Deutschland im Pillenrausch: Ärzte und die Pharmalobbymafia
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Deutschland im Pillenrausch: Ärzte und die Pharmalobbymafia
Mediziner warnen: Pharmaindustrie soll Leitlinien beeinflusst haben
Sie gelten als roter Faden: Doch Leitlinien für Ärzte werden zunehmend durch Arzneimittelhersteller beeinflusst, warnen nun führende Mediziner. Neue Medikamente gelangten immer früher auf die Listen, mögliche Risiken der Pillen seien zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht bekannt.
Leitlinien sind für Ärzte eine praktische Sache. Bei Fragen in der Therapie, etwa welches Medikament das beste der Wahl ist, können sie in den systematisch entwickelten Feststellungen nachsehen. Natürlich orientieren sich Mediziner bei der Behandlung stets am Patienten - aber im Fall der Fälle können die Hinweise, von einer medizinisch ausgearbeiteten Fachgesellschaft, wertvoll sein.
Für Pharmafirmen sind Leitlinien ebenfalls wichtig: Sobald ein neues Medikament darin aufgenommen wird, "sind hohe Umsätze garantiert", schreiben nun führende deutsche Mediziner im "Arzneimittelbrief". Unter den Autoren der unabhängigen Fachzeitschrift, die seit über 40 Jahren herausgegeben wird, sind Vertreter der Bundesärztekammer, Ethik- und Arzneimittelkommissionen in Deutschland.
In letzter Zeit sei zu beobachten, dass neue Arzneimittel immer früher, nämlich schon kurze Zeit nach ihrer Zulassung, in den Leitlinien auftauchen, warnen die Mediziner. "Das widerspricht jeglicher klinischer Erfahrung", Risiken und Schäden neuer Arzneimittel im ärztlichen Alltag würden oft erst zwei bis drei Jahre nach ihrer Zulassung bekannt.
Als Beispiel nennen die Autoren des "Arzneimittelbriefs" das Medikament Dronedaron (Handelsname: Multaq), ein Mittel, dass bei Herzrhythmusstörungen eingesetzt wird. Ende 2009 wurde das Arzneimittel in der EU zugelassen. Bereits im August 2010 sei es von der europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) mit dem höchsten Empfehlungsgrad (1A) als Mittel der Wahl zur Rhythmuskontrolle bei Vorhofflimmern empfohlen worden. 2011 wurde bekannt, dass es durch die Behandlung mit Dronedaron vermehrt zu Leberschäden kommt. In einem Update ihrer Leitlinien im August 2012 bewertete die Fachgesellschaft Dronedaron dann nur noch als "moderat effektiv".
Auch bei den Gerinnungshemmern Apixaban (Handelsname: Eliquis, Hersteller: Bristol-Myers Squipp), Rivaroxaban (Handelsname: Xarelto, Hersteller: Bayer) und Dabigatran (Handelsname: Pradaxa, Hersteller: Boehringer Ingelheim) kritisieren die Mediziner die Aufnahme in die Leitlinien als verfrüht. Die Mittel wurden ebenfalls im August 2012 durch die ESC auf die Empfehlungsliste gestellt, und zwar mit dem höchsten Empfehlungsgrad: 1A.
Neue Leitlinien-Medikamente könnten bewährte Arzneien verdrängen
Die neuen Mittel stehen somit auf der gleichen Ebene wie jahrzehntelang empfohlene Medikamente - bei Eliquis erfolgte die Aufnahme in die Leitlinie sogar drei Monate vor der Zulassung.
Alle drei Mittel gehören zu einer Gruppe neuer Arzneien, die das über Jahrzehnte bewährte Warfarin beziehungsweise Marcumar als Standardmedikament bei der Schlaganfall-Prophylaxe ablösen können. Der Gerinnungshemmer Pradaxa stand nach Meldungen über Todesfälle in der Kritik, die European Medicines Agency (Ema) hat daraufhin die Vorschriften für das neue Schlaganfall-Präparat verschärft. Ärzte und Patienten sollten besser informiert werden, wie sich die Blutungsgefahr verringern lasse.
Liegt es am Zeitgeist oder am "subtilen Einfluss der Industrie", dass Leitlinien derart beeinflusst werden, fragen die Autoren des "Arzneimittelbrief". Viele Wissenschaftler, die am Erstellen der Richtlinien beteiligt sind, forschten gleichzeitig mit finanzieller Unterstützung der Industrie oder bezögen Vortrags - oder Beraterverträge. "Dadurch entsteht eine Abhängigkeit, die bewusst oder unbewusst zu einer günstigeren Beurteilung eines Arzneimittels führen kann", heißt es in der Zeitschrift.
Eine komplizierte Situation, denn Leitlinien beeinflussen die ärztliche Praxis - wie ein roter Faden ziehen sie sich durch die Therapie. Sie sind zwar nicht verbindlich wie Richtlinien, auch sind sie von durchaus unterschiedlicher wissenschaftlicher Qualität. Und nicht nur Ärzten dienen sie als Orientierung. Für Pharmavertreter sind sie ein Marketinginstrument, wenn die Vorteile einer neuen Pille beworben werden.
In einer Analyse von 35 Leitlinien zur Diabetes-Therapie kam das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) jedenfalls zu einem schlechten Ergebnis: Es gab Mängel bei der Beteiligung von Interessengruppen und der klaren Definition von Zweck und Gestaltungsbereich der Leitlinien. Ein großes Problem war auch die fehlende Unabhängigkeit der Autoren. Empfehlung des IQWiG: "Personen mit bedeutsamen Interessen hinsichtlich der beurteilten Therapien und Methoden sollten aus Leitliniengruppen generell ausgeschlossen werden."
