Amazon gängelt Mitarbeiter wie vor 110 Jahren
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Amazon gängelt Mitarbeiter wie vor 110 Jahren
Rückkehr des "Taylorismus": Beim Versandhändler Amazon herrscht völlige Standardisierung. Fast jede Bewegung der Mitarbeiter ist genau festgelegt. Individuell darf nur noch der Kunde sein.
Wie Roboter bewegen sich die Mitarbeiter in orangen Signaljacken durch die Gänge. Sie schieben Wagen mit Paketen an den Regalen vorbei, der Scanner in der Hand bestimmt ihren Weg. Keiner spricht. Es ist gespenstisch still im Warenlager von Amazon.
Nur die Gabelstapler hupen, immer wenn die Fahrer an einen Übergang für die Fußgänger kommen – auch wenn keiner in Sicht ist. "Amazon möchte, dass die Mitarbeiter ihr Gehirn ablegen, bevor sie das Lager betreten", sagt Stefan G., Lagerarbeiter in Bad Hersfeld. Er hat vorher in einem Metallbetrieb gearbeitet.
"Dort war es positiv, eine eigene Meinung zu haben", erinnert er sich. "Mich haben sie jetzt so weit. Ich mache, was man mir sagt."
Amazon, der weltweit größte Onlinehändler, verspricht seinen Kunden perfekten Service: "Hallo, Benedikt", begrüßt die Webseite, danach folgen Angebote, die oft überraschend genau auf die Wünsche des Kunden zugeschnitten sind. Es ist der Alles-Laden, Versand sofort, Ankunft am nächsten Tag.
Dieses Versprechen von Zuverlässigkeit kommt bei den deutschen Kunden gut an. Von 2010 bis 2012 steigerte der Konzern seinen Umsatz in Deutschland um 60 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro. Amazon dominiert den deutschen Versandhandel, verbucht ein Viertel aller Umsätze für sich.
Ich sehe keinen Konkurrenten, der dem Unternehmen die Stellung streitig machen kann", sagt Mirko Warschun, Handelsexperte bei der Unternehmensberatung AT Kearney.
Völlige Konformität
Hinter den Kulissen, in den Versandzentren, setzt der Konzern aus Seattle weltweit auf völlige Konformität – individuell dürfen bei Amazon nur die Kunden handeln. Wer auf "Bestellen" klickt, setzt eine Maschinerie in Gang, die den Mitarbeitern keine Abweichungen von standardisierten Abläufen erlaubt.
Nur dank dieses auf Effizienz, Leistungsdruck und Kontrolle ausgerichteten Geschäftsmodells kann Amazon die Nachfrage Hunderttausender Artikel innerhalb weniger Stunden befriedigen. Zugleich bringt dieses Modell den Konzern aber bei seinen Kunden in Verruf. Negative Berichte und eine Gewerkschaftskampagne haben dafür gesorgt, dass sich das Bild des Versandhauses in Deutschland verschlechtert hat.
Im "Yougov"-Markenindex stürzte das Ansehen des Unternehmens im Frühling von 87 auf 50 Punkte ab. Ein Skandalbericht über die angeblich schlechte Behandlung von Leiharbeitern am Standort Bad Hersfeld hatte Amazon seine Position als beliebtesten Onlinehändler genommen.
Nun läuft in Deutschland das Weihnachtsgeschäft an – und Aktionen der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di werden dem Konzern erneut negative Schlagzeilen bescheren. Im Advent plant die Gewerkschaft Arbeitsniederlegungen, um Amazon unter Druck zu setzen. "Man muss mit weiteren Streiks rechnen", sagt Ver.di-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger der "Welt am Sonntag".
Und: "Unsere Aktionsfähigkeit kann auf alle Standorte übergreifen. Weitere Standorte für neue Streiks neben Leipzig und Bad Hersfeld sind in Planung." Manchmal reichten "wenige Menschen an der richtigen Stelle, um Amazon zu treffen. Wir werden uns auf Tage konzentrieren, die das Geschäft besonders stören, und die Streiks auch miteinander vernetzen", fügt sie hinzu.
Kulturkampf Amerika versus Deutschland
Seit April bestreikt die Dienstleistungsgewerkschaft immer wieder einzelne Versandzentren. Erklärtes Ziel der Gewerkschafter: Amazon soll einen Tarifvertrag für seine über 9000 deutschen Angestellten abschließen. Der Streit ist aber nicht nur ein Tarifkonflikt, sondern auch ein deutsch-amerikanischer Kulturkampf zwischen einer Gewerkschaft, die im Handelsbereich mit sinkenden Mitgliederzahlen und abnehmender Tarifbindung kämpft, und einem US-Konzern, der mit Mitbestimmung und Flächentarifverträgen wenig anfangen kann.
Doch wie behandelt Amazon seine Mitarbeiter wirklich? Das ist eine Frage, die selbst Gewerkschafter nicht in einem Satz beantworten können.
Im Ver.di-Büro Bad Hersfeld sitzen im Oktober fünf fest angestellte Amazon-Mitarbeiter und der Betriebsratsvorsitzende des Lagers "FRA 1", benannt nach dem nächstgelegenen Flughafen Frankfurt/Main. Der Amazon-Standort ist mit 3500 Mitarbeitern der größte in Deutschland.
Alle außer dem Betriebsratsvorsitzenden Lothar Bruns wollen ihre Namen lieber nicht veröffentlicht sehen. Wie es denn sei, bei Amazon zu arbeiten? "Das kann man so pauschal nicht sagen, das erlebt jeder anders", sagt Christian Z. Silke R. berichtet, dass Amazon ein guter Arbeitgeber sei, die Kollegen nett. Sie wünsche sich aber die Sicherheit eines Tarifvertrags.
Je länger die Amazon-Angestellten sprechen, desto mehr Unzufriedenheit klingt durch. Nicht mit der Arbeitssicherheit oder dem Lohn. Mit 1900 Euro brutto im Monat sind die Angestellten zufrieden. Stattdessen berichten sie von einem System mit Leistungsdruck, starren Vorgaben und als Schikanen empfundenen Äußerungen mancher Führungskräfte. Es passiere immer wieder, dass man auch wegen kleiner Regelverstöße eine Abmahnung erhalte.
