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Niederdeutsche Sprache

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Niederdeutsche Sprache Empty Niederdeutsche Sprache

Beitrag  Andy Mo Jul 21, 2014 8:23 pm

Als Niederdeutsch oder Plattdeutsch wird die im Norden Deutschlands sowie im Osten der Niederlande verbreitete westgermanische Sprache bezeichnet, die eine Vielzahl unterschiedlicher Dialektformen besitzt und sich aus dem Altsächsischen entwickelt hat. Auch die niederfränkischen Mundarten am Niederrhein und in den Niederlanden wurden ursprünglich als Niederdeutsch bezeichnet. Auch sie bezeichnen die verschiedenen Mundarten ihrer Sprache als Platt.[3]

Niederdeutsch

Gesprochen in
Deutschland, Niederlande, Dänemark,[1] Russland, Kasachstan, Kirgisistan, Kanada, USA, Mexiko, Belize, Brasilien, Bolivien und Paraguay

Sprecher ca. 10 Millionen mindestens Passivsprecher, von diesen ca. 1–2 Millionen Muttersprachler bzw. gute Kenntnisse


inguistische
Klassifikation

Indogermanisch
Germanisch
Westgermanisch
Nordseegermanisch

Niederdeutsch



Diese Dialekte gehören zusammen mit den hochdeutschen und niederländischen Dialekten zum Dialektkontinuum der kontinental-westgermanischen Sprachen. Die niederdeutschen Dialekte weisen noch heute Ähnlichkeiten mit dem Englischen und dem Friesischen auf, die auf einer gemeinsamen Herkunft dieser Sprachen beruhen.

So wie Mittel- und Hochdeutsch lässt sich auch der Begriff Niederdeutsch geographisch herleiten. Folglich handelt es sich beim Niederdeutsch um einen Dialekt, der in den niederen, d. h. nördlicheren, deutschen Sprachregionen praktiziert wurde bzw. wird.

Niederdeutsche Sprache 310px-Niederdeutsche_Dialekte_seit_1945_BRD
Niederdeutsche Dialekte in Deutschland seit 1945 (Auszug aus: Deutsche Dialekte)

Name und Status
Eigenbezeichnungen, Schreibungen und Aussprachen

Die übliche moderne Eigenbezeichnung ist Plattdü(ü)tsch, Plattdütsk, Plautdietsch und ähnlich, also „Plattdeutsch“.

Die Schreibung Plattdüütsch[4] nach Saß, der eine Rechtschreibung mit Blick auf Konventionen und Dialekte Niedersachsens und Schleswig-Holsteins formulierte, ist heute am weitesten verbreitet, weil diese Gebiete die größte Einwohner- und damit Sprecherzahl aufweisen. Im Ostniederdeutschen, das – möglicherweise durch die fehlende geographische Nähe zum Niederländischen – kaum Vokalverdopplung in der Schrift zeigt, ist die Schreibung Plattdütsch mit derselben Aussprache in Gebrauch.[5]

In Gebieten mit ursprünglich friesischer Bevölkerung ist Plattdütsk üblich.[6] Da im Mittelniederdeutschen, wo noch c für den k-Laut stand, sc das Graphem des deutschen sch-Lautes [ʃ] war[7], wird bis heute in einigen Gebieten sk für sch geschrieben. Daher kann die Aussprache von Plattdütsk variieren von Plattdütsch ['plʌt dy:tʃ] über Plattdütschk ['plʌt dy:tʃk] bis zur getrennten Aussprache von s und k als ['plʌt dy:tsk].

Die dem Niederpreußischen entsprungenen mennonitischen bzw. osteuropäischen und panamerikanischen Dialekte bezeichnen sich als Plautdietsch.[8] Dieser Name geht auf ein System von Vokalbrechungen zurück (z. B.: kurzes A wird Au), das sich ähnlich auch im Westfälischen finden lässt.

Daneben wird auch Nedderdütsch, -düütsch, -dütsk, -düütsk verwendet, sowie in den Niederlanden Nedersaksisch. Anders als die im englischen Sprachraum als Synonym für Low German anzutreffende Bezeichnung Low Saxon bezieht sich der deutsche Ausdruck Niedersächsisch nur auf die westlichen niederdeutschen Mundarten, die direkt auf das Altsächsische zurückgeführt werden und dem Ostniederdeutschen gegenübergestellt werden, das auch durch das Niederfränkische in der Zeit der Deutschen Ostsiedlung beeinflusst wurde.
Geschichte der Bezeichnung

Aus der altniederdeutschen Zeit ist kein einheimischer Name für die altniederdeutsche Sprache belegt. In lateinischen Texten findet man den Ausdruck lingua Saxonica („sächsische Sprache“).[9]

In der mittelniederdeutschen Zeit wurde das Niederdeutsche von seinen Sprechern oft düdesch oder to düde genannt, besonders als Abgrenzung gegenüber fremden Sprachen und gegenüber dem Lateinischen. So gab es in manchen norddeutschen Städten im 15. Jahrhundert die düdeschen schrifscholen im Gegensatz zu den gelehrten Lateinschulen.[9]

Wenn man die eigene Sprache gegenüber dem Hochdeutschen oder dem Niederländischen abgrenzen wollte, konnte man Ausdrücke wie unse düdesch, sassesch düdesch oder moderlike sprake verwenden. Im 15. und 16. Jahrhundert waren Ausdrücke mit sassesch am gebräuchlichsten: sassesch oder sassesche sprake, später auch mit Vorsilbe: nedder-sassesch. Seit dem 16. Jahrhundert findet man auch die Bezeichnungen nedderdüdesch und nedderlendesch.[9]

Im 17. Jahrhundert kommt die Bezeichnung Plattdeutsch auf, der sassesch usw. verdrängt und zum allgemeinen Namen für das Niederdeutsche wird. Dieser neue Name für das Niederdeutsche kommt aus dem Niederländischen. Der früheste Beleg befindet sich in einem Neuen Testament, das 1524 in Delft gedruckt wurde. In Titel und Vorwort heißt es, das Buch sei in goede platten duytsche verfasst, also in guter klarer Volkssprache (im Gegensatz zur weniger gut verständlichen Gelehrtensprache). Das niederländische Adjektiv plat „flach, eben“ bedeutet dabei nicht „unberührt von der hochdeutschen Lautverschiebung“ oder „vom flachen Lande“, sondern „klar, deutlich, jedermann verständlich“[9] im Sinn von „unverstellt, unbehindert“.[10][11]

Die Bezeichnung der eigenen örtlichen Varietät als Platt ist nicht nur im Niederdeutschen verbreitet, sondern auch im Westmitteldeutschen.[12]

Das Niederländische wurde teils noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts als „Niederdeutsche Sprache“ (Nederduitsche Taal) bezeichnet, die niederländische reformierte Kirche hieß bis Mitte des 20. Jahrhunderts noch offiziell „Niederdeutsche reformierte Kirche“ (Nederduitsch Hervormde/Gereformeerde Kerk). Eine bedeutende Strömung der protestantischen Kirche in Südafrika heißt bis auf den heutigen Tag offiziell Nederduitsch Hervormde Kerk (siehe auch Niederländisch (Name)).

