Zwei sehr verschiedene Leben mit einem Virus
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Zwei sehr verschiedene Leben mit einem Virus
Vor 30 Jahren infizierten sich die ersten Menschen mit HIV. Fast ebenso lange kämpfen zwei Berliner gegen den tückischen Erreger.
Falls John wirklich krank war, wollte er es nicht wissen. Er war erfolgreich. Mit Mitte dreißig leitete er die Fachhochschule für Tanz in Rotterdam. Der Niederländer reiste viel. Sein Privatleben war erfüllt: Er zog zwei Kinder groß, die sein damaliger Lebensgefährte mit in die Beziehung gebracht hatte.
Hätte sich John mit dieser neuen Krankheit angesteckt, dann wäre das alles vorbei gewesen. HIV, das bedeutete den Tod. Das war im Jahr 1984. Damals gab es noch keine Medikamente, um das HI-Virus in Schach zu halten. Erst in diesem Jahr war überhaupt klar geworden, dass das Virus der Auslöser dieser Epidemie ist, die plötzlich Tausende Menschen weltweit das Leben kostete. Und viele in Johns Bekanntenkreis.
Genau zu dieser Zeit beendete Osamah Hamouda, der Sohn eines Ägypters und einer Deutschen, in Berlin sein Medizinstudium. Anders als seine Mitstudenten wollte er nicht an die Klinik, er hatte sich vorgenommen, kein praktizierender Arzt zu werden. In Krankenhäusern waren ihm die Hierarchien zu streng. Und er wollte doch vielen Menschen helfen, nicht ausschließlich seinen Patienten.
Hamouda traf eine Entscheidung. Im Jahr 1987 ging er als Epidemiologe an das Aids-Zentrum, damals eine Außenstelle des Bundesministeriums für Gesundheit, die später in das Robert-Koch-Institut eingegliedert wurde. Ein Epidemiologe ist einer, der untersucht, wie sich eine Krankheit in der Bevölkerung ausbreitet. Und Warum. Hamouda begann zu zählen. Wie viele Menschen sich mit HIV infiziert und wie viele an Aids starben. Es wurden immer mehr.
Video
Ein Jahr später kam das erste Medikament gegen HIV auf den Markt: Azidothymidin, kurz AZT. Es konnte HIV nicht heilen, aber das Leben mit der Krankheit zumindest verlängern. Auch John ließ sich nun testen. Schon lange hatte der Wahlberliner geahnt, dass er das Virus in sich trägt. Im Jahr 1984 hatte er grippeähnliche Symptome bekommen, die auf eine Ansteckung schließen ließen. Der Test bestätigte die Befürchtung. John war HIV-positiv.
Ein Vierteljahrhundert ist das jetzt her. So lange prägt das HI-Virus das Leben dieser zwei Berliner, die sich persönlich nie begegnet sind. Die zwei unterschiedliche Geschichten haben und doch denselben Kampf kämpfen.
Kein Heilmittel in Sicht
Auch nach 25 Jahren gibt es noch immer kein Heilmittel. Für viele gehört die Krankheit zum Leben dazu.
Für Osamah Hamouda ist es das berufliche Leben. Der Kampf gegen das Virus ist aber schon längst Berufung. Hamouda und seine Kollegen verfolgen, wie viele Menschen in Deutschland infiziert sind. Sie ermitteln, warum die Zahlen steigen oder fallen. Das hilft Forschern, Ärzten und Sozialarbeitern in der Prävention und der Behandlung. „Daten für Taten“, so beschreibt Hamouda seine Arbeit.
John beschäftigt sich gezwungenermaßen mit dem Virus. Zunächst musste er um sein eigenes Überleben kämpfen. Nun wirbt er um öffentliche Aufmerksamkeit für die Krankheit. John engagiert sich als Botschafter der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. In einem Video auf der Website der Behörde zeigt er zum Beispiel, dass man heute auch mit HIV ein langes und erfülltes Leben führen kann. Wenn man muss. Er heißt dort nur John, weshalb er auch sonst nur mit seinem Vornamen genannt werden möchte.
Video
Hamouda geht es ebenfalls um öffentliches Interesse. Gerade haben der 53-Jährige und seine Kollegen den Jahresabschlussbericht, das „Epidemiologische Bulletin“ zum Thema HIV und Aids, fertiggestellt. Darin wird die aktuelle Entwicklung der Epidemie in Deutschland zusammengefasst.
