Woher hat die Virchowstraße ihren Namen?
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Woher hat die Virchowstraße ihren Namen?
Die Virchowstraße liegt im westlichenringgebiet und verbindet die Kalandstraße mit der Broitzumerstraße.
Aber woher hat sie ihren Namen?
Dazu habe ich folgendes gefunden:
Rudolf Ludwig Karl Virchow, [ˈfirçoː, ˈvirçoː], (* 13. Oktober 1821 in Schivelbein, Pommern; † 5. September 1902 in Berlin) war ein deutscher Arzt an der Berliner Charité, Archäologe und Politiker (Deutsche Fortschrittspartei). Er gilt unter anderem (in der Tradition von Giovanni Battista Morgagni) als Gründer der modernen Pathologie. Er war Vertreter einer streng naturwissenschaftlich und sozial orientierten Medizin.
Porträt von Rudolf Virchow auf einer Lithographie von Georg Engelbach
Nach Abschluss seines Medizinstudiums wurde Virchow 1843 im Teilgebiet der Pathologie mit der Arbeit De rheumate praesertim cornea an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität promoviert. Er war Stipendiat der Berliner Militärärzte-Akademie Pépinière. Anschließend arbeitete er in der Prosektur der Berliner Charité. In seiner Funktion als Arzt in der Pathologie der Charité wies er das Krankheitsbild der Thrombose nach, einer bis dahin wenig erforschten Krankheit. Diese Arbeit beeinflusste das Denken über Bluterkrankungen und deren Entstehung, und die Entstehungskriterien für eine Thrombose wurde später als Virchowsche Trias bekannt.
Rudolf Virchow, porträtiert von Hanns Fechner 1891
1847 begann er mit seinem Freund Benno Reinhardt die Herausgabe des Archivs für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medicin, das bis heute, inzwischen als Virchows Archiv, in über 450 Bänden erschienen ist. 1848 beteiligte sich Virchow aktiv an der Märzrevolution. Dadurch wurde seine Stellung in Berlin unhaltbar, und er war gezwungen, einen Ruf an die Universität Würzburg anzunehmen.[1] Auch andere Universitäten, darunter die ETH Zürich, hatten ihm die Übernahme eines Lehrstuhls angeboten.
Rudolf Virchow, porträtiert von Hugo Vogel 1861
1845 wurde die Leukämie erstmals von Rudolf Virchow beschrieben, der auch den Namen geprägt hat. Virchow lehrte ab 1849 an der Universität Würzburg. 1856 kehrte er nach Berlin zurück und übernahm das neu geschaffene Ordinariat für Pathologie sowie wieder seine alte Stellung als Prosektor an der Charité und blieb dort 46 Jahre bis zu seinem Tod. Er baute die vorhandene pathologisch-anatomische Sammlung aus, und ab 1899 konnte diese im neu errichteten Pathologischen Museum – dem heutigen Berliner Medizinhistorischen Museum an der Charité – von der interessierten Öffentlichkeit besichtigt werden.
Cellularpathologie, Zweite Auflage, 1859
Ohne auf die Arbeiten von Friedrich Günzburg (1820–1859) und vor allem von Robert Remak (1815 bis 1865) einzugehen, veröffentlichte er die Theorie der Zellularpathologie. Sie besagt, dass Krankheiten auf Störungen der Körperzellen basieren. Diese Veröffentlichung brachte ihm Weltruhm ein. Er arbeitete außerdem als Medizinhistoriker. Zudem war er auch noch als Publizist aktiv und gab mehrere Zeitschriften heraus. Bis zu seinem Tod besuchte er regelmäßig das aufstrebende Solbad Dürkheim zur Traubenkur und war mit dem dortigen Bezirksarzt Veit Kaufmann freundschaftlich verbunden.
„Unermüdlich, auch als Greis noch 16 Stunden in Aktion und so flink, als hetze ihn der Weltgeist, stürmte der Medicus, bekannt auch als liberaler Bismarck-Gegner, durch Berlin. Auf dem Weg zu einem Vortrag sprang er am 4. Januar 1902 aus der fahrenden Straßenbahn. Er brach sich den Oberschenkelhals, kam nie wieder auf die Beine und starb bald.“[2]
Grabanlage von Rudolf Virchow auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof Berlin
Sein Ehrengrab (Feld H, H-S-012/013, G2) befindet sich auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg.