Ein deutsches Synonym ist das Wort Plattdeutsch. Der Unterschied zwischen den beiden Bezeichnungen besteht darin, dass Niederdeutsch eher der Fachausdruck ist, während Plattdeutsch der volkstümlichere Ausdruck ist.[13]
Stellung des Niederdeutschen

Der Status des Niederdeutschen gilt in der Sprachwissenschaft aufgrund heutiger Bewertung als umstritten. Es gibt historische begründete Wertungen und aktuelle Bewertungen abseits der linguistischen Entwicklung und der hisorischen Bedeutung. Für eine Kategorisierung als bloße „Dialekte“ spricht die heute angenommene funktionale Beschränktheit, die Goossens, Sanders und Stellmacher anführen,[14]. Dagegen liefert das formale Inventar wie auch die Selbsteinschätzung der Mehrheit der Sprecher die notwendigen Argumente für eine Kategorisierung als eigenständige Sprache[15]. Dabei ist das Niederdeutsche selbst veilfältig und teilt sich in verschiedene Dialekte auf. Mit dem Ende des Kaiserreichs verlor die Sparche ihre Stellung als Schulsprache und wurde nicht zuletzt deshalb als Idiom im 20. Jahrhundert nicht mehr kodifiziert, obwohl darin Literatur entstanden ist und weiterhin entsteht (z. B. Fritz Reuter, Klaus Groth und andere). Selbst Thomas Mann verwendet in den Buddenbrooks an charakteristischen Stellen das Niederdeutsch seiner Heimatstadt Lübeck, und zwar nicht nur für die sogenannten kleinen Leute. (In historischem Zusammenhang ist interessant, dass das lübische Niederdeutsch im Mittelalter die lingua franca der Hanse war, siehe unten). An diesem Werk (und ebenfalls an Uwe Johnsons Romantetralogie Jahrestage) kann man die historische Abgrenzung dieser Sprachen bis in die unmittelbare Gegenwart besonders gut veranschaulichen.

Nach Heinz Kloss handelt es sich beim Niederdeutschen um eine scheindialektisierte Abstandsprache, also im Grunde zwar um eine eigene Sprache – wegen genügend großer Unähnlichkeit zum Deutschen und historischer Autonomie –, die aber trotzdem heute als deutscher Dialekt angesehen wird, weil die standardsprachlichen Funktionen nun von der Dachsprache Hochdeutsch übernommen werden (Scheindialekt).[16] Die Auffassung, dass die Unähnlichkeit zwischen Niederdeutsch und Deutsch genügend groß sei, um das Niederdeutsche als eigene (Abstand-)Sprache zu betrachten, ist jedoch in der Sprachwissenschaft nicht unbestritten. So hält Ulrich Ammon das Niederdeutsche für einen »Grenzfall der Ähnlichkeit, bei dem sich aufgrund der bisherigen, lediglich intuitiven Handhabung des Ähnlichkeitskriteriums nicht jeder Kenner der Sachlage gleich entscheidet«, erachtet jedoch wegen der Überdachung durch das Deutsche und wegen der Selbsteinschätzung der Sprechenden eine Zuordnung des Niederdeutschen als Dialekt der deutschen Sprache für gerechtfertigt.[17]

Das Niederdeutsche ist im Rahmen der Sprachencharta des Europarats in den Niederlanden (Nedersaksisch) und in Deutschland offiziell anerkannt und geschützt. In Deutschland sind die diesbezüglichen Regelungen 1999 in Kraft getreten. In einigen bundesdeutschen Ländern gibt es gesetzliche Regelungen gegen die Diskriminierung des Niederdeutschen. So sind in Schleswig-Holstein die Behörden verpflichtet, Anfragen und Anträge auf Plattdeutsch zu bearbeiten, und berechtigt, auch auf Plattdeutsch zu beantworten. Der Bundesgerichtshof hat festgestellt, dass auch Patent- und Gebrauchsmusteranmeldungen beim Deutschen Patent- und Markenamt in München auf Plattdeutsch eingereicht werden können, diese werden allerdings als „nicht in deutscher Sprache abgefasst“ angesehen, bedürfen also einer Übersetzung.[18] Im Gegensatz zu der – wesentlich auf die Spezialnorm des § 4a GebrMG (parallel dazu § 35 PatG) gestützten – Rechtsauffassung des BGH in dieser Entscheidung gehen andere Juristen und Gerichte aber davon aus, dass der Begriff Deutsche Sprache sowohl die hochdeutsche als auch die niederdeutsche Sprache einschließt; nach dieser Rechtsauffassung ist neben Hochdeutsch auch Niederdeutsch als Teil des Deutschen eine Amtssprache Deutschlands. In Schleswig-Holstein wird diese Rechtsauffassung vertreten.[19]

In der Wissenschaft hat sich eine niederdeutsche Philologie bereits in den Anfängen von der übrigen deutschen Philologie verselbständigt. Die Mehrzahl der Sprecher des Niederdeutschen war immer von der Eigensprachlichkeit des Niederdeutschen überzeugt. Das Niederdeutsche hat einen eigenständigen Wortschatz und eine Grammatik, die von der hochdeutschen erheblich abweicht. Teile des Wortschatzes stimmen nicht mit dem Hochdeutschen, dafür aber mit dem Niederländischen überein.
Anzahl der Sprecher

