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Tod-bringende Keime: Keine Zeit für Hygiene in Krankenhäusern

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Tod-bringende Keime: Keine Zeit für Hygiene in Krankenhäusern Empty Tod-bringende Keime: Keine Zeit für Hygiene in Krankenhäusern

Beitrag  checker Do März 15, 2012 11:04 am

Jedes Jahr sterben in Deutschland nach Schätzungen von Experten zwischen 10.000 und 40.000 Menschen an gefährlichen Erregern, mit denen sie sich Krankenhäusern infiziert haben.

Ein Krankenhausaufenthalt gilt vielen schon als gesundheitliches Risiko. Zunehmend erkranken Menschen erst nach der Einlieferung in eine Klinik schwer. Tausende Patienten sterben in Deutschland jedes Jahr an Krankenhausinfektionen. Über die Zahlen streiten Experten. Von mindestens 10 000 Todesfällen ist konservativen Schätzungen zufolge die Rede. Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene spricht gar von bis zu 40 000 Patienten, die durch aggressive Klinikkeime sterben.

Der Nachweis ist oft schwer zu führen, ob die Grunderkrankung des Patienten oder die Ansteckung mit Keimen zum Tod geführt hat. Vor allem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sind anfällig: chronisch Kranke, Transplantierte – und Frühgeborene, wie sich im Klinikum Bremen-Mitte erneut auf tragische Weise gezeigt hat.

Mangelhafte Routinen

„Viele dieser Infektionen wären vermeidbar, wenn Hygienestandards eingehalten würden“, sagt Petra Gastmeier, Leiterin des an der Berliner Charité angesiedelten Nationalen Referenzzentrums für die Überwachung von Krankenhauskeimen. Die Hygienebeauftragten in Kliniken würden der Aufgabe nur nebenbei nachkommen. Ein konsequentes Hygienemanagement gebe es nicht. Die Ausbildung von Medizinern anderer Fachrichtungen zum vollberuflichen Hygienearzt ist erst seit wenigen Wochen möglich.

Dabei wären die meisten Übertragungswege recht einfach zu verhindern. Nicht selten überträgt zum Beispiel das Personal die Erreger über nicht gründlich oder häufig genug gewaschene Hände. Aber auch durch körpereigene Keime ausgelöste Erkrankungen könnten in vielen Fällen verhindert werden. Sie machen zwei Drittel der Infektionen aus. „Ein Katheter etwa muss unter sehr sterilen Umständen gelegt und die Einstichstelle immer wieder desinfiziert werden“, sagt Gastmeier. Dann könne das Risiko, dass Erreger von der Haut ins Körperinnere gelangen, minimiert werden.

Verschärft wird die Situation durch die wachsende Zahl antibiotikaresistenter Keime. Da Antibiotika nach wie vor auch in der industriellen Tierzucht eingesetzt werden, werden resistente Erreger auch über die Nahrung aufgenommen. Viele Menschen werden somit bereits mit diesen gefährlichen Keimen ins Krankenhaus eingeliefert. „Dort erhalten sie dann häufig zusätzlich unnötige Antibiotika“, sagte Gastmeier. Multiresistente Bakterien sind die Folge.

Die Einsparungen der vergangenen Jahre sind mit verantwortlich für die oft mangelnde Hygiene auf Stationen. Die Reinigung wird meist an Fremdfirmen gegeben. „Früher waren es immer dieselben Reinigungskräfte, die einer Station zugeordnet waren. Die wussten, wo sie gründlich putzen mussten“, sagt Hygieneexpertin Gastmeier. Heute wechsele das Personal laufend. Auch der Stellenabbau in der Pflege steht in Zusammenhang mit den Infektionsraten in den Intensivstationen. Dies hätten Studien ergeben. „Wenn eine Schwester während eines Verbandwechsels zu einem Notfall gerufen wird, hat sie keine Zeit, sich noch die Hände zu desinfizieren“, erläutert Günther Jonitz, Präsident der Berliner Ärztekammer. „Die Pflegekräfte sind nicht mehr wie in den vergangenen Jahren bei der Hygiene nachlässig. Sie haben das Problem erkannt.“ Stattdessen werde der Kostendruck im Gesundheitswesen beim Personal abgeladen. „Wo früher drei Intensivschwestern auf der Station waren, sind es heute zwei. Wo ein Facharzt war, wird nunmehr ein Berufsanfänger eingesetzt“, sagt Jonitz.

Wie stark wirtschaftliche Interessen in den Vordergrund gerückt seien, zeige sich an der Neonatologie im Bremer Klinikum. „Die haben dort Frühchen wie am Fließband behandelt“, sagt Jonitz. Frühgeborene sind lukrativ. „Sie sind die teuersten Patienten, weil ihre Versorgung sehr kompliziert und aufwendig ist.“ Pro Fall erhielten die Kliniken knapp über 100 000 Euro. Daher gebe es seitens der Geschäftsführung in Bremen Vorgaben, wie viele Frühgeborene mindestens behandelt werden müssen. „Aber Mindestmengen bei Neugeborenen sind tödlich“, sagt Jonitz.

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