Google-Gründer sieht Freiheit im Netz bedroht
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Google-Gründer sieht Freiheit im Netz bedroht
Repressive Staaten, Unterhaltungsfirmen und Facebook bedrohen das Netz, sagt Sergey Brin. Leider wirkt das scheinheilig und so, als wolle er Konkurrenten schlecht machen.
Google-Mitgründer Sergey Brin fürchtet sich vor der Konkurrenz durch Facebook. Das hat er so nicht wörtlich gesagt. Aber er hat es wohl gemeint.
Der britische Guardian veröffentlicht derzeit eine Serie von Texten zum Thema "Kampf ums Internet", und in diesem Zusammenhang fragt er auch Brin, welche Bedrohungen des Netzes dieser für relevant hält. Brin sieht drei: Regierungen, die versuchten, die Kommunikationswege ihrer Bürger zu überwachen, Unterhaltungskonzerne, die das Kopieren ihrer Inhalte mit allen Mitteln verfolgten, und geschlossene Netzangebote "wie Facebook und Apple", die kontrollierten, welche Software auf ihren Plattformen veröffentlicht werden dürfe.
Es gebe inzwischen, sagte Brin, "sehr mächtige Kräfte, die sich überall auf der Welt organisiert haben, um ein offenes Netz zu bekämpfen". Er sei deshalb besorgter als in der Vergangenheit: "Es ist unheimlich." Damit hat er sicher Recht. Ein Teil des Gespräches aber hinterlässt einen unangenehmen Nachgeschmack.
Er und Mitgründer Larry Page hätten Google nicht entwickeln können, wenn das Internet damals von Facebook dominiert worden wäre: "Du musst nach deren Regeln spielen, und diese sind sehr streng. Wir konnten Google nur wegen der besonderen Umgebung entwickeln, wir konnten unsere Suchmaschine nur deshalb bauen, weil das Netz so offen war. Sobald es zu viele Regeln gibt, ersticken sie Innovation."
Wer hat den größten walled garden?
Das ist keine grundsätzlich ungewöhnliche Sicht. Viele Beobachter, die sich mit dem Thema Bürger- und Freiheitsrechte im Netz beschäftigen, betrachten die drei von Brin aufgeführten Kräfte als Bedrohung eben jener Rechte. Es ist auch keine ungewöhnliche Sicht für Google. Die Suchmaschine, die noch immer die Basis des Geschäftsmodells des Konzerns ist, funktioniert nur, wenn sie unbeschränkten Zugang zu möglichst vielen Informationen hat; deshalb traten Google-Vertreter schon immer für Themen wie Netzneutralität ein.
Allerdings erscheint Brins Kritik scheinheilig. Schließlich kritisiert er damit erstens seinen größten Konkurrenten und er tut das zweitens für Eigenschaften, die längst auch Google aufweist.
Facebooks Geschäftsmodell basiert auf der Bereitschaft der Nutzer, ihre Interessen und Vorlieben preiszugeben. Je größer diese Bereitschaft ist, desto besser kann der Konzern die Interessen und Vorlieben einschätzen und diese Information für das Verkaufen zielgerichteter Werbung nutzen. Daher ist Facebook so gebaut, dass Nutzer sich möglichst lange dort aufhalten und möglichst viel über sich erzählen. So entstand ein walled garden oder Silo, ein eingezäunter Bereich, in den alles hinein, aber aus dem möglichst wenig hinaus gelangt.
Brin kritisierte genau diese Eigenschaft. Dabei hat auch Google inzwischen eine solche Plattform. Google+ dient vor allem dazu, mehr über Nutzer zu erfahren, um Kundenprofile vermarkten zu können. Und Konkurrenten werfen dem Konzern vor, er missbrauche seine Marktmacht, um sein Produkt prominenter anzubieten – sei also nicht mehr offen für jede Information. Unter anderem wurden Ergebnisse aus Google+ in die Google-Suche eingebaut und erscheinen dort inzwischen prominent zwischen Funden aus dem übrigen Netz.
Der Justiziar des Konkurrenten Twitter kommentierte diese Verknüpfung von Google+ mit der Google-Suche damals mit den Worten: "Das ist ein schlechter Tag für das Internet."