Jetzt sitzt Osamah Hamouda in seinem Büro in Berlin Weißensee und trinkt eine Tasse ungesüßten Hagebuttentee. Er ist heute Leiter des „Fachgebiets HIV/Aids und andere sexuell oder durch Blut übertragene Krankheiten“ am Robert-Koch-Institut.
Hamouda greift zu dem Bericht. Im Jahr 2011 haben sich geschätzte 2700 Menschen mit dem HI-Virus angesteckt, rund 2250 Männer und 450 Frauen. Hamouda und sein Team haben versucht, die Schätzungsmethoden weiter zu verfeinern. In diesem Jahr beziehen die Ergebnisse mit ein, wann sich der Getestete tatsächlich angesteckt hat. Ein kompliziertes Rechenverfahren. „Wenn die Angelschnur verknotet ist“, sagt Hamouda, „bin ich der, der sie wieder aufdröselt.“
Seltene Erfolge
Hamouda ist ein geduldiger Mensch. Das muss er sein. Nur selten gibt es in seinem Beruf Erfolge zu verzeichnen. Ein kleiner zeigt sich an diesem Vormittag: Alle Faktoren miteinbezogen, scheint es einen leicht rückläufigen Trend bei der Zahl der Neuinfektionen zu geben. Eine gute Nachricht. Dennoch leben heute rund 73.000 Menschen in Deutschland mit HIV. Rund 14.000 von ihnen wissen nicht, dass sie infiziert sind, sie lassen sich nicht testen. Auch das will Hamouda ändern.
Fünf Jahre ist auch John Teil der Dunkelziffer, bis er den Mut aufbrachte, sich untersuchen zu lassen. Mit 30 Jahren dachte er nicht an den Tod. „Das Leben lebt sich“, beschreibt John seine damalige Einstellung. Er fühlte sich frei. Als Jugendlicher war er viel getrampt. „Einmal habe ich mit einem Schild mitten in Rotterdam gestanden. Da stand ,Schwarzes Meer‘ drauf. Drei Tage später war ich dort.“
Mit dem Testergebnis kam 1989 die Gewissheit. „Du wirst sterben“, dachte John. Er bekam die für Aids typischen Erkrankungen: Im Jahr 1994 litt er an einer Gehirnhautentzündung. Er fiel ins Koma und wachte wieder auf, wurde von da an aber immer schwächer. John bereitete sich auf seinen Tod vor, er feierte seinen letzten Geburtstag. Zwei Jahre lang. Fast hatte er mit allem abgeschlossen.
Dann gab es neue Medikamente, einen Mix aus verschiedenen Wirkstoffen, die sogenannte Kombinationstherapie. Die Ärzte wussten wenig über die neuen Pillen, sie waren nur in Studien untersucht worden. In der Praxis gab es noch keine Erfahrungen. John entschied sich trotzdem dafür. Sie schlugen sofort an.
Sechs Wochen später war das Virus in seinem Blut nicht mehr nachweisbar. Das ist bis heute so geblieben. Doch das heißt nicht, dass John geheilt ist. Er schluckt seine Medikamente mit der gnadenlosen Disziplin eines Tänzers. Er isst gesund, schläft ausreichend, trinkt keinen Alkohol, hält sich mit Yoga und auf dem Fahrrad fit.
Mit 61 Jahren ist John noch immer sehr muskulös, fast sehnig. Nur seine Wangen sind eingefallen. Eine langjährige Nebenwirkung der Medikamente, die er schlucken muss, ist der Verlust von Fettdepots. Doch wenn er lacht, sieht man das nicht. Dann legt sich sein Gesicht in Falten und große weiße Zähne konkurrieren mit seinen blauen Augen um Aufmerksamkeit.
Eine Woche Schweigen
John nimmt sich Auszeiten, um Stress zu vermeiden. Jedes Jahr besucht er ein Seminar, in dem er eine Woche lang schweigt. Denn in dem äußerlich so fitten Mann schlummert der Erreger und wartet darauf, wieder aktiv zu werden, sobald John schwächelt.