Jeder Schritt ist genormt
Bei der Arbeit im Lager wird kein Detail dem Zufall oder dem Willen des Arbeitnehmers überlassen. "Die ganze Firma besteht aus Regeln, jeder Arbeitsschritt ist genormt. Ob die Vorgaben Sinn machen, ist egal", sagt Markus L. Überall im Lager prangen Befehle. "Handlauf benutzen" lautet der erste davon, auf einem Plastikschild im Treppenhaus.
Zur Sicherheit zeigt es zusätzlich ein Foto des Handlaufs. Im Pausenraum hängt der Schriftzug "Pausenraum", darunter ein Foto von einem leeren Tisch. "Tische sauber und ordentlich verlassen" lautet die Anweisung. Wer einen Schreibtisch hat, muss die Computermaus am Abend in einem gelb markierten Rechteck platzieren.
Aus Sicht von Amazon ist diese Gängelung notwendig, Standardisierung ist das Erfolgsgeheimnis des Unternehmens. "Sie ist die Basis unseres Wachstums", sagt Amazon-Manager Carsten Müller. Er leitet das Versandzentrum im brandenburgischen Brieselang. Das Geschäft mit knappsten Margen setzt die Konkurrenz unter Druck, erlaubt Tiefstpreise und das Versprechen schneller, versandkostenloser Lieferung.
Je mehr Bestellungen Amazon abwickelt, desto knapper kann der Konzern pro einzelner Bestellung kalkulieren. In den vergangenen vier Jahren wies Amazon eine Umsatzrendite von durchschnittlich gerade einmal 1,8 Prozent pro Quartal aus, der Konzern verdient an einem verkauften Zehn-Euro-Artikel unterm Strich also nur 18 Cent. Und das nur, weil jeder Ablauf bis ins kleinste Detail optimiert ist.
Abweichungen würden die Kalkulation stören. Seitdem Amazon mit seinem Express-Angebot "Prime" Kunden Lieferungen innerhalb von 24 Stunden zusagt, wurde der Effizienzdruck noch einmal erhöht. In Rekordzeit eröffnet der Konzern neue Versandzentren, um sein Netzwerk dichter zu stricken und das 24-Stunden-Versprechen zu erfüllen.
Vom Baubeginn bis zum ersten versandten Paket in Brieselang vergingen weniger als sechs Monate. Dieses Tempo ist nur möglich, wenn alle Abläufe weltweit kopierbar sind.
Komplexe Software
Bestellt ein Kunde ein Produkt, entscheidet eine weltweit vernetzte Steuerungssoftware, welches Versandzentrum den Auftrag übernimmt. Sie berücksichtigt dabei nicht nur Lagerbestände und Lieferzeit, sondern auch Kapazitäten der einzelnen Lager sowie Störfaktoren wie Glatteis, Maschinendefekte – oder eben Streiks. Dieses System erschwert es Ver.di enorm, den Riesen aus dem Takt zu bringen.
Die Schlagzahl halten Mitarbeiter hoch, die der Konzern robotergleich einsetzt. Als "Picker" sammeln sie mit kleinen Wagen Waren aus den Regalen und lassen sich dabei von einem Navigationssystem steuern. Das kleine Handgerät, der Scanner, gibt ihnen vor, welche Waren sie in welcher Reihenfolge woher holen müssen, erfasst die gesammelten Produkte im Wagen – und meldet die Leistungen jedes einzelnen Pickers an seinen Abschnittsleiter.
Wer langsamer arbeitet als vom System vorgegeben, der bekommt eine schriftliche Kurznachricht vom Chef auf sein Handgerät geschickt. Unterhaltungen zwischen den Angestellten sind unerwünscht.
Der Leistungsdruck sei hoch, sagt Betriebsrat Bruns, der schon seit 14 Jahren bei Amazon arbeitet. "Beim Start-Meeting morgens kann es passieren, dass der Chef einem seine individuelle Leistungskurve ausgedruckt vor die Nase hält." Liegt sie unter dem Schnitt der Abteilung, dann werde gefragt, warum.
Dank der Standardisierung einfachster Abläufe kann Amazon zur Weihnachtszeit seine Belegschaft allein in Deutschland innerhalb weniger Tage um 15.000 ungelernte Arbeitskräfte aufstocken. Äußert ein einzelner Angestellter Änderungswünsche, quittieren die Vorgesetzten das mit dem immer gleichen Satz: "Danke, das nehme ich so mit."
Änderungen jedoch werden nur dann umgesetzt, wenn sie messbare Vorteile bringen. Der gesamte Konzern ist zahlengetrieben, in den Lagerhallen hängen aktuelle Statistiken über die Tages-, Wochen-, Monatsleistung. Die Manager der mittleren Ebene werden vor allem an der Erfüllung dieser Zahlenvorgaben gemessen – wer patzt, muss mit bohrenden Fragen seiner unter demselben Druck stehenden Vorgesetzten rechnen.
Rückkehr des Taylorismus
Experten sehen in dem System die Rückkehr einer eigentlich überwunden geglaubten Arbeitsform. "Es gibt Dienstleistungsbereiche wie den Onlinehandel, Logistik oder auch Callcenter, wo es die Tendenz gibt, Tätigkeiten für Mitarbeiter zu vereinfachen, zu standardisieren. Gerade bei Amazon kann man von einem neuen oder Neo-Taylorismus sprechen", sagt Jürgen Pfitzmann, Arbeitsorganisationsexperte von der Universität Kassel.
Der Taylorismus sei auf Überwachung und Kontrolle begründet, Mitwirkung und Freiheit des Mitarbeiters seien stark eingeschränkt oder existierten nicht. Das könne zu psychischen Problemen und Demotivation führen.
Amazons globaler Logistik-Vorstand, Dave Clark, verteidigt das Zahlensystem: "Wie viele Firmen haben wir Erwartungen an unsere Angestellten – Vorgaben für Produktivität gibt es nicht nur bei Amazon", sagt er. "Wir achten sehr genau darauf, diese Zahlenvorgaben an die örtlichen Gegebenheiten anzupassen, und Einzelne nicht zu überfordern. Manche mögen das als sehr enge Kontrolle empfinden – doch de facto arbeiten wir sehr langfristig und vorhersehbar."
