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„Da wird etwas kaputt gemacht“

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„Da wird etwas kaputt gemacht“ Empty „Da wird etwas kaputt gemacht“

Beitrag  Andy Fr Jul 19, 2013 9:08 pm

Der miese Ruf der Fleischbranche belastet auch Firmen, die auf Lohndumping verzichten
Geht es in der Fleischindustrie nicht ohne Werkverträge? Gespräche mit Rügenwalder Mühle, Justiz und Gewerkschaft. 

„Da wird etwas kaputt gemacht“ REGION_3_dea52bea-1dc3-4602-89a3-262dc68963bc--545x337

[b class="ortsmarke"]Im Nordwesten[/b] Ein Besuch bei Rügenwalder fühlt sich ein bisschen an wie ein Gastauftritt im Werbefernsehen: Da stehen belegte Brötchen auf dem Tisch mit feiner Schinkenwurst und grober Schinkenwurst und Paprika-Schinkenwurst und Kochschinken und Mettwurst, und bald schlendert auch der Chef ins Bild, ganz locker im Hemd. Er grüßt „Moihoin“, genauso wie neulich im Fernsehen.
„Greifen Sie zu“, sagt Christian Rauffus, der Chef; er lobt die Wurst als „wunderbares Lebensmittel“. An der Wand hängt ein Gruppenbild mit fröhlichen Wurstfabrikmitarbeitern, beim Fototermin schien tüchtig die Sonne.
Gewachsener Markt
Derzeit hängen eher dunkle Wolken über der Fleischindustrie; es ist die Branche mit dem miesesten Ruf Deutschlands. Denn wer Fleisch sagt, der denkt: Bulgaren. Rumänen. Acht Männer in einem Zimmer. Vier Euro Stundenlohn. Subunternehmer. Werkverträge.
Fleischunternehmer, zum Beispiel Europas größter Schlachtkonzern Tönnies, sagen hingegen: „Es ist schlicht unmöglich, anstehende Aufträge ohne die Vergabe von Gewerken zu erfüllen. Die Arbeitskräfte sind schlicht nicht verfügbar.“ Der Markt sei zu stark gewachsen, erklärt Tönnies-Sprecher Markus Eicher auf Nachfrage.
Geht es also gar nicht ohne Werkverträge in der Branche?
In seinem Büro am Oldenburger Hauptbahnhof sitzt Matthias Brümmer, 53 Jahre alt, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), an der Wand hängt ein Schlachthof- Plan. Brümmer hat die Zustände in der Fleischindustrie immer wieder „asozial“ und „hochgradig illegal“ genannt, wofür er sich wiederum als „A . . . loch“ beschimpfen lassen musste. Aber jetzt sagt gerade keiner etwas, Brümmer kramt nämlich in seinem Gedächtnis nach positiven Ausnahmen in der Branche, und das dauert. „Tut mir leid“, sagt er dann, „bei den Schlachtbetrieben fällt mir keine ein.“ Er denkt weiter an Fleischverarbeitungsfirmen, irgendwann fällt ihm der Name „Rügenwalder Mühle“ ein. Es gibt sie, die Ausnahmen. „Viele sind es nicht“, sagt Brümmer.
Da sitzen also die Inhaber Herr und Frau Rauffus, beide 60 Jahre alt, in Bad Zwischenahn an ihrem wurstbelegten Konferenztisch. Neben ihnen sitzen Personalchef Michael Sanft (52) und Betriebsratschef Udo Bratzke (51), man duzt sich, und neben dem fröhlichen Mitarbeiterfoto an der Wand drehen sich die Flügel eines Mühlenmodells.
Christian Rauffus, er führt das Unternehmen in sechster Generation, sagt: „Ich sehe, dass in der Branche etwas kaputt gemacht wird.“
Natürlich gibt es Unterschiede. Rügenwalder schlachtet nicht, die Firma verarbeitet Schlachtprodukte; sein Fleisch muss Rauffus bei Zulieferern wie Tönnies kaufen. Bei Rügenwalder arbeiten 425 Menschen, bei Tönnies sind es rund 8000.
Aber der größte Unterschied ist vielleicht das hier: die Marke. „Man kennt uns“, sagt Adelheid Rauffus, Lohndumping würde die Marke beschädigen. Produkte von Tönnies oder Vion sind im Supermarktregal nicht identifizierbar. „Wenn eine Marke dahintersteht, verhalten sich Firmen zumeist anders“, bestätigt NGG-Mann Matthias Brümmer.
Das Problem ist dabei nicht der Werkvertrag als solcher, sondern der Umgang damit. „Wir sind nicht gegen Werkverträge“, betont Brümmer. Auch bei Rügenwalder gibt es Werkverträge; die Reinigung zum Beispiel wurde per Werkvertrag an eine Spezialfirma übertragen. „Das sind die Experten“, erklärt Michael Sanft, der Personalchef. „Aber wir gucken uns das genau an“, ergänzt Udo Bratzke, der Betriebsrat: „Da wird nach Tarif bezahlt, da passen wir auf!“
