Microsoft kauft Skype
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Microsoft kauft Skype
Der Software-Konzern wagt mit 8,5 Milliarden Dollar die größte Übernahme in seiner Geschichte. Er verspricht sich mit dem Internet-Telefonie-Anbieter mehr Wachstum
Die Technik von Skype soll künftig Video-Konferenzen über die Spielkonsole Xbox 360 ermöglichen
Microsoft sieht in dem Telefonie-Dienst einen hohen strategischen Wert und zahlt dessen zehnfachen Jahresumsatz
Der Software-Riese Microsoft will den Internet-Telefonie-Dienst Skype für 8,5 Mrd. Dollar (5,9 Mrd. Euro) in bar übernehmen. Das gaben die Unternehmen am Dienstag bekannt. Damit startet Microsoft die größte Übernahme in seiner 36-jährigen Firmengeschichte. Skype ist der größte Anbieter von Gesprächen über das Internet. Mehr als 660 Millionen Menschen haben sich für den Dienst registrieren lassen, von denen im vergangenen Jahr 170 Millionen aktiv waren und zusammen 207 Mrd. Minuten telefonierten, etwa 40 Prozent davon per Video-Konferenz. "Skype ist ein phantastisches Angebot, das von Millionen Leuten weltweit geschätzt wird", erklärte Microsoft-Chef Steve Ballmer. "Zusammen werden wir die Zukunft der Echtzeit-Kommunikation schaffen, so dass jeder ganz leicht mit seiner Familie, Freunden, Kunden und Kollegen überall auf der Welt in Verbindung bleiben kann."
Microsoft beendet damit monatelange Spekulationen über die Zukunft von Skype. Berichten zufolge soll Skype mit mehreren möglichen Käufern und Joint-Venture-Partnern verhandelt haben, darunter Facebook, Google und Cisco. Im vergangenen Jahr hatte Skype, das zuletzt in den Händen von Finanzinvestoren lag, Pläne für einen Börsengang vorgelegt. Das Unternehmen wollte Anteile für etwa eine Mrd. Dollar auf den Markt bringen. Mit der Übernahme durch Microsoft ist der Börsengang nun endgültig vom Tisch.
Skype soll eine neue Geschäftseinheit innerhalb des Konzerns bilden, die von dem bisherigen Skype-Chef Tony Bates geführt wird, schreibt Microsoft-Chef Steve Ballmer in einer E-Mail an alle Microsoft-Mitarbeiter, die der "Welt" vorliegt. Skype soll künftig auch auf der Videospielkonsole Xbox laufen, die mit der Bewegungssteuerung Kinect bereits über Kameras und ein Mikrofon verfügt und somit ohne zusätzliche Hardware in der Lage ist, Gespräche über das Internet zu führen. Außerdem soll Skype auf Handys mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows Phone und anderen Windows-Geräten laufen. Mit Lync hat Microsoft bereits ein Produkt, das E-Mail, Instant Messaging und Internet-Telefonie in einer Anwendung zusammenführt. Microsoft will den Angaben zufolge auch fremde Plattformen unterstützen, auf denen Skype bereits läuft. Skype-Anwendungen gibt es unter anderem für Apples iPhone, für Handys mit dem Google-Betriebssystem Android und sogar für Fernseher. Der Software-Konzern aus Redmond ist schon seit Jahren auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern im Internet. Den Großteil des Umsatzes und Gewinns zieht Microsoft trotzdem noch aus seinen Geschäften mit dem PC-Betriebssystem Windows und dem Bürosoftware-Paket Office. Trotz hoher Investitionen in die Suchmaschine Bing und andere Internet-Geschäfte kommt Microsoft dort nicht richtig voran. Auch größere Zukäufe wie die Online-Werbefirma aQuantive, die Microsoft 2007 für etwa sechs Mrd. Dollar gekauft hat, haben daran nichts geändert. Google ist mit großem Abstand Marktführer im Werbegeschäft mit Suchmaschinen.
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Auch Apple setzt Microsoft zunehmend zu. Vor einem Jahr hat Apple Microsoft bei der Marktkapitalisierung überholt. Im vergangenen Oktober dann zog Apple an seinem Erzrivalen auch beim Umsatz vorbei. Und in den ersten drei Monaten dieses Jahres musste Microsoft zusehen, wie der Konzern auch beim Gewinn von Apple geschlagen wurde. Ob nun der Skype-Kauf diesen Trend umdrehen kann, ist ungewiss.