Rudolf Virchow setzte sich auch für eine medizinische Grundversorgung der Bevölkerung ein. „Die Medizin ist eine soziale Wissenschaft, und die Politik ist nichts weiter als Medizin im Großen.“ Auf Virchow geht die Einrichtung erster kommunaler Krankenhäuser in Berlin zurück, so in Friedrichshain (1874), Moabit (1875, inzwischen geschlossen) und Am Urban (1890). Auch Parks und Kinderspielplätze sollten die Lage des städtischen Proletariats verbessern.
Virchow arbeitete auch als praktischer Hygieniker. In dieser Funktion beriet er deutsche und ausländische Regierungen in Seuchenfragen. Er sorgte für die Einführung der obligatorischen Trichinenschau in Preußen.
Bildnis des Forschers Rudolf Virchow auf einem Gemälde von Hans Schadow
Die Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte widmete sich auf der Tagung 1868 in Dresden dieser Frage. Virchow befürwortete die Schwemmkanalisation, im Gegensatz zu dem Frankfurter Arzt Georg Varrentrapp, der eine Abfuhr und Nutzung als Dünger befürwortete. Zusammen mit James Hobrecht war Virchow ab 1869 maßgeblich daran beteiligt, dass Berlin um 1870 eine Kanalisation und eine zentrale Trinkwasserversorgung erhielt. Die Entwässerung der Stadt lief über zwölf unabhängige Radialsysteme, die zu Rieselfeldern außerhalb der Stadt führten, die damals sauberste Lösung der Abwasserbeseitigung.
Virchow beteiligte sich an der Märzrevolution 1848. 1861 war er Gründungsmitglied und Vorsitzender der Deutschen Fortschrittspartei. Sein Ziel war die „Freiheit mit ihren Töchtern Bildung und Wohlstand“. Er plädierte für eine liberale Gesellschaft und eine soziale Medizin, die auf dem Boden naturwissenschaftlicher Aufklärung stehen sollte.
Von 1859 bis 1902 war er Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung. Dort setzte er sich für den Bau von Krankenhäusern, Markthallen und einem hygienischen Schlachthof (den 1881 errichteten Zentralvieh- und Schlachthof) ein. Das wichtigste Projekt war die von ihm zusammen mit dem Stadtrat Arnold Marggraff vorangetriebene Planung einer modernen Kanalisation für die Stadt.
Von 1862 bis 1902 gehörte er dem Preußischen Abgeordnetenhaus an. 1869 stellte er dort einen Antrag auf Beschränkung der Militärausgaben des Norddeutschen Bundes und allgemeine Abrüstung, Konfliktbewältigung durch internationale Schiedsgerichte und Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa. 1873 prägte Virchow den Begriff des Kulturkampfes als Befreiung der Kultur vom Einfluss der Kirche.
Porträtfoto von Rudolf Virchow, Urheber und Datum unbekannt
Von 1880 bis 1893 war Virchow zugleich Mitglied des Deutschen Reichstags, in dem er ab 1884 als Mitglied der Fraktion der Deutschen Freisinnigen Partei sich besonders für den Aufbau einer staatlichen medizinischen Grundversorgung einsetzte. Politisch war er ein entschiedener Gegner Otto von Bismarcks, wurde von ihm sogar zu einem Duell gefordert, das er allerdings mit den Worten ablehnte, es sei keine zeitgemäße Art der Diskussion. Er setzte sich für die kommunale Selbstverwaltung und für Minderheitenrechte ein, darunter für die zahlenmäßig starke polnische Volksgruppe in Preußen, und bekämpfte entschieden aufkommende antisemitische Tendenzen. Von Kolonialpolitik hielt er nichts.
Daneben betätigte er sich noch in vielfältiger Weise auf den Gebieten der Anthropologie, Ethnologie und Archäologie. Er war Freund und Förderer von Heinrich Schliemann und Franz Boas. Zusammen mit Adolf Bastian und Robert Hartmann gründete er im November (1869) die „Berliner Anthropologische Gesellschaft“, später umbenannt in „Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte“; die Gründung der „Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte“ folgte 1870. Er unterschied als erster zwischen slawischer (Burgwalltyp) und bronzezeitlicher Keramik (Lausitzer Typ) und förderte so die Burgwallforschung.
