Horst Seehofer, der unbezahlte 30-Tage-Praktikant
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Horst Seehofer, der unbezahlte 30-Tage-Praktikant
Premiere als Interimspräsident: Horst Seehofer empfing Formel-1-Star Vettel im Schloss Bellevue – und bewegte sich so souverän, als sei er dort schon lange Hausherr.
Um Viertel vor neun steht das hölzerne Hauptportal von Schloss Bellevue weit offen. Es muss mal ordentlich durchgelüftet werden. Frischer Wind für Horst Seehofers ersten Tag als Übergangsbundespräsident. Das Protokoll sieht dafür vor: am Vormittag Verleihung des Silbernen Lorbeerblatts an den Formel-1-Rennfahrer Sebastian Vettel, mittags Überreichung von Beglaubigungsschreiben an vier Botschafter. Der zweite Termin ist nur scheinbar der langweiligere.
Das liegt an einer Person, der Botschafterin des südwestafrikanischen Landes Burkina Faso, Marie Odile Bonkoungou Balima. Nicht dass Seehofer und die Dame einander schon kennen würden. Seine augenbrauenbewegte Überraschung, als sie im Langhans-Saal im knallgrünen Kleid mit gelben Blumen vor den Mann in dem vom Präsidialamt geliehenen Frack tritt, offenbart: Dies ist kein Déjà-vu.
Auch Madame lächelt üppig, als sie auf Französisch den Präsidenten des Bundesrates begrüßt – als solcher vertritt Seehofer den Bundespräsidenten. Was die Begegnung aber zu einer wirklich besonderen macht, ist ihre Vorgeschichte. Frau Bonkoungou Balimas Heimat hat mit Deutschland noch eine Rechnung offen, nein, zwei sogar.
Die Einladungen anlässlich der Reise von Horst Köhler nach Burkina Faso im Jahre 2010 waren schon verschickt, als es dem Bundespräsidenten gefiel, kurzfristig abzusagen. Der Freund Afrikas, als welcher sich Köhler begriff, trat einfach von seinem Amt zurück; in der unaussprechlichen Hauptstadt Ouagadougou fiel das Staatsbankett an die Hyänen.
Seehofer hält sich nicht für abkömmlich
Neuer Präsident, neues Pech. An diesem Sonntag wollte Bundespräsident Christian Wulff endlich der deutschen Bringschuld nachkommen und sich bis 4. März nach Tansania, Sambia und eben Burkina Faso aufmachen. Er wollte. Man kann es wirklich niemandem verübeln, wenn beim nächsten Mal in Ouagadougou Tiefkühlkost serviert wird.
Hoffnungen, dass nun Seehofer die strapaziöse Reise tut, waren trügerisch. Für die Dauer einer Woche hält sich der bayerische Ministerpräsident nicht für abkömmlich, zudem reist er ausgesprochen ungern in der Weltgeschichte herum. Und überhaupt, Horst II. fühlt sich zwar in seiner neuen Rolle sichtlich behaglich, als Staatsoberhaupt durch Afrika zu touren, geht aber doch zu weit. Denn Seehofer ließ schon am Beginn seiner kurzen Amtszeit ausrichten, dass er sie nur so auffällig wie nötig absolvieren will.
So ganz gelingt ihm das nicht. Heerscharen von Fotografen knipsen Bilder für die Ewigkeit, vor allem beim ersten Termin des Tages.
Bevor Seehofer der Botschafterin ein Beglaubigungsschreiben aus der Hand nimmt, das ihr offiziell ermöglicht, ihr Land in Deutschland zu repräsentieren, trifft er Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel ein Stockwerk tiefer; dort, wo Christian Wulff vor einer Woche seinen Rücktritt erklärt hat.
Vettel soll das Silberne Lorbeerblatt bekommen, die höchste deutsche Sportauszeichnung. Er mag sich gedacht haben, dass eine Ehrung durch den Bundespräsidenten recht und schön, Seehofer aber gar keiner richtiger Bundespräsident ist. Jedenfalls hat sich der 24-Jährige nicht in die Uniform zu Ehrender – Anzug und Krawatte – gezwängt.
Er trägt schwarzes Samtjackett mit Ellbogenflicken und ein weißes Hemd, unter dessen Kragen ein T-Shirt leuchtet. Dreitagebart und wirres Haar stehen ihm sowieso. Später wird Seehofer Mitarbeitern beeindruckt von der ungekünstelten, reizend natürlichen Art Vettels vorschwärmen.
