Alles Fassade? Streit unter Architekten an der TU
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Alles Fassade? Streit unter Architekten an der TU
Eine Durchfallerquote von etwa 95 Prozent – das ist auch für das als Stolperstein im Architekturstudium bekannte Fach Baukonstruktion mehr als ungewöhnlich.
Spannung an der TU nach Aufgabe zum Fassadenentwurf. Das Symbolbild zeigt zwei herausragende Fassaden der TU – Altgebäude und Oker-Hochaus.
Foto: Hoyer
Sechs Wochen Zeit hatten die Architektur-Studenten, um eine Hausfassade zu entwerfen. 120 Studenten traten an, nur sieben von ihnen haben bestanden.
„50 bis 60 Prozent, das gab es schon mal“, sagt Professor Werner Kaag, Leiter des Instituts für Baukonstruktion, der die Noten vergab, „aber dieses Jahr war es extrem.“ Trotzdem bestehe für die Studenten kein Grund zur Panik. Das Scheitern könne bei einer zweiten Aufgabe in Baukonstruktion ausgeglichen werden.
Seit die Ergebnisse der Übung bekannt sind, brodelt es in der Studierendenschaft der Architekten. Im Fachgruppenrat, der gewählten Vertretung der Studenten, gibt es Spannungen dazu, wie mit der Sache umzugehen sei, Protestaktionen wurden geplant und wieder verworfen.
Ende März erhielt Studiendekan Professor Norbert Fisch einen Brief voller Vorwürfe an Dozenten, das Institut und die Fakultät und sogar pauschaler Anschuldigungen gegen die Universität – gezeichnet: „Architekturstudenten TU Braunschweig“.
Fisch wiederum warf in seiner öffentlichen Antwort den anonymen Absendern des Briefes Feigheit vor und forderte sie auf, offen zu ihren Aussagen zu stehen. Erst dann könne man die Beschwerden ernst nehmen und untersuchen.
Schließlich bekam auch unsere Zeitung einen Hinweis auf die Vorgänge bei den Architekten. Fehler in der Lehre, ungenaue Aufgabenstellungen, mangelndes Entgegenkommen seitens der Dozenten, unzureichende Betreuung und Hilfestellung während der Bearbeitung der Aufgabe – so lauten die Vorwürfe; eine lange Liste.
Unsere Anfragen wurden zunächst an die Pressestelle der TU weiterverwiesen. Sprecherin Elisabeth Hoffmann bestätigte, dass der Studiendekan sich der Sache angenommen habe. Schließlich schaltete sich sogar das Präsidium ein.
Professor Kaag zeigte sich überrascht über all die Aufregung. Es habe keine Einsprüche gegen die Prüfung gegeben. Diese Überraschung brachte er auch bei einer Aussprache mit den Studenten zum Ausdruck. Die Fakultät hatte – wohl auf Anregung des Präsidiums – zu einer Informationsveranstaltung geladen. Man habe ein gutes Vertrauensverhältnis zum Fachgruppenrat, der solche Fälle in dafür vorgesehenen Gremien ansprechen könne, sagte Kaag und fragte die Studenten: „Warum sind sie diesen einfachen Weg nicht gegangen?“
Im anschließenden Gespräch wurde eine Fülle möglicher Gründe für die hohe Versagensquote diskutiert: von Missverständnissen bei den ästhetischen Anforderungen an die Entwürfe über die Nützlichkeit der kaum besuchten Vorlesung bis zu Problemen beim computer-unterstützten Zeichnen von Konstruktionsplänen. Auch wurden Vorschläge zur Verbesserung der Lehre gemacht.
Kaags Frage blieb jedoch unbeantwortet: Warum sind die Studenten nicht den üblichen Weg über den Fachgruppenrat gegangen? Anonyme Stimmen verweisen auf ein Vertrauensproblem innerhalb der Studierendenschaft. Seit Jahren ist die Beteiligung an den Wahlen studentischer Vertreter gering. In nur wenigen Fachgruppen der TU Braunschweig lag sie im vergangenen Semester bei mehr als zehn Prozent.
