Was ist ein Diabetes-Burnout?
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Was ist ein Diabetes-Burnout?
Diabetes mellitus kann jeden treffen. Die Stoffwechselerkrankung, an der immer mehr Menschen in Deutschland leiden, kann die Grundlage für die Entwicklung eines Burnouts bilden. Damit daraus keine Depression entsteht, gibt es eine wirkungsvolle Kurzzeittherapie.
Monitorarbeit, Termindruck und Fast-Food zwischendurch: So sieht der Alltag von tausenden Menschen in Deutschland aus. Längst ist Burnout, also der Zustand emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit, zu einem weitverbreiteten Syndrom geworden. Doch der Dauerstress, der oftmals mit Bewegungsmangel und ungesunder Ernährung gepaart ist, kann nicht nur das Risiko, in eine Depression zu fallen, erhöhen, sondern auch die Entstehung des Typ-2-Diabetes mellitus begünstigen.
Aber auch umgekehrte Krankheitsverläufe werden von Experten beobachtet. So kann die umgangssprachlich als Zuckerkrankheit bezeichnete Stoffwechselstörung auch das Risiko, in einen Burnout-Zustand zu kommen, erheblich erhöhen - egal, ob man Diabetiker Typ 1 oder Typ 2 ist. "Diabetes zu haben, bedeutet täglich zusätzliche Anstrengung und Aufmerksamkeit und zwar lebenslang", erklärt Dr. Bernhard Kulzer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Psychologie bei der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in einem Gespräch mit n-tv.de. "Bei allen Dingen, die ein Belastungspotenzial haben und die man ein Leben lang macht, besteht das Risiko, dass man irgendwann mal davon überfordert ist, wie zum Beispiel von einer Arbeitsstelle, einer Partnerschaft oder eben von einer Diabeteserkrankung", so Kulzer weiter.
Diabetes als zusätzlicher Stress
Vor allem Diabetes-Patienten, die hohe Ansprüche an sich selbst stellen oder Patienten, die sowieso im Dauerstress feststecken, haben ein hohes Risiko, ein sogenanntes Diabetes-Burnout zu entwickeln. Ehrgeizige Diabetes-Patienten stecken sich bezüglich ihrer Therapie sehr hohe Ziele. Sie wollen mit Disziplin und Eifer immer gute Blutzuckerwerte erreichen und setzen sich so immens unter Druck. "Dies ist jedoch eine unrealistische Erwartung, da eine Vielzahl anderer Hormone und äußerer Faktoren den Blutzucker beeinflussen, die nicht im kontrolliert werden können. Der durch diese unrealistischen Erwartungshaltungen selbst gemachte Stress führt jedoch dazu, dass der Diabetes als nicht kontrollierbar erlebt wird", erklärt Kulzer die Zusammenhänge. Ein Teufelskreis entsteht. Er löst bei ehrgeizigen Diabetes-Patienten Enttäuschung, Frustration und sogar Ohnmachtsgefühle aus. Im schlimmsten Falle wird resigniert und die Therapie nur noch teilweise oder lückenhaft betrieben. Eine solche Entwicklung kann fatale Folgen haben und sogar lebensgefährlich sein.
Bei den Dauergestressten dagegen bedeuten die Diagnose und die daraus notwendigen Therapiemaßnahmen, wie das regelmäßige Messen und Protokollieren der Blutzuckerwerte, Insulineinnahmen, Umstellung des Essverhaltens und Gewichtsreduktion, zusätzlichen Aufwand, obwohl es keine freien Ressourcen dafür gibt. Das führt zu noch mehr Stress. "Wir beobachten in diesen Fällen eine negative Haltung zur Erkrankung und zum Diabetesmanagement", berichtet der Fachpsychologe. Messungen fallen aus, es wird wieder mehr und ungesund gegessen, geraucht und dafür weniger Sport getrieben. "Auch in diesen Fällen steigen die Blutzuckerspiegel wieder an, das führt zu einer Beeinträchtigung des Wohlbefindens", so der Experte weiter. Ein Negativkreislauf, der zu Burnout und anderen Folgeerscheinungen des Diabetes führen kann, entsteht.
