„Die Böhsen Onkelz haben sich von rechts distanziert“

Der Bericht von der BZ über ein Böhse-Onkelz-Cover-Festival löste im Netz empörte Kommentare aus. Dazu ein Gespräch mit dem Jugendkulturforscher Klaus Farin.



Klaus Farin, 53, zählt zu den bekanntesten Experten für Jugendkultur in Deutschland. Sein gemeinsam mit Eberhard Seidel verfasster Band „Krieg in den Städten“ gilt als Standardwerk für Jugendsozialforschung. Farin ist Gründer des Berliner Archivs der Jugendkulturen. Zu seinen Publikationen zählt auch „Das Buch der Erinnerungen. Die Fans der Böhsen Onkelz“. (Den umstrittenen Bericht über das Böhse-Onkelz-Cover-Festival im Kennelbad finden Sie hier)

Zugnummer des Braunschweiger Festivals waren die Glorreichen Halunken, eine Böhse-Onkelz-Coverband. Die Onkelz waren zu Beginn ihrer Karriere in den 80er Jahren offen rechtsradikal, dann distanzierten sie sich davon. Glaubhaft?

Eindeutig und glaubhaft. Dass sie immer wieder damit in Verbindung gebracht werden, ist ein Medienphänomen. Als es Anfang der 90er Jahre zu pogromartigen Übergriffen auf Ausländer in Rostock, Hoyerswerda, Solingen und anderswo kam, stilisierten sie die Medien, allen voran „Der Spiegel“, wieder zu einer Kultband der rechten Szene – mehr als fünf Jahre nach ihrem Ausstieg.

Die Onkelz waren jünger als 20, als sie rassistische Songs wie „Türken raus“ schrieben. Drei, vier Jahre waren sie so unterwegs, dann stiegen sie aus. Ende der 80er Jahre tauchten sie wieder auf, mit irre langen Haaren, um sich schon äußerlich zu distanzieren. Sie sangen aber auch eindeutig gegen Nazis, verteilten bei Konzerten Flugzettel, dass sie aus ihren Fehlern gelernt haben, und organisierten Benefizkonzerte für Opfer rechter Gewalt.

Wer sind die Fans der Onkelz? Sind sie nicht trotz des Ausstiegs bei Rechten noch populär?

Überzeugte Neonazis betrachten sie als Verräter. Nach rechts offene Jugendliche mögen sie gerade wegen ihrer Stigmatisierung in den Medien attraktiv finden. Aber sie haben Fans in allen Gesellschaftsgruppen, von rechts bis links, wenn auch mehr bei den Arbeitern als in der studentischen Indie-Szene. Die meisten Fans verstehen sich als unpolitisch. Ende der 90er Jahre bis zu ihrer Auflösung 2005 waren die Onkelz eine der erfolgreichsten deutschen Bands überhaupt. Und der Mythos lebt, die Anhängerschaft wächst immer noch. Coverbands wie die Halunken füllen die Säle.

Was hat die Onkelz so populär gemacht?

In den 90er Jahren gab es einen Trend zu deutschen Texten im Pop. In der Hardrock- und Metal-Szene war das besonders ungewöhnlich, die Onkelz füllten eine echte Nische. Verständliche Texte sind wichtig für Jugendliche. Die suchen Identifikation. Die Identifikation mit den Onkelz ist bei ihren Fans enorm.

Für welches Lebensgefühl stehen Straßenrock-Bands wie die Onkelz, Berserker oder Haudegen?

Die Onkelz verkörpern eine Grundhaltung: Die Welt ist gegen uns und gegen dich, aber vertraue dir selbst – und du schaffst alles. Dieses Underdog-Bewusstsein entspricht dem Lebensgefühl vieler Jugendlicher.

Gilt die klare Abgrenzung gegen Rechts auch für die Berserker oder die Südtiroler Gruppe Frei.Wild, die derzeit sehr erfolgreich ist und als Onkelz-Nachfolger gehandelt wird?

Entscheidend ist, ob die Bands klar gegen Rechts Position beziehen. Die Berserker tun das. Der Frei.Wild-Sänger hat sich dagegen nicht eindeutig von seiner rechten Vergangenheit distanziert. Enge Kontakte zu rechtsextremen Bands aus ihrer Anfangszeit haben Frei.Wild allerdings gekappt. Typisch sind Aussagen, dass man extreme Positionen ablehne – rechte, aber auch linke. Das kann ernst gemeint sein. Es gilt in der rechten Szene aber auch als Code, als augenzwinkernde Vermeidung einer klaren Festlegung.

Quelle

löste sich auf ist wohl etwas falsch ausgedrückt,wurde aufgelöst hört sich besser an.
Warum?
Deshalb!