Doch nirgends ist die Beteiligung so niedrig wie bei den Architekten. Nur 15 Stimmen wurden abgegeben – das entspricht zwei Prozent der Architekturstudenten.
Außerdem gehören die teilweise mit nur zwei Stimmen gewählten Mitglieder des Fachgruppenrats häufig noch zum alten Diplom-Studiengang oder aber zu den ersten Bachelor-Jahrgängen. „Die können die Probleme der Neuen gar nicht nachvollziehen“, klagt eine Studentin, die ihren Namen nicht nennen möchte. Außerdem seien die Alten zu nahe an den Professoren.
Wer also spricht offen für die Studenten? Zurzeit anscheinend niemand. Dass dies ein Problem für die studentische Mitbestimmung darstellt, sieht auch Elisabeth Hoffmann von der Pressestelle. Abhilfe könnte das Projekt „Sag‘s uns“ schaffen. Über eine Internetseite können Studenten Anregungen und Beschwerden äußern. „Der für das Projekt zuständige Referent ist direkt dem Präsidium unterstellt. Das zeigt, dass wir solche Rückmeldungen ernst nehmen“, sagt Hoffmann.
Nach einer Phase der Vakanz wird die Stelle nun auch wieder besetzt. In Kürze steht den Studenten somit eine direkte Anlaufstelle für ihre Probleme zur Verfügung. Trotzdem bleibt eine Frage offen: Wie ist zu erklären, dass fast ein gesamtes Semester, inklusive der überwältigenden Mehrheit der Wiederholer der Übung, durchgefallen ist?
Waren die Anforderungen zu hoch, die Betreuung ungenügend oder die Studenten zu nachlässig? Für diese dürfte zunächst wichtiger sein, dass sie das Fach noch bestehen können – mit einer „3“ in einer anderen Übung. Professor Kaag versichert: „Wir wollen niemanden aus der Architektur rausprüfen.“
Quelle
Nah ist doch super,wir sollten die ganze Stadt mit Obelisken zu knallen.
Spannung an der TU nach Aufgabe zum Fassadenentwurf. Das Symbolbild zeigt zwei herausragende Fassaden der TU – Altgebäude und Oker-Hochaus.
Foto: Hoyer
Sechs Wochen Zeit hatten die Architektur-Studenten, um eine Hausfassade zu entwerfen. 120 Studenten traten an, nur sieben von ihnen haben bestanden.
„50 bis 60 Prozent, das gab es schon mal“, sagt Professor Werner Kaag, Leiter des Instituts für Baukonstruktion, der die Noten vergab, „aber dieses Jahr war es extrem.“ Trotzdem bestehe für die Studenten kein Grund zur Panik. Das Scheitern könne bei einer zweiten Aufgabe in Baukonstruktion ausgeglichen werden.
Seit die Ergebnisse der Übung bekannt sind, brodelt es in der Studierendenschaft der Architekten. Im Fachgruppenrat, der gewählten Vertretung der Studenten, gibt es Spannungen dazu, wie mit der Sache umzugehen sei, Protestaktionen wurden geplant und wieder verworfen.
Ende März erhielt Studiendekan Professor Norbert Fisch einen Brief voller Vorwürfe an Dozenten, das Institut und die Fakultät und sogar pauschaler Anschuldigungen gegen die Universität – gezeichnet: „Architekturstudenten TU Braunschweig“.
Fisch wiederum warf in seiner öffentlichen Antwort den anonymen Absendern des Briefes Feigheit vor und forderte sie auf, offen zu ihren Aussagen zu stehen. Erst dann könne man die Beschwerden ernst nehmen und untersuchen.
Schließlich bekam auch unsere Zeitung einen Hinweis auf die Vorgänge bei den Architekten. Fehler in der Lehre, ungenaue Aufgabenstellungen, mangelndes Entgegenkommen seitens der Dozenten, unzureichende Betreuung und Hilfestellung während der Bearbeitung der Aufgabe – so lauten die Vorwürfe; eine lange Liste.
