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Rock-Trauerspiel mit Nölgesang und Nervgitarre

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Beitrag  checker Di Apr 02, 2013 5:16 am

Zeitgleich veröffentlichen The Strokes und Black Rebel Motorcycle Club neue Alben. Aber was ist nur mit dem Rock'n'Roll los? Statt lasziver Wildheit herrschen Sentimentalität und Biederkeit

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Vor zwölf Jahren war klar: Rock'n'Roll ist tot. Amerikanischer Pennäler-Punk-Rock, längst zur Karikatur seiner Vorreiter verkommen, flimmerte in Endlosschleife auf den damals tatsächlich noch existierenden Musikprogrammen im Fernsehen. Dazu gesellten sich pathetisch aufgeladene, ironiefreie Rock-Bombasten, wie die zu Recht vergessene Crossover-Band Staind, wie die traurigen Nirvana-Epigone Puddle Of Mudd oder die theatralische Halbballade "How you remind me", mit der die Band Nickelback ihre Karriere in Schwung brachte.

Qualvoll siechte die Rockmusik zu Beginn dieses Jahrtausends vor sich hin. Dramatische Zeiten, Endzeitstimmung. Aus dem Nichts, oder doch: aus New York und San Francisco schallten zwei Hilferufe über den Atlantik. The Strokes veröffentlichten im August 2001 ihr Debütalbum "This is it" und der Black Rebel Motorcycle Club im Januar 2002 erstmals ihren Rock'n'Roll noir mit dem Album "B.R.M.C.". Die Stunde null, pünktlich zur Jahrtausendwende. Jetzt, zwölf Jahre später, veröffentlichen beide Bands zeitgleich neue Alben. Und geben Antworten darauf, was mit der Rock-Musik derzeit so los ist.

Die Bestandsaufnahme fällt beim Black Rebel Motorcycle Club einigermaßen glimpflich aus, mit einem letzten Gruß, mit der ultimativen Verbeugung an den Geburtshelfer: "Here's to you my little love / With blessings from above" dröhnt es da durch die Gitarrenwand hindurch, die den Schmerz über den Verlust am liebsten zermalmen würde, so wie der Seewolf die rohe Kartoffel. Die Worte stammen von Michael Been und er hat sie 1989 gesungen, über zeitgeistigen Keyboard-Firlefanz und souveräne Klacker-Gitarren.

Verabschiedung mit großer Geste

"Let the Day begin" heißt der Song und es war der größte Hit von The Call aus Kalifornien, der amerikanischsten aller amerikanischen 80er-Jahre-Rock-Bands. Rund 25 Jahre später singt Beens Sohn Robert Levon die gleichen Zeilen und er singt sie gequält und nasal über ein wütendes Trommelfeuer. Der Grund ist kein schöner: Am 19. August 2010 starb Michael Been den Tod, den nur Rock'n'Roll-Legenden sterben können: backstage, während des belgischen Pukkelpop-Festivals, an einem Herzinfarkt, bevor sein Sohn mit der Lederjacken-Combo Black Rebel Motorcycle Club die Bühne betreten wollte.

Mit einer eigenen Version des Songs "Let the Day begin" verabschiedet sich der Black Rebel Motorcycle Club nun von Michael Been und macht das mit der größtmöglichen Geste. Dem Hit von The Call entziehen sie die Keyboards und das Plastik-Schlagzeug und beschwören stattdessen mit einem Voodoo-Beat und flirrenden Gitarren einen dunklen Blues-Brocken herauf. Das hätte Michel Been sicherlich gefallen, der in seinen letzten Lebensjahren als Soundengineer mit dem Black Rebel Motorcycle Club rund um die Welt tourte und dem nikotinverhangenen Blues-Rock der Band einst auf die Sprünge half.

1998 war das, als die zwei Highschool-Kumpels Peter Hayes und Robert Levon Been in San Francisco ihre Band gründeten und diese nach der Motorrad-Gang aus dem Benedek-Film "The Wild One" benannten. Es war der Film, in dem sich der aufmüpfige Marlon Brando zum Idol der Halbstarken schauspielerte. Und in genau dieser Rolle gefielen sich auch die drei Musiker des Black Rebel Motorcycle Clubs, die ihre schwarze Lederkleidung und dunklen Sonnenbrillen als Uniform trugen.

Sie waren die Unantastbaren, die Mystischen, die Ungreifbaren. Passend dazu die Musik: Schon das Debütalbum "B.R.M.C." von 2002 klang wie ein ordentlich abgehangener Aufguss der 60s-Garage-Bands und wie in die Gegenwart gebeamte MC5 – mit Krawall-Schlagzeug, Fuzz-Gitarren und den undurchdringlichsten psychedelischen Nebelschwaden seit den Stone Roses.

Sentimentalität in speckigen Lederjacken

"I fell in love with the sweet sensation / I gave my heart to a simple chord / Whatever happened to my Rock'n'Roll?" fragten sie in ihrer ersten Single "Whatever happened to my Rock'n'Roll (Punk Song)" und diese Frage traf einen Nerv. Jetzt, zwölf Jahre später, ist die Antwort klar und sie fällt beim Black Rebel Motorcycle Club einigermaßen enttäuschend aus. Denn "Specter at the Feast", das siebte Album der Band, ist vor allem abgeklärt und über weite Strecken ziemlich bieder.