Rede von Wulff vererbt
In seiner offiziellen Rede bemerkt er ebenfalls Vettels Bodenständigkeit. Es ist nicht seine Rede, sie wurde ihm von Wulff vererbt, aber Seehofer muss sich nicht überwinden, sie abzulesen. Wenngleich er beharrlich aufs Papier blickt, um keine Haspler zu provozieren; den Rennfahrer sieht er dabei nicht einmal an. „Intuition für das Machbare“, ist eine der Eigenschaften, die er Vettel zuschreibt.
Die weiteren Worte behandeln ausführlich die Entbehrungen der Familie, die ihrem Sohn die Karriere geebnet haben. Seehofer erzählt die Geschichte von einem, dem nicht vorgezeichnet war, was er wurde. Das gefällt ihm, es ist auch seine Geschichte. Das Bauarbeiterkind aus Ingolstadt darf nun sogar kurzfristig Bundespräsident spielen. Ein Rennen werde erst am Schluss entschieden, sagt er vieldeutig.
„Nicht schlecht für einen, der angeblich nicht weiß, was er will“, hatte er seine aktuelle Ämterhäufung beim Politischen Aschermittwoch in Passau kommentiert. Die Repräsentationspflichten im Schloss Bellevue sind Seehofer alles andere als lästig. Ein bayerischer Ministerpräsident hat das drauf. Er bewegt sich souverän, als sei er lange Hausherr im Bellevue, er schließt im letzten Moment den Frackknopf, zieht Sebastian Vettel am Arm, damit er sich auf die für die Fotografen beste Position vor der Standarte mit dem Bundesadler stellt und tut den ersten Schritt auf die neuen Botschafter zu.
Christian Wulff wurde als Praktikant im Bellevue verspottet. Horst Seehofer ist 30 Tage lang tatsächlich ein unbezahlter Praktikant, der gucken darf, ob ihm das Amt gefällt. Er hätte im Anschluss sicher gern ein gutes Arbeitszeugnis. Für die Bewerbungsmappe.
Quelle
Mir ist Seehofer lieber als der Gauckler Pastor.
Seehofer traut sich zu mindest das auszusprechen, wo andere schweigen,siehe Video:
Um Viertel vor neun steht das hölzerne Hauptportal von Schloss Bellevue weit offen. Es muss mal ordentlich durchgelüftet werden. Frischer Wind für Horst Seehofers ersten Tag als Übergangsbundespräsident. Das Protokoll sieht dafür vor: am Vormittag Verleihung des Silbernen Lorbeerblatts an den Formel-1-Rennfahrer Sebastian Vettel, mittags Überreichung von Beglaubigungsschreiben an vier Botschafter. Der zweite Termin ist nur scheinbar der langweiligere.
Das liegt an einer Person, der Botschafterin des südwestafrikanischen Landes Burkina Faso, Marie Odile Bonkoungou Balima. Nicht dass Seehofer und die Dame einander schon kennen würden. Seine augenbrauenbewegte Überraschung, als sie im Langhans-Saal im knallgrünen Kleid mit gelben Blumen vor den Mann in dem vom Präsidialamt geliehenen Frack tritt, offenbart: Dies ist kein Déjà-vu.
Auch Madame lächelt üppig, als sie auf Französisch den Präsidenten des Bundesrates begrüßt – als solcher vertritt Seehofer den Bundespräsidenten. Was die Begegnung aber zu einer wirklich besonderen macht, ist ihre Vorgeschichte. Frau Bonkoungou Balimas Heimat hat mit Deutschland noch eine Rechnung offen, nein, zwei sogar.
Die Einladungen anlässlich der Reise von Horst Köhler nach Burkina Faso im Jahre 2010 waren schon verschickt, als es dem Bundespräsidenten gefiel, kurzfristig abzusagen. Der Freund Afrikas, als welcher sich Köhler begriff, trat einfach von seinem Amt zurück; in der unaussprechlichen Hauptstadt Ouagadougou fiel das Staatsbankett an die Hyänen.