Heute braucht er nur noch eine Pille täglich nach dem Zähneputzen, um den Erreger zu besänftigen. Trotzdem: „Das sind keine Vitaminpillen, das ist Gift“, sagt John. Gift, das er wohl für den Rest seines Lebens schlucken wird.
Ein Leben ohne HIV und Aids, das ist das Ziel von Hamouda. Oder besser ein „Fernziel“, wie er es nennt. „Ich glaube nicht, dass wir es in absehbarer Zeit schaffen werden, die Zahl der Neuinfektionen auf null zu drücken“, sagt Hamouda. Selbst wenn endlich ein Impfstoff gegen HIV gefunden würde, wäre es schwierig, das Virus auszurotten. Kinderkrankheiten wie die Masern, die in diesem Jahr wieder vermehrt auftreten, verdeutlichen: Viren lassen sich nicht so einfach wegimpfen.
Hamouda befürchtet, dass auch die Generation seiner vier Kinder wohl noch mit ihren Kindern über Aids sprechen müssen. Hamouda hat sein Ziel noch lange nicht erreicht. Er wird weiter daran arbeiten, abwarten, hoffen. „Ich bleibe immer am selben Platz, die spannenden Dinge kommen einfach auf mich zu.“
John hat ein bewegtes Leben geführt und führt es weiterhin. „Ich wollte nie einfach vor dem Fernseher sitzen“, sagt John, der zwischen seinen Wohnungen in Kreuzberg und Amsterdam pendelt. Er half in Südafrika in einem Hospiz für Aids-Kranke und beriet Gemeinden in Osteuropa über den Umgang mit HIV-positiven Menschen. Heute arbeitet der 61-Jährige ehrenamtlich als Yoga-Lehrer und außerdem als Mediator an einer Schule.
Nur einmal hat er noch an seinem Leben gezweifelt. Als sein Vater im Sterben liegt, fühlte sich John ihm sehr nah. „Warum musst du jetzt gehen und nicht ich? Das ist falsch“, sagte er seinem Vater. „Weil die Welt so eine bessere wird, wenn Ihr weiterführt, was wir nicht zu Ende bringen konnten“, antwortet der Vater, der während des Zweiten Weltkriegs in den Niederlanden im Widerstand aktiv war.
John will der Öffentlichkeit zeigen, dass ein Leben mit HIV möglich ist. Er hat sein Ziel noch nicht erreicht.
Quelle
Falls John wirklich krank war, wollte er es nicht wissen. Er war erfolgreich. Mit Mitte dreißig leitete er die Fachhochschule für Tanz in Rotterdam. Der Niederländer reiste viel. Sein Privatleben war erfüllt: Er zog zwei Kinder groß, die sein damaliger Lebensgefährte mit in die Beziehung gebracht hatte.
Hätte sich John mit dieser neuen Krankheit angesteckt, dann wäre das alles vorbei gewesen. HIV, das bedeutete den Tod. Das war im Jahr 1984. Damals gab es noch keine Medikamente, um das HI-Virus in Schach zu halten. Erst in diesem Jahr war überhaupt klar geworden, dass das Virus der Auslöser dieser Epidemie ist, die plötzlich Tausende Menschen weltweit das Leben kostete. Und viele in Johns Bekanntenkreis.
Genau zu dieser Zeit beendete Osamah Hamouda, der Sohn eines Ägypters und einer Deutschen, in Berlin sein Medizinstudium. Anders als seine Mitstudenten wollte er nicht an die Klinik, er hatte sich vorgenommen, kein praktizierender Arzt zu werden. In Krankenhäusern waren ihm die Hierarchien zu streng. Und er wollte doch vielen Menschen helfen, nicht ausschließlich seinen Patienten.
Hamouda traf eine Entscheidung. Im Jahr 1987 ging er als Epidemiologe an das Aids-Zentrum, damals eine Außenstelle des Bundesministeriums für Gesundheit, die später in das Robert-Koch-Institut eingegliedert wurde. Ein Epidemiologe ist einer, der untersucht, wie sich eine Krankheit in der Bevölkerung ausbreitet. Und Warum. Hamouda begann zu zählen. Wie viele Menschen sich mit HIV infiziert und wie viele an Aids starben. Es wurden immer mehr.