Gleichzeitig ist Facebook so geschlossen nun auch wieder nicht. Die Google-Suche listet nur deshalb keine Ergebnisse aus der Welt Facebooks, weil entsprechende Verhandlungen zwischen den beiden Firmen nie zu einem Vertrag führten. Google hätte die Daten haben können, war aber mit den Bedingungen nicht einverstanden. Die Suchmaschine Bing von Microsoft hingegen listet auch Ergebnisse aus Facebook.
Ja, Google bemüht sich offensichtlich, mit Werkzeugen transparent zu machen, welche Nutzerdaten wo gespeichert sind. Doch haben auch die Konkurrenten von Facebook oder Twitter inzwischen solche Angebote. Seine Daten mitnehmen kann man bei Facebook auch längst. Brins Kritik läuft an diesem Punkt also ins Leere.
Brins Besorgnis relativiert sich
Brin hat auch Recht, wenn er in dem Interview bemängelt, dass Informationen in proprietären Apps nicht von Web-Crawlern und damit von Suchmaschinen gefunden werden können. Allerdings ist das Finden von Informationen nun einmal Googles wichtigstes Geschäft. Das ändert nichts an der Bedrohung des freien Netzes durch geschlossene Anwendungen, aber es relativiert doch Brins Besorgnis.
So bleibt das Gefühl, dass der Google-Chef eine berechtigte Kritik zum Thema Netzfreiheit auch dazu nutzt, seinen Konkurrenten schlecht aussehen zu lassen. Beziehungsweise dass seine Angst vor Facebook eine andere Ursache hat als die, die er erwähnt. Das Gefühl verstärkt sich angesichts von Berichten, der Suchmaschinenbetreiber habe große Sorge wegen des derzeitigen Erfolges von Facebook und rechne daher die Nutzerzahlen von Google+ hoch.
Nebenbei: Viele Nutzer betrachten Anonymität als einen wichtigen Baustein eines freien Netzes. Um die Anonymität aber macht sich Google nicht unbedingt verdient, verlangt das Unternehmen von seinen Nutzern doch deren Klarnamen, wenn sie seine Dienste in Anspruch nehmen wollen.
Quelle
Google-Mitgründer Sergey Brin fürchtet sich vor der Konkurrenz durch Facebook. Das hat er so nicht wörtlich gesagt. Aber er hat es wohl gemeint.
Der britische Guardian veröffentlicht derzeit eine Serie von Texten zum Thema "Kampf ums Internet", und in diesem Zusammenhang fragt er auch Brin, welche Bedrohungen des Netzes dieser für relevant hält. Brin sieht drei: Regierungen, die versuchten, die Kommunikationswege ihrer Bürger zu überwachen, Unterhaltungskonzerne, die das Kopieren ihrer Inhalte mit allen Mitteln verfolgten, und geschlossene Netzangebote "wie Facebook und Apple", die kontrollierten, welche Software auf ihren Plattformen veröffentlicht werden dürfe.
Es gebe inzwischen, sagte Brin, "sehr mächtige Kräfte, die sich überall auf der Welt organisiert haben, um ein offenes Netz zu bekämpfen". Er sei deshalb besorgter als in der Vergangenheit: "Es ist unheimlich." Damit hat er sicher Recht. Ein Teil des Gespräches aber hinterlässt einen unangenehmen Nachgeschmack.
Er und Mitgründer Larry Page hätten Google nicht entwickeln können, wenn das Internet damals von Facebook dominiert worden wäre: "Du musst nach deren Regeln spielen, und diese sind sehr streng. Wir konnten Google nur wegen der besonderen Umgebung entwickeln, wir konnten unsere Suchmaschine nur deshalb bauen, weil das Netz so offen war. Sobald es zu viele Regeln gibt, ersticken sie Innovation."
Wer hat den größten walled garden?
