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Adolf Eichmann - Organisator des Massentods

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Adolf Eichmann - Organisator des Massentods Empty Adolf Eichmann - Organisator des Massentods

Beitrag  Andy So Apr 10, 2011 8:51 pm

Vor 50 Jahren begann in Israel der Prozess gegen Adolf Eichmann. Er hatte während des Nationalsozialismus in Deutschland maßgeblichen Anteil am Tod von sechs Millionen Juden.

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Der Mann hinter dem Glas wird Tag und Nacht bewacht. Hier, im Bezirksgericht in Jerusalem, und auch in seiner drei mal vier Quadratmeter großen Zelle im Gefängnis, wo der Mann, der das personifizierte Böse sein soll, seine Memoiren schreibt. Israel macht diesem Deutschen, SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann, den Prozess – und dieser Prozess wird zum Spektakel, auf das die Welt fast neun Monate lang gebannt schaut, vom 11. April bis 15. Dezember 1961. Live übertragen amerikanische Filmkameras in alle Welt.

Die Aufmerksamkeit ist so groß, weil der damals 54-jährige Eichmann wesentliche Schuld an der organisierten Massentötung von sechs Millionen Juden tragen soll, die in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten gestorben sind. Deshalb macht ihm Israel den Prozess, unter dem Aktenzeichen 40/61 geht der Eichmann-Prozess in die Geschichte ein. Politische Beobachter zweifeln an der Legitimität eines Prozesses in Israel, und so zweifelt auch Eichmanns Verteidiger Robert Servatius dessen Rechtmäßigkeit an. Viele hätten Eichmann gern vor ein Internationales Gericht gestellt. Trotz dieser Einwände wird das Hauptverfahren eröffnet: Verbrechen gegen das jüdische Volk und Verbrechen gegen die Menschheit, Kriegsverbrechen und Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisation wirft das Gericht Eichmann in 15 Anklagepunkten vor. Neben John Demjanjuk, den Israel freispricht und der jetzt wieder in München vor Gericht steht, wird Eichmann bis heute der einzige Nationalsozialist bleiben, den Israel vor Gericht stellt. Und der einzige Mensch, den der Staat Israel nach einem Todesurteil hinrichten lässt: Tod durch den Strang, lautet am Ende das Urteil.

Effektive Tötungsmaschine
Für das, was Eichmann getan hat, findet die Journalistin und Politologin Hannah Arendt, die den Prozess beobachtet und beschreibt, ein eigenes Wort: „Schreibtischtäter“. Eichmann hat nicht selbst getötet, er hat den Massentod organisiert: In einer eigenen Behörde, die zunächst „Umsiedlungsreferat“, später „Judenreferat“ des Reichssicherheitshauptamtes oder schlicht IV B4 hieß und die Eichmann leitete. Als oberster Bürokrat hat Eichmann so von seinem Schreibtisch aus mit Anordnungen getötet. Auch, indem er die Deportationen in den Zügen der Reichsbahn organisierte, die Fahrpläne so koordinierte, dass die Massentransporte reibungslos funktionierten – und so für möglichst wenig Aufsehen sorgten. Später reiste Eichmann von KZ zu KZ, um zu kontrollieren, wie das Morden mit Gas am effektivsten funktionierte. Und bei der Wannseekonferenz, in der die sogenannte „Endlösung“ besiegelt wurde, führte Eichmann Protokoll.

Vor Gericht ist Eichmanns Position trotz dieser schweren Schuld eindeutig: Im juristischen Sinne sei er unschuldig, habe nur auf Befehl gehandelt, sagt er dem Gericht. In einem Interview mit dem ehemaligen niederländischen SS-Mann Willem Sassen hat er zuvor andere Worte gefunden, aus denen hervorgeht, wie tief er in der nationalsozialisitischen, antisemitischen Ideologie verwurzelt war: „Hätten wir von 10,3 Millionen Juden 10,3 Millionen Juden getötet, dann wäre ich befriedigt und würde sagen, gut, wir haben einen Feind vernichtet. (…) Ich war kein normaler Empfehlsempfänger, dann wäre ich ein Trottel gewesen, sondern ich habe mitgedacht, ich war ein Idealist gewesen.“ Erschienen ist das Interview, aus dem Geheimdienste und die Familie Eichmanns Teile herausgenommen haben, im amerikanischen Magazin Life (heute: Time). Geführt hat Sassen es, als Eichmann offiziell noch in seinem Versteck gelebt hat: In Buenos Aires, Argentinien. Denn ebenso spektakulär wie der Prozess waren die Flucht Eichmanns nach dem Kriegsende und die Art und Weise, wie er schlussendlich nach Israel gelangt war.

Verhaftung durch den Mossad

In sein Versteck in Argentinien ist Adolf Eichmann über Umwege gekommen. Immer wieder hat er nach dem Krieg den Namen gewechselt, hat seine Familie verlassen und ist als Waldarbeiter und Hühnerzüchter in die Lüneburger Heide auf einen Bauernhof gezogen. Seine Familie sieht er in dieser Zeit nicht.

