Umweltschützer warnen vor "Bohrloch der Hölle"
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Umweltschützer warnen vor "Bohrloch der Hölle"
An der Elgin-Bohrinsel in der Nordsee strömen große Mengen Gas aus. Umweltschützer fürchten ein Ökodesaster, rund um die Plattform könnten sich Todeszonen bilden. Der Aktienkurs des Betreibers Total ist abgestürzt.
Hamburg - Rund 240 Kilometer östlich der schottischen Küste entweicht unkontrolliert Gas, es stammt aus einem Leck an der Elgin-Bohrinsel des Energiekonzerns Total. An der Oberfläche bildete sich eine riesige Gaswolke, auf dem Wasser breitete sich ein Ölfilm aus. Total hat die Plattform komplett evakuiert, von zwei in der Nähe gelegenen Stationen, die Shell betreibt, wurde ebenfalls ein Teil des Personals abgezogen.
Ein Gebiet von gut drei Kilometern um die Plattform herum ist für den Schiffsverkehr gesperrt. Hubschrauber dürfen ihr nicht näher kommen als knapp fünf Kilometer. Linienflugzeuge, die deutlich höher fliegen, sind nicht von der Sperrzone betroffen.
Manager des Konzerns und britische Behörden erklärten, für die Öffentlichkeit bestehe nur eine geringe unmittelbare Gefahr. Das Gas werde sich in die Atmosphäre verflüchtigen. Die ausströmende Gasmischung enthalte allerdings giftigen Schwefelwasserstoff, weshalb Personen in der Nähe gefährdet seien. Zudem ist die Gasmischung leicht entzündbar, was bevorstehende Arbeiten deutlich erschweren dürfte. 1988 explodierte in der Nordsee die Plattform "Piper Alpha", nachdem dort Gas ausgeströmt war. 167 Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben.
Gefahr für Fische, Plankton und Bodenlebewesen
Der bei Erkundungsflügen beobachtete Ölfilm erstreckt sich nach Angaben des britischen Energieministeriums über eine Fläche von rund 1,4 mal 11 Kilometern. Mit den Worten von Großbritanniens Energieminister Charles Hendry klingt das wenig dramatisch: "Die Menge des Films entspricht einem Sechzehntel eines Olympia-Schwimmbeckens." Er bescheinigte dem Konzern und den Behörden ein gutes Krisenmanagement. "Bislang sind alle Vorschriften eingehalten und die richtigen Schritte eingeleitet worden", so Hendry.
Naturschützer warnen dagegen vor verheerenden Folgen, die das ausströmende Gas und Öl auf die Umwelt haben kann. Das gilt insbesondere für sogenanntes Saures Gas, das mit Schwefelwasserstoff angereichert ist und das laut Total entweicht. "Bei einem, wie von Experten befürchteten, lang andauernden Gasaustritt könnten Todeszonen in der Umgebung entstehen und das Ökosystem der Nordsee schädigen", sagte Meeresschutzexperte Stephan Lutter vom World Wildlife Fund (WWF). Auch die Kohlenwasserstoffe und Kondensate aus dem eigentlichen Erdgas würden in hohen Mengen eine Gefahr für Fische, Plankton und Bodenlebewesen darstellen.
Im Golf von Mexiko, wo bei der Deepwater-Horizon-Katastrophe um die 780 Millionen Liter Öl ausgetreten waren, zeigen sich die verheerenden Folgen für die Umwelt an verschiedenen Stellen. Gerade erst berichteten Forscher von Schäden, die das Öl bei Korallen angerichtet habe.
Die norwegische Umweltgruppe Bellona sprach angesichts des hohen Drucks und der hohen Temperaturen bei dem Nordsee-Gasvorkommen von einem "Bohrloch der Hölle". Ein Vertreter der Organisation erklärte: "Das Problem ist außer Kontrolle geraten." Bevor die Arbeiter auf der Plattform in Sicherheit gebracht worden seien, hätten sie sich 14 Stunden um eine Eindämmung des Problems bemüht, sagte Bellona-Chef Frederic Hauge.
Aktienkurs von Total eingebrochen
Greenpeace kritisierte in Anbetracht des Unglücks, dass die britische Regierung Anreize für Bohrungen in tieferem Wasser westlich der Shetland-Inseln biete. Die Öl- und Gasförderung in der Nordsee sei aber für die Arbeiter und die Umwelt gefährlich.
