Jeder dritte Arzt fühlt sich ausgebrannt
Seite 1 von 1
Jeder dritte Arzt fühlt sich ausgebrannt
Die Ärzte und Psychotherapeuten sind überwiegend zufrieden mit ihrer Arbeit und ihren Einkommensverhältnissen. Sie beklagen aber, zu wenig Zeit für das Gespräch mit ihren Patienten zu haben. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Instituts Infas unter mehr als 10.000 Medizinern, die von der Kassenärztlichen Bundsvereinigung (KBV) und dem Ärzteverband NAV Virchowbund in Auftrag gegeben wurde. Die Spitzen beider Organisationen leiteten aus der Umfrage die Forderung nach mehr Geld und nach neuen Maßstäben für das Honorar ab.
Während der Vorsitzende des NAV Virchowbundes, Dirk Heinrich, ausdrücklich mehr Geld forderte, reagierte KBV-Chef Andreas Köhler in dieser Frage am Dienstag zurückhaltend. Er verwies auf die in den vergangenen Jahren erzielten Honorarsteigerungen und zeigte sich insgesamt positiv überrascht von der Einstellung seiner Kollegen zum Beruf. Vor sechs Jahren habe eine ähnliche Befragung ein viel schlechteres Ergebnis zutage gefördert. Ganz grundsätzlich aber verlangt Köhler vor den anstehenden Verhandlungen mit den Krankenkassen um das im nächsten Jahr zu verteilende Honorar mehr Geld. Die Forderung beläuft sich auf 3,3 Mrd. Euro oder ein Plus von zehn Prozent. Bereits in diesem Jahr bekommen die Kassenärzte 600 Mio. Euro mehr als 2011.
Auf die Fragen, ob ihre Arbeit nützlich und sinnvoll sei, ob sie ihnen Spaß mache und ob sie mit der Tätigkeit zufrieden seien, antworteten jeweils rund 90 Prozent der Ärzte und Psychotherapeuten mit Ja. 80 Prozent würden den Beruf wieder ergreifen. Fast 60 Prozent sagten, ihnen stehe für die Behandlung der Patienten nicht ausreichend Zeit zur Verfügung. Dabei klagten Hausärzte und Fachärzte häufiger über den Mangel an Zeit als etwa Psychotherapeuten. Grund dafür ist, dass Haus- und Fachärzte pro Tag 53 beziehungsweise 41 Patienten behandeln, während Psychotherapeuten nur sieben Patientengespräche haben, die dafür aber jeweils deutlich länger dauern. Dementsprechend unterscheidet sich die Wochenarbeitszeit: Hausärzte geben sie mit fast 58 Stunden deutlich höher an als Fachärzte mit gut 55 Stunden. Psychotherapeuten arbeiten 42 Stunden pro Woche.
Die Folge davon: Viele Ärzte empfinden ihre Tätigkeit als belastend. Jeder zweite sagt, er fühle sich am Ende des Arbeitstages "völlig erledigt", fast jeder Dritte fühlt sich durch die Arbeit "ausgebrannt". Nur ein kleiner Teil, nämlich 14 Prozent aller Ärzte, ist rundum glücklich und gibt an, sowohl Spaß an der Arbeit zu haben als auch mit der wirtschaftlichen Situation zufrieden zu sein. Jeder vierte Arzt ist zwar unzufrieden mit der wirtschaftlichen Situation, arbeitet aber aus Freude am Arztberuf. Ein weiteres Viertel behauptet, keinen Spaß an der Arbeit zu haben, seinen Beruf ohne größere Überzeugung auszuüben, und ist auch mit der eigenen wirtschaftlichen Situation nicht zufrieden.
Dass damit die Hälfte der Ärzte entweder nur aus Idealismus arbeitet oder völlig enttäuscht ist, nennt Verbandschef Heinrich "keine gute Situation". Vor dem Hintergrund, dass sich viele Ärzte auch noch überarbeitet fühlen, zieht er das Fazit: "Aufwand, Belastung und wirtschaftliches Risiko stehen für niedergelassene Ärzte in keinem adäquaten Verhältnis zu ihrer Einkommenssituation." Entweder müssten Umsatz und Einkommen in den Arztpraxen nach oben angepasst oder die Arbeitsbedingungen verbessert werden.