Ver.di missfällt diese Art des Umgangs mit den Mitarbeitern, dort setzt die Kampagne an. Außerdem wollten die Menschen eine "verbindliche Tarifstruktur", sagt Gewerkschafterin Nutzenberger in ihrem Berliner Büro. Dabei gehe es nicht nur um Geld, sondern auch um Aufstiegschancen und ein geregeltes Einkommen.
Die Pausenräume seien häufig zu weit weg und es gebe kaum klimatisierte Arbeitsplätze, klagt die Ver.di-Frau. Amazon hat in beiden Punkten bereits Verbesserungen eingeleitet. Richtige Skandale klingen anders. In der Fleischbranche zum Beispiel werden teilweise Löhne unter sechs Euro gezahlt. "Wegen der öffentlichen Aufmerksamkeit achtet Amazon nun stärker darauf, keine Skandalmeldungen zu verursachen wie vor einem Jahr mit der Leiharbeit", registriert auch Nutzenberger.
Gewerkschaft den Wind aus den Segeln nehmen
Nach den Angriffen der vergangenen Jahre hat Amazon der Gewerkschaft zunehmend den Wind aus den Segeln genommen: Das Unternehmen bemüht sich, keine Leiharbeiter mehr zu engagieren und hat sich zum Ziel gesetzt, deutschlandweit 80 Prozent der Mitarbeiter fest anzustellen.
Amazon will mindestens 9,55 Euro pro Stunde zahlen – und jetzt gibt es auch noch Weihnachtsgeld. Zu Halloween spendierte Amazon in Bad Hersfeld Punsch für alle, Kaffee und Tee sind in den Lagern neuerdings umsonst. "Die geben sich schon Mühe", bestätigt Betriebsrat Bruns.
Allerdings anders, als sich das die Gewerkschaft vorstellt. Das Unternehmen will, dass sich die Mitarbeiter wie Anteilseigner verhalten. Deswegen gibt es selbst für die einfachen Arbeiter einen Bonus: Wenn die Ziele bei Produktivität, Sicherheit und Inventargenauigkeit eingehalten oder übertroffen werden, zahlt Amazon maximal acht Prozent Gehalt zusätzlich.
Leistung und Bonushöhe zeigt eine Digitalanzeige im Eingangsbereich der Versandzentren stundengenau an. Nach zwei Jahren Betriebszugehörigkeit erhalten die Mitarbeiter Aktienoptionen, um noch enger eingebunden zu werden. Lagerarbeiter zu Aktionären – das klingt nicht nach Klassenkampf.
Ver.di führt diesen Kampf nicht nur wegen der Mitarbeiter. Im Einzelhandel sinkt seit Jahren die Tarifbindung, damit schwindet auch die Bedeutung von Ver.di. Und eine Gewerkschaft, die keine Löhne mehr verhandelt, kann nur schwer Mitglieder werben. Selbst im Westen liegt die Tarifbindung im Einzelhandel nur bei 45 Prozent.
"Amazon hat bei uns einen hohen Stellenwert, weil sich der Preis und der Marktanteil auf die Bedingungen im traditionellen Handel auswirken", sagt Nutzenberger, "und weil gute Arbeitsbedingungen im Versand- und Onlinehandel ebenso wichtig sind wie im stationären Einzelhandel."
Amazon sieht sich als Start-up
Doch Amazon ist ein US-Unternehmen, das sich selbst immer noch als Start-up begreift. Es fällt ihm schwer, die Gewerkschaften als Partner zu sehen – sie sind eher Störfaktoren in der eigenen Beziehung zu den Arbeitnehmern. "Wir pflegen eine direkte Beziehung mit unseren Leuten: durch Betriebsräte und Mitarbeiterforen und durch viele Möglichkeiten zum Feedback", sagt Logistik-Vorstand Clark.
Er ist weltweit für alle Versandzentren verantwortlich, und will sich von Gewerkschaftern nicht reinreden lassen: "Ver.di ist nicht Teil dieser Beziehung, deswegen verwende ich nicht viel Zeit für sie."
Tatsächlich beschreibt das Unternehmen die Existenz von Betriebsräten und Gewerkschaften im Geschäftsbericht 2012 als "Risiko". Seine Löhne lehnt Amazon in Deutschland an den Tarifvertrag in der Logistik an, dessen Vorgaben knapp zwei Euro pro Stunde unter denen des Versandhandels liegen. Tarifverhandlungen lehnt der Konzern seit Jahren ab, Gespräche mit Ver.di hätten zu keinem Ergebnis geführt, sagt Nutzenberger. "Amazon will keinen Tarifvertrag."
Ralf Kleber, Deutschlandchef des Unternehmens, antwortet darauf mit einer Gegenfrage: "Warum sollten wir Tarifverhandlungen beginnen? Davon würde nur die Gewerkschaft profitieren. Amazon zahlt in der Logistik-Branche bereits überdurchschnittlich, und wir stehen in einem direkten Dialog mit unseren Arbeitnehmern – dafür benötigen wir Ver.di nicht."
Neue Klagen in Vorbereitung
Mit den Betriebsräten gibt es ohnehin schon genug Ärger. Lothar Bruns beklagt, dass viele Manager arbeitsrechtlich schlecht ausgebildet seien. In Fulda gibt es am 16.12. einen Termin vor dem Arbeitsgericht – der Betriebsrat wirft dem Unternehmen vor, die Informationspflichten bei der Umgestaltung von Arbeitsplätzen nicht eingehalten zu haben. Auch in anderen Bereichen pocht der Betriebsrat auf seine Mitbestimmungsrechte – und plant entsprechende Klagen.
Bei Amazon betont man, dass dem Unternehmen "sehr viel daran gelegen ist, mit dem Betriebsrat gut zusammenzuarbeiten". Und wenn Fehler gemacht würden, diese zu beheben. Es gebe sogar ein "Employee Relations Team", das zur Beratung bei solchen Fragen ständig von Lager zu Lager reise. Die Manager sollten demnächst in Sachen Betriebsverfassungsgesetz und Mitbestimmung "weitergebildet werden".
Amazon sieht es nicht gern, wenn die Mitarbeiter aktiv bei Ver.di sind. Bei einem Streik habe der Betriebsleiter in Bad Hersfeld jedem Kollegen, der zur Arbeit erschienen sei, die Hand persönlich geschüttelt und ihm gedankt, sagen Mitarbeiter. In den Betriebsversammlungen, die einmal im Monat stattfinden, sprechen die Manager Ver.di offen an: "Ihr müsst euch fragen, ob Ver.di die richtige Lösung für euch ist."