Die Anzahl der aktiven Sprecher des Niederdeutschen wird für Deutschland oft mit rund sechs Millionen beziffert,[20] davon etwa vier Millionen, die die Sprache gut bis sehr gut beherrschen.[21] Nach vorgenannter Quelle erhöht sich jedoch die Gesamtanzahl der aktiven Sprecher um diejenigen Personen, die die Sprache mäßig gut sprechen, auf knapp elf Millionen (zusätzliche 23 Prozent in den Erhebungsgebieten). Hinzu kommen die rund 200.000 Sprecher des Plautdietschen, die überwiegend außerhalb der Erhebungsgebiete wohnen und somit von den Erhebungen nicht erfasst wurden, sowie mehrere zehntausend Pommerschsprechende (Pomeranos) in Brasilien, insbesondere in Santa Maria de Jetibá (Staat Espírito Santo)[22]. Die Anzahl der passiven Sprecher, also derjenigen Menschen, die Niederdeutsch verstehen, wird vielfach mit zehn Millionen und mehr für Deutschland angegeben, könnte allerdings wesentlich höher liegen (s. o.). In den Niederlanden sprechen nach einer Erhebung aus dem Jahre 2003 rund 1,5 Millionen Menschen die dortigen Dialekte der Sprache (Sassisch).[23] In Dänemark spricht nur noch ein Bruchteil der deutschen Minderheit (ca. 20.000) das Nordschleswigsch (auch: Nordschleswiger Platt) – einen Dialekt des Schleswigschen. Insgesamt dürfte die Anzahl in Niederdeutsch-Sprecher in Europa, die die Sprache relativ gut beherrschen, höchstens acht Millionen betragen; aus den Staaten außerhalb Europas, in denen Niederdeutsch (oft in der Varietät Plautdietsch) gesprochen wird, liegen zumeist keine genauen Zahlenangaben vor. Die Anzahl der niederdeutschen Muttersprachler wird auf etwa eine Million bis vier Millionen geschätzt.

Sprachgeschichte

Niederdeutsche Sprache 800px-Ortsschild_Emlichheim_-_Emmelkamp
Deutsch-niederdeutsches Ortsschild in Emlichheim (niederdeutsch Emmelkamp)

Durch die Völkerwanderung breiteten sich die Sachsen – und damit auch ihre Sprache – nach Süden, Südwesten und nach England aus. Die auf dem Kontinent verbliebenen Sachsen wurden von Beda Venerabilis als „Altsachsen“ bezeichnet – daher der Name „Altsächsisch“ für die älteste Stufe der niederdeutschen Sprache. Die altsächsische Sprache breitete sich über ein Gebiet aus, das die heutigen Regionen Holstein (ohne Ostholstein), Stormarn, Niedersachsen, Börde, Harz, Westfalen und die östlichen Niederlande umfasste. Im Wendland (Wenden wurden die Slawen von den Sachsen genannt) gab es noch jahrhundertelang ein slawisch-sächsisches Mischgebiet.

Die angelsächsischen Dialekte und das Altenglische weisen starke Übereinstimmungen mit dem Niederdeutschen (Altsächsischen) auf, da die germanische Bevölkerung Großbritanniens ursprünglich im heutigen Norddeutschland beheimatet war. Aufgrund des starken Einflusses der von den dänischen und norwegischen Wikingern eingebrachten altnordischen Sprachelemente sowie der späteren französischen (normannischen) Sprachüberlagerung und der Erosion der englischen Grammatik während des Mittelalters haben sich diese Gemeinsamkeiten stark verringert, auch wenn die Verwandtschaft noch deutlich sichtbar ist. So hat das Englische seinen westgermanischen Grundcharakter nie verloren.

Niederdeutsche Sprache 800px-Gettorf_-_Tafel_an_der_Teufelsplastik_-_in_Niederdeutsch
Ein niederdeutscher Text (Tafel an der Teufelsplastik in Gettorf (Schleswig-Holstein) – mit der Legende zum Teufelsstein in Königsförde)

Mit Beginn der Ostsiedlung (Ostkolonisation) breitete sich die altniederdeutsche, seit etwa 1225 mittelniederdeutsche Sprache, weiter nach Osten aus. Neue große Sprachlandschaften entstanden: Mecklenburgisch, Pommersch, Südmärkisch (Brandenburgisch), Niederpreußisch (nicht zu verwechseln mit der baltischen altpreußischen Sprache) und das Niederdeutsche in den Städten und auf den Gutshöfen im Baltikum und in Skandinavien. Außerdem verzeichnete das Mittelniederdeutsche Gebietsgewinne in Schleswig, wo es das Dänische und Nordfriesische nach Norden drängte, und in Ostfriesland, wo es das Ostfriesische verdrängte. All diese neuen Sprachgebiete des Niederdeutschen sind sogenannte Kolonisationsschreibsprachen oder Kolonisationsmundarten, die einige Besonderheiten in der Grammatik und im Wortschatz aufweisen. So lautet der Einheitsplural der Verben noch heute in den Dialekten des Altlandes (bereits in altsächsischer Zeit niederdeutschen Sprachgebiets) lautgesetzmäßig -(e)t, also anstelle des hochdeutschen wir mach-en, ihr mach-t, sie mach-en im Westniederdeutschen: wi maak-t, ji maak-t, se maak-t. Im Ostniederdeutschen, im Schleswiger Platt und im Ostfriesischen Platt lautet er hingegen -en, also wi mak-en, ji mak-en, se mak-en.

Niederdeutsche Sprache 640px-Bugenhagen_Kirchenordnung_HL
Titelblatt von Der Keyserliken Stadt Lübeck Christlike Ordeninge – die Kirchenordnung von Lübeck 1531

Das Niederdeutsche war einst eine bedeutende Schriftsprache. So wurde sie neben Latein auch in Urkunden und Gesetzestexten verwendet. Eine große Bedeutung nehmen auch theologische Schriften ein, so gab es Ende des 15. Jahrhunderts bereits mehrere Bibelübersetzungen (Kölner Bibel, Lübecker Bibel). Die Bedeutung des Niederdeutschen als Schriftsprache nahm jedoch im 16. Jahrhundert ab. In der Reformationszeit stieg die Zahl der niederdeutschen Drucke anfangs an: So ist etwa die von Johannes Bugenhagen verfasste Lübecker Kirchenordnung auf Niederdeutsch geschrieben. Von Bugenhagen stammt auch eine niederdeutsche Fassung der Luther-Bibel.[24] Daran wird zweierlei sichtbar: einerseits die große Bedeutung des Niederdeutschen als Verkehrssprache für den gesamten norddeutschen Raum, so dass eine eigene Bibelübersetzung dafür notwendig erachtet wurde, andererseits zugleich die im Wesentlichen bereits erfolgte Unterordnung des Niederdeutschen unter das Hochdeutsche. Denn das große Vorbild, die luthersche Bibelübersetzung, setzte sich selbst in Norddeutschland gegen die „bugenhagensche Konkurrenz“ durch.

Die von Lübeck dominierte Hanse hatte damals ihre Blütezeit schon überschritten. Das Lübecker Niederdeutsch war ihre Verkehrssprache (siehe Hansesprache) und lange Zeit die lingua franca des Nord- und Ostseeraumes. Unter Sprachforschern bezeichnet man diese sprachgeschichtliche Entwicklungsperiode als Mittelniederdeutsch (ungefähr 1200–1600). Unter „Mittelniederdeutsch“ versteht man also nicht nur die Schriftsprache, sondern auch die vielfältigen Dialekte der damaligen Zeit (die sich heute jedoch nur schwer rekonstruieren lassen). In der mittelniederdeutschen Schriftsprache hingegen liegen zahllose, bis in die Neuzeit hinein verfasste schriftliche Dokumente, Bücher und Urkunden vor. Sprachzentrum der damaligen Zeit war die Hansemetropole Lübeck; nach dem Zusammenbruch des Städtebundes wurde das Niederdeutsche auf regionaler Ebene lange weiterverwendet, vorwiegend mündlich.