Er war an der Gründung mehrerer Berliner Museen beteiligt, unter anderem des Märkischen Provinzialmuseums (Märkisches Museum (Berlin)) und des Völkerkundemuseums (heute Ethnologisches Museum). Durch seine Vermittlung überließ Heinrich Schliemann seine trojanische Sammlung der Stadt Berlin. 1889 gründete er das "Museum für deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes" in der Berliner Klosterstraße, später Staatliches Museum für Deutsche Volkskunde, 1999 aufgegangen im Museum Europäischer Kulturen - Staatliche Museen zu Berlin/Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Aufgrund von Virchows Verdiensten um die Archäologie, vor allem seiner interdisziplinären Herangehensweise, die für die moderne paläolithische Archäologie wegweisend war, wird seiner seit 26 Jahren mit der Rudolf Virchow-Vorlesung durch den Forschungsbereich Altsteinzeit des Römisch-Germanischen Zentralmuseums gedacht.
Da sie angeblich seiner Zellularpathologie widersprach, stand er den Erkenntnissen der Mikrobiologie als Krankheitsursache sehr skeptisch gegenüber. Die Evolutionstheorie Charles Darwins sah er als interessantes Denkmodell an, insgesamt konnte er sich aber nicht dafür erwärmen. 1874 schrieb er, dass die Prähistorie kein Fach sei und wahrscheinlich auch keines werden würde. Virchow wandte sich ebenfalls gegen die Interpretation des Neandertalerskeletts (des namensgebenden Fundes Neandertal 1 aus der Kleinen Feldhofer Grotte im Neandertal). Er pathologisierte den Fund und wollte bis zu seinem Tod die Ansprache des Fundes als „Vormensch“ nicht akzeptieren. Allerdings waren einige von Virchow an dem Fund beschriebenen Pathologien tatsächlich vorhanden, was an der Tatsache, dass es sich um eine vom modernen Menschen (Homo sapiens) verschiedene Form handelt, nichts ändert.[3]
Virchow stand, wie viele andere Vertreter des medizinischen Establishments, dem von Ignaz Semmelweis aufgedeckten Zusammenhang zwischen Sektionsübungen und Kindbettfieber skeptisch bis ablehnend gegenüber.
1850 heiratete Rudolf Virchow in Würzburg Ferdinande Amalie Rosalie Mayer, die Tochter des Geh. Sanitätsrats Karl Wilhelm Mayer. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor: Carl (1851–1912)[4], Hans Virchow (Anatomieprofessor, 1852–1940)[5], Adele verh. Henning, Ernst, Marie und Hanna. Ernst (1858–1942), Hofgärtner am Schloss Wilhelmshöhe, war verheiratet mit Sophie Niepraschk (1865–1941). Marie heiratete 1891 den Anatomen Carl Rabl. Der Pathologe Carl Ruge war ein Neffe Virchows.
Eine vom Bildhauer Fritz Klimsch von 1906 bis 1910 erschaffene Skulptur, das Rudolf–Virchow–Denkmal, wurde 1910 vor der Charité, im Bereich Karls–Platz, Reinhardstraße/Luisenstraße, in Berlin-Mitte errichtet. Seit 1995 gehört das Rudolf-Virchow-Krankenhaus zur Humboldt-Universität und bildet seit 1998 den Campus Virchow-Klinikum (CVK) der Charité. Das Klinikum in Glauchau sowie das Forschungszentrum für Experimentelle Biomedizin in Würzburg erhielten in Würdigung des bedeutenden Forschers Virchow, den Namens Zusatz „Robert Virchow“.
Eine Skulptur des Potsdamer Bildhauers Marcus Golter befindet sich am Langenbeck-Virchow-Haus in der Luisenstraße 58/59, Berlin. Sie wurde gestiftet von Veronika Hahn, Berliner Medizinische Gesellschaft, anlässlich der Restaurierung des Gebäudes im Jahre 2004.
Eine weitere Büste steht vor dem Pathologischen Institut der Charité in Berlin-Mitte. Sie ist eine Kopie der Marmorbüste, die im Dekanat steht und im Jahre 1882 von B. Afinger gefertigt wurde.
Der König von Württemberg zeichnete Virchow 1872 mit dem Olga-Orden aus[6].
1979 wurde der Mondkrater Virchow nach ihm benannt.