Zu gut getarnt
Ein Werkvertrag kann zum Beispiel so aussehen: Ich zahle einer Firma Geld dafür, dass sie ein einzelnes Gewerk bei meinem Hausbau übernimmt. Der Dachdecker deckt das Dach, der Maler streicht die Wände, die Sanitärfirma baut das Badezimmer ein.
Aber ist es auch ein einzelnes Gewerk, am Fließband bestimmte Fleischstücke aus einem Schwein zu schneiden?
„Da wird das im Prinzip fingiert“, glaubt Roland Herrmann, Leiter der [url=http://www.nwzonline.de/organisation/Staatsanwaltschaft Oldenburg]Staatsanwaltschaft Oldenburg[/url]. Von seinem Amtszimmer aus kann der 62-Jährige auf das alte Gefängnis gucken, Gefangene gibt es dort nicht mehr. Er sagt: „Es geht darum, über Werkverträge Kosten zu senken. Das kann man von der Idee her merkwürdig finden – strafbar ist das nicht.“
Es gibt im Strafgesetzbuch den Paragrafen 233, „Menschenhandel zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft“. Wenn Werkvertragsarbeiter sehr unfrei leben, „dann bewegt sich das in diese Richtung“, sagt Herrmann. „Aber im Einzelfall ist das schwer nachzuweisen.“ Fast nie finden die Ermittler einen Zeugen; „wenn einer den Mund aufmacht, ist er sofort wieder in der Heimat“.
Wer wissen will, ob ein Werkvertrag letztlich nur eine Fiktion ist, „der muss reingehen in die Firma und nachgucken“, sagt Herrmann. Aber nur selten kommen die Ermittler an Beweismittel, „das ist zu gut getarnt“. Manchmal finden die Fahnder einen anderen Ansatz, zeitweise gab es zum Beispiel bei den Subunternehmern Probleme mit der Versicherung der Werkvertragsarbeiter. „Aber die lernen schnell“, sagt Herrmann, „inzwischen haben die alle eine Bescheinigung.“
Nein, sagt der Jurist, bei der derzeitigen Gesetzeslage ist die Beweislage schwierig. Immerhin zwei Subunternehmer konnte seine Behörde bislang anklagen, wegen Verstoß gegen das Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz. Die Hinweise kommen übrigens fast immer von konkurrierenden Subunternehmern.
Wenn die Justiz den Werkvertrags-Missbrauch nicht beenden kann – lohnt es sich dann vielleicht, über Moral zu sprechen?
„Ja“, findet Adelheid Rauffus, „ich möchte jeden Tag mit gutem Gewissen in den Spiegel gucken können.“
Christian Rauffus nennt lieber ökonomische Gründe dafür, dass Rügenwalder seine Angestellten weit über allen gängigen Mindestlohn-Vorschlägen bezahle und vor allem für eine „gute Unternehmenskultur“ sorge: „Wir wollen die Leute halten, heute bewerben sich Unternehmen ebenso um gute Mitarbeiter wie umgekehrt.“ In diesem Jahr werde er noch drei Mitarbeitern zur 50-jährigen Betriebszugehörigkeit gratulieren, „wo gibt es so was noch?“
Rauffus sagt: „Zufriedene Mitarbeiter sind viel wacher bei der Arbeit.“ Lebensmittel könne man nicht ohne Vertrauen produzieren – deshalb habe man jetzt auch die Werbekampagne „Wer steckt dahinter?“ gestartet, in der Mitarbeiter in TV-Spots auftreten.
Das höchste Gut
2012 konnte Rügenwalder den Gesamtumsatz von 172 auf 174 Millionen Euro steigern – sowas klappt also auch ohne Lohndumping. „Aber“, sagt Rauffus, „das Image der Branche ist belastet.“
Rauffus glaubt, dass der Einfluss eines Mittelständers auf seine Zulieferer gering ist, „wir kommen aus dem Spiel nicht raus“. Deshalb sagt er: „Wir sind ganz klar für einen Mindestlohn – aber nicht allein für Niedersachsen, das würde nichts bringen, sondern flächendeckend.“
Einen gesetzlichen Mindestlohn will auch Gewerkschafter Brümmer, „aber nur als ersten Schritt“. „Uns wäre es am liebsten, die Fleischindustrie setzte sich mit uns an einen Tisch und schließt einen Tarifvertrag ab.“
Brümmer sagt: Wir müssen auch die letzten Lücken schließen. „Immerhin reden wir hier über das höchste Gut, das für Menschen hergestellt wird – über Lebensmittel.“
Tönnies-Sprecher Eicher sagt: Die „teilweise undifferenzierte Kritik“ an Werkverträgen verkenne die Realität.

Quelle

Nun Handwerk hat goldenen Boden,aber nicht überall und für jeden.
Andy
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