Total erklärte, der Konzern halte sich alle Optionen offen, das Leck zu beseitigen - darunter auch eine Entlastungsbohrung. Dies würde jedoch rund sechs Monate dauern. Das Unternehmen flog nach eigenen Angaben 10 bis 20 Spezialisten ein und heuerte den Dienstleister Wild Well Control an, der auch bei der Katastrophe im Golf von Mexiko im Jahr 2010 zum Einsatz kam.
An der Plattform förderte Total bisher neun Millionen Kubikmeter Gas täglich, was drei Prozent der britischen Gesamtfördermenge von Erdgas entspricht. Zudem wurden an der Bohrinsel täglich 60.000 Barrel Leichtöl gewonnen - rund 5,5 Prozent der britischen Gesamtfördermenge von Erdöl. Nach der Evakuierung der Plattform zog der Gaspreis an. An der Pariser Börse verlor die Total-Aktie mehr als sechs Prozent und war damit der mit Abstand größte Verlierer im Pariser Leitindex CAC40 sowie im EuroStoxx50.
wbr/Reuters
Quelle
Hamburg - Rund 240 Kilometer östlich der schottischen Küste entweicht unkontrolliert Gas, es stammt aus einem Leck an der Elgin-Bohrinsel des Energiekonzerns Total. An der Oberfläche bildete sich eine riesige Gaswolke, auf dem Wasser breitete sich ein Ölfilm aus. Total hat die Plattform komplett evakuiert, von zwei in der Nähe gelegenen Stationen, die Shell betreibt, wurde ebenfalls ein Teil des Personals abgezogen.
Ein Gebiet von gut drei Kilometern um die Plattform herum ist für den Schiffsverkehr gesperrt. Hubschrauber dürfen ihr nicht näher kommen als knapp fünf Kilometer. Linienflugzeuge, die deutlich höher fliegen, sind nicht von der Sperrzone betroffen.
Manager des Konzerns und britische Behörden erklärten, für die Öffentlichkeit bestehe nur eine geringe unmittelbare Gefahr. Das Gas werde sich in die Atmosphäre verflüchtigen. Die ausströmende Gasmischung enthalte allerdings giftigen Schwefelwasserstoff, weshalb Personen in der Nähe gefährdet seien. Zudem ist die Gasmischung leicht entzündbar, was bevorstehende Arbeiten deutlich erschweren dürfte. 1988 explodierte in der Nordsee die Plattform "Piper Alpha", nachdem dort Gas ausgeströmt war. 167 Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben.
Gefahr für Fische, Plankton und Bodenlebewesen
Der bei Erkundungsflügen beobachtete Ölfilm erstreckt sich nach Angaben des britischen Energieministeriums über eine Fläche von rund 1,4 mal 11 Kilometern. Mit den Worten von Großbritanniens Energieminister Charles Hendry klingt das wenig dramatisch: "Die Menge des Films entspricht einem Sechzehntel eines Olympia-Schwimmbeckens." Er bescheinigte dem Konzern und den Behörden ein gutes Krisenmanagement. "Bislang sind alle Vorschriften eingehalten und die richtigen Schritte eingeleitet worden", so Hendry.
Naturschützer warnen dagegen vor verheerenden Folgen, die das ausströmende Gas und Öl auf die Umwelt haben kann. Das gilt insbesondere für sogenanntes Saures Gas, das mit Schwefelwasserstoff angereichert ist und das laut Total entweicht. "Bei einem, wie von Experten befürchteten, lang andauernden Gasaustritt könnten Todeszonen in der Umgebung entstehen und das Ökosystem der Nordsee schädigen", sagte Meeresschutzexperte Stephan Lutter vom World Wildlife Fund (WWF). Auch die Kohlenwasserstoffe und Kondensate aus dem eigentlichen Erdgas würden in hohen Mengen eine Gefahr für Fische, Plankton und Bodenlebewesen darstellen.
Im Golf von Mexiko, wo bei der Deepwater-Horizon-Katastrophe um die 780 Millionen Liter Öl ausgetreten waren, zeigen sich die verheerenden Folgen für die Umwelt an verschiedenen Stellen. Gerade erst berichteten Forscher von Schäden, die das Öl bei Korallen angerichtet habe.
