Brustkrebs-Screening: Oft Fehlalarm durch Mammografie
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Brustkrebs-Screening: Oft Fehlalarm durch Mammografie
Frauen sollen regelmäßig zum Brustkrebs-Screening gehen. Doch Nutzen und Schaden der Vorsorgeuntersuchung gegen Krebs sind umstritten. Neue Studien befeuern die Diskussion.
Deutschland und viele andere europäische Länder bieten Frauen zwischen 50 und 69 Jahren Untersuchungen an, um Brustkrebs früh erkennen und behandeln zu können. So soll die Todesrate durch Brustkrebs sinken. Denn allein in Deutschland erkranken laut Robert-Koch-Institut jährlich über 59.000 Frauen neu an Brustkrebs, und rund 17.000 Frauen sterben jedes Jahr daran.
Um Brustkrebs schon im Anfangsstadium zu entdecken, wird Frauen empfohlen, alle zwei Jahre an einer Mammografie teilzunehmen. Das ist eine Röntgenuntersuchung, die schon sehr kleine, nicht tastbare Tumore sichtbar machen kann. Doch der Nutzen des regelmäßigen Brustkrebs-Screenings ist umstritten. Denn zum einen übersehen Ärzte dabei auch Krebsgeschwüre, zum anderen entdecken sie jedoch Tumore, die sich nie bemerkbar gemacht hätten, dann aber trotzdem behandelt werden. Für die betroffenen Frauen beginnt dadurch oft ein Leben zwischen Bangen und Hoffen - mit weiteren Untersuchungen, Bestrahlungen, Hormonbehandlungen oder Chemotherapien.
Bis zu 25 Prozent Überdiagnosen
Nun nährt eine neue Studie Zweifel an der Mammografie als Reihenuntersuchung. Demnach handelt es sich bei 15 bis 25 Prozent der beim Screening gefundenen Brustkrebsfälle um Überdiagnosen, die falschen Alarm auslösen, schätzen die Forscher um Mette Kalager von der Harvard School of Public Health in Boston, die ihre Ergebnisse gerade im Fachblatt "Annals of Internal Medicine" veröffentlicht haben.
Die Wissenschaftler werteten die Daten von rund 40.000 Frauen aus, die am nationalen Mammografie-Programm in Norwegen teilgenommen hatten. Dabei nutzten sie den Umstand, dass das Brustkrebs-Screening 1996 zunächst nur in einigen Landesteilen startete und erst seit 2005 in ganz Norwegen allen Frauen im Alter über 50 zur Verfügung steht. So konnten die Forscher die Frauen, die am Screening teilgenommen hatten, mit den Frauen vergleichen, die noch nie bei der Reihenuntersuchung waren.
Das Ergebnis: Innerhalb von zehn Jahren entdeckte die Mammografie bei knapp 7800 Frauen Brustkrebs - doch bei 1170 bis 1950 von ihnen - das sind 15 bis 25 Prozent - hätte der Tumor nie Probleme bereitet, berichten die Forscher. Sie errechneten, dass das Screening von 2500 Frauen einen Todesfall durch Brustkrebs verhindern könne. Aber sechs bis zehn Frauen würden überdiagnostiziert und operiert, bestrahlt oder mit Chemotherapie behandelt, ohne Vorteile davon zu haben.
Deshalb kommt Kalager zu dem Schluss: "Mammografie ist vermutlich nicht für das Brustkrebs-Screening geeignet, weil sie nicht zwischen fortschreitenden und nicht fortschreitenden Tumoren unterscheiden kann." Um Brustkrebs zu heilen, sollten Radiologen auch die kleinsten Tumore und so viele Krebsgeschwüre wie möglich finden. "Aber für Frauen ist es problematisch, wenn Brustkrebs diagnostiziert wird, der nie Probleme ausgelöst hätte oder tödlich gewesen wäre", erklärt Kalager. Als Konsequenz aus der Untersuchung fordert er, Frauen besser über die denkbaren negativen Effekte einer Mammografie aufzuklären und nicht nur über die möglichen positiven Wirkungen.
Weniger Tote durch Brustkrebs
Wie kontrovers Experten die Diskussion um Nutzen und Risiken eines Brustkrebs-Screenings führen, verdeutlicht eine niederländische Studie, die Wissenschaftler zwei Wochen zuvor auf dem Europäischen Brustkrebskongress in Wien vorstellten. Dort berichtete Jacques Fracheboud von der Erasmus-Universität in Rotterdam, dass die Todesfälle durch Brustkrebs in den vergangenen 20 Jahren, in denen es ein regelmäßiges Mammografie-Screening für Frauen im Alter ab 50 in den Niederlanden gibt, um 31 Prozent bis zum Jahr 2009 gesunken sei. Dazu könnten aber auch neuere Verfahren in der Diagnose und Behandlung von Brustkrebs beigetragen haben, räumte eine Mitautorin der Studie ein. Die Zahl der Überdiagnosen beziffern die Studienautoren auf knapp neun Prozent bei der Mammografie, bei allen Verfahren zur Brustkrebsdiagnose liege sie bei rund drei Prozent.