Wie stark die Gewerkschaft bei Amazon organisiert ist, gibt sie nicht bekannt. In Bad Hersfeld liege der Organisationsgrad im "vierstelligen Bereich", sagt Bruns. Beim letzten Streik hätten aber nur 600 Mitarbeiter mitgemacht.
Wütende Kommentare gegen Ver.di
Viele Angestellte betrachten Ver.dis Engagement mit Sorge. Für sie ist die Arbeit oft die einzige Chance. In von Ver.di eingerichteten Internetforen kritisieren sie die Streiks, da sie eine Verlagerung ihrer Jobs in Versandzentren in Polen oder Tschechien fürchten. Dort stehen Kommentare wie dieser: "Überlegt euch mal was ihr mit euren scheiß Streiks erreicht!?!?! Nämlich nur eins: Ihr gefährdet unsere Arbeitsplätze!"
Obwohl die Lagerhalle in Brieselang erst im Oktober eröffnet worden ist, arbeiten hier schon 1200 Mitarbeiter – 300 fest, 800 befristet bis zum 31. Dezember. Fast alle kommen aus der Langzeitarbeitslosigkeit. Amazon braucht sich sein Personal nicht selbst zu suchen: Die Arbeitsagenturen und Jobcenter kümmern sich darum.
Vor allem nach zwei Kriterien entscheidet der Konzern, wo er sich ansiedelt: die Anbindung an Straßen und Flughäfen und das Reservoir an Arbeitskräften. Besonders geeignet sind Gegenden mit hoher Arbeitslosigkeit.
So wie der Landkreis Havelland. Im dortigen Jobcenter, in Brieselang, begrüßen zwei große Werbetafeln die Besucher: Die eine wirbt für Jobs bei Amazon, die andere für Zalando. Die beiden Lagerhallen stehen im Gewerbegebiet direkt nebeneinander.
In einem kleinen Büro sitzen der Landrat Burkhard Schröder und sein Dezernent Dennis Granzow. Sie freuen sich darüber, dass Amazon gekommen ist. 161 Langzeitarbeitslose haben sie schon vermittelt, auf mindestens 300 hoffen sie. Der ortsübliche Lohn im Handel liegt bei nur 7,50 Euro.
10.500 Hartz-IV-Empfänger im erwerbsfähigen Alter gibt es im Havelland, viele von ihnen ohne Qualifizierung. Bei Amazon ist jeder in vier Tagen angelernt und voll einsetzbar. Solche Jobs gibt es in Deutschland nur noch selten.
Hoffen auf längere Beschäftigung
Im Lager Brieselang hoffen viele derjenigen, die befristet beschäftigt sind, dass sie länger bleiben können. Erkan Güler, 35, aus Berlin-Spandau, hat Abitur und eine Ausbildung als Koch und Kellner. Für ihn sei der Job bei Amazon aber besser, sagt er. Er habe oft schwarz und abends arbeiten müssen.
"Ich hoffe, dass der Vorarbeiter ein gutes Wort für mich einlegt." Wie viele der 800 Saisonkräfte eine Festanstellung bekommen, will Manager Müller jedoch nicht sagen. Auch bei anderen Themen bleibt er vage. Etwa, ob es eine Klimaanlage im Sommer geben werde.
Man müsse erst einmal sehen, wie heiß es hier überhaupt werde. Was er sicher sagen kann, ist, dass ein starrer Tarifvertrag nicht das Richtige für Amazon sei. Könnte Ver.di ein Problem werden für das Weihnachtsgeschäft? Nein, ist Müller sich sicher, das Winterwetter sei für die Logistik eine "größere Herausforderung".
Quelle
Passt eigentlich ganz gut im Weltweiten Themenjahr 1913, toll wenn sich Geschichte wiederholt.Vielleicht könnte man ja ein paar Kameras aufstellen und da eine Selektionsshow draus machen.Live im TV können dann zuschauer entscheiden, wer raus fliegt oder nicht,weiol der Mitarbeiter nicht fleissig genug ist.Das ganze Natürlich unter Aufsicht der gewerkschaft,die sich mit frischen Kaffee und lecker Schnittchen als Juy betättigen. Wo sind eigentlich die Linken Revolutionäre, die sicvh immer gerne im Leiden anderer weiden,warten mal wieder das alles vor die Hunde geht, damit sie Klappspaten bekommen,die Zeitungen austragen dürfen und ihre Stände machen,was.
Sitzen wahrscheinlich im Internet und schauen,was man so alles schöne bei Amazon zu Weihnachten kaufen kann, was dann von unterbezahlten Subtransportfirmen geliefert wird.
Toll was alles möglich ist im sogenannten Amerikanischen Deutschland, dem Land der unbegrenzten möglichkeiten.
Nun unsere Schwarze Hexe ist Anhänger von dem Verein, gibt nichts besseres als Amazon für Sie, da wird bestellt bs der Arzt kommt,dank der amazon Creditkarte und den Farmaramafreunden.
Aber eigentlich auch Scheiß egal, im pharaonensystem gab es immer schon Sklaven, warum nicht heute.
Weshalb sich aufregen, wegen kinderarbeit,wenn die Sachen so günstig und schön' sind.Manch einer kann gar nicht anders als dort zu kaufen, dank Hartz IV, da nützt auch keine Mahnung an die Vernunft.
Wie waren die Arberitsverhältnisse noch bei Walmarkt,schön beschissen, aber die Leute haben duie Bude eingerannt.
Eigentlich interessiert es keinen, wie, wo und warum etwas produziert wird, hauptsache der Preisstimmt.
Erinnert etwas an die KZ's im dritten Reich,wo durch billige Produktion die Kriegsmaschienerie am laufen gehalten wurde, damit Helden an den Deutschen fronten iheren Arsch weg geschossen bekamen.
Heute wird das etwas sauberer gemacht, dank Pharmaindustrie & ALG II, Behörden willkür und Justiz.
Man muss halt opfer bringen in einem Krieg und wir sind in einem Krieg, den Krieg gegen den Terror.
