Horst Seehofer im "Heute-Journal" "Sie können das alles senden"
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Horst Seehofer im "Heute-Journal" "Sie können das alles senden"
Wenn Politikerfrust und Journalistenneugier aufeinandertreffen, kann etwas ganz Besonderes passieren. So geschehen am Montagabend im "Heute-Journal". Claus Kleber und Horst Seehofer plaudern nach dem offiziellen Interview weiter. Der CSU-Mann lässt Dampf ab. "Sie können das alles senden" - was das ZDF auch tut.
Für Politikerverhältnisse spricht Horst Seehofer gerne Klartext. Seinen Frust über die verlorene Wahl in Nordrhein-Westfalen wollte der bayerische Ministerpräsident am Montagabend im Fernsehen loswerden, im "Heute-Journal"-Interview mit Claus Kleber. Dazu ließ er sich aus München zuschalten.
Dass das Interview aufgezeichnet war, merkte der aufmerksame Zuschauer an der Sonne, die durch die Fenster der bayerischen Staatskanzlei freundlich hindurchschien. Seehofer war nicht in freundlicher Stimmung. "Wir sollten etwas nicht schönreden, was nicht schön ist", ist einer seiner ersten Sätze. "Das ist die bittere Wahrheit, das war ein Desaster gestern."
Dass man sich nicht voll für dieses Land entschieden hat", sei einer der Gründe, meint Seehofer mit gebremstem Schaum. Denn "man", das ist Norbert Röttgen, CDU-Bundesumweltminister und gescheiterter Spitzenkandidat der Partei in NRW, dessen Namen er nicht ausspricht. Wie tief der Frust über Röttgen bei Seehofer sitzt, das soll erst später deutlich werden.
Seehofer zählt zunächst die Dinge auf, die seiner Ansicht nach in der Bundespolitik klemmen: Energiewende, Betreuungsgeld, Energieeinspeisegesetz. Den Namen Röttgen nimmt er nach wie vor nicht in den Mund. Als Kleber ihn darauf hinweist, dass zwei der drei genannten Baustellen im Verantwortungsbereich des Bundesumweltministers liegen, nimmt Seehofer den sogar noch in Schutz: "Das war ein gemeinsamer Fehler der gesamten Koalition."
Dann wiederholt Seehofer seine Punkte, fügt noch die offene Baustelle Finanztransaktionssteuer ein - und vermeidet weiter, Namen zu nennen. "Ich will den Erfolg der Koalition und keinen Ärger machen. So endet der offizielle Teil des Interviews. "Dankeschön, Herr Seehofer", sagt Kleber. Soweit ein ganz normales TV-Interview.
Doch das ZDF lässt die Aufzeichnung aus München nach kurzer Zwischenmoderation Klebers weiterlaufen. "Wir sind jetzt in der Minderheit, wir haben noch sieben Ministerpräsidenten, wenn ich die großen Koalitionen dazutue", beginnt Seehofer das Geplauder nach dem Interview. "Das geht mir alles zu zäh", meint der Bayer zur Bundespolitik. Und schwenkt dann, in Erwartung, dass alles unter vier Augen bleibt, auf Anti-Merkel-Kurs: "Wir werden mit Schuldenabbau nicht auf Wachstumskurs kommen in Europa", greift Seehofer eines der zentralen Elemente der Politik der Bundeskanzlerin an. "Da klingen Sie jetzt wie Herr Hollande, nur deutsch", wirft Kleber ein. "Na gut, oder bayerisch", sagt Seehofer und gibt seiner Anti-Merkel-Position zusätzlichen Schwung.
Dann kommt Röttgen dran. Dessen Stimmenpotenzial sei innerhalb von sechs Wochen "weggeschmolzen wie ein Eisbecher, der in der Sonne steht". Der "Notausgang nach Berlin" (Kleber) sei "ein ganz großer Fehler" Röttgens gewesen, meint Seehofer. Er gibt jetzt richtig Gas und gibt auch der Kanzlerin noch einen Klaps mit: "Ich habe mit ihm gesprochen ... Persönlich hat er mich abtropfen lassen. Die Kanzlerin war ja dabei." Und plaudert weiter, wie er Röttgen bekniet habe, dass es bei der Wahl in Nordrhein-Westfalen nicht um seine Privatentscheidung gehe, sondern um die ganze Union.
In diesen Minuten muss Kleber erkannt haben, dass er gerade ein ganz besonderes Gespräch aufgezeichnet hat. Er wirft geistesgegenwärtig die Anekdote ein, dass seine Kollegin Marietta Slomka jüngst erzählt habe, dass die Aufzeichnungen vor und nach dem eigentlichen Interview oft interessanter seien als das Interview selbst. Seehofer, und das war mit Sicherheit nicht abgesprochen, nimmt die Vorlage auf: "Sie können das alles senden, was ich gesagt habe. Weil ich jetzt wirklich entschlossen bin, das wir da etwas ändern."
