Lokführer fürchten Todesbahndamm
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Lokführer fürchten Todesbahndamm
Der unbeschrankte Bahnübergang in Kralenriede gilt als der gefährlichste in Braunschweig. Selbst Lokführer fahren die Strecke mit unguten Gefühl.
Am unbeschrankten Bahnübergang in Kralenriede ist es in den vergangenen Monaten immer wieder zu schweren Unfällen gekommen, drei Menschen starben. Unter den Lokführern der Region zählt die Strecke Braunschweig–Uelzen zu den unbeliebten – immer wieder huschen Fußgänger und Radfahrer verbotenerweise über die Gleise.
Katja Dartsch sprach mit einem der Triebfahrzeugführer, der auf dieser Strecke regelmäßig im Einsatz ist. Er möchte anonym bleiben.
Ist der Bahnübergang Steinriedendamm in Kralenriede nach so vielen Unfällen in so kurzer Zeit von Ihnen und Ihren Kollegen gefürchtet?
Naja, passieren kann ja jederzeit und überall etwas, und mit diesem Risiko müssen wir leben. Aber es ist richtig, dass der Bahnübergang aufgrund der Unfälle sehr bekannt ist. Seit gut zwei Wochen stehen auch Schilder dort, dass gepfiffen werden muss, dass wir also einen Pfeifton zur Warnung abgeben müssen, bevor wir durchfahren.
Äußerst unschön zu fahren ist die gesamte Strecke zwischen Braunschweig und Uelzen, denn dort gibt es um die 100 unbeschrankte Bahnübergänge, und sehr häufig wechseln Radfahrer, Fußgänger und auch Autos noch schnell die Seite, bevor der Zug kommt. Manchmal ist es sehr knapp. Man muss seine Augen überall haben und fährt noch konzentrierter als sonst.
Was tun Sie, wenn Sie sehen: Das wird knapp?
Am Bahnübergang in Kralenriede gilt Tempo 70, und wir müssen die Fahrzeit einhalten. Wenn ich mit Tempo 70 angeschossen komme, kann ich zwar bremsen, wenn ich jemanden auf den Gleisen sehe – aber rechtzeitig stoppen kann hier keiner. Wir können ja nicht die Gesetze der Physik außer Kraft setzen und innerhalb von fünf Metern den Zug anhalten. Bremsweg ist Bremsweg.
Haben Sie als Lokführer schonmal einen schweren Unfall miterleben müssen?
Zweimal hatte ich auf genau dieser Strecke einen Unfall, einmal mit einem Trecker, einmal mit einem Auto. Aber es waren zum Glück keine tödlichen Unfälle. Keine Ahnung, wie ich das wegstecken würde.
Wie gehen Sie innerhalb des Kollegenkreises mit schweren Unfällen um?
Mit tödlichen Unfällen? Da redet man nicht drüber – was soll man auch sagen? Jeder findet seinen eigenen Weg, damit umzugehen. Manche schaffen es nicht. Der Lokführer, dessen Regionalbahn im Januar 2010 in Rüningen mit einem Lastwagen kollidierte – 49 Menschen wurden verletzt –, ist bis heute nicht wieder im Dienst. Die Bilder lassen einen nicht los, man wird damit nicht fertig.
Gibt es denn Kollegen, die sich weigern, bestimmte, unfallträchtige Strecken zu fahren?
Nein, da weigert sich keiner. Ein Lokführer fährt jede Strecke.
Der Bahnübergang in Kralenriede soll bis zum Herbst mit einer Schranke für Fußgänger und Radfahrer ausgestattet werden. Sind Sie erleichtert darüber?
Nun, zu hoffen ist, dass die Schranke nicht einfach ignoriert und umgangen wird. Die Gefahr wird halt einfach unterschätzt, die Leute sind sich keiner Schuld bewusst.
Was kann man denn tun, um Bahnübergänge sicherer zu machen? Ein Tempolimit?
Nein, das halte ich für grundverkehrt. Je langsamer die Züge fahren, desto länger müssen die Menschen an den Bahnübergängen warten – und desto mehr verlieren die Geduld und gehen oder fahren einfach bei Rot.
