Einzelhandelhistorie: Kaufhaus Adolf Frank
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Einzelhandelhistorie: Kaufhaus Adolf Frank
Das Kaufhaus Adolf Frank wurde 1889 von dem jüdischen Kaufmann Adolf Frank (1863–1924) in Braunschweig gegründet. Es war das erste Kaufhaus der Stadt und entwickelte sich schnell zum größten des gesamten Herzogtums Braunschweig. Es bestand bis zu seinem erzwungenen Verkauf 1938.[1]
Der 1863 in Gleidingen, 70 km westlich von Braunschweig, geborene Adolf Frank, gründete 1889, im Alter von 26 Jahren eine Kurzwarenhandlung, aus der sich schon bald das erste Kaufhaus Braunschweigs entwickelte. Sein Standort war Schuhstraße 28, Ecke Stephanstraße 1. Schnell wurde die Firma zum größten Kaufhaus im gesamten Herzogtum. Zu seinen Hochzeiten beschäftigte es 125 Angestellte.[1] In der Stephanstraße direkt gegenüber entstand nur wenig später das Kaufhaus Karstadt[2], das sich noch heute dort befindet.
Adolf Frank starb 1924 in Braunschweig. Nach seinem Tod wurde das Kaufhaus von seinem Sohn Herbert und dem Schwiegersohn Gustav-Elias Forstenzer fortgeführt, bis diese es im Zuge der nationalsozialistischen „Arisierungen“ 1938 nach massivem Druck seitens der Nationalsozialisten verkaufen mussten. Der Käufer war in solchen Fällen meist ein „verdienter Parteigenosse“ der NSDAP (und u. U. Inhaber eines Konkurrenzunternehmens).
Als Vorbote dieser Entwicklung kann der sogenannte „Warenhaussturm“ betrachtet werden, im Verlaufe dessen am 11. März 1933 „bei Frank die großen Spiegelscheiben bis auf eine mit mitgebrachten Steinen, vielfach in Papier eingewickelten Ziegelsteinen, eingeschlagen [wurden …] Dann ging es mit Johlen, Schreien und Schießen weiter zu dem großen Karstadt-Hause, das gerade gegenüber liegt“. Auch dort „flogen […] die Steine und klirrend brachen die Scheiben […] Einige Käufer, die […] aus dem Kaufhaus Frank kamen, sollen mißhandelt worden sein“. Beim weiteren „Zuge durch den Hutfiltern wurden dann auch bei dem Kaufhaus Hamburger u. Littauer sechs große Schaufensterscheiben eingeworfen“.[3] Im Gegensatz zum „Kaufhaus Karstadt, zum Teil in jüdischem Aktienbesitz“, das bereits „im März 1933 »arisiert«“ wurde[4], verblieb das Kaufhaus Frank noch bis 1938 bei seinen jüdischen Eigentümern.
Adolf Frank wohnte im Östlichen Ringgebiet, in der Lützowstraße 6 und war mit Rosa, geb. Abraham (1865–1935), verheiratet. Sie hatten drei Kinder: Edith (1891–1963), Lucie-Sara (* 1893), spätere Ehefrau von Gustav-Elias Forstenzer und Herbert (* 1895). Herbert Frank war mit Ilse Helmbold (* 1897) verheiratet und hatte eine Tochter namens Ilse (*1926).[5]
In der von den Nationalsozialisten lancierten sogenannten „Reichskristallnacht“ wurden Herbert Frank und sein Schwager und Mitinhaber des Kaufhauses Adolf Frank, Gustav-Elias Forstenzer, verhaftet und vorübergehend im KZ Buchenwald inhaftiert. Nach ihrer überraschenden Freilassung Anfang Dezember, wanderte sowohl die gesamte Familie Frank als auch die gesamte Familie Forstenzer aus. Familie Forstenzer ging am 9. Dezember 1938 in die USA und Familie Frank fünf Tage später am 14. Dezember 1938 zunächst nach Haiti und im Jahre 1940 ebenfalls in die USA.[5]
Nach den Novemberpogromen 1938 erfolgte eine „Arisierung“ des einstmals „jüdischen Kaufhauses“ und neuer Eigentümer wurde der Braunschweiger Unternehmer Karl Stöber[1] (1905–1960). Während eines Bombenangriffes auf Braunschweig im Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude 1944 weitgehend zerstört. In den ersten Nachkriegsjahren wurde es allmählich wieder hergerichtet und diente weiterhin als Kaufhaus. Erst in den Jahren des „zweiten deutschen Wirtschaftswunders“ wurde ein Neubau errichtet, dessen Eröffnung 1956 erfolgte. Das neue „Kaufhaus Stöber“ verfügte damals über die erste Rolltreppe Braunschweigs. „Zudem erhellte eine gewaltige Stöber-Leuchtreklame die Nacht.“[6] Karl Stöber starb am 7. Februar 1960, worauf hin das Kaufhaus erneut den Eigentümer wechselte.
