete, also entweder des lateinischen oder griechischen Alphabets. Versuche, das Alphabet auf die germanischen Runen zurückzuführen, konnten nicht überzeugen. Die Zeichen wurden wohl aus den auf den britischen Inseln seit der Altsteinzeit belegten Zählhölzern (engl. tally sticks) abgeleitet (vgl. Abbildung in [4]). Mit deren Hilfe wurden Gegenstände (meist wohl Handelswaren) in 20er Gruppen gezählt. Auch die Ogamzeichen sind in vier Gruppen zu je fünf (also 20) geordnet. Zudem gibt es starke graphische Parallelen zwischen beiden Zeichensystemen. Die einzelnen Buchstaben werden mit Baumnamen bezeichnet, die mit dem zugehörigen Laut beginnen.
Verbreitung
Oghaminschriften werden in den meisten Countys in Irland gefunden, aber es gibt eine Konzentration in den Countys Cork, Kerry und Waterford. Kerry hat etwa 1/3 des Gesamtaufkommens und innerhalb Kerrys hat die Baronie Corca Dhuibhne auf der Dingle-Halbinsel mit etwa 60 Oghamsteinen die höchste Konzentration. Außerhalb Irlands finden sich Oghamsteine in Bereichen, in denen die Iren siedelten, wie Cornwall und Devon, die Isle of Man, Schottland und Wales, obwohl allerdings die meisten schottischen Oghamsteine piktischen Ursprungs zu sein scheinen. Die Verteilung der Inschriften scheint darauf hinzuweisen, dass die Praxis im Südwesten Irlands entstand. Auch die Tatsache, dass hier spätere Inschriften in großer Zahl gefunden wurden, deutet darauf hin, dass dieser Bereich bis zum Ende der Tradition eine Anlaufstelle für Ogham blieb.
Der physische Zustand der Oghaminschriften variiert beträchtlich. Dies wird häufig durch die Wiederverwendung von Oghamsteinen in Souterrains oder anderen Konstruktionen verursacht. Tatsächlich stammen über 40 % der gesamten in Irland gefundenen Oghamsteine aus Souterrains, dies besonders häufig im County Cork. Mehr als 40 % der Oghamsteine werden in der Nähe von Kirchen gefunden, wobei es schwierig festzustellen ist, ob die Fundstellen original sind.
Historiolinguistische Bedeutung
Aus historiolinguistischer Sicht sind die Ogamsteine von besonderer Bedeutung für die Beurteilung der Entstehung des Altirischen. Sie entstanden in der Zeit, in der sich die für das Irische typischen Merkmale wie Anlautmutationen, Apokope (Endsilbenwegfall), Synkope (Binnensilbenwegfall), Palatalisierung usw. ausbildeten. Sie bilden damit einerseits den Gesamtkorpus für die Sprachstufe des so genannten archaischen Irisch und andererseits eine (indirekte) Brücke zwischen dem Altirischen und den festlandkeltischen Sprachen.
Verwendung
Die Schrift diente nicht zur Aufzeichnung von Mythen, Sagen oder gar „keltischen“ Überlieferungen. Schwierig zu deuten sind jedoch Hinweise in den altirischen Sagen auf die Verwendung der Ogamschrift in magischen Zusammenhängen, beispielsweise der Gefahrenabwehr. Zudem ist in den Sagen bisweilen die Rede davon, dass Nachrichten in Ogamschrift in Holz geritzt von Boten übertragen wurden, doch konnte dies bisher archäologisch nicht belegt werden. Ogamschriften scheinen ausschließlich in Stein erhalten zu sein und die oben beschriebenen Inhalte wiederzugeben.
Die Schrift wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder genutzt und im Mittelalter sogar um fünf Zeichen erweitert. Diese so genannten forfeda wurden jedoch ausschließlich in Handschriften verwendet. Heute verwenden sie Neuheiden etwa für das im 20. Jahrhundert entwickelte keltische Baumhoroskop.
Unicode
In Unicode ist Ogam im Unicode-Block Ogam unter U+1680 bis U+169F kodiert. Enthalten sind die Buchstaben in der Schriftart Deja Vu oder in Segoe UI (Windows 7/ Symbol bzw. Segoe UI Historic (Windows 10).
