Vor 50 Jahren kam das Essen ins Rollen

Heutzutage ist "Essen auf Rädern" ein feststehender Begriff. Erfunden wurde das Konzept in England. Vor genau 50 Jahren wurde die Dienstleistung "Essen auf Rädern" in Braunschweig gegründet. Es war der erste mobile Essensdienst dieser Art in Niedersachsen und der dritte in Deutschland.
"Initiiert wurde Essen auf Rädern von meinem Schwiegervater", berichtet Einsatzleiterin Marianne Loschke vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. Karl-Heinz Loschke war damals Vorsitzender des Studentenwerkes Braunschweig. Dieses hatte bereits in den Jahren zuvor in der Mensa mit Senioren aus der Wohngegend Adventsnachmittage veranstaltet. Man traf sich zum Kaffeekränzchen.













Fast 10.000 Portionen im ersten Jahr
Als die ersten Absagen kamen, weil die alten Herrschaften zu gebrechlich wurden, kam Loschke ins Grübeln. "Warum nicht einen Bringdienst anbieten?", fragte er sich. In England gab es so etwas bereits unter dem Namen "Meals on Wheels". Und mit der Braunschweiger Mensa war eine Großküche vor Ort, die das Essen zubereiten konnte. Am 18. Februar 1963 nahm "Essen auf Rädern" schließlich seinen Dienst auf und kam sofort gut an: Bereits im Gründungsjahr lieferte der Verein fast 10.000 Portionen aus. Die ersten Kunden wurden übrigens noch nicht "Kunden" genannte: Sie hießen "Essensteilnehmer".

Auslieferung im Henkelmann
In der Braunschweiger Mensa wurde das Essen zubereitet und in sogenannte Henkelmänner gefüllt. Das waren mehrstöckige Blechbehälter mit Henkel, in denen Vorspeise, Hauptmahlzeit und Nachtisch getrennt voneinander transportiert werden konnten. Mit einem "Bulli" brachten die Fahrer das Essen zu den alten Leuten in die Wohnung, direkt auf den Tisch. "Nach dem gleichen Prinzip arbeiten wir noch heute", sagt Marianne Loschke. Im paritätischen Einsatz blickten die Mitarbeiter während der Auslieferung auch immer über den Rand der Alu-Schale, so Loschke weiter. Gehe es den Kunden gesundheitlich schlecht, würden beispielsweise die Angehörigen informiert.
Rund 400 Kunden bekommen rollendes Essen
"Anfangs waren die Essenspreise sozial gestaffelt", sagt Marianne Loschke. Der Preis für die Mahlzeiten errechnete sich nach dem Einkommen. Dieses Modell konnte der Paritätische Wohlfahrtsverband mit Hilfe von Spenden und Zuschüssen bis zum Jahr 2003 aufrecht erhalten. Heutzutage bekommen bedürftige Senioren, die Grundsicherung erhalten, einen Essenszuschuss von den Kommunen. 50 Jahre nach der Gründung hat der Paritätische rund 400 Kunden in Braunschweig. Die Mahlzeiten werden nach wie vor in der Mensa gekocht. Aber die Kundenstruktur verändere sich, so Loschke. Zwar würden hauptsächlich alte Menschen beliefert, aber auch Bürogemeinschaften oder frischgebackene Familien würden den Essensdienst in Anspruch nehmen.

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