Am 8. Juli 1960 öffnete das Kaufhaus Bilka, eine Tochtergesellschaft des Warenhauskonzerns Hertie, seine Pforten. Bilka vergrößerte die Verkaufsfläche durch Umbaumaßnahmen auf 2000 m² und führte in der Lebensmittel-Abteilung die damals noch seltene Selbstbedienung ein. In dieser Zeit waren zuletzt 130 Angestellte in dem Kaufhaus beschäftigt. Im Jahre 1975 schloss Bilka.
Der Bilka-Mutterkonzern Hertie eröffnete 1975 in dem Gebäude ein Einrichtungshaus. Mit der Schließung des Bilka-Kaufhauses waren 111 Angestellte entlassen worden; im Hertie-Einrichtungshaus arbeiteten bei dessen Eröffnung demzufolge noch 19 Angestellte. Nach weiteren 12 Jahren endete auch dieser Abschnitt der wechselvollen Geschichte, Hertie veräußerte das Gebäude.
Bevor das Stockstädter Textil-Unternehmen Kimmich seine Verkaufs-Niederlassung in der Schuhstraße eröffnete, wurde wiederum großflächig umgebaut und die Verkaufsfläche auf 3000 m² erweitert. Die Gebäudefassade wurde saniert und der markante „Turm“ im Eingangsbereich gekürzt. 1997 bekam das Haus „eine neue Fassade und ein ausladendes Glasvordach, das die gesamte Eckfront umspannte“. Als Kimmich im Jahre 2006 schloss, hatte das Modehaus noch eine Verkaufsfläche von 1800 m² und 26 Angestellte.[7] Danach stand das Gebäude einige Zeit leer.
2007 erwarb das Braunschweiger Bekleidungsunternehmen New Yorker das Gebäude und lässt es seitdem mit einem Investitionsvolumen von rund 13 Millionen Euro erneut umbauen. Den Entwurf für den neuesten Umbau lieferte Professor Karsten K. Krebs, der bereits mehrere Häuser für das Braunschweiger Unternehmen plante. Die Verkaufsfläche umfasst künftig 2500 m², verteilt auf vier Geschosse.[8] Nach der 1960 erloschenen Stöber-Leuchtreklame wird im Zuge des jüngsten Umbaus erneut eine sehr auffällige Installation am „Turm“ angebracht, eine rund 120 m² große LED-Wall über die Höhe der „vier oberen Geschosse oberhalb des Gebäudeeingangs“ an der westlichen „Schmalseite in der Achse der Schuhstraße“, nach Angaben des neuen Eigentümers eines „der größten Displays Europas für Animationen, Filme und Fotos“.[9] Der Eröffnungstermin ist für Ostern 2008 geplant. In dem neuen „Geschäftshaus für junge Mode“ sollen dann 50 Angestellte arbeiten.[8]
Quelle-Literatur & Einzelnachweise
Der 1863 in Gleidingen, 70 km westlich von Braunschweig, geborene Adolf Frank, gründete 1889, im Alter von 26 Jahren eine Kurzwarenhandlung, aus der sich schon bald das erste Kaufhaus Braunschweigs entwickelte. Sein Standort war Schuhstraße 28, Ecke Stephanstraße 1. Schnell wurde die Firma zum größten Kaufhaus im gesamten Herzogtum. Zu seinen Hochzeiten beschäftigte es 125 Angestellte.[1] In der Stephanstraße direkt gegenüber entstand nur wenig später das Kaufhaus Karstadt[2], das sich noch heute dort befindet.
Adolf Frank starb 1924 in Braunschweig. Nach seinem Tod wurde das Kaufhaus von seinem Sohn Herbert und dem Schwiegersohn Gustav-Elias Forstenzer fortgeführt, bis diese es im Zuge der nationalsozialistischen „Arisierungen“ 1938 nach massivem Druck seitens der Nationalsozialisten verkaufen mussten. Der Käufer war in solchen Fällen meist ein „verdienter Parteigenosse“ der NSDAP (und u. U. Inhaber eines Konkurrenzunternehmens).
Als Vorbote dieser Entwicklung kann der sogenannte „Warenhaussturm“ betrachtet werden, im Verlaufe dessen am 11. März 1933 „bei Frank die großen Spiegelscheiben bis auf eine mit mitgebrachten Steinen, vielfach in Papier eingewickelten Ziegelsteinen, eingeschlagen [wurden …] Dann ging es mit Johlen, Schreien und Schießen weiter zu dem großen Karstadt-Hause, das gerade gegenüber liegt“. Auch dort „flogen […] die Steine und klirrend brachen die Scheiben […] Einige Käufer, die […] aus dem Kaufhaus Frank kamen, sollen mißhandelt worden sein“. Beim weiteren „Zuge durch den Hutfiltern wurden dann auch bei dem Kaufhaus Hamburger u. Littauer sechs große Schaufensterscheiben eingeworfen“.[3] Im Gegensatz zum „Kaufhaus Karstadt, zum Teil in jüdischem Aktienbesitz“, das bereits „im März 1933 »arisiert«“ wurde[4], verblieb das Kaufhaus Frank noch bis 1938 bei seinen jüdischen Eigentümern.