Siehe auch
Feinius Farsaidh
Quelle
Das Ogam-Alphabet
Die Texte
Oghamstein auf dem Friedhof von Kilmalkedar (Dingle-Halbinsel)
Oghamsteine in der Nähe von Baile Mhic Íre (Ballymakeery) - in der Mitte ein Bullaun
Der eingeritzte Name wurde stets im Genitiv angegeben, um den Bezug des Steins zur Person zu kennzeichnen („Dies ist der Stein des …“). Nicht vollständig geklärt ist bisher, was die Steine letztlich kennzeichnen sollten. Entweder zeigten sie den Landbesitz an oder waren, was wahrscheinlicher ist, Grabmal der bezeichneten Person. Nach einem mittelirischen (also wesentlich späteren) Text wird Etarcomol begraben und an seinem Grab ein Stein mit Ogamschrift aufgestellt. Ein weiteres Beispiel ist ein Ogham-Stein in Arraglen (County Kerry), der neben einem Tatzenkreuz die Inschrift “Rónán der Priester, Sohn des Comgán” trägt.
Die Schrift läuft von unten nach oben und gegebenenfalls auf der anderen Seite wieder nach unten. Die meisten Namen sind in archaischem Irisch, also der Sprachstufe vor dem Altirischen (vor etwa 600 n. Chr.) gehalten. Seltener, und vor allem in Wales, sind die Inschriften zweisprachig: Irisch-Latein. Auf einigen Steinen befinden sich auch Runeninschriften oder Kreuze. Bisweilen sind den Namen knappe Kommentare beigefügt. So wurden je ein Abt, ein Bischof und ein Priester erwähnt. Das Wort für Priester erscheint in der Form QRIMITIR (Genitiv von *QRIMITER < Latein presbyter; vgl. altirisch cruimther). Dies wirft die Frage auf, inwieweit Ogam als „heidnisches“ Schrifttum anzusehen ist. Die Forschung ist sich in diesem Punkt nicht einig. Die Ogam-Schrift wurde anhand einer Aufzeichnung im um 1400 entstandenen „Leabhar Bhaile an Mhóta“ („Das Buch von Ballymote“) [2][3] entziffert. Mit Kreuzen versehene Ogamsteine liefern widersprüchliche Hinweise, da Kreuz und Ogamzeichen sich manchmal (fast oder ganz) überlagern, ohne dass festzustellen wäre, welche „Felsritzung“ die ältere ist. Einen klareren Hinweis gibt möglicherweise ein Stein bei Ballyferriter auf der Dingle-Halbinsel, auf dem einer der Ogamstriche offenbar absichtlich kurz gehalten wurde, um das (bereits vorhandene?) Kreuz nicht zu beschädigen. Ein solches Beispiel ist der Priest Stone (östlich von Dingle). Aus Nordirland sind nur zwei Ogamsteine, beide ohne christliche Symbole, bekannt. In Schottland existieren Oghaminschriften in nicht zu entziffernder piktischer Sprache.
Beispiel für eine Inschrift:
ᚉᚑᚔᚂᚂᚐᚁᚑᚈᚐᚄᚋᚐᚊᚔᚉᚑᚏᚁᚔ COILLABOTAS MAQI CORBI
ᚋᚐᚊᚔᚋᚑᚉᚑᚔᚊᚓᚏᚐᚔ MAQI MOCOI QERAI
Daraus ergibt sich dann: „(Der Stein von) Coílub, Sohn von Corb, Sohn (Abkömmling des Stammes) der Ciarraige“. Die hier erwähnten Ciarraige sind im Namen der Grafschaft Kerry verewigt.