Die norwegische Umweltgruppe Bellona sprach angesichts des hohen Drucks und der hohen Temperaturen bei dem Nordsee-Gasvorkommen von einem "Bohrloch der Hölle". Ein Vertreter der Organisation erklärte: "Das Problem ist außer Kontrolle geraten." Bevor die Arbeiter auf der Plattform in Sicherheit gebracht worden seien, hätten sie sich 14 Stunden um eine Eindämmung des Problems bemüht, sagte Bellona-Chef Frederic Hauge.
Aktienkurs von Total eingebrochen
Greenpeace kritisierte in Anbetracht des Unglücks, dass die britische Regierung Anreize für Bohrungen in tieferem Wasser westlich der Shetland-Inseln biete. Die Öl- und Gasförderung in der Nordsee sei aber für die Arbeiter und die Umwelt gefährlich.
Total erklärte, der Konzern halte sich alle Optionen offen, das Leck zu beseitigen - darunter auch eine Entlastungsbohrung. Dies würde jedoch rund sechs Monate dauern. Das Unternehmen flog nach eigenen Angaben 10 bis 20 Spezialisten ein und heuerte den Dienstleister Wild Well Control an, der auch bei der Katastrophe im Golf von Mexiko im Jahr 2010 zum Einsatz kam.
An der Plattform förderte Total bisher neun Millionen Kubikmeter Gas täglich, was drei Prozent der britischen Gesamtfördermenge von Erdgas entspricht. Zudem wurden an der Bohrinsel täglich 60.000 Barrel Leichtöl gewonnen - rund 5,5 Prozent der britischen Gesamtfördermenge von Erdöl. Nach der Evakuierung der Plattform zog der Gaspreis an. An der Pariser Börse verlor die Total-Aktie mehr als sechs Prozent und war damit der mit Abstand größte Verlierer im Pariser Leitindex CAC40 sowie im EuroStoxx50.
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Total bekommt Gasleck nicht unter Kontrolle
Wie gefährlich ist das Gasleck auf der "Elgin"-Plattform wirklich? Während Experten vor einer Explosion warnen, beschwichtigt der Betreiber Total. Eine Zerstörung der Bohrinsel würde bis zu vier Milliarden Dollar kosten.
Das Gasleck auf der Nordsee-Bohrinsel Elgin des französischen Ölkonzerns Total entwickelt sich zum Streitfall zwischen Umweltschützern und dem Plattformbetreiber. Während Organisationen wie Greenpeace bereits vor einer Katastrophe warnen, spielt Total die Gefahren herunter. Gestritten wird über die nach wie vor brennende Gasfackel der evakuierten Förderinsel.
Die Umweltschützer befürchten, dass es zur Explosion kommt, wenn das noch immer ungehindert austretende Gas mit der Fackel in Berührung kommt. Ein Sprecher von Total wiegelte jedoch ab und erklärte, dass die Winde das Gas von der Fackel wegwehen. Und für die kommenden Tage sei keine Änderung vorhergesagt. Man beobachte die Situation aber sehr genau.
Umweltaktivisten untersuchen Fall eigenständig
Meldungen, dass in dem ausströmenden Gas auch Schwefelwasserstoff enthalten sei, bezeichnete er als falsch. Bisher deute nichts auf signifikante Auswirkungen auf die Umwelt hin. Das allerdings sehen Umweltschutzorganisationen anders. Wenn über Monate hinweg Methangas austreten sollte, hätte das natürlich Auswirkungen auf den Klimawandel, erklärte Anne Valette von Greenpeace Frankreich.
Die Umweltschutzorganisation schickte einen Hubschrauber aus Deutschland in die Unglückszone, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen. Erdgas bzw. Methan ist um den Faktor 20 klimaschädlicher als Kohlenstoffdioxid (CO2), auf den sich die Klimapolitik vorrangig konzentriert. Allerdings wird Methan in der Atmosphäre auch deutlich schneller abgebaut, als CO2, sagte ein Sprecher des Meeresforschungszentrum Geomar in Kiel.
Total brachte inzwischen sechs Überwachungsschiffe in Stellung und engagierte Spezialfirmen wie Oil Spill Response Limited sowie Wild Well Control zur Bekämpfung des Gaslecks. Die Krisenstäbe des Konzerns in Aberdeen, Paris und Pau suchen derweil noch immer nach den Ursachen des Lecks – und den Möglichkeiten, den Gasaustritt zu stoppen.