Mit Hilfe katholischer Kreise kommt er über Südtirol und Italien nach Argentinien. In seinem Pass des Internationalen Roten Kreuzes steht einmal mehr ein neuer Name: Ricardo Clemens. So lebt Eichmann ab 1950 in Argentinien, holt seine Familie nach, wird zum vierten Mal Vater. Er arbeitet für die argentinische Tochter von Mercedes Benz. Wusste die deutsche Regierung, wo Adolf Eichmann ist? Lange war das ein großes Rätsel. Das ist jetzt gelöst: Mitte Januar 2011 bekam die „Bild“-Zeitung nach langen gerichtlichen Auseinandersetzungen Akteneinsicht in wesentliche Akten des Bundesnachrichtendienstes. Die Reporter fanden ein Papier von 1952, darauf das Unglaubliche: „ … EICHMANN befindet sich nicht in Ägypten, sondern hält sich unter dem falschen Namen CLEMENS in Argentinien auf. Die Adresse von E. ist beim Chefredakteur der deutschen Zeitung in Argentinien „Der Weg“ bekannt“, heißt es darin. Erst 1958 soll der BND der CIA von Eichmanns Flucht berichtet haben – und erst 1960 haben Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad Eichmann in einer geheimen Aktion gefangen genommen und nach Israel gebracht.

Wirtschaftliche Interessen
Der deutsche Richter Fritz Bauer, den ein ehemaliger KZ-Häftling in Argentinien auf Eichmann aufmerksam gemacht hatte, fährt dreimal nach Israel. Er bittet Israel, sich um Eichmann zu kümmern. Doch bis Israel tätig wird, geht viel Zeit ins Land. Weder die Amerikaner noch Israel selber, das mit Deutschland ein Abkommen geschlossen hat, das zur Sühne Waffenlieferungen an Israel zugesagt hat, haben ein großes Interesse, diese Beziehungen aufs Spiel zu setzen. Und in Deutschland zittern viele alte Weggefährten davor, dass Eichmann sie möglicherweise belasten und mühsam gekittete Nachkriegskarrieren ins Wanken bringen könnte. Rafi Eitan, einer der Mossad-Männer, die Eichmann gefangen nahmen, sagt heute, dass der Geheimdienst 1953 von Nazi-Jäger Simon Wiesenthal erfahren habe, dass Eichmann in Buenos Aires sei. Doch damals, sagte Eitan jetzt in einem Interview der Süddeutschen Zeitung, habe der Geheimdienst noch nicht die Kapazitäten gehabt, die die Eichmann-Jagd erforderte. Erst 1957 habe der israelische Präsident Ben Gurion den Mossad auf Eichmann angesetzt.

Nichts Dämonisches

Die Überraschung ist groß, als die Weltöffentlichkeit am 23. Mai 1960 aus dem Mund Ben Gurions erfährt, Adolf Eichmann sei gefunden, festgenommen und bereits in Israel inhaftiert. Am 11. Mai 1960 fangen Mossad-Agenten Eichmann, den sie „Attila“ nennen. Als er nach seiner Arbeit in der Niederlassung von Daimler in Buenos Aires aus einem Bus im Stadtteil San Fernando steigt, fesseln die Agenten ihn und bringen ihn über Uruguay nach Israel, offenbar ohne Hilfe der argentinischen Behörden.

Ein Jahr später beginnt Eichmann-Prozess, den ganze Scharen von Reportern beobachten. Schon das polizeiliche Vernehmungsprotokoll Eichmanns umfasst 3000 Seiten, mehr als 100 Zeugen sagen aus, es ist ein gründlicher Prozess. Dabei sind auch die Literaten Harry Mulisch aus den Niederlanden, der den Prozess in seiner großen Reportage „40/61“ beschreibt, und Hannah Arendt, die vor den Nazis in die USA geflohen war. Sie beobachtet den Prozess für die Zeitschrift „The New Yorker“. Arendts Blick auf Eichmann, auf den Prozess prägt den nachkriegsdeutschen Blick auf das Verfahren und die Rolle Eichmanns. Berühmt wird ihre Interpretation Eichmanns, in dem sie die „Banalität des Bösen“ erkannt haben will: Den einfachen, realitätsfernen Mann, dem das gänzlich Dämonische fehle. Die Stichhaltigkeit ihrer These bleibt unter Historikern überaus umstritten, bis heute. Den Prozess, den auch Arendt lieber vor einem internationalen Gerichtshof verfolgt hätte, kritisierte sie bis zuletzt.

Tod durch den Strang
Umstritten ist auch, ob Eichmann tatsächlich jene Personifikation des Bösen darstellte, als den ihn die Welt sehen wollte. Dennoch ist seine Beteiligung am Massenmord hinreichend bewiesen, so dass ihn das Jerusalemer Gericht zum Tod durch den Strang verurteilt, Eichmann geht in Berufung, ein zweites Gericht bestätigt das Urteil. Am 31. Mai 1962 wird es vollstreckt, im Gefängnis von Ramla. Eichmanns Leichnam wird verbrannt, seine Asche ins Meer gestreut, um keine mögliche Pilgerstätte zu schaffen. Hinterlassen hat Adolf Eichmann vier Söhne – und seine als Apologie zu begreifende Schrift „Götzen“, in denen er seine Beweggründe auf seine Bewunderung der Nazi-Größen zurückführt. Das mag als Rechtfertigungsversuch gemeint gewesen sein – seine Schuld verkleinerte es mitnichten.

Ausstellung zum Eichmann-Prozess
Die Stiftung Topographie des Terrors in Berlin zeigt noch bis zum 18. September eine Ausstellung zum Eichmann-Prozess. Die Schau widmet sich der Strategie des ehemaligen SS-Obersturmbannführers wie auch den Zeugenaussagen der Überlebenden. Im Zentrum steht das Originalfilmmaterial aus dem Gerichtssaal. Weitere Informationen: http://www.topographie.de

Quelle
Andy
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