Sogar das Auswerten der Daten von insgesamt 600.000 Frauen brachte keine Klarheit über Sinn oder Unsinn des Mammografie-Screenings. Vielmehr stellten die Wissenschaftler des Cochrane-Centers in Dänemark abschließend fest: Es ist schwer zu sagen, ob das Screening mehr nutze oder mehr schade.
Quelle
Deutschland und viele andere europäische Länder bieten Frauen zwischen 50 und 69 Jahren Untersuchungen an, um Brustkrebs früh erkennen und behandeln zu können. So soll die Todesrate durch Brustkrebs sinken. Denn allein in Deutschland erkranken laut Robert-Koch-Institut jährlich über 59.000 Frauen neu an Brustkrebs, und rund 17.000 Frauen sterben jedes Jahr daran.
Um Brustkrebs schon im Anfangsstadium zu entdecken, wird Frauen empfohlen, alle zwei Jahre an einer Mammografie teilzunehmen. Das ist eine Röntgenuntersuchung, die schon sehr kleine, nicht tastbare Tumore sichtbar machen kann. Doch der Nutzen des regelmäßigen Brustkrebs-Screenings ist umstritten. Denn zum einen übersehen Ärzte dabei auch Krebsgeschwüre, zum anderen entdecken sie jedoch Tumore, die sich nie bemerkbar gemacht hätten, dann aber trotzdem behandelt werden. Für die betroffenen Frauen beginnt dadurch oft ein Leben zwischen Bangen und Hoffen - mit weiteren Untersuchungen, Bestrahlungen, Hormonbehandlungen oder Chemotherapien.
Bis zu 25 Prozent Überdiagnosen
Nun nährt eine neue Studie Zweifel an der Mammografie als Reihenuntersuchung. Demnach handelt es sich bei 15 bis 25 Prozent der beim Screening gefundenen Brustkrebsfälle um Überdiagnosen, die falschen Alarm auslösen, schätzen die Forscher um Mette Kalager von der Harvard School of Public Health in Boston, die ihre Ergebnisse gerade im Fachblatt "Annals of Internal Medicine" veröffentlicht haben.
Die Wissenschaftler werteten die Daten von rund 40.000 Frauen aus, die am nationalen Mammografie-Programm in Norwegen teilgenommen hatten. Dabei nutzten sie den Umstand, dass das Brustkrebs-Screening 1996 zunächst nur in einigen Landesteilen startete und erst seit 2005 in ganz Norwegen allen Frauen im Alter über 50 zur Verfügung steht. So konnten die Forscher die Frauen, die am Screening teilgenommen hatten, mit den Frauen vergleichen, die noch nie bei der Reihenuntersuchung waren.
Das Ergebnis: Innerhalb von zehn Jahren entdeckte die Mammografie bei knapp 7800 Frauen Brustkrebs - doch bei 1170 bis 1950 von ihnen - das sind 15 bis 25 Prozent - hätte der Tumor nie Probleme bereitet, berichten die Forscher. Sie errechneten, dass das Screening von 2500 Frauen einen Todesfall durch Brustkrebs verhindern könne. Aber sechs bis zehn Frauen würden überdiagnostiziert und operiert, bestrahlt oder mit Chemotherapie behandelt, ohne Vorteile davon zu haben.
Deshalb kommt Kalager zu dem Schluss: "Mammografie ist vermutlich nicht für das Brustkrebs-Screening geeignet, weil sie nicht zwischen fortschreitenden und nicht fortschreitenden Tumoren unterscheiden kann." Um Brustkrebs zu heilen, sollten Radiologen auch die kleinsten Tumore und so viele Krebsgeschwüre wie möglich finden. "Aber für Frauen ist es problematisch, wenn Brustkrebs diagnostiziert wird, der nie Probleme ausgelöst hätte oder tödlich gewesen wäre", erklärt Kalager. Als Konsequenz aus der Untersuchung fordert er, Frauen besser über die denkbaren negativen Effekte einer Mammografie aufzuklären und nicht nur über die möglichen positiven Wirkungen.
Weniger Tote durch Brustkrebs
Wie kontrovers Experten die Diskussion um Nutzen und Risiken eines Brustkrebs-Screenings führen, verdeutlicht eine niederländische Studie, die Wissenschaftler zwei Wochen zuvor auf dem Europäischen Brustkrebskongress in Wien vorstellten. Dort berichtete Jacques Fracheboud von der Erasmus-Universität in Rotterdam, dass die Todesfälle durch Brustkrebs in den vergangenen 20 Jahren, in denen es ein regelmäßiges Mammografie-Screening für Frauen im Alter ab 50 in den Niederlanden gibt, um 31 Prozent bis zum Jahr 2009 gesunken sei. Dazu könnten aber auch neuere Verfahren in der Diagnose und Behandlung von Brustkrebs beigetragen haben, räumte eine Mitautorin der Studie ein. Die Zahl der Überdiagnosen beziffern die Studienautoren auf knapp neun Prozent bei der Mammografie, bei allen Verfahren zur Brustkrebsdiagnose liege sie bei rund drei Prozent.
Sogar das Auswerten der Daten von insgesamt 600.000 Frauen brachte keine Klarheit über Sinn oder Unsinn des Mammografie-Screenings. Vielmehr stellten die Wissenschaftler des Cochrane-Centers in Dänemark abschließend fest: Es ist schwer zu sagen, ob das Screening mehr nutze oder mehr schade.
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