Quelle
Nun mal nicht so anstellen,wir sind hier im Preußenland und da heißt es: es wird gegessen was auf den Tisch steht und wenn es auch ne bittere Pille ist.Das sind wir hier so gewöhnt.
Sie gelten als roter Faden: Doch Leitlinien für Ärzte werden zunehmend durch Arzneimittelhersteller beeinflusst, warnen nun führende Mediziner. Neue Medikamente gelangten immer früher auf die Listen, mögliche Risiken der Pillen seien zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht bekannt.
Leitlinien sind für Ärzte eine praktische Sache. Bei Fragen in der Therapie, etwa welches Medikament das beste der Wahl ist, können sie in den systematisch entwickelten Feststellungen nachsehen. Natürlich orientieren sich Mediziner bei der Behandlung stets am Patienten - aber im Fall der Fälle können die Hinweise, von einer medizinisch ausgearbeiteten Fachgesellschaft, wertvoll sein.
Für Pharmafirmen sind Leitlinien ebenfalls wichtig: Sobald ein neues Medikament darin aufgenommen wird, "sind hohe Umsätze garantiert", schreiben nun führende deutsche Mediziner im "Arzneimittelbrief". Unter den Autoren der unabhängigen Fachzeitschrift, die seit über 40 Jahren herausgegeben wird, sind Vertreter der Bundesärztekammer, Ethik- und Arzneimittelkommissionen in Deutschland.
In letzter Zeit sei zu beobachten, dass neue Arzneimittel immer früher, nämlich schon kurze Zeit nach ihrer Zulassung, in den Leitlinien auftauchen, warnen die Mediziner. "Das widerspricht jeglicher klinischer Erfahrung", Risiken und Schäden neuer Arzneimittel im ärztlichen Alltag würden oft erst zwei bis drei Jahre nach ihrer Zulassung bekannt.
Als Beispiel nennen die Autoren des "Arzneimittelbriefs" das Medikament Dronedaron (Handelsname: Multaq), ein Mittel, dass bei Herzrhythmusstörungen eingesetzt wird. Ende 2009 wurde das Arzneimittel in der EU zugelassen. Bereits im August 2010 sei es von der europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) mit dem höchsten Empfehlungsgrad (1A) als Mittel der Wahl zur Rhythmuskontrolle bei Vorhofflimmern empfohlen worden. 2011 wurde bekannt, dass es durch die Behandlung mit Dronedaron vermehrt zu Leberschäden kommt. In einem Update ihrer Leitlinien im August 2012 bewertete die Fachgesellschaft Dronedaron dann nur noch als "moderat effektiv".
Auch bei den Gerinnungshemmern Apixaban (Handelsname: Eliquis, Hersteller: Bristol-Myers Squipp), Rivaroxaban (Handelsname: Xarelto, Hersteller: Bayer) und Dabigatran (Handelsname: Pradaxa, Hersteller: Boehringer Ingelheim) kritisieren die Mediziner die Aufnahme in die Leitlinien als verfrüht. Die Mittel wurden ebenfalls im August 2012 durch die ESC auf die Empfehlungsliste gestellt, und zwar mit dem höchsten Empfehlungsgrad: 1A.
Neue Leitlinien-Medikamente könnten bewährte Arzneien verdrängen
Die neuen Mittel stehen somit auf der gleichen Ebene wie jahrzehntelang empfohlene Medikamente - bei Eliquis erfolgte die Aufnahme in die Leitlinie sogar drei Monate vor der Zulassung.
Alle drei Mittel gehören zu einer Gruppe neuer Arzneien, die das über Jahrzehnte bewährte Warfarin beziehungsweise Marcumar als Standardmedikament bei der Schlaganfall-Prophylaxe ablösen können. Der Gerinnungshemmer Pradaxa stand nach Meldungen über Todesfälle in der Kritik, die European Medicines Agency (Ema) hat daraufhin die Vorschriften für das neue Schlaganfall-Präparat verschärft. Ärzte und Patienten sollten besser informiert werden, wie sich die Blutungsgefahr verringern lasse.
Liegt es am Zeitgeist oder am "subtilen Einfluss der Industrie", dass Leitlinien derart beeinflusst werden, fragen die Autoren des "Arzneimittelbrief". Viele Wissenschaftler, die am Erstellen der Richtlinien beteiligt sind, forschten gleichzeitig mit finanzieller Unterstützung der Industrie oder bezögen Vortrags - oder Beraterverträge. "Dadurch entsteht eine Abhängigkeit, die bewusst oder unbewusst zu einer günstigeren Beurteilung eines Arzneimittels führen kann", heißt es in der Zeitschrift.
Eine komplizierte Situation, denn Leitlinien beeinflussen die ärztliche Praxis - wie ein roter Faden ziehen sie sich durch die Therapie. Sie sind zwar nicht verbindlich wie Richtlinien, auch sind sie von durchaus unterschiedlicher wissenschaftlicher Qualität. Und nicht nur Ärzten dienen sie als Orientierung. Für Pharmavertreter sind sie ein Marketinginstrument, wenn die Vorteile einer neuen Pille beworben werden.
In einer Analyse von 35 Leitlinien zur Diabetes-Therapie kam das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) jedenfalls zu einem schlechten Ergebnis: Es gab Mängel bei der Beteiligung von Interessengruppen und der klaren Definition von Zweck und Gestaltungsbereich der Leitlinien. Ein großes Problem war auch die fehlende Unabhängigkeit der Autoren. Empfehlung des IQWiG: "Personen mit bedeutsamen Interessen hinsichtlich der beurteilten Therapien und Methoden sollten aus Leitliniengruppen generell ausgeschlossen werden."
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