Im deutschen Fernsehjournalismus hat sich an diesem Abend etwas geändert.
Quelle
Für Politikerverhältnisse spricht Horst Seehofer gerne Klartext. Seinen Frust über die verlorene Wahl in Nordrhein-Westfalen wollte der bayerische Ministerpräsident am Montagabend im Fernsehen loswerden, im "Heute-Journal"-Interview mit Claus Kleber. Dazu ließ er sich aus München zuschalten.
Dass das Interview aufgezeichnet war, merkte der aufmerksame Zuschauer an der Sonne, die durch die Fenster der bayerischen Staatskanzlei freundlich hindurchschien. Seehofer war nicht in freundlicher Stimmung. "Wir sollten etwas nicht schönreden, was nicht schön ist", ist einer seiner ersten Sätze. "Das ist die bittere Wahrheit, das war ein Desaster gestern."
Dass man sich nicht voll für dieses Land entschieden hat", sei einer der Gründe, meint Seehofer mit gebremstem Schaum. Denn "man", das ist Norbert Röttgen, CDU-Bundesumweltminister und gescheiterter Spitzenkandidat der Partei in NRW, dessen Namen er nicht ausspricht. Wie tief der Frust über Röttgen bei Seehofer sitzt, das soll erst später deutlich werden.
Seehofer zählt zunächst die Dinge auf, die seiner Ansicht nach in der Bundespolitik klemmen: Energiewende, Betreuungsgeld, Energieeinspeisegesetz. Den Namen Röttgen nimmt er nach wie vor nicht in den Mund. Als Kleber ihn darauf hinweist, dass zwei der drei genannten Baustellen im Verantwortungsbereich des Bundesumweltministers liegen, nimmt Seehofer den sogar noch in Schutz: "Das war ein gemeinsamer Fehler der gesamten Koalition."
Dann wiederholt Seehofer seine Punkte, fügt noch die offene Baustelle Finanztransaktionssteuer ein - und vermeidet weiter, Namen zu nennen. "Ich will den Erfolg der Koalition und keinen Ärger machen. So endet der offizielle Teil des Interviews. "Dankeschön, Herr Seehofer", sagt Kleber. Soweit ein ganz normales TV-Interview.
Doch das ZDF lässt die Aufzeichnung aus München nach kurzer Zwischenmoderation Klebers weiterlaufen. "Wir sind jetzt in der Minderheit, wir haben noch sieben Ministerpräsidenten, wenn ich die großen Koalitionen dazutue", beginnt Seehofer das Geplauder nach dem Interview. "Das geht mir alles zu zäh", meint der Bayer zur Bundespolitik. Und schwenkt dann, in Erwartung, dass alles unter vier Augen bleibt, auf Anti-Merkel-Kurs: "Wir werden mit Schuldenabbau nicht auf Wachstumskurs kommen in Europa", greift Seehofer eines der zentralen Elemente der Politik der Bundeskanzlerin an. "Da klingen Sie jetzt wie Herr Hollande, nur deutsch", wirft Kleber ein. "Na gut, oder bayerisch", sagt Seehofer und gibt seiner Anti-Merkel-Position zusätzlichen Schwung.
Dann kommt Röttgen dran. Dessen Stimmenpotenzial sei innerhalb von sechs Wochen "weggeschmolzen wie ein Eisbecher, der in der Sonne steht". Der "Notausgang nach Berlin" (Kleber) sei "ein ganz großer Fehler" Röttgens gewesen, meint Seehofer. Er gibt jetzt richtig Gas und gibt auch der Kanzlerin noch einen Klaps mit: "Ich habe mit ihm gesprochen ... Persönlich hat er mich abtropfen lassen. Die Kanzlerin war ja dabei." Und plaudert weiter, wie er Röttgen bekniet habe, dass es bei der Wahl in Nordrhein-Westfalen nicht um seine Privatentscheidung gehe, sondern um die ganze Union.
In diesen Minuten muss Kleber erkannt haben, dass er gerade ein ganz besonderes Gespräch aufgezeichnet hat. Er wirft geistesgegenwärtig die Anekdote ein, dass seine Kollegin Marietta Slomka jüngst erzählt habe, dass die Aufzeichnungen vor und nach dem eigentlichen Interview oft interessanter seien als das Interview selbst. Seehofer, und das war mit Sicherheit nicht abgesprochen, nimmt die Vorlage auf: "Sie können das alles senden, was ich gesagt habe. Weil ich jetzt wirklich entschlossen bin, das wir da etwas ändern."
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