"Strategisch macht die Übernahme Sinn", sagt Roman Friedrich, Telekommunikationsexperte und Partner der Beratungsgesellschaft Booz & Company. Immer mehr Telefonie-Minuten wandern ins Internet ab. "Und Skype hat eine starke Marktposition." Allerdings zahle Microsoft viel Geld dafür, hier in Zukunft führend mitzuspielen. "Der Preis gibt vor allem den strategischen Wert von Skype für Microsoft wieder", sagt Friedrich. Tatsächlich zahlt Microsoft den zehnfachen Jahresumsatz des Internet-Telefonie-Anbieters. Im vergangenen Jahr schaffte Skype gerade einmal einen Umsatz von 860 Mio. Dollar - und hat unter dem Strich immer noch Verluste geschrieben.
Doch Skype wächst schnell. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der Nutzer von 474 Millionen auf 663 Millionen. Aus den Unterlagen, die das Unternehmen im Vorfeld des geplanten Börsenganges bei der US-Wertpapieraufsicht SEC einreichte, geht hervor, dass zuletzt im Schnitt monatlich 145 Millionen Nutzer über das Netz telefonierten. Allerdings waren es mit nicht einmal neun Mio. Nutzer nur sechs Prozent, die dafür auch Geld bezahlten. Kostenlos sind nämlich lediglich Gespräche zwischen Skype-Mitgliedern. Premium-Nutzer können gegen eine Gebühr auch weltweit Telefone und Handys anrufen, die nicht mit dem Internet verbunden sind.
Skype hat seit seiner Gründung 2003 durch Niklas Zennström und Janus Friis bereits mehrfach den Besitzer gewechselt. 2005 hatte Ebay Skype für 2,6 Mrd. Dollar in bar und Aktien gekauft und vier Jahre später einen Anteil von etwa 70 Prozent für 1,9 Mrd. Dollar an eine Investorengruppe unter Beteiligung von Silver Lake, dem Canada Pension Plan Investment Board und Andreessen Horowitz verkauft. In der Zwischenzeit musste Ebay in seinen Büchern einen Wert von 1,4 Mrd. Dollar abschreiben. Die Hoffnung, dass der Dienst auf der Online-Versteigerungsplattform für die Kommunikation intensiv genutzt wird, hat sich nicht erfüllt.
Microsoft hat sich in den vergangenen Jahren trotz hoher Rücklagen mit größeren Übernahmen zurückgehalten. 2004 soll der Konzern die Absicht gehabt haben, für 50 Mrd. Dollar den Software-Hersteller SAP zu kaufen. Und vor fast drei Jahren ist das Übernahmeangebot von 48 Mrd. Dollar an Yahoo wegen des Widerstandes des Web-Portals zurückgezogen worden. Ein Glücksfall: Heute ist Yahoo nur noch halb so viel wert.
Quelle
Die Technik von Skype soll künftig Video-Konferenzen über die Spielkonsole Xbox 360 ermöglichen
Microsoft sieht in dem Telefonie-Dienst einen hohen strategischen Wert und zahlt dessen zehnfachen Jahresumsatz
Der Software-Riese Microsoft will den Internet-Telefonie-Dienst Skype für 8,5 Mrd. Dollar (5,9 Mrd. Euro) in bar übernehmen. Das gaben die Unternehmen am Dienstag bekannt. Damit startet Microsoft die größte Übernahme in seiner 36-jährigen Firmengeschichte. Skype ist der größte Anbieter von Gesprächen über das Internet. Mehr als 660 Millionen Menschen haben sich für den Dienst registrieren lassen, von denen im vergangenen Jahr 170 Millionen aktiv waren und zusammen 207 Mrd. Minuten telefonierten, etwa 40 Prozent davon per Video-Konferenz. "Skype ist ein phantastisches Angebot, das von Millionen Leuten weltweit geschätzt wird", erklärte Microsoft-Chef Steve Ballmer. "Zusammen werden wir die Zukunft der Echtzeit-Kommunikation schaffen, so dass jeder ganz leicht mit seiner Familie, Freunden, Kunden und Kollegen überall auf der Welt in Verbindung bleiben kann."
Microsoft beendet damit monatelange Spekulationen über die Zukunft von Skype. Berichten zufolge soll Skype mit mehreren möglichen Käufern und Joint-Venture-Partnern verhandelt haben, darunter Facebook, Google und Cisco. Im vergangenen Jahr hatte Skype, das zuletzt in den Händen von Finanzinvestoren lag, Pläne für einen Börsengang vorgelegt. Das Unternehmen wollte Anteile für etwa eine Mrd. Dollar auf den Markt bringen. Mit der Übernahme durch Microsoft ist der Börsengang nun endgültig vom Tisch.