Und der Terror heißt Konsumterror,Medienterror,Staatsterror usw.
1913 = 2013
Hundert Jahre dazwischen und nichts gelernt, armes Europa, armes Deutschland.
Wie Roboter bewegen sich die Mitarbeiter in orangen Signaljacken durch die Gänge. Sie schieben Wagen mit Paketen an den Regalen vorbei, der Scanner in der Hand bestimmt ihren Weg. Keiner spricht. Es ist gespenstisch still im Warenlager von Amazon.
Nur die Gabelstapler hupen, immer wenn die Fahrer an einen Übergang für die Fußgänger kommen – auch wenn keiner in Sicht ist. "Amazon möchte, dass die Mitarbeiter ihr Gehirn ablegen, bevor sie das Lager betreten", sagt Stefan G., Lagerarbeiter in Bad Hersfeld. Er hat vorher in einem Metallbetrieb gearbeitet.
"Dort war es positiv, eine eigene Meinung zu haben", erinnert er sich. "Mich haben sie jetzt so weit. Ich mache, was man mir sagt."
Amazon, der weltweit größte Onlinehändler, verspricht seinen Kunden perfekten Service: "Hallo, Benedikt", begrüßt die Webseite, danach folgen Angebote, die oft überraschend genau auf die Wünsche des Kunden zugeschnitten sind. Es ist der Alles-Laden, Versand sofort, Ankunft am nächsten Tag.
Dieses Versprechen von Zuverlässigkeit kommt bei den deutschen Kunden gut an. Von 2010 bis 2012 steigerte der Konzern seinen Umsatz in Deutschland um 60 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro. Amazon dominiert den deutschen Versandhandel, verbucht ein Viertel aller Umsätze für sich.
Ich sehe keinen Konkurrenten, der dem Unternehmen die Stellung streitig machen kann", sagt Mirko Warschun, Handelsexperte bei der Unternehmensberatung AT Kearney.
Völlige Konformität
Hinter den Kulissen, in den Versandzentren, setzt der Konzern aus Seattle weltweit auf völlige Konformität – individuell dürfen bei Amazon nur die Kunden handeln. Wer auf "Bestellen" klickt, setzt eine Maschinerie in Gang, die den Mitarbeitern keine Abweichungen von standardisierten Abläufen erlaubt.
Nur dank dieses auf Effizienz, Leistungsdruck und Kontrolle ausgerichteten Geschäftsmodells kann Amazon die Nachfrage Hunderttausender Artikel innerhalb weniger Stunden befriedigen. Zugleich bringt dieses Modell den Konzern aber bei seinen Kunden in Verruf. Negative Berichte und eine Gewerkschaftskampagne haben dafür gesorgt, dass sich das Bild des Versandhauses in Deutschland verschlechtert hat.
Im "Yougov"-Markenindex stürzte das Ansehen des Unternehmens im Frühling von 87 auf 50 Punkte ab. Ein Skandalbericht über die angeblich schlechte Behandlung von Leiharbeitern am Standort Bad Hersfeld hatte Amazon seine Position als beliebtesten Onlinehändler genommen.
Nun läuft in Deutschland das Weihnachtsgeschäft an – und Aktionen der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di werden dem Konzern erneut negative Schlagzeilen bescheren. Im Advent plant die Gewerkschaft Arbeitsniederlegungen, um Amazon unter Druck zu setzen. "Man muss mit weiteren Streiks rechnen", sagt Ver.di-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger der "Welt am Sonntag".
Und: "Unsere Aktionsfähigkeit kann auf alle Standorte übergreifen. Weitere Standorte für neue Streiks neben Leipzig und Bad Hersfeld sind in Planung." Manchmal reichten "wenige Menschen an der richtigen Stelle, um Amazon zu treffen. Wir werden uns auf Tage konzentrieren, die das Geschäft besonders stören, und die Streiks auch miteinander vernetzen", fügt sie hinzu.
Kulturkampf Amerika versus Deutschland
Seit April bestreikt die Dienstleistungsgewerkschaft immer wieder einzelne Versandzentren. Erklärtes Ziel der Gewerkschafter: Amazon soll einen Tarifvertrag für seine über 9000 deutschen Angestellten abschließen. Der Streit ist aber nicht nur ein Tarifkonflikt, sondern auch ein deutsch-amerikanischer Kulturkampf zwischen einer Gewerkschaft, die im Handelsbereich mit sinkenden Mitgliederzahlen und abnehmender Tarifbindung kämpft, und einem US-Konzern, der mit Mitbestimmung und Flächentarifverträgen wenig anfangen kann.
Doch wie behandelt Amazon seine Mitarbeiter wirklich? Das ist eine Frage, die selbst Gewerkschafter nicht in einem Satz beantworten können.
Im Ver.di-Büro Bad Hersfeld sitzen im Oktober fünf fest angestellte Amazon-Mitarbeiter und der Betriebsratsvorsitzende des Lagers "FRA 1", benannt nach dem nächstgelegenen Flughafen Frankfurt/Main. Der Amazon-Standort ist mit 3500 Mitarbeitern der größte in Deutschland.
Alle außer dem Betriebsratsvorsitzenden Lothar Bruns wollen ihre Namen lieber nicht veröffentlicht sehen. Wie es denn sei, bei Amazon zu arbeiten? "Das kann man so pauschal nicht sagen, das erlebt jeder anders", sagt Christian Z. Silke R. berichtet, dass Amazon ein guter Arbeitgeber sei, die Kollegen nett. Sie wünsche sich aber die Sicherheit eines Tarifvertrags.
Je länger die Amazon-Angestellten sprechen, desto mehr Unzufriedenheit klingt durch. Nicht mit der Arbeitssicherheit oder dem Lohn. Mit 1900 Euro brutto im Monat sind die Angestellten zufrieden. Stattdessen berichten sie von einem System mit Leistungsdruck, starren Vorgaben und als Schikanen empfundenen Äußerungen mancher Führungskräfte. Es passiere immer wieder, dass man auch wegen kleiner Regelverstöße eine Abmahnung erhalte.