Den fiebrigen, zornigen und bedrängenden Songs von einst wurden die Zähne gezogen. Und es ist mindestens bedenklich, wenn ausgerechnet die langsamen und gemächlichen Nummern des Albums zu dessen Glanzlichtern zählen. So wie etwa der rauschhafte Opener "Fire Walker", dem das Trio ein rund zweiminütiges Intro spendiert und der sich wie im Drogenwahn immer wieder um die eigene Achse dreht.

Trister Schwermut wird hier anmutige Schönheit abgewonnen und Peter Hayes singt "Your love was always yours to give". So viel Sentimentalität muss man aushalten können, auch wenn der Körper in einer speckigen Lederjacke steckt. Von hier aus gleitet die Band in die angesprochene und furios aufbrausende Interpretation des The-Call-Klassikers "Let the Day begin" und nimmt damit ordentlich an Fahrt auf. Die Gitarren heulen auf und der Black Rebel Motorcycle Club verstrickt sich in einem wilden Feedback-Wirrsal.

Da sind sie schon, die Fuzz-Gitarren und der kosmische Sound, mit dem die Band einst ihre Höllenfahrten bestritt. Doch gelingt es der Band auf "Specter at the Feast" nicht, sich aus den Fängen der Selbstreferenzialität zu befreien. Ob mit impressionistischen Hillbilly-Bemühungen ("Lullaby") oder lärmendem Space-Rock ("Rival") – die Ideen dieser Songs haben sie längst auf ihren grandiosen ("B.R.M.C.", "Howl") bis beachtlichen ("Baby 81") Alben ausgereizt.

Wo ist die Aggressivität geblieben?

Der sakrale Orgelteppich, den das Trio im schwelgenden "Sometimes the Light" ausbreitet, und auch die keifenden Gitarren in "Sell it" kennt man von dem Trio mittlerweile zu Genüge. Selbst die ausgefeilte Produktion dieses Albums kann das nicht überdecken. Das suggestive Cover, das wie ein zerfledderter Taschenbuchdeckel aussieht und in der unteren rechten Ecke das Wörtchen "Vanitie" versteckt, erzählt mehr über diese Band, als Peter Hayes und Robert Levon Been während der zwölf neuen Songs von "Specter at the Feast". Zeit zum Innehalten.

Innehalten muss man auch bei dem erschreckend kümmerlich geratenen neuen Album der Strokes – diesmal jedoch vor Schreck: Mit Space-Gitarren und Papier-Schlagzeug rutscht das New Yorker Quintett durch die vierzig Minuten von "Comedown Machine". Man hält es kaum für möglich, dass diese biedere, rückwärtsgewandte 80er-Jahre-Platte von jenen Slackern komponiert wurde, die einst als Wiederkehrer der Velvet Underground abgefeiert wurden.

"This is it" hieß jene Platte aus dem Jahre 2001, die mit Schrammelgitarren und phlegmatischem Nölgesang dem um die Jahrtausendwende vorherrschenden stumpfen Muskelrock einen zerkratzten Spiegel vorhielt. Die Strokes kramten das New York von Lou Reed, von John Lennon, von Tom Verlaine aus der verschütteten Erinnerung hervor und zwangen sich dabei in viel zu enge Bluejeans. Cool und lässig war das, und diese erfrischende Attitüde wurde der Band im großen Stil gedankt.

Was das Desaster von "Comedown Machine", dem fünften Album im fünfzehnten Bandjahr, in der Retrospektive aber noch viel schlimmer erscheinen lässt. Denn das, was das Quintett hier abliefert, hat von der Wucht und der lasziven Aggressivität nichts mehr abbekommen, ganz zu schweigen von der einstigen Kraft von Julian Casablancas' evokativer Stimme.

Keine Interviews, keine Ideen, keine Trauer

Mit dem laschen "80's Comedown Machine", dem Zentrum des Albums, kommt die Band mit Plastik-Beats und Nerv-Gitarren in der dunkelsten Stunde ihres bisherigen Schaffens an. Casablancas quält sich hier ein paar läppische Zeilen über eine unglückliche Liebesgeschichte heraus, und die Band versackt nach endlosen fünf Minuten im Nirgendwo. Es ist ein Trauerspiel.

Damit verfangen sich The Strokes in der Referenzhölle, zwischen Blondie, New Order und Roxy Music. Und aus dieser scheint es für das Quintett dann auch kein Entkommen mehr zu geben. Vielleicht haben sie das selbst erkannt, denn eine Tour zum Album wird es nicht geben. Die Bandmitglieder geben keine Interviews. Und die üblichen aktualisierten Bandfotos zur Album-Veröffentlichung gibt es auch nicht.

Es ist beinahe so, als ob sie schon jetzt, zeitgleich zur Veröffentlichung ihres Albums, als Band verschwunden wären. Noch dazu verkünden die Strokes auf "Comedown Machine": "This is our final album". Dafür klatschen sie den Namen ihres Plattenlabels in großformatigen Versalien auf das schlichte Cover. Der Kontrakt zwischen den Strokes und ihrem Plattenlabel läuft mit diesem Album aus und damit wohl auch die Karriere dieser Band. Das ist einigermaßen traurig, aber auch nur aus nostalgischen Gründen. Und jetzt: dramatische Zeiten, Endzeitstimmung? Geht so.

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