Diabetes-Burnout unter Patienten eher unbekannt
Da vielen Diabetes-Patienten gar nicht bewusst ist, dass es einen "Diabetes-Burnout" gibt und Burnout-Symptome wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Kraftlosigkeit durchaus auch durch Unter- oder Überzuckerung hervorgerufen werden können, ist Aufklärung dringend nötig. "Patienten, aber auch Angehörige und Fachpersonal, die solche Veränderungen feststellen, sollten schnell reagieren. Dann nämlich ist die Kombination aus chronischer Stoffwechselerkrankung und Erschöpfungszustand gut in den Griff zu bekommen", betont Kulzer. "Ein Test im Internet gibt eine erste Orientierung, ob wirklich eine Gefährdung vorliegt", informiert der Psychologe weiter. Ist das der Fall, sollte man sich bei seinem behandelnden Arzt oder in einem Diabeteszentrum Hilfe suchen.
Vor allem Diabetes-Patienten mit Folgekomplikationen oder -erkrankungen sind Burnout-gefährdet, denn sie spüren den Krankheitswert von Diabetes besonders. Bei ihnen stellt sich oft das Gefühl ein, vom Diabetes kontrolliert zu werden. Für diese Patienten ist es besonders wichtig, keine Depression als die nächste Diabetes-Folgeerkrankung zu bekommen.
"Wir haben für Diabetes-Patienten, die noch keine Depression haben, eine zehnstündige Kurztherapie namens 'DIAMOS' entwickelt, die die Diabetesmotivation stärken kann", erzählt Kulzer. In den DIAMOS-Gesprächen sollen Probleme identifiziert, negative Einstellungen verändert und Ressourcen neu aktiviert werden. Es kann zum Beispiel sehr hilfreich und entspannend sein, wenn man sich als Diabeteskranker bei Freunden, Bekannten und Kollegen outet.
Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselstörung, bei der sich der mit der Nahrung aufgenommene Zucker im Blut staut. Über den Urin wird dann Zucker ausgeschieden. Diabetes geht auf Probleme mit den körpereigenen Insulin-Mechanismen zurück. Es kann sich um Insulin-Mangel,Insulin-Resistenz oder eine Kombination von beidem handeln. Insulin - in der Bauchspeicheldrüse hergestellt - befördert Zucker aus dem Blut in die Zellen. Dort wird er zur Energiegewinnung verbraucht. Außerdem ist das Insulin für die Speicherung von Zucker in Leber und Muskeln zuständig. So ist der Blutzuckerspiegel beim gesunden Menschen nach der Nahrungsaufnahme relativ konstant.
Typ-1-Diabetes: In Deutschland sind rund 400.000 Menschen davon betroffen. Aus noch unklaren Gründen richtet sich das Immunsystem des Körpers beim Typ-1-Diabetes gegen die Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Innerhalb weniger Tage oder Wochen kommt die Insulinproduktion zum Erliegen. Der Blutzuckerspiegel steigt. Betroffene müssen sich mehrmals täglich Insulin spritzen, um Stoffwechselentgleisungen mit all ihren Folgen zu vermeiden. Typ-1-Diabetes entwickelt sich oft im Kinder- und Jugendalter. Er ist nicht heilbar.
Typ-2-Diabetes: Er ist weit verbreitet, rund zehn Millionen Menschen haben hierzulande damit zu tun. Beim Typ-2-Diabetes reagieren die Zellen nicht mehr ausreichend auf Insulin. Der Zucker gelangt daher nicht vom Blut in die Zellen. In der Folge steigt der Blutzuckerspiegel. Um ihn zu senken, kurbelt die Bauchspeicheldrüse die Insulinproduktion an. Irgendwann reicht das jedoch nicht mehr aus, um die Resistenz zu überwinden. Typ-2-Diabetes kann erblich bedingt sein, doch auch Überernährung und Bewegungsmangel spielen eine große Rolle.