Denkmal für Rudolf Virchow in Berlin nahe der Charité, die Skulptur wurde geschaffen von dem bedeutenden Bildhauer Fritz Klimsch
Schriften
De rheumate praesertim corneae Dissertation (lat.)
Die öffentliche Gesundheitspflege. In: Die Medicinische Reform. Band 1, Nr. 5, 1848, S. 21–22; Nr. 7, S. 37–40; Nr. 8, S. 45–47; Nr. 9, S. 53–56.
Die Einheitsbestrebungen in der wissenschaftlichen Medicin. Berlin 1849.
Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin 1858.
Goethe als Naturforscher und in besonderer Beziehung auf Schiller. Eine Rede von Rudolf Virchow. Berlin 1861.
Die krankhaften Geschwülste. Dreissig Vorlesungen, gehalten während des Wintersemesters 1862–1863. A. Hirschwald, Berlin 1863–1865. 3 Bände.
Canalisation oder Abfuhr? 1869.
Menschen- und Affenschädel. Vortrag, gehalten am 18. Februar 1869 im Saale des Berliner Handwerker-Vereins. Berlin 1870.
Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Verlag von August Hirschwald, 1871 (online digital, dort auch weitere digitalisierte Schriften).
Die Urbevölkerung Europa´s. Berlin 1874.
Gesammelte Abhandlungen auf dem Gebiete der öffentlichen Medicin und der Seuchenlehre. 2 Bände. Berlin 1879.
Gegen den Antisemitismus. 1880.
Die Gründung der Berliner Universität und der Uebergang aus dem philosophischen in das naturwissenschaftliche Zeitalter. Rede am 3. August 1893 in der Aula der Aula der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, gehalten von dem zeitigen Rector Rudolf Virchow. Verlag August Hirschwald, Berlin 1893.
Rudolf Virchow, Bronzebüste vor dem Pathologischen Institut der Charité in Berlin, Kopie nach einer Marmorbüste des Bildhauers Bernhard Afinger aus dem Jahre 1882
Quelle-Literatur & Einzelnachweise
Wer hätte wohl gedacht,dass diese kleine unscheinbare Straße den Namen eines solch berühmten Mannes trägt.
Ein Revolutionär, der sich für den Bau von Schlachthäusern,Krankenhäusern und der Kanalisation, sowie abrüstung einsetzte.
Aber woher hat sie ihren Namen?
Dazu habe ich folgendes gefunden:
Rudolf Ludwig Karl Virchow, [ˈfirçoː, ˈvirçoː], (* 13. Oktober 1821 in Schivelbein, Pommern; † 5. September 1902 in Berlin) war ein deutscher Arzt an der Berliner Charité, Archäologe und Politiker (Deutsche Fortschrittspartei). Er gilt unter anderem (in der Tradition von Giovanni Battista Morgagni) als Gründer der modernen Pathologie. Er war Vertreter einer streng naturwissenschaftlich und sozial orientierten Medizin.
Porträt von Rudolf Virchow auf einer Lithographie von Georg Engelbach
Nach Abschluss seines Medizinstudiums wurde Virchow 1843 im Teilgebiet der Pathologie mit der Arbeit De rheumate praesertim cornea an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität promoviert. Er war Stipendiat der Berliner Militärärzte-Akademie Pépinière. Anschließend arbeitete er in der Prosektur der Berliner Charité. In seiner Funktion als Arzt in der Pathologie der Charité wies er das Krankheitsbild der Thrombose nach, einer bis dahin wenig erforschten Krankheit. Diese Arbeit beeinflusste das Denken über Bluterkrankungen und deren Entstehung, und die Entstehungskriterien für eine Thrombose wurde später als Virchowsche Trias bekannt.
Rudolf Virchow, porträtiert von Hanns Fechner 1891
1847 begann er mit seinem Freund Benno Reinhardt die Herausgabe des Archivs für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medicin, das bis heute, inzwischen als Virchows Archiv, in über 450 Bänden erschienen ist. 1848 beteiligte sich Virchow aktiv an der Märzrevolution. Dadurch wurde seine Stellung in Berlin unhaltbar, und er war gezwungen, einen Ruf an die Universität Würzburg anzunehmen.[1] Auch andere Universitäten, darunter die ETH Zürich, hatten ihm die Übernahme eines Lehrstuhls angeboten.