Das ist keine grundsätzlich ungewöhnliche Sicht. Viele Beobachter, die sich mit dem Thema Bürger- und Freiheitsrechte im Netz beschäftigen, betrachten die drei von Brin aufgeführten Kräfte als Bedrohung eben jener Rechte. Es ist auch keine ungewöhnliche Sicht für Google. Die Suchmaschine, die noch immer die Basis des Geschäftsmodells des Konzerns ist, funktioniert nur, wenn sie unbeschränkten Zugang zu möglichst vielen Informationen hat; deshalb traten Google-Vertreter schon immer für Themen wie Netzneutralität ein.
Allerdings erscheint Brins Kritik scheinheilig. Schließlich kritisiert er damit erstens seinen größten Konkurrenten und er tut das zweitens für Eigenschaften, die längst auch Google aufweist.
Facebooks Geschäftsmodell basiert auf der Bereitschaft der Nutzer, ihre Interessen und Vorlieben preiszugeben. Je größer diese Bereitschaft ist, desto besser kann der Konzern die Interessen und Vorlieben einschätzen und diese Information für das Verkaufen zielgerichteter Werbung nutzen. Daher ist Facebook so gebaut, dass Nutzer sich möglichst lange dort aufhalten und möglichst viel über sich erzählen. So entstand ein walled garden oder Silo, ein eingezäunter Bereich, in den alles hinein, aber aus dem möglichst wenig hinaus gelangt.
Brin kritisierte genau diese Eigenschaft. Dabei hat auch Google inzwischen eine solche Plattform. Google+ dient vor allem dazu, mehr über Nutzer zu erfahren, um Kundenprofile vermarkten zu können. Und Konkurrenten werfen dem Konzern vor, er missbrauche seine Marktmacht, um sein Produkt prominenter anzubieten – sei also nicht mehr offen für jede Information. Unter anderem wurden Ergebnisse aus Google+ in die Google-Suche eingebaut und erscheinen dort inzwischen prominent zwischen Funden aus dem übrigen Netz.
Der Justiziar des Konkurrenten Twitter kommentierte diese Verknüpfung von Google+ mit der Google-Suche damals mit den Worten: "Das ist ein schlechter Tag für das Internet."
Gleichzeitig ist Facebook so geschlossen nun auch wieder nicht. Die Google-Suche listet nur deshalb keine Ergebnisse aus der Welt Facebooks, weil entsprechende Verhandlungen zwischen den beiden Firmen nie zu einem Vertrag führten. Google hätte die Daten haben können, war aber mit den Bedingungen nicht einverstanden. Die Suchmaschine Bing von Microsoft hingegen listet auch Ergebnisse aus Facebook.
Ja, Google bemüht sich offensichtlich, mit Werkzeugen transparent zu machen, welche Nutzerdaten wo gespeichert sind. Doch haben auch die Konkurrenten von Facebook oder Twitter inzwischen solche Angebote. Seine Daten mitnehmen kann man bei Facebook auch längst. Brins Kritik läuft an diesem Punkt also ins Leere.
Brins Besorgnis relativiert sich
Brin hat auch Recht, wenn er in dem Interview bemängelt, dass Informationen in proprietären Apps nicht von Web-Crawlern und damit von Suchmaschinen gefunden werden können. Allerdings ist das Finden von Informationen nun einmal Googles wichtigstes Geschäft. Das ändert nichts an der Bedrohung des freien Netzes durch geschlossene Anwendungen, aber es relativiert doch Brins Besorgnis.
So bleibt das Gefühl, dass der Google-Chef eine berechtigte Kritik zum Thema Netzfreiheit auch dazu nutzt, seinen Konkurrenten schlecht aussehen zu lassen. Beziehungsweise dass seine Angst vor Facebook eine andere Ursache hat als die, die er erwähnt. Das Gefühl verstärkt sich angesichts von Berichten, der Suchmaschinenbetreiber habe große Sorge wegen des derzeitigen Erfolges von Facebook und rechne daher die Nutzerzahlen von Google+ hoch.
Nebenbei: Viele Nutzer betrachten Anonymität als einen wichtigen Baustein eines freien Netzes. Um die Anonymität aber macht sich Google nicht unbedingt verdient, verlangt das Unternehmen von seinen Nutzern doch deren Klarnamen, wenn sie seine Dienste in Anspruch nehmen wollen.
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