Am 14. November ist Weltdiabetestag. Er ist neben dem Welt-AIDS-Tag der zweite offizielle Tag der Vereinten Nationen (UN), der einer Krankheit gewidmet ist.
Quelle
Monitorarbeit, Termindruck und Fast-Food zwischendurch: So sieht der Alltag von tausenden Menschen in Deutschland aus. Längst ist Burnout, also der Zustand emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit, zu einem weitverbreiteten Syndrom geworden. Doch der Dauerstress, der oftmals mit Bewegungsmangel und ungesunder Ernährung gepaart ist, kann nicht nur das Risiko, in eine Depression zu fallen, erhöhen, sondern auch die Entstehung des Typ-2-Diabetes mellitus begünstigen.
Aber auch umgekehrte Krankheitsverläufe werden von Experten beobachtet. So kann die umgangssprachlich als Zuckerkrankheit bezeichnete Stoffwechselstörung auch das Risiko, in einen Burnout-Zustand zu kommen, erheblich erhöhen - egal, ob man Diabetiker Typ 1 oder Typ 2 ist. "Diabetes zu haben, bedeutet täglich zusätzliche Anstrengung und Aufmerksamkeit und zwar lebenslang", erklärt Dr. Bernhard Kulzer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Psychologie bei der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in einem Gespräch mit n-tv.de. "Bei allen Dingen, die ein Belastungspotenzial haben und die man ein Leben lang macht, besteht das Risiko, dass man irgendwann mal davon überfordert ist, wie zum Beispiel von einer Arbeitsstelle, einer Partnerschaft oder eben von einer Diabeteserkrankung", so Kulzer weiter.
Diabetes als zusätzlicher Stress
Vor allem Diabetes-Patienten, die hohe Ansprüche an sich selbst stellen oder Patienten, die sowieso im Dauerstress feststecken, haben ein hohes Risiko, ein sogenanntes Diabetes-Burnout zu entwickeln. Ehrgeizige Diabetes-Patienten stecken sich bezüglich ihrer Therapie sehr hohe Ziele. Sie wollen mit Disziplin und Eifer immer gute Blutzuckerwerte erreichen und setzen sich so immens unter Druck. "Dies ist jedoch eine unrealistische Erwartung, da eine Vielzahl anderer Hormone und äußerer Faktoren den Blutzucker beeinflussen, die nicht im kontrolliert werden können. Der durch diese unrealistischen Erwartungshaltungen selbst gemachte Stress führt jedoch dazu, dass der Diabetes als nicht kontrollierbar erlebt wird", erklärt Kulzer die Zusammenhänge. Ein Teufelskreis entsteht. Er löst bei ehrgeizigen Diabetes-Patienten Enttäuschung, Frustration und sogar Ohnmachtsgefühle aus. Im schlimmsten Falle wird resigniert und die Therapie nur noch teilweise oder lückenhaft betrieben. Eine solche Entwicklung kann fatale Folgen haben und sogar lebensgefährlich sein.
Bei den Dauergestressten dagegen bedeuten die Diagnose und die daraus notwendigen Therapiemaßnahmen, wie das regelmäßige Messen und Protokollieren der Blutzuckerwerte, Insulineinnahmen, Umstellung des Essverhaltens und Gewichtsreduktion, zusätzlichen Aufwand, obwohl es keine freien Ressourcen dafür gibt. Das führt zu noch mehr Stress. "Wir beobachten in diesen Fällen eine negative Haltung zur Erkrankung und zum Diabetesmanagement", berichtet der Fachpsychologe. Messungen fallen aus, es wird wieder mehr und ungesund gegessen, geraucht und dafür weniger Sport getrieben. "Auch in diesen Fällen steigen die Blutzuckerspiegel wieder an, das führt zu einer Beeinträchtigung des Wohlbefindens", so der Experte weiter. Ein Negativkreislauf, der zu Burnout und anderen Folgeerscheinungen des Diabetes führen kann, entsteht.