Als Schriftsprache wurde es aber in ganz Norddeutschland immer mehr vom Hochdeutschen verdrängt und sank auf Dialektniveau. Der fortschreitende Niedergang des Niederdeutschen vollzog sich in zwei Phasen. Um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert musste das Niederdeutsche zunächst den Schriftsprachenstatus an das Hochdeutsche abtreten. Nach den Kanzleien der Fürsten und Städte ging auch das gebildete Bürgertum im schriftlichen Sprachgebrauch zum Hochdeutschen über. Zwar bediente sich der größte Teil der norddeutschen Bevölkerung im mündlichen Umgang weiterhin des Niederdeutschen, doch sein Funktions- und Prestigeverlust wirkte sich so nachhaltig aus, dass im Laufe der Zeit eine gesellschaftliche Schicht nach der anderen das Hochdeutsche annahm. Schließlich war die alte Sprache der Region fast nur noch in der Form der Alltagsmundart „kleiner Leute“, und hier insbesondere der Landbevölkerung, lebendig.

Im Zuge der Entwicklung zur modernen Gesellschaft wurden dann die Entfaltungs- und Überlebenschancen des Niederdeutschen immer stärker beschnitten. Die sozialen Prozesse des 19. und 20. Jahrhunderts bedrohten seine Existenz selbst als randständige Volkssprache. Industrialisierung und Urbanisierung schränkten die Möglichkeit zum Gebrauch des nunmehr mundartlichen Niederdeutschen nicht nur immer weiter ein, sondern führten letzten Endes häufig auch zur Auszehrung und Auflösung der örtlichen Sprachgemeinschaft, in der die regionale Volkssprache ihren eigentlichen Lebensraum besaß. Die Bürokratisierung des gesellschaftlichen Lebens, die allgemeine Pflicht zum Besuch der in der Fremdsprache Hochdeutsch gehaltenen Schulen und nicht zuletzt seit Mitte des 20. Jahrhunderts der Einfluss der ausschließlich hochdeutschen Massenmedien förderten und festigten endgültig den Übergang der Bevölkerungsmehrheit zum Hochdeutschen als Gemeinschaftssprache.

In einem langen Prozess wurde das Niederdeutsche aus Kirche, Schule, Politik, Literatur und Wissenschaft verdrängt, ab dem 20. Jahrhundert auch aus den meisten Familien. Aber auch massive Zuwanderungen von Menschen aus anderen Dialekträumen nach dem Zweiten Weltkrieg haben zur Erosion der Sprache in den vergangenen 50 Jahren beigetragen. Regionale Wiederbelebungsversuche können diesen von den Massenmedien zusätzlich beschleunigten Vorgang nicht aufhalten.
Grenzen des Niederdeutschen

Niederdeutsche Sprache 800px-Deutsche_Mundarten
Die nieder- und hochdeutschen Dialekte in ihrer historischen Verbreitung und die verschiedenen Einteilungsmöglichkeiten in die drei Hauptgruppen (Animation; für Einzelausschnitte einfach anklicken und „Esc“ drücken)

Historisches Sprachgebiet

Das historische Sprachgebiet des Niederdeutschen erstreckte sich von der Nordseeküste bis nach Estland und umfasste nach einer inzwischen überholten Einteilung auch das Niederländische.

Wegen der Vertreibung der deutschen Bevölkerung im und nach dem Zweiten Weltkrieg ist die niederdeutsche Sprache in den heute zu Polen und Russland gehörigen Gebieten weitgehend ausgestorben. Das Niederländische und die niederfränkischen Dialekte, einschließlich des mit ihm eng verwandten Niederrheinischen, werden heute auf eine andere Sprachebene kategorisiert.

Das auf friesisch-niederdeutsche Varietäten zurückgehende Plautdietsch der Russlandmennoniten hat sich hingegen von der Ukraine her in verschiedene Gegenden der Welt verbreitet und wird heute beispielsweise in den USA, in Mexiko, in Brasilien oder in Kasachstan gesprochen.
Heutiges Sprachgebiet und dessen allgemeine Abgrenzung

Niederdeutsch im heutigen Sinne umfasst die norddeutschen Dialekte Niedersächsisch (Westniederdeutsch) und Ostniederdeutsch. Als Südgrenze zählt entweder die Benrather Linie (maken/machen-Isoglosse) oder die ein wenig nördlicher gelegene Uerdinger Linie (ik/ich-Isoglosse). Die letzte umfassende Erhebung von 1984 zum Sprachstand des Niederdeutschen wies für die damalige Bundesrepublik Deutschland rund acht Millionen Sprecher der Regionalsprache aus. Für das Jahr 2006 ist von maximal fünf bis acht Millionen Sprechern auszugehen. Allerdings ist spätestens seit den 1960er Jahren ein massiver Rückgang der aktiven Sprecher zu konstatieren. Untersuchungen im Emsland und in der Grafschaft Bentheim haben ergeben, dass in den letzten beiden Jahrzehnten die Zahl der aktiven Sprecher unter den Kindern massiv gesunken ist und die aktive Beherrschung in den vergangenen Jahren bis auf verschwindend kleine Reste quasi erloschen ist.[25]

Die Varietäten im Nordosten der Niederlande gehören historisch gesehen zum Niederdeutschen. Linguisten kategorisieren sie als niedersächsische Varietäten in den Niederlanden, insofern als niederländische Dialekte. Das Niederländische als Dachsprache hat inzwischen einen erheblichen Einfluss auf die Aussprache der Varietäten, genauso wie umgekehrt die hochdeutsche Dachsprache auf die niederdeutschen Varietäten in Norddeutschland.[26]

Die niederländische Sprache und die niederfränkischen Dialekte leiten sich vornehmlich vom Altfränkischen ab. Die niedersächsischen Dialekte, die heute zusammen mit den ostndd. Dialekten als Niederdeutsch bezeichnet werden, leiten sich vornehmlich vom Altsächsischen ab. Diese westgermanische Sprachen haben die zweite Lautverschiebung nicht mitgemacht und werden daher auf der übergeordneten Sprachebene unterhalb der nordseegermanischen Sprachen dem niederdeutschen Sprachzweig zugeordnet, der allein der hochdeutschen Sprachebene gegenübersteht. Auf die unterschiedliche Herkunft gehen eine Reihe phonetischer, lexikalischer und grammatischer Unterschiede zurück, darunter etwa im Niederländischen die Bildung des Partizips Perfekt mit ge- oder die Konjugationsendungen.