Jeder Schritt ist genormt
Bei der Arbeit im Lager wird kein Detail dem Zufall oder dem Willen des Arbeitnehmers überlassen. "Die ganze Firma besteht aus Regeln, jeder Arbeitsschritt ist genormt. Ob die Vorgaben Sinn machen, ist egal", sagt Markus L. Überall im Lager prangen Befehle. "Handlauf benutzen" lautet der erste davon, auf einem Plastikschild im Treppenhaus.
Zur Sicherheit zeigt es zusätzlich ein Foto des Handlaufs. Im Pausenraum hängt der Schriftzug "Pausenraum", darunter ein Foto von einem leeren Tisch. "Tische sauber und ordentlich verlassen" lautet die Anweisung. Wer einen Schreibtisch hat, muss die Computermaus am Abend in einem gelb markierten Rechteck platzieren.
Aus Sicht von Amazon ist diese Gängelung notwendig, Standardisierung ist das Erfolgsgeheimnis des Unternehmens. "Sie ist die Basis unseres Wachstums", sagt Amazon-Manager Carsten Müller. Er leitet das Versandzentrum im brandenburgischen Brieselang. Das Geschäft mit knappsten Margen setzt die Konkurrenz unter Druck, erlaubt Tiefstpreise und das Versprechen schneller, versandkostenloser Lieferung.
Je mehr Bestellungen Amazon abwickelt, desto knapper kann der Konzern pro einzelner Bestellung kalkulieren. In den vergangenen vier Jahren wies Amazon eine Umsatzrendite von durchschnittlich gerade einmal 1,8 Prozent pro Quartal aus, der Konzern verdient an einem verkauften Zehn-Euro-Artikel unterm Strich also nur 18 Cent. Und das nur, weil jeder Ablauf bis ins kleinste Detail optimiert ist.
Abweichungen würden die Kalkulation stören. Seitdem Amazon mit seinem Express-Angebot "Prime" Kunden Lieferungen innerhalb von 24 Stunden zusagt, wurde der Effizienzdruck noch einmal erhöht. In Rekordzeit eröffnet der Konzern neue Versandzentren, um sein Netzwerk dichter zu stricken und das 24-Stunden-Versprechen zu erfüllen.
Vom Baubeginn bis zum ersten versandten Paket in Brieselang vergingen weniger als sechs Monate. Dieses Tempo ist nur möglich, wenn alle Abläufe weltweit kopierbar sind.
Komplexe Software
Bestellt ein Kunde ein Produkt, entscheidet eine weltweit vernetzte Steuerungssoftware, welches Versandzentrum den Auftrag übernimmt. Sie berücksichtigt dabei nicht nur Lagerbestände und Lieferzeit, sondern auch Kapazitäten der einzelnen Lager sowie Störfaktoren wie Glatteis, Maschinendefekte – oder eben Streiks. Dieses System erschwert es Ver.di enorm, den Riesen aus dem Takt zu bringen.
Die Schlagzahl halten Mitarbeiter hoch, die der Konzern robotergleich einsetzt. Als "Picker" sammeln sie mit kleinen Wagen Waren aus den Regalen und lassen sich dabei von einem Navigationssystem steuern. Das kleine Handgerät, der Scanner, gibt ihnen vor, welche Waren sie in welcher Reihenfolge woher holen müssen, erfasst die gesammelten Produkte im Wagen – und meldet die Leistungen jedes einzelnen Pickers an seinen Abschnittsleiter.
Wer langsamer arbeitet als vom System vorgegeben, der bekommt eine schriftliche Kurznachricht vom Chef auf sein Handgerät geschickt. Unterhaltungen zwischen den Angestellten sind unerwünscht.
Der Leistungsdruck sei hoch, sagt Betriebsrat Bruns, der schon seit 14 Jahren bei Amazon arbeitet. "Beim Start-Meeting morgens kann es passieren, dass der Chef einem seine individuelle Leistungskurve ausgedruckt vor die Nase hält." Liegt sie unter dem Schnitt der Abteilung, dann werde gefragt, warum.
Dank der Standardisierung einfachster Abläufe kann Amazon zur Weihnachtszeit seine Belegschaft allein in Deutschland innerhalb weniger Tage um 15.000 ungelernte Arbeitskräfte aufstocken. Äußert ein einzelner Angestellter Änderungswünsche, quittieren die Vorgesetzten das mit dem immer gleichen Satz: "Danke, das nehme ich so mit."
Änderungen jedoch werden nur dann umgesetzt, wenn sie messbare Vorteile bringen. Der gesamte Konzern ist zahlengetrieben, in den Lagerhallen hängen aktuelle Statistiken über die Tages-, Wochen-, Monatsleistung. Die Manager der mittleren Ebene werden vor allem an der Erfüllung dieser Zahlenvorgaben gemessen – wer patzt, muss mit bohrenden Fragen seiner unter demselben Druck stehenden Vorgesetzten rechnen.
Rückkehr des Taylorismus
Experten sehen in dem System die Rückkehr einer eigentlich überwunden geglaubten Arbeitsform. "Es gibt Dienstleistungsbereiche wie den Onlinehandel, Logistik oder auch Callcenter, wo es die Tendenz gibt, Tätigkeiten für Mitarbeiter zu vereinfachen, zu standardisieren. Gerade bei Amazon kann man von einem neuen oder Neo-Taylorismus sprechen", sagt Jürgen Pfitzmann, Arbeitsorganisationsexperte von der Universität Kassel.
Der Taylorismus sei auf Überwachung und Kontrolle begründet, Mitwirkung und Freiheit des Mitarbeiters seien stark eingeschränkt oder existierten nicht. Das könne zu psychischen Problemen und Demotivation führen.
Amazons globaler Logistik-Vorstand, Dave Clark, verteidigt das Zahlensystem: "Wie viele Firmen haben wir Erwartungen an unsere Angestellten – Vorgaben für Produktivität gibt es nicht nur bei Amazon", sagt er. "Wir achten sehr genau darauf, diese Zahlenvorgaben an die örtlichen Gegebenheiten anzupassen, und Einzelne nicht zu überfordern. Manche mögen das als sehr enge Kontrolle empfinden – doch de facto arbeiten wir sehr langfristig und vorhersehbar."
Ver.di missfällt diese Art des Umgangs mit den Mitarbeitern, dort setzt die Kampagne an. Außerdem wollten die Menschen eine "verbindliche Tarifstruktur", sagt Gewerkschafterin Nutzenberger in ihrem Berliner Büro. Dabei gehe es nicht nur um Geld, sondern auch um Aufstiegschancen und ein geregeltes Einkommen.