Wichtig wäre es, verstärkt die Öffentlichkeit auf die Gefahren aufmerksam zu machen. Und den Menschen zu sagen: Denkt auch an den Lokführer – der muss mit den Folgen leben, wenn es zum Unfall kommt!
Quelle
Am unbeschrankten Bahnübergang in Kralenriede ist es in den vergangenen Monaten immer wieder zu schweren Unfällen gekommen, drei Menschen starben. Unter den Lokführern der Region zählt die Strecke Braunschweig–Uelzen zu den unbeliebten – immer wieder huschen Fußgänger und Radfahrer verbotenerweise über die Gleise.
Katja Dartsch sprach mit einem der Triebfahrzeugführer, der auf dieser Strecke regelmäßig im Einsatz ist. Er möchte anonym bleiben.
Ist der Bahnübergang Steinriedendamm in Kralenriede nach so vielen Unfällen in so kurzer Zeit von Ihnen und Ihren Kollegen gefürchtet?
Naja, passieren kann ja jederzeit und überall etwas, und mit diesem Risiko müssen wir leben. Aber es ist richtig, dass der Bahnübergang aufgrund der Unfälle sehr bekannt ist. Seit gut zwei Wochen stehen auch Schilder dort, dass gepfiffen werden muss, dass wir also einen Pfeifton zur Warnung abgeben müssen, bevor wir durchfahren.
Äußerst unschön zu fahren ist die gesamte Strecke zwischen Braunschweig und Uelzen, denn dort gibt es um die 100 unbeschrankte Bahnübergänge, und sehr häufig wechseln Radfahrer, Fußgänger und auch Autos noch schnell die Seite, bevor der Zug kommt. Manchmal ist es sehr knapp. Man muss seine Augen überall haben und fährt noch konzentrierter als sonst.
Was tun Sie, wenn Sie sehen: Das wird knapp?
Am Bahnübergang in Kralenriede gilt Tempo 70, und wir müssen die Fahrzeit einhalten. Wenn ich mit Tempo 70 angeschossen komme, kann ich zwar bremsen, wenn ich jemanden auf den Gleisen sehe – aber rechtzeitig stoppen kann hier keiner. Wir können ja nicht die Gesetze der Physik außer Kraft setzen und innerhalb von fünf Metern den Zug anhalten. Bremsweg ist Bremsweg.
Haben Sie als Lokführer schonmal einen schweren Unfall miterleben müssen?
Zweimal hatte ich auf genau dieser Strecke einen Unfall, einmal mit einem Trecker, einmal mit einem Auto. Aber es waren zum Glück keine tödlichen Unfälle. Keine Ahnung, wie ich das wegstecken würde.
Wie gehen Sie innerhalb des Kollegenkreises mit schweren Unfällen um?
Mit tödlichen Unfällen? Da redet man nicht drüber – was soll man auch sagen? Jeder findet seinen eigenen Weg, damit umzugehen. Manche schaffen es nicht. Der Lokführer, dessen Regionalbahn im Januar 2010 in Rüningen mit einem Lastwagen kollidierte – 49 Menschen wurden verletzt –, ist bis heute nicht wieder im Dienst. Die Bilder lassen einen nicht los, man wird damit nicht fertig.
Gibt es denn Kollegen, die sich weigern, bestimmte, unfallträchtige Strecken zu fahren?
Nein, da weigert sich keiner. Ein Lokführer fährt jede Strecke.
Der Bahnübergang in Kralenriede soll bis zum Herbst mit einer Schranke für Fußgänger und Radfahrer ausgestattet werden. Sind Sie erleichtert darüber?
Nun, zu hoffen ist, dass die Schranke nicht einfach ignoriert und umgangen wird. Die Gefahr wird halt einfach unterschätzt, die Leute sind sich keiner Schuld bewusst.
Was kann man denn tun, um Bahnübergänge sicherer zu machen? Ein Tempolimit?
Nein, das halte ich für grundverkehrt. Je langsamer die Züge fahren, desto länger müssen die Menschen an den Bahnübergängen warten – und desto mehr verlieren die Geduld und gehen oder fahren einfach bei Rot.
Wichtig wäre es, verstärkt die Öffentlichkeit auf die Gefahren aufmerksam zu machen. Und den Menschen zu sagen: Denkt auch an den Lokführer – der muss mit den Folgen leben, wenn es zum Unfall kommt!
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