Adolf Frank wohnte im Östlichen Ringgebiet, in der Lützowstraße 6 und war mit Rosa, geb. Abraham (1865–1935), verheiratet. Sie hatten drei Kinder: Edith (1891–1963), Lucie-Sara (* 1893), spätere Ehefrau von Gustav-Elias Forstenzer und Herbert (* 1895). Herbert Frank war mit Ilse Helmbold (* 1897) verheiratet und hatte eine Tochter namens Ilse (*1926).[5]
In der von den Nationalsozialisten lancierten sogenannten „Reichskristallnacht“ wurden Herbert Frank und sein Schwager und Mitinhaber des Kaufhauses Adolf Frank, Gustav-Elias Forstenzer, verhaftet und vorübergehend im KZ Buchenwald inhaftiert. Nach ihrer überraschenden Freilassung Anfang Dezember, wanderte sowohl die gesamte Familie Frank als auch die gesamte Familie Forstenzer aus. Familie Forstenzer ging am 9. Dezember 1938 in die USA und Familie Frank fünf Tage später am 14. Dezember 1938 zunächst nach Haiti und im Jahre 1940 ebenfalls in die USA.[5]
Nach den Novemberpogromen 1938 erfolgte eine „Arisierung“ des einstmals „jüdischen Kaufhauses“ und neuer Eigentümer wurde der Braunschweiger Unternehmer Karl Stöber[1] (1905–1960). Während eines Bombenangriffes auf Braunschweig im Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude 1944 weitgehend zerstört. In den ersten Nachkriegsjahren wurde es allmählich wieder hergerichtet und diente weiterhin als Kaufhaus. Erst in den Jahren des „zweiten deutschen Wirtschaftswunders“ wurde ein Neubau errichtet, dessen Eröffnung 1956 erfolgte. Das neue „Kaufhaus Stöber“ verfügte damals über die erste Rolltreppe Braunschweigs. „Zudem erhellte eine gewaltige Stöber-Leuchtreklame die Nacht.“[6] Karl Stöber starb am 7. Februar 1960, worauf hin das Kaufhaus erneut den Eigentümer wechselte.
Am 8. Juli 1960 öffnete das Kaufhaus Bilka, eine Tochtergesellschaft des Warenhauskonzerns Hertie, seine Pforten. Bilka vergrößerte die Verkaufsfläche durch Umbaumaßnahmen auf 2000 m² und führte in der Lebensmittel-Abteilung die damals noch seltene Selbstbedienung ein. In dieser Zeit waren zuletzt 130 Angestellte in dem Kaufhaus beschäftigt. Im Jahre 1975 schloss Bilka.
Der Bilka-Mutterkonzern Hertie eröffnete 1975 in dem Gebäude ein Einrichtungshaus. Mit der Schließung des Bilka-Kaufhauses waren 111 Angestellte entlassen worden; im Hertie-Einrichtungshaus arbeiteten bei dessen Eröffnung demzufolge noch 19 Angestellte. Nach weiteren 12 Jahren endete auch dieser Abschnitt der wechselvollen Geschichte, Hertie veräußerte das Gebäude.
Bevor das Stockstädter Textil-Unternehmen Kimmich seine Verkaufs-Niederlassung in der Schuhstraße eröffnete, wurde wiederum großflächig umgebaut und die Verkaufsfläche auf 3000 m² erweitert. Die Gebäudefassade wurde saniert und der markante „Turm“ im Eingangsbereich gekürzt. 1997 bekam das Haus „eine neue Fassade und ein ausladendes Glasvordach, das die gesamte Eckfront umspannte“. Als Kimmich im Jahre 2006 schloss, hatte das Modehaus noch eine Verkaufsfläche von 1800 m² und 26 Angestellte.[7] Danach stand das Gebäude einige Zeit leer.
2007 erwarb das Braunschweiger Bekleidungsunternehmen New Yorker das Gebäude und lässt es seitdem mit einem Investitionsvolumen von rund 13 Millionen Euro erneut umbauen. Den Entwurf für den neuesten Umbau lieferte Professor Karsten K. Krebs, der bereits mehrere Häuser für das Braunschweiger Unternehmen plante. Die Verkaufsfläche umfasst künftig 2500 m², verteilt auf vier Geschosse.[8] Nach der 1960 erloschenen Stöber-Leuchtreklame wird im Zuge des jüngsten Umbaus erneut eine sehr auffällige Installation am „Turm“ angebracht, eine rund 120 m² große LED-Wall über die Höhe der „vier oberen Geschosse oberhalb des Gebäudeeingangs“ an der westlichen „Schmalseite in der Achse der Schuhstraße“, nach Angaben des neuen Eigentümers eines „der größten Displays Europas für Animationen, Filme und Fotos“.[9] Der Eröffnungstermin ist für Ostern 2008 geplant. In dem neuen „Geschäftshaus für junge Mode“ sollen dann 50 Angestellte arbeiten.[8]
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