Im Mittelalter nannten sich alle festlandgermanischen Sprachen ohne jegliche politische Bedeutung einfach nur „deutsch“. Dieses Wort „deutsch“ stand schlicht für „allgemeinverständlich“, „volkssprachlich“ und im weitesten Sinne auch für „germanisch“. Im kontinentalgermanischen Sprachraum waren seine Sprachen und Dialekte in einem engen Dialektkontinuum miteinander verbunden und man nannte sie „deutsch“. Dazu gehörte einst sogar das Altenglische, das mit dem Altniederdeutschen in enger sprachlicher Verbindung stand.

Im Hochmittelalter und der Frühen Neuzeit bildeten sich im Raum der als „niederen Lande“ bezeichneten Gebiete des heutigen Belgiens, der Niederlande und Norddeutschlands zwei bedeutende Schrift- und Urkundensprachen heraus. Im Gebiet Belgiens, der Niederlande und des Niederrheins waren dies das Mittelniederländische, welches durch die auf der Dordrechter Synode 1618 beschlossene und 1637 erstmals veröffentlichte niederländische Bibelübersetzung Verbreitung fand. Gebräuchliche Bezeichnungen für das Niederländische waren Diets, Duuts oder Nederduits(ch). Erst im 19. Jahrhundert wurde der Begriff Nederduits(ch) in den Niederlanden ersetzt durch Nederlands; als definierendes Ereignis für diesen Bedeutungswechsel kann die im Januar 1816 beschlossene Umbenennung der Niederländisch-reformierten Kirche von Nederduits Gereformeerde Kerk in Nederlands Hervormde Kerk betrachtet werden. Die andere Sprache war das Mittelniederdeutsche, das seinerseits weit nach Skandinavien ausstrahlte und auch in den östlichen Niederlanden, in den Provinzen Groningen, Drenthe, Overijssel und Gelderland (dem Achterhoek und der Veluwe) verwendet wurde. Bedingt wurde dieser Sprachgebrauch dadurch, dass der größte Teil dieses Gebietes zum Stammesgebiet der Sachsen, genauer gesagt Westfalen, gehörte. Aber dieses Mittelniederdeutsch war bereits stark vom Mittelniederländischen beeinflusst, das seinerseits in das gesamte Niederstift Münster und den angrenzenden Gebieten ausstrahlte. Der Einfluss des Mittelniederländischen im westfälischen Raum endete erst an den westlichen Grenzen des Bistums Paderborn.

In den Gebieten Kleve, Jülich (Niederrhein) und des Bergischen Landes fand das Mittelniederdeutsche als Schriftsprache keinen Eingang. Dort wurde ein von diesem beeinflußtes Mittelniederländisch verwendet. Ebenfalls unter starkem Einfluss des Mittelniederländischen stand zu jener Zeit das Altfriesische im heutigen Westfriesland, das nun völlig von diesem überlagert wurde. Nach dem letzten Hansetag im Jahr 1664 verfiel diese Sprache in den Dialektstand und wurde langsam schriftlos, da immer mehr norddeutsche Territorien das durch Martin Luthers Bibelübersetzung verbreitete Hochdeutsche als Kanzleisprache übernahmen. Doch erst im 19. Jahrhundert wurde das Niederländische auf dem Gebiet der Batavischen Republik und das Hochdeutsche auf dem gesamten Gebiet der heutigen Staaten Deutschland und Österreich über die Allgemeine Schulpflicht zur Standardsprache.

Im Bereich des heutigen Belgien sank das Niederländische jedoch auf die Stufe einer nur noch mündlich gebrauchten Sprache herab und war schriftlos. In diesem Gebiet herrschte, als sogenanntes „Burgundisches Erbe“, die französische Sprache als Literatur-, Kultur- und Schriftsprache vor. Im 18. Jahrhundert schien es, als wolle das Niederländische nunmehr in zwei oder drei separate Sprachen zerfallen. Während in den Niederlanden das Neuniederländische, das nun sehr vom Sprachgebrauch der holländischen Provinzen geprägt war, gesprochen wurde, entstand in den Spanischen Niederlanden nun der Versuch, aus den dort vorherrschenden Dialekten ein standardisiertes „Südniederländisch“ zu entwickeln. Man begann auf der Basis des Westflämischen und des Brabantischen verschiedene Schriftsysteme zu entwickeln. Einer der bekannteren Vertreter dieser Standardisierungsversuche war Jan Des Roches, der 1761 aus verschiedenen westflämischen Dialekten eine Schriftsprache entwickelt hatte. Diese konnte sich aber nicht allgemein durchsetzen. So blieb diese Schriftsprache nur bei den Flamen im Gebrauch und wurde in den sogenannten „Drei Flandern“ (West-, Ost- und Französisch-Flandern) verwendet. Da in Französisch-Flandern im Gegensatz zu West- und Ostflandern die moderne niederländische Schriftsprache nie Eingang gefunden hat, schreiben die Westhoek-Flamen als einzige des niederländischen Sprachgebietes in einem Stil, der sich aus dem von de Roches entwickelten „Südniederländischen“ ableiten lässt.

Ab 1803 begann man schließlich mit dem Versuch, die moderne niederländische Schriftsprache für die niederländischsprachige Bevölkerung Belgiens zu übernehmen und durch regionale „südniederländische“ Wörter und Redewendungen anzureichern. So wurde durch den Arzt van Daele begonnen, für dieses Vorhaben ein „Großes Wörterbuch des Südniederländischen“ aufzustellen. Dieses Wörterbuch folgte der damals amtlichen Grammatik und Rechtschreibung der Niederlande. In der Zeit zwischen 1815 und 1830 war Belgien im kurzlebigen Vereinigten Königreich der Niederlande mit dem nördlichen Sprachgebiet vereinigt. Doch bereits 1830 erklärte Belgien seine Unabhängigkeit, und diese wurde 1839 von den Niederlanden anerkannt. Infolge des belgischen Sprachenstreits wurde 1878 die moderne niederländische Schriftsprache in Belgien als nationale Schriftsprache der Flamen anerkannt.