Video
Ein Jahr später kam das erste Medikament gegen HIV auf den Markt: Azidothymidin, kurz AZT. Es konnte HIV nicht heilen, aber das Leben mit der Krankheit zumindest verlängern. Auch John ließ sich nun testen. Schon lange hatte der Wahlberliner geahnt, dass er das Virus in sich trägt. Im Jahr 1984 hatte er grippeähnliche Symptome bekommen, die auf eine Ansteckung schließen ließen. Der Test bestätigte die Befürchtung. John war HIV-positiv.
Ein Vierteljahrhundert ist das jetzt her. So lange prägt das HI-Virus das Leben dieser zwei Berliner, die sich persönlich nie begegnet sind. Die zwei unterschiedliche Geschichten haben und doch denselben Kampf kämpfen.
Kein Heilmittel in Sicht
Auch nach 25 Jahren gibt es noch immer kein Heilmittel. Für viele gehört die Krankheit zum Leben dazu.
Für Osamah Hamouda ist es das berufliche Leben. Der Kampf gegen das Virus ist aber schon längst Berufung. Hamouda und seine Kollegen verfolgen, wie viele Menschen in Deutschland infiziert sind. Sie ermitteln, warum die Zahlen steigen oder fallen. Das hilft Forschern, Ärzten und Sozialarbeitern in der Prävention und der Behandlung. „Daten für Taten“, so beschreibt Hamouda seine Arbeit.
John beschäftigt sich gezwungenermaßen mit dem Virus. Zunächst musste er um sein eigenes Überleben kämpfen. Nun wirbt er um öffentliche Aufmerksamkeit für die Krankheit. John engagiert sich als Botschafter der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. In einem Video auf der Website der Behörde zeigt er zum Beispiel, dass man heute auch mit HIV ein langes und erfülltes Leben führen kann. Wenn man muss. Er heißt dort nur John, weshalb er auch sonst nur mit seinem Vornamen genannt werden möchte.
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Hamouda geht es ebenfalls um öffentliches Interesse. Gerade haben der 53-Jährige und seine Kollegen den Jahresabschlussbericht, das „Epidemiologische Bulletin“ zum Thema HIV und Aids, fertiggestellt. Darin wird die aktuelle Entwicklung der Epidemie in Deutschland zusammengefasst.
Jetzt sitzt Osamah Hamouda in seinem Büro in Berlin Weißensee und trinkt eine Tasse ungesüßten Hagebuttentee. Er ist heute Leiter des „Fachgebiets HIV/Aids und andere sexuell oder durch Blut übertragene Krankheiten“ am Robert-Koch-Institut.
Hamouda greift zu dem Bericht. Im Jahr 2011 haben sich geschätzte 2700 Menschen mit dem HI-Virus angesteckt, rund 2250 Männer und 450 Frauen. Hamouda und sein Team haben versucht, die Schätzungsmethoden weiter zu verfeinern. In diesem Jahr beziehen die Ergebnisse mit ein, wann sich der Getestete tatsächlich angesteckt hat. Ein kompliziertes Rechenverfahren. „Wenn die Angelschnur verknotet ist“, sagt Hamouda, „bin ich der, der sie wieder aufdröselt.“
Seltene Erfolge
Hamouda ist ein geduldiger Mensch. Das muss er sein. Nur selten gibt es in seinem Beruf Erfolge zu verzeichnen. Ein kleiner zeigt sich an diesem Vormittag: Alle Faktoren miteinbezogen, scheint es einen leicht rückläufigen Trend bei der Zahl der Neuinfektionen zu geben. Eine gute Nachricht. Dennoch leben heute rund 73.000 Menschen in Deutschland mit HIV. Rund 14.000 von ihnen wissen nicht, dass sie infiziert sind, sie lassen sich nicht testen. Auch das will Hamouda ändern.
Fünf Jahre ist auch John Teil der Dunkelziffer, bis er den Mut aufbrachte, sich untersuchen zu lassen. Mit 30 Jahren dachte er nicht an den Tod. „Das Leben lebt sich“, beschreibt John seine damalige Einstellung. Er fühlte sich frei. Als Jugendlicher war er viel getrampt. „Einmal habe ich mit einem Schild mitten in Rotterdam gestanden. Da stand ,Schwarzes Meer‘ drauf. Drei Tage später war ich dort.“
Mit dem Testergebnis kam 1989 die Gewissheit. „Du wirst sterben“, dachte John. Er bekam die für Aids typischen Erkrankungen: Im Jahr 1994 litt er an einer Gehirnhautentzündung. Er fiel ins Koma und wachte wieder auf, wurde von da an aber immer schwächer. John bereitete sich auf seinen Tod vor, er feierte seinen letzten Geburtstag. Zwei Jahre lang. Fast hatte er mit allem abgeschlossen.
