Fanta4 spielten: Zauberei auf der Bühne

Nach drei Stücken ist klar, die Fantastischen Vier werden am Samstagabend vor mehr als 7500 Zuschauern in der Braunschweiger VW-Halle eine HipHop-Show alter Schule durchziehen. Drei MCs und zwei Plattenspieler, pardon, ein Laptop und ein Plattenspieler, so wie es die Pilgerväter des Wortes zum Zweiviertelbeat immer geliebt haben.



Da ertönt das Sample einer berühmten Bassfigur. Das humoristisch-feierliche Intro von Lou Reeds "Walk On The Wild Side" schnarrt durch das Rund am Bürgerpark, und wer jetzt gerade eine innere Landkarte dieses Abends gezeichnet haben mag, kann sie getrost wieder verwerfen.

"Can We Picknick? - Yes You Can!" rappen Smudo, Michi Beck und Thomas D, während Produzent und Keyboarder And.Ypsilon das Rythmusgerüst von "Can I Kick It?" der Fanta4-Generationsgenossen A Tribe Called Quest aus New York abspielt.

Zum Gladiatoren-Marsch lassen sich die Fanta4 auf die Bühne hieven

Schon vor diesem Moment hat die Gruppe mit ihrer 360-Grad-Rundbühne gespielt, zauberte Schattenspiele von innen an einen weißen Vorhang, nur um wie weggezaubert zu sein, als dieser endlich von der Decke fiel. Ließ sich schließlich zu einem Gladiatoren-Marsch übertrieben heldenhaft auf vier Rampen aus dem Untergrund ins Licht hieven.

Gerade aber, als man sich zu fragen beginnt, ob sich im Rahmen der "Für Dich Immer Noch Fanta Sie"-Tour noch niemand das Bein gebrochen hat angesichts der vielen Laufrunden der drei Rapper und angesichts der Aussparungen für die Bühnenaufzüge, da ändert sich der Abend. Denn mit dem "Can We Picknick?" wird der Hit "Der Picknicker" eingeläutet. Von unten fahren hoch: Schlagzeug, Percussion, Bass, Gitarre, Keyboards. Die Überraschung gelingt ihnen.

Vor Konzertbeginn laufen auffallend viele Kinder mit grellbuntem Gehörschutz herum. Und die Show bestätigt den Eindruck, die Fantastischen Vier sind eine Gruppe für die ganze Familie. Es ist ja auch Kindermusik im guten Sinne: Der "Tag am Meer" wabert entspannt und küsst Erinnerungen wach, die auch die Kleinsten schon erlebt haben.

Die Band bezeichnet die aktuelle Tour als ihr "Bergfest"

"MFG" ist der rätselhafte Kürzelsong, und anhand von "Reverend Smudo" kann man den Jüngsten auch gleich die Geschichte des Rap aus dem Geist des Gospelgottesdienstes erklären. Überhaupt mag die Gruppe den Verweis auf die Geschichte, etwa wenn sie den Text von "Was geht?" kurzerhand mit der Musik des Jackson 5-Hits "I Want You Back" verschneidet. Dazu bewegt sich von der Bühnendecke her ein riesiges LED-Element nach oben, nach unten und wieder nach oben, das mal als Video-Bildschirm dient, und mal blinkt wie das Ding aus einer anderen Welt.

Als ihr "Bergfest" bezeichnen die Fanta4 diese Tour. Schließlich sind sie schon seit 21 Jahren unterwegs. Nach solch einer Show wie der in Braunschweig gibt es mehrere Möglichkeiten. Entweder sie machen wie die Rolling Stones und Oliver Khan einfach "weiter, immer weiter" oder sie widmen sich verstärkt ihren Solo- und Musikgeschäftsaktivitäten. Am schönsten aber wäre die dritte Alternative: Drei MCs und ein DJ aus Stuttgart übernehmen die Moderation der Sendung "Wetten, dass....?".

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