Das Niederländische begann nun, alle Dialekte in seinem Geltungsbereich zu beeinflussen und zu überlagern. Diese Überlagerung erfolgte jedoch nur in unterschiedlichen Graden. Aber heute gelten die niederländischen Dialekte in West- und Ostflandern noch am reinsten und diese weichen stärker von der Hochsprache ab als beispielsweise die niedersächsischen Dialekte der Ostniederlande.
Zuordnung des Niederrheinischen

Die traditionelle Zuordnung des Niederrheinischen zum Niederdeutschen wird in der heutigen Germanistik als sehr problematisch angesehen. Denn das Niederrheinische entstammt nicht wie niederdeutschen Dialekte dem Altsächsischen, sondern es gehört zum Niederfränkischen. Demnach sind die am Niederrhein vorherrschenden Dialekte sprachtypologisch auch enger mit den angrenzenden niederländischen als mit den benachbarten deutschen verwandt. Diese traditionelle Zuordnung des Niederfränkischen bzw. des Niederrheinischen zum Niederdeutschen wurde durch die Tatsache erklärt, dass auch diese Sprachvariante die zweite Lautverschiebung (größtenteils) nicht vollzogen hatte.

Nur in den südöstlichen Dialekten des Niederfränkischen, diese werden heute in der Germanistik als Südniederfränkisch bezeichnet, wurde diese Lautverschiebung teilweise durchgeführt und rückt diesen Dialektbereich in die Nähe des Ripuarischen und damit zum Mitteldeutschen. Dieses lässt sich mit der sogenannten Kölner Expansion des 15. Jahrhunderts erklären und diese strahlte weit bis in den niederländischen Sprachraum aus. So entstand als Folge dieser Expansion zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert die ik/ich-Linie als neue Ausgleichsgrenze zwischen dem Mitteldeutschen (Ripuarischen) und dem eigentlichen Niederdeutschen. Dadurch ist es erklärlich, dass vom Dialektstand her einige der in Nordwestdeutschland gesprochenen niederfränkischen Varietäten auch den benachbarten mittelfränkischen Mundarten ähneln. Daher wäre eine Zuordnung des Niederfränkischen zum Niederdeutschen aufgrund dieser Sprachmerkmale nicht gerechtfertigt. Historisch gesehen gilt auch die Ansicht als überholt, es habe ein (Ur-)Deutsch gegeben, das sich in Niederdeutsch und Hochdeutsch aufgespalten habe (Siehe hierzu auch westgermanische Sprachen). Erst nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich die Dialekte auf beiden Seiten der Grenze den jeweiligen Standardsprachen Niederländisch und Deutsch angenähert, so dass man heute von deutschen Mundarten am Niederrhein sprechen kann. Zuvor wurden diese Varietäten auch als „niederländisches Sprachgebiet am Niederrhein“ bezeichnet. Dem kam entgegen, dass die niederländische Sprache bis ins 19. Jahrhundert in der Region verwendet wurde.

Eine Möglichkeit besteht für den Sprachforscher darin, das Niederrheinische in der Literatur über niederdeutsche Mundarten nicht zu beschreiben. Alternativ kann das Niederrheinische als eigenständige Einheit, d. h. als Teil des Rheinmaasländischen, irgendwie mit dem Niederdeutschen verknüpft werden. Ein direktes Einordnen ins Westniederdeutsche verbietet sich demnach aus sprachhistorischen und sprachtypologischen Gründen[27], und die traditionelle Zuordnung des Niederrheinischen in das Niederdeutsche findet sich heute nur noch in der sekundär-wissenschaftlichen Literatur wieder.

Die niederfränkischen Dialekte sind in allen Sprachgebieten auf dem Rückzug, da sie durch die beiden Hochsprachen Niederländisch und Deutsch überlagert werden. In den Städten sind die Dialekte fast verschwunden. Allein in ländlichen Gegenden werden sie tagtäglich noch von der Bevölkerung gesprochen.

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Andy
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Niederdeutsche Sprache Empty Teil 2

Beitrag  Andy Mo Jul 21, 2014 8:31 pm

Gliederung des Niederdeutschen
Dialekte in Deutschland

Die niederdeutschen Dialekte werden in der Regel wie folgt gegliedert:[28]

Westniederdeutsch, auch Niedersächsisch genannt (westliches Norddeutschland)
Nordwestniederdeutsch
Schleswigisch
Holsteinisch
Nordniedersächsisch
Ostfriesisch (nicht der ostfriesischen Sprache)
Westfälisch
Ostfälisch



Ostniederdeutsch (in Deutschland: Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und nördliches Sachsen-Anhalt – und aussterbend in den ehemaligen deutschen Ostgebieten Pommern, Ostpreußen, Westpreußen, Memelland – im heutigen Polen, Litauen sowie Russland)
Märkisch
Mecklenburgisch-Vorpommersch
Ostpommersch
Niederpreußisch
Plautdietsch

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Die dialektale Einteilung der niederdeutschen Mundarten[29]

Diese Einteilung basiert allerdings in erster Linie auf geographischen (westliche und östliche Hälfte) und historischen (primäres und sekundäres Siedlungsgebiet) Kriterien, aber fast gar nicht auf sprachlichen (Ausnahme: Pluralendung des Verbs im Präsens). In linguistischer, also in lautlicher und grammatischer Hinsicht, gehören das westniederdeutsche Nordniedersächsische und das ostniederdeutsche Mecklenburgisch-Vorpommersche enger zusammen. Neben der Ost-West-Gliederung gibt es deshalb auch eine Nord-Süd-Gliederung, die Nordniedersächsisch und Mecklenburgisch-Vorpommersch zu Nordniederdeutsch, Westfälisch, Ostfälisch und Märkisch zu Südniederdeutsch zusammenfasst, da z. B. das westniederdeutsche Westfälische und das ebenfalls westniederdeutsche Nordniederdeutsche wenig gemeinsam haben.[30]

In den größeren Städten in Norddeutschland gibt es neben den älteren niederdeutschen Stadtdialekten auch hochdeutsche Stadtdialekte, wie das hamburgische Hochdeutsch oder das Ruhrdeutsch, die sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert in der städtischen Oberschicht entwickelt und durchgesetzt haben und nicht zum Niederdeutschen zählen. Sie haben allenfalls ein niederdeutsches Substrat aufzuweisen, in der Form einiger Merkmale in Sprachlehre, Wortschatz, Satzbau oder Lautung.
Dialekte in den Niederlanden

Die Dialekte in den Niederlanden sind der niederfränkische, niedersächsische und westfriesische Sprachzweig. Über diesen Sprachzweigen hinweg steht die niederländische Dachsprache mit seiner eigenständigen Sprachtradition. Alle drei Sprachzweige auf niederländischem Territorium werden daher auch als niederländische Dialekte bezeichnet. Die niedersächsischen Dialekte in den Niederlanden gliedern sich folgendermaßen:

Westerkwartiers
Kollumerpompsters
Kollumerlands
Middaglands
Midden-Westerkwartiers
Zuid-Westerkwartiers
Gronings und Noord-Drents
Hogelandsters
Stadsgronings
Westerwolds
Veenkoloniaals
Oldambtsters