Skype soll eine neue Geschäftseinheit innerhalb des Konzerns bilden, die von dem bisherigen Skype-Chef Tony Bates geführt wird, schreibt Microsoft-Chef Steve Ballmer in einer E-Mail an alle Microsoft-Mitarbeiter, die der "Welt" vorliegt. Skype soll künftig auch auf der Videospielkonsole Xbox laufen, die mit der Bewegungssteuerung Kinect bereits über Kameras und ein Mikrofon verfügt und somit ohne zusätzliche Hardware in der Lage ist, Gespräche über das Internet zu führen. Außerdem soll Skype auf Handys mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows Phone und anderen Windows-Geräten laufen. Mit Lync hat Microsoft bereits ein Produkt, das E-Mail, Instant Messaging und Internet-Telefonie in einer Anwendung zusammenführt. Microsoft will den Angaben zufolge auch fremde Plattformen unterstützen, auf denen Skype bereits läuft. Skype-Anwendungen gibt es unter anderem für Apples iPhone, für Handys mit dem Google-Betriebssystem Android und sogar für Fernseher. Der Software-Konzern aus Redmond ist schon seit Jahren auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern im Internet. Den Großteil des Umsatzes und Gewinns zieht Microsoft trotzdem noch aus seinen Geschäften mit dem PC-Betriebssystem Windows und dem Bürosoftware-Paket Office. Trotz hoher Investitionen in die Suchmaschine Bing und andere Internet-Geschäfte kommt Microsoft dort nicht richtig voran. Auch größere Zukäufe wie die Online-Werbefirma aQuantive, die Microsoft 2007 für etwa sechs Mrd. Dollar gekauft hat, haben daran nichts geändert. Google ist mit großem Abstand Marktführer im Werbegeschäft mit Suchmaschinen.
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Auch Apple setzt Microsoft zunehmend zu. Vor einem Jahr hat Apple Microsoft bei der Marktkapitalisierung überholt. Im vergangenen Oktober dann zog Apple an seinem Erzrivalen auch beim Umsatz vorbei. Und in den ersten drei Monaten dieses Jahres musste Microsoft zusehen, wie der Konzern auch beim Gewinn von Apple geschlagen wurde. Ob nun der Skype-Kauf diesen Trend umdrehen kann, ist ungewiss.
"Strategisch macht die Übernahme Sinn", sagt Roman Friedrich, Telekommunikationsexperte und Partner der Beratungsgesellschaft Booz & Company. Immer mehr Telefonie-Minuten wandern ins Internet ab. "Und Skype hat eine starke Marktposition." Allerdings zahle Microsoft viel Geld dafür, hier in Zukunft führend mitzuspielen. "Der Preis gibt vor allem den strategischen Wert von Skype für Microsoft wieder", sagt Friedrich. Tatsächlich zahlt Microsoft den zehnfachen Jahresumsatz des Internet-Telefonie-Anbieters. Im vergangenen Jahr schaffte Skype gerade einmal einen Umsatz von 860 Mio. Dollar - und hat unter dem Strich immer noch Verluste geschrieben.
Doch Skype wächst schnell. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der Nutzer von 474 Millionen auf 663 Millionen. Aus den Unterlagen, die das Unternehmen im Vorfeld des geplanten Börsenganges bei der US-Wertpapieraufsicht SEC einreichte, geht hervor, dass zuletzt im Schnitt monatlich 145 Millionen Nutzer über das Netz telefonierten. Allerdings waren es mit nicht einmal neun Mio. Nutzer nur sechs Prozent, die dafür auch Geld bezahlten. Kostenlos sind nämlich lediglich Gespräche zwischen Skype-Mitgliedern. Premium-Nutzer können gegen eine Gebühr auch weltweit Telefone und Handys anrufen, die nicht mit dem Internet verbunden sind.
Skype hat seit seiner Gründung 2003 durch Niklas Zennström und Janus Friis bereits mehrfach den Besitzer gewechselt. 2005 hatte Ebay Skype für 2,6 Mrd. Dollar in bar und Aktien gekauft und vier Jahre später einen Anteil von etwa 70 Prozent für 1,9 Mrd. Dollar an eine Investorengruppe unter Beteiligung von Silver Lake, dem Canada Pension Plan Investment Board und Andreessen Horowitz verkauft. In der Zwischenzeit musste Ebay in seinen Büchern einen Wert von 1,4 Mrd. Dollar abschreiben. Die Hoffnung, dass der Dienst auf der Online-Versteigerungsplattform für die Kommunikation intensiv genutzt wird, hat sich nicht erfüllt.
Microsoft hat sich in den vergangenen Jahren trotz hoher Rücklagen mit größeren Übernahmen zurückgehalten. 2004 soll der Konzern die Absicht gehabt haben, für 50 Mrd. Dollar den Software-Hersteller SAP zu kaufen. Und vor fast drei Jahren ist das Übernahmeangebot von 48 Mrd. Dollar an Yahoo wegen des Widerstandes des Web-Portals zurückgezogen worden. Ein Glücksfall: Heute ist Yahoo nur noch halb so viel wert.
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