Rudolf Virchow, porträtiert von Hugo Vogel 1861
1845 wurde die Leukämie erstmals von Rudolf Virchow beschrieben, der auch den Namen geprägt hat. Virchow lehrte ab 1849 an der Universität Würzburg. 1856 kehrte er nach Berlin zurück und übernahm das neu geschaffene Ordinariat für Pathologie sowie wieder seine alte Stellung als Prosektor an der Charité und blieb dort 46 Jahre bis zu seinem Tod. Er baute die vorhandene pathologisch-anatomische Sammlung aus, und ab 1899 konnte diese im neu errichteten Pathologischen Museum – dem heutigen Berliner Medizinhistorischen Museum an der Charité – von der interessierten Öffentlichkeit besichtigt werden.
Cellularpathologie, Zweite Auflage, 1859
Ohne auf die Arbeiten von Friedrich Günzburg (1820–1859) und vor allem von Robert Remak (1815 bis 1865) einzugehen, veröffentlichte er die Theorie der Zellularpathologie. Sie besagt, dass Krankheiten auf Störungen der Körperzellen basieren. Diese Veröffentlichung brachte ihm Weltruhm ein. Er arbeitete außerdem als Medizinhistoriker. Zudem war er auch noch als Publizist aktiv und gab mehrere Zeitschriften heraus. Bis zu seinem Tod besuchte er regelmäßig das aufstrebende Solbad Dürkheim zur Traubenkur und war mit dem dortigen Bezirksarzt Veit Kaufmann freundschaftlich verbunden.
„Unermüdlich, auch als Greis noch 16 Stunden in Aktion und so flink, als hetze ihn der Weltgeist, stürmte der Medicus, bekannt auch als liberaler Bismarck-Gegner, durch Berlin. Auf dem Weg zu einem Vortrag sprang er am 4. Januar 1902 aus der fahrenden Straßenbahn. Er brach sich den Oberschenkelhals, kam nie wieder auf die Beine und starb bald.“[2]
Grabanlage von Rudolf Virchow auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof Berlin
Sein Ehrengrab (Feld H, H-S-012/013, G2) befindet sich auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg.
Rudolf Virchow setzte sich auch für eine medizinische Grundversorgung der Bevölkerung ein. „Die Medizin ist eine soziale Wissenschaft, und die Politik ist nichts weiter als Medizin im Großen.“ Auf Virchow geht die Einrichtung erster kommunaler Krankenhäuser in Berlin zurück, so in Friedrichshain (1874), Moabit (1875, inzwischen geschlossen) und Am Urban (1890). Auch Parks und Kinderspielplätze sollten die Lage des städtischen Proletariats verbessern.
Virchow arbeitete auch als praktischer Hygieniker. In dieser Funktion beriet er deutsche und ausländische Regierungen in Seuchenfragen. Er sorgte für die Einführung der obligatorischen Trichinenschau in Preußen.
Bildnis des Forschers Rudolf Virchow auf einem Gemälde von Hans Schadow
Die Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte widmete sich auf der Tagung 1868 in Dresden dieser Frage. Virchow befürwortete die Schwemmkanalisation, im Gegensatz zu dem Frankfurter Arzt Georg Varrentrapp, der eine Abfuhr und Nutzung als Dünger befürwortete. Zusammen mit James Hobrecht war Virchow ab 1869 maßgeblich daran beteiligt, dass Berlin um 1870 eine Kanalisation und eine zentrale Trinkwasserversorgung erhielt. Die Entwässerung der Stadt lief über zwölf unabhängige Radialsysteme, die zu Rieselfeldern außerhalb der Stadt führten, die damals sauberste Lösung der Abwasserbeseitigung.
Virchow beteiligte sich an der Märzrevolution 1848. 1861 war er Gründungsmitglied und Vorsitzender der Deutschen Fortschrittspartei. Sein Ziel war die „Freiheit mit ihren Töchtern Bildung und Wohlstand“. Er plädierte für eine liberale Gesellschaft und eine soziale Medizin, die auf dem Boden naturwissenschaftlicher Aufklärung stehen sollte.
Von 1859 bis 1902 war er Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung. Dort setzte er sich für den Bau von Krankenhäusern, Markthallen und einem hygienischen Schlachthof (den 1881 errichteten Zentralvieh- und Schlachthof) ein. Das wichtigste Projekt war die von ihm zusammen mit dem Stadtrat Arnold Marggraff vorangetriebene Planung einer modernen Kanalisation für die Stadt.