Die Pausenräume seien häufig zu weit weg und es gebe kaum klimatisierte Arbeitsplätze, klagt die Ver.di-Frau. Amazon hat in beiden Punkten bereits Verbesserungen eingeleitet. Richtige Skandale klingen anders. In der Fleischbranche zum Beispiel werden teilweise Löhne unter sechs Euro gezahlt. "Wegen der öffentlichen Aufmerksamkeit achtet Amazon nun stärker darauf, keine Skandalmeldungen zu verursachen wie vor einem Jahr mit der Leiharbeit", registriert auch Nutzenberger.
Gewerkschaft den Wind aus den Segeln nehmen
Nach den Angriffen der vergangenen Jahre hat Amazon der Gewerkschaft zunehmend den Wind aus den Segeln genommen: Das Unternehmen bemüht sich, keine Leiharbeiter mehr zu engagieren und hat sich zum Ziel gesetzt, deutschlandweit 80 Prozent der Mitarbeiter fest anzustellen.
Amazon will mindestens 9,55 Euro pro Stunde zahlen – und jetzt gibt es auch noch Weihnachtsgeld. Zu Halloween spendierte Amazon in Bad Hersfeld Punsch für alle, Kaffee und Tee sind in den Lagern neuerdings umsonst. "Die geben sich schon Mühe", bestätigt Betriebsrat Bruns.
Allerdings anders, als sich das die Gewerkschaft vorstellt. Das Unternehmen will, dass sich die Mitarbeiter wie Anteilseigner verhalten. Deswegen gibt es selbst für die einfachen Arbeiter einen Bonus: Wenn die Ziele bei Produktivität, Sicherheit und Inventargenauigkeit eingehalten oder übertroffen werden, zahlt Amazon maximal acht Prozent Gehalt zusätzlich.
Leistung und Bonushöhe zeigt eine Digitalanzeige im Eingangsbereich der Versandzentren stundengenau an. Nach zwei Jahren Betriebszugehörigkeit erhalten die Mitarbeiter Aktienoptionen, um noch enger eingebunden zu werden. Lagerarbeiter zu Aktionären – das klingt nicht nach Klassenkampf.
Ver.di führt diesen Kampf nicht nur wegen der Mitarbeiter. Im Einzelhandel sinkt seit Jahren die Tarifbindung, damit schwindet auch die Bedeutung von Ver.di. Und eine Gewerkschaft, die keine Löhne mehr verhandelt, kann nur schwer Mitglieder werben. Selbst im Westen liegt die Tarifbindung im Einzelhandel nur bei 45 Prozent.
"Amazon hat bei uns einen hohen Stellenwert, weil sich der Preis und der Marktanteil auf die Bedingungen im traditionellen Handel auswirken", sagt Nutzenberger, "und weil gute Arbeitsbedingungen im Versand- und Onlinehandel ebenso wichtig sind wie im stationären Einzelhandel."
Amazon sieht sich als Start-up
Doch Amazon ist ein US-Unternehmen, das sich selbst immer noch als Start-up begreift. Es fällt ihm schwer, die Gewerkschaften als Partner zu sehen – sie sind eher Störfaktoren in der eigenen Beziehung zu den Arbeitnehmern. "Wir pflegen eine direkte Beziehung mit unseren Leuten: durch Betriebsräte und Mitarbeiterforen und durch viele Möglichkeiten zum Feedback", sagt Logistik-Vorstand Clark.
Er ist weltweit für alle Versandzentren verantwortlich, und will sich von Gewerkschaftern nicht reinreden lassen: "Ver.di ist nicht Teil dieser Beziehung, deswegen verwende ich nicht viel Zeit für sie."
Tatsächlich beschreibt das Unternehmen die Existenz von Betriebsräten und Gewerkschaften im Geschäftsbericht 2012 als "Risiko". Seine Löhne lehnt Amazon in Deutschland an den Tarifvertrag in der Logistik an, dessen Vorgaben knapp zwei Euro pro Stunde unter denen des Versandhandels liegen. Tarifverhandlungen lehnt der Konzern seit Jahren ab, Gespräche mit Ver.di hätten zu keinem Ergebnis geführt, sagt Nutzenberger. "Amazon will keinen Tarifvertrag."
Ralf Kleber, Deutschlandchef des Unternehmens, antwortet darauf mit einer Gegenfrage: "Warum sollten wir Tarifverhandlungen beginnen? Davon würde nur die Gewerkschaft profitieren. Amazon zahlt in der Logistik-Branche bereits überdurchschnittlich, und wir stehen in einem direkten Dialog mit unseren Arbeitnehmern – dafür benötigen wir Ver.di nicht."
Neue Klagen in Vorbereitung
Mit den Betriebsräten gibt es ohnehin schon genug Ärger. Lothar Bruns beklagt, dass viele Manager arbeitsrechtlich schlecht ausgebildet seien. In Fulda gibt es am 16.12. einen Termin vor dem Arbeitsgericht – der Betriebsrat wirft dem Unternehmen vor, die Informationspflichten bei der Umgestaltung von Arbeitsplätzen nicht eingehalten zu haben. Auch in anderen Bereichen pocht der Betriebsrat auf seine Mitbestimmungsrechte – und plant entsprechende Klagen.
Bei Amazon betont man, dass dem Unternehmen "sehr viel daran gelegen ist, mit dem Betriebsrat gut zusammenzuarbeiten". Und wenn Fehler gemacht würden, diese zu beheben. Es gebe sogar ein "Employee Relations Team", das zur Beratung bei solchen Fragen ständig von Lager zu Lager reise. Die Manager sollten demnächst in Sachen Betriebsverfassungsgesetz und Mitbestimmung "weitergebildet werden".
Amazon sieht es nicht gern, wenn die Mitarbeiter aktiv bei Ver.di sind. Bei einem Streik habe der Betriebsleiter in Bad Hersfeld jedem Kollegen, der zur Arbeit erschienen sei, die Hand persönlich geschüttelt und ihm gedankt, sagen Mitarbeiter. In den Betriebsversammlungen, die einmal im Monat stattfinden, sprechen die Manager Ver.di offen an: "Ihr müsst euch fragen, ob Ver.di die richtige Lösung für euch ist."