Diabetes-Burnout unter Patienten eher unbekannt
Da vielen Diabetes-Patienten gar nicht bewusst ist, dass es einen "Diabetes-Burnout" gibt und Burnout-Symptome wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Kraftlosigkeit durchaus auch durch Unter- oder Überzuckerung hervorgerufen werden können, ist Aufklärung dringend nötig. "Patienten, aber auch Angehörige und Fachpersonal, die solche Veränderungen feststellen, sollten schnell reagieren. Dann nämlich ist die Kombination aus chronischer Stoffwechselerkrankung und Erschöpfungszustand gut in den Griff zu bekommen", betont Kulzer. "Ein Test im Internet gibt eine erste Orientierung, ob wirklich eine Gefährdung vorliegt", informiert der Psychologe weiter. Ist das der Fall, sollte man sich bei seinem behandelnden Arzt oder in einem Diabeteszentrum Hilfe suchen.
Vor allem Diabetes-Patienten mit Folgekomplikationen oder -erkrankungen sind Burnout-gefährdet, denn sie spüren den Krankheitswert von Diabetes besonders. Bei ihnen stellt sich oft das Gefühl ein, vom Diabetes kontrolliert zu werden. Für diese Patienten ist es besonders wichtig, keine Depression als die nächste Diabetes-Folgeerkrankung zu bekommen.
"Wir haben für Diabetes-Patienten, die noch keine Depression haben, eine zehnstündige Kurztherapie namens 'DIAMOS' entwickelt, die die Diabetesmotivation stärken kann", erzählt Kulzer. In den DIAMOS-Gesprächen sollen Probleme identifiziert, negative Einstellungen verändert und Ressourcen neu aktiviert werden. Es kann zum Beispiel sehr hilfreich und entspannend sein, wenn man sich als Diabeteskranker bei Freunden, Bekannten und Kollegen outet.
Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselstörung, bei der sich der mit der Nahrung aufgenommene Zucker im Blut staut. Über den Urin wird dann Zucker ausgeschieden. Diabetes geht auf Probleme mit den körpereigenen Insulin-Mechanismen zurück. Es kann sich um Insulin-Mangel,Insulin-Resistenz oder eine Kombination von beidem handeln. Insulin - in der Bauchspeicheldrüse hergestellt - befördert Zucker aus dem Blut in die Zellen. Dort wird er zur Energiegewinnung verbraucht. Außerdem ist das Insulin für die Speicherung von Zucker in Leber und Muskeln zuständig. So ist der Blutzuckerspiegel beim gesunden Menschen nach der Nahrungsaufnahme relativ konstant.
Typ-1-Diabetes: In Deutschland sind rund 400.000 Menschen davon betroffen. Aus noch unklaren Gründen richtet sich das Immunsystem des Körpers beim Typ-1-Diabetes gegen die Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Innerhalb weniger Tage oder Wochen kommt die Insulinproduktion zum Erliegen. Der Blutzuckerspiegel steigt. Betroffene müssen sich mehrmals täglich Insulin spritzen, um Stoffwechselentgleisungen mit all ihren Folgen zu vermeiden. Typ-1-Diabetes entwickelt sich oft im Kinder- und Jugendalter. Er ist nicht heilbar.
Typ-2-Diabetes: Er ist weit verbreitet, rund zehn Millionen Menschen haben hierzulande damit zu tun. Beim Typ-2-Diabetes reagieren die Zellen nicht mehr ausreichend auf Insulin. Der Zucker gelangt daher nicht vom Blut in die Zellen. In der Folge steigt der Blutzuckerspiegel. Um ihn zu senken, kurbelt die Bauchspeicheldrüse die Insulinproduktion an. Irgendwann reicht das jedoch nicht mehr aus, um die Resistenz zu überwinden. Typ-2-Diabetes kann erblich bedingt sein, doch auch Überernährung und Bewegungsmangel spielen eine große Rolle.
Am 14. November ist Weltdiabetestag. Er ist neben dem Welt-AIDS-Tag der zweite offizielle Tag der Vereinten Nationen (UN), der einer Krankheit gewidmet ist.
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