Bis eine Lösung gefunden wird, könnten noch mehrere Tage vergehen, sagte ein Sprecher. In Frage kommen beispielsweise eine Schlamminjektion um das Leck zu stoppen oder eine Entlastungsbohrung. Die allerdings kann bis zu sechs Monate dauern.
Sperrzone wegen Explosionsgefahr
Die Plattform ist noch immer von einer Gaswolke umgeben. Gleichzeitig soll sich auf dem Wasser ein Ölfilm von etwa sechs Seemeilen oder umgerechnet rund elf Kilometern ausgebreitet haben. Die britischen Behörden errichteten wegen der Explosionsgefahr eine Sperrzone.
So dürfen Schiffe nicht näher als zwei Seemeilen (3,7 Kilometer) an die Bohrinsel heranfahren. Flugzeuge und Hubschrauber müssen einen Abstand von drei Seemeilen (5,5 Kilometer) halten. „Wir haben alle den Unfall im Golf von Mexiko im Kopf“, sagen Mitarbeiter des Konzerns. Dort hatte 2010 die Explosion der Ölplattform "Deepwater Horizon" des britischen BP-Konzerns zu einer riesigen Umweltkatastrophe geführt.
„Wir sind nur froh, dass alle evakuiert wurden“, heißt es. Denn dort sind bei vielen noch die Erinnerungen an die Piper Alpha-Katastrophe in der Nordsee von 1988 präsent. Bei der Explosion der Gasförderplattform von Occidental Petroleum kamen 167 Menschen ums Leben.
Zerstörung der Insel kostet vier Milliarden Dollar
Für Total ist das Gasleck die schwerste Krise seit dem Untergang des Tankers Erika, der 1999 zur größten Ölkatastrophe Frankreichs in der Bretagne führte. Nur zwei Jahre später geriet Total erneut in die Negativschlagzeilen, als eine zum Konzern gehörige Düngemittelfabrik in Toulouse explodierte und 31 Personen getötet wurden. An der Börse brach die Total-Aktie wegen des Gaslecks in den vergangenen Tagen ein.
Der im französischen Leitindex CAC 40 notierte Ölkonzern verlor innerhalb von eineinhalb Tagen rund 8,8 Mrd. Euro an Börsenwert. Und damit nicht genug, denn nach Ansicht von CM-CIC Securities-Experte Jean-Luc Romain dürfte Total durch den Produktionsstopp der Förderinsel pro Tag Einnahmeverluste in Höhe von schätzungsweise 10 bis 15 Mio. Dollar (7,5 Mio. bis 11,2 Mio. Euro) haben.
Sollte die Zerstörung der Förderinsel erforderlich sein, könnte das zwei bis vier Mrd. Dollar kosten, schätzt er. Zudem könnten möglicherweise auch Zahlungen für Umweltschäden hinzukommen. Wie hoch diese sein werden, ist jedoch bisher noch nicht abzusehen.
Anderes Leck existiert bereits seit Jahren
Allerdings existiert in der britischen Nordsee bereits seit rund 20 Jahren ein Methan-Leck. Ein Tochterunternehmen des Ölkonzerns Mobile hatte bei Probebohrungen die Methan-Blase getroffen. Das Unternehmen brach die Bohrung ab und gab die Lizenz zurück. Seither dringt das Gas an die Meeresoberfläche.
Zuständig für die Beseitigung des Lecks fühlt sich derzeit niemand, Haftungsfragen sind nach britischem Recht ungeklärt. Die leicht blubbernde Stelle ist in Seekarten als Gefahrenquelle eingezeichnet, akute Explosionsgefahr herrscht dort aber nicht.
Total ist seit 1962 in Großbritannien aktiv. Die Nordsee ist für den französischen Konzern eine strategisch wichtige Region, in die er im Gegensatz zu seinen Konkurrenten weiterhin investiert. Die 2001 in Betrieb genommene Bohrinsel Elgin, auf der nun das Gas austritt, befindet sich 240 Kilometer östlich von Aberdeen.
Die technischen Herausforderungen dort sind außergewöhnlich. Aus 5600 Metern Tiefe holen die Arbeiter Erdgas heraus und das bei Temperaturen von 200 Grad Celsius und einem Druck von 1100 bar. Die Plattform selbst wiegt mit 40.000 Tonnen vier Mal so viel wie der Eiffelturm in Paris. Sie funktioniert wie eine Miniraffinerie, in der Gas und Öl getrennt und verarbeitet werden, bevor sie durch Pipelines nach Großbritannien fließen.