Von 1862 bis 1902 gehörte er dem Preußischen Abgeordnetenhaus an. 1869 stellte er dort einen Antrag auf Beschränkung der Militärausgaben des Norddeutschen Bundes und allgemeine Abrüstung, Konfliktbewältigung durch internationale Schiedsgerichte und Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa. 1873 prägte Virchow den Begriff des Kulturkampfes als Befreiung der Kultur vom Einfluss der Kirche.
Porträtfoto von Rudolf Virchow, Urheber und Datum unbekannt
Von 1880 bis 1893 war Virchow zugleich Mitglied des Deutschen Reichstags, in dem er ab 1884 als Mitglied der Fraktion der Deutschen Freisinnigen Partei sich besonders für den Aufbau einer staatlichen medizinischen Grundversorgung einsetzte. Politisch war er ein entschiedener Gegner Otto von Bismarcks, wurde von ihm sogar zu einem Duell gefordert, das er allerdings mit den Worten ablehnte, es sei keine zeitgemäße Art der Diskussion. Er setzte sich für die kommunale Selbstverwaltung und für Minderheitenrechte ein, darunter für die zahlenmäßig starke polnische Volksgruppe in Preußen, und bekämpfte entschieden aufkommende antisemitische Tendenzen. Von Kolonialpolitik hielt er nichts.
Daneben betätigte er sich noch in vielfältiger Weise auf den Gebieten der Anthropologie, Ethnologie und Archäologie. Er war Freund und Förderer von Heinrich Schliemann und Franz Boas. Zusammen mit Adolf Bastian und Robert Hartmann gründete er im November (1869) die „Berliner Anthropologische Gesellschaft“, später umbenannt in „Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte“; die Gründung der „Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte“ folgte 1870. Er unterschied als erster zwischen slawischer (Burgwalltyp) und bronzezeitlicher Keramik (Lausitzer Typ) und förderte so die Burgwallforschung.
Er war an der Gründung mehrerer Berliner Museen beteiligt, unter anderem des Märkischen Provinzialmuseums (Märkisches Museum (Berlin)) und des Völkerkundemuseums (heute Ethnologisches Museum). Durch seine Vermittlung überließ Heinrich Schliemann seine trojanische Sammlung der Stadt Berlin. 1889 gründete er das "Museum für deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes" in der Berliner Klosterstraße, später Staatliches Museum für Deutsche Volkskunde, 1999 aufgegangen im Museum Europäischer Kulturen - Staatliche Museen zu Berlin/Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Aufgrund von Virchows Verdiensten um die Archäologie, vor allem seiner interdisziplinären Herangehensweise, die für die moderne paläolithische Archäologie wegweisend war, wird seiner seit 26 Jahren mit der Rudolf Virchow-Vorlesung durch den Forschungsbereich Altsteinzeit des Römisch-Germanischen Zentralmuseums gedacht.
Da sie angeblich seiner Zellularpathologie widersprach, stand er den Erkenntnissen der Mikrobiologie als Krankheitsursache sehr skeptisch gegenüber. Die Evolutionstheorie Charles Darwins sah er als interessantes Denkmodell an, insgesamt konnte er sich aber nicht dafür erwärmen. 1874 schrieb er, dass die Prähistorie kein Fach sei und wahrscheinlich auch keines werden würde. Virchow wandte sich ebenfalls gegen die Interpretation des Neandertalerskeletts (des namensgebenden Fundes Neandertal 1 aus der Kleinen Feldhofer Grotte im Neandertal). Er pathologisierte den Fund und wollte bis zu seinem Tod die Ansprache des Fundes als „Vormensch“ nicht akzeptieren. Allerdings waren einige von Virchow an dem Fund beschriebenen Pathologien tatsächlich vorhanden, was an der Tatsache, dass es sich um eine vom modernen Menschen (Homo sapiens) verschiedene Form handelt, nichts ändert.[3]
Virchow stand, wie viele andere Vertreter des medizinischen Establishments, dem von Ignaz Semmelweis aufgedeckten Zusammenhang zwischen Sektionsübungen und Kindbettfieber skeptisch bis ablehnend gegenüber.
