Der Bellizismus
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Der Bellizismus
Bellizismus (lat. bellum „Krieg“; bellicosus „den Krieg betreffend“; bellicus „zum Krieg gehörig“), deutsch auch als Kriegsverherrlichung bezeichnet, ist eine im frühen 20. Jahrhundert unter dem Einfluss des gleichbedeutenden französischen bellicisme aufgekommene Wortbildung. Der Begriff bezeichnet eine ideologische Befürwortung des Krieges und die Neigung, internationale Konflikte grundsätzlich durch militärische Gewalt zu lösen. Er steht für das dogmatische Befürworten militärischer Handlungen und Maßnahmen, für eine übersteigerte kriegerische Gesinnung und wird auch im Sinn von Kriegstreiberei und Militarismus gebraucht.[1] Die gegensätzliche ideologische Einschätzung des Krieges findet sich unter dem Antonym Pazifismus.
Grundzüge
Der Bellizismus betrachtet militärische Mittel nicht nur als legitimes Mittel zur Durchsetzung von politischen Zielen, sondern zieht sie im Zweifel auch friedlichen Mitteln vor und neigt zu einer philosophischen Überhöhung des Krieges als reinstem Ausdruck einer angenommenen kämpferischen Natur des Menschen. So sah Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke im Krieg „die edelsten Tugenden des Menschen“ entfaltet. Ernst Jünger vertrat in seinem Kriegstagebuch In Stahlgewittern einen stark individualistisch und abenteuerlich geprägten Bellizismus. Erich Ludendorff prägte den Begriff des totalen Krieges als vollkommenste Willensanstrengung eines Volkes. Auch der aufklärungsfeindliche Syndikalist Georges Sorel sah im Krieg und im gewaltsamen Aufbegehren einer durch einen politischen Mythos gestärkten Masse den Sinn eines nicht-dekadenten Lebens, womit er spätere Faschisten wie etwa Benito Mussolini beeinflusste. Damit geht der Bellizismus deutlich über Einschätzungen hinaus, die zumindest Kampf und Gewalt (Max Weber, Norbert Elias, Thomas Hobbes), aber auch den Krieg als solchen (Carl Schmitt, Carl von Clausewitz) als zentrales, aber eben auch höchst problematisches Element des Umgangs der Menschen miteinander betrachten.
Der Bellizismus wird teils mit dem Militarismus gleichgesetzt, teils – so von Emilio Willems – von ihm deutlich unterschieden.
Die Anhänger des Bellizismus werden als Bellizisten bezeichnet. Eine Selbstbezeichnung als Bellizist ist allerdings unüblich, da der Begriff in der Regel abwertend benutzt wird.
Zitate
Der Philosoph Hegel im Jahre 1820 (Rechtsphilosophie): Der Krieg ... hat damit die höhere Bedeutung, dass durch ihn, wie ich es anderwärts ausgedrückt habe, ‚die sittliche Gesundheit der Völker in ihrer Indifferenz gegen das Festwerden der endlichen Bestimmtheiten erhalten wird, wie die Bewegung der Winde die See vor der Fäulnis bewahrt, in welche sie eine dauernde Ruhe, wie die Völker ein dauernder oder gar ein ewiger Friede versetzen würde‘ ... Im Frieden dehnt sich das bürgerliche Leben mehr aus, alle Sphären hausen sich ein, und es ist auf die Länge ein Versumpfen der Menschen; ihre Partikularitäten werden immer fester und verknöchern.