Der KBV-Vorsitzende Köhler dagegen sagt: "Wir müssen aufhören, den Arztberuf schlecht zu reden." Der Umstand, dass mehr als drei Viertel der Mediziner ihren Beruf als "Berufung" empfänden, widerlege doch gerade das Bild vom raffgierigen Arzt. Richtig sei aber, dass die Arbeitsbedingungen besser werden müssten. Die Ärzte würden zu viel Zeit mit Verwaltung und Bürokratie verbringen - laut Umfrage sind es 14 Prozent der Arbeitszeit. Damit mehr Zeit für das Patientengespräch bleibe, müsse das Honorarsystem umgestellt werden, verlangte Köhler. Zusammen mit Heinrich äußerte er die Vermutung, dass Patienten weniger oft den Arzt aufsuchen würden, wenn sie ausführlicher als bisher mit ihm sprechen könnten.
Köhler sagte, zurzeit werde ein Arzt belohnt, wenn er möglichst viele Patienten behandle. Ziel müsse aber sein, dass es sich lohne, Zeit für ein ausführliches Gespräch zu haben. Deshalb sollten ärztliche Leistungen häufiger als derzeit einzeln vergütet werden und nicht in Form von Pauschalen. Allerdings waren genau diese Pauschalen vor noch nicht einmal vier Jahren von den Ärzten verlangt worden. Die erhofften positiven Effekte seien aber ausgeblieben, sagte ein Sprecher der KBV. Die Pauschalen seien "leistungsfeindlich". Die Kassen lehnen sowohl die Forderung nach mehr Geld als auch nach weniger Pauschalen ab.
Quelle
Während der Vorsitzende des NAV Virchowbundes, Dirk Heinrich, ausdrücklich mehr Geld forderte, reagierte KBV-Chef Andreas Köhler in dieser Frage am Dienstag zurückhaltend. Er verwies auf die in den vergangenen Jahren erzielten Honorarsteigerungen und zeigte sich insgesamt positiv überrascht von der Einstellung seiner Kollegen zum Beruf. Vor sechs Jahren habe eine ähnliche Befragung ein viel schlechteres Ergebnis zutage gefördert. Ganz grundsätzlich aber verlangt Köhler vor den anstehenden Verhandlungen mit den Krankenkassen um das im nächsten Jahr zu verteilende Honorar mehr Geld. Die Forderung beläuft sich auf 3,3 Mrd. Euro oder ein Plus von zehn Prozent. Bereits in diesem Jahr bekommen die Kassenärzte 600 Mio. Euro mehr als 2011.
Auf die Fragen, ob ihre Arbeit nützlich und sinnvoll sei, ob sie ihnen Spaß mache und ob sie mit der Tätigkeit zufrieden seien, antworteten jeweils rund 90 Prozent der Ärzte und Psychotherapeuten mit Ja. 80 Prozent würden den Beruf wieder ergreifen. Fast 60 Prozent sagten, ihnen stehe für die Behandlung der Patienten nicht ausreichend Zeit zur Verfügung. Dabei klagten Hausärzte und Fachärzte häufiger über den Mangel an Zeit als etwa Psychotherapeuten. Grund dafür ist, dass Haus- und Fachärzte pro Tag 53 beziehungsweise 41 Patienten behandeln, während Psychotherapeuten nur sieben Patientengespräche haben, die dafür aber jeweils deutlich länger dauern. Dementsprechend unterscheidet sich die Wochenarbeitszeit: Hausärzte geben sie mit fast 58 Stunden deutlich höher an als Fachärzte mit gut 55 Stunden. Psychotherapeuten arbeiten 42 Stunden pro Woche.