Unsere Anfragen wurden zunächst an die Pressestelle der TU weiterverwiesen. Sprecherin Elisabeth Hoffmann bestätigte, dass der Studiendekan sich der Sache angenommen habe. Schließlich schaltete sich sogar das Präsidium ein.
Professor Kaag zeigte sich überrascht über all die Aufregung. Es habe keine Einsprüche gegen die Prüfung gegeben. Diese Überraschung brachte er auch bei einer Aussprache mit den Studenten zum Ausdruck. Die Fakultät hatte – wohl auf Anregung des Präsidiums – zu einer Informationsveranstaltung geladen. Man habe ein gutes Vertrauensverhältnis zum Fachgruppenrat, der solche Fälle in dafür vorgesehenen Gremien ansprechen könne, sagte Kaag und fragte die Studenten: „Warum sind sie diesen einfachen Weg nicht gegangen?“
Im anschließenden Gespräch wurde eine Fülle möglicher Gründe für die hohe Versagensquote diskutiert: von Missverständnissen bei den ästhetischen Anforderungen an die Entwürfe über die Nützlichkeit der kaum besuchten Vorlesung bis zu Problemen beim computer-unterstützten Zeichnen von Konstruktionsplänen. Auch wurden Vorschläge zur Verbesserung der Lehre gemacht.
Kaags Frage blieb jedoch unbeantwortet: Warum sind die Studenten nicht den üblichen Weg über den Fachgruppenrat gegangen? Anonyme Stimmen verweisen auf ein Vertrauensproblem innerhalb der Studierendenschaft. Seit Jahren ist die Beteiligung an den Wahlen studentischer Vertreter gering. In nur wenigen Fachgruppen der TU Braunschweig lag sie im vergangenen Semester bei mehr als zehn Prozent.
Doch nirgends ist die Beteiligung so niedrig wie bei den Architekten. Nur 15 Stimmen wurden abgegeben – das entspricht zwei Prozent der Architekturstudenten.
Außerdem gehören die teilweise mit nur zwei Stimmen gewählten Mitglieder des Fachgruppenrats häufig noch zum alten Diplom-Studiengang oder aber zu den ersten Bachelor-Jahrgängen. „Die können die Probleme der Neuen gar nicht nachvollziehen“, klagt eine Studentin, die ihren Namen nicht nennen möchte. Außerdem seien die Alten zu nahe an den Professoren.
Wer also spricht offen für die Studenten? Zurzeit anscheinend niemand. Dass dies ein Problem für die studentische Mitbestimmung darstellt, sieht auch Elisabeth Hoffmann von der Pressestelle. Abhilfe könnte das Projekt „Sag‘s uns“ schaffen. Über eine Internetseite können Studenten Anregungen und Beschwerden äußern. „Der für das Projekt zuständige Referent ist direkt dem Präsidium unterstellt. Das zeigt, dass wir solche Rückmeldungen ernst nehmen“, sagt Hoffmann.
Nach einer Phase der Vakanz wird die Stelle nun auch wieder besetzt. In Kürze steht den Studenten somit eine direkte Anlaufstelle für ihre Probleme zur Verfügung. Trotzdem bleibt eine Frage offen: Wie ist zu erklären, dass fast ein gesamtes Semester, inklusive der überwältigenden Mehrheit der Wiederholer der Übung, durchgefallen ist?
Waren die Anforderungen zu hoch, die Betreuung ungenügend oder die Studenten zu nachlässig? Für diese dürfte zunächst wichtiger sein, dass sie das Fach noch bestehen können – mit einer „3“ in einer anderen Übung. Professor Kaag versichert: „Wir wollen niemanden aus der Architektur rausprüfen.“
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Nah ist doch super,wir sollten die ganze Stadt mit Obelisken zu knallen.
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