Wie stark die Gewerkschaft bei Amazon organisiert ist, gibt sie nicht bekannt. In Bad Hersfeld liege der Organisationsgrad im "vierstelligen Bereich", sagt Bruns. Beim letzten Streik hätten aber nur 600 Mitarbeiter mitgemacht.
Wütende Kommentare gegen Ver.di
Viele Angestellte betrachten Ver.dis Engagement mit Sorge. Für sie ist die Arbeit oft die einzige Chance. In von Ver.di eingerichteten Internetforen kritisieren sie die Streiks, da sie eine Verlagerung ihrer Jobs in Versandzentren in Polen oder Tschechien fürchten. Dort stehen Kommentare wie dieser: "Überlegt euch mal was ihr mit euren scheiß Streiks erreicht!?!?! Nämlich nur eins: Ihr gefährdet unsere Arbeitsplätze!"
Obwohl die Lagerhalle in Brieselang erst im Oktober eröffnet worden ist, arbeiten hier schon 1200 Mitarbeiter – 300 fest, 800 befristet bis zum 31. Dezember. Fast alle kommen aus der Langzeitarbeitslosigkeit. Amazon braucht sich sein Personal nicht selbst zu suchen: Die Arbeitsagenturen und Jobcenter kümmern sich darum.
Vor allem nach zwei Kriterien entscheidet der Konzern, wo er sich ansiedelt: die Anbindung an Straßen und Flughäfen und das Reservoir an Arbeitskräften. Besonders geeignet sind Gegenden mit hoher Arbeitslosigkeit.
So wie der Landkreis Havelland. Im dortigen Jobcenter, in Brieselang, begrüßen zwei große Werbetafeln die Besucher: Die eine wirbt für Jobs bei Amazon, die andere für Zalando. Die beiden Lagerhallen stehen im Gewerbegebiet direkt nebeneinander.
In einem kleinen Büro sitzen der Landrat Burkhard Schröder und sein Dezernent Dennis Granzow. Sie freuen sich darüber, dass Amazon gekommen ist. 161 Langzeitarbeitslose haben sie schon vermittelt, auf mindestens 300 hoffen sie. Der ortsübliche Lohn im Handel liegt bei nur 7,50 Euro.
10.500 Hartz-IV-Empfänger im erwerbsfähigen Alter gibt es im Havelland, viele von ihnen ohne Qualifizierung. Bei Amazon ist jeder in vier Tagen angelernt und voll einsetzbar. Solche Jobs gibt es in Deutschland nur noch selten.
Hoffen auf längere Beschäftigung
Im Lager Brieselang hoffen viele derjenigen, die befristet beschäftigt sind, dass sie länger bleiben können. Erkan Güler, 35, aus Berlin-Spandau, hat Abitur und eine Ausbildung als Koch und Kellner. Für ihn sei der Job bei Amazon aber besser, sagt er. Er habe oft schwarz und abends arbeiten müssen.
"Ich hoffe, dass der Vorarbeiter ein gutes Wort für mich einlegt." Wie viele der 800 Saisonkräfte eine Festanstellung bekommen, will Manager Müller jedoch nicht sagen. Auch bei anderen Themen bleibt er vage. Etwa, ob es eine Klimaanlage im Sommer geben werde.
Man müsse erst einmal sehen, wie heiß es hier überhaupt werde. Was er sicher sagen kann, ist, dass ein starrer Tarifvertrag nicht das Richtige für Amazon sei. Könnte Ver.di ein Problem werden für das Weihnachtsgeschäft? Nein, ist Müller sich sicher, das Winterwetter sei für die Logistik eine "größere Herausforderung".
Quelle
Passt eigentlich ganz gut im Weltweiten Themenjahr 1913, toll wenn sich Geschichte wiederholt.Vielleicht könnte man ja ein paar Kameras aufstellen und da eine Selektionsshow draus machen.Live im TV können dann zuschauer entscheiden, wer raus fliegt oder nicht,weiol der Mitarbeiter nicht fleissig genug ist.Das ganze Natürlich unter Aufsicht der gewerkschaft,die sich mit frischen Kaffee und lecker Schnittchen als Juy betättigen. Wo sind eigentlich die Linken Revolutionäre, die sicvh immer gerne im Leiden anderer weiden,warten mal wieder das alles vor die Hunde geht, damit sie Klappspaten bekommen,die Zeitungen austragen dürfen und ihre Stände machen,was.
Sitzen wahrscheinlich im Internet und schauen,was man so alles schöne bei Amazon zu Weihnachten kaufen kann, was dann von unterbezahlten Subtransportfirmen geliefert wird.
Toll was alles möglich ist im sogenannten Amerikanischen Deutschland, dem Land der unbegrenzten möglichkeiten.
Nun unsere Schwarze Hexe ist Anhänger von dem Verein, gibt nichts besseres als Amazon für Sie, da wird bestellt bs der Arzt kommt,dank der amazon Creditkarte und den Farmaramafreunden.
Aber eigentlich auch Scheiß egal, im pharaonensystem gab es immer schon Sklaven, warum nicht heute.
Weshalb sich aufregen, wegen kinderarbeit,wenn die Sachen so günstig und schön' sind.Manch einer kann gar nicht anders als dort zu kaufen, dank Hartz IV, da nützt auch keine Mahnung an die Vernunft.
Wie waren die Arberitsverhältnisse noch bei Walmarkt,schön beschissen, aber die Leute haben duie Bude eingerannt.
Eigentlich interessiert es keinen, wie, wo und warum etwas produziert wird, hauptsache der Preisstimmt.
Erinnert etwas an die KZ's im dritten Reich,wo durch billige Produktion die Kriegsmaschienerie am laufen gehalten wurde, damit Helden an den Deutschen fronten iheren Arsch weg geschossen bekamen.
Heute wird das etwas sauberer gemacht, dank Pharmaindustrie & ALG II, Behörden willkür und Justiz.
Man muss halt opfer bringen in einem Krieg und wir sind in einem Krieg, den Krieg gegen den Terror.
Und der Terror heißt Konsumterror,Medienterror,Staatsterror usw.
1913 = 2013
Hundert Jahre dazwischen und nichts gelernt, armes Europa, armes Deutschland.
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