Stellingwerfs
Midden-Drents
Zuid-Drents
Twents
Twents-Graafschaps
Gelders-Overijssels
Achterhoeks
Sallands
Urkers
Veluws
Oost-Veluws
West-Veluws

Weitere Länder

Im Ausland gibt es folgende niederdeutsche Dialekte:

Plautdietsch (in Kanada, USA, Südamerika, Mittelamerika, Russland, Zentralasien; die Sprecher sind vor allem Mennoniten, deren Vorfahren von der Weichselmündung bei Danzig ausgewandert sind; wegen der Rückwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion momentan mit der größten Sprecherzahl in Deutschland)
Nicht-mennonitische Dialekte aus verschiedenen Gebieten Norddeutschlands und der östlichen Niederlande (besonders in Kanada, USA und Brasilien; darunter im 19. Jahrhundert von Schleswig-Holstein und Pommern aus in den Mittleren Westen der USA und von Pommern aus ins südliche Brasilien (Pomerano) verpflanzte und dort weiterentwickelte spezifisch amerikanische Mundarten des Niedersächsischen)

Mischsprachen aus Hochdeutsch und Plattdeutsch

Teilweise auch mit Sprachelementen weiterer Sprachen:

Missingsch
Petuh

das Kollumerpompsters mit starkem Einfluss durch die westfriesische Sprache wird allgemein als niedersächsischer Dialekt eingestuft

Aus dem Plattdeutschen hervorgegangen sind u. a.

zahlreiche Wörter der Seemannsprache
die Kedelkloppersprook in Hamburg

Historische Phonologie
Die Zweite Lautverschiebung

Das Hochdeutsche entstand noch vor dem Mittelalter auf komplizierten Wegen durch die zweite oder hochdeutsche Lautverschiebung. Da diese in allen anderen germanischen Sprachen nicht stattfand, ähneln viele Wörter der niederdeutschen Sprache den entsprechenden englischen, dänischen, schwedischen, norwegischen, isländischen und niederländischen Wörtern, z. B.:

Niederdeutsch Niederländisch Englisch Saterfriesisch Nordfriesisch Schwedisch Deutsch

Water water water woater weeder vatten Wasser

Vad(d)er vader father foar faader far Vater

Pann(e) pan pan ponne poon panna Pfanne

Solt zout salt soalt saalt salt Salz

Melk melk milk molk moolk mjölk Milch

Kopp kop cup kop kop kopp Kopf

In einigen westniederdeutschen Dialekten wird das g gleich wie im Niederländischen (nicht Flämischen) als stimmloses ch [x] gesprochen (für das stimmhafte ch [ɣ] wird ǧ geschrieben), im Westfälischen als stimmhaftes ch.

Niederdeutsche Konsonanten ↔ hochdeutsche Konsonanten

k → ch:

nd. nl. ik ↔ hdt. ich
nd. kaken, koken, nl. koken ↔ hdt. kochen
nd. nl. maken, engl. make ↔ hdt. machen

d → t:

nd. nl. dag, engl. day ↔ hdt. Tag

jedoch d → d: (wenn im Engl. th)

nd. dat, Doorn, nl. dat, doorn (engl. that, thorn) ↔ hdt. das, Dorn

t → s:

nd. nl. dat, wat, eten, engl. that, what, eat ↔ hdt. das, was, essen

t → z:

nd. Tied, Timmer, nl. tijd, mdartl. timmer, engl. tide, timber ↔ hdt. Zeit, Zimmer

t → tz:

nd. sitten, nl. zitten, engl. sit ↔ hdt. sitzen

p → f:

nd. slapen, slopen, nl. slapen, engl. sleep ↔ hdt. schlafen
nd. Schipp, nl. schip, engl. ship ↔ hdt. Schiff

p → pf:

nd. Peper, nl. peper, engl. pepper ↔ hdt. Pfeffer

v, w, f → b:

nd. Wief, Wiewer, nl. wijf, wijven, engl. wife, wives ↔ hdt. Weib, Weiber
nd. leev, leewer, nl. frühengl. lief ↔ hdt. lieb, lieber

Weitere Unterschiede zum Hochdeutschen

Es gibt weitere Unterschiede zwischen dem Hoch- und dem Niederdeutschen, die nicht aus der Zweiten Lautverschiebung resultieren. Diese treten nicht in allen plattdeutschen Dialekten auf. Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass im Westniederdeutschen die Aussprache mit s [s], im Osten (mit Ausnahme des Mecklenburg-Schwerinerischen) aber die Aussprache mit sch [ʃ] vorherrscht. Die Schreibweise ist im Niederdeutschen allerdings beiderseits der Elbe, anders als im Hochdeutschen bei jedem Wort, vornehmlich die mit bloßem s.

s → sch:

sl → schl:

westnd. slapen → hdt. schlafen

sm → schm:

westnd. smeren, Smeer → hdt. schmieren, Schmiere

sp → schp:

westnd. spitz, spiss → ostnd. hdt. spitz („schpitz“ ausgesprochen)

st → scht:

westnd. Steen → hdt. Stein („Schtein“ ausgesprochen)

sw → schw:

westnd. Swien → hdt. Schwein

Rechtschreibung

Das Niederdeutsche hat keine einheitliche oder verbindliche Rechtschreibung. Sprachwissenschaftler benutzen in der Regel eine phonetische Transkription, also eine Schreibung, die die Laute so genau wie möglich wiedergibt. Allerdings sind solche Texte für ein breites Publikum schwer zu lesen.

Die am häufigsten gebrauchte Rechtschreibung für niederdeutsche Texte ist die Rechtschreibregelung von Johannes Saß („Kleines plattdeutsches Wörterbuch. Nebst Regeln für die plattdeutsche Rechtschreibung“, Hamburg 1972). Sie lehnt sich an die hochdeutsche Rechtschreibung an und macht die Abweichungen besonders kenntlich. Allerdings ist diese Rechtschreibung weder verbindlich noch geographisch umfassend, und sie lässt auch eine gewisse Variabilität zu. Sie gilt primär für die nordniedersächsischen Dialekte, deren größerer Sprecherzahl im Vergleich zu anderen Dialekten auch das Vorherrschen „des Saß“ zu verdanken ist. Für das Westfälische mit seinen vielen Diphthongen ist sie weniger gut geeignet.[31]

Für die ostniederdeutschen Dialekte gibt es kein schriftliches Regelwerk, welches übliche Standards zusammenfasst. Jedoch gibt es eine erkennbare Konvention, welche im 19. Jahrhundert aufkam und die auch von der modernen mecklenburgisch-vorpommerschen Lexikographie verwendet wird. Sie unterscheidet sich von den Regeln Saß’ vor allem durch fehlende Vokalverdopplung, fehlenden Digraph ‹ie› für langes /i:/ sowie einige Sonderzeichen (Æ/æ bzw. Œ/œ, Å/å, Ę/ę), welche für Laute stehen, die im niedersächsischen Raum teilweise nicht mehr auftreten.
Grammatik