Ursprünge
Das Ogamsystem stellt kein eigenständiges Alphabet dar. Die Zuordnung der Zeichen ist höchstwahrscheinlich eine Codierung eines der den damaligen Kelten bekannten Alphabete, also entweder des lateinischen oder griechischen Alphabets. Versuche, das Alphabet auf die germanischen Runen zurückzuführen, konnten nicht überzeugen. Die Zeichen wurden wohl aus den auf den britischen Inseln seit der Altsteinzeit belegten Zählhölzern (engl. tally sticks) abgeleitet (vgl. Abbildung in [4]). Mit deren Hilfe wurden Gegenstände (meist wohl Handelswaren) in 20er Gruppen gezählt. Auch die Ogamzeichen sind in vier Gruppen zu je fünf (also 20) geordnet. Zudem gibt es starke graphische Parallelen zwischen beiden Zeichensystemen. Die einzelnen Buchstaben werden mit Baumnamen bezeichnet, die mit dem zugehörigen Laut beginnen.
Verbreitung
Oghaminschriften werden in den meisten Countys in Irland gefunden, aber es gibt eine Konzentration in den Countys Cork, Kerry und Waterford. Kerry hat etwa 1/3 des Gesamtaufkommens und innerhalb Kerrys hat die Baronie Corca Dhuibhne auf der Dingle-Halbinsel mit etwa 60 Oghamsteinen die höchste Konzentration. Außerhalb Irlands finden sich Oghamsteine in Bereichen, in denen die Iren siedelten, wie Cornwall und Devon, die Isle of Man, Schottland und Wales, obwohl allerdings die meisten schottischen Oghamsteine piktischen Ursprungs zu sein scheinen. Die Verteilung der Inschriften scheint darauf hinzuweisen, dass die Praxis im Südwesten Irlands entstand. Auch die Tatsache, dass hier spätere Inschriften in großer Zahl gefunden wurden, deutet darauf hin, dass dieser Bereich bis zum Ende der Tradition eine Anlaufstelle für Ogham blieb.
Der physische Zustand der Oghaminschriften variiert beträchtlich. Dies wird häufig durch die Wiederverwendung von Oghamsteinen in Souterrains oder anderen Konstruktionen verursacht. Tatsächlich stammen über 40 % der gesamten in Irland gefundenen Oghamsteine aus Souterrains, dies besonders häufig im County Cork. Mehr als 40 % der Oghamsteine werden in der Nähe von Kirchen gefunden, wobei es schwierig festzustellen ist, ob die Fundstellen original sind.
Historiolinguistische Bedeutung
Aus historiolinguistischer Sicht sind die Ogamsteine von besonderer Bedeutung für die Beurteilung der Entstehung des Altirischen. Sie entstanden in der Zeit, in der sich die für das Irische typischen Merkmale wie Anlautmutationen, Apokope (Endsilbenwegfall), Synkope (Binnensilbenwegfall), Palatalisierung usw. ausbildeten. Sie bilden damit einerseits den Gesamtkorpus für die Sprachstufe des so genannten archaischen Irisch und andererseits eine (indirekte) Brücke zwischen dem Altirischen und den festlandkeltischen Sprachen.
Verwendung
Die Schrift diente nicht zur Aufzeichnung von Mythen, Sagen oder gar „keltischen“ Überlieferungen. Schwierig zu deuten sind jedoch Hinweise in den altirischen Sagen auf die Verwendung der Ogamschrift in magischen Zusammenhängen, beispielsweise der Gefahrenabwehr. Zudem ist in den Sagen bisweilen die Rede davon, dass Nachrichten in Ogamschrift in Holz geritzt von Boten übertragen wurden, doch konnte dies bisher archäologisch nicht belegt werden. Ogamschriften scheinen ausschließlich in Stein erhalten zu sein und die oben beschriebenen Inhalte wiederzugeben.
Die Schrift wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder genutzt und im Mittelalter sogar um fünf Zeichen erweitert. Diese so genannten forfeda wurden jedoch ausschließlich in Handschriften verwendet. Heute verwenden sie Neuheiden etwa für das im 20. Jahrhundert entwickelte keltische Baumhoroskop.
Unicode
In Unicode ist Ogam im Unicode-Block Ogam unter U+1680 bis U+169F kodiert. Enthalten sind die Buchstaben in der Schriftart Deja Vu oder in Segoe UI (Windows 7/ Symbol bzw. Segoe UI Historic (Windows 10).
Siehe auch
Feinius Farsaidh
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