Seehofer hält sich nicht für abkömmlich
Neuer Präsident, neues Pech. An diesem Sonntag wollte Bundespräsident Christian Wulff endlich der deutschen Bringschuld nachkommen und sich bis 4. März nach Tansania, Sambia und eben Burkina Faso aufmachen. Er wollte. Man kann es wirklich niemandem verübeln, wenn beim nächsten Mal in Ouagadougou Tiefkühlkost serviert wird.
Hoffnungen, dass nun Seehofer die strapaziöse Reise tut, waren trügerisch. Für die Dauer einer Woche hält sich der bayerische Ministerpräsident nicht für abkömmlich, zudem reist er ausgesprochen ungern in der Weltgeschichte herum. Und überhaupt, Horst II. fühlt sich zwar in seiner neuen Rolle sichtlich behaglich, als Staatsoberhaupt durch Afrika zu touren, geht aber doch zu weit. Denn Seehofer ließ schon am Beginn seiner kurzen Amtszeit ausrichten, dass er sie nur so auffällig wie nötig absolvieren will.
So ganz gelingt ihm das nicht. Heerscharen von Fotografen knipsen Bilder für die Ewigkeit, vor allem beim ersten Termin des Tages.
Bevor Seehofer der Botschafterin ein Beglaubigungsschreiben aus der Hand nimmt, das ihr offiziell ermöglicht, ihr Land in Deutschland zu repräsentieren, trifft er Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel ein Stockwerk tiefer; dort, wo Christian Wulff vor einer Woche seinen Rücktritt erklärt hat.
Vettel soll das Silberne Lorbeerblatt bekommen, die höchste deutsche Sportauszeichnung. Er mag sich gedacht haben, dass eine Ehrung durch den Bundespräsidenten recht und schön, Seehofer aber gar keiner richtiger Bundespräsident ist. Jedenfalls hat sich der 24-Jährige nicht in die Uniform zu Ehrender – Anzug und Krawatte – gezwängt.
Er trägt schwarzes Samtjackett mit Ellbogenflicken und ein weißes Hemd, unter dessen Kragen ein T-Shirt leuchtet. Dreitagebart und wirres Haar stehen ihm sowieso. Später wird Seehofer Mitarbeitern beeindruckt von der ungekünstelten, reizend natürlichen Art Vettels vorschwärmen.
Rede von Wulff vererbt
In seiner offiziellen Rede bemerkt er ebenfalls Vettels Bodenständigkeit. Es ist nicht seine Rede, sie wurde ihm von Wulff vererbt, aber Seehofer muss sich nicht überwinden, sie abzulesen. Wenngleich er beharrlich aufs Papier blickt, um keine Haspler zu provozieren; den Rennfahrer sieht er dabei nicht einmal an. „Intuition für das Machbare“, ist eine der Eigenschaften, die er Vettel zuschreibt.
Die weiteren Worte behandeln ausführlich die Entbehrungen der Familie, die ihrem Sohn die Karriere geebnet haben. Seehofer erzählt die Geschichte von einem, dem nicht vorgezeichnet war, was er wurde. Das gefällt ihm, es ist auch seine Geschichte. Das Bauarbeiterkind aus Ingolstadt darf nun sogar kurzfristig Bundespräsident spielen. Ein Rennen werde erst am Schluss entschieden, sagt er vieldeutig.
„Nicht schlecht für einen, der angeblich nicht weiß, was er will“, hatte er seine aktuelle Ämterhäufung beim Politischen Aschermittwoch in Passau kommentiert. Die Repräsentationspflichten im Schloss Bellevue sind Seehofer alles andere als lästig. Ein bayerischer Ministerpräsident hat das drauf. Er bewegt sich souverän, als sei er lange Hausherr im Bellevue, er schließt im letzten Moment den Frackknopf, zieht Sebastian Vettel am Arm, damit er sich auf die für die Fotografen beste Position vor der Standarte mit dem Bundesadler stellt und tut den ersten Schritt auf die neuen Botschafter zu.
Christian Wulff wurde als Praktikant im Bellevue verspottet. Horst Seehofer ist 30 Tage lang tatsächlich ein unbezahlter Praktikant, der gucken darf, ob ihm das Amt gefällt. Er hätte im Anschluss sicher gern ein gutes Arbeitszeugnis. Für die Bewerbungsmappe.
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Seehofer traut sich zu mindest das auszusprechen, wo andere schweigen,siehe Video:
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