1850 heiratete Rudolf Virchow in Würzburg Ferdinande Amalie Rosalie Mayer, die Tochter des Geh. Sanitätsrats Karl Wilhelm Mayer. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor: Carl (1851–1912)[4], Hans Virchow (Anatomieprofessor, 1852–1940)[5], Adele verh. Henning, Ernst, Marie und Hanna. Ernst (1858–1942), Hofgärtner am Schloss Wilhelmshöhe, war verheiratet mit Sophie Niepraschk (1865–1941). Marie heiratete 1891 den Anatomen Carl Rabl. Der Pathologe Carl Ruge war ein Neffe Virchows.
Eine vom Bildhauer Fritz Klimsch von 1906 bis 1910 erschaffene Skulptur, das Rudolf–Virchow–Denkmal, wurde 1910 vor der Charité, im Bereich Karls–Platz, Reinhardstraße/Luisenstraße, in Berlin-Mitte errichtet. Seit 1995 gehört das Rudolf-Virchow-Krankenhaus zur Humboldt-Universität und bildet seit 1998 den Campus Virchow-Klinikum (CVK) der Charité. Das Klinikum in Glauchau sowie das Forschungszentrum für Experimentelle Biomedizin in Würzburg erhielten in Würdigung des bedeutenden Forschers Virchow, den Namens Zusatz „Robert Virchow“.
Eine Skulptur des Potsdamer Bildhauers Marcus Golter befindet sich am Langenbeck-Virchow-Haus in der Luisenstraße 58/59, Berlin. Sie wurde gestiftet von Veronika Hahn, Berliner Medizinische Gesellschaft, anlässlich der Restaurierung des Gebäudes im Jahre 2004.
Eine weitere Büste steht vor dem Pathologischen Institut der Charité in Berlin-Mitte. Sie ist eine Kopie der Marmorbüste, die im Dekanat steht und im Jahre 1882 von B. Afinger gefertigt wurde.
Der König von Württemberg zeichnete Virchow 1872 mit dem Olga-Orden aus[6].
1979 wurde der Mondkrater Virchow nach ihm benannt.
Denkmal für Rudolf Virchow in Berlin nahe der Charité, die Skulptur wurde geschaffen von dem bedeutenden Bildhauer Fritz Klimsch
Schriften
De rheumate praesertim corneae Dissertation (lat.)
Die öffentliche Gesundheitspflege. In: Die Medicinische Reform. Band 1, Nr. 5, 1848, S. 21–22; Nr. 7, S. 37–40; Nr. 8, S. 45–47; Nr. 9, S. 53–56.
Die Einheitsbestrebungen in der wissenschaftlichen Medicin. Berlin 1849.
Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin 1858.
Goethe als Naturforscher und in besonderer Beziehung auf Schiller. Eine Rede von Rudolf Virchow. Berlin 1861.
Die krankhaften Geschwülste. Dreissig Vorlesungen, gehalten während des Wintersemesters 1862–1863. A. Hirschwald, Berlin 1863–1865. 3 Bände.
Canalisation oder Abfuhr? 1869.
Menschen- und Affenschädel. Vortrag, gehalten am 18. Februar 1869 im Saale des Berliner Handwerker-Vereins. Berlin 1870.
Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Verlag von August Hirschwald, 1871 (online digital, dort auch weitere digitalisierte Schriften).
Die Urbevölkerung Europa´s. Berlin 1874.
Gesammelte Abhandlungen auf dem Gebiete der öffentlichen Medicin und der Seuchenlehre. 2 Bände. Berlin 1879.
Gegen den Antisemitismus. 1880.
Die Gründung der Berliner Universität und der Uebergang aus dem philosophischen in das naturwissenschaftliche Zeitalter. Rede am 3. August 1893 in der Aula der Aula der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, gehalten von dem zeitigen Rector Rudolf Virchow. Verlag August Hirschwald, Berlin 1893.
Rudolf Virchow, Bronzebüste vor dem Pathologischen Institut der Charité in Berlin, Kopie nach einer Marmorbüste des Bildhauers Bernhard Afinger aus dem Jahre 1882
Quelle-Literatur & Einzelnachweise
Wer hätte wohl gedacht,dass diese kleine unscheinbare Straße den Namen eines solch berühmten Mannes trägt.
Ein Revolutionär, der sich für den Bau von Schlachthäusern,Krankenhäusern und der Kanalisation, sowie abrüstung einsetzte.
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