Der französische Ölkonzern hat seine Beteiligung an den beiden Förderfeldern Elgin und Franklin, bei denen die betroffene Plattform liegt, erst im Dezember von 35,8 auf 46,2 Prozent erhöht und dafür dem französischen Versorger GDF Suez seine Beteiligung abgekauft. Zu den weiteren Aktionären gehören der italienische Versorger ENI, BG aus Großbritannien, E.On aus Deutschland sowie Exxon Mobile und Texaco aus den USA.
Quelle
Das Gasleck auf der Nordsee-Bohrinsel Elgin des französischen Ölkonzerns Total entwickelt sich zum Streitfall zwischen Umweltschützern und dem Plattformbetreiber. Während Organisationen wie Greenpeace bereits vor einer Katastrophe warnen, spielt Total die Gefahren herunter. Gestritten wird über die nach wie vor brennende Gasfackel der evakuierten Förderinsel.
Die Umweltschützer befürchten, dass es zur Explosion kommt, wenn das noch immer ungehindert austretende Gas mit der Fackel in Berührung kommt. Ein Sprecher von Total wiegelte jedoch ab und erklärte, dass die Winde das Gas von der Fackel wegwehen. Und für die kommenden Tage sei keine Änderung vorhergesagt. Man beobachte die Situation aber sehr genau.
Umweltaktivisten untersuchen Fall eigenständig
Meldungen, dass in dem ausströmenden Gas auch Schwefelwasserstoff enthalten sei, bezeichnete er als falsch. Bisher deute nichts auf signifikante Auswirkungen auf die Umwelt hin. Das allerdings sehen Umweltschutzorganisationen anders. Wenn über Monate hinweg Methangas austreten sollte, hätte das natürlich Auswirkungen auf den Klimawandel, erklärte Anne Valette von Greenpeace Frankreich.
Die Umweltschutzorganisation schickte einen Hubschrauber aus Deutschland in die Unglückszone, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen. Erdgas bzw. Methan ist um den Faktor 20 klimaschädlicher als Kohlenstoffdioxid (CO2), auf den sich die Klimapolitik vorrangig konzentriert. Allerdings wird Methan in der Atmosphäre auch deutlich schneller abgebaut, als CO2, sagte ein Sprecher des Meeresforschungszentrum Geomar in Kiel.
Total brachte inzwischen sechs Überwachungsschiffe in Stellung und engagierte Spezialfirmen wie Oil Spill Response Limited sowie Wild Well Control zur Bekämpfung des Gaslecks. Die Krisenstäbe des Konzerns in Aberdeen, Paris und Pau suchen derweil noch immer nach den Ursachen des Lecks – und den Möglichkeiten, den Gasaustritt zu stoppen.
Bis eine Lösung gefunden wird, könnten noch mehrere Tage vergehen, sagte ein Sprecher. In Frage kommen beispielsweise eine Schlamminjektion um das Leck zu stoppen oder eine Entlastungsbohrung. Die allerdings kann bis zu sechs Monate dauern.
Sperrzone wegen Explosionsgefahr
Die Plattform ist noch immer von einer Gaswolke umgeben. Gleichzeitig soll sich auf dem Wasser ein Ölfilm von etwa sechs Seemeilen oder umgerechnet rund elf Kilometern ausgebreitet haben. Die britischen Behörden errichteten wegen der Explosionsgefahr eine Sperrzone.
So dürfen Schiffe nicht näher als zwei Seemeilen (3,7 Kilometer) an die Bohrinsel heranfahren. Flugzeuge und Hubschrauber müssen einen Abstand von drei Seemeilen (5,5 Kilometer) halten. „Wir haben alle den Unfall im Golf von Mexiko im Kopf“, sagen Mitarbeiter des Konzerns. Dort hatte 2010 die Explosion der Ölplattform "Deepwater Horizon" des britischen BP-Konzerns zu einer riesigen Umweltkatastrophe geführt.
„Wir sind nur froh, dass alle evakuiert wurden“, heißt es. Denn dort sind bei vielen noch die Erinnerungen an die Piper Alpha-Katastrophe in der Nordsee von 1988 präsent. Bei der Explosion der Gasförderplattform von Occidental Petroleum kamen 167 Menschen ums Leben.