Der frühere Chef der Heeresleitung im Reichswehrministerium, Generaloberst a.D. Hans von Seeckt, im Jahre 1936: Der Krieg ist die höchste Steigerung menschlicher Leistung, er ist die natürliche, letzte Entwicklungsstufe in der Geschichte der Menschheit.[2]
Das Mitglied des Generalstabs Generalleutnant Wilhelm Groener an den Reichspräsidenten Friedrich Ebert am 17. September 1919: Wir dürfen niemals der Selbsttäuschung pazifistischer Ideologen unterliegen, als ob durch Unterdrückung jeglichen nationalen und kriegerischen Geistes in einer Nation der ewige Frieden und die menschliche Glückseligkeit erreichbar wären. [...] Nur im dauernden Kampf um das Leben werden die geistigen und sittlichen Kräfte gestärkt und gestählt, die allein die Schwingen bilden für den Aufstieg eines Volkes. Welches Volk gegen dieses Naturgesetz verstößt, ist innerlich krank und zum Niedergang bestimmt. Falsche Propheten sind es, die dem Volke empfehlen, im Kampf um das Dasein auf die Stählung und die Anwendung auch der physischen Kräfte zu verzichten. In den folgenden Friedensjahren müsse sich Deutschland erweisen als großes Volk, das nicht niedergehen will, das den Willen zum Kampf ums Dasein festhält und diesen Kampf mit den Völkern der Erde wieder aufnimmt in dem Maße und mit den Mitteln, die ihm vernünftigerweise nach dem Zustand seiner Kraft zu Gebote stehen.[3]
Quelle
Grundzüge
Der Bellizismus betrachtet militärische Mittel nicht nur als legitimes Mittel zur Durchsetzung von politischen Zielen, sondern zieht sie im Zweifel auch friedlichen Mitteln vor und neigt zu einer philosophischen Überhöhung des Krieges als reinstem Ausdruck einer angenommenen kämpferischen Natur des Menschen. So sah Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke im Krieg „die edelsten Tugenden des Menschen“ entfaltet. Ernst Jünger vertrat in seinem Kriegstagebuch In Stahlgewittern einen stark individualistisch und abenteuerlich geprägten Bellizismus. Erich Ludendorff prägte den Begriff des totalen Krieges als vollkommenste Willensanstrengung eines Volkes. Auch der aufklärungsfeindliche Syndikalist Georges Sorel sah im Krieg und im gewaltsamen Aufbegehren einer durch einen politischen Mythos gestärkten Masse den Sinn eines nicht-dekadenten Lebens, womit er spätere Faschisten wie etwa Benito Mussolini beeinflusste. Damit geht der Bellizismus deutlich über Einschätzungen hinaus, die zumindest Kampf und Gewalt (Max Weber, Norbert Elias, Thomas Hobbes), aber auch den Krieg als solchen (Carl Schmitt, Carl von Clausewitz) als zentrales, aber eben auch höchst problematisches Element des Umgangs der Menschen miteinander betrachten.
Der Bellizismus wird teils mit dem Militarismus gleichgesetzt, teils – so von Emilio Willems – von ihm deutlich unterschieden.
Die Anhänger des Bellizismus werden als Bellizisten bezeichnet. Eine Selbstbezeichnung als Bellizist ist allerdings unüblich, da der Begriff in der Regel abwertend benutzt wird.
Zitate
Der Philosoph Hegel im Jahre 1820 (Rechtsphilosophie): Der Krieg ... hat damit die höhere Bedeutung, dass durch ihn, wie ich es anderwärts ausgedrückt habe, ‚die sittliche Gesundheit der Völker in ihrer Indifferenz gegen das Festwerden der endlichen Bestimmtheiten erhalten wird, wie die Bewegung der Winde die See vor der Fäulnis bewahrt, in welche sie eine dauernde Ruhe, wie die Völker ein dauernder oder gar ein ewiger Friede versetzen würde‘ ... Im Frieden dehnt sich das bürgerliche Leben mehr aus, alle Sphären hausen sich ein, und es ist auf die Länge ein Versumpfen der Menschen; ihre Partikularitäten werden immer fester und verknöchern.
Der frühere Chef der Heeresleitung im Reichswehrministerium, Generaloberst a.D. Hans von Seeckt, im Jahre 1936: Der Krieg ist die höchste Steigerung menschlicher Leistung, er ist die natürliche, letzte Entwicklungsstufe in der Geschichte der Menschheit.[2]
Das Mitglied des Generalstabs Generalleutnant Wilhelm Groener an den Reichspräsidenten Friedrich Ebert am 17. September 1919: Wir dürfen niemals der Selbsttäuschung pazifistischer Ideologen unterliegen, als ob durch Unterdrückung jeglichen nationalen und kriegerischen Geistes in einer Nation der ewige Frieden und die menschliche Glückseligkeit erreichbar wären. [...] Nur im dauernden Kampf um das Leben werden die geistigen und sittlichen Kräfte gestärkt und gestählt, die allein die Schwingen bilden für den Aufstieg eines Volkes. Welches Volk gegen dieses Naturgesetz verstößt, ist innerlich krank und zum Niedergang bestimmt. Falsche Propheten sind es, die dem Volke empfehlen, im Kampf um das Dasein auf die Stählung und die Anwendung auch der physischen Kräfte zu verzichten. In den folgenden Friedensjahren müsse sich Deutschland erweisen als großes Volk, das nicht niedergehen will, das den Willen zum Kampf ums Dasein festhält und diesen Kampf mit den Völkern der Erde wieder aufnimmt in dem Maße und mit den Mitteln, die ihm vernünftigerweise nach dem Zustand seiner Kraft zu Gebote stehen.[3]
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