Niederdeutsch ist keine standardisierte Sprache, sondern eine Regionalsprache mit zum Teil sehr unterschiedlichen Dialekten. Eine umfassende grammatische Beschreibung des Niederdeutschen ist daher schwierig. Die folgende Darstellung basiert teilweise auf einer Kurzgrammatik von Wolfgang Lindow und orientiert sich vermutlich weitgehend an den Verhältnissen im Nordniedersächsischen.[32] Zu beachten ist, dass, wie man auch heute noch bei norddeutschen Sprechern des Hochdeutschen hört, das G im Auslaut, also am Ende des Wortes und am Silbenende vor Konsonanten, als CH gesprochen wird. Dies ist immer mehr als Relikt aufzufassen, war jedoch ursprünglich lediglich Ergebnis der Auslautverhärtung. (ɣ → x)
Genera

Substantive haben (wie im Hochdeutschen) drei Geschlechter: maskulin (m.), feminin (f.) und neutrum (n.):

de Mann („der Mann“), Akkusativ: den Mann
de Fru („die Frau“), Akkusativ: de Fru
dat Kind („das Kind“), Akkusativ: dat Kind

Das Geschlecht der Substantive ist bei manchen Wörtern nicht eindeutig festgelegt, und es stimmt auch nicht unbedingt mit dem Geschlecht des entsprechenden hochdeutschen Wortes überein:

de/dat Band (Bindfaden): m. oder n.
de Disstel (Distel): m. oder f.
de/dat Schiet (Dreck, Schmutz): m., f. oder n.
dat Liev (Körper (Leib)): n.
dat Been (das (Ge-)Bein; eng. bone): n.
de Been (das Bein; eng. leg): m.

In der Flexion ist im Vergleich zum Hochdeutschen häufig eine Vereinfachung des Formeninventars festzustellen. Jedoch finden sich vom Mittelalter bis zur Moderne Beispiele für das Vorhandensein aller Fälle mit ähnlicher Verwendung von Präpositionen und Artikeln wie in der deutschen Grammatik.[33][34]
Dativ, Akkusativ bzw. Objektiv

Man spricht beim Niederdeutschen oft von einem Subjektfall (dem Nominativ) und einem Objektfall (dem Akkusativ). Der Dativ scheint mit dem Akkusativ zusammenzufallen und der Genitiv wird durch eine präpositionale Verbindung umschrieben (Beispiel: mien Vadder sien Huus – „meines Vaters Haus“). Ein tatsächlicher Dativ findet sich allerdings noch in Relikten, da der Dativ Artikel ’n in Kontraktionen in fast allen Dialekten vorherrscht (s. u.).

Dabei tritt heute als ausgeschriebener Artikel für Dativ und Akkusativ nur den für männliche (und sächliche, s.u.) Substantive auf, der weibliche und sächliche bleiben unverändert. Im Gegensatz zum Deutschen wird der ursprüngliche mittelniederdeutsche Dativartikel den in vielen Dialekten kurz gesprochen und findet sich daher auch als dän oder denn geschrieben.[35]
Genitiv

Der Genitiv wird wie in allen germanischen Sprachen mit angehängtem -(e)s und dem Artikel „des“ gebildet. Mit dem Rückgang des Niederdeutschen nach der Renaissance ist er nahezu ausgestorben. Nur in bestimmten Konstruktionen, vor allem in Tageszeitangaben, findet er sich noch.

Tüügs maken – des Zeuges machen, als Beschreibung für Dummheiten; von Tüg, Zeug
eens Dags – eines Tages
’s Morrns – des Morgens
’s Nachts – des Nachts

Das Verkürzen des des ist dabei absolut üblich.

Heute wird der Genitiv zumeist durch eine Dativkonstruktion und das Possessivpronomen bzw. durch „von“ wie im Englischen und Französischen ersetzt.

Den Fischer siene Fru.
De Fru vun den Fischer.

In älterer Zeit fanden sich noch Doppelformen aus Konstruktion und Genitiv à la Des Fischer sien Fru.[36]
Plural

Den Plural bilden die Substantive auf unterschiedliche Weise:

Muster Singular Plural Deutsch

Umlautung des Stammvokals dat Huus de Hüüs das Haus, die Häuser

Verlängerung des Stammvokals* de Dag de Daag(/e/n) der Tag, die Tage

Endung -(e)n de Disch de Dischen der Tisch, die Tische

Endung -er dat Kleed de Kleder das Kleid, die Kleider

Endung -er mit Umlaut dat Book de Böker das Buch, die Bücher

Endung -s de Arm de Arms der Arm, die Arme

Keine Änderung de Fisch de Fisch der Fisch, die Fische

unregelmäßig de Mann de Mannslüd (traditionell auch de Manns) die Männer

(*) Überrest früherer Mehrsilbigkeit

Viele der Beispiele entstanden erst in späterer Zeit und entsprechen nicht dem Stand des Mittelniederdeutschen. So führt hüs eigentlich ein stummes E. (mnd. hüse), ebenso die Pluralendung -er(e). Ebenfalls fanden Wechsel der Klassen statt. „Kleid“ etwa existierte lange Zeit parallel in den Formen klede und kledere, wobei letzteres zuerst seltener war und später ob der Ähnlichkeit zum Hochdeutschen siegte. Auch die Pluralendung -s gewann erst in späterer Zeit an Boden, als Singular- und Pluralformen durch die Apokope des pluralen -e ununterscheidbar wurden (ebenso in -er(e)/-er(e)s). Das -e als Pluralendung kommt in den nordniedersächsischen Dialekten eigentlich nicht mehr vor und ist anderen Ableitungen gewichen bzw. abgefallen
Pronomen

Auch bei den Pronomen gibt es in der Regel nur einen Subjektfall (den Nominativ) und einen Objektfall (den Akkusativ).

Die Personalpronomen („ich, du, er, sie, es“ etc.) ähneln zum Teil dem Hochdeutschen, allerdings hat die dritte Person Singular maskulin eine andere Wurzel (he statt er). Die in Teilen Südwestfalens gebräuchlichen Pronomen (j)it bzw. ink (2. Pers. Pl. Nom. bzw. Akk.)[37] leiten sich aus den altsächsischen Dualformen „git“ (ihr beide) und „ink“ (euch beiden) ab.[38]


Gut hier brechen wir erst mal ab,wer sich weiter dafür interessiert,dem sei der Link empfohlen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Niederdeutsche_Sprache
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