Zerstörung der Insel kostet vier Milliarden Dollar
Für Total ist das Gasleck die schwerste Krise seit dem Untergang des Tankers Erika, der 1999 zur größten Ölkatastrophe Frankreichs in der Bretagne führte. Nur zwei Jahre später geriet Total erneut in die Negativschlagzeilen, als eine zum Konzern gehörige Düngemittelfabrik in Toulouse explodierte und 31 Personen getötet wurden. An der Börse brach die Total-Aktie wegen des Gaslecks in den vergangenen Tagen ein.
Der im französischen Leitindex CAC 40 notierte Ölkonzern verlor innerhalb von eineinhalb Tagen rund 8,8 Mrd. Euro an Börsenwert. Und damit nicht genug, denn nach Ansicht von CM-CIC Securities-Experte Jean-Luc Romain dürfte Total durch den Produktionsstopp der Förderinsel pro Tag Einnahmeverluste in Höhe von schätzungsweise 10 bis 15 Mio. Dollar (7,5 Mio. bis 11,2 Mio. Euro) haben.
Sollte die Zerstörung der Förderinsel erforderlich sein, könnte das zwei bis vier Mrd. Dollar kosten, schätzt er. Zudem könnten möglicherweise auch Zahlungen für Umweltschäden hinzukommen. Wie hoch diese sein werden, ist jedoch bisher noch nicht abzusehen.
Anderes Leck existiert bereits seit Jahren
Allerdings existiert in der britischen Nordsee bereits seit rund 20 Jahren ein Methan-Leck. Ein Tochterunternehmen des Ölkonzerns Mobile hatte bei Probebohrungen die Methan-Blase getroffen. Das Unternehmen brach die Bohrung ab und gab die Lizenz zurück. Seither dringt das Gas an die Meeresoberfläche.
Zuständig für die Beseitigung des Lecks fühlt sich derzeit niemand, Haftungsfragen sind nach britischem Recht ungeklärt. Die leicht blubbernde Stelle ist in Seekarten als Gefahrenquelle eingezeichnet, akute Explosionsgefahr herrscht dort aber nicht.
Total ist seit 1962 in Großbritannien aktiv. Die Nordsee ist für den französischen Konzern eine strategisch wichtige Region, in die er im Gegensatz zu seinen Konkurrenten weiterhin investiert. Die 2001 in Betrieb genommene Bohrinsel Elgin, auf der nun das Gas austritt, befindet sich 240 Kilometer östlich von Aberdeen.
Die technischen Herausforderungen dort sind außergewöhnlich. Aus 5600 Metern Tiefe holen die Arbeiter Erdgas heraus und das bei Temperaturen von 200 Grad Celsius und einem Druck von 1100 bar. Die Plattform selbst wiegt mit 40.000 Tonnen vier Mal so viel wie der Eiffelturm in Paris. Sie funktioniert wie eine Miniraffinerie, in der Gas und Öl getrennt und verarbeitet werden, bevor sie durch Pipelines nach Großbritannien fließen.
Der französische Ölkonzern hat seine Beteiligung an den beiden Förderfeldern Elgin und Franklin, bei denen die betroffene Plattform liegt, erst im Dezember von 35,8 auf 46,2 Prozent erhöht und dafür dem französischen Versorger GDF Suez seine Beteiligung abgekauft. Zu den weiteren Aktionären gehören der italienische Versorger ENI, BG aus Großbritannien, E.On aus Deutschland sowie Exxon Mobile und Texaco aus den USA.
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Gasleck vor Schottland
Gasleck vor Schottland
Veröffentlicht am 27.03.2012 von euronewsde
http://de.euronews.com/ Vor der schottischen Nordsee-Küste ist eine Umweltkatastrophe zu befürchten. An der Plattform "Elgin" strömt unkontrolliert Gas aus. Das Leck war am Sonntag entdeckt worden. Die Energiekonzerne Total und Shell zogen ihre Arbeiter ab. Die Behörden richteten rund um die Plattform ein Sperrgebiet ein.
Könnte man auch Naturfracking nennen.
Veröffentlicht am 27.03.2012 von euronewsde
http://de.euronews.com/ Vor der schottischen Nordsee-Küste ist eine Umweltkatastrophe zu befürchten. An der Plattform "Elgin" strömt unkontrolliert Gas aus. Das Leck war am Sonntag entdeckt worden. Die Energiekonzerne Total und Shell zogen ihre Arbeiter ab. Die Behörden richteten rund um die Plattform ein Sperrgebiet ein.
Könnte man auch Naturfracking nennen.
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