Deutschland zahlt besonders häufig Niedriglöhne
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Deutschland zahlt besonders häufig Niedriglöhne
Die Bundesrepublik hat einen der größten Niedriglohnsektoren Europas, wie eine Studie zeigt. Jeder fünfte Beschäftigte muss mit einem geringeren Einkommen leben. Und es könnten noch mehr werden.
Der deutsche Niedriglohnsektor ist einer Untersuchung zufolge einer der größten in der Europäischen Union. Mit 22,2 Prozent der Beschäftigten, die 2010 mit einem Niedriglohn auskommen mussten und weniger als zwei Drittel des mittleren Stundenlohns verdienten, habe die Bundesrepublik den siebtgrößten Niedriglohnsektor in der EU, erklärte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
Einen noch größeren Anteil an niedrig bezahlten Arbeitnehmern weisen demnach die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie Rumänien, Polen und Zypern auf. Der EU-Durchschnitt liegt bei 17 Prozent.
Durch die Krise und die harte Sparpolitik in Südeuropa habe sich die Situation dort seit 2010 wahrscheinlich verschlechtert, erklärte WSI-Forscher Thorsten Schulten. "Aber das ändert nichts daran: Deutschland kann einfach nicht damit zufrieden sein, dass hier mehr als ein Fünftel der Arbeitnehmer so gering bezahlt werden."
Schweden mit geringster Niedriglohnquote
Zwar habe sich der Niedriglohnbereich nicht mehr so stark ausgeweitet wie noch in den 90er-Jahren und Anfang des Jahrhunderts. Doch es sei offen, ob die Ausweitung des Niedriglohnsektors hierzulande gestoppt sei.
Schulten verwies auf unterschiedliche Prognosen. Das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen erwarte eine Stagnation oder einen leichten Rückgang des Anteils der Niedriglohn-Beschäftigten. Dagegen rechne das Statistische Bundesamt mit einer weiteren Zunahme der Niedriglohnquote.
Im europäischen Vergleich sei zu beobachten, dass in Ländern mit hoher Tarifbindung Niedriglöhne meist deutlich seltener seien, erklärte Schulten. Staaten könnten den Niedriglohnsektor durch Regulierung unter Kontrolle halten. Am geringsten sei die Niedriglohnquote in Schweden, wo für mehr als 90 Prozent der Beschäftigten Tarifverträge gelten würden.
Ähnlich sei die Situation in Dänemark und in Finnland. Dort würden Tarifverträge häufig per Allgemeinverbindlicherklärung auf Betriebe ohne Tarifbindung übertragen, erklärte der Arbeitsmarktforscher. Die Instrumente Tarifbindung und Allgemeinverbindlichkeit könnten auch in Deutschland helfen, den Niedriglohnbereich zu reduzieren.
Quelle
Der deutsche Niedriglohnsektor ist einer Untersuchung zufolge einer der größten in der Europäischen Union. Mit 22,2 Prozent der Beschäftigten, die 2010 mit einem Niedriglohn auskommen mussten und weniger als zwei Drittel des mittleren Stundenlohns verdienten, habe die Bundesrepublik den siebtgrößten Niedriglohnsektor in der EU, erklärte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
Einen noch größeren Anteil an niedrig bezahlten Arbeitnehmern weisen demnach die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie Rumänien, Polen und Zypern auf. Der EU-Durchschnitt liegt bei 17 Prozent.
Durch die Krise und die harte Sparpolitik in Südeuropa habe sich die Situation dort seit 2010 wahrscheinlich verschlechtert, erklärte WSI-Forscher Thorsten Schulten. "Aber das ändert nichts daran: Deutschland kann einfach nicht damit zufrieden sein, dass hier mehr als ein Fünftel der Arbeitnehmer so gering bezahlt werden."
Schweden mit geringster Niedriglohnquote
Zwar habe sich der Niedriglohnbereich nicht mehr so stark ausgeweitet wie noch in den 90er-Jahren und Anfang des Jahrhunderts. Doch es sei offen, ob die Ausweitung des Niedriglohnsektors hierzulande gestoppt sei.
Schulten verwies auf unterschiedliche Prognosen. Das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen erwarte eine Stagnation oder einen leichten Rückgang des Anteils der Niedriglohn-Beschäftigten. Dagegen rechne das Statistische Bundesamt mit einer weiteren Zunahme der Niedriglohnquote.
Im europäischen Vergleich sei zu beobachten, dass in Ländern mit hoher Tarifbindung Niedriglöhne meist deutlich seltener seien, erklärte Schulten. Staaten könnten den Niedriglohnsektor durch Regulierung unter Kontrolle halten. Am geringsten sei die Niedriglohnquote in Schweden, wo für mehr als 90 Prozent der Beschäftigten Tarifverträge gelten würden.
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