Dann gab es neue Medikamente, einen Mix aus verschiedenen Wirkstoffen, die sogenannte Kombinationstherapie. Die Ärzte wussten wenig über die neuen Pillen, sie waren nur in Studien untersucht worden. In der Praxis gab es noch keine Erfahrungen. John entschied sich trotzdem dafür. Sie schlugen sofort an.
Sechs Wochen später war das Virus in seinem Blut nicht mehr nachweisbar. Das ist bis heute so geblieben. Doch das heißt nicht, dass John geheilt ist. Er schluckt seine Medikamente mit der gnadenlosen Disziplin eines Tänzers. Er isst gesund, schläft ausreichend, trinkt keinen Alkohol, hält sich mit Yoga und auf dem Fahrrad fit.
Mit 61 Jahren ist John noch immer sehr muskulös, fast sehnig. Nur seine Wangen sind eingefallen. Eine langjährige Nebenwirkung der Medikamente, die er schlucken muss, ist der Verlust von Fettdepots. Doch wenn er lacht, sieht man das nicht. Dann legt sich sein Gesicht in Falten und große weiße Zähne konkurrieren mit seinen blauen Augen um Aufmerksamkeit.
Eine Woche Schweigen
John nimmt sich Auszeiten, um Stress zu vermeiden. Jedes Jahr besucht er ein Seminar, in dem er eine Woche lang schweigt. Denn in dem äußerlich so fitten Mann schlummert der Erreger und wartet darauf, wieder aktiv zu werden, sobald John schwächelt.
Heute braucht er nur noch eine Pille täglich nach dem Zähneputzen, um den Erreger zu besänftigen. Trotzdem: „Das sind keine Vitaminpillen, das ist Gift“, sagt John. Gift, das er wohl für den Rest seines Lebens schlucken wird.
Ein Leben ohne HIV und Aids, das ist das Ziel von Hamouda. Oder besser ein „Fernziel“, wie er es nennt. „Ich glaube nicht, dass wir es in absehbarer Zeit schaffen werden, die Zahl der Neuinfektionen auf null zu drücken“, sagt Hamouda. Selbst wenn endlich ein Impfstoff gegen HIV gefunden würde, wäre es schwierig, das Virus auszurotten. Kinderkrankheiten wie die Masern, die in diesem Jahr wieder vermehrt auftreten, verdeutlichen: Viren lassen sich nicht so einfach wegimpfen.
Hamouda befürchtet, dass auch die Generation seiner vier Kinder wohl noch mit ihren Kindern über Aids sprechen müssen. Hamouda hat sein Ziel noch lange nicht erreicht. Er wird weiter daran arbeiten, abwarten, hoffen. „Ich bleibe immer am selben Platz, die spannenden Dinge kommen einfach auf mich zu.“
John hat ein bewegtes Leben geführt und führt es weiterhin. „Ich wollte nie einfach vor dem Fernseher sitzen“, sagt John, der zwischen seinen Wohnungen in Kreuzberg und Amsterdam pendelt. Er half in Südafrika in einem Hospiz für Aids-Kranke und beriet Gemeinden in Osteuropa über den Umgang mit HIV-positiven Menschen. Heute arbeitet der 61-Jährige ehrenamtlich als Yoga-Lehrer und außerdem als Mediator an einer Schule.
Nur einmal hat er noch an seinem Leben gezweifelt. Als sein Vater im Sterben liegt, fühlte sich John ihm sehr nah. „Warum musst du jetzt gehen und nicht ich? Das ist falsch“, sagte er seinem Vater. „Weil die Welt so eine bessere wird, wenn Ihr weiterführt, was wir nicht zu Ende bringen konnten“, antwortet der Vater, der während des Zweiten Weltkriegs in den Niederlanden im Widerstand aktiv war.
John will der Öffentlichkeit zeigen, dass ein Leben mit HIV möglich ist. Er hat sein Ziel noch nicht erreicht.
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