Die Folge davon: Viele Ärzte empfinden ihre Tätigkeit als belastend. Jeder zweite sagt, er fühle sich am Ende des Arbeitstages "völlig erledigt", fast jeder Dritte fühlt sich durch die Arbeit "ausgebrannt". Nur ein kleiner Teil, nämlich 14 Prozent aller Ärzte, ist rundum glücklich und gibt an, sowohl Spaß an der Arbeit zu haben als auch mit der wirtschaftlichen Situation zufrieden zu sein. Jeder vierte Arzt ist zwar unzufrieden mit der wirtschaftlichen Situation, arbeitet aber aus Freude am Arztberuf. Ein weiteres Viertel behauptet, keinen Spaß an der Arbeit zu haben, seinen Beruf ohne größere Überzeugung auszuüben, und ist auch mit der eigenen wirtschaftlichen Situation nicht zufrieden.
Dass damit die Hälfte der Ärzte entweder nur aus Idealismus arbeitet oder völlig enttäuscht ist, nennt Verbandschef Heinrich "keine gute Situation". Vor dem Hintergrund, dass sich viele Ärzte auch noch überarbeitet fühlen, zieht er das Fazit: "Aufwand, Belastung und wirtschaftliches Risiko stehen für niedergelassene Ärzte in keinem adäquaten Verhältnis zu ihrer Einkommenssituation." Entweder müssten Umsatz und Einkommen in den Arztpraxen nach oben angepasst oder die Arbeitsbedingungen verbessert werden.
Der KBV-Vorsitzende Köhler dagegen sagt: "Wir müssen aufhören, den Arztberuf schlecht zu reden." Der Umstand, dass mehr als drei Viertel der Mediziner ihren Beruf als "Berufung" empfänden, widerlege doch gerade das Bild vom raffgierigen Arzt. Richtig sei aber, dass die Arbeitsbedingungen besser werden müssten. Die Ärzte würden zu viel Zeit mit Verwaltung und Bürokratie verbringen - laut Umfrage sind es 14 Prozent der Arbeitszeit. Damit mehr Zeit für das Patientengespräch bleibe, müsse das Honorarsystem umgestellt werden, verlangte Köhler. Zusammen mit Heinrich äußerte er die Vermutung, dass Patienten weniger oft den Arzt aufsuchen würden, wenn sie ausführlicher als bisher mit ihm sprechen könnten.
Köhler sagte, zurzeit werde ein Arzt belohnt, wenn er möglichst viele Patienten behandle. Ziel müsse aber sein, dass es sich lohne, Zeit für ein ausführliches Gespräch zu haben. Deshalb sollten ärztliche Leistungen häufiger als derzeit einzeln vergütet werden und nicht in Form von Pauschalen. Allerdings waren genau diese Pauschalen vor noch nicht einmal vier Jahren von den Ärzten verlangt worden. Die erhofften positiven Effekte seien aber ausgeblieben, sagte ein Sprecher der KBV. Die Pauschalen seien "leistungsfeindlich". Die Kassen lehnen sowohl die Forderung nach mehr Geld als auch nach weniger Pauschalen ab.
Quelle
Andy- Admin
- Anzahl der Beiträge : 36197
Anmeldedatum : 03.04.11
Ähnliche Themen
» Es fühlt sich richtig an!
» Fast jeder Dritte von Identitätsdiebstahl betroffen
» „Die erste Generation erntete den Tod, die zweite die Not, die dritte das Brot“ Um welche Stadt handelt es sich hier?
» Fast jeder Dritte von Identitätsdiebstahl betroffen
» „Die erste Generation erntete den Tod, die zweite die Not, die dritte das Brot“ Um welche Stadt handelt es sich hier?
Seite 1 von 1
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten
Heute um 4:25 am von Andy
» END OF GREEN
Heute um 4:21 am von Andy
» zozyblue
Heute um 4:18 am von Andy
» MAGNUM
Heute um 4:14 am von Andy
» Natasha Bedingfield
Heute um 4:12 am von Andy
» ... TRAKTOR ...
Heute um 4:10 am von Andy
» = Azillis =
Heute um 4:07 am von Andy
» Alice Cooper
Heute um 4:04 am von Andy
» Art of Trance
Heute um 4:02 am von Andy